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Der Marxismus ist eine einflussreiche Strömung innerhalb des Sozialismus und Kommunismus. Als Marxisten werden seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Anhänger von Karl Marx und Friedrich Engels bezeichnet. Im weiteren Sinne ist Marxismus eine Sammelbezeichnung für die von Marx und Engels entwickelte Wirtschafts- und Gesellschaftstheorie, sowie für unterschiedliche damit verbundene philosophische und politische Ansichten. Ferner werden verschiedene Personen und Denkrichtungen zum Marxismus gerechnet, die in spezifischer Weise an das Werk von Marx und Engels anschließen. Bekannte marxistische Strömungen sind der Orthodoxe Marxismus der klassischen Sozialdemokratie, der Marxismus-Leninismus sowie verschiedene Formen des Neomarxismus; darunter die Frankfurter Schule, der italienische Operaismus und der Postmarxismus.
Seine theoretischen Wurzeln hat der Marxismus unter anderem in der kritischen Auseinandersetzung mit der klassischen deutschen Philosophie (Kant, Hegel, Feuerbach), der klassischen Nationalökonomie (Smith, Ricardo) dem französischen Frühsozialismus (Fourier, Blanqui, Proudhon), sowie den Historikern der französischen Restauration (Thierry, Guizot, Mignet). Vor allem Engels, Karl Kautsky und Lenin haben die Entwicklung des Marxismus nachhaltig beeinflusst.
Mit der Zeit entwickelten sich in allen Disziplinen der Wissenschaften mit gesellschaftlichem Bezug eigene marxistische Strömungen – wie beispielsweise in der Psychologie die des Freudomarxismus – sowie eine eigenständige marxistische Philosophie, eine marxistische Soziologie, eine marxistische Wirtschaftstheorie, eine marxistische Literaturtheorie und so weiter.
Überblick
Begriffsgeschichte
Der Begriff Marxismus wurde zunächst von politischen Gegnern abwertend verwendet. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde er von den Anhängern von Marx und Engels übernommen. Noch in den späten 1870er Jahren soll Marx – in Anlehnung an Martin Luther – zu einer Jugendfraktion französischer Sozialisten, die sich als marxistisch bezeichnete, gesagt haben, er sei kein Marxist.[1] Engels wiederum prägte das Begriffspaar „Wissenschaftlicher Sozialismus“ als Alternative zu „Marxismus“. Damit grenzten Engels und zuweilen auch Marx sich von anderen Staats- und Gesellschaftsentwürfen ab, die sie dem „Utopischen Sozialismus“ oder dem Anarchismus zuordneten. [2]
Marx und Engels warfen diesen Vorläufern und Zeitgenossen vor, eine gerechte und den Idealen der Französischen Revolution verpflichtete Gesellschaft nur zu „erträumen“, ohne die Bedingungen für ihre Verwirklichung wissenschaftlich zu erforschen und sie mit praktikablen Erfolgsaussichten anzustreben. Allerdings gelang es Engels und seinen Anhängern nicht, den Begriff „Wissenschaftlicher Sozialismus“ außerhalb der Sozialdemokratie für ihre Anschauungen zu verankern, da der Begriff Marxismus sich bereits etabliert hatte. Schließlich hatten viele Kritiker dem Marxismus bereits zu Marx’ Lebzeiten ebenso Unwissenschaftlichkeit und utopischen Romantizismus vorgeworfen wie dieser zuvor den Vertretern nichtmarxistischer Strömungen des Sozialismus.
Theoriebildung
Marx und Engels setzten sich mit verschiedenen Denktraditionen „wissenschaftlich-kritisch“ auseinander. Ihre Grundgedanken wurden erst nach ihrem Tod systematisiert. Eine solche Kanonisierung des Marxismus zu einer einheitlichen Lehre findet sich ansatzweise in den Schriften von Franz Mehring, Karl Kautsky, Antonio Labriola und Georgi W. Plechanow.[3] Die Einordnung der Anschauungen von Marx und Engels in eine konsistente Theorie steht unter einem doppelten Vorbehalt:
- Marx verstand sein Werk zunächst als ständig überprüf- und revidierbare Analyse der jeweiligen Verhältnisse und als eine daraus abgeleitete Zukunftsprognose.
- Engels wollte die Theorie in allgemeinverständlicher Form verbreiten und trug damit nach manchen Sichtweisen auch zu ihrer Schematisierung und Vulgarisierung bei.
Vor allem in den letzten Jahren ihrer Schaffensperiode führte zunehmend Engels vor allem mit Zeitungsartikeln eine öffentliche Auseinandersetzung mit Kritikern ihrer Theorien, und setzte sich für die Verbreitung ihrer Ideen in der Arbeiterbewegung ein. Im Gegenzug dazu arbeitete Marx – oftmals in gesundheitlich schlechter Verfassung und in seinen letzten Lebensjahren begriffen – an seinem ökonomischen Spät- und Hauptwerk Das Kapital. Auf Grund ihrer engen Zusammenarbeit und der gegenseitigen Kenntnis ihrer Schriften ist anzunehmen, dass diese „Arbeitsteilung“ von beiden Seiten gewollt war.[4]
Vor allem die „Orthodoxie“ der klassischen Sozialdemokratie und im Anschluss daran der Marxismus-Leninismus versteht den Marxismus als theoretisches und praxisorientiertes System und als Weltanschauung. Die marxistische Theorie kann zum besseren Verständnis in drei große Kernbereiche unterschieden werden, die jedoch bei Marx und Engels untrennbar miteinander verflochten sind:
- Philosophie- und Ideologiekritik
- Geschichtstheorie und Gesellschaftskritik
- Kapitalismusanalyse und -kritik
Um die Grundlagen des Marxismus besser zu verstehen, schlägt Lenin eine Einteilung der dafür wichtigsten theoretischen Auseinandersetzungen mit Denkern vor, die Marx und Engels wesentlich beeinflussten[5]:
- die Auseinandersetzung mit dem Materialismus Feuerbachs und der Dialektik Hegels;
- die Auseinandersetzung mit den englischen Nationalökonomen, wie Adam Smith und David Ricardo;
- die Auseinandersetzung mit den französischen („utopischen“) Sozialisten, wie Henri de Saint-Simon, Charles Fourier und Pierre-Joseph Proudhon.
In seinem bekannten Essay Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus schreibt Lenin[5]:
„Die ganze Genialität Marx’ besteht gerade darin, dass er auf die Fragen Antworten gegeben hat, die das fortgeschrittene Denken der Menschheit bereits gestellt hatte. Seine Lehre entstand als direkte und unmittelbare Fortsetzung der Lehren der größten Vertreter der Philosophie, der politischen Ökonomie und des Sozialismus.“
Die konsequente Fortsetzung des Marxismus durch die Sozialdemokratie und den Marxismus-Leninismus ist umstritten. So lehnten Marx und Engels nationalistische Konzepte laut eigener Aussage ab. Gegenüber dem nationalstaatlichen Denken vieler Zeitgenossen vertraten sie internationalistische Positionen, während die meisten Führer der Sozialdemokratie bekanntlich dem Ersten Weltkrieg zustimmten. Nachdem der Kapitalismus mit seinem Weltmarkt ein international agierendes System ist, sei nach Marx und Engels auch seine Überwindung nur im internationalen Rahmen zu verwirklichen. Diese Ansicht wurde jedoch später vom Marxismus-Leninismus durch die Theorie vom Sozialismus in einem Land revidiert.
Theorie
Übersicht
Im Folgenden wird die von Marx und Engels dargelegte Gesellschaftstheorie in Unterscheidung zu späteren Entwicklungen des Marxismus dargestellt. Gelegentlich findet sich hierfür der Begriff Klassischer Marxismus. Die Zusammenfassung der Ansichten von Marx und Engels zu einer einheitlichen Lehre ist bei Anhängern wie bei Kritikern des Marxismus gleichermaßen umstritten und war zu Marx’ Lebzeiten Gegenstand von Polemiken. Im Allgemeinen wird beim klassischen Marxismus eine Untergliederung in marxistische Philosophie – auch als wissenschaftlicher Sozialismus bezeichnet – und Soziologie sowie in die Kritik der politischen Ökonomie vorgenommen. Der Marxist Louis Althusser und andere sind der Ansicht, bei Marx selbst einen „epistemologischen Bruch“ oder Zwiespalt zwischen dem philosophischen „jungen Marx“ (Stichwort: Entfremdung) und dem wertkritischen „reifen Marx“ (Stichwort: Warenfetisch) ausmachen zu können.
Verhältnis zur Philosophie
- Marx: „Aufsteigen vom Abstrakten zum Konkreten“ (Deduktion; vgl. Vorwort zu Das Kapital)
- Dietzgen: Konkretes = Erscheinung; Allgemeines = Wesen → vom Konkreten zum Abstrakten (Induktion)
- Lenin: Dialektik/Realität = immer konkret
- Analytisch-synthetische Methode: Ganzes – Einzelnes – Totalität
- Peirce: Abduktion (Wissenschaftstheorie)
Marx am 5. Januar 1882 an Engels (MEW 35, 31):
„Aus dem einliegenden Brief von Dietzgen wirst du sehen, dass der Unglückliche rückwärts ‚vorangegangen‘ und richtig bei der ‚Phänomenologie‘ (von Hegel; Anm.) ‚angekommen‘ ist. Ich halte den Fall für unheilbar.“
Zum „DIAMAT“:
- Engels prägte zwar den Begriff „Historischer Materialismus“, doch leiteten weder er noch Marx diesen von einem dialektischen Materialismus ab, den es einfach auf die reale Welt anzuwenden gelte. Dieser Begriff stammt vielmehr von Joseph Dietzgen, dessen induktive Methode später von Teilen der sozialdemokratischen „Orthodoxie“ und in Folge vom Stalinismus in dessem „Marxismus-Leninismus“ übernommen wurde. Im Gegenzug dazu leiteten Marx und Engels das Denken aus der Realität ab, vertraten also gewissermaßen eine deduktive Methode. Die „dialektische Triade“ (These-Antithese-Synthese) wurde bereits von Hegel selbst an Fichte kritisiert und hat auch mit dem Denken von Marx und Engels nix zu tun.
Literatur:
- Joseph Dietzgen: Streifzüge eines Sozialisten in das Gebiet der Erkenntnistheorie, 1887.
- Franz Mehring: Kant, Dietzgen, Mach und der historische Materialismus. In: Neue Zeit, 1910.
- Lenin: Materialismus und Empiriokritizismus, 1909.
- Karl Grabke: Rezension zu Reason in Revolt [1]
- Tony Burns: Joseph Dietzgen and the History of Marxism [2]
- Refertat zum Thema: Die revisionistischen Thesen Eduard Bernsteins [3]
- Wal Buchenberg: Dialektik [4]
- me: Dialektische Methode oder DIAMAT? [5]
Historischer Materialismus
Zum „HISTOMAT“:
- Erstens kannte Marx gar keinen „historischen Materialismus“, zweitens entspricht diese schematische Darstellung keineswegs seinem Denken. Dass seine Ansichten bezüglich der historischen Entwicklung der Gesellschaft weitaus flexibler waren, habe ich bereits unter Diskussion:Gesellschaftsformation darzulegen versucht.
Grundlegend für die Geschichtstheorie von Marx und Engels sind unter anderem folgende Auffassungen. Später bezeichnete Engels diese Ansichten als historischen Materialismus.
- Die Produktionsverhältnisse innerhalb einer Klassengesellschaft bilden fortwährend eine Schranke für die weitere Entwicklung der Gesellschaft.
- Die Entwicklung der Produktivkräfte werde durch diese Schranken gehemmt und führe zu Klassenkämpfen zwischen Ausbeutern und Beherrschten. Diese Auseinandersetzungen bilden den Hauptantrieb beziehungsweise das Leitmotiv der Geschichte.
- Die allmähliche Sprengung dieser sozialen und wirtschaftlichen Schranken führe schließlich zu sozialen und politischen Revolutionen.
- Die verschiedenen Teile der Ausbeuterklassen festigen ihre wirtschaftliche und soziale Macht mit Hilfe von Religion (Ideologie) und Staat (Politik). Über den „ökonomischen Unterbau“, die materielle Basis der Gesellschaft, erhebe sich ein „ideeller Überbau“, zu dem Marx und Engels die Ideologie, die Philosophie, die Religion, das Recht, die Kultur und die Wissenschaft zählen (siehe: Basis und Überbau).
Kritik der politischen Ökonomie
Im Mittelpunkt des Schaffens von Marx und Engels stand die Analyse der bürgerlichen Gesellschaft und deren Überwindung durch das Proletariat, die besitzlose Klasse der Lohnabhängigen. Während im Kapitalismus „blinde Kräfte“ am Werk seien und die Produktion und Realisation von Mehrwert das Leben der Menschen bestimme, soll im Kommunismus an deren Stelle eine „freie Assoziation von freien Produzenten“ treten. Die Wirtschaft orientiere sich dann nicht mehr am privaten Profit einer Minderheit („Kapitalistenklasse“), sondern an den gesellschaftlichen Bedürfnissen der gesamten Bevölkerung. Die moderne bürgerliche Gesellschaft wurde in etwa folgendermaßen charakterisiert:
- Die allgemeine Warenproduktion löse die alte Subsistenzwirtschaft (Bedürfniswirtschaft) ab. Im Zentrum der Produktion stünde nicht mehr der individuelle Nutzen von Gütern, ihr Gebrauchswert, sondern ihr Tausch- oder Geldwert.
- Das alte offene Ausbeutungsverhältnis (Sklave/Sklavenhalter, Frohndiener/Feudalherr) werde ersetzt durch einen Vertrag zwischen „Gleichen“ (Arbeitsvertrag): freien Unternehmern und freien Arbeitern.
- Der moderne Lohnarbeiter oder Proletarier sei doppelt frei: frei von Produktionsmitteln (besitzlos) und rechtlich frei.[6]
- Die kapitalistischen Produktionsverhältnisse haben eine Entfremdung des Menschen von der Natur, seiner Arbeit, der Gemeinschaft und von sich selbst (Selbstentfremdung) zur Folge.[7]
- Aus dem Waren- und Geldfetischismus resultiere eine Verdinglichung des Bewusstseins. Der Kapitalist sei die Personifizierung des Kapitals, wie die Menschen insgesamt zu „Charaktermasken der kapitalistischen Produktion“ werden.[8]
- Die bürgerlichen Verhältnisse führen zu einer Trennung des Menschen in den Bourgeois (Bürger), den „egoistischen Menschen“ (Zitat Marx) mit seiner Meinungs- und Religionsfreiheit, und den Citoyen (Staatsbürger), den „politischen Menschen“ mit seiner Staatsgemeinschaft. In den Menschenrechten, als deren zentrale Rolle Marx und Engels das Recht auf Privateigentum und dessen Sicherung bezeichneten, werde der Bourgeois zum „wahren Menschen“ überhaupt erhoben.[9]
- Die politische Emanzipation und deren Vollendung, die bürgerliche Demokratie sei beschränkt, da sie im Rahmen der bestehenden Gesellschaft verharre. Dennoch bilde sie einen wichtigen Fortschritt auf dem Weg zur „menschlichen Emanzipation“. Darunter verstanden Marx und Engels das Absterben von Staat und Geld in der kommunistischen Gesellschaft.[10]
Weltanschauung
- kommunistische Weltanschauung bei M/E
- „Kanonisierung“ (IAA, Pariser Commune/Anarchismus, SD/Dühring, SI ...) / Arbeiterbewegungs- bzw. Weltanschauungsmarxismus
- materialistische geschichts- und naturauffassung
- orientierung auf arbeiterInnenschaft (vs. orientierung auf "antifaschistische" od. "antiimperialistische" bourgeoisie)
- klassenkampf (vs. volksfront, hitler-stalin-pakt etc.)
- arbeiterInneneinheitsfront (vs. sozialfaschismustheorie & sektierertum)
- internationalismus (vs. sozialismus/kommunismus in einem land)
- aufbau einer revolutionaeren klassenpartei
- aufbau einer arbeiterInnenregierung (vgl. pariser kommune)
Strömungen
Seit der Begründung des Marxismus durch Marx und Engels haben sich verschiedene marxistisch beeinflusste Richtungen entwickelt, die jeweils das Erbe der „Klassiker“ beanspruchten und sich voneinander abgrenzten. Heute existieren unter der Bezeichnung Marxismus inzwischen sehr verschiedene Strömungen, die teilweise nur noch entfernt mit dem Fundament der Werke von Marx und Engels verbunden sind. Diese Strömungen des Marxismus wurden wiederum durch verschiedene Theoretiker vertreten und weiterentwickelt, die sich von unterschiedlichen Denkansätzen her dem vielschichtigen Werk von Marx und Engels genähert und eigene Strömungen des Marxismus begründet oder vorhandene Strömungen nachhaltig beeinflusst haben. Am stärksten innerhalb der universitären Wissenschaft verankert ist der Marxismus zur Zeit in den USA (Stand: November 2006).[11]
Orthodoxer Marxismus
Der orthodoxe Marxismus der klassischen Sozialdemokratie (etwa bis zum Ersten Weltkrieg) orientierte sich eng an den Schriften von Marx und Engels. Mit der Spaltung der russischen Sozialdemokratie in Menschewiki und Bolschewiki und der Gründung des „marxistischen Zentrums“ (Zentrismus) um Karl Kautsky Anfang des 20. Jahrhunderts spaltete sich der orthodoxe Marxismus in einen reformistischen und einen revolutionären Flügel. Letzter konzentriert sich als revolutionärer Marxismus auf die Weiterentwicklung und revolutionäre Umsetzung des Marxismus. Eine besondere Ausformung des orthodoxen Marxismus ist der Austromarxismus, der zwischen Sozialreform und Revolution schwankt und dadurch die Herausbildung (und Abspaltung) eines starken revolutionär-marxistischen Flügels im Österreich der Zwischenkriegszeit verhindern konnte.
Revisionismus
Der Revisionismus um Eduard Bernstein lehnte im Gegensatz zum orthodoxen Marxismus alle radikalen und revolutionären Aspekte des Marxismus ab und erachtete auf Grund der veränderten ökonomischen Bedingungen (Imperialismus) einen gemäßigten Weg zum Sozialismus als möglich. Spätestens nach der Spaltung der sozialdemokratischen Parteien in sozialistische und kommunistische Parteien nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Revisionismus mit seiner politischen Praxis des Reformismus zur Hauptströmung innerhalb der Sozialistischen Internationale, deren Sektionen sich in den meisten Ländern inzwischen vollkommen von einer marxistischen Weltanschauung losgesagt haben.
Sowjetmarxismus
- siehe auch: Leninismus
Der Sowjetmarxismus oder Marxismus-Leninismus (von Kritikern meist als Stalinismus bezeichnet) berief sich auf den orthodoxen Marxismus und beanspruchte, diesen an die neuen Gegebenheiten (Imperialismus und Monopolkapitalismus) angepasst zu haben. Denselben Anspruch erhebt der Trotzkismus, der mit seiner Theorie der permanenten Revolution die Theorie vom Sozialismus in einem Land ablehnt und eine kritische Distanz zum Realsozialismus bewahrt. Sowohl der Marxismus-Leninismus als auch der Trotzkismus sehen sich in der Nachfolge der Bolschewiki unter Lenin.[12] Auf den Marxismus-Leninismus beriefen sich auch viele Befreiungsbewegungen in der „Dritten Welt“, aus denen sich oftmals eigenständige politische Systeme entwickelten, wie zum Beispiel die heute noch bestehenden Systeme Chinas (Maoismus), Nordkoreas (Chuch'e-Ideologie), Kubas oder Vietnams.
- Kategorie:Marxismus-Leninismus
- Kategorie:Marxismus
- Kategorie:Maoismus
- Chinesisch-sowjetisches Zerwürfnis (seit späten 1950er Jahren)
- Portal:Marxismus
Neomarxismus
Der Westliche Marxismus oder Neomarxismus ist ein Sammelbegriff für Theorien insbesondere der Neuen Linken, die in Abgrenzung zum Realsozialismus versuchen, die Kernaussagen des Marxismus an die inzwischen geänderten sozialen und ökonomischen Bedingungen anzupassen. Es existieren hier die verschiedensten Ausformungen wie zum Beispiel jene des Reform- und Eurokommunismus, des Operaismus sowie der Frankfurter Schule. Wegen der Kritik am traditionellen Marxismus wird häufig auch der Begriff Postmarxismus verwendet, zu welchem auch die Antideutschen oder die Wertkritiker zählen. Gelegentlich wird auch der Titoismus zum Neomarxismus gezählt. Zentral für den Neomarxismus waren die Schriften von Karl Korsch, Georg Lukács, Ernst Bloch, Antonio Gramsci, Louis Althusser, Roman Rosdolsky und anderer.
Einzelnachweise
- ↑ Der einzige erhaltene Hinweis auf diese ironische Aussage von Karl Marx findet sich in einem Brief von Friedrich Engels an Eduard Bernstein vom 2.–3. November 1882 (Online-Version; engl.; überprüft am 15. Mai 2008) und in abgeänderter Form in einem weiteren Brief an Conrad Schmidt vom 5. August 1890. MEW 37, S. 436 (Online-Version; engl.; überprüft am 15. Mai 2008).
Version an Bernstein:
französisch „Ce qu'il y a de certain c'est que moi, je ne suis pas Marxiste.“
deutsch „Eines ist sicher (was mich betrifft), ich bin kein Marxist.“
Version an Schmidt:
französisch „Tout ce que je sais, c'est que je ne suis pas Marxiste.“
deutsch „Alles, was ich weiß, ist, dass ich kein Marxist bin.“
- ↑ Karl Marx: Konspekt von Bakunins Buch ‚Staatlichkeit und Anarchie‘. 1874/75, MEW 18, S. 635 f. (Online-Version; überprüft am 3. Mai 2009).
- ↑ Vgl. Karl Vorländer: Jüngere Marxisten. In: Ders.: Geschichte der Philosophie. 1903, 3. Auflage 1911 (Online-Version; geprüft am 26. Mai 2008).
- ↑ Engels selbst bemerkte, dass „der größte Teil der leitenden Grundgedanken, besonders auf ökonomischem und geschichtlichem Gebiet, und speziell ihre schließliche scharfe Fassung Marx gehört.“
Friedrich Engels: Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie. 1886. MEW Bd. 21, Dietz-Verlag, Berlin (Ost), 5. Auflage 1975, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1962, Berlin/DDR. S. 291/307 (Online-Version; geprüft am 26. Mai 2008). - ↑ a b Lenin: Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus. In: Proswenschtschenije Nr. 3, März 1913. Lenin Werke, Bd. 19, S. 3–9 (Online-Version; geprüft am 14. Mai 2008).
- ↑ Das Kapital
- ↑ Ökonomisch-philosophische Manuskripte, 1844
Die Heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik, 1845 - ↑ Vorwort zu Das Kapital
Theorien über den Mehrwert, 1861-1865 - ↑ Die deutsche Ideologie, 1846
Zur Kritik des Hegelschen Staatsrechts, 1843
Zur Judenfrage, 1844 - ↑ Zur Judenfrage, 1844
- ↑ Rainer Rilling bemerkte hierzu in seinem Bericht zur Marxismus-Konferenz 2006 an der University of Massachusetts:
„Die Tagung gibt Grund für die Annahme, dass es in keinem kapitalistischen Land der Gegenwart einen solch starken akademischen Marxismus gibt, der im Übrigen keineswegs nur aus mobil gebliebenen Alt-68′ern besteht – ganz im Gegenteil. Umso bemerkenswerter ist es, dass es den Erfindern und Machern der Zeitschrift ‚Rethinking Marxism‘ gelungen ist, ihr Konferenzprojekt bis hin zur Finanzierung im akademischen Normalraum fest zu verankern. Schließlich ist akademischer Marxismus keine politische Gefahr, wenn die Gesellschaft und ihre Subjekte nicht zu ihm hin treiben.“
Rainer Rilling: Rethinking Marxism. Ein Bericht, November 2006 (Online-Version; geprüft am 15. Mai 2008).
- ↑ Vgl. Josef Stalin: Auf dem Wege zum Oktober. Sowjetischer Staatsverlag, 1925; insbesondere die Teile:
Josef Stalin: Trotzkismus oder Leninismus? Rede auf dem Plenum der kommunistischen Fraktion des Zentralrats der Gewerkschaften der Sowjetunion. 19. November 1924 (Online-Version; geprüft am 15. Mai 2008) und
Josef Stalin: Über zwei Besonderheiten der Oktoberrevolution, oder der Oktober und Trotzkis Theorie der „Permanenten“ Revolution. In: Ders.: Die Oktoberrevolution und die Taktik der russischen Kommunisten. (Online-Version; geprüft am 15. Mai 2008. Vorwort zu dem Buch „Auf dem Wege zum Oktober“).
Beide in: Stalin Werke, Bd. 6, 1924.
Leo Trotzki: Was ist nun die Permanente Revolution? Grundsätze (Schlussfolgerungen). In: Ders.: Die permanente Revolution. Arbeiterpresse Verlag, Essen 1993, S. 183–189 (Online-Version; geprüft am 15. Mai 2008).
Bill Van Auken: Sozialismus in einem Land oder Permanente Revolution. Internationales Komitee der Vierten Internationale (IKVI), 27. September 2005 (Online-Version; geprüft am 15. Mai 2008).