Māori Land Rights Movement

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Die

Māori
Land Rights Movement

(1975–1984) (deutsch: Maori-Land-Rechte-Bewegung) war die erste soziale Bewegung der

Neuseelands. Sie entstand aus dem Frust und dem Ärger über Enteignung und Landnahme von

Māori

-Land durch die

, die europäisch-stämmigen Neuseeländer und wurde verstärkt durch die täglichen Diskriminierungen, die ihnen durch die

Pākehā

widerfuhren. Als Startpunkt der Bewegung wird allgemein der

Māori

-Landmarsch von 1975 angesehen. Die Wurzeln der Bewegung reichten aber zurück bis in die 1950er, in denen neue Gesetze weiteren Landraub möglich machten.

Hintergrund

Situation bis 1950

In der voreuropäischen Zeit Neuseelands war das Land, basierend auf den Traditionen der

Māori

, im Besitz der verschiedenen

(Stämme),

(Unterstämme) und war kommunal organisiert. Nach der Unterzeichnung des

Treaty of
Waitangi

im Jahr 1840, nutzte die britische Krone zwei Methoden, um an

Māori

-Land zu kommen, durch legalen Kauf und durch Konfiszierung (

Māori

:

Raupatu

).[1] Letztere Methode wurde ausgiebig angewandt, wenn

Māori

sich aus Sicht der Krone fehlverhielten. 1862, dem Jahr, als der

Native Lands Act

verabschiedet wurde, befand sich bereits 2/3 des gesamten Landes nicht mehr in der Hand der

Māori

. Damit waren sie 22 Jahre nach der Unterzeichnung des

Treaty of
Waitangi

als Ureinwohner des Inselstaates mehrheitlich nicht mehr im Besitz ihres Landes. Mit dem

Native Lands Act

wurde der

eingerichtet, der 1947 in

Māori
Land Court

umbenannt wurde. Aufgabe des Gerichtes war, Besitzrechte zu ermitteln und allgemeine Besitzrechte in einzelne Titel zu ändern. Dies erleichterte den weiteren Verkauf an

Māori

-Land, denn einzelne Besitzer waren leichter zum Verkauf zu bewegen als Volksstämme oder deren Untergliederungen.[1] Mit dem

, der im Jahr 1863 Rechtsgültigkeit erlangte, war die Regierung schließlich in der Lage, Land ohne Kompensation zu konfiszieren.[2] Teile der Regionen von

Taranaki

,

Waikato

,

Hawke’s Bay

und der südliche Teil von

kamen so in den Besitz der Krone.

Situation ab 1950

Anfang der 1950er gab die damalige neuseeländische Regierung vor,

Māori

-Land besser schützen zu wollen, und beschloss mit den beiden Gesetzen, dem

Māori
Affairs Act 1953

und dem

Māori
Trustee Act 1953

, eine Landreform, die den Schutz vor Landnahme angeblich besser gewährleisten sollte. Doch mit diesen Gesetzen schuf die Regierung unter Premierminister

von der

National Party

1953 u. a. die Möglichkeit, sogenanntes unproduktives

Māori

-Land einer Nutzung zuzuführen. Jeder konnte nun wirtschaftlich ungenutztes Land dem

Māori
Land Court

anzeigen, sich bewerben und das Land über einen eingesetzten Treuhänder pachten.[3] 1967 folgte mit dem

Māori
Affairs Amendement Act 1967

eine weitere einschneidende Maßnahme für die indigenen Landbesitzer. Das Gesetz sah vor, dass freies

Māori

-Land, das im Besitz von weniger als fünf Leuten war, in allgemeines Land umgewidmet werden sollte. Es förderte weiter die Macht und den Einfluss von

Māori

-Treuhändern, die zwangsweise

Māori

-Land erwerben und sogenanntes unwirtschaftliche Land verkaufen konnten. Dies war ein weiterer Baustein in der Serie von Gesetzen, die Enteignung und Landnahme forcierten. Das Gesetz wurde von der Regierung unter Premierminister

von der

National Party

beschlossen und zog heftige Proteste und Demonstrationen nach sich.[4]

Treaty of Waitangi Act 1975

Die

Labour

-Regierungen (1972–1975) unter

und

versuchten dem

Treaty of
Waitangi

seine Bedeutung wieder zurückzugeben und Beachtung zu verleihen und dies damit erstmals nach seinem 135-jährigen Bestehen. Mit dem

verhalfen sie 1973 dem

Waitangi
Day

, dem Jahrestag der Vertragsunterzeichnung, zum nationalen Feiertag und mit dem

Treaty of
Waitangi
Act 1975

richteten sie 1975 das

Waitangi
Tribunal

ein. Das Tribunal sollte einerseits Verstöße gegen den

Treaty of
Waitangi

untersuchen und anderseits die Regierung mit Empfehlungen unterstützen, um begangenes Unrecht, wie Enteignung und unrechtmäßige Landnahme, per Gesetz wieder gutmachen zu können.

Wurzeln der Bewegung

Um die Zeit des Zweiten Weltkriegs, spätestens aber ab den 1950ern, zogen

Māori

verstärkt von ihren angestammten ländlichen Gebieten fort, hin zu den stetig wachsenden Städten, in denen sie vor 1945 lediglich einen Bevölkerungsanteil von 10 % stellten. Das engere Zusammenleben zwischen

Māori

und

Pākehā

führte zu Spannungen, Vorurteilen und zur Diskriminierung der maorischen Minderheiten. Schlechte Wohnsituationen, Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, Gewalt und Kriminalität auf Seiten der

Māori

kennzeichneten die Entwicklung. Verschiedene Gruppen und Organisationen bildeten sich, um der Entwicklung gegen zu steuern. Die Bekannteste unter ihnen war die

Māori
Women’s Welfare League

, 1951 unter Mitwirkung von

Whina
Cooper

gegründet, war sie die erste landesweit organisierte Gruppe, die sich intensiv um die sozialen Belange der

Māori

kümmerte und den Protest und die politischen Forderungen in die Politik hineintrug.[5] 1962 wurde der

Māori
Council

als Beratungsorgan für die Regierung gebildet. Mit dem Rat und auch mit der

Māori
Women's Welfare League

glaubte man, die Probleme der

Māori

ins Parlament tragen und gemeinsam lösen zu können. Wie auch in den Generation davor, in denen Verhandlungen mit

Pākehā

stets von

Chiefs

, Weissagern, charismatischen Führern und von einer gebildeten Elite geführt wurden, waren beide Institutionen von elitären Führung geprägt, die die Jüngeren nicht mehr in dem Maße erreichen konnten. 1968 bildeten sich zwei Gruppen namens

und

Māori
Organisation on Human Rights

(MOOHR) in

. Erstere, radikal und den Kampf gegen Unterdrückung sowie dem Klassenkampf verpflichtet, letztere humanistisch ausgerichtet und über den Schwerpunkt Verteidigung der Menschenrechte sich ebenfalls gegen die Ungerechtigkeit und Unterdrückung einsetzend, machten beide Bewegungen die

Pākehā

-Dominanz für alle Probleme der

Māori

verantwortlich. In einem

im August 1971 stellte MOOHR klar, dass „die Bewegungen für die Rechte der

Māori

so lange weiter gehen werden, so lange sich

Māori

von der

Pākehā

-dominierten Regierungen unterdrückt fühlen“. Die Gruppe, die 1970 auf einer Konferenz der Jungen

Māori

Führer in der

mit dem Namen

(deutsch: Die jungen Krieger) gegründet wurde, ergänzte das Spektrum der Bewegung.[6]

Beginn und Verlauf der Bewegung

1975, nach 135 Jahren britischer Kolonisation, besaßen die

Māori

von den 66 Mill.

Acre

Land Neuseelands gerade mal noch 2,5 Mill.

Acre

. Die Furcht, landlos im eigenen Land zu werden, war groß und deshalb empfanden viele, dass die Zeit zum Handeln reif war.[7]

Māori Landmarsch

siehe Hauptartikel: Māori-Landmarsch von 1975

Im Februar 1975 bildete sich in Auckland eine politische Gruppe mit dem Ziel, schwerpunktmäßig für die Landrechte der

Māori

zu kämpfen und sich der fortschreitenden Enteignung entgegenzusetzen.

(deutsch: Die Leute mit Weitblick) bestand mehrheitlich aus jungen radikaleren Leuten, die Taten sehen wollten. Sie gewannen

Whina
Cooper

, die wegen ihres

mana o kaumātua

(deutsch: Ausstrahlung, spirituelle Kraft und Autorität einer Älteren) geschätzt wurde, einen Protestmarsch nach

Wellington

anzuführen. Der Protestmarsch, geführt mit dem Slogan

Not One More Acre of
Māori
Land

[8] (deutsch: Keinen weiteren

Acre

Maori-Land), begann am Sonntag, den 14. September 1975 in

, im nördlichsten Zipfel von Neuseeland und endete nach 29 Tagen und über 1.000 km Fußmarsch auf den Stufen des Parlamentsgebäudes, um den

inklusive 60.000 Unterschriften dem damaligen Premierminister

zu übergeben.[9] Dieser Marsch, der landesweite Bedeutung und eine große Öffentlichkeit erlang, gilt allgemein als Beginn des

Māori
Land Rights Movement

.[10]

Bastion Point

Ein weiterer bedeutsamer Meilenstein in der Protestbewegung für die Landrechte war die Besetzung des

Bastion Point

1977 in

Auckland

. 280 ha Land, ursprünglich im Besitz des

und 1873 durch den

als nicht übertragbar erklärt, war 1959 gänzlich dem Stamm entzogen und zu öffentlichem Land erklärt worden. Die

Ngāti Whātua

waren nun Mieter auf ihrem einstigen Besitz. Alle Bemühungen zwischen 1912 und 1951, auf legalem Weg ihr Land zurückzubekommen, waren fehlgeschlagen. Als aber 1976 der Plan bekannt wurde, Häuser und einen Park für Wohlhabende auf ihrem ehemaligen Besitz zu errichten, beschloss das neu gegründete

Orakei Action Committee

im Januar 1977, das Land zu besetzen.[11] Die Besetzung erfolgte am 5. Januar 1977 mit 150 Demonstranten, unterstützt von

Ngati Whatua

, von Gewerkschaftern und der

Matakite

-Bewegung[12] und endete nach 506 Tagen durch eine Räumung am 25. Mai 1988 durch Polizei[13] mit Unterstützung durch das Militär. An diesem Tag demonstrierte die neuseeländische Regierung unter Premierminister

von der National Party ihre Staatsgewalt, dessen Anrücken ein Fernsehkommentator mit den Worten kommentierte:

... a mass of series of convoys looked more like a scene from the World War Two movies ...

(deutsch: „... eine massive Serie an Konvois sah mehr wie eine Szene von Zweiten Weltkriegsfilmen aus ...“).[14]

Weitere Ereignisse

Ein weiterer Protest entzündete sich 1978 in

Reglan

. Das Land, welches während des Zweiten Weltkriegs als militärischer Flughafen genutzt worden war, sollte nach dem Rückbau 1969 nicht an die

Tainui Awhiro

zurückgegeben werden. Stattdessen gestaltete man das Gelände zu einem Golfplatz um.[15] Inspiriert von dem Protest um den

Bastion Point

, verfolgte man auch hier über die Besetzung des Landes die Strategie des direkten Weges.[16] Unter den vielen Gruppen, die sich Anfang der 1980er gründeten, waren das

Waitangi
Action Committee

(WAC) (1981)[17] die

Māori
People's Liberation Movement of
Aotearoa

(MPLMA) und

Black Women

, die bestimmenden Gruppen in den politischen Aktivitäten der

Māori

. Neben dem Kampf gegen Rassismus, Sexismus, Kapitalismus und Unterdrückung bezeichneten sie den

Treaty of
Waitangi

als eine Betrügerei und schimpften ihn

cheaty of
Waitangi

(deutsch: Beschiss von

Waitangi

). Die WAC rief öffentlich zum Boykott der Feierlichkeiten zum

Waitangi
Day

auf und veranstalteten jährlich Protestmärsche zu den verschiedensten

. Sie brachten die Vertreter der

(deutsch: Māori-König-Bewegung) und der

(deutsch: Bewegung für Autonomie/Selbstverwaltung) zusammen und veranstalteten 1984 einen Protestmarsch nach

Waitangi

.[16]

Ende der Bewegung

Mitte der 1980er setzte sich in den sozialen Bewegungen der

Māori

die Suche nach der kulturellen Identität ihres Volkes durch. Die kulturelle Vorherrschaft der

Pākehā

schien mit ihren Unterdrückungsmechanismen erfolgreich zu sein. Der galt es sich nun zu wehren. Doch die Identitätssuche in

Māoritanga

(deutsch: Māori Kultur, Praktiken und Glaube) führte zu kulturellem Nationalismus als Ideologie und weg von politischem Handeln und Gestalten.[16]

Literatur

  • Maori Land Administration: Client Service Performance of the Maori Land Court Unit and the Maori Trustee
    .
    Report of the Controller and Auditor-General
    -
    Tumuaki o te Mana Arotake
    .
    The Audit Office
    ,
    Wellington
    2004, ISBN 0-478-18116-7 (englisch).
  • Michael King
    :
    Whina
     -
    A Biography of Whina Cooper
    .
    Hodder and Stoughton
    ,
    Auckland
    1983, ISBN 0-340-33873-3,
    Chapter
     11 -
    Maori Land March
    (englisch).
  • Ingrid Huygens
    :
    Process of Pakeha Change in Response to the Treaty of Waitangi
    . Hrsg.:
    University of Waikato
    .
    Hamilton
    2007 (englisch, Doktorarbeit).

Einzelnachweise

  1. a b
    Māori
    Land – What Is It and How Is It Administered?
    .
    Controller and Auditor-General
    , abgerufen am 11. Juli 2010 (englisch).
  2. New Zealand Settlements Act of 1863
    .
    In:
    Te Ara - the Encyclopedia of New Zealand
    .
    , 4. März 2009, abgerufen am 11. Juli 2010 (englisch).
  3. 1953
    Māori
    Affairs Act - Treaty events since 1950 - Treaty timeline
    .
    In:
    New Zealand History
    .
    Ministry for Culture & Heritage
    , abgerufen am 2. Juli 2010 (englisch).
  4. 1967
    Māori
    Affairs Amendment Act - Treaty events since 1950 - Treaty timeline
    .
    In:
    New Zealand History
    .
    Ministry for Culture & Heritage
    , abgerufen am 2. Juli 2010 (englisch).
  5. King
    :
    Whina
     -
    A Biography of Whina Cooper
    . 1983, S. 166–187.
  6. R. J. Walker
    :
    The genesis of Maori activism
    . In: .
    Volume 93
    , Nr. 3.
    The Polynesian Society
    ,
    Auckland
    1984, S. 267–282 (englisch, Online [abgerufen am 2. Juli 2010]).
  7. King
    :
    Whina
     -
    A Biography of Whina Cooper
    . 1983, S. 207.
  8. 1975 Land march - Treaty events since 1950 - Treaty timeline
    .
    In:
    New Zealand History
    .
    Ministry for Culture & Heritage
    , abgerufen am 2. Juli 2010 (englisch).
  9. Maori Plea Signed by 60,000
    . In:
    New Zealand Herald
    .
    Auckland
    14. Oktober 1975 (englisch).
  10. Maori land march - 40 years on
    . In:
    New Zealand Herald
    (Hrsg.):
    The Northern Advocate
    .
    Auckland
    14. September 2015 (englisch, Online [abgerufen am 14. September 2018]).
  11. The Orakei Claim
    .
    Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa
    , abgerufen am 13. Juli 2010 (englisch).
  12. The Bastion Point Protest
    .
    Waitangi Tribunal
    , archiviert vom Original am 17. Oktober 2008; abgerufen am 3. Mai 2019 (englisch, Originalwebseite nicht mehr verfügbar).
  13. Police cordon, Bastion Point
    .
    In:
    Te Ara - the Encyclopedia of New Zealand
    .
    Ministry for Culture & Heritage
    , abgerufen am 13. Juli 2010 (englisch).
  14. Television film of Bastion Point eviction
    .
    In:
    Te Ara - the Encyclopedia of New Zealand
    .
    Ministry for Culture & Heritage
    , abgerufen am 13. Juli 2010 (englisch).
  15. Treaty events since 1950 - Treaty timeline
    .
    In:
    New Zealand History
    .
    Ministry for Culture & Heritage
    , abgerufen am 13. Juli 2010 (englisch).
  16. a b c
    Te Ahu
    :
    The Evolution of Contemporary Maori Protest
    .
    R. N. Himona
    , archiviert vom Original am 26. Mai 2009; abgerufen am 3. Mai 2019 (englisch, Originalwebseite nicht mehr verfügbar).
  17. The New Committees
    .
    Waitangi Tribunal, archiviert vom Original am 4. November 2011; abgerufen am 3. Mai 2019 (englisch, Originalwebseite nicht mehr verfügbar).