Mathis Nitschke
Mathis Nitschke (* 4. Juni 1973 in München) ist ein deutscher Komponist, Sounddesigner, Klangregisseur, Regisseur und Musikproduzent. Er hat sich spezialisiert auf Sound in Verbindung mit Theater, Medien und neuen Technologien und produziert neben angewandter Musik für Schauspiel und Film eigene Musiktheater-Projekte.
Leben
Nach klassischer Gitarre studierte er bildende Kunst, bevor er seinen Abschluss am Konservatorium Den Haag als Komponist machte (Unterricht bei Gilius van Bergeijk, Richard Ayres und Clarence Barlow). Vorlesungen und Seminare u. a. bei Heiner Goebbels, DJ Spooky, Jean-Luc Nancy, Michel Houellebecq, Mike Figgis, Peter Greenaway und The Brothers Quay während seines Postgraduiertenstudiums der Medien und Kommunikation an der European Graduate School (EGS), Saas-Fee, flankierten seine Ausbildung.
Auf diesem Weg entwickelte er eine stark konzeptuelle Herangehensweise. Er kreiert Opern und Musiktheater, Installationen, Filme und Konzerte, die europaweit in Theatern, Galerien und Festivals gezeigt werden. Mathis Nitschkes Interesse gilt dem Ineinandergreifen von Text, Bild und Ton, dem Musik-Theater und Film, dem Spiel mit der Wahrnehmung auf allen Ebenen.
2012 arbeitete er mit dem Schriftsteller Jonas Lüscher für die Oper Jetzt zusammen.[1][2][3] Seither steht das gesungene Theater im Mittelpunkt. Er untersucht das Verhältnis von Oper und Gesellschaft in Arbeiten wie seinem 2014 – ebenso wie Jetzt – an der Nationaloper Montpellier uraufgeführten „operatic song-cycle with party“ Happy Happy.[4][5][6] Seine erste Oper Jetzt wurde bei der Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt im Jahr 2013 zur „Uraufführung des Jahres“ nominiert.[7]
Neben Viola,[8][9] einer Kurzoper in einer Apotheke, entwickelt er weitere Opernkonzepte im öffentlichen Raum. Mithilfe eines Projektstipendiums der Landeshauptstadt München[10] konnte er 2016 seine Idee von Oper als positionserkennendem Hörspaziergang realisieren.[11] In der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Die Deutsche Bühne“ 2017 wurde „Vergehen“ – formal eine reine Audioarbeit – als bester Beitrag in der Kategorie Bühne/Raum/Kostüm nominiert.[12]
Im Oktober 2017 wurde „Maya“ uraufgeführt, eine Mixed-Reality-Techno-Oper, in deren Zentrum grundlegende Fragen des Posthumanismus verhandelt werden[13]. In der Ruine des Heizkraftwerks München-Aubing kreierte Nitschke einen virtuellen Parallelkosmos zur physischen Realwelt auf der Grundlage von Sound, Musik, Augmented Reality Technik und digitaler Kunst, in der der Zuschauer sich frei bewegte.
Zusammenarbeiten mit Künstlerpersönlichkeiten wie Michel Houellebecq oder Luk Perceval prägten sein Schaffen. Für Houellebecq komponierte und produzierte er 2008 einen groß-orchestralen Score für sein Debüt als Regisseur, der eigenen Verfilmung seines Romans Die Möglichkeit einer Insel.[14][15] Für Luk Percevals Inszenierung von Hans Falladas Roman "Kleiner Mann, was nun?" an den Münchner Kammerspielen konzipierte und baute er zusammen mit Bühnenbildnerin Annette Kurz ein 4 Meter hohes Orchestrion, das dann die Musik Nitschkes wiedergab.[16][17]
Als Klangregisseur sitzt Mathis Nitschke am Mischpult der Theater und bei Aufführungen zeitgenössischer Musik auch im Konzertsaal, so bei der Musica-Viva-Reihe des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks.[18] In Solo- und Ensembleprojekten tritt er als performender Elektroniker auf.
Mathis Nitschke lebt mit seiner Familie in München.
Werke (Auswahl)
- Maya Mixed-Reality-Techno-Oper in Zusammenarbeit mit Thomas Jonigk, Uraufführung 18. Oktober 2017 in der Ruine des Heizkraftwerks Aubing[19][20]
- Vergehen Oper, die man sich erläuft, GPS-sensitive Smartphone App für Android und iOS, veröffentlicht Februar 2017, an der Münchner Isar[21]
- Viola Kurzoper im öffentlichen Raum, in Zusammenarbeit mit Thomas Jonigk, Uraufführung 3. Juli 2015 in der Bahnhofapotheke Pasing
- Happy Happy operatic song-cycle with party, in Zusammenarbeit mit Urs Schönebaum Uraufführung 19. November 2014 an der Opéra National de Montpellier[22]
- Jetzt Oper in einem Akt, in Zusammenarbeit mit Jonas Lüscher und Urs Schönebaum. Uraufführung 30. November 2012 an der Opéra National de Montpellier[23]
Filmografie (Auswahl)
Bühnenmusiken (Auswahl)
- 2019: Rückkehr nach Reims (Didier Eribon), Regie: Thomas Jonigk, Schauspiel Köln
- 2018: Rosa Rozendaal Text und Regie: Luk Perceval, Burgtheater Wien
- 2017: Ansichten eines Clowns (Heinrich Böll), Regie: Thomas Jonigk, Schauspiel Köln
- 2017: Ab jetzt (Alan Ayckbourn), Regie: Ulrike Arnold, Staatstheater Wiesbaden
- 2011: Weiter träumen (Thomas Jonigk), Regie: Christof Loy, Schauspielhaus Zürich
- 2009: Kleiner Mann, was nun? (Hans Fallada), Regie: Luk Perceval, Münchner Kammerspiele[24]
Weblinks
- Offizielle Webseite auf mathis-nitschke.com, abgerufen am 22. Januar 2014
Einzelnachweise
- ↑ Jetzt. In: Mathis Nitschke. 30. November 2012 (mathis-nitschke.com [abgerufen am 3. November 2018]).
- ↑ http://www.opera-orchestre-montpellier.fr/evenement/jetzt-what-next
- ↑ http://www.nmz.de/artikel/ein-plastischer-doppelabend-in-suedfrankreich
- ↑ Happy Happy – Mathis Nitschke. In: Mathis Nitschke. 8. Oktober 2014 (mathis-nitschke.com [abgerufen am 3. November 2018]).
- ↑ http://www.opera-orchestre-montpellier.fr/evenement/happy-happy
- ↑ http://www.resmusica.com/2014/11/27/une-contre-tous-dans-happy-happy-de-mathis-nitschke/
- ↑ Michael Merschmeier, Der Theaterverlag: Opernwelt – Archiv. Abgerufen am 3. November 2018.
- ↑ Viola – Mathis Nitschke. In: Mathis Nitschke. 21. April 2015 (mathis-nitschke.com [abgerufen am 3. November 2018]).
- ↑ https://www.eveosblog.de/2015/10/28/beispiel-aussergewoehnliche-eventkonzept-viola-kurzoper-mathis-nitschke/
- ↑ https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Kulturreferat/Musik/Auszeichnungen/Stipendien-Musik/Projektstipendium_Musik/2015.html
- ↑ Oper als App – Vergehen. Abgerufen am 3. November 2018 (deutsch).
- ↑ Saisonbilanz 2017/18 – Die Deutsche Bühne. Abgerufen am 3. November 2018.
- ↑ MAYA – MAYA. Abgerufen am 3. November 2018 (deutsch).
- ↑ Die Möglichkeit einer Insel – Mathis Nitschke. In: Mathis Nitschke. 9. August 2008 (mathis-nitschke.com [abgerufen am 3. November 2018]).
- ↑ http://screenwrite.wordpress.com/2009/05/26/filmkritik_la-possibilite-d-une-ile/
- ↑ Kleiner Mann, was nun? – Mathis Nitschke. In: Mathis Nitschke. 25. April 2009 (mathis-nitschke.com [abgerufen am 3. November 2018]).
- ↑ Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 31. Juli 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Musica Viva – Mathis Nitschke. In: Mathis Nitschke. 6. Februar 2014 (mathis-nitschke.com [abgerufen am 3. November 2018]).
- ↑ https://mayaoper.de/
- ↑ http://www.sueddeutsche.de/kultur/oper-der-beginn-der-zukunft-1.3717695
- ↑ Oper als App. Abgerufen am 24. Juni 2019 (deutsch).
- ↑ http://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/starnberg-bewegender-liederabend-1.2958973
- ↑ http://www.nmz.de/artikel/ein-plastischer-doppelabend-in-suedfrankreich
- ↑ https://nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2743:kleiner-mann-was-nun-luk-perceval-inszeniert-seine-fassung-des-hans-fallada-romans&catid=99&Itemid=100190
Personendaten | |
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NAME | Nitschke, Mathis |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Komponist |
GEBURTSDATUM | 4. Juni 1973 |
GEBURTSORT | München |