Māori-Landmarsch von 1975

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Der

Māori

-Landmarsch von 1975 war ein 29 Tage dauernder Protestmarsch der

für ihre Landrechte und gegen weitere Enteignungen, Landnahmen und Verkäufe von

Māori

-Land. Der Marsch führte von der Nordspitze Neuseelands bis hinunter nach Wellington und endete auf den Stufen des Parlamentsgebäudes mit der Übergabe des

und einer Petition an die Regierung und das Parlament, unterstützt von 60.000 Unterzeichnern.

Hintergrund

1953 erzwang die Regierung unter Premierminister

von der (

National Party

) mit dem

Maori Affairs Act

, sogenanntes unproduktives

Māori

-Land einer Nutzung zuführen zu können. Jeder der wollte, konnte nun wirtschaftlich ungenutztes Land dem

Māori
Land Court

anzeigen und sich bewerben, das Land über einen eingesetzten Treuhänder leihen zu können.[1] 1967 folgte mit dem

Maori Affairs Amendement Act

eine weitere einschneidende Maßnahme für die

Māori

, die alles Land, das sie nicht an

verkauft hatten, als Ureinwohner von Neuseeland selbstverständlich als ihr Land betrachteten. Das Gesetz aber sah vor, dass freies

Māori

-Land, welches im Besitz von vier oder weniger Personen war, in allgemeines Land umgewidmet werden sollte. Es förderte die Macht und den Einfluss von

Māori

-Treuhändern, die so zwangsweise

Māori

-Land erwerben und sogenanntes unwirtschaftliches Land verkaufen konnten. Das war per Gesetz legalisierte Enteignung und Landnahme. Das Gesetz wurde von der Regierung unter Premierminister

(

National Party

) verabschiedet und zog heftige Proteste und Demonstrationen auf der Straße nach sich.[2] Mit Zunahme der Proteste setzte sich unter den

Māori

die Erkenntnis durch, dass der seit 1962 existierende

New Zealand
Māori
Council

und die 1951 gegründete

Māori
Women’s Welfare League

als ihre bisherigen Interessensvertretungen nicht stark genug waren, ihre Rechte und ihre politische Forderungen entsprechend durchzusetzen. Neue Gruppen entstanden, 1968

und die

Māori
Organisation On Human Rights

(

MOOHR

), beide in

angesiedelt und mit guten Kontakten zu den Gewerkschaften, und 1970 die

in

.[3] Im Februar 1975 bildete sich schließlich noch eine weitere Gruppe, die sich

(deutsch: Die Leute mit Weitblick) nannte. Hauptziel dieser Gruppierung, die sich mehrheitlich aus jungen radikaleren Leuten zusammensetzte, war, für ihre Landrechte zu kämpfen und sich der fortschreitenden Enteignung entgegenzusetzen. Nach 135 Jahren britischer Kolonisation besaßen die

Māori

von den 66 Mill.

Acre

Land in Neuseeland 1975 gerade mal noch 2,5 Mill.

Acre

, mit 1,5 Mill.

Acre

Landverlust alleine in den vorangegangenen zehn Jahren. Die Furcht, landlos im eigenen Land zu werden, war groß unter den

Māori

und deshalb empfanden viele, dass die Zeit reif zum Handeln war.[4]

Der Marsch

Karte mit dem Verlauf des Protestmarschs

Anfang März 1975 wurde ein

Hui

(Versammlung) im

Te Puea Marae

in

, südlich von

Auckland City

gelegen, einberufen, mit anwesend die 79-jährige

.

Whina Cooper

hatte sich in den vielen Jahren ihres sozialen und politischen Engagements unter den

Māori

viel Anerkennung und Respekt verdient und war eine der wenigen Frauen in der Gemeinschaft der

Māori

, die als Führungsfigur anerkannt war. Auf dieser Versammlung im März wurde der Vorschlag von

aufgegriffen, einen gewaltfreien

Hikoi

(Marsch) zum Parlament nach

Wellington

zu organisieren und

Whina Cooper

wegen ihres

mana o kaumātua

(deutsch: Ausstrahlung, spirituelle Kraft und Autorität einer Älteren) mit dessen Führung zu betrauen.[5] Auf einem weiteren Treffen im

Te Tira Hou Marae

in

Panmure

im April 1975 wurde

Whina Cooper

als Führungs- und Symbolfigur für den langen Marsch bestätigt. Die folgenden vier Monate dienten der Planung und der Geldbeschaffung. Im August waren alle Vorbereitungen getroffen und für Unterstützung und Unterkunft an den verschiedenen

Marae

gesorgt. Der Protestmarsch startete am Sonntag, den 14. September 1975 in Te Hapua, hoch im Norden der Nordinsel Neuseelands. Vor ihnen lag ein Fußmarsch von über 1000 km. Whina Cooper hatte, um Einigkeit zu demonstrieren und die Moral zu stärken[6], eigens für diesen Marsch einen speziellen

Matakine
Song

komponiert,

Na Te Kore I Mohio

(deutsch: Nicht verstanden), der übersetzt mit dem Vers endete „Lasst uns vereinen, Menschen aller vier Winde, stärkt unsere Sehnsüchte, verbindet sie mit Liebe, mit der Kraft Gottes Segen, zum Wohle der Menschheit.“[7]

Whina Cooper führt den Māori Land March, Rede in Hamilton 1975

Der Marsch führte, begleitet von zwei

Trucks

und einem Bus, in 29 Tagen von

aus über

Te Kao

,

,

Mangamuka

,

,

,

,

,

,

Northcote

(Stadtteil von

Auckland

),

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

Bulls

,

,

Shannon

,

Ōtaki

,

nach

. An jedem dieser Stops organisierten die örtlichen Iwi (Stamm) Unterkunft, Verpflegung, Öffentlichkeit und die Sammlung von Unterschriften für die Petition. Mit jedem Tag des Marsches wuchs die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Am 23. September überquerten Tausende die

. Es war das erste Mal seit Eröffnung der Brücke im Jahr 1959, dass es Menschen erlaubt war, zu Fuß über die Brücke den

Waitematā
Harbour

zu überqueren. Marschierende berichteten, dass sie die Brücke schwingen fühlen konnten und als die ersten Marschierenden auf der Brücke waren, sie das Ende des Protestmarsches nicht erkennen konnten.[8] Doch der Höhepunkt des Protestmarsches war zweifelsohne der Protestzug unter dem Slogan „

Not One More Acre of
Māori
Land

[9] (deutsch: Keinen weiteren

Acre
Māori

-Land) durch

Wellington

und der Einzug von mehr als 5.000 Menschen in den Park vor dem Parlamentsgebäude.

von der

National Party

, seinerzeit noch Oppositionsführer, versprach als erster den Protestierenden, alles zu tun die Besitzrechte der

Māori

an ihrem Land zu sichern. Spät am Nachmittag kam dann der Premierminister

von der

Labour Party

, um die Dokumentenrolle mit dem

inklusive der 60.000 Unterschriften von

Māori

und

gezeichnet[10] von der Protestführerin

Whina Cooper

zu übernehmen. Auch

Rowling

versprach die Rechte der

Māori

zu sichern und betonte den Wert dieses Marsches.[11] Nach dem Ende des Marsches spaltete sich eine Gruppe von Teilnehmern ab, besetzte die Stufen des Parlamentes und errichtete mit Zelten ein

Camp

auf dem Grundstück des Parlamentsgebäudes. Mit der

tent embassy

(Zelt-Botschaft), wie das

Camp

genannt wurde, wollten die radikaleren Kräfte der Bewegung mehr Druck ausüben und die Regierung und das Parlament zu sofortigen Zugeständnissen zwingen.

Whina Cooper

distanzierte sich von dieser Gruppe. Als nach den Parlamentswahlen im November die

National Party

die Regierungsmacht übernahm, wurde einen Monat später am Heiligabend das

Camp

von der Polizei geräumt und 35 der Demonstranten verhaftet.

Politische Ziele

Obwohl die Gruppe

ihr Selbstverständnis darin sah, sich für die sozialen Belange der

Māori

einzusetzen, keinen Unterschied in den Zielen von Arbeitern und

Māori

machte[3] und den „Blinden“ helfen zu wollen die Zukunft zu sehen, wie es

Whina Cooper

einmal formuliert hatte[12], waren die politischen Ziele des Marsches ganz klar darauf ausgerichtet, für Landrechte zu kämpfen, der Enteignung und Entrechtung Einhalt zu gebieten und Unrecht wieder gut zu machen. Sie wollten die Kontrolle über ihr Land zurück, dass ihre Rechte akzeptiert werden und die Bedeutung, die das Land für sie hatte, verstanden und respektiert wird. Der

Māori

-Landmarsch von 1975 wird als der Beginn des

Māori
Land Rights Movement

(Landrechte-Bewegung) angesehen, die bis 1984 anhielt[3].

Literatur

  • Michael King:
    Whina - A Biography of Whina Cooper
    .
    Hodder and Stoughton
    ,
    Auckland
    1983, ISBN 0-340-33873-3,
    Chapter 11 - Maori Land March
    , S. 206–228 (englisch).

Weblinks

  • Regie:
    Geoff Steven
    :
    Te Matakite O Aotearoa
     -
    The Maori Land March
    .
    NZ On Screen, Wellington
    , abgerufen am 30. Juni 2010 (englisch, Dokumentarfilm aufgeteilt in 6 Clips:
    Clip 1/6 - 14:40 Minuten, 76,3 MB;
    Clip 2/6 - 12:22 Minuten, 59,6 MB;
    Clip 3/6 - 14:16 Minuten, 75,4 MB;
    Clip 4/6 - 07:53 Minuten, 42,2 MB;
    Clip 5/6 - 10:22 Minuten, 53,2 MB;
    Clip 6/6 - 00:41 Minuten, 3,8 MB;
    Film produziert von Seehead Ltd. in Kooperation mit TV2 (TVNZ), Auckland, 1975.).

Einzelnachweise

  1. 1953 Maori Affairs Act
    -
    Treaty events since 1950 - Treaty timeline
    .
    In:
    New Zealand History Online
    .
    , abgerufen am 2. Juli 2010 (englisch).
  2. 1967 Maori Affairs Amendment Act
    -
    Treaty events since 1950 - Treaty timeline
    .
    In:
    New Zealand History Online
    .
    Ministry for Culture & Heritage
    , abgerufen am 2. Juli 2010 (englisch).
  3. a b c
    Te Ahu
    :
    The Evolution of Contemporary Maori Protest
    .
    R. N. Himona
    , archiviert vom Original am 26. Mai 2009; abgerufen am 3. Mai 2019 (englisch, Originalwebseite nicht mehr verfügbar).
  4. King
    :
    Whina - A Biography of Whina Cooper
    . 1983, S. 206 f.
  5. 1975 Whina Cooper leads land march to Parliament
    .
    In:
    New Zealand History Online
    .
    Ministry for Culture & Heritage
    , abgerufen am 2. Juli 2010 (englisch).
  6. Michael King:
    Whina - A Biography of Whina Cooper
    .
    Hodder and Stoughton
    ,
    Auckland
    1983, S. 212 (englisch).
  7. Maoritanga - na Kingi Matutaera Ihaka
    .
    In:
    Te Ao Hou THE MAORI MAGAZINE
    .
    The National Library of New Zealand
    , Juni 1962, abgerufen am 14. September 2010 (englisch).
  8. Maori land marchers crossing Auckland Harbour Bridge, October 1975
    .
    In:
    Collections of the Alexander Turnbull Library
    .
    Abgerufen am 14. September 2010 (englisch).
  9. 1975 Land march
    -
    Treaty events since 1950 - Treaty timeline
    .
    In:
    New Zealand History Online
    .
    Ministry for Culture & Heritage
    , abgerufen am 2. Juli 2010 (englisch).
  10. New Zealand Herald
    (Hrsg.):
    Maori Plea Signed by 60,000
    . Auckland 14. Oktober 1975 (englisch).
  11. King
    :
    Whina - A Biography of Whina Cooper
    . 1983, S. 220 f.
  12. King
    :
    Whina - A Biography of Whina Cooper
    . 1983, S. 206.