Landkreis Oppeln
Der Landkreis Oppeln war ein preußischer Landkreis in Schlesien, der von 1743 bis 1945 bestand. Seine Kreisstadt war die Stadt Oppeln, die seit 1899 einen eigenen Stadtkreis bildete. Das ehemalige Kreisgebiet liegt heute in der polnischen Woiwodschaft Oppeln.
Verwaltungsgeschichte
Nach der Eroberung des größten Teils von Schlesien wurden von König Friedrich II. 1742 in Niederschlesien und 1743 auch in Oberschlesien preußische Verwaltungsstrukturen eingeführt.[1] Dazu gehörte die Einrichtung zweier Kriegs- und Domänenkammern in Breslau und Glogau sowie deren Gliederung in Kreise und die Einsetzung von Landräten. Die Ernennung der Landräte in den oberschlesischen Kreisen erfolgte auf einen Vorschlag des preußischen Ministers für Schlesien Ludwig Wilhelm von Münchow hin, dem Friedrich II. im Februar 1743 zustimmte.[2]
Im Fürstentum Oppeln, einem der schlesischen Teilfürstentümer, wurden aus den alten schlesischen Weichbildern preußische Kreise gebildet, darunter auch der Kreis Falkenberg.[3] Als erster Landrat des Kreises Oppeln wurde Erdmann Gustav von Walspeck eingesetzt.[4] Der Kreis Oppeln unterstand zunächst der Kriegs- und Domänenkammer Breslau und wurde im Zuge der Stein-Hardenbergischen Reformen dem Regierungsbezirk Oppeln der Provinz Schlesien zugeordnet.[5]
Bei der Kreisreform vom 1. Januar 1818 im Regierungsbezirk Oppeln wurden die Kreisgrenzen wie folgt geändert:[6]
- Die Dörfer Dobersdorf und Malkowitz wechselten aus dem Kreis Oppeln in den Kreis Neustadt.
- Die Dörfer Baumgarten, Ellguth-Friedland, Ellguth-Tillowitz, Floste, Groditz, Hammer, Jamke, Michelsdorf, Piechotzütz, Plieschnitz, Puschine, Sabine, Schedliske, Schiedlow, Seifersdorf, Sokollnik, Tillowitz, Weiderwitz und Woistrasch wechselten aus dem Kreis Oppeln in den Kreis Falkenberg.
- Die Dörfer Chorulla, Goradze, Grabow, Groß Stein, Klein Stein, Lowietzko, Mallnie, Ottmuth und Oderwanz wechselten aus dem Kreis Oppeln in den Kreis Groß Strehlitz.
- Das Dorf Kobyllno wechselte aus dem Kreis Rosenberg in den Kreis Oppeln.
Am 15. Mai 1899 schied die Stadt Oppeln aus dem Kreis Oppeln aus und bildete einen eigenen Stadtkreis. Der Kreis Oppeln wurde seitdem als Landkreis bezeichnet.
Zum 8. November 1919 wurde die Provinz Schlesien aufgelöst und aus dem Regierungsbezirk Oppeln wurde die neue Provinz Oberschlesien gebildet. In der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 votierten 69,4 % der Wähler für den Verbleib bei Deutschland und 30,6 % für eine Abtretung an Polen.
Zum 30. September 1929 fand im Landkreis Oppeln wie im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der fast alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
In den Jahren 1933 bis 1938 wurde im Landkreis der Turawa-Stausee angelegt. Am 1. April 1936 wurde der Stadtkreis Oppeln zu Lasten des Landkreises erweitert. Teile der Gemeinden Birkowitz, Halbendorf, Slawitz, Stefanshöh und Vogtsdorf wurden in die Stadt Oppeln eingegliedert. Am 1. April 1939 wurde die Gemeinde Karmerau aus dem Landkreis Oppeln in den Landkreis Groß Strehlitz umgegliedert.
Zwar wurden am 1. April 1938 die preußischen Provinzen Niederschlesien und Oberschlesien zur neuen Provinz Schlesien zusammengeschlossen; dieser Zusammenschluss war jedoch nur von kurzer Dauer, denn zum 18. Januar 1941 wurde die Provinz Schlesien erneut aufgelöst und aus den Regierungsbezirken Kattowitz und Oppeln die neue Provinz Oberschlesien gebildet.
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet von der Roten Armee besetzt. Im Sommer 1945 wurde das Kreisgebiet von der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß dem Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung gestellt. Im Kreisgebiet begann anschließend der Zuzug polnischer Zivilisten, die zum Teil aus den an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. In der Folgezeit wurde die deutsche Bevölkerung größtenteils aus dem Kreisgebiet vertrieben; der noch verbliebenen wurde der Gebrauch der deutschen Sprache verboten.[7]
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1795 | 52.390 | [8] |
1819 | 50.170 | [9] |
1846 | 84.312 | [10] |
1871 | 102.099 | [11] |
1885 | 115.372 | [12] |
1900 | 107.911 | [13] |
1910 | 117.906 | [13] |
1925 | 128.077 | [14] |
1939 | 144.644 | [14] |
Bei der Volkszählung von 1910 bezeichneten sich 76 % der Einwohner des Landkreises Oppeln als rein polnischsprachig und 20 % als rein deutschsprachig.[15] Bei der Volkszählung von 1939 waren 76 % der Einwohner katholisch und 20 % evangelisch.[14]
Landräte
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Kommunalverfassung
Der Kreis Oppeln gliederte sich seit dem 19. Jahrhundert in die Städte Oppeln (bis 1899) und Krappitz, in Landgemeinden und in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Gemeinden
Der Landkreis Oppeln umfasste in den 1930er Jahren die Stadt Krappitz und 135 Landgemeinden:[17][14]
- Alt Budkowitz
- Alt Poppelau
- Alt Schalkowitz
- Antonia
- Biadacz
- Bierdzan
- Biestrzinnik
- Birkowitz
- Blumenthal
- Boguschütz
- Bolko
- Borrek
- Bowallno
- Brinnitz
- Carlsruhe O.S.
- Chmiellowitz
- Chobie
- Chronstau
- Chrosczinna
- Chrosczütz
- Chrzowitz
- Chrzumczütz
- Czarnowanz
- Dambinietz
- Dammratsch
- Dammratschhammer
- Danietz
- Dembio
- Dembiohammer
- Derschau
- Dombrowitz
- Dombrowka
- Dombrowka an der Oder
- Dometzko
- Dyloken
- Dziekanstwo
- Ellguth Proskau
- Ellguth Turawa
- Falkowitz
- Fallmirowitz
- Finkenstein
- Follwark
- Frauendorf
- Friedrichsfelde (Turawa)
- Friedrichsgrät
- Friedrichsthal (Murow)
- Georgenwerk
- Gorrek
- Goslawitz
- Grabczok
- Gräfenort
- Groschowitz
- Groß Döbern
- Groß Kottorz
- Groß Schimnitz
- Grudschütz
- Halbendorf
- Halbendorf
- Heinrichsfelde (Oberschlesien)
- Hirschfelde (Gemeinde Poppelau)
- Horst
- Jaschkowitz
- Jellowa
- Kadlub-Turawa
- Karmerau
- Kempa (Lugnian)
- Klein Döbern
- Klein Kottorz
- Klein Schimnitz
- Klink
- Kobyllno
- Kollanowitz
- Komprachczütz
- Königshuld
- Konty
- Kossorowitz
- Krappitz, Stadt
- Krascheow
- Kreuzthal
- Krogullno-Gründorf
- Krzanowitz
- Kupferberg (Tarnau)
- Kupp
- Lendzin
- Liebenau
- Luboschütz
- Lugnian
- Malapane
- Malino
- Massow (Lugnian)
- Muchenitz
- Münchhausen
- Murow
- Nakel
- Neu Budkowitz
- Neu Schalkowitz
- Polnisch Neudorf
- Neuhammer (Proskau)
- Neuwedel
- Ochotz
- Plümkenau
- Podewils
- Proskau
- Przyschetz
- Przywor
- Raschau
- Rogau
- Rothhaus
- Sacken (Poppelau)
- Sakrau-Turawa
- Salzbrunn
- Schodnia
- Schulenburg (Tarnau)
- Sczedrzik
- Seidlitz
- Slawitz
- Sowade
- Straduna
- Süßenrode
- Sczepanowitz
- Tarnau
- Tauenzinow
- Tempelhof (Chronstau)
- Turawa
- Vogtsdorf
- Wengern (Turawa)
- Winau
- Wreske
- Zawisc
- Zedlitz (Murow)
- Zelasno
- Zirkowitz
- Zlattnik
- Zlönitz
- Zuzella
- Zywodczütz
Zum Landkreis gehörte außerdem die gemeindefreien Forstgutsbezirke Oppeln Nord, Oppeln Ost und Proskau.
- Eingemeindungen bis 1939
- Alt Schalkendorf (Alt Schalkowitz), am 1. April 1939 zu Schalkendorf
- Alt Schalkendorf (Neu Schalkowitz), am 1. April 1939 zu Schalkendorf
- Antonia, am 1. April 1939 zu Malapane
- Dammfelder Hammer (Dammratschhammer), am 1. April 1938 zu Eichendorf
- Erlengrund (Krzanowitz), am 1. April 1937 zu Frauendorf
- Gottesdorf (Boguschütz), am 1. April 1938 zu Glockenau
- Groß Döbern, am 1. April 1938 zu Döbern
- Halbendorf, am 1. April 1936 zu Oppeln
- Hüttendorf, 1924 zu Malapane
- Klein Döbern, am 1. April 1938 zu Döbern
- Lerchenfeld (Kobyllno), am 1. April 1938 zu Heinrichsfelde
- Massow, am 1. April 1939 zu Lugendorf
- Ostdorf (Schodnia), am 1. April 1939 zu Malapane
- Stefanshöh (Sczepanowitz), am 1. April 1936 zu Oppeln
- Wäldchen (Borrek), am 1. April 1939 zu Klosterbrück
- Wengern, am 1. April 1938 zu Königshuld
Ortsnamen
In den 1930er Jahren wurden im Landkreis Oppeln zahlreiche Gemeinden umbenannt:[14][17]
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Literatur
- Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft VI: Regierungsbezirk Oppeln, S. 56–65, Landkreis Oppeln.
- Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1865, S. 43–144.
- Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 170-171, Ziffer 3.
- Friedrich Gottlob Leonhardi: Erdbeschreibung der preussischen Monarchie, Band 3, Teil 1, Halle 1792, S. 2.
- Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 304–311.
- Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß sämmtlicher Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke, sowie solcher größeren Güter, welche innerhalb des Gemeindeverbandes mit einem Reinertrag von etwa 1500 Mark und mehr zur Grundsteuer veranlagt sind. Fünfte Ausgabe, Wilhelm Gottlob Korn, Breslau 1894, S. 410–415 (Online).
- M. Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. (Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Roland Gehrke: Landtag und Öffentlichkeit: Provinzialständischer Parlamentarismus in Schlesien 1825–1845. Böhlau Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-412-20413-6, S. 45 (Teildigitalisat).
- ↑ Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert. Akten vom 31. Mai 1740 bis Ende 1745. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Band 6,2. Paul Parey, Berlin 1901, Immediatbericht Münchows zu Bestellung von Landräthen in Oberschlesien, S. 540 (Digitalisat).
- ↑ W. F. C. Starke: Beiträge zur Kenntniß der bestehenden Gerichtsverfassung und der neusten Resultate der Justizverwaltung in dem Preussischen Staate. Carl Heymann, Berlin 1839, Kreiseinteilung des preußischen Herzogtums Schlesien im 18. Jahrhundert, S. 290 (Digitalisat).
- ↑ a b c d e f Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9.
- ↑ Verordnung zur Eintheilung des preußischen Staats nach seiner neuen Begrenzung. 1815 (Digitalisat).
- ↑ Amtsblatt Königlichen Oppelnschen Regierung 1817, Nr. XLI. Bekanntmachung der neuen Kreis-Eintheilung des Oppelnschen Regierungs-Bezirks vom 1. Oktober 1817. Oppeln, S. 523 ff. (Digitalisat).
- ↑ Franz-Josef Sehr: Professor aus Polen seit Jahrzehnten jährlich in Beselich. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2020. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg 2019, ISBN 3-927006-57-2, S. 223–228.
- ↑ Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 38 (Digitalisat).
- ↑ Statistisches Bureau zu Berlin (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des preußischen Staats. Duncker & Humblot, Berlin 1821, Schlesien, S. 90 (Digitalisat).
- ↑ Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. (Digitalisat).
- ↑ Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung 1871
- ↑ Gemeindelexikon für die Provinz Schlesien 1885
- ↑ a b www.gemeindeverzeichnis.de
- ↑ a b c d e Michael Rademacher: Oppeln. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
- ↑ Jakob Spett: Nationalitätenkarte der östlichen Provinzen des Deutschen Reiches nach dem Ergebnissen der amtlichen Volkszählung vom Jahre 1910 entworfen von Ing. Jakob Spett. Justus Perthes, 1. Januar 1910 (bibliotekacyfrowa.pl [abgerufen am 14. März 2017]). , siehe auch Schlesien#Die ethnolinguistische Struktur Oberschlesiens (1819–1910)
- ↑ Ergänzung Abberufung durch seinen Bericht über die Zeit im Widerstand (in Familienbesitz)
- ↑ a b Landkreis Oppeln Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 26. Juli 2013.