Sabolotnoje (Kaliningrad)

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Untergegangener Ort
Sabolotnoje /
Groß Warningken (Steinkirch)

Заболотное
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Nesterow
Erste Erwähnung 1517
Frühere Namen Groß Warningcken (nach 1736)
Groß Warnicken (nach 1785),
Groß Warningken (bis 1938),
Steinkirch (1938–1946)
Zeitzone UTC+2
Geographische Lage
Koordinaten 54° 43′ N, 22° 37′ OKoordinaten: 54° 42′ 58″ N, 22° 36′ 55″ O
Sabolotnoje (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Sabolotnoje (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Sabolotnoje (russisch Заболотное, deutsch ‚Groß Warningken‘, litauisch Varninkai, 1936 bis 1938 Steinkirch) ist ein erloschener Ort in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)). Er lag im Gebiet der heutigen Prigorodnoje selskoje posselenije (Landgemeinde Prigorodnoje (Petrikatschen, 1938 bis 1946 Schützenort)) im Rajon Nesterow (Kreis Stallupönen, 1936 bis 1945 Kreis Ebenrode).

Geographische Lage

Sabolotnoje lag am Flüsschen Lobenka (Kuhfließ), zehn Kilometer nordöstlich der Rajonshauptstadt Nesterow und neun Kilometer südöstlich der früheren Kreisstadt Dobrowolsk (Pillkallen, 1938 bis 1946 Schloßberg). Eine Bahnanbindung bestand nicht.

Geschichte

Seine erste Erwähnung erfuhr das Dorf Groß Warningken im Jahre 1517[1]. Es handelte sich um einen kleinen Ort, der am 8. April 1874 zu einem Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk[2] wurde. Der Amtsbezirk Groß Warningken wurde 1939 in „Amtsbezirk Steinkirch“ umbenannt und gehörte bis 1945 zum Kreis Pillkallen (1939 bis 1945 „Landkreis Schloßberg (Ostpr.)“) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen.

Groß Warningken zählte im Jahre 1910 308 Einwohner[3]. Ihre Zahl verringerte sich bis 1933 auf 232 und belief sich – nach der am 3. Juni 1938 erfolgten Umbenennung des Dorfes in „Steinkirch“ – nur noch auf 217[4].

In Kriegsfolge kam der Ort 1945 mit dem ganzen nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Ein Jahr später erhielt er die russische Bezeichnung „Sabolotnoje“ und „wechselte“ vom Landkreis Schloßberg in den neu geschaffenen Rajon Nesterow (Kreis Stallupönen, 1939 bis 1945 Kreis Ebenrode). Gleichzeitig wurde Sabolotnoje in den neu gebildeten Prigorodni selski sowjet (Dorfsowjet Prigorodnoje (Petrikatschen, 1938 bis 1946 Schützenort)) eingegliedert. Kurze Zeit noch war Sabolotnoje besiedelt, wurde dann jedoch aufgegeben.

Amtsbezirk Groß Warningken/Steinkirch (1874–1945)

Der Amtsbezirk Groß Warningken (1939 bis 1945 „Amtsbezirk Steinkirch“) bestand zwischen 1874 und 1945 und gliederte sich in acht Landgemeinden[2]:

Name Änderungsname (1938 bis 1946) Russischer Name
Bartschkühnen Kühnen
Dagutschen Tegnerskrug
Groß Daguthelen Streuhöfen
Groß Warningken Steinkirch Sabolotnoje
Klein Daguthelen Dorotheendorf (Ostpr.)
Klein Warningken Seidlershöhe
Kybarten Tiefenfelde
Werskepchen Schwarzwiesen

Kirche

Kirchengebäude

Eine Kirche erhielt Groß Warningken im Jahre 1895.[5] Sie wurde in neuromanischem Stil erbaut – als Ziegelbau mit gerade geschlossener Altarnische. Der quadratische Turm, der in eine achteckige Spitze auslief, war vorgesetzt. Nur fünfzig Jahre durfte das Gotteshaus existieren. Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit ließen das Gebäude nicht überstehen. Heute verlieren sich seine Spuren im wahrsten Sinne des Wortes „im Sand“.

Kirchengemeinde

Die evangelische Kirchengemeinde in Groß Warningken wurde 1863 gegründet.[6] Bis zum Bau der Kirche jedoch vergingen immerhin 32 Jahre. Auch die Pfarrstelle wurde erst dann besetzt. Das zur Pfarrkirche gehörige Kirchspiel bestand aus 22 Dörfern, Ortschaften und Wohnplätzen, von denen neun im Kreis Stallupönen (Ebenrode) lagen, die übrigen im Kreis Pillkallen (Schloßberg). Die Kirchengemeinde war patronatslos. Sie zählte 1925 insgesamt 3120 Gemeindeglieder und gehörte bis 1945 zum Kirchenkreis Pillkallen innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Kirchspielorte

In das Kirchspiel der Kirche Groß Warningken (Steinkirch) waren Orte aus den beiden Kreisen Pillkallen (Schloßberg) und Stallupönen (Ebenrode) eingepfarrt:[6][7]

Name Änderungsname
1938 bis 1946
Russischer
Name
Name Änderungsname
1938 bis 1946
Russischer
Name
Abracken Kornfelde Wassilkowo Klein Tarpupönen Sommerkrug Rasdolnoje
Ambraskehmen Krebsfließ *Klein Warningken Seidlershöhe
Bartschkühnen Kühnen *Kummehlupchen Ebenfelde
Bartschkehlen Bussardwalde Kybarten Tiefenfelde
Batschken Bussardhorst Peterlauken Petersort Majakowskoje
*Dagutschen Tegnerskrug Petzingken Petzingen
Groß Daguthelen Streuhöfen *Schilleningken Hainau Wyssokoje
Groß Kubilehlen Schillingen
*Groß Warningken Steinkirch Sabolotnoje *Sodargen Tretjakowo
*Jucknischken Föhrenhorst Bolschoje Mostowoje *Szillen
1936–38: Schillen
Schellendorf Tschuikowo
Klein Daguthelen Dorotheendorf (Ostpr.) Wertimlauken Kleinföhrenhorst

Pfarrer

An der Kirche Groß Warningken amtierten bis 1945 als evangelische Pfarrer:[8]

  • Eduard Hermann Rohman, 1893–1910
  • Alfred Schulz, 1910–1915
  • Rudolf Erich Sack, 1916–1923
  • Ernst Müller, 1924–1927
  • Erich Hein, 1928–1930
  • Martin Köppel, 1931–1934
  • Max Reich, 1936
  • Heinrich Petereit, 1936–1944

Kirchenbücher

Von den Kirchenbüchern der Pfarrei Groß Warningken (Steinkirch) haben sich erhalten und werden im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt:[9]

  • Taufen (1893 bis 1944)
  • Trauungen (1893 bis 1944),

dazu die entsprechenden Namensregister.

Persönlichkeiten

Aus Groß Warningken gebürtig

  • Karl Plenzat (* 22. Juli 1882 in Groß Warningken; † 1945), deutscher Pädagoge und Volkskundler

Mit dem Ort verbunden

  • Erich Rudolf Sack (1887–1943), deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Häftling im KZ Dachau, war von 1916 bis 1924 Pfarrer an der Kirche in Groß Warningken

Einzelnachweise

  1. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Steinkirch
  2. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Groß Warningken/Steinkirch
  3. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Pillkallen
  4. Michael Rademacher: Landkreis Pillkallen (russ. Dobrowolsk). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  5. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreußischer Kirchen, Göttingen, 1968, S. 110, Abb. 489.
  6. a b Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens. Band 3: Dokumente. Göttingen, 1968, S. 485.
  7. Ein * kennzeichnet einen Schulort
  8. Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg, 1968, S. 48.
  9. Christa Stache: Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil 2: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union. Berlin 1992³, S. 51.