Sowjetische Besatzungszone
Die Sowjetische Besatzungszone (SBZ; umgangssprachlich auch Sowjetzone oder Ostzone genannt) war eine der vier Besatzungszonen, in die Deutschland 1945 entsprechend der Konferenz von Jalta von den alliierten Siegermächten des Zweiten Weltkrieges aufgeteilt wurde. Zur SBZ gehörten die mitteldeutschen Länder Sachsen und Thüringen, die Provinz Sachsen-Anhalt, ein großer Teil der Provinz Brandenburg sowie Mecklenburg und Vorpommern. Nicht dazu gehörten die deutschen Ostgebiete, die von Polen und der Sowjetunion bis zu einer friedensvertraglichen Regelung verwaltet werden sollten. Ausnahmen bildeten anfangs lediglich die westlich der eigentlichen Oder-Neiße-Grenze gelegenen Gebiete um Stettin und Swinemünde, welche auf Grund der unklaren künftigen Grenzziehung zunächst noch Teile der SBZ waren. Die Gebiete wurden im Zuge der Beschlüsse des Potsdamer Abkommens wenige Monate nach dem Kriegsende aus der SBZ wieder ausgegliedert. So wurde zunächst das Stettiner Gebiet am 5. Juli 1945[1] aus der SBZ herausgelöst und der polnischen Verwaltung unterstellt. Am 6. Oktober 1945 erfolgte die Übergabe der Stadt Swinemünde an die polnische Verwaltung. Am 7. Oktober 1949 wurde die SBZ das Staatsgebiet der neu gegründeten Deutschen Demokratischen Republik (DDR).
Im Jahr der Kapitulation 1945
Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 (VE-Day) war das nationalsozialistische Deutschland besiegt und der Zweite Weltkrieg in Europa beendet.
Mehrere Initiativgruppen des Zentralkomitees, die von der Sowjetunion gesteuert wurden, waren bereits vor dem Kriegsende aus dem sowjetischen Exil nach Deutschland zurückgekehrt. Neben der Gruppe Ulbricht, angeführt durch Walter Ulbricht, den späteren Staats- und Parteichef der DDR, die etwa am 1. Mai in Bruchmühle bei Strausberg ihre Tätigkeiten aufnahm, gab es die Gruppe Ackermann-Matern in Dresden und die Gruppe Sobottka in Warsow bei Stettin. Diese Gruppen sollten deutsche Selbstverwaltungsorgane unter kommunistischer Leitung mit breiter Beteiligung „bürgerlicher-antifaschistischer“ Kreise schaffen. In den ersten Juni-Tagen folgte eine weitere Gruppe um Wilhelm Pieck.[2]
Die Hauptalliierten der Anti-Hitler-Koalition, Großbritannien, die USA und die Sowjetunion, später auch Frankreich, übernahmen durch die Berliner Erklärung am 5. Juni offiziell die oberste Regierungsgewalt im Deutschen Reich, stellten die vier Besatzungszonen beziehungsweise für Berlin die vier Sektoren fest und bildeten den Alliierten Kontrollrat. Die Alpen- und Donau-Reichsgaue des Deutschen Reiches wurden wieder zu Österreich und ebenfalls in vier alliierte Besatzungszonen aufgeteilt, darunter auch eine SBZ. Die östlich davon gelegenen Reichsgebiete (Ostdeutschland) wurden unter einstweilige polnische und sowjetische Verwaltung (heutige Oblast Kaliningrad) gestellt. Entsprechend der Erklärung von Jalta zogen die USA und Großbritannien ihre Truppen in der Zeit vom 1. bis 4. Juli aus den als SBZ bestimmten Gebieten ab (westliches Mecklenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, westliches Sachsen) und rückten im Gegenzug in die für sie reservierten Westsektoren Berlins ein.
Zwischen Mai und September 1945 richtete die Geheimpolizei des Innenministeriums der UdSSR insgesamt zehn sogenannte Speziallager auf dem Gebiet der SBZ ein. Bis 1950 wurden dort mindestens 122.000 Deutsche ohne Verfahren und Gerichtsurteil inhaftiert. Tausende von ihnen wurden zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert. Mindestens 42.000 Menschen kamen in den sowjetischen Speziallagern ums Leben.[3]
Am 9. Juni übernahm in Deutschland die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) mit Sitz in Berlin-Karlshorst die Regierungsgewalt in der SBZ.[4]
Eine erste territoriale und politische Untergliederung der SBZ geschah bereits im Juni 1945 durch die Errichtung der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen sowie Thüringen mit eigenen Landesregierungen und Provinzverwaltungen in den ehemaligen preußischen Provinzteilen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Den Verwaltungen der fünf föderativen Ländern beziehungsweise Provinzen wurde mit dem Befehl Nr. 45 vom 22. Oktober 1945 das Recht auf Gesetzgebung eingeräumt, wenn diese im Einvernehmen mit den Kontrolldirektiven standen.[5] Im September kam es durch das Wanfrieder Abkommen zu einem Gebietstausch zwischen sowjetischer und US-amerikanischer Besatzungszone. Dies betraf die Bahnverbindung Bebra – Göttingen. Damit gelangte ein Teil des Eichsfelds in die amerikanische Zone und später nach Hessen. Durch das Barber-Ljaschtschenko-Abkommen gab es im November einen weiteren Gebietstausch, diesmal zwischen Mecklenburg und dem zur britischen Besatzungszone gehörenden Schleswig-Holstein.
Der Befehl Nr. 1 vom 9. Juni 1945 über die Organisation der militärischen Administration zur Verwaltung der sowjetischen Okkupationszone in Deutschland führte die Sowjetische Militärische Administration, später nur Sowjetische Militäradministration ein. Zum Obersten Chef der Sowjetischen Militärischen Administration wurde General Georgi Konstantinowitsch Schukow ernannt, sein erster Stellvertreter Armeegeneral Wassili Danilowitsch Sokolowski, als Stellvertreter des Obersten Chefs in Sachen der Ziviladministration wurde Generaloberst Iwan Alexandrowitsch Serow ernannt. Stabschef wurde Generaloberst Wladimir Wassiljewitsch Kurassow, Sitz bzw. Standort wurde die Stadt Berlin.[6]
Mit dem Befehl Nr. 2 vom 10. Juni gestattete die SMAD die Bildung von Parteien und Gewerkschaften.[4] Einen Tag später wurde die KPD gegründet. Weitere Parteien wie die SPD, CDU und LDP folgten bis Anfang Juli. Am 13. Juni konstituierte sich der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB). Zuvor waren Parteien aufgelöst worden, wie etwa die „Partei der Werktätigen“, die in Thüringen als einheitliche sozialistische Partei aus Altkommunisten und Sozialdemokraten gegründet worden war.[7] Am 14. Juli bildete sich der Demokratische Block aus KPD, SPD, CDU und LDP. Er gestaltete das Parteiwesen in der SBZ zur Einheitsfront der antifaschistisch-demokratischen Parteien um.[8]
Am 1. Juli wurde die Deutsche Volkspolizei gegründet; sie wurde nach Genehmigung durch die SMAD am 1. Oktober bewaffnet.
Ein weiterer Befehl der SMAD vom 23. Juli 1945[9] leitete eine Reorganisation des Finanz-, Bank-, Sparkassen- und Versicherungswesens ein. Ein gleichzeitig nicht öffentlich ergangener Befehl bestätigte die bereits am 8. Mai vorgenommene Beschlagnahmung von Geldern und Mitteln aus Geld- und Kreditinstituten.
Im August 1945 wurde auf Befehl Nr. 17 der SMAD vom 27. Juli 1945 in Berlin die Deutsche Verwaltung für Volksbildung gebildet. Die dringendste Aufgabe der DZfV war der Aufbau eines antifaschistischen, weltlichen und sozialistischen Schul- und Bildungswesens. Wegen der umfassenden Entlassung NS-belasteter Lehrkräfte war die Auswahl und Einarbeitung geeigneter Neulehrer von besonderer Bedeutung. Die DZfV war ein wichtiges Instrument zur Organisation und Einführung der sozialistischen Einheitsschule in der SBZ. Das Kultur-, Volksbildungs- und Hochschulwesen wurden nach sowjetischen Vorgaben umgestaltet. Die SMAD führte ein striktes System der Vorzensur in der SBZ ein. In Gerichten wurden sogenannte Volksrichter eingesetzt.[10]
Vom 3. bis 11. September erließen die Provinz- und Landesverwaltungen in der SBZ Verordnungen zur Durchführung der Bodenreform in Deutschland. Dabei wurden Landbesitzer entschädigungslos enteignet, die über 100 Hektar Fläche besaßen. Auf Grundlage des Befehls 124 des SMAD und der Entscheidungen der Sequesterkommission wurden alle großen Industriebetriebe enteignet und in sogenanntes Volkseigentum überführt. Mai bis Juli: Der ersten Demontagewelle fielen etwa 460 Berliner Betriebe zum Opfer. Dies entsprach zirka 75 Prozent der damals noch vorhandenen Kapazitäten.[11]
Im Sinn der Reparationspolitik kam es zur Aneignung von Kriegsbeute und Trophäenaktionen, der Demontage insbesondere von Eisenbahnstrecken, der Enteignung von Industriebetrieben und sonstigen Vermögenswerten, der Errichtung sowjetischer Handelsgesellschaften, der Entnahme von Erzeugnissen aus laufender Produktion und Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen sowie Zivilinternierten auch in der Sowjetunion. Die Kapazitätsverminderung in einzelnen Industriezweigen betrug 15 bis 100 %.[12]
Zur weiteren Entwicklung
1946
Am 7. März wurde die Freie Deutsche Jugend (FDJ) gegründet. Erste Gruppen hatte es bereits im Exil gegeben, auf die sich die neue Führung aber nicht bezog. Auch in den westlichen Besatzungszonen kam es zur Gründung von Gruppen der FDJ, die in der späteren Bundesrepublik jedoch 1951 verboten wurden.
KPD und SPD schlossen sich – unter erheblichem Druck der SMAD auf die SPD – am 21./22. April zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zusammen. Wilhelm Pieck (KPD) und Otto Grotewohl (SPD) wurden zu Vorsitzenden gewählt. Am 23. April erschien die Erstausgabe der Tageszeitung Neues Deutschland als Organ des Parteivorstandes der SED.
Der Volksentscheid in Sachsen 1946 billigte die entschädigungslose Enteignung von Großgrundbesitzern, Kriegsverbrechern und aktiven NSDAP-Mitgliedern. Am 30. Juli wurde die Deutsche Verwaltung des Innern (DVdI) zur Koordination der Polizei in der SBZ gebildet. Präsident der DVdI wurde der vorherige Landespolizeichef von Thüringen, Erich Reschke. Vizepräsidenten wurden Erich Mielke, Willi Seifert und Kurt Wagner.
Bei den Wahlen zu den Land- und Kreistagen in der SBZ am 20. Oktober erreichte die SED mit 47,5 % nicht die angestrebte absolute Mehrheit. (Provinz Mark Brandenburg 44 %, Land Sachsen 49 %, Provinz Sachsen-Anhalt 46 %, Land Mecklenburg 50 %, Land Thüringen 50 %.[Anm. 1] Bei den Stadt- und Bezirksverordnetenwahlen in Groß-Berlin führte die SPD mit 63 vor der SED mit 26 Sitzen.)
Mehr als 2000 Ingenieure wurden in der „Aktion Ossawakim“ im Oktober 1946 mit ihren Familien in die Sowjetunion gebracht, um an militärischen Entwicklungen (Kern- und Raketentechnik) mitzuarbeiten und deutsche wissenschaftliche Errungenschaften preiszugeben.
Am 1. Dezember wies die Sowjetische Militäradministration (SMAD) den Aufbau der Deutschen Grenzpolizei (DGP) in der SBZ an.
1947
Am 1. April ordnete die Sowjetische Militäradministration die Gründung der Deutschen Treuhandstelle zur Verwaltung des beschlagnahmten Vermögens von Nazi- und Kriegsverbrechern an.
Der Befehl der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) 138/47 vom 4. Juni[13] wies die Einrichtung der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK) als erstes zentrales Verwaltungsorgan der sowjetischen Besatzungszone an und institutionalisierte damit die Umgestaltung der Wirtschaft.
Am 16. August erging der SMAD-Befehl 201 zur Entnazifizierung und vollständigen Säuberung aller öffentlichen Ämter und der Wirtschaft „von aktiven Faschisten, Militaristen und Kriegsverbrechern“.[14][15][16][17][18]
Vom 20. bis 24. September fand der II. Parteitag der SED statt. Am 6./7. Dezember tagte in Ost-Berlin ein durch die SED initiierter, nicht durch demokratische Wahlen legitimierter Volkskongress für Einheit und gerechten Frieden, der erste Deutsche Volkskongress.
Am 20. Dezember 1947 setzte die SMAD den demokratisch gewählten Parteivorstand der CDU ab und erreichte so die Umwandlung der Union in eine Blockpartei.
1948
Der SMAD-Befehl 35/48 vom 26. Februar führte zur Auflösung der Entnazifizierungskommissionen in der SBZ. Die Entnazifizierung wurde offiziell zum 10. März abgeschlossen. Insgesamt waren über eine halbe Million Menschen aus Dienststellen und staatlichen Einrichtungen entfernt worden.
Der zweite Deutsche Volkskongress in Ost-Berlin am 17./18. März verständigte sich darauf, einen Deutschen Volksrat zu berufen, der den Auftrag erhielt, eine Verfassung einer Deutschen Demokratischen Republik für ganz Deutschland auszuarbeiten. Dieser nahm unter dem Vorsitz von Wilhelm Pieck (SED), Wilhelm Külz (LDP) und Otto Nuschke (CDU) am 19. März seine Arbeit auf. Dessen Ausschuss zur Erarbeitung einer Verfassung wurde von Otto Grotewohl geleitet.[19]
Im Zuge des sich verschärfenden Ost-West-Konflikts in der Deutschlandpolitik der Siegermächte verließen am 20. März die Vertreter der Sowjetunion aus Protest gegen die Londoner Sechsmächtekonferenz den Alliierten Kontrollrat, der damit arbeitsunfähig wurde.
Die Deutsche Wirtschaftskommission (DWK) beschloss am 5. Mai die Einrichtung eines Ausschusses zum Schutz des Volkseigentums (ASV).
In den drei westlichen Besatzungszonen fand am 20. Juni eine Währungsreform statt. Am 23. wurde die D-Mark auch in West-Berlin eingeführt. Die Sowjetunion verhängte am 24. als Reaktion auf die mit ihr nicht abgestimmte Währungsreform in den Westzonen und damit faktische wirtschaftliche Spaltung Deutschlands eine Blockade über die drei Westsektoren Berlins. Diese Blockade führte zur Einrichtung der Berliner Luftbrücke ab dem 26. Juni. Bis zur Aufhebung der Blockade durch die Sowjetunion am 12. Mai 1949 transportierten die sogenannten „Rosinenbomber“ in 195.530 Flügen 1.583.686 Tonnen Hilfsgüter und 160.000 Tonnen Baustoffe zum Ausbau der Flughäfen.
Vom 24. bis 28. Juni fand in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und Ost-Berlin eine eigene Währungsreform statt. Es gab viele Provisorien in dieser Zeit, da die Administration von der Währungsreform völlig überrascht wurde. Auf alte Reichsmarknoten wurden neue Wertzeichen geklebt. Diese Geldscheine wurden im Volksmund Koupon-Mark genannt. Zudem wurden zum Beispiel bei Briefmarken die sogenannten Handstempel eingeführt: Die Ausgaben des Alliierten Kontrollrats von 1947 wurden mit vorhandenen Bezirkshandstempeln versehen und dann gegen neue Währung ausgegeben (gültig vom 24. Juni bis 10. Juli 1948). Die Ausgaben konnten auch ohne Handstempel bis 31. Juli 1948 als sogenannte „Zehnfachfrankaturen“ aufgebraucht werden.
Die Deutsche Volkspolizei (DVP) stellte ab dem 3. Juli kasernierte Bereitschaften auf.
Die Militärgouverneure der westlichen Besatzungszonen hatten den Ministerpräsidenten der Länder ihres Machtbereichs zwischenzeitlich – am 1. Juli – die aus der Londoner Sechsmächtekonferenz entstandenen Frankfurter Dokumente zugestellt, in denen sie diese zur Einberufung einer verfassunggebenden Versammlung ermächtigten und die Rahmenbedingungen einer Staatskonstituierung festlegten. Daraufhin begann am 10. August mit dem Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee die Arbeit am Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland.
Der Präsident der Deutschen Verwaltung des Innern (DVdI), Erich Reschke, wurde am 12. Juli durch den sächsischen Innenminister Kurt Fischer (SED) abgelöst.
Die SED beschloss am 16. September die Einrichtung einer Zentralen Parteikontrollkommission (ZPKK).
Am 13. Oktober förderte der Bergmann Adolf Hennecke in einer Schicht 24,4 m³ Kohle und überbot damit das Tagessoll um 387 %. Damit wurde die Aktivistenbewegung in der DDR gegründet, die zur Leistungssteigerung ohne (oder fast ohne) finanzielle Anreize auffordern sollte. So orientierte man sich auch in diesem Bereich an der Sowjetunion. Die Stachanow-Bewegung der Sowjetunion diente als Vorlage für die Hennecke-Bewegung in der SBZ bzw. der späteren DDR.
Am 22. Oktober schloss der Ausschuss des Deutschen Volksrats seine Arbeit an einer – auf einem entsprechenden Entwurf der SED von 1946 fußenden – Verfassung einer Deutschen Demokratischen Republik ab. Diese wurde am 19. März des folgenden Jahres vom Deutschen Volksrat angenommen.
Am 15. November begann vor der Ersten Großen Strafkammer in Leipzig auf Befehl 201/48 der Sowjetischen Militäradministration der erste der beiden „Leipziger Prozesse“ gegen 25 Angeklagte des Leipziger Unternehmens HASAG. Im „Prozess Kamienna-Tschenstochau“ zu den Verbrechen an den jüdischen Zwangsarbeitern in Skarżysko-Kamienna wurden am 22. Dezember 1948 vier Angeklagte zum Tode verurteilt.
Das Politbüro der KPdSU beschloss am 28. Dezember die Bildung der Hauptverwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft, Vorläufer des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).
1949
Am 14. Januar erging der Befehl Nr. 2 des Präsidenten der DVdI, Kurt Fischer, zur „Reinigung der Polizei von unerwünschten Elementen“.
Auf ihrer 1. Parteikonferenz vom 25. bis 28. Januar beschloss die SED die Neuausrichtung der Partei im Stile der sowjetischen KPdSU. Ein Politbüro wurde gebildet und der demokratische Zentralismus als Organisationsprinzip eingeführt.
Die Dezernate und Kommissariate K 5 wurden am 6. Mai aus der Kriminalpolizei herausgelöst. Unter der Führung von Erich Mielke wurden eigenständige Organisationseinheiten einer politischen Polizei gebildet, die nach Gründung der DDR als Hauptverwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft in das neu gebildete Ministerium des Innern (MdI) eingingen.
Am 12. Mai hob die Sowjetunion um 0:00 Uhr die Blockade West-Berlins auf, nachdem sie erkennen musste, dass die USA und Großbritannien entschlossen waren, die Berliner Luftbrücke, die die Versorgung West-Berlins garantierte, unbegrenzt weiterzuführen.
In der sowjetischen Besatzungszone fanden am 15./16. Mai die Wahlen zum 3. Deutschen Volkskongress statt, allerdings nach Einheitslisten. Trotz erheblicher Wahlfälschungen entfielen nur etwa 66 Prozent der Stimmen auf die Einheitsliste. Am 23. Mai wurde das vom Parlamentarischen Rat am 8. Mai beschlossene Grundgesetz verkündet; damit war die Bundesrepublik Deutschland konstituiert.
Am 24. Mai begann der zweite der beiden „Leipziger Prozesse“ gegen Angeklagte des Leipziger Unternehmens HASAG. Im „Prozess Tschenstochau“ zu den Verbrechen an den Zwangsarbeitern in Tschenstochau wurden am 17. Juni sowie am 29. Juli 1949 vier Angeklagte zum Tode verurteilt.[20]
Vom 29. Mai bis 3. Juni fand der dritte Deutsche Volkskongress statt. Die mehr als 2.000 Mitglieder wählten den Zweiten Deutschen Volksrat als ständiges Organ. Nur 25 Prozent seiner 330 Mitglieder stammten aus den Westzonen. Der Volkskongress bestätigte am 30. Mai einstimmig die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik. In der Bundesrepublik fanden am 14. August die Wahlen zum ersten Deutschen Bundestag statt, der am 15. September Konrad Adenauer zum ersten Bundeskanzler wählte, nachdem zuvor Theodor Heuss am 12. September in der ersten Bundespräsidentenwahl zum Bundespräsidenten gewählt worden war. Am 7. Oktober konstituierte sich der Zweite Deutsche Volksrat als Provisorische Volkskammer und setzte die Verfassung der DDR in Kraft, womit die Deutsche Demokratische Republik gegründet war.
Bevölkerungsentwicklung
Ende 1945 wurde in der SBZ eine Volkszählung durchgeführt, die erste nach dem Kriegsende. Insgesamt wurden fast 16,2 Millionen Menschen gezählt, fast eine Million mehr als zur letzten Volkszählung 1939.
Land/Provinz | Einwohner am 1. Dezember 1945 |
Einwohner am 17. Mai 1939 |
Veränderung |
---|---|---|---|
Provinz Mark Brandenburg | 2.317.906 | 2.355.615 | −1,6 % |
Land Mecklenburg-Vorpommern | 1.946.896 | 1.478.685 | +31,7 % |
Provinz Sachsen | 3.900.381 | 3.431.093 | +13,7 % |
a) ohne Regierungsbezirk Erfurt | 3.209.645 | 2.999.671 | +7,0 % |
b) Anhalt | 690.736 | 431.422 | +16,0 % |
Land Thüringen | 2.776.773 | 2.446.909 | +13,5 % |
a) Thüringen | 2.081.891 | 1.795.469 | +16,0 % |
b) Regierungsbezirk Erfurt | 694.882 | 650.840 | +6,8 % |
Land Sachsen | 5.252.670 | 5.480.713 | −4,2 % |
Sowjetische Besatzungszone insg. | 16.194.626 | 15.192.415 | +6,6 % |
Fortwirken der Begrifflichkeit nach Gründung der DDR
Das Kürzel SBZ wurde auch nach 1949 während des Kalten Krieges in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik Deutschland meist anstelle des Kürzels DDR benutzt. Die damaligen Bundesregierungen wollten die Existenz eines ostdeutschen Staates nicht anerkennen. In den 1970er Jahren änderte sich dies allmählich (siehe auch zum Beispiel Neue Ostpolitik, Grundlagenvertrag). Im Sprachgebrauch der Bundesrepublik erhielten sich teils über Jahrzehnte abwertende Begriffe wie „SBZ“, „Sowjetzone“, „Ostzone“ oder kurz „Zone“ für den östlichen Teil Deutschlands. Einige Zeitungsverlage setzten auch in den 1970er Jahren den Begriff „DDR“ oft in Anführungszeichen.[21] Alle Zeitungen des Axel-Springer-Verlages taten dies bis zum Sommer 1989.[22]
Die DDR wurde bis zur Aufgabe des Alleinvertretungsanspruchs der Bundesrepublik, teils auch über die 1970er Jahre hinaus, in Büchern des Bertelsmann-Verlages, im amtlichen und allgemeinen Sprachgebrauch der westdeutschen Bevölkerung weiterhin als „Mitteldeutschland“ bezeichnet, da in dieser Sichtweise – bis zu einem Friedensvertrag – die Gebiete östlich der Oder und Lausitzer Neiße unter der Verwaltung des polnischen Staates und das nördliche Ostpreußen um Königsberg unter der der Sowjetunion standen, völkerrechtlich somit (noch) keine Gebiete dieser Staaten waren und weiterhin bis zum Zwei-plus-Vier-Vertrag zu Deutschland als Ganzem gehörten.[23]
Reste dieser Begriffsverwendung fanden sich noch jahrelang, über das Ende der DDR hinaus, etwa in dem Begriff des Zonenrandgebiets, dessen Unterstützung im Zonenrandförderungsgesetz bis zu dessen Aufhebung 2006 geregelt war,[24] und existieren noch heute im Begriff des Sowjetzonenflüchtlings. Diesen Status konnte nach dem Bundesvertriebenengesetz eine Person erhalten, die vor dem 1. Juli 1990 die DDR verlassen hat.
Ebenso hielt sich die Bezeichnung Interzonenzug praktisch über die gesamte Geschichte der DDR.
Siehe auch
Literatur
- Martin Broszat, Hermann Weber (Hrsg.): SBZ-Handbuch: Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone. Oldenbourg, München 1993, ISBN 978-3-486-55262-1.
- Stefan Creuzberger: Die sowjetische Besatzungsmacht und das politische System der SBZ (= Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung. Bd. 3). Böhlau, Weimar u. a. 1996, ISBN 3-412-04596-9.
- Andreas Hilger, Mike Schmeitzner, Clemens Vollnhals (Hrsg.): Sowjetisierung oder Neutralität?. Optionen sowjetischer Besatzungspolitik in Deutschland und Österreich 1945–1955 (= Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung. Bd. 32). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 978-3-525-36906-7.
- Dietrich Staritz: Geschichte der DDR. Erweiterte Neuausgabe, Frankfurt 1996, ISBN 3-518-11260-0.
- Gesamtdeutsches Institut (Hrsg.): Geteilte Hoffnung. Deutschland nach dem Kriege. 1945–1949. 2., aktualisierte Auflage, Bonn 1990. (Katalog zur gleichnamigen, unter Leitung von Werner Weidenfeld erarbeiteten, Ausstellung des Instituts)
- Norman M. Naimark: Die Russen in Deutschland. Die sowjetische Besatzungszone 1945 bis 1949. Berlin 1997, ISBN 3-549-05599-4.
- Andreas Petersen: Die Moskauer. Wie das Stalintrauma die DDR prägte. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-10-397435-5.
- Karl-Heinz Schöneburg, R. Mand, H. Leichtfuß, K. Urban: Vom Werden unseres Staates – Eine Chronik, Band 1, 1945–1949. Staatsverlag zu Berlin, 1966.
- Ministerium für gesamtdeutsche Fragen (Hrsg.): SBZ von A–Z – Ein Taschen- und Nachschlagebuch über die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands. 1. bis 10. Aufl., 1953 bis 1966.
Weblinks
- Literatur von und über Sowjetische Besatzungszone im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Dokumente zum Staats- und Verwaltungsrecht der DDR) . In: verfassungen.de (
- Wolfgang Benz: Deutschland 1945–1949: Vom „Deutschen Volkskongress“ zur DDR. In: bpb.de. Bundeszentrale für politische Bildung, 23. April 2005 .
- Friedrich Dieckmann: Strampelnder siamesischer Zwilling. In: freitag.de. Freitag Mediengesellschaft mbH & Co. KG, 1. Oktober 1999 .
- Feststellung seitens der Regierungen des Vereinigten Königreichs, der Vereinigten Staaten von Amerika und der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken sowie der Provisorischen Regierung der Französischen Republik über die Besatzungszonen in Deutschland. 5. Juni 1945. In: documentarchiv.de
Anmerkungen
- ↑ Deutlich hinter der SED lagen LDPD und CDU. Die SPD trat nur in Berlin an.
Einzelnachweise
- ↑ Abschlußbericht des Bürgermeisters Erich Wiesner (Memento vom 10. Mai 2010 im Internet Archive)
- ↑ Konstantin Pritzel: Die Wirtschaftsintegration Mitteldeutschlands. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1969, S. 15 f.
- ↑ Achim Kilian: Die Häftlinge in den sowjetischen Speziallagern der Jahre 1945–1950. Zusammenfassung des derzeitigen Kenntnisstandes hinsichtlich Zahl, Verbleib und Zusammensetzung nach Internierungsgründen. In: Materialien der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages. Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit. Nomos Verlagsgesellschaft, 1999, S. 373–440, ISBN 978-3-7890-6354-1.
- ↑ a b Befehl Nr. 1 Über die Organisation der militärischen Administration zur Verwaltung der sowjetischen Okkupationszone in Deutschland. 9. Juni 1945. In: archive.org (Volltext)
- ↑ Konstantin Pritzel: Die Wirtschaftsintegration Mitteldeutschlands. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1969, S. 17.
- ↑ Befehl Nr. 1 Über die Organisation der militärischen Administration zur Verwaltung der sowjetischen Okkupationszone in Deutschland. 9. Juni 1945. In: documentarchiv.de.
- ↑ Konstantin Pritzel: Die Wirtschaftsintegration Mitteldeutschlands. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1969, S. 16.
- ↑ Konstantin Pritzel: Die Wirtschaftsintegration Mitteldeutschlands. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1969, S. 18.
- ↑ BArch DX 1/1
- ↑ Konstantin Pritzel: Die Wirtschaftsintegration Mitteldeutschlands. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1969, S. 19.
- ↑ Konstantin Pritzel: Die Wirtschaftsintegration Mitteldeutschlands. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1969, S. 17 f.
- ↑ Konstantin Pritzel: Die Wirtschaftsintegration Mitteldeutschlands. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1969, S. 20.
- ↑ Befehl Nr. 17 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland betreffend die Einsetzung von deutschen Zentralverwaltungen in der sowjetischen Besatzungszone vom 27. Juli 1945. In: archive.org.
- ↑ SMAD-Befehl Nr. 201 bei Wikimedia Commons
- ↑ DWK-Ausführungsbestimmungen Nr. 1 zu SMAD-Befehl Nr. 201 bei Wikimedia Commons
- ↑ DWK-Ausführungsbestimmungen Nr. 2 zu SMAD-Befehl Nr. 201 bei Wikimedia Commons
- ↑ DWK-Ausführungsbestimmungen Nr. 3 zu SMAD-Befehl Nr. 201 bei Wikimedia Commons
- ↑ Gerhard Fieberg/Harald Reichenbach (Hrsg.): Erlass des Chefs der Deutschen Justizverwaltung der sowjetischen Besatzungszone in Deutschland bei der DWK vom 18. September 1947 zur Durchführung des Befehls Nr. 201 der SMAD. Enteignung und offene Vermögensfragen in der ehemaligen DDR, Band I, Köln 1991, Dokument 2.9.9.4.
- ↑ Wolfgang Benz: Zwei Staatsgründungen auf deutschem Boden. Informationen zur politischen Bildung, Heft 259, 23. April 2005.
- ↑ Andrea Lorz: 60 Jahre Leipziger Prozesse um die nationalsozialistischen Verbrechen in den HASAG-Werken in Skarzysko-Kamienna und Tschenstochau. Januar 2010. In: calendar.boell.de (PDF)
- ↑ "Chance gegen Rumänien" (Memento vom 27. Juli 2014 im Internet Archive) des Hamburger Abendblatts von 1978
- ↑ Heiner Bröckermann und Sven Felix Kellerhoff: Als aus der „DDR“ die DDR wurde. In: Die Welt, 1. August 2009. "Der Verzicht auf die Gänsefüßchen kam in der WELT zur rechten Zeit."
- ↑ Helmut Berschin, Deutschlandbegriff im sprachlichen Wandel. In: Werner Weidenfeld, Karl-Rudolf Korte (Hrsg.): Handbuch zur deutschen Einheit 1949–1989–1999. Campus Verlag, Frankfurt a. M./New York 1999, ISBN 3-593-36240-6, S. 217–225, hier S. 221.
- ↑ BGBl. 2006 I S. 894.