Kampfgeschwader 2

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Kampfgeschwader 2

Geschwaderwappen des Kampfgeschwader 2.jpg


Geschwaderabzeichen
Aktiv 1. Mai 1939 bis 26. November 1944
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Luftwaffe
Truppengattung Fliegertruppe
Typ Kampfgeschwader
Gliederung Geschwaderstab und 5 Gruppen
Standort Stab Sprottau
I. Gruppe Liegnitz
II. Gruppe Liegnitz
III. Gruppe Illesheim
IV. Gruppe Achmer
V. Gruppe Lechfeld
Spitzname Holzhammer-Geschwader
Ausrüstung Dornier Do 17, Dornier Do 217, Junkers Ju 188, Messerschmitt Me 410
Zweiter Weltkrieg Überfall auf Polen
Westfeldzug
Luftschlacht um England
Balkanfeldzug
Deutsch-Sowjetischer Krieg
Alliierte Invasion in der Normandie
Geschwaderkommodore
Erster Kommodore Generalleutnant Johannes Fink

Das Kampfgeschwader 2 war ein Verband der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Aufgrund seines Wappens wurde es auch Holzhammer-Geschwader genannt.

Aufstellung

Das Kampfgeschwader (KG) entstand am 1. Mai 1939 durch Umbenennung des mit zwei Gruppen bereits vorhandenen KG 252. Die Heimathorste waren für den Stab Sprottau (Lage) und für die I. und II. Gruppe Liegnitz (Lage). Die III. Gruppe wurde erst am 1. März 1940 in Illesheim (Lage), die IV. (Ergänzungs-)Gruppe im August 1940 in Achmer (Lage) und die V. Gruppe im Juni 1943 in Lechfeld (Lage) aufgestellt.[1] Zuerst war das Geschwader mit der Dornier Do 17Z ausgestattet, ab Mai 1941 auch mit der Dornier Do 217. Anfang 1944 war die II. Gruppe mit der Junkers Ju 188 und die V. Gruppe mit der Messerschmitt Me 410 ausgerüstet.[2] Von Februar bis April 1944 rüsteten die Stabskette und die I. Gruppe ebenfalls auf Junkers Ju 188 um. Die Geschwaderkennung war U5.[3][4]

Geschichte

Das Geschwader unterstand bei Beginn des Überfalls auf Polen am 1. September 1939 der Luftwaffen-Lehrdivision der Luftflotte 1, welche die Heeresgruppe Nord unterstützen sollte. Der Stab lag in Jesau (Lage), die I. Gruppe in Gerdauen (Lage) und die II. Gruppe in Schippenbeil (Lage). Von hier flogen sie Einsätze zur Heeresunterstützung gegen Ortschaften, Eisenbahn-, Truppenziele und Flugplätze.[5] Insgesamt fielen während der Kämpfe sechs Geschwaderangehörige und drei Kampfflugzeuge gingen verloren.[6]

Danach wurde das Geschwader in den Westen verlegt, wo es bis zum Beginn der Kämpfe – bis auf Aufklärungsflüge – zu keinen größeren Einsätzen kam. Vom 10. Mai 1940 an nahm das Geschwader am Westfeldzug teil. Der Stab und die III. Gruppe waren in Biblis (Lage) stationiert, während die I. Gruppe in Geinsheim (Lage) und die II. in Groß-Ostheim (Lage) lagen. Im Rahmen des II. Fliegerkorps der Luftflotte 3 unterstützte es im belgischen und nordfranzösischen Raum Panzerverbände des Heeres beim Vorgehen in Richtung Kanalküste. Am 3. Juni nahm die II. Gruppe am Unternehmen Paula teil, um die letzten noch vorhandenen Flugzeuge der Armée de l’Air und die Flugzeugindustrie zu zerstören.[7] Da die französische Luftwaffe allerdings vorgewarnt war, gelang es nicht auf den angegriffenen 13 Flugplätzen nennenswerte Schäden anzurichten. Insgesamt wurden nur 16 Flugzeuge am Boden zerstört und 6 beschädigt. Von den angegriffenen 15 Fabriken wurden nur 3 erwähnenswert beschädigt. Dabei kamen 254 Zivilisten ums Leben und 652 wurden verletzt.[8] Auf deutscher Seite gingen vier Bomber und sechs Jagdflugzeuge verloren. Vom 10. Mai 1940 bis zum 19. Juni 1940 fielen 28 Geschwaderangehörige und 26 Flugzeuge wurden zerstört.[9]

Nach dem Ende der Kampfhandlungen auf dem Festland blieb es dem II. Fliegerkorps unterstellt und bekämpfte den feindlichen Schiffsverkehr im Ärmelkanal. Mit dem Beginn der Luftschlacht um England unterstand das Geschwader der Luftflotte 2. Die Fliegerhorste waren Saint Léger (Lage) für den Stab und die II., Merville (Lage) für die I. und Cambrai-Süd (Lage) für die III. Gruppe. Von hier griffen sie gemäß den damaligen Einsatzplänen zunächst englische Flugplätze und Flugzeugproduktionsstätten an. Danach erfolgten verlustreiche Angriffe auf London, die später nur noch zur Nachtzeit durchgeführt wurden.[10] Bis zum Frühjahr 1941 gingen 85 Kampfflugzeuge des Geschwaders verloren und 156 Geschwaderangehörige fielen.[11]

Ende März 1941 wurde der Stab, die I. und III. Gruppe des Geschwaders zur Luftflotte 4 verlegt und nahm im Rahmen des VIII. Fliegerkorps am Balkanfeldzug teil. Zu Beginn waren der Stab und die zwei Gruppen in Wien-Zwölfaxing (Lage) stationiert. Von hier aus nahmen sie am 6. April am Luftangriff auf Belgrad teil, bei dem mindestens 2271 Menschen ums Leben kamen.[12] Im weiteren Feldzugsverlauf unterstützte es die vorgehenden Heeresverbände und später die Eroberung der Insel Kreta aus der Luft.[10] Während des Balkaneinsatzes wurden 18 Flugzeuge zerstört und 37 Geschwaderangehörige getötet.[13]

Die II. Gruppe wurde ab April 1941 in Achmer (Lage) stationiert und erhielt hier als erster Verband den neuen Bomber Dornier Do 217E. Anschließend ging sie in den Westen zur Luftflotte 3 unter dem Kommando des IX. Fliegerkorps auf den Fliegerhorst Evreux (Lage). Von dort aus griff sie alliierte Schiffe in der Nordsee und im Ärmelkanal an. So am 7. September 1941 als bei Lowestoft die Marcrest und bei Kinnaird Head der Fischfrachter Trsat mit Bomben versenkt wurden. Am 22. September versenkte sie dann südlich der Humbermündung die niederländische Vechtstroom und am 26. September die British Prince (Lage).[14]

Beim Angriff auf die Sowjetunion war das Geschwader mit dem Stab, der I. und III. Gruppe dem VIII. Fliegerkorps in der Luftflotte 2 unterstellt. Von den Plätzen Arys-Rostken (Lage) und Lyck (Lage) aus, kämpften sie im Mittelabschnitt der Ostfront. Dort blieben sie bis September / November 1941 im Einsatz und nahm an den Luftangriffen auf Moskau teil. Danach wurde der Stab, die I. und III. Gruppe zur Auffrischung und Umrüstung auf die Dornier Do 217 nach Deutschland verlegt.[10] Bis zum 31. Oktober fielen 61 Geschwaderangehörige und 29 Flugzeuge wurden zerstört.[15]

Die IV. Gruppe war im Westen geblieben, sie lag bis Anfang 1942 in Juvincourt (Lage) und wurde von dort nach Achmer (Lage) verlegt.

Ab Mai 1942 flog das Geschwader von Soesterberg (Lage), von Melun-Villaroche (Lage), von Eindhoven (Lage) und Amsterdam-Schiphol (Lage) aus wieder Angriffe gegen die britische Insel oder den Schiffsverkehr im Ärmelkanal. Dazu war es dem IX. Fliegerkorps der Luftflotte 3 im Westen unterstellt. Die einzelnen Gruppen waren inzwischen mit der Do 217E-2 und der Do 217E-4 ausgestattet. Das Geschwader blieb bis Ende 1944 in diesem Raum und beteiligte sich unter anderen am Unternehmen Steinbock. Am 26. November 1944 wurde das Geschwader aufgelöst.[16]

Insgesamt fielen im Verlauf des Krieges 1228 Angehörige des Geschwaders, 688 galten als vermisst, 656 wurden verletzt und 214 gerieten in Gefangenschaft. Weiterhin gingen 769 Kampfflugzeuge verloren, 895 wurden beschädigt, davon 158 zu mehr als 50 %. In diesen Zahlen enthalten sind auch Personal- und Materialverluste, die während der Ausbildung oder bei Überführungsflügen entstanden sind.[17]

Kommandeure

Geschwaderkommodore

Dienstgrad Name Zeit
Generalleutnant Johannes Fink 1. Mai 1939 bis 20. Oktober 1940
Generalmajor Herbert Rieckhoff 21. Oktober 1940 bis 12. Oktober 1941
Oberst Karl Mehnert 13. Oktober bis 31. Dezember 1941
Oberst Georg Pasewaldt 31. Dezember 1941 bis 30. April 1942
Oberstleutnant Hans von Koppelow 20. Mai 1942 bis Januar 1943
Major Walter Bradel 23. Januar bis 5. Mai 1943 (gefallen)
Oberstleutnant Karl Kessel 18. Mai 1943 bis Februar 1944
Major Hanns Horst Heise 25. Februar bis April 1944
Major Wilhelm Rath 12. April bis 23. Mai 1944
Major Franz Schönberger 23. Mai bis Juni 1944
Oberstleutnant Rudolf Hallensleben 17. Juni bis 19. September 1944

Gruppenkommandeure

I. Gruppe
  • Major Werner Krahl, 1. Mai 1939 bis 25. November 1939
  • Major Martin Gutzmann, 26. November 1939 bis 26. August 1940
  • Major Waldemar Lerche, 27. August 1940 bis 25. August 1941
  • Major Robert-Heinrich von Groddeck, 26. August 1941 bis März 1942
  • Hauptmann Ketterer, März 1942 bis 15. Juni 1942
  • Major Karl Kessel, 16. Juni 1942 bis 5. Mai 1943
  • Major Franz Schönberger, 6. Mai 1943 bis 6. August 1944
  • Hauptmann Philipp von Alemann, 6. August 1944 bis 3. Oktober 1944
II. Gruppe
  • Oberstleutnant Paul Weitkus, 1. Mai 1939 bis 15. Dezember 1940
  • Major Kurt Rohde, 16. Dezember 1940 bis Juni 1941
  • Major Johannes Hübner, Juni 1941 bis 30. November 1941
  • Major Walter Bradel, 1. Dezember 1941 bis 22. Januar 1943
  • Major Heinz Engel, 1. Februar 1943 bis 25. Juni 1944
  • Hauptmann Hermann Schröter, 26. Juni 1944 bis 3. Oktober 1944
III. Gruppe
  • Major Werner Kreibe, 1. März 1940 bis 24. Juni 1940
  • Major Adolf Fuchs, 25. Juni 1940 bis 31. August 1940
  • Major Klaus Uebe, 1. September 1940 bis 20. März 1941
  • Major Friedrich Dreyer, 21. März 1941 bis 7. April 1941
  • Major Heinrich Eichhorn, 12. April 1941 bis 21. Mai 1941
  • Oberst Heinrich Conrady, 9. Juni 1941 bis 20. September 1941
  • Major Gerhard Klostermann, 21. September 1941 bis 15. Februar 1942
  • Oberleutnant Hans von Koppelow, 16. Februar 1942 bis 30. April 1942
  • Major Kurt Leythaeuser, 1. Mai 1942 bis 13. August 1943
  • Major Albert Schreiweis, 14. August 1943 bis 1. Dezember 1944
IV. Gruppe
  • Leutnant Otto-Wolfgang Bechtle, 17. August 1940 bis 18. September 1940
  • Oberleutnant Karl Kessel, 19. September 1940 bis 21. März 1941
  • Major Johannes Hübner, 22. März 1941 bis 10. Juni 1941
  • Hauptmann Martin Kästner, 11. Juni 1941 bis 27. Juni 1942
  • Hauptmann Helmut Powolny, 27. Juni 1942 bis 31. Januar 1943
  • Major Gottfried Buchholz, 1. Februar 1943 bis 3. Oktober 1944

Bekannte Geschwaderangehörige

Literatur

  • Wolfgang Dierich: Die Verbände der Luftwaffe 1935–1945. Gliederungen und Kurzchroniken ein Dokument. Hrsg.: Wolfgang Dierich. Verlag Heinz Nickel, Zweibrücken 1993, ISBN 3-925480-15-3 (703 S.).
  • H. L. de Zeng, D. G. Stankey, E. J. Creek: Bomber Units of the Luftwaffe 1933–1945. A Reference Source, Volume 1. Ian Allan Publishing, 2007, ISBN 978-1-85780-279-5 (englisch).
  • Ulf Balke: Der Luftkrieg in Europa 1939–1941. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-86047-591-6 (1057 S.).

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Dierich, S. 100–102.
  2. Ulf Balke, S. 390.
  3. Ulf Balke, S. 300.
  4. Ulf Balke, S. 326.
  5. Wolfgang Dierich, S. 100.
  6. Ulf Balke, S. 443.
  7. Robert Jackson: Air War Over France, 1939–1940. London: Ian Allan. ISBN 978-0-7110-0510-5, S. 81–83
  8. Robert Jackson: Air War Over France, 1939–1940. London: Ian Allan. ISBN 978-0-7110-0510-5, S. 81–83
  9. Ulf Balke, S. 464.
  10. a b c Wolfgang Dierich, S. 101.
  11. Ulf Balke, S. 489, 494.
  12. Historisches Archiv Belgrad: Bombardovanje Beograda u drugom svetskom ratu. Belgrad 1975, S. 1–5.
  13. Ulf Balke, S. 504.
  14. Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, September 1941. Abgerufen am 5. März 2020.
  15. Ulf Balke, S. 517.
  16. Wolfgang Dierich, S. 102.
  17. Ulf Balke, S. 524.