Sturzkampfgeschwader 77

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Sturzkampfgeschwader 77
ab 18. Oktober 1943 Schlachtgeschwader 77

Geschwaderabzeichen

Geschwaderabzeichen des Schlachtgeschwaders 77 ab Mitte 1941
Aktiv 1. Mai 1939 bis 8. Mai 1945
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Luftwaffe
Truppengattung Fliegertruppe
Typ Schlachtgeschwader
Gliederung Geschwaderstab und 3 Gruppen
Aufstellungsort I. Gruppe Brieg
II. Gruppe Breslau
Flugzeugtyp Ju 87
Fw 190
Geschwaderkommodore
Erster Kommodore Oberst Günter Schwartzkopff

Das Sturzkampfgeschwader 77 (StG 77) war ein Geschwader der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Die Geschwaderkennung war S2. Am 18. Oktober 1943 wurde es im Zuge einer Organisationsänderung in Schlachtgeschwader 77 (SG 77) umbenannt. Bis zur bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 wurde das Geschwader unter diesem Namen eingesetzt.

Einsatzgeschichte

Das Sturzkampfgeschwader 77 wurde Anfang Mai 1939 mit zunächst zwei Gruppen aus verschiedenen anderen Gruppen gebildet. Seinen ersten Einsatz hatte es mit beiden Gruppen während des Überfalls auf Polen. Anschließend flogen die Gruppen I und II von den Flugplätzen Köln-Butzweilerhof und Aachen-Merzbrück im Westfeldzug im Rahmen des VIII. Fliegerkorps. Während der sich anschließenden Luftschlacht um England lag das gesamte Geschwader im Raum Caen auf den Plätzen in Guise, Carillon, Flers und Maltot. Nach weiteren Luftangriffen auf Südengland nahm das Geschwader ab Frühjahr 1941 am Balkanfeldzug teil. Anschließend im Zuge des Unternehmens Barbarossa an die Ostfront verlegt, flog es im Rahmen der Heeresgruppe Mitte im II. Fliegerkorps zahlreiche Einsätze. Einer der ersten Angriffe wurde am 22. Juni 1941 bereits um 3 Uhr 33 gegen die Grenzfestung Brest geflogen.[1] 1942 dem VIII. Fliegerkorps unterstellt, folgten hier weitere Einsätze bei der Schlacht um Sewastopol. Am 15. Juli 1942 meldete das Geschwader seinen 30.000 Feindflug. 1943 erfolgten weitere Einsätze im Bereich der Luftflotte 4 in Südrussland. Das Geschwader mit seinen drei Gruppen nahm ab 5. Juli 1943 am Unternehmen Zitadelle teil. Unter der Luftflotte 4 dem VIII. Fliegerkorps zugeteilt, unterstützte sie den südlichen Angriffskeil beim letztendlich gescheiterten Angriff in Richtung Kursk.[2] Am 18. Oktober 1943 wurde das Geschwader in Schlachtgeschwader 77 umbenannt. Zugleich trat die Panzerjägerstaffel des Sturzkampfgeschwader 1 als 10.(Pz)/SG 77 vorübergehend zum Geschwader über, wurde aber am 27. Januar 1944 wieder ausgegliedert. Ab Juni 1944 wurde das Geschwader auf Fw 190 umgerüstet. Bereits am 1. Mai 1944 hatte das Geschwader seinen 100.000 Feindflug verzeichnet. Bei Kriegsende stand es immer noch an der Ostfront, war jedoch aufgrund von deren weit westlicher Lage praktisch in der Reichsverteidigung eingesetzt.

Kommodore

Kommandeure (Kommodore) des Geschwaders waren:

Dienstgrad Name Datum
Oberst Günter Schwartzkopff 1. Juni 1939 bis 14. Mai 1940
Major Clemens Graf von Schönborn-Wiesentheid 15. Mai 1940 bis 20. Juli 1942
Major Alfons Orthofer 25. Juli 1942 bis 12. Oktober 1942
Major Walter Rudolf Enneccerus 13. Oktober 1942 bis 20. Februar 1943
Oberst Helmut Bruck 20. Februar 1943 bis 15. Februar 1945
Oberstleutnant Manfred Mößinger 16. Februar 1945 bis 8. Mai 1945

Gliederung

Eine Staffel Ju 87 des Sturzkampfgeschwaders 77 im Formationsflug.

I. Gruppe

Die Geschichte der I. Gruppe begann bereits 1936. Zunächst als I. Gruppe des Sturzkampfgeschwaders 162 aufgestellt und im Juni 1936 weiter als I. Gruppe in Sturzkampfgeschwader 165 umbenannt, folgte am 1. Mai 1939 die Neubezeichnung als I. Gruppe des Sturzkampfgeschwaders 51 bis sie schließlich am 15. Mai 1939 zur I. Gruppe des Sturzkampfgeschwaders 77 wurde. Ab 18. Oktober 1943 wurde sie dann in I. Gruppe/Schlachtgeschwader 77 umbenannt.

Kommandeure

Dienstgrad Name Datum
Hauptmann Werner Junck 1936
Major Günter Schwartzkopff Juni 1936 bis 15. September 1937
Major Oskar Dinort 16. September 1937 bis 30. Januar 1939
Major Karl Freiherr von Dalwigk zu Lichtenfels 1. Februar 1939 bis 9. Juli 1940
Oberleutnant Helmut Bruck 10. Juli 1940 bis 25. Juli 1940
Hauptmann Wilhelm Meisel 26. Juli 1940 bis 18. August 1940
Hauptmann Helmut Bruck 20. August 1940 bis 19. Februar 1943
Major Karl Henze 20. Februar 1943 bis 14. November 1944
Hauptmann Hans-Joachim Brand 15. November 1944 bis 18. April 1945
Hauptmann Egon Stoll-Berberich 19. April 1945 bis 8. Mai 1945

II. Gruppe

Auch die Geschichte der II. Gruppe begann frühzeitig. 1937 aus der II. Gruppe des Sturzkampfgeschwaders 165 in Schweinfurt aufgestellt, erhielt sie am 1. Mai 1939 die Bezeichnung II. Gruppe/Sturzkampfgeschwaders 77. Am 28. Dezember wurde sie als III. Gruppe/Schlachtgeschwader 10 ausgegliedert. Gleichzeitig wurde die bisherige I. Gruppe des Schlachtgeschwaders 1 als neue II. Gruppe eingegliedert.

Kommandeure

Dienstgrad Name Datum
Hauptmann Graf von Schönborn 1. Juni 1939 bis 15. Mai 1940
Hauptmann Waldemar Plewig 15. Mai 1940 bis 8. August 1940
Hauptmann Alfons Orthofer 15. August 1940 bis 27. Juni 1942
Major Kurt Hahn 1. Juli 1942 bis 1. April 1943
Hauptmann Helmut Leicht 1. April 1943 bis 18. Oktober 1943
Hauptmann Alexander Gläser Februar 1944 bis 8. Mai 1945

III. Gruppe

Die III. Gruppe des Schlachtgeschwaders 77 wurde am 9. Juli 1940 aus der bisherigen II. Gruppe des Kampfgeschwaders 76 gebildet. Ab dem 18. Oktober 1943 wurde sie nunmehr unter der Bezeichnung III. Gruppe im Schlachtgeschwader 77 geführt.

Kommandeure

Dienstgrad Name Datum
Hauptmann Helmut Bode 9. Juli 1940 bis 25. August 1942
Hauptmann Georg Jakob 26. August 1942 bis 1. Dezember 1942
Hauptmann Franz Kieslich 1. Dezember 1942 bis 19. Februar 1945
Hauptmann Gerhard Stüdemann 20. Februar 1945 bis 8. Mai 1945

Literatur

  • Georg Brütting: Das waren die deutschen Stuka-Asse. 1939–1945. 4. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1984, ISBN 3-87943-433-6, S. 269–271.

Weblinks

Commons: Sturzkampfgeschwader 77 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gottfried Hamacher: "Am 22. Juni 1941 um 3 Uhr 33 flog er den ersten Angriff auf die Sowjetunion, das Ziel war die Festung Brest."
  2. Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 8: Karl-Heinz Frieser (Hrsg.): Die Ostfront 1943/44. Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007, ISBN 978-3-421-06235-2, S. 91.