The Pervert’s Guide to Cinema
Film | |
Deutscher Titel | The Pervert’s Guide to Cinema |
Originaltitel | The Pervert’s Guide to Cinema |
Produktionsland | Vereinigtes Königreich, Niederlande, Österreich |
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Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2006 |
Länge | 153 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 16 |
Stab | |
Regie | Sophie Fiennes |
Drehbuch | Slavoj Žižek |
Produktion | Martin Rosenbaum Sophie Fiennes Ralph Wieser |
Musik | Brian Eno |
Kamera | Remko Schnorr (Studio) Sophie Fiennes (Set) |
Schnitt | Ethel Shepherd[1] Marek Kralovsky |
Besetzung | |
Slavoj Žižek – er selbst |
The Pervert’s Guide to Cinema ist ein Dokumentarfilm von Sophie Fiennes über den slowenischen Philosophen und Psychoanalytiker Slavoj Žižek. Žižek analysiert in dem Film eine Reihe von Filmklassikern aus psychoanalytischer Sicht.
Inhalt
Produktion
Für den Film gab es kein perfekt ausgearbeitetes Drehbuch, sondern nur eine Art Handreichung, welche Themen während des Filmens angesprochen werden sollten. Žižek selbst wurde viel Raum für Improvisationen, die sich am Set ergaben, und bei der Darlegung seiner Thesen zugestanden. Manche Takes gingen über 12 bis 15 Minuten. Einzelne Szenen des Films sind an Originalschauplätzen oder in nachgestellten Sets gedreht, so dass die Illusion entsteht, Žižek selbst sei in den Film integriert. Drehorte einzelner Hitchcock-Sequenzen z. B. waren Bodega Bay (Die Vögel) in Kalifornien und San Francisco (Vertigo, Psycho). Es gab drei Drehphasen: Die erste im April 2004 in Champaign, Illinois, die zweite im April 2005 in San Francisco und die dritte in einem Studio in den Niederlanden.[2]
Das Ergebnis waren 20 Stunden Filmmaterial.[3] Das Editing des Films wurde April 2006 in London durchgeführt. Sophie Fiennes war maßgeblich am Editing beteiligt.[4]
Aufführungen
Der Film feierte seine Premiere am 17. Juni 2006 auf dem Sydney Film Festival, die US-Premiere im Oktober 2012 auf der DOC NYC, dem größten Dokumentarfilmfestival der Vereinigten Staaten.[5] Der Film wurde dann u. a. auf folgenden Festivals gezeigt: Toronto Film Festival (2006), Belgrade Film Festival (Serbien 2007), Mar del Plata Film Festival (Argentinien 2007), Skopje Film Festival (2007), Hong Kong International Film Festival (2007), Film and Art Festival Two Riversides (Polen 2007), Festivaletteratura Mantova (Mantua, Italien 2007).
In Deutschland wurde der Film in einer stark gekürzten Fassung im Juni 2008 auf 3sat ausgestrahlt.
Editionen
2006 brachte der Frankfurter Verlag Zweitausendeins eine DVD in einer ungekürzten, nicht synchronisierten Fassung mit englischen, deutschen, französischen und japanischen Untertiteln heraus. 2016 veröffentlichte der Suhrkamp Verlag innerhalb seiner Reihe filmeditionen suhrkamp die DVD The Pervert’s Guide to Cinema, präsentiert von Slavoj Žižek, ebenfalls in englischer Sprache und mit deutschen Untertiteln. Das Booklet zur DVD enthält ein Interview von Marty Fairbairn mit Sophie Fiennes sowie zwei Essays von Žižek: „Warum greifen die Vögel an?“ und „Der Kollaps der Intersubjektivität“.
Kritik
Der Film erreichte bei Rotten Tomatoes eine Quote von 88 % bei den Kritikern.[6]
Joachim Kurz schreibt in kinozeit.de: „Žižek und Fiennes begnügen sich nicht nur mit der distanzierten Betrachtungsweise, mit der Interpretation der vorgestellten Filme, sie sind auch filmische Verführer, die den Zuschauer immer wieder in die Situationen hineinziehen. Häufig in den Studioaufbauten der Filme oder an den Originalschauplätzen gedreht erscheint der Philosoph mehr als einmal als Bestandteil des Films, als Komplize, als Voyeur, der stellvertretend für die Leidenschaften und Begierden der Zuschauer steht. […] The Pervert’s Guide to Cinema regt definitiv dazu an, sich auch außerhalb des Kinosaals mit den Rätseln der großen Filme auseinander zu setzen und darüber nachzudenken, was sie in uns auslösen, von welchen Begierden und Phantasmen sie erzählen“.[7]
Zitate
„Mein transzendenter Ansatz ist es zu zeigen, dass wir im Kino nicht in erster Linie von der Handlung fasziniert sind, sondern dass es um etwas Subtileres geht. Dass es in bestimmten Filmen Momente gibt, die dich wirklich bewegen, verstören oder erregen – fast in einem abartigem Sinne. Das war mein Ansatz. Sophie Fiennes.[8]“
„Wenn Sie nach dem suchen, was in der Realität realer ist als Realität selbst, dann beschäftigen Sie sich mit filmischer Fiktion! Slavoj Žižek.[9]“
“Cinema is the ultimate pervert art. It doesn’t give you what you desire – it tells you how to desire. Slavoj Žižek.[10]”
Liste der analysierten Filme
- Alles für dein Glück, 1931, Regie: Clarence Brown
- Die Marx Brothers auf See, 1931, Regie: Norman Z. McLeod
- Frankenstein, 1931, Regie: James Whale
- Lichter der Großstadt, Stummfilm 1931, Regie: Charlie Chaplin
- Die Marx Brothers im Krieg, 1933, Regie: Leo McCarey
- Das Testament des Dr. Mabuse, 1933, Regie: Fritz Lang
- Pluto’s Judgement Day, 1935, Regie: David Hand
- Der Zauberer von Oz 1939, Regie: Victor Fleming
- Der große Diktator, 1940, Regie: Charlie Chaplin
- Saboteure, 1942, Regie: Alfred Hitchcock
- Traum ohne Ende, 1945, Regie: Alberto Cavalcanti, Charles Crichton, Basil Dearden, Robert Hamer
- Die roten Schuhe, 1948, Regie: Michael Powell, Emeric Pressburger
- Kubankosaken, 1949, Regie: Ivan Pyrev
- Alice im Wunderland, 1951, Regie: Clyde Geronimi, Wilfred Jackson, Hamilton Luske
- Das Fenster zum Hof, 1954, Regie: Alfred Hitchcock
- Über den Dächern von Nizza, 1955, Regie: Alfred Hitchcock
- Die Zehn Gebote, 1956, Regie: Cecil B. DeMille
- Vertigo (1958), Regie: Alfred Hitchcock
- Iwan der Schreckliche II, 1958, Regie: Sergei Eisenstein
- Der unsichtbare Dritte, 1959, Regie: Alfred Hitchcock
- Der Mann, der zweimal lebte, 1966, Regie: John Frankenheimer
- Psycho, 1960, Regie: Alfred Hitchcock
- Die Vögel, 1963, Regie: Alfred Hitchcock
- Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben, 1964, Regie: Stanley Kubrick
- Persona, 1966, Regie: Ingmar Bergman
- Solaris, 1972, Regie: Andrei Tarkowski
- Der Exorzist, 1973, Regie: William Friedkin
- Der Dialog, 1974, Regie: Francis Ford Coppola
- Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt, 1979, Regie: Ridley Scott
- Stalker, 1979, Regie: Andrei Tarkowski
- Der Wüstenplanet, 1984, Regie: David Lynch
- Blue Velvet, 1986, Regie: David Lynch
- Wild at Heart, 1990, Regie: David Lynch
- Drei Farben: Blau, 1993, Regie: Krzysztof Kieślowski
- Lost Highway,1997), Regie: David Lynch
- Alien – Die Wiedergeburt, 1997, Regie: Jean-Pierre Jeunet
- Matrix, 1999, Regie: Lana Wachowski
- Fight Club, 1999, Regie: David Fincher
- Eyes Wide Shut, 1999, Regie: Stanley Kubrick
- Mulholland Drive – Straße der Finsternis, 2001, Regie: David Lynch
- Die Klavierspielerin, 2001, Regie: Michael Haneke
- In the Cut, 2003, Regie: Jane Campion
- Dogville, 2003, Regie: Lars von Trier
- Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith, 2005, Regie: George Lucas
Mit sieben Filmen und einem Trailer, der mit dem Sound von Psycho unterlegt ist,[11] steht Alfred Hitchcock an der Spitze von Žižeks Favoriten, gefolgt von David Lynch mit fünf Filmen und Chaplin, Kubrick und Tarkowskij mit jeweils zwei Beispielen. Eindeutiger Schwerpunkt ist das amerikanische Kino, Asiaten oder Europäer sind nur in Einzelfällen vertreten, wie z. B. Deutschland mit Fritz Lang, Österreich mit Michael Haneke oder Schweden mit Ingmar Bergman.
Literatur
- Marty Fairbairn: Intrusion of the Real. An Interview with Sophie Fiennes, Director, ‘The Pervert’s Guide to Cinema’. In: Film-Philosophy. Vol. 10. Nr. 3. 2006, S. 38–49.
- Gekürzte Fassung des Interviews im Booklet zur DVD.
- Sophie Fiennes. The Pervert’s Guide to Cinema. Präsentiert von Slavoj Žižek. Booklet zur DVD. 2. Aufl. Berlin: Suhrkamp 2016, ISBN 978-3-518-13537-2.
Weblinks
- The Pervert’s Guide to Cinema in der Internet Movie Database (englisch)
- Pressemappe zum Film
Einzelnachweise
- ↑ Sophie Fiennes as Ethel Shepherd, IMDb
- ↑ The Pervert’s Guide to Cinema. Parts 1, 2, 3. Production info thepervertsguide.com, abgerufen am 22. August 2018.
- ↑ Pressemappe zum Film
- ↑ IMDb, cast
- ↑ Films for Lovers of Film, abgerufen am 9. August 2018.
- ↑ The Pervert’s Guide to Cinema bei Rotten Tomatoes (englisch)
- ↑ Joachim Kurz: The Pervert’s Guide to Cinema kinozeit.de, abgerufen am 18. August 2018.
- ↑ Zitiert nach: Bernd Sobolla: Faszinierende Analyse unterdrückter Sehnsüchte, Deutschlandfunk Kultur. 5. März 2016,
- ↑ Zitiert nach Roman Schreiber. Die dritte Pille. Filmkritik in: ray-magazin.at
- ↑ „Kino ist die ultimative pervertierte (verdrehte) Kunst. Es gibt dir nicht, was du begehrst – es sagt dir, wie du begehren sollst.“ Zitiert nach goodreads, quotes
- ↑ Trailer, abgerufen am 24. August 2018.