Sabolotnoje (russischЗаболотное, deutsch ‚Groß Warningken‘, litauischVarninkai, 1936 bis 1938 Steinkirch) ist ein erloschener Ort in der russischenOblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)). Er lag im Gebiet der heutigen Prigorodnoje selskoje posselenije (Landgemeinde Prigorodnoje (Petrikatschen, 1938 bis 1946 Schützenort)) im Rajon Nesterow (Kreis Stallupönen, 1936 bis 1945 Kreis Ebenrode).
Sabolotnoje lag am Flüsschen Lobenka(Kuhfließ), zehn Kilometer nordöstlich der Rajonshauptstadt Nesterow und neun Kilometer südöstlich der früheren Kreisstadt Dobrowolsk(Pillkallen, 1938 bis 1946 Schloßberg). Eine Bahnanbindung bestand nicht.
Geschichte
Seine erste Erwähnung erfuhr das Dorf Groß Warningken im Jahre 1517[1]. Es handelte sich um einen kleinen Ort, der am 8. April 1874 zu einem Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk[2] wurde. Der Amtsbezirk Groß Warningken wurde 1939 in „Amtsbezirk Steinkirch“ umbenannt und gehörte bis 1945 zum Kreis Pillkallen (1939 bis 1945 „Landkreis Schloßberg (Ostpr.)“) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischenProvinz Ostpreußen.
Groß Warningken zählte im Jahre 1910 308 Einwohner[3]. Ihre Zahl verringerte sich bis 1933 auf 232 und belief sich – nach der am 3. Juni 1938 erfolgten Umbenennung des Dorfes in „Steinkirch“ – nur noch auf 217[4].
In Kriegsfolge kam der Ort 1945 mit dem ganzen nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Ein Jahr später erhielt er die russische Bezeichnung „Sabolotnoje“ und „wechselte“ vom Landkreis Schloßberg in den neu geschaffenen Rajon Nesterow (Kreis Stallupönen, 1939 bis 1945 Kreis Ebenrode). Gleichzeitig wurde Sabolotnoje in den neu gebildeten Prigorodni selski sowjet (Dorfsowjet Prigorodnoje (Petrikatschen, 1938 bis 1946 Schützenort)) eingegliedert. Kurze Zeit noch war Sabolotnoje besiedelt, wurde dann jedoch aufgegeben.
Amtsbezirk Groß Warningken/Steinkirch (1874–1945)
Der Amtsbezirk Groß Warningken (1939 bis 1945 „Amtsbezirk Steinkirch“) bestand zwischen 1874 und 1945 und gliederte sich in acht Landgemeinden[2]:
Name
Änderungsname (1938 bis 1946)
Russischer Name
Bartschkühnen
Kühnen
Dagutschen
Tegnerskrug
Groß Daguthelen
Streuhöfen
Groß Warningken
Steinkirch
Sabolotnoje
Klein Daguthelen
Dorotheendorf (Ostpr.)
Klein Warningken
Seidlershöhe
Kybarten
Tiefenfelde
Werskepchen
Schwarzwiesen
Kirche
Kirchengebäude
Eine Kirche erhielt Groß Warningken im Jahre 1895.[5] Sie wurde in neuromanischem Stil erbaut – als Ziegelbau mit gerade geschlossener Altarnische. Der quadratische Turm, der in eine achteckige Spitze auslief, war vorgesetzt. Nur fünfzig Jahre durfte das Gotteshaus existieren. Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit ließen das Gebäude nicht überstehen. Heute verlieren sich seine Spuren im wahrsten Sinne des Wortes „im Sand“.
Kirchengemeinde
Die evangelische Kirchengemeinde in Groß Warningken wurde 1863 gegründet.[6] Bis zum Bau der Kirche jedoch vergingen immerhin 32 Jahre. Auch die Pfarrstelle wurde erst dann besetzt. Das zur Pfarrkirche gehörige Kirchspiel bestand aus 22 Dörfern, Ortschaften und Wohnplätzen, von denen neun im Kreis Stallupönen (Ebenrode) lagen, die übrigen im Kreis Pillkallen (Schloßberg). Die Kirchengemeinde war patronatslos. Sie zählte 1925 insgesamt 3120 Gemeindeglieder und gehörte bis 1945 zum Kirchenkreis Pillkallen innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.
Kirchspielorte
In das Kirchspiel der Kirche Groß Warningken (Steinkirch) waren Orte aus den beiden Kreisen Pillkallen (Schloßberg) und Stallupönen (Ebenrode) eingepfarrt:[6][7]
Karl Plenzat (* 22. Juli 1882 in Groß Warningken; † 1945), deutscher Pädagoge und Volkskundler
Mit dem Ort verbunden
Erich Rudolf Sack (1887–1943), deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Häftling im KZ Dachau, war von 1916 bis 1924 Pfarrer an der Kirche in Groß Warningken
↑Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg, 1968, S. 48.
↑Christa Stache: Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil 2: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union. Berlin 1992³, S. 51.