Neustädtlein am Forst

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Neustädtlein am Forst
Gemeinde Eckersdorf
Koordinaten: 49° 57′ 47″ N, 11° 26′ 37″ O
Höhe: 416–434 m ü. NHN
Einwohner: 163 (1. Jul. 2020)[1]
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 95488
Vorwahl: 09271
Neustädtlein am Forst

Neustädtlein am Forst (umgangssprachlich: naischdēdla[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Eckersdorf im Landkreis Bayreuth (Oberfranken, Bayern).

Geografie

Durch das Pfarrdorf fließt der Zigeunergraben, der sich mit dem Grünbach und dem Ausbach zum Hegnenbach vereinigt. Letzterer ist ein rechter Zufluss des Röttelbachs, eines linken Zuflusses des Roten Mains. 1,5 Kilometer nordwestlich des Ortes befindet sich der 473 m ü. NHN hohe Horlachen, im Osten grenzt der Forst von Neustädtlein an. Die Kreisstraße BT 16 führt an Simmelbuch vorbei nach Pleofen (2,3 km nordwestlich) bzw. nach Lahm (1,4 km südlich).[3]

Geschichte

Der Ort wurde 1224 erstmals urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit gehörte „Nuenstat“ den Edelfreien Ministerialengeschlecht der Walpoten. 1285 trat Friedrich genannt Waltbote seine Rechte über „Nivenstat“ an den Nürnberger Burggrafen Friedrich ab. Der Ort lag im Fraischbezirk der burggräflichen Amtes Bayreuth und in deren Rechtsnachfolge der Amtshauptmannschaft Bayreuth.[4]

Ab 1437 waren die Herren von Lüchau die Grundherren in Neustädtlein. Seit dem 15. Jahrhundert gibt es im Ort eine Kirche mit dem Patrozinium Johannes des Täufers.

Markgraf Georg Wilhelm ließ in Neustädtlein über den Grundmauern eines mittelalterlichen Adelssitzes ein Jagdschlösschen errichten.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Neustädtlein am Forst 30 Anwesen. Das Hochgericht übte das Stadtvogteiamt Bayreuth aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Hofkastenamt Bayreuth inne. Die Grundherrschaft lag in den Händen von bayreuthischen Ämtern:

  • Hofkastenamt Bayreuth (1 Schenkstatt mit Brauhaus, 1 Schneidmühle mit Backofen, 1 Schmiede, 2 Halbhöfe, 13 Sölden, 1 Sölde mit Zapfschenke, 1 Sölde mit Zapfrecht, 1 Haus mit Hofrait, 1 Haus mit Häfnerofen, 1 Tropfgut, 1 Häuslein, 4 Tropfhäuser)
  • Kanzleilehen (1 Gut)
  • Amt Unternschreez (1 Tropfgut).

Außerdem gab es noch 1 Schloss, 1 Kirche, 1 Pfarrhaus und 1 Schulhaus.[5]

Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Bayreuth. Mit dem Gemeindeedikt wurde Neustädtlein dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Busbach und der 1812 gebildeten Ruralgemeinde Busbach zugewiesen. Mit dem Gemeindeedikt von 1818 entstand die Ruralgemeinde Neustädtlein, zu der Heisenstein, Pleofen, Putzenstein und Simmelbuch gehörten. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Bayreuth zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Bayreuth. 1852 wurde die Gemeinde dem neu gebildeten Landgericht Thurnau überwiesen, 1856 schließlich auch dem Rentamt Thurnau (1919 in Finanzamt Thurnau umbenannt). Ab 1862 gehörte Neustädtlein zum Bezirksamt Kulmbach (1939 in Landkreis Kulmbach umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Thurnau, das 1880 in das Amtsgericht Thurnau umgewandelt wurde. 1899 wurde Putzenstein an Felkendorf abgetreten. 1929 wurde die Gerichtsbarkeit vom Amtsgericht Bayreuth und 1930 die Finanzverwaltung vom Finanzamt Bayreuth übernommen.[6] Die Gemeinde hatte 1961 eine Gebietsfläche von 7,177 km².[7]

Am 1. Juli 1972 wurde Neustädtlein am Forst im Zuge der Gebietsreform in Bayern in die Gemeinde Eckersdorf eingegliedert.[8]

Baudenkmäler

  • Kriegerdenkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege
  • Haus Nr. 06: Ehemaliges Amtshaus
  • Haus Nr. 16: Ehemaliges Forsthaus
  • Haus Nr. 37: Evangelische Pfarrkirche Johannes der Täufer

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Neustädtlein am Forst

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 366 461 447 471 428 435 459 469 465 430 393 384 360 364 342 334 331 318 308 410 362 356 297 281
Häuser[9] 62 69 68 65 60 65 67
Quelle [6] [10] [10] [10] [11] [10] [12] [10] [10] [13] [10] [10] [14] [10] [10] [10] [15] [10] [10] [10] [16] [10] [7] [17]

Ort Neustädtlein am Forst

Jahr 001818 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002016 002020
Einwohner 201 234 243 260 218 201 196 167 172 179 155 163
Häuser[9] 34 38 38 38 39 41 53
Quelle [6] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [7] [17] [18] [1]

Brauchtum

Markgraf Christian hatte gegen Ende seiner Regentschaft die Kartoffel eingeführt, die im Fürstentum zunächst als Viehfutter Verwendung fand. Kartoffelklöße lassen sich erstmals 1707 in Neustädtlein nachweisen, wo sie bei einem Richtfest serviert wurden.[19]

Jährlich am vierten Wochenende im August findet auf der Lettenhöhe die Zeltkerwa statt.[20]

Literatur

Weblinks

Commons: Neustädtlein am Forst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b www.eckersdorf.de
  2. E. F. v. Guttenberg: Land- und Stadtkreis Kulmbach, S. 200.
  3. Neustädtlein am Forst im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  4. E. F. v. Guttenberg: Land- und Stadtkreis Kulmbach, S. 118.
  5. R. Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis, S. 624.
  6. a b c R. Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis, S. 769.
  7. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 701 (Digitalisat).
  8. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 431 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  10. a b c d e f g h i j k l m n o Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 150, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  11. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 901, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  12. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1075, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  13. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1023 (Digitalisat).
  14. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1070 (Digitalisat).
  15. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1106 (Digitalisat).
  16. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 953 (Digitalisat).
  17. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 148 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 294 (Digitalisat).
  19. Bernd Mayer: Kleine Bayreuther Stadtgeschichte. Pustet, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7917-2266-5, S. 39.
  20. Zeltkerwa in Neustädtlein in: Nordbayerischer Kurier vom 25. August 2016, S. 22.