Schloss Dennenlohe
Schloss Dennenlohe | ||
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Schloss Dennenlohe | ||
Staat | Deutschland | |
Ort | Unterschwaningen-Dennenlohe | |
Entstehungszeit | 14. Jahrhundert | |
Burgentyp | Wasserburg | |
Erhaltungszustand | Schloss von 1750 | |
Ständische Stellung | Niederadel | |
Geographische Lage | 49° 6′ N, 10° 37′ O | |
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Schloss Dennenlohe ist ein Schloss aus dem 18. Jahrhundert im Dorf Dennenlohe, einem Ortsteil der mittelfränkischen Gemeinde Unterschwaningen im Landkreis Ansbach. Es besitzt einen historischen und einen seit 1990 neu angelegten Landschaftspark.
Geografische Lage
Das Schloss liegt im Nordosten des Ortes. Nördlich und östlich des Wohnschlosses befindet sich die zugehörige große Parkanlage. Südlich des privat genutzten Schlosses schließt sich der barocke Wirtschaftshof, „Gutshof“ genannt, an.
Geschichte
Die Anlage entstand aus einer erstmals 1337 erwähnten Wasserburg. 1436 wurde der Besitzkomplex von Schwaningen aufgelöst und Dennenlohe mit Oberschwaningen von Unterschwaningen getrennt. Der letzte Herr von Schwaningen vererbte Dennenlohe an seinen Schwager Sigmund von Leonrod. Durch eine Erbschaft gelangte der allodiale Besitz 1657 an die Schenken von Castell.[1] Die ursprüngliche Burganlage war zu einem unbekannten Zeitpunkt durch ein kleines Schloss ersetzt worden. Zwischen 1698 und 1701 wurde dieses abgebrochen und 1708 sämtliche Reste auf dem Burghügel beseitigt. 1691 wurde als Amtshaus für den Vogt das „neue Haus“ östlich des heutigen Schlosses errichtet.
Im Jahre 1711 kaufte der Bankier Paul Martin von Eichler, Freiherr von Auritz, die Anlage von denen von Castell und ließ sie in den folgenden Jahren ausbauen. Ab 1734 ließ er durch Leopoldo Retti, Hofbaumeister des Markgrafen von Ansbach, die barocke Schlossanlage errichten, die aus dem Wohnschloss in frühem Rokoko[2] und zugehörigen Wirtschaftsanlagen besteht. 1750 wurden die Arbeiten mit der Orangerie abgeschlossen. 1773 erwarb Johann Graf von Fries die Anlage und ließ in der Folge den barocken Garten in einen englischen Landschaftsgarten umgestalten. 1802 kaufte Karl Theodor von Pappenheim (1771–1853) das Anwesen als Wohnsitz für seine von ihm getrennt lebende Frau, Lucia Anna Wilhelmine Christina Gräfin von Hardenberg-Reventlow (1776–1854), die Tochter des königlich preußischen Staatskanzlers und Fürsten Karl August von Hardenberg. Die Ehe wurde 1817 geschieden und Lucia heiratete in zweiter Ehe den Fürsten Hermann von Pückler-Muskau. Für das Schloss zahlte ihr der geschiedene Ehemann 45.000 Gulden als Ablösung – heute rund 4.500.000 Euro. Das neu vermählte Paar Pückler finanzierte damit den Fürst-Pückler-Park Bad Muskau, heute UNESCO-Welterbe. 1825 kaufte Johann Gottlieb Süsskind, der 1821 vom bayerischen König Maximilian I. Joseph in den Freiherrenstand erhoben und zum „Königlich Bayerischen Kämmerer“ ernannt worden war, das Schloss, um damit auch nach außen seine Standeserhöhung repräsentativ darzustellen. Seit dieser Zeit befindet sich das Schloss im Eigentum der Familie, die das Wohngebäude auch heute noch privat zum Wohnen nutzt.[3]
Anlage
Das Wohnschloss ist eine barocke Dreiflügelanlage. Die Vorderseite blickt auf einen Ehrenhof, der beidseitig von je einem zweistöckigen Kavaliershaus mit Mansarddach flankiert wird.[4] Der Mittelteil des Hauptgebäudes weist zum Ehrenhof hin sieben Fensterachsen auf. Die drei mittleren sind in einem übergiebelten Risalit hervorgehoben, in dem sich mittig im Erdgeschoss auch der Haupteingang befindet. Die beiden Seitenflügel sind mit zwei mal zwei Fensterachsen relativ klein. Die Gartenfassade weist 11 Fensterachsen auf. Auch hier sind die drei mittleren in einem übergiebelten Risalit hervorgehoben. Das Gebäude ist ebenfalls mit einem Mansarddach gedeckt.[5]
Südlich des Wohnschlosses schließt sich der barocke Wirtschaftshof, „Gutshof“ genannt, an. Hier gruppieren sich um einen längs-rechteckigen Hof ehemalige Stallungen, der Marstall, in dem Pferde für die Kavallerie gezüchtet wurden[6], eine Reithalle und eine Scheune von 1700. Die Gebäude werden heute gastronomisch und für Ausstellungen, unter anderem ein Oldtimer-Museum[7], genutzt. Früher waren hier auch eine Brauerei und eine Schnapsbrennerei untergebracht.[8]
Die neugotische Kapelle in der Südwestecke der Anlage ist eine Ergänzung des Ensembles von 1868[9], hat aber einen älteren Turm aus der Zeit um 1490.[10]
Die Anlage ist ein Kulturdenkmal[11] aufgrund des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes und wurde 1994 bis 1998 umfassend mit Unterstützung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege saniert.[12]
Nutzung
Im Gutshof befand sich ab 2002 ein Oldtimer-Museum.[13] 2021 musste es ausziehen.[14] Die Fahrzeuge sollen ab 2023 im Schloss Schillingsfürst ausgestellt werden.[15]
Des Weiteren gab es im ehemaligen Marstall eine Gaststätte, in der Orangerie ein Schlosscafé, im ehemaligen Schweinestall ein Geschenkeladen und in der historischen Reitbahn eine Galerie.
Seit 2013 besteht im „Gutshof“ des Schlosses eine internationale Gartenbuchbibliothek. Hier werden die zu den Gartenbuchpreisen eingereichten Bücher gelagert und archiviert.
Schlosspark
Der Schlosspark hat die Grundform eines englischen Landschaftsparks und wird seit 1980 stetig erweitert. Hier befindet sich der größte Rhododendronpark Süddeutschlands mit aktuell (2019) 26 Hektar. Er ist als Botanischer Garten anerkannt. Der Landschaftspark wird immer noch erweitert. Viele Arbeiten sollten bis zur Bayerischen Landesgartenschau 2019, die im wenige Kilometer entfernten Wassertrüdingen stattfand, abgeschlossen sein.
Gartenbuchpreise
Der Deutsche Gartenbuchpreis wird seit 2006 jährlich von und in Schloss Dennenlohe vergeben.[16] Mit ihm werden neu erschienene Bücher zu Themen rund um den Garten gewürdigt, die Preise werden im Rahmen einer Festveranstaltung auf dem Schloss verliehen. Der Preis ist die einzige derartige Auszeichnung im deutschen Sprachraum.[17] Im Laufe der Jahre wurden die Kategorien, in denen der Preis vergeben wird, sukzessive vermehrt. Heute (2018) werden Bücher in folgenden Kategorien ausgezeichnet: Bildband, Reiseführer, Ratgeber, Garten- oder Pflanzenportrait, Gartengeschichte, Gartenprosa oder Lyrik, Kinderbuch, Garten-Blog, Gartenkochbuch und Gartenbuch-Reihe.[18][19]
Der Europäische Gartenbuchpreis wird seit 2011 im gleichen Rahmen verliehen. Er wird an Bücher des außer-deutschen Sprachraums in Europa, an entsprechende in Deutschland in Lizenz erschienene Bücher oder an Bücher vergeben, deren Autoren im Ausland beheimatet, deren Werk aber in Deutschland erschienen ist.[18][20]
Im Jahre 2013 kam der European Garden Photo Award dazu. Er wird zusammen mit dem britischen International Garden Photographer of the Year[21] ausgelobt und juriert, um die Gartenfotografie zu fördern. Darüber hinaus wurden 2018 von einem Sponsor des Preises drei Sonderpreise für außergewöhnliche Leistungen mit 5000, 3000 und 2000 Euro ausgelobt. Zu den Juroren gehören international bekannte Gartenarchitekten, Garten-Experten und Fotografen.
Literatur
nach Autoren/Herausgebern alphabetisch geordnet
- Hermann Dallhammer: Dennenlohe. In: Karl Bosl (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 7: Bayern (= Kröners Taschenausgabe. Band 277). 2., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 1965, DNB 456882944, S. 135.
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1979. Ohne ISBN.
- August Gebeßler: Stadt und Landkreis Dinkelsbühl (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 15). Deutscher Kunstverlag, München 1962, DNB 451450930, S. 122–124.
- Johann Schrenk (Hrsg.): Geschichte der Gemeinde Unterschwaningen (= Fränkische Geschichte 15). Gunzenhausen 2009, S. 186–198.
- Astrid Gräfin Matuschka: Adels Gärten. frechverlag, Stuttgart 2014. ISBN 978-3-7724-7378-4.
- Sabine Freifrau von Süsskind: Schlosspark Dennenlohe. Prestel Verlag Dennenlohe 2012 und 2019. ISBN 978-3-7913-8563-1.
Weblinks
- Homepage Schloss Dennenlohe
- Eintrag von Stefan Eismann zu Schloss Dennenlohe in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts, abgerufen am 19. August 2022.
Einzelnachweise
- ↑ Dallhammer
- ↑ Dehio: Handbuch, S. 214
- ↑ Süsskind: Schlosspark, S. 7.
- ↑ Vgl.: Matuschka: Adels Gärten, S. 15
- ↑ Dehio: Handbuch, S. 214
- ↑ Matuschka: Adels Gärten, S. 11
- ↑ Süsskind: Schlosspark, S. 87.
- ↑ Süsskind: Schlosspark, S. 82
- ↑ Süsskind: Schlosspark, S. 7
- ↑ Dehio: Handbuch, S. 215
- ↑ Denkmal Nr. D-5-71-208-19. Vgl.: Liste der Baudenkmäler in Unterschwaningen
- ↑ Süsskind: Schlosspark, S. 7
- ↑ Jens Kraus: Chromglanz und Ölgeruch. Automobil- und Motorradmuseen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Verlag Peter Kurze Bremen, Bremen 1998, ISBN 3-927485-19-5, S. 257.
- ↑ Oldtimerausfahrten Auf dennenlohe.de, abgerufen am 25. September 2022.
- ↑ Oldtimermuseum Dennenlohe Auf museen-in-bayern.de, abgerufen am 25. September 2022.
- ↑ https://www.gartenbuchpreis.de/
- ↑ Deutscher Gartenbuchpreis 2008 verliehen. In: Börsenblatt vom 21. April 2008, abgerufen am 7. März 2018; Ausgezeichnetes für Gartenliebhaber. In: Börsenblatt vom 27. April 2009, abgerufen am 7. März 2018; Preisgekrönte Gartenbücher. In: Börsenblatt vom 21. Februar 2011, abgerufen am 7. März 2018; „Deutscher Gartenbuchpreis 2008“ verliehen. In: Buchmarkt vom 22. April 2008, abgerufen am 7. März 2018; „Deutscher Gartenbuchpreis“ zum dritten Mal auf Schloss Dennenlohe verliehen. In: Buchmarkt vom 28. April 2009, abgerufen am 7. März 2018; Gewinner des Deutschen Gartenbuchpreises gewählt. In: Buchmarkt vom 18. Februar 2011, abgerufen am 7. März 2018;
- ↑ a b Die Sieger des Deutschen und Europäischen Gartenbuchpreises 2018 stehen fest! (Memento vom 8. März 2018 im Internet Archive)
- ↑ NN: Grüner wird's nicht. In: boersenblatt.net vom 5. März 2018, abgerufen am 7. März 2018
- ↑ NN: Grüner wird's nicht. In: boersenblatt.net vom 5. März 2018, abgerufen am 7. März 2018
- ↑ International Garden Photographer of the Year.