St. Josef (Ilmenau)

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St. Josef

Die Katholische Kirche St. Josef in Ilmenau wurde zwischen 1979 und 1983 errichtet. Sie gehört zum Dekanat Weimar im römisch-katholischen Bistum Erfurt.

Geschichte

Mit der Reformation wurde Ilmenau im 16. Jahrhundert evangelisch. Mit der einsetzenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert zogen wieder Katholiken nach Ilmenau. Am 26. April 1896 wurde die erste katholische Messe im Gasthof zum Deutschen Kaiser (später Bahnhofshotel) gefeiert.

Im Jahr 1900 gründete sich die KTV Unitas am Standort Ilmenau. Sie bestand vor allem aus Mitgliedern des Thüringischen Technikums, aus dem später die Technische Universität Ilmenau hervorging. Die KTV Unitas wurde im Dritten Reich wie alle anderen Burschenschaften von der NSDAP verboten. Ehemalige Mitglieder gründeten sie später in Kassel als KTV Unitas Ilmenau/Kassel neu. Parallel wurde im Geheimen auch in Ilmenau die KTV Unitas Ilmenau wiedergegründet. Sie bestand unter dem Deckmantel der Studentengemeinde. Beide Verbindungen erfuhren erst nach der Wiedervereinigung voneinander. Die KTV Unitas Ilmenau besteht heute, mangels Nachwuchs, nur noch aus alten Herren. Einige ihrer Traditionen gingen in die Studentengemeinde ein.

Der erste katholische Geistliche wurde 1900 in Ilmenau eingesetzt und 1901 die Gemeinde Ilmenau gegründet. Im selben Jahr wurde das Missionshaus in der Unterpörlitzer Straße durch das Bischöfliche Generalvikariat in Fulda genehmigt und gebaut. Das Missionshaus verfügte im Erdgeschoss über eine Kapelle St. Josef, in der die Gottesdienste gefeiert wurden. Heute nutzt die Gemeinde die Kapelle als großen Saal, wobei der einstige Haupteingang nur noch sporadisch verwendet wird.

Das NS-Regime verbot verschiedene katholische Vereine und Vereinigungen und erschwerte durch verschiedene Verordnungen das bisherige Gemeindeleben. Gleichzeitig zogen zum Ende des Zweiten Weltkrieges viele katholische Flüchtlinge nach Ilmenau und erhöhten damit die Gläubigenzahl. 1947 wurde eine Schwesternstation eingerichtet, die 1969 wieder aufgelöst wurde. 1953 wurde die Katholische Studentengemeinde Ilmenau gegründet. 1964 wandelte das Bistum die Pfarrkuratie Ilmenau in die kanonische Pfarrei Ilmenau um. Die Kapelle im Missionshaus stellte sich schon früh als zu klein für die Gemeinde heraus, weshalb bei der DDR-Regierung ein Antrag auf einen Kirchbau gestellt wurde. Die SED stand diesem jedoch lange Zeit ablehnend gegenüber. Erst im Rahmen des Bauprogramms des staatlichen Außenhandelsunternehmens Limex wurde der Bau 1979 bewilligt und 1983 fertiggestellt. Damit war die Ilmenauer Gemeinde eine der wenigen, die einen Kirchenneubau in der DDR bewilligt bekommen hat.

1989 beteiligte sich die katholische Gemeinde aktiv am Wendeprozess. Pfarrer Sammet saß selbst an runden Tischen und organisierte Demonstrationsmärsche. Außerdem stand das Pfarrhaus verschiedenen Organisationen zur Verfügung. So war es zeitweise bekannt als das „Haus der Demokratie“, da hier, teilweise parallel, das Neue Forum, der Demokratische Aufbruch, die Deutsche Soziale Union, die SPD und eine inhaltlich erneuerte CDU tagten. Am 12. Dezember 1990 öffnete der Christliche Kindergarten St. Martin.[1]

Die Gemeinde umfasst ca. 1990 Gemeindemitglieder (Stand Mai 2012), die in Ilmenau und den zur Gemeinde gehörenden 30 Ortschaften wohnen. Davon leben ca. 1330 in der Stadt Ilmenau (einschließlich ihrer Ortsteile). Das Gebiet der Gemeinde deckt sich ungefähr mit dem ehemaligen Kreis Ilmenau. Damit haben die Katholiken einen Anteil von rund 3,3 % an der Bevölkerung in der Region und rund 5,2 % in der Stadt.

Am 1. Januar 2017 ging im Zuge einer allgemeinen Gemeindereform des Bistums Erfurt die Pfarrei Ilmenau in der Pfarrei St. Elisabeth Arnstadt auf.[2] Die neue Pfarrei umfasst ein Gebiet, das sich von Erfurt bis zum Rennsteig erstreckt. Das Gebiet deckt sich ungefähr mit dem heutigen Ilm-Kreis.

Bauwerk

Datei:St Joseph church in Ilmenau.JPG
Kirche zum Hl. Josef in Ilmenau

Die Kirche wurde mit Hilfe des Bonifatiuswerkes gebaut. Sie wurde von Wolfgang Lukassek entworfen und ist einem Zelt nachempfunden, der auf sechs Holzträgern ruht. Das Zelt trägt die Symbolik des wandernden Volks und bedeutete den Christen in der DDR Schutz.[3] Die Kirche ist Richtung Nord-Westen ausgerichtet, wobei das Dachfenster gen Süd-Osten zeigt. Rechts schließt sich ein einstöckiger Anbau an, der die Kirche mit dem ehemaligen Missionshaus verbindet. In ihm sind die Sakristei, ein Gruppenraum, Toiletten und mehrere Abstellkammern untergebracht.

Das Kreuz ist teilweise vergoldet. Um den Corpus Christi herum sind symbolisch die 12 Feuerzungen, die zu Pfingsten auf die Apostel herabkamen, dargestellt. Ebenso sind die sieben Werke der Barmherzigkeit darauf dargestellt.

Die Bänke in der Kirche sind in vier Bereiche geteilt, wobei es keinen Hauptgang gibt. Links neben dem Altar befindet sich der Tabernakel, der das Feuer symbolisiert. Auf der anderen Seite der Kirche, zwischen Sakristei und Haupteingang, steht im Gegensatz dazu der Taufstein, der zusammen mit den Fenstern hinter ihm das Wasser symbolisiert. Die Kirchenfenster wurden von Christof Grüger entworfen und so gestaltet, dass ein Farbverlauf vom Wasser (blau) zum Feuer (rot) erkennbar ist. Das Fenstermosaik lässt sich als vom Kreuz ausgehende Sonnenstrahlen interpretieren.

Links neben dem Tabernakel ist der Marienaltar aufgebaut. Rechts neben dem Altar finden sich ein mobiler Ambo und eine Holzstatue von Josef dem Arbeiter.

Studentengemeinde

Die Katholische Studentengemeinde (KSG) Thomas Morus gründete sich 1953 um den damaligen Pfarrer Bröhl. Neben ihr existierte zur DDR-Zeit nur die evangelische Studentengemeinde.

Anfangs war die KSG nur eine lose Gemeinschaft von Studenten katholischen Glaubens. Später erhielt sie Räumlichkeiten in der Manggasse 8, wo auch der Kaplan wohnte. Sie baute das Gebäude und das dazugehörige Gelände schrittweise aus.

In der DDR war religiöses Leben nur eingeschränkt möglich. Die KSG selbst, aber auch einzelne Mitglieder standen teilweise unter Beobachtung der Stasi. Dennoch wurden seit 1964 Kontakte zur Katholischen Hochschulgemeinde Aachen gepflegt. Es gab einen verschlüsselten Briefverkehr und Treffen von Seelsorgern und Studenten in Berlin. Dabei wurden auch Bücher empfangen, die in der DDR auf dem Index standen. Diese kamen in den sogenannten Giftschrank im Schlafzimmer des Studentenpfarrers, denn es war verboten, das Schlafzimmer eines Priesters zu durchsuchen. Die Bücher wurden von vielen Studenten geliehen und gelesen, weshalb einige Exemplare dreifach vorhanden waren.

Da zu DDR-Zeiten die wiedergegründete KTV Unitas zu Ilmenau unter dem Deckmantel der KSG existierte, gingen viele burschenschaftliche Traditionen, wenn auch in folklorisierter Form, in die KSG über. Andere Traditionen entstanden aus den Repressalien des DDR-Regimes. So war es nur bedingt möglich, Gastwirtschaften für Feierlichkeiten anzumieten. Behörden verlangten vollständige Gästelisten für Ehemaligentreffen und die Stasi hatte ein Interesse, dort selber präsent zu sein. Daher fand sich für das jährliche Patronatsfest ein Pärchen aus der Gemeinde, das eine Verlobungs- oder Hochzeitsfeier anmeldete und den Ort der Gastwirtschaft erst im aller letzten Moment der restlichen Gemeinde bekannt gab. Ehemalige beschrieben die Situation wie folgt: „Es gab für Studenten (der KSG) damals zwei Gründe zu heiraten. Entweder brauchte man eine gemeinsame Wohnung oder das Patfest stand an.“ Bis heute noch wird der Feierort bis zum Schluss geheim gehalten. Ebenso ist der Verlobungskuss ein fester Bestandteil dieses Abends.

Seit der Wiedervereinigung engagiert sich die KSG auf Bundesebene in der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Hochschulgemeinden.

Am Hochschulstandort Ilmenau haben sich seit der Wende weitere christliche Gemeinschaften angesiedelt. Gleichzeitig ist die Evangelische Studentengemeinden immer weiter geschrumpft, weshalb derzeit die KSG die größte christliche Gruppierung an der Hochschule stellt. Daneben existiert die Studentenmission in Deutschland (SMD), der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) und eine Gemeinde chinesischer Protestanten.

Zu den bekanntesten Mitgliedern gehört die ehemalige Bundesfamilienministerin Claudia Nolte. Das alle zwei Jahre stattfindende Phillistertreffen (= Ehemaligentreffen) gilt mit seinen über 100 Teilnehmern als eines der größten der Universität.

Kirchenrechtlich untersteht die Studentengemeinde dem Bistum Erfurt. Da jedoch der Studentenpfarrer jeweils auch der Ortspfarrer ist, ist die KSG organisatorisch stark an die Pfarrgemeinde angegliedert.

Seelsorger

  • Damian Dangel (1900–?)
  • Johannes Bröhl (?–1954)
  • Anton Goeb (1954–1967)
  • Gerhard Marx (1968–1972)
  • Arno Wand (1972–1973)
  • Gerhard Sammet (1973–2002)
  • Stephan Riechel (2002–2015)[4]
  • Herbert Meyer (seit 2015)[4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Tag des Herrn: Den Glauben vor der Welt bezeugen
  2. Herbert Meyer: Arnstadt. Eine von dreißig Pfarreien. In: Diaspora-Jahrheft 2017/2018. Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V., Paderborn 2017, S. 66–69.
  3. Tag des Herrn: 25 Jahre Kirche St. Josef in Ilmenau gefeiert
  4. a b Verstärkung im Pfarramt. In: Thüringer Allgemeine. (thueringer-allgemeine.de [abgerufen am 17. September 2018]).

Weblinks

Commons: St. Josef Ilmenau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 41′ 22,7″ N, 10° 55′ 0,7″ O