Tellurobismutit
Tellurobismutit | |
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Bis zu einen Millimeter große Tellurobismutit-Kristalle und -Kristallrasen auf Nebengestein. Mangfallberget, Boliden, Skellefteå, Provinz Västerbotten, Schweden (Bildbreite 8 mm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
Tellurbismut, Tellurwismut, Tellurisches Bismut |
Chemische Formel | Bi2Te3 |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfide und Sulfosalze |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
2.DC.05 (8. Auflage: II/C.03a) 02.11.07.02 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | trigonal |
Kristallklasse; Symbol | Bitte ergänzen |
Raumgruppe | R3m (Nr. 160) |
Gitterparameter | a = 4,43 Å; c = 29,91 Å[1] |
Formeleinheiten | Z = 3[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 1,5–2 |
Dichte (g/cm3) | berechnet: 7,918 gemessen: 7,815 |
Spaltbarkeit | Bitte ergänzen |
Farbe | weiß |
Strichfarbe | bleigrau |
Transparenz | undurchsichtig (opak) |
Glanz | starker weißer Metallglanz[2] |
Weitere Eigenschaften | |
Besondere Merkmale | Verunreinigungen durch Schwefel möglich |
Tellurobismutit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung Bi2Te3 und entspricht damit chemisch gesehen der Verbindung Bismuttellurid.
Tellurobismutit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem und findet sich häufig in Form von blättrigen bis tafeligen Kristallen mit hexagonalem Habitus und maximal wenigen Millimetern Durchmesser. Das Mineral kommt häufig mit Gold, Quarz, Galenit, Chalkopyrit sowie mit Calaverit, Tetradymit und Rucklidgeit vergesellschaftet vor. Tellurobismutit ist undurchsichtig (opak) und zeigt auf der Oberfläche der weißen bis bleigrauen Kristalle metallischen Glanz.
Etymologie und Geschichte
Die Benennung von Tellurobismutit erfolgte nach der chemischen Zusammensetzung des Minerals aus Bismut und Tellur.
Klassifikation
In der alten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) wurde Tellurobismutit noch in die Abteilung „II/C. Sulfide mit M : S < 1 : 1“ einsortiert, wo er zusammen mit dem 1991 diskreditierten Csiklovait sowie Tetradymit und Wehrlit die Tetradymit-Reihe innerhalb der Tetradymit-Ikunolith-Paraguanajuatit-Gruppe bildete.
Seit der 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik gehört das Mineral zur Abteilung der „Metallsulfide mit M : S = 3 : 4 und 2 : 3“ und dort zur Unterabteilung „M : S variabel“. Es bildet dort zusammen mit Kawazulith, Paraguanajuatit, Skippenit, Tellurantimon und Tetradymit die Tetradymitgruppe.[1]
Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Tellurobismutit ebenfalls in die Klasse der Sulfide und dort gemeinsam mit Tetradymit, Tellurantimon, Paraguanajuatit, Kawazulith, Skippenit und Vihorlatit in die „Tetradymitgruppe“ innerhalb der Abteilung der „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=2:3“ ein.[1]
Kristallstruktur
Tellurobismutit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 160) mit den Gitterparametern a = 4,43 und c = 29,91 Å sowie drei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Bildung und Fundorte
Da Tellur von allen Elementen die höchste Affinität zu Gold zeigt, bildet sich Tellurobismutit durch hydrothermale Vorgänge häufig in Verbindung mit Goldlagerstätten. Es bildet häufig Paragenesen mit zahlreichen anderen Bismuttelluriden, Bismut-Tellur-Sulfiden, Blei- und Goldtelluriden sowie gediegen Gold. Zu nennen sind hierbei Rucklidgeit, Calaverit, Tetradymit, Tsumoit, Nagyágit und Altait. Daneben sind Vergesellschaftungen mit den weit verbreiteten Sulfiden Galenit und Chalkopyrit sowie den Gangartmineralen Quarz und Calcit häufig anzutreffen.[1]
Die drei Ko-Typlokalitäten des Minerals sind die Mosnap-Grube als Teil der Moisesberg-Gruben in der Kommune Fyresdal in der norwegischen Telemark, die Boly-Field-Goldmine bei Dahlonega im Lumpkin County, Georgia und die Little Mildred Mine im Sylvanite District im Hidalgo County, New Mexico in den USA.[1]
Als eher seltene Mineralbildung ist Tellurobismutit insgesamt zwar weltweit verbreitet, liegt jedoch räumlich meist eng begrenzt und nur in geringen Mengen vor.[2] Als bekannt gelten bisher (Stand 2020) rund 300 Fundorte. Das Mineral konnte in Ägypten, Argentinien, Armenien, Aserbaidschan, Australien, Belgien, Brasilien, Bulgarien, Burkina Faso, China, der Dominikanischen Republik, Fidschi, Finnland, Frankreich, Griechenland, Guyana, Japan, Kambodscha, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Mali, der Mongolei, Nordkorea, Norwegen, Papua-Neuguinea, den Philippinen, Polen, Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Simbabwe, der Slowakei, Spanien, Südafrika, Tadschikistan, Thailand, Tschechien, der Ukraine, Ungarn, Usbekistan, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten nachgewiesen werden.[1]
Der bisher einzige beschriebene Fund aus Österreich gilt noch als unsicher und stammt aus dem Rellstal in der Gemeinde Vandans in Vorarlberg.[1]
Verwendung
Da Tellur zusammen mit Selen industriell ausschließlich aus Nebenprodukten der großtechnischen elektrolytischen Kupfer- und Nickel-Herstellung gewonnen wird, ist Tellurobismutit als Tellurerz nicht von Bedeutung. Aufgrund seiner Seltenheit gegenüber anderen Bismut-haltigen Mineralen spielt es auch als Bismuterz keinerlei wirtschaftliche Rolle. Stufen des Minerals sind ausschließlich bei Sammlern begehrt.
Siehe auch
Literatur
- J. Esmark: XIV. Description of a New Ore of Tellurium. In: Transactions of the Geological Society of London. S1-3, Nr. 1, 1. Januar 1816, S. 413–414, doi:10.1144/transgsla.3.413 (Erstbeschreibung von Tellurobismutit als Tellur-Wismuth).
- J. Berzelius: Undersökning af tvenne i K. Vet. Academinens Mineralsamling befintliga Mineralier. In: Kongliga Vetenskaps-Academiens Handlingar. 1823, S. 183–189 (Beschreibung als Tellur-gebundenes Wismut).
- Paul W. Lange: Ein Vergleich zwischen Bi2Te3 und Bi2Te2. In: Naturwissenschaften. Band 27, Nr. 8, 1939, S. 133–134, doi:10.1007/BF01490284.
- Clifford Frondel: Redefinition of tellurobismuthite and vandiestite. In: American Journal of Science. Band 238, Nr. 12, Dezember 1940, S. 880–888, doi:10.2475/ajs.238.12.880.
- C. Palache, H. Berman, C. Frondel: The System of Mineralogy of James Dwight Dana and Edward Salisbury Dana Yale University 1837–1892, Band I: Elements, Sulfides, Sulfosalts, Oxides. 7. Auflage, revidiert und erweitert. John Wiley and Sons, Inc., New York 1944, S. 160–161.
- A. W. G. Kingsbury: Tellurbismuth and meneghinite, two minerals new to Britain. In: Mineralogical Magazine and Journal of the Mineralogical Society. Band 35, Nr. 270, Juni 1965, S. 424–426, doi:10.1180/minmag.1965.035.270.19.
- Nigel J. Cook, Cristiana L. Ciobanu, Thomas Wagner, Christopher J. Stanley: Minerals of the system Bi-Te-Se-S related to the tetradymite archetype: review of classification and compositional variation. In: The Canadian Mineralogist. Band 45, Nr. 4, 1. August 2007, S. 665–708, doi:10.2113/gscanmin.45.4.665.
Weblinks
- Tellurobismutit. In: Mineralienatlas, abgerufen am 17. April 2020.
- Tellurobismuthite Mineral Data. In: Mineralogy Database – webmineral.com, abgerufen am 17. April 2020.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Tellurobismuthite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 17. April 2020 (englisch).
- ↑ a b Rösler, Hans Jürgen: Lehrbuch der Mineralogie. 3. Auflage. VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1984, S. 339.