Rollenbesetzung
Die Besetzung im Theater bzw. bei Bühnenstücken, im Film und in Fernsehserien ist jeweils die Verteilung der Rollen auf geeignete Darsteller aus dem eigenen Theaterensemble oder – insbesondere bei Filmen und Serien – auf eigens dafür engagierte Gastdarsteller (vgl. Casting).
Die Besetzung im Sprechtheater wird durch den Theaterregisseur in Zusammenarbeit mit der Dramaturgie vorgenommen; in der Oper geschieht sie hauptsächlich durch den musikalischen Leiter, im Musical durch den Regisseur und den Produzenten, beim Bühnentanz durch den Choreografen. Der Intendant muss die Besetzung per Aushang in einem angemessenen Zeitraum vor Probenbeginn bekanntmachen.
Beim Film und in der Werbung wird für die Gruppe der ausgewählten Darsteller statt Besetzung der Begriff Cast (engl. cast: ‚Besetzung‘, ‚Ensemble‘) verwendet. Die Auswahl – das sogenannte Casting – geschieht dabei durch Filmregisseur und -produzent, wobei Darstellerinnen und Darsteller mehr Freiheiten haben Rollen abzulehnen, als dies in Theaterensembles der Fall ist.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) nennt „Besetzung und Darstellung“ als einen von mehreren Aspekten, die bei der Beurteilung der Form eines Films Anwendung finden.[1]
Fehlbesetzung
Ob eine Rolle als Fehlbesetzung bewertet wird, hängt in der Regel davon ab, ob Kritiker und Zuschauer die Darbietung für glaubwürdig halten.
Eine unpassende Besetzung, Fehlentscheidung beim Casting beziehungsweise Fehlbesetzung, kann unterschiedliche Gründe haben;
- Whitewashing; der dargestellte Charakter erfordert eine bestimmte Hautfarbe, wird aber durch weiße Schauspieler besetzt, bei denen Maskenbildner für die nötige Optik sorgen
- die Rolle erfordert ein bestimmtes Alter („Spielalter“), wird aber mit jemandem besetzt der oder die deutlich jünger oder älter ist.
- der Darsteller/ die Darstellerin ist aus einem falschen Fach oder hat keine Affinität zur Rolle
- schauspielerische Leistung bleibt nach einer Umbesetzung deutlich hinter der des Originals zurück
- die Rollenbesetzung erfolgte aus privaten Gründen (z. B. familiäre oder freundschaftliche Beziehung zum Regisseur)
Zu einigen, von mindestens drei unterschiedlichen Quellen als Fehlbesetzung bewertete Castingentscheidungen, zählen folgende:
- Sofia Coppola in Der Pate III (1974), Tochter des Regisseurs Francis Ford Coppola[2][4][6][4][7][5]
- Halle Berry in Catwoman (2004)[2][3][7]
Beispiele für Whitewashing
Sowohl Schwarze als auch Asiaten und Latinos sind von Whitewashing betroffen, wenn sie bei Castings übergangen werden und ihre Rollen, insbesondere in Spielfilmen, durch weiße Schauspielerinnen oder Schauspieler besetzt werden. Früher scheute man sich insbesondere Könige oder Herrscher durch nicht-weiße Schauspieler zu verkörpern. Ein weiteres Problem besteht in der oftmals stereotypen Darstellung, wenn es zu einer Besetzung kommt.[8][9]
Hier einige Bespiele:[8][9][10][11]
- ab 1926: Charlie Chan Warner Oland als chinesischstämmiger Detektiv Charlie Chan, über den es eine ganze Serie gab.
- 1946: Anna und der König von Siam; Rex Harrison als Mongkut, König von Siam
- 1956: Der Eroberer; John Wayne in der Rolle des mongolischen Eroberers Dschingis Khan[5][4]
- 1961: Frühstück bei Tiffany; Mickey Rooney als Mr. Yunioshi (mit entsprechender Zahnprothese)[2][3]
- 1963: Cleopatra; Elizabeth Taylor als Kleopatra
- 1965: Othello; Laurence Olivier als Othello („Der Mohr von Venedig“)
- 1969: Che!; Jack Palance als Che Guevara
- 1975: Der Wind und der Löwe; Sean Connery als Ahmed ben Mohammed el-Raisuli
- 2000: Das Glücksprinzip; Kevin Spacey als Eugene Simonet; Reuben St. Clair, war in der Romanvorlage von Catherine Ryan Hyde ein Schwarzer
- 2007: Ein mutiger Weg die echte Mariane Pearl, deren Memoiren hier verfilmt wurden hatte Afrikanische und Kubanische Wurzeln, anders als Angelina Jolie, die die Rolle übernahm
- 2012: Argo; Ben Affleck als Antonio Mendez, CIA-Agent mit mexikanischen Wurzeln
- 2017: Ghost in the Shell; Scarlett Johansson als Japanierin Motoko Kusanagi[4][5]
Eine deutlich ausführlichere Liste bietet der englischsprachige Eintrag, siehe: Whitewashing in film
Beispiele für unrealistisches Alter
Ein Unterschied von bis zu zehn Jahren zwischen dem Schauspieler oder der Schauspielerin und der entsprechenden Rolle, fällt auch Zuschauern in der Regel nicht auf. Ist allerdings der feurige, junge Liebhaber bereits über 50, so kann dadurch die Glaubwürdigkeit der gesamten Produktion leiden. Auch wenn Eltern und ihre Filmkinder nur wenige Jahre auseinander sind, kann das zu Irritationen führen.
Anbei ein paar Beispiele:[12][13][14][15][16][17]
- 1936 Leslie Howard war 43, als er den 15-jährigen Romeo in Romeo und Julia spielte
- 1948: Hamlet; Laurence Olivier war 41, als er den 19-jährigen Hamlet spielte
- 1952: Zwölf Uhr mittags; der bereits 51-jährige Gary Cooper als junger Mann, der die 23-jährige Grace Kelly heiratet
- 1967: Die Reifeprüfung; Dustin Hoffman, spielte mit 30 einen 21-jährigen, der eine Affäre mit der Mutter einer Mitschülerin hat. Tatsächlich war Anne Bancroft nur sechs Jahre älter als er.
- 1978: Grease; Stockard Channing war 34, als sie die 18-jährige Betty Rizzo darstellte, und die Rolle der 17-jährigen Sandy Olsson übernahm die 29-jährige Olivia Newton-John
- 1984: Kinder des Zorns; der bereits 25-jährige John Franklin spielte den 12-jährigen Isaac Chroner
- 1990–2000: Beverly Hills 90210; Gabrielle Carteris war 29 als sie für über 100 Folgen die 16-jährige Andrea Zuckerman spielte
- 1995: Sinn und Sinnlichkeit; Emma Thompson war schon 31, als sie die 19-jährige Elinor Dashwood spielte
- 2001: Unterwegs mit Jungs; Drew Barrymore (* 1975) als Mutter des eigentlich älteren Adam Garcia (* 1973)
- 2004: Alexander; Angelina Jolie (* 1975) als Mutter des ein Jahr jüngeren Colin Farrell (* 1976)[7][5]
- 2018: Mamma Mia! Here We Go Again; Cher (* 1946) spielte die Rolle der Mutter von Meryl Streep (* 1949), obwohl die beiden fast gleich alt sind.
Zweitbesetzung
Insbesondere im Theater und bei Musicals, die regelmäßige Auftritte gewährleisten müssen, ist eine Zweitbesetzung üblich. Für jede der Hauptrollen halten Theaterproduktionen und Musicalemsembles Reservisten bereit, damit das Stück trotz spontanem Stimmversagen oder einen verknacksten Fuß zu Ende aufgeführt werden kann. Zweitbesetzte springen jedoch nicht nur ein, wenn der Darsteller oder die Darstellerin aus gesundheitlichen Gründen ausfällt, sondern vertreten diese auch im Urlaubsfall. Die Zweitbesetzung verdient dabei weniger als die Erstbesetzung, ist aber oft zusätzlich als sogenannter „Swing“ oder Einspringer dafür zuständig, Lücken in der Besetzung zu schließen.[18]
Umbesetzung
Siehe Hauptartikel: Umbesetzung
Der Wechsel der Besetzung für dieselbe Rolle wird Umbesetzung genannt. Dies kann vor oder während der laufenden Produktion der Fall sein.
Literatur
- Arnold Jacobshagen (Hrsg.): Praxis Musiktheater. Ein Handbuch, Laaber: Laaber-Verlag 2002, S. 63–64, ISBN 3-89007-512-6.
Einzelnachweise
- ↑ Bewertungskriterien Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW), aufgerufen am 21. April 2022
- ↑ a b c d e f Die größten Fehlbesetzungen Hollywoods vom 7. November 2017 TV Spielfilm, aufgerufen am 21. April 2022
- ↑ a b c d e Hollywood Fehlbesetzungen. Diese Rollen hätte besser jemand anders gespielt TV Digital, aufgerufen am 21. April 2022
- ↑ a b c d e f Film. The 10 worst casting choices of all time Farout Magazine, aufgerufen am 21. April 2022
- ↑ a b c d e f g h The Most Disastrous Castings Ever Looper, aufgerufen am 21. April 2022
- ↑ a b c 19 Times A Perfectly Good Movie Was Spoiled By A Really Bad Casting Choice BuzzFeed, aufgerufen am 21. April 2022
- ↑ a b c d Top 10 Casting Mistakes in Movies entertainment.ie, aufgerufen am 21. April 2022
- ↑ a b The 20 Worst Examples Of Hollywood Whitewashing vom 23. Februar 2016 Indie Wire, aufgerufen am 19. April 2022
- ↑ a b The Spectrum: Whitewashing of Asians in media represents a bigger issue vom 24. April 2016 Daily Northwestern, aufgerufen am 19. April 2022
- ↑ 25 Shocking Examples Of White Actors Portraying People Of Color On Screen vom 21. November 2020 All that's interesting, aufgerufen am 19. April 2022
- ↑ 32 Characters Who Were Whitewashed by Hollywood vom 24. Juni 2020 Ranker, aufgerufen am 19. April 2022
- ↑ Diese Schauspieler waren viel zu jung oder alt für ihre Rollen vom 8. Dezember 2021 MSN, aufgerufen am 19. April 2022
- ↑ Ihr werdet nie erraten, wie alt diese Schauspieler waren, als sie Teenies spielten Stylight, aufgerufen am 19. April 2022
- ↑ 18 Actors Who Played Parts Vastly Out Of Their Age Range Because Apparently Age Is But A Number BuzzFeed, aufgerufen am 19. April 2022
- ↑ 17 times films had ridiculous age gaps between their cast The Independent, aufgerufen am 19. April 2022
- ↑ The shocking real-life age differences between 34 fictional parents and their children Insider, aufgerufen am 19. April 2022
- ↑ 10 Actors Who Are Nowhere Near Their Character's Actual Age vom 7. Januar 2022 Comic Book Resources, aufgerufen am 19. April 2022
- ↑ Zweitbesetzung im Musical Rocky, der Zweite von Daniel Bakir Der Spiegel, aufgerufen am 21. April 2022
