Katrin Sass

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Katrin Sass in der Sendung Markus Lanz, 2012
Ruth Reinecke, Uwe Kockisch und Katrin Sass als DDR-Bürger der 1980er Jahre in der ARD-Serie Weissensee (2014)

Katrin Sass (zwischenzeitlich: Saß, * 23. Oktober 1956 in Schwerin) ist eine deutsche Theater-, Film- und Fernsehschauspielerin.

Leben und berufliche Entwicklung

Ihre Mutter ist die Schauspielerin Marga Heiden (1921–2013), die im DDR-Fernsehen durch Mundartstücke der Fritz-Reuter-Bühne Schwerin bekannt wurde. Auf ihr Drängen lernte Katrin Sass zunächst den Beruf der Facharbeiterin für Fernsprechtechnik und war dann Ankleiderin an einem Theater.[1] Der erste Bewerbungsversuch an der Berliner Schauspielschule scheiterte, der zweite in Rostock[2] gelang.

Im Jahr 1979 gab sie mit 23 Jahren ihr Filmdebüt mit der Hauptrolle in dem Film Bis daß der Tod euch scheidet, wo sie eine früh desillusionierte junge Ehefrau verkörperte. Ihre große Karriere begann Anfang der 1980er Jahre. Für ihre Darstellung in dem Film Bürgschaft für ein Jahr (1981), gedreht noch während ihrer Studienzeit, erhielt sie auf der Berlinale 1982 in West-Berlin den Silbernen Bären. Sass selbst gibt an, als Reaktion auf die westdeutsche Auszeichnung bei der Berlinale, zu der sie reisen durfte, vom DDR-Regime zwei Jahre lang keine Filmrollen mehr erhalten zu haben.[3] Ab Mitte der 1980er Jahre war sie allerdings in zahlreichen DEFA-Filmen zu sehen und wurde 1987 in der DDR zur Schauspielerin des Jahres gekürt.

Ihre Theaterlaufbahn begann Anfang der 1980er Jahre am Kleist-Theater in Frankfurt (Oder), 1981 holte Peter Sodann sie nach Halle/Saale. Es folgte ein Engagement am Schauspielhaus in Leipzig bis 1990.

Mit Ausnahme der Fernsehreihe Polizeiruf 110, in der sie von 1993 bis 1998 als Hauptkommissarin Tanja Voigt auftrat, hatte sie in den 1990er Jahren kaum Engagements.[4] Sass litt seit ihrem neunzehnten Lebensjahr und besonders nach der Wende an Alkoholsucht, die sie erst 1998 überwand und ab 2001 in der Öffentlichkeit thematisiert hat.[5][6] Aufgrund ihrer Suchterkrankung wurde ihr 1998 vom ORB, der damals produzierenden Sendeanstalt, ihre Rolle als Kommissarin im Polizeiruf 110 gekündigt.[7]

Sass’ Angaben zufolge habe sie ihren Nachnamen in der DDR in Saß ändern lassen müssen. Sie vermute, dass die damaligen staatlichen Autoritäten mit der Schreibweise Sass die „Nazi-Kürzel“ SA und SS assoziierten und sie daher verboten.[8][9] Ihr Name wurde allerdings auch in DDR-Filmen und Serien mit Doppel-S geschrieben.[10] Außerdem trat sie noch lange nach dem Ende der DDR unter der Schreibweise Saß auf[11] und wird auch in ihrer Autobiografie Das Glück wird niemals alt mit „ß“ geschrieben.[12]

Sass gibt an, zu DDR-Zeiten von ihrer besten Freundin Sabine seit 1987 aus Rache[13] sowie von Freunden und Kollegen, die sich als Inoffizielle Mitarbeiter von der Stasi hatten anwerben lassen, bespitzelt worden zu sein.[3]

Mit den Hauptrollen im Sozialdrama Heidi M. (2001) und im internationalen Publikumserfolg Good Bye, Lenin! (2003) hatte sie ein Comeback auf der Kinoleinwand. Im August 2006 spielte sie die Rolle der Celia Peachum in einer Inszenierung von Bertolt Brechts Dreigroschenoper von Klaus Maria Brandauer am Metropol-Theater Berlin. Sie ist seither in mehreren Fernsehfilmen und -serien zu sehen.

Im Januar 2013 geriet Sass in den Fokus der Aufmerksamkeit, nachdem sie in der Talkshow Markus Lanz den Schauspieler und Moderator Peer Kusmagk aufgrund seiner Dschungelcamp-Teilnahme verbal angegriffen und nach Auffassung von Kritikern persönlich beleidigt hatte.[14] Der Stern, dessen Berichterstattung Sass in derselben Talkshow ebenfalls kritisiert hatte, bezeichnete ihren Diskussionsstil als „arrogante Schulmeisterei“ und „unter der Gürtellinie“ und verglich Sass mit Klaus Kinski.[15]

Sass war von 1991 bis 2007 mit dem Regisseur Siegfried Kühn verheiratet. Sie lebt in Mecklenburg und Berlin-Müggelheim.[16]

2013 veröffentlichte sie die Lieder, die sie in ihrer Rolle als Sängerin in der TV-Serie Weissensee vorgetragen hat, unter dem Titel Königskinder als Album.[17]

Filmografie

Kino

Fernsehfilme (Auswahl)

Fernsehserien (Auswahl)

Fernsehauftritte (Auswahl)

Musikvideos

Auszeichnungen

Literatur

Weblinks

Commons: Katrin Sass – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Bildbox: Katrin Saß, in: Neues Leben 1981, H. 7, S. 65f
  2. Christina Brecht-Benze: Setzen, Sechs! – Schulgeschichten aus Deutschland (2/3). Verpasste Chancen. Dokumentarfilm im Auftrag des SWR. Deutsche Erstausstrahlung am 15. Dezember 2005.
  3. a b Wie mich die Stasi mit Turnschuhen ködern wollte. Welt.de, 13. September 2010; abgerufen am 20. August 2015.
  4. Jens-Uwe Korsowsky: Katrin Saß: Bonjour Katrin, Good Bye Lenin. Emma 2/2003, 1. März 2003, abgerufen am 20. August 2015.
  5. Katrin Sass: „Ich möchte offen über die Sucht reden“. (Memento vom 4. Januar 2012 im Internet Archive) Interview aus Gesundheit und Gesellschaft Spezial 12/2010, KomPart-Verlags-Gesellschaft, Bonn. Wiedergegeben auf brigitte.de, 1. November 2011
  6. Interview Katrin Saß: „Wer fragt hier noch nach Ossi oder Wessi?“ Der Tagesspiegel, 22. März 2009, abgerufen am 20. August 2015. Aus: Manuela Arand, Thomas Knuth: Berlin 1989–2009: eine Bilanz in 12 Gesprächen. Berlin-Story-Verlag, Berlin, 2009, ISBN 978-3-86855-010-8.
  7. Bernhard Borgeest, Heiner Bayer: „Wer nicht am Abgrund steht, dem wachsen keine Flügel“. Focus 30/2003, 21. Juli 2003, S. 103–110.
  8. Katrin Saß: Das Glück wird niemals alt, S. 22, 2003. „[…] sagte der Pförtner immer das Gleiche: ‚Wo willst du hin, zu Hans-Otto Sass, SA-SS, Doppelnazi […]‘ Damals wurden wir noch mit Doppel-S geschrieben. Später, als ich meinen Ausweis schon hatte, musste die Familie Sass zur Polizei und das ‚ss‘ wurde in ein ‚ß‘ verwandelt, keiner wusste warum. Das hatte vielleicht mit dem Satz des Pförtners zu tun.“
  9. Karen Gottschild: Warum Katrin Sass in der DDR als „Doppel-Nazi“ galt. Bild.de, 2. September 2010; abgerufen am 20. August 2015.
  10. z. B.: Bis dass der Tod euch scheidet, 1978; Polizeiruf 110: Nerze, 1981; Das Haus am Fluß, 1986
  11. z. B.: Polizeiruf 110: Das Wunder von Wustermark, 1998
  12. Katrin Saß: Das Glück wird niemals alt, 2003.
  13. Schauspielerin Katrin Saß spricht in FUNK UHR über ihre schlimmste Zeit: Warum ich meine beste Freundin umbringen wollte. presseportal.de, 14. Juni 2001; abgerufen am 20. August 2015.
  14. Volker Probst: Der Aussetzer von Katrin Sass. n-tv, 30. Januar 2013, abgerufen am 31. Januar 2013
    Katrin Sass macht Peer Kusmagk nieder. B.Z., abgerufen am 31. Januar 2013 http://www.bz-berlin.de/artikel-archiv/katrin-sass-macht-peer-kusmagk-nieder (Memento vom 20. August 2015 im Internet Archive), abgerufen am 20. August 2015.
  15. Jens Maier: Katrin Sass rastet bei Markus Lanz aus. Stern.de, 30. Januar 2013, abgerufen am 31. Januar 2013.
  16. Müggelheimer Schauspielerin auf der Berlinale geehrt. In: Müggelheimer Bote, März 2010.
  17. Kurzmeldung zum Album Königskinder auf popshot.over-blog.de, 16. April 2016.