Wartenfels (Presseck)

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Wartenfels
Markt Presseck
Koordinaten: 50° 12′ 41″ N, 11° 29′ 27″ O
Höhe: 483 (432–544) m ü. NHN
Einwohner: 538 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 95355
Vorwahl: 09222
Das Pfarrdorf Wartenfels
Die katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus
Ortsdurchfahrt der Kreisstraße KU 24

Wartenfels ist ein Gemeindeteil des Marktes Presseck im Landkreis Kulmbach (Oberfranken, Bayern).

Geografie

Das Pfarrdorf liegt im Tal eines namenlosen Baches, der am südöstlichen Ortsende in die Zettlitz mündet, einem Quellbach des Zaubaches. Ansonsten ist der Ort von Erhebungen des Frankenwaldes umgeben. Die Kreisstraße KU 24 durchquert den Ort und führt nach Zettlitz zur Bundesstraße 303 (2,3 km südwestlich) bzw. nach Altenreuth (2,4 km nördlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Seubetenreuth (2 km nordöstlich). Ein Anliegerweg führt nach Katzengraben (0,4 km nordwestlich).[2]

Geschichte

Auf einem Felssporn errichteten oberhalb von Wartenfels Ritter Reiwein von Wartenfels und seine beiden Söhnen Heinrich und Friedrich zwischen 1323 und 1327 im Auftrag des Bamberger Bischofs eine Burg, die im 16. Jahrhundert zerstört und im 19. Jahrhundert abgetragen wurde. (siehe Ruine Wartenfels).

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Wartenfels aus 46 Anwesen. Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Wartenfels aus. Grundherren waren das Amt Wartenfels (Schloss, Gutsknechtshaus, Revierförsterhaus, 10 Güter, 2 Gütlein, 17 Tropfhäuser, 2 halbe Tropfhäuser, 3 Häuser, Schenkstatt, Badstube, Gemeindebrauhaus, Papiermühle, 1 Mühle) und die Pfarrei Wartenfels (Pfarrhaus, Pfarrhof, Pfarrkirche, Schulhaus).[3]

Als das Hochstift Bamberg infolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1802 säkularisiert und unter Bruch der Reichsverfassung vom Kurfürstentum Pfalz-Baiern annektiert wurde, wurde Wartenfels zu einem Bestandteil der während der „napoleonischen Flurbereinigung“ gewaltsam in Besitz genommenen neubayerischen Gebiete.[4]

Mit dem Gemeindeedikt wurde 1808 der Steuerdistrikt Wartenfels gebildet, zu dem folgende Orte gehörten: Altenreuth, Daigmühle, Eulenburg, Haid, Katzengraben, Oberehesberg, Schafhaus, Schafhof, Schmölz, Seubetenreuth, Spitzberg, Teichbühl und Unterehesberg. Im selben Jahr entstand die Ruralgemeinde Wartenfels, die deckungsgleich mit dem Steuerdistrikt war. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Stadtsteinach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Stadtsteinach (1919 in Finanzamt Stadtsteinach umbenannt). In der freiwilligen Gerichtsbarkeit gehörten einige Anwesen bis 1848 Patrimonialgerichten an, die aus den ehemaligen Rittergütern hervorgegangen sind. Am 12. April 1845 entstand die Ruralgemeinde Reichenbach mit Altenreuth, Schmölz und Teichbühl.[5] Ab 1862 gehörte Wartenfels zum Bezirksamt Stadtsteinach (1939 in Landkreis Stadtsteinach umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Stadtsteinach (1879 in Amtsgericht Stadtsteinach umgewandelt). Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 9,524 km².[6] Im Zuge der kommunalen Gebietsreform in Bayern wurde am 1. Januar 1976 die Gemeinde Reichenbach wieder eingegliedert.[7] Am 1. Mai 1978 wurde die Gemeinde Wartenfels nach Presseck eingemeindet.[8][9] Bis zur Eingemeindung war Wartenfels ein Markt.

Baudenkmäler

In Wartenfels gibt es sechs denkmalgeschützte Objekte, darunter die katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus, ein Wohnhaus, eine Kapelle und das sogenanntes Schlossbauerhaus, in dem früher die Dorfschule von Wartenfels untergebracht war.

abgegangene Baudenkmäler
  • Haus Nr. 8: Eingeschossiges, verputzt massives Halbwalmdachhaus, drei zu vier Achsen; Fenster- und Türgewände, sowie Eckpilaster über Putzsockel aus Sandstein, Giebeltrapez verschiefert; Scheitelstein über Haustür bezeichnet „K:F: / 1828“.[10]
  • Haus Nr. 16: Eingeschossiges, verputzt massives Wohnstallhaus (Stall zu Wohnzwecken ausgebaut), drei zu fünf Achsen, mit Halbwalmdach über hölzernem, profiliertem Traufgesims; Giebeltrapez in verputztem Fachwerk; Hauptscheitelstein bezeichnet „B F / 1821“ (=Bernhard Föhr).[10]
  • Haus Nr. 17: An dem vollkommen erneuerten, verputzt massiven Wohnstallhaus mit Satteldach noch ältere Scheitelsteine, über Wohnungstür bezeichnet „M W 1845“ (=Malachias Will), über Stalltür „1861“.[10]
  • Haus Nr. 21: Ehemaliges Pfarrhaus. Nach älterem Vorgänger 1713 errichtet, im mittleren 18. und 19. Jahrhundert erneuert; wegen starker Nässe im Mauerwerk 1963 als Pfarrsitz aufgegeben und derzeit unbewohnt. – Stattlicher, zweigeschossiger Halbwalmdachbau, drei zu sechs Achsen; Erdgeschoss verputzt massiv, Obergeschoss noch großenteils verputztes Fachwerk; Fenster und Türgewände im Erdgeschoss in Sandstein, profiliert und geohrt; Scheitelsteinder traufseitigen Haustür mit lateinischem Kreuz; Gurtgesimse in beiden Geschossen.[10]
  • Haus Nr. 22: Stattliches, zweigeschossiges Wohnstallhaus von 1795 (laut Jahrzahl am bis vor kurzem erhaltenen Haustürscheitelstein) mit Walmdach über profiliertem, hölzernem Traufgesims; Erdgeschoss verputzt massiv, Obergeschoss verputztes Fachwerk; die Fenster- und Türrahmungen im Erdgeschoss aus Sandstein, mit Scheitelsteinen, die noch teilweise abgewitterten Blumenreliefdekor zeigen.[10]
  • Haus Nr. 26: Eingeschossiges, verputzt massives Kleinhaus, um 1760/70 errichtet, mit Halbwalm-Mansarddach; Giebeltrapez verputztes bzw. verbrettertes Fachwerk, profilierte, hölzerne Dachgesimse.[10]

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Wartenfels

Jahr 1819 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 668 834* 583 589 557 600 631 666 671 634 557 534 542 589 591 647 663 644 647 843 871 869 750 696
Häuser[11] 88 92 91 100 127 143
Quelle [12] [13] [13] [13] [14] [13] [15] [13] [13] [16] [13] [13] [17] [13] [13] [13] [18] [13] [13] [13] [19] [13] [6] [20]
* Angaben inklusive Reichenbach, da es zu diesem Zeitpunkt noch zu Wartenfels gehörte

Ort Wartenfels

Jahr 001818 001819 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 326 357* 383 409 353 472 677 618 595 538
Häuser[11] 59 58 59 69 96 113 148
Quelle [5] [12] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [6] [20] [1]

Religion

Wartenfels ist Sitz einer katholischen Pfarrei.[3][6]

Literatur

Weblinks

Commons: Wartenfels (Presseck) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 316 (Digitalisat).
  2. Wartenfels im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  3. a b Erich Freiherr von Guttenberg, Hanns Hubert Hofmann: Stadtsteinach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 3). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 451738985, S. 100 (Digitalisat).
  4. Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 35 und 106 f.
  5. a b Erich Freiherr von Guttenberg, Hanns Hubert Hofmann: Stadtsteinach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 3). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 451738985, S. 140 (Digitalisat).
  6. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 732 (Digitalisat).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 692.
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 693.
  9. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Die Gemeinden Bayerns nach dem Gebietsstand 25. Mai 1987. Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns und die Änderungen im Besitzstand und Gebiet von 1840 bis 1987 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 451). München 1991, S. 96, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00070717-7 (Digitalisat – Fußnote 14).
  10. a b c d e f K.-L. Lippert: Landkreis Stadtsteinach, S. 117. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen. Ursprüngliche Hausnummerierung.
  11. a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  12. a b A. H. Hoenig (Hrsg.): Topographisch-alphabetisches Handbuch über die in dem Ober-Mainkreise befindlichen Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Mühlen und Einöden. Bayreuth 1820, S. 134 (Digitalisat). Für die Gemeinde Wartenfels zuzüglich der Einwohnerzahlen von Altenreuth (S. 3), Ehesberg (S. 22), Eulenberg (S. 26), Katzengraben (S. 59), Rachenbach (S. 97), Schaafhof (S. 106), Schmölz (S. 109), Seubetenreuth (S. 114), Taigbühl (S. 121) und Taigmühl (S. 121).
  13. a b c d e f g h i j k l m n o Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 156, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  14. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 942, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  15. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1117, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  16. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1063 (Digitalisat).
  17. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1116 (Digitalisat).
  18. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1152 (Digitalisat).
  19. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 996 (Digitalisat).
  20. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 163 (Digitalisat).