S7 Airlines

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S7 Airlines
Logo der S7 Airlines
Boeing 737-800 der S7 Airlines in aktuellem Farbschema
IATA-Code: S7
ICAO-Code: SBI
Rufzeichen: SIBERIAN AIRLINES
Gründung: 1992 (als Siberia Airlines)
Sitz: Moskau,
Russland Russland
Drehkreuz:
Heimatflughafen: Nowosibirsk-Tolmatschowo
IATA-Prefixcode: 421
Fluggastaufkommen: 9,95 Mio. (2017)[1]
Frachtaufkommen: 34.810 t (2017)[2]
Vielfliegerprogramm: S7 Priority
Flottenstärke: 104
Ziele: national und international
Website: www.s7.ru

S7 Airlines (bis März 2006 Siberia Airlines) ist eine russische Fluggesellschaft mit Sitz in Moskau und Basen auf den Flughäfen Moskau-Domodedowo, Nowosibirsk-Tolmatschowo und Irkutsk.

Geschichte

Siberia Airlines

S7 Airlines ging im Mai 1992 unter dem Namen Siberia Airlines (russisch: авиакомпания Сиби́рь) aus einem Tochterunternehmen der Aeroflot mit Sitz in der russischen Stadt Nowosibirsk hervor.

Im Jahr 1997 musste ein Flugzeug verpfändet werden und die damaligen Pfandgewährenden, Natalja und Wladislaw Filjow, sicherten sich mit einem Kredit über 20 Millionen Dollar die Kontrolle über die damals defizitäre Gesellschaft.[3]

Im Jahr 2001 wurde Vnukovo Airlines übernommen. Im Jahr 2003 überholte die Gesellschaft den bisherigen Marktführer Aeroflot beim innerrussischen Fluggastaufkommen. 2005 führte die Fluggesellschaft nach eigenen Angaben über 32.000 Flüge durch und transportierte dabei 4,2 Millionen Passagiere sowie 25.788 Tonnen Fracht.

S7 Airlines

Eine Boeing 767-300ER der S7 Airlines, wie sie das Unternehmen bis Ende 2017 verwendete

Seit dem 5. Mai 2006 firmiert die Gesellschaft, abgeleitet von ihrem IATA-Airline-Code, unter dem Namen S7 Airlines. Die frühere Beschriftung des Leitwerks, „Sibir“ in kyrillischer Schrift, und die ehemalige blau-weiße Bemalung der Flugzeuge wurde seitdem sukzessive durch die neue Firmenfarbe grün und den Schriftzug „S7“ ersetzt. Die bis dahin in großer Zahl betriebenen Flugzeugen aus sowjetischer Produktion, diese – darunter auch die weit verbreitete Tupolew Tu-154 – wurden bis Ende 2008 vollständig ausgemustert und erhielten bis dahin nur einen Aufkleber mit dem neuen Logo.

Anfang 2008 gründete S7 Airlines die Tochtergesellschaft Globus Airlines, die mit Boeing 737-800 hauptsächlich Charterflüge durchführte. Bereits im Dezember 2008 verkaufte S7 Globus jedoch an die East Line Group.

Am 26. Mai 2009 wurde bekannt, dass die Gesellschaft nach einer Integrationsphase im Jahr 2010 der Luftfahrtallianz oneworld beitreten würde, in der unter anderem auch British Airways und American Airlines Mitglied sind.[4] Der Beitritt erfolgte schließlich am 15. November 2010.[5]

Im September 2016 übernahm die S7 Group, Eigentümerin von S7 Airlines, für rund 150 Millionen Dollar das Raumfahrtunternehmen Sea Launch. Die Schweizer Firma bietet Raketenstarts von einer speziell adaptierten Bohrplattform an. Ab Ende 2018 waren Starts geplant[6] und ab 2019 erteilte die Aufsichtsbehörde Roskosmos eine Lizenz für die Herstellung von Trägerraketen, worauf die Holding ihren Namen anpasste.[7] Im 2018 war ebenfalls die Entwicklung von Business-Jets bekannt gegeben worden.[8]

Die Miteigentümerin von S7 Airlines und Vorsitzende der CJSC S7 Group, Natalija Filjowa, kam am 31. März 2019 bei dem Absturz der Epic LT RA-2151G nahe der hessischen Stadt Erzhausen ums Leben.[9][10] Das Flugzeug gehörte einer Tochtergesellschaft der Fluggesellschaft.

Als Reaktion auf die Russische Invasion der Ukraine kündigte die britische Regierung am 24. Februar 2022 ein Landeverbot für russische Flugzeuge auf britischem Gebiet an.[11] Am 25. Februar 2022 sperrten auch Polen, Tschechien und Bulgarien, sowie am Tag darauf die baltischen Staaten (Estland, Litauen, Lettland) ihren Luftraum für russische Flugzeuge. Am 27. Februar 2022 sperrte auch Deutschland den Luftraum für russische Fluggesellschaften.[12] Am 5. März stellte S7 alle internationalen Flüge ein.[13]

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 wurde der EU-Luftraum im März 2022 für russische Flugzeuge geschlossen. Im April 2022 wurde die Gesellschaft zusätzlich auf die als „Schwarze Liste“ bezeichnete EU-Flugsicherheitsliste gesetzt und ihr damit der Betrieb in der EU untersagt.[14] Grund dafür ist, dass die russische Föderale Agentur für Lufttransport russischen Gesellschaften erlaubte, ausländische Luftfahrzeuge ohne gültiges Lufttüchtigkeitszeugnis zu betreiben.[15] Die Mitgliedschaft in der Luftfahrtallianz Oneworld wurde bis auf weiteres ausgesetzt.[16] Im März transportierte S7 am meisten Passagiere, vor Pobeda und der bis anhin führenden Aeroflot.[17]

Flugziele

Eigene Flüge

S7 führte täglich rund 120 Flüge durch, mehr als ein Drittel davon ab Moskau. Die Gesellschaft bediente ein umfangreiches Netz an Zielen innerhalb Russlands und der übrigen GUS-Staaten sowie Flugziele unter anderem in China (Peking), Thailand (Bangkok), Spanien (Madrid und Teneriffa), Irland (Dublin) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (Dubai). Von Moskau aus wurden in Deutschland seit 2009 München, Frankfurt am Main, Düsseldorf und Hannover angeflogen, seit Juni 2011 Berlin und seit Mai 2021 Köln.[18] Zusätzlich wurden saisonal diverse deutsche Ziele mit den Flughäfen St. Petersburg sowie auch Nowosibirsk direkt verbunden. In Österreich waren in der Wintersaison Salzburg und Innsbruck Ziele. Seit März 2017 wurde Wien ganzjährig angeflogen.[19]

Codesharing

Zusätzlich zu den eigenen Verbindungen unterhielt S7 ein umfangreiches Angebot an Codeshareverbindungen. Neben den Fluggesellschaften der Oneworld sind dies auch Air Italy, Aeroflot, Aegan Airlines, El Al, Emirates, Etihad, Singapore Airlines, TAP Air Portugal, sowie auch einige regional tätige russische Airlines.[20]

Flotte

Aktuelle Flotte

Airbus A319-100 der S7 Airlines in älterer Farbgebung
Kabine eines Airbus A320

Mit Stand Juli 2022 besteht die Flotte der S7 Airlines aus 104 Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von 9,6 Jahren:[21]

Flugzeugtyp Anzahl bestellt Anmerkungen Sitzplätze
(Business/Economy)[22]
Durchschnittsalter

(Februar 2021)[21]

Airbus A319-100 003 drei inaktiv; 144 (-/144) 17,3 Jahre
Airbus A320-200 016 vier mit Sharklets ausgestattet; 158 (8/150) 11,2 Jahre
Airbus A320neo 031 drei inaktiv 164 (8/156) 2,8 Jahre
Airbus A321-200 008 eine inaktiv; fünf mit Sharklets ausgestattet 197 (8/189)
198 (8/190)
12,7 Jahre
Airbus A321neo 008 203 (8/195) 2,2 Jahre
Boeing 737-800 019 zwei inaktiv; mit Winglets ausgestattet; acht betrieben durch Globus Airlines; 176 (8/168) 12,8 Jahre
Boeing 737 MAX 8 002 beide inaktiv; 176 (8/168) 3,7 Jahre
Embraer 170LR 017 zwei inaktiv 78 (-/78) 18,3 Jahre
Gesamt 104 9,6 Jahre

Ehemalige Flugzeugtypen

Eine Tupolew Tu-154, wie sie früher von S7 Airlines genutzt wurde, noch in der Bemalung der Siberia Airlines

Darüber hinaus setzte die S7 Airlines / Siberia Airlines in der Vergangenheit noch folgende Flugzeugtypen ein:[23]

Zwischenfälle

S7 Airlines verzeichnet in ihrer Geschichte drei Flugzeugverluste mit Todesopfern, von denen zwei nicht auf Versagen seitens der Gesellschaft zurückzuführen sind:

  • Am 24. August 2004 verübten tschetschenische Terroristen fast gleichzeitig zwei Sprengstoffanschläge auf russische Linienflüge. Eines der Flugzeuge war eine Tu-154 der Siberia Airlines, die mit 46 Personen an Bord von Moskau nach Sotschi unterwegs war. Das Flugzeug wurde in der Luft zerstört, alle Menschen an Bord verloren dabei ihr Leben (siehe auch Sibir-Flug 1047).[25][26][27]
  • Am 9. Juli 2006 kam auf dem Flughafen Irkutsk ein in Moskau gestarteter Airbus A310-300 der S7 Airlines (F-OGYP) bei der Landung mit hoher Geschwindigkeit von der Landebahn ab, prallte gegen eine Betonwand und in ein Gebäude, wo er in Flammen aufging. Dabei wurden 125 der insgesamt 203 Insassen getötet. Auslöser waren eine schon vorher defekte Schubumkehr und ein gänzlich unkoordiniertes Vorgehen der Piloten, wodurch ein erneuter Vorwärtsschub des anderen Triebwerks, das Wiedereinfahren der bremsenden Störklappen an den Tragflächen sowie die Deaktivierung des automatischen Bremssystems bewirkt wurden (siehe auch S7-Airlines-Flug 778).[28]

Im August 2020 rettete ein Pilot der Fluggesellschaft durch beherztes Handeln und eine schnelle (Not-)Landung auf dem Flughafen Omsk vermutlich das Leben von Alexei Anatoljewitsch Nawalny, der an Bord schwer erkrankt war.[29]

Trivia

Für das Musikvideo der US-amerikanischen Rockband OK Go zu deren Lied Upside down, Inside Out wurde ein Flugzeug der S7 Airlines eingesetzt, das 21 Parabelflüge durchführte, so dass die Band für die Aufnahmen insgesamt zwei Stunden und 15 Minuten schwerelos war.[30]

Siehe auch

Weblinks

Commons: S7 Airlines – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Russische Luftfahrtagentur: Passagierstatistik russischer Fluglinien 2016/2017. (PDF, 236 kB) Abgerufen am 30. Januar 2018 (russisch).
  2. Russische Luftfahrtagentur: Frachtstatistik russischer Fluglinien 2016/2017. (PDF, 238 kB) Abgerufen am 30. Januar 2018 (russisch).
  3. Millionärin mit Faible für die Luftfahrt, FAZ, 1. April 2019
  4. aero.de: Russische S7 wird 2010 Mitglied in oneworld (Memento des Originals vom 30. Mai 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aero.de, 26. Mai 2009.
  5. aero.de: Russische S7 Airlines tritt oneworld bei, 24. September 2010.
  6. Russische Airline-Gruppe kauft Raumfahrtfirma, abgerufen am 29. November 2016.
  7. Die größte private Luftfahrtholding wird ihren Namen ändern, Vedomosti, 21. Dezember 2018
  8. S7 Group Filjow wird ultraleichte Jet-Businessjets bauen, Wedomosti, 26. August 2018
  9. Stefan Eiselin: Miteigentümerin von S7 Airlines stirbt bei Absturz in Frankfurt Egelsbach. In: aerotelegraph.com. 31. März 2019, abgerufen am 1. April 2019.
  10. Natalija Filjowa: Russische Millionärin bei Flugzeugabsturz in Erzhausen getötet. In: welt.de. 31. März 2019, abgerufen am 1. April 2019.
  11. n-tv.de: London sperrt Russland vom Finanrmarkt aus, Februar 2022
  12. Auch Baltenstaaten schließen Luftraum für russische Flugzeuge. Redaktionsnetzwerk Deutschland, 26. Februar 2022, abgerufen am 26. Februar 2022.
  13. Pranjal Pande: Russian S7 To Suspend All International Flights Amid Airspace Bans (englisch) In: Simply Flying. 4. März 2022.
  14. EU Air Safety List. (PDF (305,73 KB)) In: Website der Europäischen Kommission. 11. April 2022, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  15. EU-Flugverbot: 20 russische Fluggesellschaften zur EU-Flugsicherheitsliste hinzugefügt. In: Website der Europäischen Kommission. 11. April 2022, abgerufen am 12. April 2022.
  16. Mitgliedschaft von S7 Airlines bei Oneworld sistiert. Aerotelegraph. 21. April 2022. Abgerufen am 26. April 2022.
  17. Aeroflot verlor den ersten Rang auf dem russischen Luftverkehrsmarkt, RBK, 25. April 2022
  18. Flughafen Köln/Bonn GmbH: Aktuelles. Abgerufen am 26. Mai 2021 (deutsch).
  19. Russische S7 Airlines kehrt nach Wien zurück. In: austrianwings.info. 29. November 2016, abgerufen am 20. Juli 2017.
  20. Partner Airlines. S7 Airlines, abgerufen am 24. November 2020 (englisch).
  21. a b S7 - Siberia Airlines Fleet Details and History. In: planespotters.net. 1. Juli 2022, abgerufen am 1. Juli 2022 (englisch).
  22. S7 Airlines – Our Fleet (englisch), abgerufen am 24. Juni 2017.
  23. Sibir Airlines (englisch), abgerufen am 24. Juni 2017.
  24. Unfallbericht TU-154M RA-85693 Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 15. Dezember 2018.
  25. Passagierjets abgestürzt, Behörden gehen von Anschlag aus. spiegel.de, 25. August 2004, abgerufen am 19. September 2009.
  26. Ein zweifelhafter Zufall. spiegel.de, 25. August 2004, abgerufen am 19. September 2009.
  27. Terror oder Unglück? Rätselraten um Doppel-Absturz. faz.net, 26. August 2004, abgerufen am 18. September 2009.
  28. Unfallbericht A310 F-OGYP Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 15. Dezember 2018.
  29. Pavel Lokshin: Alexej Nawalny: Zum Schweigen gebracht. In: DIE WELT. 23. August 2020 (welt.de [abgerufen am 18. September 2020]).
  30. Auf Parabelflug entsteht geniales Musikvideo, abgerufen am 12. Februar 2016.