Mehrwert (Marxismus)

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In der Marx’schen Arbeitswerttheorie bezeichnet Mehrwert die Differenz zwischen dem Wert einer Ware und der (geringeren) Wertsumme aus

  1. dem Wert der zur Herstellung dieses Produkts notwendigen Arbeitskraft (variables Kapital) und
  2. dem Wert der für die Herstellung dieses Produkts nötigen Produktionsmittel, d. h. Rohstoffe, Vorprodukte, anteiligen Maschinen- und Energiekosten usw. (konstantes Kapital).

Theoriegeschichte

Den Begriff „Mehrwert“ (englisch surplus value) verwendete 1824 schon William Thompson in seiner Untersuchung An Inquiry into the Principles of the Distribution of Wealth Most Conducive to Human Happiness.[1] Wie Engels und Kautsky[2] gegenüber Anton Menger nachweisen, bezeichnet Thompson mit diesem Terminus den zusätzlichen Profit, den ein Maschinen einsetzender Kapitalist im Vergleich zu einem Handwerker erzielt. Daneben spricht Thompson auch von „Zusatzwert“ (

additional value

), mit welchem er den insgesamt neu geschaffenen Wert oder Neuwert (m+v) meint. Auch Marx selbst benutzt den Ausdruck bereits in seinem Artikel über das Holzdiebstahlgesetz,[3] dort allerdings im Sinne von Entschädigungen, die der Waldbesitzer erhält.

Marx' Mehrwertbegriff hat einen kritischen Aspekt. In seinen ökonomischen Studien Theorien über den Mehrwert kritisierte Marx die Klassiker Adam Smith (1723–1790) und David Ricardo (1772–1823) dafür, dass sie keinen allgemeinen Mehrwertbegriff entwickelt und stattdessen den Mehrwert nur in seinen verschiedenen Formen wie dem Profit und der Grundrente untersucht hätten.[4] Das habe zu Widersprüchen geführt.

Thomas Hodgskin (1787–1869), der oft als sozialistischer Ricardianer oder Linksricardianer bezeichnet wird, betrachtete es als unmoralisch, dass die Arbeiter ein Mehrprodukt schaffen, das sich die Kapitalisten aneignen.[5] Zwar rezipierte Marx solche Autoren, aber seine Wert- und Mehrwerttheorie unterscheiden sich von Linksricardianern wie Hodgskin. Marx hielt die Warenproduktion nicht für die dem Wesen des Menschen angemessene bzw. natürliche Produktionsweise und fasste das Prinzip des Äquivalententauschs nicht als natürliche Gerechtigkeit auf.[5] Marx wollte erklären, wie im Kapitalismus Ausbeutung möglich ist, obwohl die Lohnarbeiter als formal freie Subjekte gemäß dem Wertgesetz grundsätzlich das Äquivalent dessen bekommen, was ihre Arbeitskraft wert ist. Auf der Basis der Marktgesetze ist der Kapitalismus also grundsätzlich nicht „ungerecht“.[6] Marx will die Ausbeutung auch gar nicht moralisieren.[6] Diese Art der Kritik lehnt er ab und macht sich darüber lustig.[7] In Das Kapital geht es neben einer Kritik der bestehenden politischen Ökonomie auch darum, die Bewegungsgesetze der kapitalistischen Produktionsweise zu verstehen.[8] Es gilt den Mehrwert nicht als zufälliges Phänomen, sondern als notwendiges Moment kapitalistischer Entwicklung zu begreifen.[9] Mehrwertproduktion und -aneignung erfolgt und reproduziert sich auf der Grundlage des Wertgesetzes.[8]

Der Mehrwertbegriff in der Kritik der politischen Ökonomie

Karl Marx schreibt in Das Kapital: „Wir wissen jedoch bereits, daß der Arbeitsprozeß über den Punkt hinaus fortdauert, wo ein bloßes Äquivalent für den Wert der Arbeitskraft reproduziert und dem Arbeitsgegenstand zugesetzt wäre. Statt der 6 Stunden, die hierzu genügen, währt der Prozess z. B. 12 Stunden. Durch die Betätigung der Arbeitskraft wird also nicht nur ihr eigener Wert reproduziert, sondern ein überschüssiger Wert produziert. Dieser Mehrwert bildet den Überschuss des Produktenwerts über den Wert der verzehrten Produktbildner, d. h. der Produktionsmittel und der Arbeitskraft.“[10]

Mehrwert als Spezifikum der kapitalistischen Produktionsweise

Ebenso wie „Wert“ ist „Mehrwert“ eine ökonomische Kategorie, die nur im Kapitalismus volle Gültigkeit besitzt. Ökonomisches Ziel aller vorkapitalistischen Gesellschaften war die Produktion von Gebrauchswerten, also von konkret nützlichen Gegenständen. Soweit die unmittelbaren Produzenten (z. B. Bauern) mehr Gebrauchswerte produzierten, als sie selbst verbrauchten, gab es ein Mehrprodukt. Die Aneignung dieses Mehrprodukts durch herrschende Klassen geschah i. d. R. unmittelbar durch Zwang (z. B. als Fronarbeit).

Der kapitalistischen Produktionsweise geht es nicht primär um die Aneignung von Gebrauchswerten. Sie impliziert die Verallgemeinerung der Warenproduktion und ist am Tauschwert orientiert.[11] Ihr primäres Ziel ist die Erzeugung und Aneignung von Mehrwert.[12] Mehrwert ist das spezifische Produkt der kapitalistischen Wirtschaftsweise.

Nach Marx zeichnet sich eine sozialistische bzw. kommunistische Gesellschaft unter anderem dadurch aus, dass es in ihr keinen Privatbesitz an Produktionsmitteln, keine Waren, kein Geld und kein Kapital gibt.[13] Im ersten Band von Das Kapital bemerkt er, dass in einer post-kapitalistischen Gesellschaft der Arbeitstag auf die notwendige Arbeit reduziert wäre.[14] Diese wäre jedoch länger. Die Arbeiter würden höhere Bedürfnisse entwickeln; ebenso müssten sie die Arbeitszeit, die sie unter kapitalistischen Bedingungen als Mehrarbeit erbringen, einsetzen, um gesellschaftliche Fonds beispielsweise für zukünftige Investitionen zu bilden.

Die Kapitalformel

Marx analysiert im ersten Band von Das Kapital die kapitalistischen Marktbeziehungen zunächst in zweierlei Formeln:

  • die einfache Warenzirkulation W - G - W (Ware - Geld - Ware)
  • die Kapitalbewegung G - W - G' (Geld - Ware - mehr Geld)

Der Austauschprozess W - G - W meint den Austausch von Waren gleichen Werts und unterschiedlichen Gebrauchswertes; Geld übernimmt hierbei eine Vermittlerfunktion. Jemand produziert und verkauft eine Ware, die für ihn keinen Gebrauchswert darstellt, um mit dem Geld eine Ware zu kaufen, mit der er ein Bedürfnis befriedigen möchte. Das Geld ist verausgabt. Der Prozess findet sein Maß am Bedürfnis und endet mit dessen Befriedigung.[15]

Im Falle von G - W - G' wird Geld zu Kapital. Damit diese Formel für den Kapitalisten ökonomisch sinnvoll ist, kommt es auf das G' an, d. h. auf die Vergrößerung der ursprünglichen Geldsumme. Die Differenz von G' und G ist der Mehrwert m. Den Mehrwertbegriff unterscheidet Marx im dritten Kapitalband vom Profitbegriff.[16]

G' wird Ausgangspunkt eines neuen Kreislaufs. Geld ist also Ausgangs- und Endpunkt einer Bewegung. Die Kapitalverwertung wird zum Selbstzweck. Die Bewegung ist ohne immanentes Ende. Jedes G‘ ist endlich und muss wieder vorgeschossen werden, um Kapital bleiben zu können.[17] Die Bewegung ist maßlos, da sie nicht auf ein äußeres Bedürfnis bezogen ist, das ein Genug angibt.[18] Der Gebrauchswert ist hier bloß Voraussetzung der Verkäuflichkeit.

Dass der Kapitalist eine möglichst große Verwertung anstrebt, führt Marx nicht primär auf die moralischen oder psychischen Eigenschaften des Kapitalisten zurück, sondern verweist auf den Sachzwang der Konkurrenz. Nur wenn ein Kapitalist möglichst viel Mehrwert erzielt, kann er immer wieder in sein Unternehmen investieren bzw. modernisieren, um gegen seine Konkurrenten zu bestehen; ansonsten riskiert er, als Kapitalist unterzugehen.[19]

Kapital ist wesentlich Wert in Bewegung bzw. Wert, der sich verwertet.[15] Der Kapitalist als solcher ist der Träger der Kapitalbewegung. Er ist Kapital, das mit Bewusstsein und Willen ausgestattet ist; das Kapital ist hingegen das automatische Subjekt: es ist eigentlich leblos, aber es bestimmt die Bewegung.[20]

Doppelt freier Lohnarbeiter

Marx erklärt im ersten Kapitalband, wie Mehrwert entsteht. Er will zeigen, dass Mehrwert kein zufälliges Produkt ist, sondern ein normales Moment der kapitalistischen Produktionsweise. Zur Vereinfachung der Erklärung führt Marx aus, dass der Warentausch, der durch Geld vermittelt ist, in Reinform stattfindet: es werden nur Wertäquivalente getauscht und die Preise entsprechen dem Wert der Waren.[21] Er argumentiert im Kapitel ,,Die Verwandlung von Geld in Kapital" dafür, dass man mit der Handelssphäre allein die Mehrwertbildung nicht erklären kann. Die grundlegende Quelle des Mehrwerts ist die produktive Arbeit, die auf einem bestimmten Klassenverhältnis beruht.

Zunächst widerspricht Marx der Behauptung, dass der Handel Mehrwert produziert, weil der Käufer die Ware für nützlicher hält als der betreffende Verkäufer und daher die Ware für den Käufer wertvoller ist. Nach diesem Ansatz werden keine gleichen Wertobjekte getauscht und der Käufer erhält etwas Wertvolleres. Nach Marx rührt diese Ansicht daher, dass der Gebrauchswert mit dem Tauschwert der Ware verwechselt wird.[22]

Marx räumt ein, dass die Prämisse, wonach nur Wertäquivalente getauscht werden, in Wirklichkeit nicht immer gilt.[23] Würde sie jedoch aufgegeben, wäre der Mehrwert auch dann nicht befriedigend erklärbar. Um dies zu zeigen, geht Marx verschiedene Fälle durch. Wenn der Kapitalist als Verkäufer einen Preisaufschlag erheben könnte und die anderen Kapitalisten diesen Preisaufschlag weitergeben, dann müsste er seinen Gewinn als Käufer beim „G-W“ wieder verlieren.[24] Ähnliches gälte, wenn jemand unter Wert kaufen könnte.[25] Ferner sei zu beachten, dass die Käufer und Verkäufer selbst entweder Produzenten sind oder Produzenten vertreten.[26] Die Ansicht, der Mehrwert resultiere aus einem nominellen Preisaufschlag oder dem Privileg, über Wert zu verkaufen, setze voraus, dass es eine bestimmte unproduktive Klasse gebe. Diese kauft und konsumiert, aber sie selbst verkauft und produziert nicht. Dieser Fall erfordert, dass die Warenbesitzer der unproduktiven Klasse Geld umsonst geben, damit diese Klasse von den Warenbesitzern überteuerte Waren kaufen kann.[27] So hätten zum Beispiel kleinasiatische Staaten dem Römischen Reich Tribut zahlen müssen, mit dem Rom überteuerte Waren von ihnen gekauft habe. Die kleinasiatischen Staaten hätten sich so aber nicht bereichern können. Schließlich konstruiert Marx einen Fall, in dem ein listiges Individuum A eine Ware über ihrem Wert an B verkauft und B diesen Betrug nicht erwidern kann. Zwar erzielt A einen Gewinn, aber dieser Gewinn ist nur der Verlust von B. Tauscht A beispielsweise etwas im Wert von 50 gegen etwas im Wert von 100, dann macht A einen Gewinn von 50 und B einen Verlust von 50. Die Wertsumme bliebe aber 150. Gesamtgesellschaftlich wäre der Wert nicht gewachsen, sondern nur umverteilt.[28]

Es bedarf der Produktionssphäre, um die Mehrwertbildung zu erklären. Der Kapitalist muss eine Ware finden, die mehr Wert schafft, als sie selbst kostet: die menschliche Arbeitskraft.[29] Die Wertvergrößerung entsteht durch produktive Anwendung menschlicher Arbeitskraft. Damit das Geld in der Hand des Kapitalisten zum Kommandomittel über menschliche Arbeit wird, braucht es den »doppelt freien Lohnarbeiter«. Im Gegensatz zum Sklaven oder Leibeigenen ist er frei seine Arbeitskraft zu verkaufen, an wen er will, aber auch „frei“ von Eigentum an Produktionsmitteln, so dass er seine Arbeitskraft verkaufen muss.[30]

Marx betont, dass die Zirkulationssphäre dennoch notwendig für die Mehrwertbildung ist.[31] Betrachtet man einen Warenproduzenten in Isolation, so kann er den Wert einer vorhandenen Ware nicht verwerten. Er könnte Wert hinzufügen, indem er weiter daran arbeitet. Wenn er beispielsweise Leder besitzt, so könnte er es zu Stiefeln verarbeiten. Der Stiefel wäre wertvoller als das Leder, aber der Wert des Leders hätte sich nicht verwertet, sondern wäre konstant geblieben. Zu diesem Argument aus dem Kapitel über die Verwandlung von Geld in Kapital lässt sich hinzufügen, dass nach Marx Wert überhaupt nur in Produktion und Zirkulation entsteht; eine Ware in Isolation betrachtet, hat keinen Wert, sondern dieser Wert konstituiert sich erst in der Tauschbeziehung zu anderen Waren.[32]

Der Wert der Arbeitskraft

Marx fasst die Arbeitskraft als Ware auf. Sie hat einen Gebrauchswert, nämlich die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten, und einen Wert, der sich danach richtet, wie viel abstrakte Arbeit zu ihrer Reproduktion erforderlich ist.[33] Dieser Wert ist gleich dem Wert derjenigen Lebensmittelmenge, die als notwendig gilt, damit sich eine durchschnittliche Arbeitskraft reproduzieren kann.[34] Der Ausdruck Lebensmittel ist hierbei in einem weiten Sinne zu verstehen: er meint nicht nur Nahrungsmittel, Kleidung und Wohnung, sondern kann noch Weiteres umfassen.[35] Es geht nicht nur um das Nötige zur Erhaltung eines Individuums, sondern auch um das Nötige zur Erhaltung einer Arbeiterfamilie, denn die Klasse als solche muss sich reproduzieren können; ebenso gehören auch Bildungskosten für die heranwachsende Generation dazu.[35] Was als notwendig gilt, hängt von historischen und moralischen Faktoren ab.[36] Das kann von Land zu Land und mit der Zeit variieren. Ferner hängt der Umfang auch davon ab, was die jeweilige Arbeiterklasse als notwendig geltend macht.

Der Lohn bzw. Preis der Arbeitskraft kann prinzipiell auch über oder unter dem Wert liegen. Der Preis kann nicht nur den Wert, sondern auch einen momentanen Überschuss oder Mangel an Arbeitskräften anzeigen und entsprechend fallen oder steigen. Der Wert der Arbeitskraft verändert sich aber nur dann, wenn sich der Umfang der notwendigen Lebensmittel oder deren Wert verändert.[36]

Wenn der Kapitalist die Arbeitskraft gekauft hat, dann versucht er wie jeder Warenbesitzer deren Gebrauchswert zu konsumieren. Dass der Arbeiter dabei mehr Wert bildet, als zu seiner Reproduktion notwendig ist, und der Kapitalist sich den Mehrwert aneignet, verletzt nicht die Prämisse, wonach nur Äquivalente getauscht werden; der Arbeiter erhält, was seine Arbeitskraft Wert ist.[37]

Zwar spricht Marx von den Reproduktionskosten der Ware Arbeitskraft, aber der Arbeiter stellt seine Arbeitskraft nicht kapitalistisch her und produziert sie nicht als Ware; der Arbeiter verkauft seine Arbeitskraft als Ware auf dem Arbeitsmarkt.[38] Des Weiteren beabsichtigt Marx nicht, alle Lohnunterschiede zu erklären. Er befasst sich in Das Kapital meist nur mit dem Wert der Arbeitskraft, um zu erklären, wie Äquivalententausch und Mehrwertbildung miteinander vereinbar sind. Dabei spielen Lohnunterschiede keine Rolle.[39] Ferner will er eine notwendige Bedingung bestimmen, die Kapital ermöglicht: einerseits müssen sich die Lohnarbeiter als solche reproduzieren können, andererseits dürfen ihre Löhne langfristig nicht so steigen, dass sie keine Lohnarbeiter mehr sein müssen.[40] Lohnunterschiede führt Marx vor allem darauf zurück, dass Arbeiter verschiedene Qualifikationen haben, welche verschieden viel kosten, und ihre Arbeit entsprechend als mehr oder weniger wertbildend gilt.[39]

Industrielles Kapital als Grundlage der Mehrwertproduktion

Während im ersten Band von Das Kapital der Produktionsprozess untersucht wird, widmet sich Marx im zweiten Band der Zirkulation. Er konkretisiert die allgemeine Kapitalformel G – W – G'. Die Grundlage des Mehrwerts ist das industrielle Kapital. Als solches durchläuft das Kapital den Kreislauf G – W … P … W' – G'.[41]

wobei

G = c + v (vorgeschossenes Kapital)
c = konstantes Kapital (verbrauchte Produktionsmittel)
v = variables Kapital (Lohn bzw. Wert der Arbeitskraft)
m = Mehrwert (Ergebnis der unbezahlten Mehrarbeit)
G' = c + v + m (erweitertes, verwertetes Kapital)

Der Kapitalist kauft Waren bzw. Arbeitskraft und Produktionsmittel (G – W). Die Zirkulation wird unterbrochen. Im Produktionsprozess P schafft der Arbeiter eine höherwertige Warenmenge W'. Dabei überträgt er den Wert der verbrauchten Produktionsmittel auf die neue Warenmenge. Da in dieser Hinsicht keine Wertveränderung stattfindet, spricht Marx von konstantem Kapital c.[42] Des Weiteren schafft der Arbeiter einen Neuwert in Höhe von v + m; da es hier zu einer Wertänderung kommt, nennt Marx das Kapital, das in Löhne investiert wird, variables Kapital v.[42] Die Zirkulation wird fortgesetzt. Der Kapitalist verkauft die höherwertige Warenmenge (W' – G'). Das vorgeschossene Kapital G hat sich verwertet und als Kapital realisiert. Während der Arbeiter vom Neuwert in Höhe von v + m nur v bekommt, eignet sich der Kapitalist den Mehrwert m an.

Das Kapital ist zunächst Geldkapital; im Produktionsprozess werden Produktionsmittel und Arbeitskräfte produktives Kapital.[41] Dann wird es Warenkapital W', das schließlich als G' zur Geldform zurückkehrt.[41] Nur als industrielles Kapital kann das Kapital Mehrwert produzieren.[43] Als Handelskapital oder als zinstragendes Kapital kann es sich den Mehrwert nur aneignen.

Das Verhältnis vom Mehrwert m zum variablen Kapital v ist die Mehrwertrate m / v. Der Mehrwert bzw. die Mehrwertrate kann durch Verlängerung der Arbeitszeit (absoluter Mehrwert) und eine Steigerung der Produktivkraft der Arbeit (relativer Mehrwert) erhöht werden. Letzteres wird davon angetrieben, dass die Kapitalisten nach Extramehrwert streben. Führt ein Kapitalist als Erster in seiner Branche etwas Neues ein, um die Produktivkraft zu steigern, so kann er billiger produzieren als seine Konkurrenten und den individuellen Wert seiner Ware senken; verkauft er zum normalen Wert, realisiert er einen zusätzlichen Mehrwert. Dieser verschwindet, wenn sich die neue Produktionsweise verallgemeinert hat.

Den Fall, in dem der Kapitalist den erzielten Mehrwert als sein Einkommen für seinen privaten Konsum verausgabt, nennt Marx einfache Reproduktion.[44] Falls der Kapitalist den Mehrwert erneut als Kapital vorschießt, handelt es sich um Akkumulation.[45] Das Verhältnis zwischen Kapitalist und doppelt freiem Arbeiter entstand im Zuge der ursprünglichen Akkumulation. Marx schrieb der Gewalt und dem Zwang des Staates in dieser frühen Phase eine wichtige Rolle zu.[46] Das Verhältnis ist jedoch nicht nur eine wesentliche Voraussetzung der kapitalistischen Produktionsweise, sondern wird auch durch diese Produktionsweise systematisch reproduziert. Der Arbeiter geht als Arbeiter in den Produktionsprozess und kommt als solcher auch wieder aus dem Prozess heraus.[47]

Die Methoden der Mehrwertproduktion

Marx unterscheidet zwei Methoden der Mehrwertproduktion. "Durch Verlängerung des Arbeitstags produzierten Mehrwert nenne ich absoluten Mehrwert; den Mehrwert dagegen, der aus der Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit und entsprechender Verändrung im Größenverhältnis der beiden Bestandteile des Arbeitstags entspringt – relativen Mehrwert."[48] Die absolute Mehrwertproduktion besteht darin, den Arbeitstag zu verlängern. Der Anwendung der Methode sind physische und moralische Grenzen gesetzt. Dass die absolute Mehrwertproduktion trotz tendenzieller Verringerung der Arbeitszeit und trotz anhaltenden Kampfes um ihre weitere Verkürzung auch in der Gegenwart bedeutsam ist, kann man am Umfang der Überstunden erkennen, schreibt Klaus Müller. Sie sind eine Verlängerung der Arbeitszeit über das gesetzliche Maß hinaus. Die Deutschen leisten etwa 1,5 Milliarden bezahlte und ebenso viele unbezahlte Überstunden im Jahr.[49]
Die relative Mehrwertproduktion besteht darin, bei gegebenem Arbeitstag die notwendige Arbeitszeit zu verringern – in ihr schafft der Arbeiter ein Äquivalent seines Wertes – und damit den Anteil der Mehrarbeitszeit an der Arbeitszeit zu erhöhen. Die innere Logik der relativen Mehrwertproduktion: Technischer Fortschritt führt zum Anstieg der Produktivität. Die Werte der Investitions- und Konsumgüter sinken. Niedrigere Werte der Güter, die für die Lebenshaltung benötigt werden, bewirken, dass der Wert der Ware Arbeitskraft sinkt, so dass sich die notwendige Arbeitszeit verringert und die Mehrarbeitszeit, in der der Mehrwert entsteht, steigt. "Um den Wert der Arbeitskraft zu senken, muß die Steigerung der Produktivkraft Industriezweige ergreifen, deren Produkte den Wert der Arbeitskraft bestimmen".[50] Das sind die "gewohnheitsmäßigen Lebensmittel" und die Zweige, die Produktionsmittel für die Erzeugung der Konsumtionsmittel herstellen. Sinkender Wert der Ware Arbeitskraft bedeutet nicht, bemerkt Klaus Müller, dass das Konsumniveau der Arbeitenden zurückgehen muss. Im Gegenteil: Sinkender Wert der Arbeitskraft ist vereinbar mit steigendem Konsum der Lohnarbeiter, einer Verringerung der notwendigen Arbeitszeit und der Erhöhung der Mehrarbeitszeit, des Mehrwertes und der Mehrwertrate.[51]
Marx betont die Relativität der Unterscheidung zwischen absolutem und relativem Mehrwert: "Von gewissem Gesichtspunkt scheint der Unterschied zwischen absolutem und relativem Mehrwert überhaupt illusorisch – der relative Mehrwert ist absolut, denn er bedingt absolute Verlängerung des Arbeitstags über die zur Existenz des Arbeiters selbst notwendige Arbeitszeit. Der absolute Mehrwert ist relativ, denn er bedingt eine Entwicklung der Arbeitsproduktivität, welche erlaubt, die notwendige Arbeitszeit auf einen Teil des Arbeitstages zu beschränken."[52] Eine besondere Form ist der Extramehrwert. Er entsteht, wenn es Unternehmern gelingt, die Güter produktiver als der Durchschnitt der Branche zu erzeugen. Diese Unternehmer erzielen dann einen zusätzlichen, über den durchschnittlichen hinausgehenden, Mehrwert, der sich beim Verkauf der Ware unmittelbar in Zusatzprofit umsetzt. Der Extramehrwert entspricht der Differenz zwischen dem gesellschaftlich notwendigen Aufwand – dem Wert der Ware – und dem niedrigeren betriebsindividuellen Arbeitsaufwand.

Produktive und unproduktive Arbeit

Im Kapitalismus gilt nur diejenige Arbeit, die Mehrwert schafft, als produktive Arbeit.[53] Das betrifft die Produktion von Waren und Dienstleistungen nach der Formel des industriellen Kapitals. Das Wort industriell darf nicht im rein stofflichen Sinne missverstanden werden; der Begriff wird auf der Wertebene definiert.[54] Ein produktiver Lohnarbeiter muss nicht in einer Fabrik arbeiten. Er könnte auch Agrarprodukte herstellen, als Schulmeister tätig sein oder Informationen übertragen.[55][56][57] Mehrwertschaffend sind auch bestimmte Dienste, die in die Zirkulation fallen, aber eine Verlängerung des Produktionsprozesses darstellen, wie zum Beispiel Transportdienste.[58] Der Ausdruck produktiv ist nicht so zu deuten, dass der Arbeiter in direktem physischen Kontakt zur Ware stehen muss. Im Zuge der Arbeitsteilung entsteht ein kollektiver Gesamtarbeiter, dessen Glieder teils eher körperlich teils eher geistig tätig sind; einige Teilarbeiter übernehmen die Kontrolle über den Arbeitsprozess.[59]

Arbeit, die keinen Mehrwert schafft, ist unproduktive Arbeit, sogar wenn diese Arbeit im Kapitalismus als notwendig erscheint oder sozial nützlich ist. Unproduktiv ist ein Arbeiter, der als privater Bediensteter für einen Kapitalisten arbeitet, anstatt unter dem Kommando des Kapitalisten eine Ware oder eine Dienstleistung für den Markt zu produzieren.[53] Unproduktiv sind auch die Arbeiter des Handelskapitals, das in seiner Reinform nur den Formwandel von Geld und Ware besorgt.[60] Ein Beispiel eines reinen Zirkulationsagenten ist die Kassiererin.[61]

Systematische Lohnregulation zugunsten des Mehrwerts

Der Lebensstandard der Arbeiterklasse kann steigen. Das muss nicht ausschließen, dass die Arbeiter mehr Wert schaffen, als sie in Lohnform bekommen, und in diesem Sinne ausgebeutet werden.[62] Die kapitalistische Produktionsweise verfügt über eigene Mechanismen, um den Lohn auf den Wert der Arbeitskraft zu reduzieren; selbst wenn dieser Wert sich historisch wandeln kann, so kann die kapitalistische Produktionsweise dadurch nicht existenziell bedroht werden.

Man kann sich zwei vereinfachte Szenarien vorstellen. Wenn man annimmt, dass das Verhältnis vom konstanten zum variablen Kapital c / v gleich bleibt und die Kapitalisten akkumulieren, dann wachsen vorgeschossenes Kapital und Nachfrage nach Arbeitskräften gleichermaßen; Arbeitskraft wird ceteris paribus knapper; folglich können die Arbeiter den Preis der Arbeitskraft erhöhen. Je mehr sie dadurch den Mehrwert reduzieren, desto weniger können die Kapitalisten weitere Arbeitskräfte nachfragen.[63] Wenn man hingegen annimmt, dass das Verhältnis c / v steigt, da die Kapitalisten verstärkt in arbeitssparende Maschinensysteme investieren, dann werden Arbeitskräfte freigesetzt. Das ist die typische Entwicklung.[64] Da die Kapitalisten weniger Arbeitskraft nachfragen, können sie den Lohn drücken. Die Einführung relativ teurer Maschinerie, mit der die Produktivität gesteigert werden kann, ist gerade dann lukrativ, wenn die Löhne relativ hoch sind.[64]

Mystifikation des Lohnes

Dass der Arbeiter mehr Wert produziert, als ihm der Kapitalist als Lohn zahlt, ist nicht immer so leicht erkennbar. Mit der Lohnform stellt sich die gängige Denkform ein, wonach nicht der Wert der Arbeitskraft, sondern der Wert der Arbeit bezahlt wird.[65]

Marx bezeichnete den Ausdruck Wert der Arbeit als imaginären Ausdruck. Nach Marx ist zwar abstrakte Arbeit die Wertsubstanz und das Maß der Wertgröße, aber sie selbst besitzt keinen Wert.[66] Wollte man nach ihrem Wert fragen, erhielte man nur "abgeschmackte Tautologie[n]" als Antwort.[67] So ließe sich nur sagen, dass bspw. der Wert von 12 Stunden Arbeit eben dem Wert von 12 Stunden Arbeit entspreche.

Marx wollte diese oberflächliche Erscheinung, in der das wirkliche Verhältnis ins Gegenteil verkehrt ist, entmystifizieren. Der Arbeiter könne seine Arbeit nicht an den Kapitalisten verkaufen, da sie bereits vor dem Verkauf existieren müsste.[68] Wäre der Lohn der Wert der geleisteten Arbeit und bekäme der Arbeiter nicht den ganzen Neuwert, den er produziert, dann wären die Gesetze des Warentausches verletzt. Wäre der Lohn der Wert der geleisteten Arbeit und bekäme der Arbeiter den ganzen Neuwert, so würde der Kapitalist keinen Mehrwert erhalten können; folglich wäre ein Fundament der kapitalistischen Produktionsweise untergraben.[69]

Er führte die Mystifikation auf verschiedene Faktoren zurück. Ein Faktor sei, dass der Arbeiter immer den ganzen kontraktlich vereinbarten Arbeitstag lang arbeiten müsse, um bezahlt zu werden.[70] Der Kapitalist hingegen erkläre sich seinen Profit damit, dass er unter Wert kaufe bzw. über Wert verkaufe.[71] Imaginäre Ausdrücke, in denen der bestehende Sachverhalt verkehrt dargestellt wird, entspringen demnach den Produktionsverhältnissen selbst.[72]

Der Mystifikation des Lohnes kommt eine zentrale Rolle zu. Sie betrifft nicht nur Arbeiter, sondern auch Kapitalisten und Ökonomen.[73] Sie ist die Grundlage weiterer Mystifikationen, wie etwa der Mystifikation des Profits, und damit ein Kernelement der trinitarischen Formel.[74]

Verteilung und Erscheinungsformen des Mehrwerts

Die Kategorie des Mehrwerts ist nicht empirisch. Ihr entspricht unmittelbar nichts Beobachtbares.[75] Der Mehrwert als solcher muss von seinen Erscheinungsformen unterschieden werden. Er erscheint als Profit bzw. Zins und Grundrente.

Marx unterscheidet im dritten Band von Das Kapital den Mehrwertbegriff vom Profitbegriff. Ersterer ist der Begriff seiner wissenschaftlichen Analyse, um ein gesellschaftliches Verhältnis bzw. um Ausbeutung offenzulegen.[76] Gemäß der Mehrwertrate m / v wird der Mehrwert m ins Verhältnis zum variablen Kapital v gesetzt. Der Profitbegriff hingegen erfasst ein Verhältnis zwischen vorgeschossenem Kapital und verwirklichtem Kapital, d. h. zwischen G, das eine Wertsumme von c + v darstellt, und G' in der Höhe c + v + m. Der Mehrwert m wird ins Verhältnis zur ganzen vorgeschossenen Summe G gesetzt.[76] Zwar ist dem Kapitalisten klar, dass der Profit entsteht, indem er Arbeitskraft und Produktionsmittel anwendet, aber er glaubt, dass sowohl c als auch v wertschaffend ist.[76] Nach Marx ist es jedoch so, dass der Wert der verbrauchten Produktionsmittel c übertragen wird und dass der Arbeiter einen Neuwert in Höhe von v + m schafft. Die Ansicht, dass sowohl c als auch v wertschaffend ist, wird begünstigt durch die Mystifikation des Lohnes.[76] Demnach wird nicht der Wert der Arbeitskraft, sondern der Wert der geleisteten Arbeit bezahlt.[77] Somit mystifiziert der Profitbegriff das Bewusstsein: in der Vorstellung wird der eigentliche Sachverhalt ins Gegenteil verkehrt und der Wertzuwachs erscheint als Frucht des Kapitals.[76] Die Profitrate ist nicht m / v, sondern m / ( c + v ). Sie ist in der Praxis diejenige Größe, die den Kapitalisten interessiert.

Ein Kapitalist eignet sich nicht einfach direkt Mehrwert an. Indem die Einzelkapitale miteinander konkurrieren, tendieren die einzelnen Profitraten dazu, sich zu einer allgemeinen bzw. durchschnittlichen Profitrate auszugleichen.[78] Diese Profitrate impliziert, dass Preise typischerweise nicht den Wert einer Ware adäquat ausdrücken und dass die Gesamtmasse des Mehrwerts umverteilt wird: jeder Kapitalist bekommt einen Profit, dessen Größe davon abhängt, wie viel Kapital der betreffende Kapitalist angewandt hat.[79]

Neben dem industriellen Kapitalisten kann sich auch der Handelskapitalist einen Teil des Mehrwerts aneignen. Wenn der industrielle Kapitalist unter Wert an einen Handelskapitalisten verkauft und dieser weiterverkauft, um den Wert zu realisieren, dann kann sich der Händler einen Teil des Mehrwerts aneignen.[80] Im Falle des zinstragenden Kapitals unterscheidet Marx den Geldkapitalisten vom fungierenden Kapitalisten. Der Geldkapitalist als solcher verleiht Geld an einen Kapitalisten, der es beispielsweise als industrieller Kapitalist fungieren lässt; dessen Bruttoprofit teilt sich dann in seinen Unternehmergewinn und den Zins, den der Geldkapitalist bekommt.[81] Wenn ein Kapitalist selbst keinen Boden besitzt, sondern dem Grundbesitzer eine Grundrente zahlen muss, so eignet sich letzterer einen Teil des Mehrwerts als Grundrente an.[82] Schließlich kann auch der Staat als Kapitalist tätig sein und sich Mehrwert aneignen. In Anti-Dühring nutzte Engels das Konzept des ideellen Gesamtkapitalisten. In dieser Funktion sichere der Staat bestimmte Bedingungen für die Kapitalverwertung gegen Kapitalisten und Arbeiter; je mehr der Staat selbst Produktivkräfte besitze, desto mehr werde er zum reellen Kapitalisten, der seine Staatsbürger als Lohnarbeiter ausbeute.[83]

Bedeutung des Kreditsystems

Das Kreditsystem ermöglicht es dem einzelnen Kapitalisten, die Grenzen seines eigenen Profits zu überwinden und sich über Banken und Kapitalmärkte zusätzliche Mittel zu beschaffen. So kann er leichter in neue Produktionsmittel investieren, mit denen die Produkvität der Arbeiter gesteigert werden kann.[84] Letzteres ist ein wichtiger Punkt für die Produktion des relativen Mehrwerts.

Das Kreditsystem spielt eine entscheidende Rolle für die Realisierung des gesellschaftlichen Gesamtmehrwerts. Indem die industriellen Kapitalisten Kapital vorschießen und durch den Verkauf Kapital zu ihnen zurückfließt, entstehen Mittel, die in Fonds gesammelt werden, wie etwa Fonds zur Akkumulation. Bis diese Mittel für ihren Zweck genutzt werden, können sie als zinstragendes Kapital verliehen werden; ebenso könnte ein Kapitalist sich Kapital leihen, bevor sein Akkumulationsfonds aus seinen eigenen Profiten hinreichend gefüllt ist, um die betreffende Investition früher zu tätigen.[85] Wenn man die gesellschaftliche Gesamtproduktion betrachtet, dann lässt sich vereinfacht sagen, dass die Kapitalisten eines Landes in einem Jahr eine Gesamtsumme an konstantem und variablem Kapital vorschießen und einen Gesamtmehrwert produzieren.[86] Um dieses Mehrprodukt zu kaufen, sind weitere Mittel nötig. Entweder halten die Kapitalisten einen Schatz oder sie nehmen Kredite auf. Dass sie sich einen Schatz halten widerspräche der Verwertungslogik, die erfordert, den zur Verfügung stehenden Wert größtmöglich zu verwerten; folgen die Kapitalisten dieser Logik, dann kaufen sie das Mehrprodukt mittels Kredit.[86]

Das Kreditsystem ist auch eine Grundlage für die Verteilung des Gesamtmehrwerts. Die Einzelkapitale ziehen weg von den Branchen, in denen sie sich schlecht verwerten können, und hin zu denjenigen Branchen, in denen sie sich besser verwerten können. In den Branchen, aus denen Kapital abzieht, sinkt der Konkurrenzdruck, so dass die Preise und die Profitrate steigen können; in Branchen, in die Kapital zieht, nimmt der Konkurrenzdruck zu, so dass die Preise und Profitrate sinken. Daher tendieren die einzelnen Profitraten dazu, sich zur durchschnittlichen Profitrate auszugleichen.[87] Das Kreditsystem ermöglicht es, relativ große Kapitalmengen zu bündeln und zwischen den Branchen zu transferieren. Dadurch wird der Mechanismus, der zur allgemeinen Profitrate tendiert, wesentlich flexibler.[88]

Anmerkungen

„Um Marxens Argumentation korrekt anzuwenden, ist zu beachten, dass sie wie in der Ökonomie üblich unter bestimmten Modell-Voraussetzungen stattfindet, d. h. je nach Fall von konkreteren Bedingungen absieht und komplexe Situationen vereinfacht, um die grundsätzliche Logik zu studieren, wie zum Beispiel bei Schwankungen der Marktpreise nach Angebot und Nachfrage:

Welche Beziehung besteht nun zwischen Werten und Marktpreisen oder zwischen natürlichen Preisen und Marktpreisen? Der Marktpreis für alle Waren derselben Art ist derselbe, wie verschieden immer die Bedingungen der Produktion für die einzelnen Produzenten sein mögen.

Die Marktpreise drücken nur die unter den Durchschnittsbedingungen der Produktion für die Versorgung des Markts mit einer bestimmten Masse eines bestimmten Artikels notwendige Durchschnittsmenge gesellschaftlicher Arbeit aus.

Er wird aus der Gesamtheit aller Waren einer bestimmten Gattung errechnet. Soweit fällt der Marktpreis einer Ware mit ihrem Wert zusammen. Andrerseits hängen die Schwankungen der Marktpreise bald über, bald unter den Wert oder natürlichen Preis ab von den Fluktuationen des Angebots und der Nachfrage.“[89]

Abgrenzung zur „Wertschöpfung“

Der Begriff Wertschöpfung bezieht sich auf die Differenz zwischen dem Wert aller von einer Unternehmung verkauften Produkte (Produktionswert oder Umsatz) und dem Wert der dafür benötigten Vorleistungen und Abschreibungen (das konstante Kapital bei Marx) – für einen bestimmten Zeitraum betrachtet. Die Vorleistungen sind Produkte, die für den Produktionsprozess benötigt wurden und von anderen Firmen zugekauft wurden. Die Abschreibungen sind die Wertminderung des Maschinenparks und der Gebäude der Unternehmen, die während des Jahres erfolgt ist. Der heutige Begriff der Wertschöpfung entspricht dem Marxschen Neuwert.

Er ist gegenüber Mehrwert der umfassendere Begriff:

  • Neuwert = Wert des fertigen Produktes ./. Wert der Vorleistungen ./. Abschreibungen
  • Mehrwert = Wert des fertigen Produktes ./. Wert der Vorleistungen ./. Abschreibungen und ./. Wert der Arbeitskraft.

Gelegentlich wird die Wertschöpfung als „Mehrwert“ bezeichnet, so in dem Wort Mehrwertsteuer, die in den Unternehmen auf die Wertschöpfung erhoben wird. Dieser „Mehrwert“ umfasst dann nicht nur die Kapitaleinkommen (Mehrwert im Marxschen Sinne), sondern auch die Einkommen der Arbeitnehmer (das variable Kapital).

Rezeption und Kritik

Joseph Alois Schumpeter (1883–1950) bemerkte in Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, einige seiner Behauptungen ähnelten in bestimmten Hinsichten der Theorie von Marx. Nach Marx schaffe konstantes Kapital keinen Mehrwert. Dem gleiche in Schumpeters Theorie die Behauptung, dass in einer Wirtschaft, die sich im völligen Gleichgewicht befinde, der Zins gleich Null sei.[90] Schumpeter akzeptierte nur eine Art von Mehrwert im Marxschen Sinne, nämlich den Mehrwert, der als Unternehmergewinn und Kapitalzins erscheine.[91] Die Funktion des Unternehmers besteht nach Schumpeter einfach darin, dass er Innovationen in die Wirtschaft einführt.[92] Das betrifft vor allem neue Produkte, neue Produktionsweisen, neue Rohstoffquellen oder Absatzmärkte wie auch die Neuordnung einer Branche, wie zum Beispiel durch Bildung oder Zerbrechen eines Monopols.[93] Im Falle eines Unternehmers, der als Erster eine neue Produktionsweise einführt, kann dieser billiger als seine Konkurrenten produzieren und zum üblichen Preis verkaufen. So erzielt er einen Unternehmergewinn; dieser verschwindet, wenn andere seine Innovation imitieren und die Nachfrage nach den betreffenden Produktionsfaktoren steigt.[94] Eine wichtige Rolle nehmen dabei Banken ein, die ex nihilo Geld schaffen und es dem Unternehmer bereitstellen.[95]

Zwischen Marx' und Schumpeters Theorien bestehen jedoch fundamentale Unterschiede. Laut dem Wirtschaftshistoriker und Schumpeterschüler Eduard März (1908–1987) entspringe der Mehrwert im Marxschen Sinne aus der Produktion, wohingegen der Mehrwert nach Schumpeter aus der Zirkulation komme.[96] In Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie setzte sich Schumpeter intensiv mit Marx auseinander. Er kritisierte und relativierte die Arbeitswerttheorie und präferierte eine Grenznutzentheorie.[97] Zwar räumte Schumpeter ein, Marx' Ausbeutungstheorie versuche die Ausbeutung wissenschaftlich zu erfassen, aber er betrachtete die Theorie als unhaltbar. Die Arbeitswerttheorie könne nicht auf die Ware Arbeitskraft angewandt werden, da die Arbeiter nicht wie Maschinen reproduziert werden könnten.[98]

Michael Heinrich (* 1957) kritisiert, Marx sei sich nicht völlig dessen bewusst gewesen, dass seine Mehrwerttheorie nicht-empirischen Charakter habe, und habe nicht erkannt, wie sehr er selbst mit dem theoretischen Feld der Klassik gebrochen habe.[99] Dem widerspricht allerdings, dass Marx' erklärtes Ziel war, das Wesen des Mehrwerts aufzudecken und gerade nicht stehenzubleiben bei dessen konkret-empirischen Erscheinungsformen. 1868 schreibt er Engels: „… im Gegensatz zu aller früheren Ökonomie, die von vornherein besondre Fragmente des Mehrwerts mit ihren fixen Formen von Rente, Profit, Zins als gegeben behandelt, (wird) von mir zunächst die allgemeine Form des Mehrwerts, worin all das sich noch ungeschieden, sozusagen in Lösung befindet, behandelt“[100] Marx habe an Adam Smith bemängelt, jener habe zwar den Mehrwert der Sache nach bzw. als allgemeine Kategorie erfasst, aber nicht explizit zwischen dem Mehrwert als solchem und dessen besonderen Erscheinungsformen unterschieden. Laut Heinrich habe Smith jedoch gar keine Mehrwertkategorie erfasst, da Smith die nicht-empirische Ebene, auf der Marx seinen Mehrwertbegriff entwickle, vernachlässigt habe.[101] Auch über David Ricardo sagt Marx, er habe "nirgendwo den Mehrwert gesondert und getrennt von seinen besondren Formen – Profit (Zins) und Rente" betrachtet. "Wo er die Gesetze des Mehrwerts richtig darstellt, verfälscht er sie dadurch, daß er sie unmittelbar als Gesetze des Profits ausspricht."[102] Des Weiteren bemängelt Heinrich, Marx habe zu wenig betont, dass die Ware Arbeitskraft eine besondere Ware ist: In den Wert einer üblichen Ware geht der Wert der verbrauchten Produktionsmittel ein samt dem Wert, den die menschliche Arbeit dem Produkt zusetzt; der Wert der Ware Arbeitskraft hingegen wird nur durch die notwendigen Lebensmittel bestimmt.[103]

Siehe auch

Literatur

  • Witali S. Wygodski: Die Geschichte einer großen Entdeckung. Über die Entstehung des Werkes 'Das Kapital' von Karl Marx, Berlin 1967 (aus dem Russ., Moskau 1965).
  • Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung, Stuttgart: Schmetterling Verlag, zweite durchgesehene und erweiterte Auflage 2004, ISBN 3-89657-588-0.
  • Georg Quaas: Ist der Mehrwert messbar? In: Dieter Janke, Jürgen Leibiger, Manfred Neuhaus (Hrsg.): Marx' „Kapital“ im 21. Jahrhundert. Beiträge des Kolloquiiums am 6. Mai 2017 in Leipzig. Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen, Leipzig 2017, ISBN 978-3-947176-01-4, S. 95–108.
  • Dieter Suhr: Geld ohne Mehrwert, 1983, Knapp, Frankfurt.
  • Dieter Wolf: Zum Übergang vom Geld ins Kapital in den Grundrissen, im Urtext und im Kapital (PDF; 391 kB) Warum ist die „dialektische Form der Darstellung nur richtig, wenn sie ihre Grenzen kennt“? In: Carl-Erich Vollgraf, Richard Sperl & Rolf Hecker (Hrsg.): Beiträge zur Marx-Engels-Forschung, Neue Folge 2007, Hamburg, 2007, S. 45 ff. ISBN 978-3-88619-667-8.
  • Klaus Müller, Profit, Köln 2016.

Weblinks

Wikiquote: Mehrwert – Zitate

Quellen

  1. William Thompson: An Inquiry into the Principles of the Distribution of Wealth Most Conducive to Human Happiness, London 1824, S. 167,169. Ausgabe 1850 bei Google Books
  2. MEW 21, S. 506.
  3. MEW 1, S. 135,136,139.
  4. Karl Marx: Theorien über den Mehrwert. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 26, Nr. 1. Dietz Verlag, Berlin 1965, S. 60: „Weil Adam zwar der Sache nach, aber nicht ausdrücklich in der Form einer bestimmten, von ihren besondren Formen unterschiednen Kategorie den Mehrwert entwickelt, wirft er ihn hernach direkt mit der weiterentwickelten Form des Profits unmittelbar zusammen. Dieser Fehler bleibt bei Ricardo und allen seinen Nachfolgern. Es entstehn daraus […] eine Reihe Inkonsequenzen, ungelöster Widersprüche und Gedankenlosigkeiten, die die Ricardians […] scholastisch durch Redensarten zu lösen suchen.“
  5. a b Michael Heinrich: Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Produktion und klassischer Tradition. 8. Auflage. Westfälisches Dampfboot, Münster 2020, S. 60–61.
  6. a b Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 93–94.
  7. Michael Heinrich: Kritik bei Marx. In: Devi Dumbadze/Johannes Geffers/Jan Haut u. a. (Hrsg.): Erkenntnis und Kritik. Zeitgenössische Positionen. transcript Verlag, Bielefeld 2009, S. 46.
  8. a b Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. In: Ulrich Albrecht/Helmut Volger (Hrsg.): Lexikon der Internationalen Politik. R. Oldenbourg Verlag, München/Wien 1997, S. 298–300.
  9. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 87–88.
  10. Marx: Das Kapital, S. 307f. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 3616f (vgl. MEW Bd. 23, S. 223)
  11. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 184: „Was also die kapitalistische Epoche charakterisiert, ist, daß die Arbeitskraft für den Arbeiter selbst die Form einer ihm gehörigen Ware, seine Arbeit daher die Form der Lohnarbeit erhält. Andrerseits verallgemeinert sich erst von diesem Augenblick die Warenform der Arbeitsprodukte.“
  12. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 249–250: „Das Kapital hat die Mehrarbeit nicht erfunden. Überall, wo ein Teil der Gesellschaft das Monopol der Produktionsmittel besitzt, muß der Arbeiter, frei oder unfrei, der zu seiner Selbsterhaltung notwendigen Arbeitszeit überschüssige Arbeitszeit zusetzen, um die Lebensmittel für den Eigner der Produktionsmittel zu produzieren […] Indes ist klar, daß, wenn in einer ökonomischen Gesellschaftsformation nicht der Tauschwert, sondern der Gebrauchswert des Produkts vorwiegt, die Mehrarbeit durch einen engern oder weitern Kreis von Bedürfnissen beschränkt ist, aber kein schrankenloses Bedürfnis nach Mehrarbeit aus dem Charakter der Produktion selbst entspringt. Entsetzlich zeigt sich daher im Altertum die Überarbeit, wo es gilt, den Tauschwert in seiner selbständigen Geldgestalt zu gewinnen, in der Produktion von Gold und Silber. Gewaltsames zu Tod arbeiten ist hier die offizielle Form der Überarbeit. Man lese nur den Diodorus Siculus. Doch sind dies Ausnahmen in der alten Welt. Sobald aber Völker, deren Produktion sich noch in den niedrigren Formen der Sklavenarbeit, Fronarbeit usw. bewegt, hineingezogen werden in einen durch die kapitalistische Produktionsweise beherrschten Weltmarkt, der den Verkauf ihrer Produkte ins Ausland zum vorwiegenden Interesse entwickelt, wird den barbarischen Greueln der Sklaverei, Leibeigenschaft usw. der zivilisierte Greuel der Überarbeit aufgepfropft.“
  13. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 225–227.
  14. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 552: „Die absolute Minimalgrenze des Arbeitstags wird überhaupt gebildet durch diesen seinen notwendigen, aber kontraktiblen Bestandteil. Schrumpfte darauf der ganze Arbeitstag zusammen, so verschwände die Mehrarbeit, was unter dem Regime des Kapitals unmöglich. Die Beseitigung der kapitalistischen Produktionsform erlaubt, den Arbeitstag auf die notwendige Arbeit zu beschränken. Jedoch würde die letztre, unter sonst gleichbleibenden Umständen, ihren Raum ausdehnen. Einerseits weil die Lebensbedingungen des Arbeiters reicher und seine Lebensansprüche größer. Andrerseits würde ein Teil der jetzigen Mehrarbeit zur notwendigen Arbeit zählen, nämlich die zur Erzielung eines gesellschaftlichen Reserve- und Akkumulationsfonds nötige Arbeit.“
  15. a b Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 83.
  16. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 83–84.
  17. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 166: „[…] Und quantitativ betrachtet, sind 110 Pfd.St. [= G‘, d. V.] eine beschränkte Wertsumme wie 100 Pfd.St. [= G, d. V.]. Würden die 110 Pfd.St. als Geld verausgabt, so fielen sie aus ihrer Rolle. Sie hörten auf, Kapital zu sein. Der Zirkulation entzogen, versteinern sie zum Schatz […]“
  18. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 167: „Die einfache Warenzirkulation - der Verkauf für den Kauf - dient zum Mittel für einen außerhalb der Zirkulation liegenden Endzweck, die Aneignung von Gebrauchswerten, die Befriedigung von Bedürfnissen. Die Zirkulation des Geldes als Kapital ist dagegen Selbstzweck, denn die Verwertung des Werts existiert nur innerhalb dieser stets erneuerten Bewegung. Die Bewegung des Kapitals ist daher maßlos.“
  19. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 84–85.
  20. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 84–86.
  21. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 87.
  22. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 173–174.
  23. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 174: „Werden Waren oder Waren und Geld von gleichem Tauschwert, also Äquivalente ausgetauscht, so zieht offenbar keiner mehr Wert aus der Zirkulation heraus, als er in sie hineinwirft. Es findet dann keine Bildung von Mehrwert statt. In seiner reinen Form aber bedingt der Zirkulationsprozeß der Waren Austausch von Äquivalenten. Jedoch gehn die Dinge in der Wirklichkeit nicht rein zu. Unterstellen wir daher Austausch von Nicht-Äquivalenten.“
  24. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 175: „Gesetzt nun, es sei durch irgendein unerklärliches Privilegium dem Verkäufer gegeben, die Ware über ihrem Werte zu verkaufen, zu 110, wenn sie 100 wert ist, also mit einem nominellen Preisaufschlage von 10 %. Der Verkäufer kassiert also einen Mehrwert von 10 ein. Aber nachdem er Verkäufer war, wird er Käufer. Ein dritter Warenbesitzer begegnet ihm jetzt als Verkäufer und genießt seinerseits das Privilegium, die Ware 10 % zu teuer zu verkaufen. Unser Mann hat als Verkäufer 10 gewonnen, um als Käufer 10 zu verlieren. Das Ganze kommt in der Tat darauf hinaus, daß alle Warenbesitzer ihre Waren einander 10 % über dem Wert verkaufen, was durchaus dasselbe ist, als ob sie die Waren zu ihren Werten verkauften. Ein solcher allgemeiner nomineller Preisaufschlag der Waren bringt dieselbe Wirkung hervor, als ob die Warenwerte z. B. in Silber statt in Gold geschätzt würden. Die Geldnamen, d. h. die Preise der Waren würden anschwellen, aber ihre Wertverhältnisse unverändert bleiben.“
  25. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 175: „Unterstellen wir umgekehrt, es sei das Privilegium des Käufers, die Waren unter ihrem Wert zu kaufen. Hier ist es nicht einmal nötig zu erinnern, daß der Käufer wieder Verkäufer wird. Er war Verkäufer, bevor er Käufer ward. Er hat bereits 10 % als Verkäufer verloren, bevor er 10 % als Käufer gewinnt. Alles bleibt wieder beim alten.“
  26. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 176: „In der Zirkulation stehn sich Produzenten und Konsumenten nur als Verkäufer und Käufer gegenüber. Behaupten, der Mehrwert für den Produzenten entspringe daraus, daß die Konsumenten die Ware über den Wert zahlen, heißt nur den einfachen Satz maskieren: Der Warenbesitzer besitzt als Verkäufer das Privilegium, zu teuer zu verkaufen. Der Verkäufer hat die Ware selbst produziert oder vertritt ihren Produzenten, aber der Käufer hat nicht minder die in seinem Gelde dargestellte Ware selbst produziert oder vertritt ihren Produzenten. Es steht also Produzent dem Produzenten gegenüber. Was sie unterscheidet, ist, daß der eine kauft und der andre verkauft. Es bringt uns keinen Schritt weiter, daß der Warenbesitzer unter dem Namen Produzent die Ware über ihrem Werte verkauft und unter dem Namen Konsument sie zu teuer zahlt.“
  27. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 176: „Die konsequenten Vertreter der Illusion, daß der Mehrwert aus einem nominellen Preiszuschlag entspringt oder aus dem Privilegium des Verkäufers, die Ware zu teuer zu verkaufen, unterstellen daher eine Klasse, die nur kauft, ohne zu verkaufen, also auch nur konsumiert ohne zu produzieren. Die Existenz einer solchen Klasse ist von unsrem bisher erreichten Standpunkt, dem der einfachen Zirkulation, noch unerklärlich. Aber greifen wir vor. Das Geld, womit eine solche Klasse beständig kauft, muß ihr beständig, ohne Austausch, umsonst, auf beliebige Rechts- und Gewaltstitel hin, von den Warenbesitzern selbst zufließen. Dieser Klasse die Waren über dem Wert verkaufen, heißt nur, umsonst weggegebenes Geld sich zum Teil wieder zurückschwindeln.“
  28. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 177: „Warenbesitzer A mag so pfiffig sein, seine Kollegen B oder C übers Ohr zu hauen, während sie trotz des besten Willens die Revanche schuldig bleiben. A verkauft Wein zum Wert von 40 Pfd. St. an B und erwirbt im Austausch Getreide zum Wert von 50 Pfd. St. A hat seine 40 Pfd. St. in 50 Pfd.St. verwandelt, mehr Geld aus weniger Geld gemacht und seine Ware in Kapital verwandelt. Sehn wir näher zu. Vor dem Austausch hatten wir für 40 Pfd. St. Wein in der Hand von A und für 50 Pfd. St. Getreide in der Hand von B, Gesamtwert von 90 Pfd. St. Nach dem Austausch haben wir denselben Gesamtwert von 90Pfd.St. Der zirkulierende Wert hat sich um kein Atom vergrößert, seine Verteilung zwischen A und B hat sich verändert. Auf der einen Seite erscheint als Mehrwert, was auf der andren Minderwert ist, auf der einen Seite als Plus, was auf der andren als Minus. Derselbe Wechsel hätte sich ereignet, wenn A, ohne die verhüllende Form des Austausches, dem B 10 Pfd. St. direkt gestohlen hätte. Die Summe der zirkulierenden Werte kann offenbar durch keinen Wechsel in ihrer Verteilung vermehrt werden, sowenig wie ein Jude die Masse der edlen Metalle in einem Lande dadurch vermehrt, daß er einen Farthing aus der Zeit der Königin Anna für eine Guinee verkauft. Die Gesamtheit der Kapitalistenklasse eines Landes kann sich nicht selbst übervorteilen.“
  29. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 87–88.
  30. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 13–14 und S. 87–88.
  31. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 179–180: „Die Zirkulation ist die Summe aller Wechselbeziehungen der Warenbesitzer. Außerhalb derselben steht der Warenbesitzer nur noch in Beziehung zu seiner eignen Ware. Was ihren Wert angeht, beschränkt sich das Verhältnis darauf, daß sie ein nach bestimmten gesellschaftlichen Gesetzen gemessenes Quantum seiner eignen Arbeit enthält. Dies Quantum Arbeit drückt sich aus in der Wertgröße seiner Ware, und, da sich Wertgröße in Rechengeld darstellt, in einem Preise von z.B. 10Pfd.St. Aber seine Arbeit stellt sich nicht dar im Werte der Ware und einem Überschuß über ihrem eignen Wert, nicht in einem Preise von 10, der zugleich ein Preis von 11, nicht in einem Wert, der größer als er selbst ist. Der Warenbesitzer kann durch seine Arbeit Werte bilden, aber keine sich verwertenden Werte. Er kann den Wert einer Ware erhöhn, indem er vorhandnem Wert neuen Wert durch neue Arbeit zusetzt, z.B. aus Leder Stiefel macht. Derselbe Stoff hat jetzt mehr Wert, weil er ein größeres Arbeitsquantum enthält. Der Stiefel hat daher mehr Wert als das Leder, aber der Wert des Leders ist geblieben, was er war. Er hat sich nicht verwertet, nicht während der Stiefelfabrikation einen Mehrwert angesetzt. Es ist also unmöglich, daß der Warenproduzent außerhalb der Zirkulationssphäre, ohne mit andren Warenbesitzern in Berührung zu treten, Wert verwerte und daher Geld oder Ware in Kapital verwandle.“
  32. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 51–54.
  33. Michael Heinrich: Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition. 8. Auflage. Westfälisches Dampfboot, Münster 2020, S. 258–259.
  34. „Der Wert der Arbeitskraft, gleich dem jeder andren Ware, ist bestimmt durch die zur Produktion, also auch Reproduktion, dieses spezifischen Artikels notwendige Arbeitszeit… der Wert der Arbeitskraft ist der Wert der zur Erhaltung ihres Besitzers notwendigen Lebensmittel.“ Karl Marx: Das Kapital (Band 1). In: MEW Bd. 23, S. 184f.
  35. a b Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 90.
  36. a b Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 91.
  37. Michael Heinrich: Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition. 8. Auflage. Westfälisches Dampfboot, Münster 2020, S. 259.
  38. Michael Heinrich: Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition. 8. Auflage. Westfälisches Dampfboot, Münster 2020, S. 260–261.
  39. a b Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 91.
  40. Michael Heinrich: Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition. 8. Auflage. Westfälisches Dampfboot, Münster 2020, S. 262.
  41. a b c Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 131–132.
  42. a b Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 99.
  43. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 134.
  44. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 591–592: „Hat die Produktion kapitalistische Form, so die Reproduktion. Wie in der kapitalistischen Produktionsweise der Arbeitsprozeß nur als ein Mittel für den Verwertungsprozeß erscheint, so die Reproduktion nur als ein Mittel, den vorgeschoßnen Wert als Kapital zu reproduzieren, d.h. als sich verwertenden Wert. Die ökonomische Charaktermaske des Kapitalisten hängt nur dadurch an einem Menschen fest, daß sein Geld fortwährend als Kapital funktioniert. Hat z.B. die vorgeschoßne Geldsumme von 100 Pfd. St. sich dieses Jahr in Kapital verwandelt und einen Mehrwert von 20 Pfd.St. produziert, so muß sie das nächste Jahr usf. dieselbe Operation wiederholen. Als periodisches Inkrement des Kapitalwerts, oder periodische Frucht des prozessierenden Kapitals, erhält der Mehrwert die Form einer aus dem Kapital entspringenden Revenue. Dient diese Revenue dem Kapitalisten nur als Konsumtionsfonds oder wird sie ebenso periodisch verzehrt wie gewonnen, so findet, unter sonst gleichbleibenden Umständen, einfache Reproduktion statt. […]“
  45. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 122.
  46. David Harvey: A Companion to Marx's Capital. The Complete Edition. Verso, London/New York 2018, S. 298–299.
  47. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 595–596: „Was aber anfangs nur Ausgangspunkt [= die Trennung der unmittelbaren Produzenten von den Produktionsmitteln, d. V.] war, wird vermittelst der bloßen Kontinuität des Prozesses, der einfachen Reproduktion, stets aufs neue produziert und verewigt als eignes Resultat der kapitalistischen Produktion. Einerseits verwandelt der Produktionsprozeß fortwährend den stofflichen Reichtum in Kapital, in Verwertungs- und Genußmittel für den Kapitalisten. Andrerseits kommt der Arbeiter beständig aus dem Prozeß heraus, wie er in ihn eintrat – persönliche Quelle des Reichtums, aber entblößt von allen Mitteln, diesen Reichtum für sich zu verwirklichen. Da vor seinem Eintritt in den Prozeß seine eigne Arbeit ihm selbst entfremdet, dem Kapitalisten angeeignet und dem Kapital einverleibt ist, vergegenständlicht sie sich während des Prozesses beständig in fremdem Produkt. Da der Produktionsprozeß zugleich der Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft durch den Kapitalisten, verwandelt sich das Produkt des Arbeiters nicht nur fortwährend in Ware, sondern in Kapital, Wert, der die wertschöpfende Kraft aussaugt, Lebensmittel, die Personen kaufen, Produktionsmittel, die den Produzenten anwenden. Der Arbeiter selbst produziert daher beständig den objektiven Reichtum als Kapital, ihm fremde, ihn beherrschende und ausbeutende Macht, und der Kapitalist produziert ebenso beständig die Arbeitskraft als subjektive, von ihren eignen Vergegenständlichungs- und Verwirklichungsmitteln getrennte, abstrakte, in der bloßen Leiblichkeit des Arbeiters existierende Reichtumsquelle, kurz den Arbeiter als Lohnarbeiter. Diese beständige Reproduktion oder Verewigung des Arbeiters ist das sine qua non der kapitalistischen Produktion.“
  48. Karl Marx, Das Kapital Band I, in: Marx-Engels-Werke (MEW), Band 23, Berlin 1972, S. 334
  49. Klaus Müller, Profit, Köln 2016; S. 52
  50. Karl Marx, Das Kapital Band I, S. 334
  51. Klaus Müller, Profit, Köln 2016, S. 54f
  52. Karl Marx, Das Kapital Band I, S. 533 f
  53. a b Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 120–122.
  54. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 133–134.
  55. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 777: „Industriell hier im Gegensatz zu agrikol. Im „kategorischen“ Sinn ist der Pächter ein industrieller Kapitalist so gut wie der Fabrikant.“
  56. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 532: „Die kapitalistische Produktion ist nicht nur Produktion von Ware, sie ist wesentlich Produktion von Mehrwert. Der Arbeiter produziert nicht für sich, sondern für das Kapital. Es genügt daher nicht länger, daß er überhaupt produziert. Er muß Mehrwert produzieren. Nur der Arbeiter ist produktiv, der Mehrwert für den Kapitalisten produziert oder zur Selbstverwertung des Kapitals dient. Steht es frei, ein Beispiel außerhalb der Sphäre der materiellen Produktion zu wählen, so ist ein Schulmeister produktiver Arbeiter, wenn er nicht nur Kinderköpfe bearbeitet, sondern sich selbst abarbeitet zur Bereicherung des Unternehmers. Daß letztrer sein Kapital in einer Lehrfabrik angelegt hat, statt in einer Wurstfabrik, ändert nichts an dem Verhältnis.“
  57. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Zweiter Band. Buch II: Der Zirkulationsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 24. Dietz Verlag, Berlin 1963, S. 60: „Es gibt aber selbständige Industriezweige, wo das Produkt des Produktionsprozesses kein neues gegenständliches Produkt, keine Ware ist. Ökonomisch wichtig davon ist nur die Kommunikationsindustrie, sei sie eigentliche Transportindustrie für Waren und Menschen, sei sie Übertragung bloß von Mitteilungen, Briefen, Telegrammen etc.“
  58. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 132–133.
  59. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 531: „Soweit der Arbeitsprozeß ein rein individueller, vereinigt derselbe Arbeiter alle Funktionen, die sich später trennen. In der individuellen Aneignung von Naturgegenständen zu seinen Lebenszwecken kontrolliert er sich selbst. Später wird er kontrolliert. Der einzelne Mensch kann nicht auf die Natur wirken ohne Betätigung seiner eignen Muskeln unter Kontrolle seines eignen Hirns. Wie im Natursystem Kopf und Hand zusammengehören, vereint der Arbeitsprozeß Kopfarbeit und Handarbeit. Später scheiden sie sich bis zum feindlichen Gegensatz. Das Produkt verwandelt sich überhaupt aus dem unmittelbaren Produkt des individuellen Produzenten in ein gesellschaftliches, in das gemeinsame Produkt eines Gesamtarbeiters, d. h. eines kombinierten Arbeitspersonals, dessen Glieder der Handhabung des Arbeitsgegenstandes näher oder ferner stehn. Mit dem kooperativen Charakter des Arbeitsprozesses selbst erweitert sich daher notwendig der Begriff der produktiven Arbeit und ihres Trägers, des produktiven Arbeiters. Um produktiv zu arbeiten, ist es nun nicht mehr nötig, selbst Hand anzulegen; es genügt, Organ des Gesamtarbeiters zu sein, irgendeine seiner Unterfunktionen zu vollziehn.“
  60. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 134.
  61. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 133.
  62. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 645–646: „Unter den bisher unterstellten, den Arbeitern günstigsten Akkumulationsbedingungen kleidet sich ihr Abhängigkeitsverhältnis vom Kapital in erträgliche oder, wie Eden sagt, „bequeme und liberale" Formen. Statt intensiver zu werden mit dem Wachstum des Kapitals, wird es nur extensiver, d.h. die Exploitations- und Herrschaftssphäre des Kapitals dehnt sich nur aus mit seiner eigenen Dimension und der Anzahl seiner Untertanen. Von ihrem eignen anschwellenden und schwellend in Zusatzkapital verwandelten Mehrprodukt strömt ihnen ein größerer Teil in der Form von Zahlungsmitteln zurück, so daß sie den Kreis ihrer Genüsse erweitern, ihren Konsumtionsfonds von Kleidern, Möbeln usw. besser ausstatten und kleine Reservefonds von Geld bilden können. So wenig aber bessere Kleidung, Nahrung, Behandlung und ein größeres Peculium das Abhängigkeitsverhältnis und die Exploitation des Sklaven aufheben, so wenig die des Lohnarbeiters. Steigender Preis der Arbeit infolge der Akkumulation des Kapitals besagt in der Tat nur, daß der Umfang und die Wucht der goldnen Kette, die der Lohnarbeiter sich selbst bereits geschmiedet hat, ihre losere Spannung erlauben.“
  63. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 124.
  64. a b Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 124–125.
  65. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 564: „Übrigens gilt von der Erscheinungsform, „Wert und Preis der Arbeit" oder „Arbeitslohn", im Unterschied zum wesentlichen Verhältnis, welches erscheint, dem Wert und Preis der Arbeitskraft, dasselbe, was von allen Erscheinungsformen und ihrem verborgnen Hintergrund. Die ersteren reproduzieren sich unmittelbar spontan, als gang und gäbe Denkformen, der andre muß durch die Wissenschaft erst entdeckt werden. Die klassische politische Ökonomie stößt annähernd auf den wahren Sachverhalt, ohne ihn jedoch bewußt zu formulieren. Sie kann das nicht, solange sie in ihrer bürgerlichen Haut steckt.“
  66. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 94–95.
  67. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 557: „Aber was ist der Wert einer Ware? Gegenständliche Form der in ihrer Produktion verausgabten gesellschaftlichen Arbeit. Und wodurch messen wir die Größe ihres Werts? Durch die Größe der in ihr enthaltnen Arbeit. Wodurch wäre also der Wert z.B. eines zwölfstündigen Arbeitstags bestimmt? Durch die in einem Arbeitstag von 12 Stunden enthaltnen 12 Arbeitsstunden, was eine abgeschmackte Tautologie ist.“
  68. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 558: „Um als Ware auf dem Markt verkauft zu werden, müßte die Arbeit jedenfalls existieren, bevor sie verkauft wird. Könnte der Arbeiter ihr aber eine selbständige Existenz geben, so würde er Ware verkaufen und nicht Arbeit.“
  69. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 558: „Von diesen Widersprüchen abgesehn, würde ein direkter Austausch von Geld, d.h. vergegenständlichter Arbeit, mit lebendiger Arbeit entweder das Wertgesetz aufheben, welches sich grade erst auf Grundlage der kapitalistischen Produktion frei entwickelt, oder die kapitalistische Produktion selbst aufheben, welche grade auf der Lohnarbeit beruht. Der Arbeitstag von 12 Stunden stellt sich z.B. in einem Geldwert von 6 sh. dar. Entweder werden Äquivalente ausgetauscht, und dann erhält der Arbeiter für zwölfstündige Arbeit 6 sh. Der Preis seiner Arbeit wäre gleich dem Preis seines Produkts. In diesem Fall produzierte er keinen Mehrwert für den Käufer seiner Arbeit, die 6 sh. verwandelten sich nicht in Kapital, die Grundlage der kapitalistischen Produktion verschwände, aber grade auf dieser Grundlage verkauft er seine Arbeit und ist seine Arbeit Lohnarbeit. Oder er erhält für 12 Stunden Arbeit weniger als 6sh., d.h. weniger als 12 Stunden Arbeit. Zwölf Stunden Arbeit tauschen sich aus gegen 10, 6 usw. Stunden Arbeit. Diese Gleichsetzung ungleicher Größen hebt nicht nur die Wertbestimmung auf. Ein solcher sich selbst aufhebender Widerspruch kann überhaupt nicht als Gesetz auch nur ausgesprochen oder formuliert werden.“
  70. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 563: „Stellen wir uns auf den Standpunkt des Arbeiters, der für zwölfstündige Arbeit z.B. das Wertprodukt sechsstündiger Arbeit erhält, sage 3 sh., so ist für ihn in der Tat seine zwölfstündige Arbeit das Kaufmittel der 3 sh. Der Wert seiner Arbeitskraft mag variieren mit dem Wert seiner gewohnheitsmäßigen Lebensmittel von 3 auf 4 sh. oder von 3 auf 2 sh., oder bei gleichbleibendem Wert seiner Arbeitskraft mag ihr Preis, infolge wechselnden Verhältnisses von Nachfrage und Angebot, auf 4 sh. steigen oder auf 2 sh. fallen, er gibt stets 12 Arbeitsstunden. Jeder Wechsel in der Größe des Äquivalents, das er erhält, erscheint ihm daher notwendig als Wechsel im Wert oder Preis seiner 12 Arbeitsstunden.“
  71. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 564: „Nehmen wir andrerseits den Kapitalisten, so will er zwar möglichst viel Arbeit für möglichst wenig Geld erhalten. Praktisch interessiert ihn daher nur die Differenz zwischen dem Preis der Arbeitskraft und dem Wert, den ihre Funktion schafft. Aber er sucht alle Ware möglichst wohlfeil zu kaufen und erklärt sich überall seinen Profit aus der einfachen Prellerei, dem Kauf unter und dem Verkauf über dem Wert. Er kommt daher nicht zur Einsicht, daß, wenn so ein Ding wie Wert der Arbeit wirklich existierte, und er diesen Wert wirklich zahlte, kein Kapital existieren, sein Geld sich nicht in Kapital verwandeln würde.“
  72. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 559: „Im Ausdruck: „Wert der Arbeit" ist der Wertbegriff nicht nur völlig ausgelöscht, sondern in sein Gegenteil verkehrt. Es ist ein imaginärer Ausdruck, wie etwa Wert der Erde. Diese imaginären Ausdrücke entspringen jedoch aus den Produktionsverhältnissen selbst. Sie sind Kategorien für Erscheinungsformen wesentlicher Verhältnisse. Daß in der Erscheinung die Dinge sich oft verkehrt darstellen, ist ziemlich in allen Wissenschaften bekannt, außer in der politischen Ökonomie.“
  73. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 23. Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 562: „Man begreift daher die entscheidende Wichtigkeit der Verwandlung von Wert und Preis der Arbeitskraft in die Form des Arbeitslohns oder in Wert und Preis der Arbeit selbst. Auf dieser Erscheinungsform, die das wirkliche Verhältnis unsichtbar macht und grade sein Gegenteil zeigt, beruhn alle Rechtsvorstellungen des Arbeiters wie des Kapitalisten, alle Mystifikationen der kapitalistischen Produktionsweise, alle ihre Freiheitsillusionen, alle apologetischen Flausen der Vulgärökonomie.“
  74. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 96.
  75. Michael Heinrich: Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition. 8. Auflage. Westfälisches Dampfboot, Münster 2020, S. 45.
  76. a b c d e Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 141–142.
  77. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 94–96.
  78. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 144–145.
  79. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 145–146.
  80. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 134–135.
  81. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 155–156.
  82. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 181–182.
  83. Friedrich Engels: Herrn Eugen Dühring's Umwälzung der Wissenschaft. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Werke (MEW). Band 20. Dietz Verlag, Berlin 1975, S. 260: „Und der moderne Staat ist wieder nur die Organisation, welche sich die bürgerliche Gesellschaft gibt, um die allgemeinen äußern Bedingungen der kapitalistischen Produktionsweise aufrechtzuerhalten gegen Übergriffe, sowohl der Arbeiter wie der einzelnen Kapitalisten. Der moderne Staat, was auch seine Form, ist eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist. Je mehr Produktivkräfte er in sein Eigentum übernimmt, desto mehr wird er wirklicher Gesamtkapitalist, desto mehr Staatsbürger beutet er aus. Die Arbeiter bleiben Lohnarbeiter, Proletarier. Das Kapitalverhältnis wird nicht aufgehoben, es wird vielmehr auf die Spitze getrieben.“
  84. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 166–167.
  85. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 165.
  86. a b Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 166.
  87. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 144–145.
  88. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 167.
  89. Marx: Lohn, Preis, Profit, S. 51f. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 3260f (vgl. MEW Bd. 16, S. 127–128)
  90. Joseph Alois Schumpeter: Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung. Eine Untersuchung über Unternehmergewinn, Kapital, Kredit, Zins und den Konjunkturzyklus. 7. Auflage. Duncker & Humblot, Berlin 1987, S. XXIV: „Ich sage dies nicht, um irgendetwas, das ich in diesem Buche schreibe, mit seinem [= Karl Marx, d. V.] großen Namen zu verbinden. Intention und Ergebnisse sind viel zu verschieden, um mir hierzu ein Recht zu geben. Gleichartigkeiten in den Resultaten, die zweifellos vorhanden sind (vergleiche zum Beispiel die These dieses Buches, das im vollkommenen Gleichgewicht der Zins gleich Null sein würde mit Marxens Satz, das konstantes Kapital keinen Mehrwert hervorbringt) werden nicht nur durch einen sehr großen Unterschied in der allgemeinen Grundhaltung ausgelöscht, sondern auch durch so unterschiedliche Methoden erreicht, das jede Betonung von Parallelen für Marxisten in hohem Grade unbefriedigend sein würde.“
  91. Joseph Alois Schumpeter: Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung. Eine Untersuchung über Unternehmergewinn, Kapital, Kredit, Zins und den Konjunkturzyklus. 7. Auflage. Duncker & Humblot, Berlin 1987, S. 223: „Nur dieser Überschuß, der also privatwirtschaftlich als Unternehmergewinn und Kapitalzins erscheint, kann als Mehrwert im marxistischen Sinne bezeichnet werden. Einen andern oder anders zu erklärenden Überschuß dieser Art gibt es nicht.“
  92. Kerstin Burmeister: Die Vorstellungen Joseph Alois Schumpeters vom dynamischen Unternehmer. In: Francesca Schinzinger (Hrsg.): Unternehmer und technischer Fortschritt. Harald Boldt Verlag im R. Oldenbourg Verlag, München 1996, S. 25–30.
  93. Joseph Alois Schumpeter: Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung. Eine Untersuchung über Unternehmergewinn, Kapital, Kredit, Zins und den Konjunkturzyklus. 7. Auflage. Duncker & Humblot, Berlin 1987, S. 100–101.
  94. Eduard März: Die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung von Joseph A. Schumpeter in ihrer Beziehung zum Marxschen System. In: Wirtschaft und Gesellschaft. Wirtschaftspolitische Zeitschrift der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien. 6. Jahrgang, Heft 3, 1980, S. 256.
  95. Eduard März: Die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung von Joseph A. Schumpeter in ihrer Beziehung zum Marxschen System. In: Wirtschaft und Gesellschaft. Wirtschaftspolitische Zeitschrift der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien. 6. Jahrgang, Heft 3, 1980, S. 256–257.
  96. Eduard März: Die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung von Joseph A. Schumpeter in ihrer Beziehung zum Marxschen System. In: Wirtschaft und Gesellschaft. Wirtschaftspolitische Zeitschrift der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien. 6. Jahrgang, Heft 3, 1980, S. 262–263: „Mit Hilfe des ihm von den Banken zeitweise überlassenen Kapitalfonds ist der Unternehmer imstande, ein Herrschaftsverhältnis über Sachen und Menschen zu begründen, um diesen eine neue produktive Orientierung zu geben. Der Bankkredit ist demnach nur eine Methode der Anbahnung neuer Produktionsverhältnisse. Schumpeter vollzieht somit einen radikalen Bruch mit dem dinglichen Konzept des Kapitals, das sich bis in die Zeit der klassischen Ökonomie zurückverfolgen läßt. Aber die Ähnlichkeit des Schumpeterschen Kapitalbegriffes zu dem Marxschen ist unseres Erachtens nur eine rein verbale. Denn das mit Hilfe des Bankkredits entstandene Herrschaftsverhältnis über Menschen und Sachen resultiert wohl in der Erscheinung des Mehrwerts, aber dieser entspringt nicht der Sphäre der Produktion, wie dies bei Marx der Fall ist, sondern der der Zirkulation.“
  97. Joseph Alois Schumpeter: Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. 10. Auflage. Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen 2020, S. 27–30.
  98. Joseph Alois Schumpeter: Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. 10. Auflage. Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen 2020, S. 33–34: „Hinsichtlich der Verdienste dieses wissenschaftlichen Arguments müssen wir sorgfältig zwei Seiten auseinanderhalten, deren eine beharrlich von den Kritikern vernachlässigt worden ist. Auf dem gewöhnlichen Stand der Theorie eines stationären Wirtschaftsprozesses ist es leicht nachzuweisen, daß unter Marxens eigenen Voraussetzungen die Mehrwertlehre unhaltbar ist. Die Arbeitswerttheorie, – selbst wenn wir zugeben könnten, daß sie für jede andere Ware gültig ist –, kann niemals auf die Ware Arbeit angewandt werden; denn das würde heißen, daß Arbeiter wie Maschinen nach rationalen Kostenrechnungen erzeugt werden. Da sie das nicht werden, ist man nicht befugt anzunehmen, daß der Wert der Arbeitskraft proportional sein wird den Arbeitsstunden, die in ihre „Produktion“ eingehen. Logisch hätte Marx seine Position verbessert, wenn er Lassalles „ehernes Lohngesetz“ angenommen oder wenn er einfach in den Bahnen von Malthus argumentiert hätte, wie Ricardo es tat. Da er dies aber wohlweislich ablehnte, hat seine Ausbeutungstheorie von Anbeginn an eine ihrer wesentlichen Stützen verloren.“
  99. Michael Heinrich: Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition. 8. Auflage. Westfälisches Dampfboot, Münster 2020, S. 45–46.
  100. Karl Marx an Friedrich Engels in Manchester am 8. Jan. 1868, in Marx-Engels-Werke (MEW) Band 32, Berlin 1974, S. 11
  101. Michael Heinrich: Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition. 8. Auflage. Westfälisches Dampfboot, Münster 2020, S. 45.
  102. Karl Marx, Theorien über den Mehrwert, in: Marx-Engels-Werke (MEW), Band 26.2, Berlin 1967, S. 375f
  103. Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. 14. Auflage. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2018, S. 92.