Ovamboit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ovamboit
Ovamboite.jpg
Ovamboitkristall aus der Typlokalität Tsumeb, Namibia
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

IMA 1992-039[1]

Chemische Formel
  • Cu10Fe3WGe3S16[1]
  • Cu10(Fe,Zn,Cu)3W(Ge,As)3S16[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
2.CB.30
02.09.04.04
Ähnliche Minerale Maikainit, Colusit
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol kubisch-hexakistetraedrisch; 4 3 m[3]
Raumgruppe P43n (Nr. 218)Vorlage:Raumgruppe/218[4]
Gitterparameter a = 10,68 Å[4]
Formeleinheiten Z = 1[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5[3] bis 4[2]
VHN30 = 265–340; durchschnittlich 295 [5]
Dichte (g/cm3) berechnet: 4,736[4]
Spaltbarkeit fehlt[2]
Bruch; Tenazität nicht definiert[4]
Farbe weiß, hellgelb, rosa- bis rötlichgrau[2] im Auflicht[4]
Strichfarbe grauschwarz[2]
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz[4]
Kristalloptik
Doppelbrechung keine

Ovamboit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Cu10Fe3WGe3S16[1] und damit chemisch gesehen ein Kupfer-Eisen-Wolfram-Germanium-Sulfid. Die in der Formel enthaltenen Eisen und Germanium sind allerdings bei natürlichem Ovamboit oft durch geringe Mengen an Zink oder einen höheren Gehalt an Kupfer bzw. durch Arsen diadoch ersetzt, weshalb die Formel auch in der Form Cu10(Fe,Zn,Cu)3W(Ge,As)3S16[2] geschrieben werden kann.

Ovamboit kristallisiert im kubischen Kristallsystem, konnte bisher jedoch nur in Form undurchsichtiger, mikrokristalliner Körner bis etwa 0,1 Millimeter Durchmesser und krustiger Überzüge gefunden werden. Unter dem Auflichtmikroskop zeigt Ovamboit eine weißliche bis hellgelbe oder rosagraue Farbe mit einem metallischen Glanz auf den Oberflächen.

Mit Maikainit bildet Ovamboit eine lückenlose Mischkristallreihe, die durch die Substitution von Wolfram durch Molybdän gekennzeichnet ist.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde der Ovamboit in der „Tsumeb Mine“ in der Oshikoto-Region von Namibia. Die Erstbeschreibung erfolgte 2003 durch Ernst M. Spiridonov. Da der Name Tsumebit bereits vergeben war, benannte Spiridonov das neue Mineral nach der historischen Region Ovamboland, in der auch die Typlokalität Tsumeb liegt.

Das Typmaterial des Minerals wird im Mineralogischen Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau und im Bergbaumuseum in Sankt Petersburg in Russland aufbewahrt.[4]

Klassifikation

In der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist der Ovamboit noch nicht verzeichnet. Nur zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/C.10-55. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfide mit [dem Stoffmengenverhältnis] Metall : S,Se,Te ≈ 1 : 1“, wo Ovamboit zusammen mit Colusit, Germanit, Germanocolusit, Maikainit, Morozeviczit, Nekrasovit, Polkovicit, Renierit, Stibiocolusit, Sulvanit und Vinciennit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[2]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[6] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Ovamboit ebenfalls in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Zink (Zn), Eisen (Fe), Kupfer (Cu), Silber (Ag) usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Colusit, Germanit, Germanocolusit, Maikainit, Nekrasovit und Stibiocolusit die „Germanitgruppe“ mit der System-Nr. 2.CB.30 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ovamboit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Renierit, Germanit und Maikainit in der „Germanitgruppe“ mit der System-Nr. 02.09.04 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Selenide und Telluride – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 1 : 1“ zu finden.

Kristallstruktur

Ovamboit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe P43n (Raumgruppen-Nr. 218)Vorlage:Raumgruppe/218 mit dem Gitterparameter a = 10,68 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[4]

Bildung und Fundorte

Ovamboit bildet sich in metallreichen Sulfid-Lagerstätten. Als Begleitminerale treten unter anderem Baryt, Bornit, Galenit, Germanit, Germanocolusit, Maikainit, Sphalerit und Tennantit auf.[4] Gelegentlich ist Ovamboit lamellenartig mit Gallit verwachsen.

Der bisher einzige bekannte Fundort Ovamboit ist seine Typlokalität Tsumeb in Namibia.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Ernst M. Spiridonov: Maikainite Cu20(Fe,Cu)6Mo2Ge6S32 and ovamboite Cu20(Fe,Cu,Zn)6W2Ge6S32: new minerals in massive sulfide base metal ores. In: Doklady Earth Sciences. 393A, Nr. 3, 2003, S. 1329–1332 (englisch, rruff.info [PDF; 258 kB; abgerufen am 1. Juni 2019]).
  • John Leslie Jambor, Andrew C. Roberts: New mineral Names. In: American Mineralogist. Band 89, 2004, S. 1826–1834 (englisch, minsocam.org [PDF; 464 kB; abgerufen am 1. Juni 2019]).
  • Joseph A. Mandarino: New minerals. In: The Canadian Mineralogist. Band 42, 2004, S. 1241–1260 (englisch, rruff.info [PDF; 250 kB; abgerufen am 1. Juni 2019]).

Weblinks

  • Mineralienatlas: Ovamboit (Wiki)
  • Ovamboite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 1. Juni 2019 (englisch).
  • Ovamboite mineral data. (PDF 20 kB) In: www.mineralogicalassociation.ca. Mineralogical Association of Canada, 15. Mai 2015, abgerufen am 1. Juni 2019 (englisch).

Einzelnachweise

  1. a b c Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: March 2019. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, März 2019, abgerufen am 20. Mai 2019 (englisch).
  2. a b c d e f g Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  3. a b David Barthelmy: Ovamboite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 1. Juni 2019 (englisch).
  4. a b c d e f g h i Ovamboite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 131 kB; abgerufen am 1. Juni 2019]).
  5. John L. Jambor, Andrew C. Roberts: New mineral Names. In: American Mineralogist. Band 89, 2004, S. 1826–1834 (englisch, minsocam.org [PDF; 464 kB; abgerufen am 1. Juni 2019]).
  6. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 25. April 2019 (englisch).
  7. Fundortliste für Ovamboit beim Mineralienatlas und bei Mindat