Yoni-Massage
Die Yoni-Massage (zu Sanskrit योनि yoni, eigentlich „Ursprung“, „Mutterschoß“, und dem französischen Wort masser „massieren“, bzw. Massage [maˈsaːʒə]) ist im Sinne des Tantras (
)[1] bzw. Neotantras[2] die manuelle Zuwendung eines „Gebenden“ zu den weiblichen Genitalien („Schoßraum“) einer „Empfangenden“ mit den Schwerpunkten (aktive) Imagination, Atemtechnik und Massage (Berührung, Haptik[3][4]). Ein weiterer gebräuchlicher Überbegriff ist die „tantrische Körperarbeit“.
Grundlegend ist die allgemeine Annahme, dass die weibliche Sexualenergie die tiefste Quelle für die Lebenskraft und Lebensfreude einer Frau sei. Die Yoni-Massage ist Teil eines umfassenderen Konzeptes der neotantrischen Massagetechniken.
Der Begriff „Yoni“ oder Yonilinga (Sanskrit योनिलिङ्ग yoniliṅga) umfasst ursprünglich lediglich die inneren und äußeren Venuslippen und die Vagina. Die Klitoris oder Klitorisperle wird neben anderen Benennungen häufig als Bhagankura (Sanskrit भगाङ्कुर bhagāṅkura) bezeichnet. Im Sinne der Tantra-Massage wird das Wortfeld für Yoni umfassender verwendet, neben der Vulva und der Vagina zählen u. a. auch das Perineum, die Gebärmutter, die Eierstöcke und die Eileiter zu dem Bereich. Die sich auf den Mann und seine Genitalien richtende Massage heißt Lingam-Massage.[5] In graphischen Darstellungen findet sich die Yoni oft als ein nach unten zeigendes gleichseitiges Dreieck.[6]
Im Zusammenhang mit dieser Heilmassage ergibt sich eine praktische Form der Körpertherapie, denn die Yoni-Massage ist eine absichtslose, einfühlsame Berührung, bei der vor allem die eigene (komplexe) Körperwahrnehmung im Vordergrund steht. Angelehnt an die Vorstellung einer spirituellen Erleuchtung wird die „sexuelle Energie“ als spirituell und heilig verstanden.[7] Darin zeigt sich die Abgrenzung zum Fingern.
Die Massage bedient sich grundlegend der Technik der mechanischen Beeinflussung von Haut, Schleimhaut, Bindegewebe, clitoralen und vaginalen Schwellkörpergeweben, Saspandana (Sanskrit सस्पन्दन Göttinnen-Punkt) und Muskulatur durch Dehnungs-, Zug- und Druckreize sowie durch eine sanfte Körperberührung. Eine gewisse Standardisierung der manuellen Zuwendung, der Streichungen, der Griffe und deren koordinierte Abfolge führte zu phantasievollen (metonymisch-metaphorischen) Benennungen in der gängigen Literatur, etwa die Griffe „Lippengruß“, „Lippentanz“, „Perlengruß“[8] oder „Yoniblume erwecken“, „Perle anregen“, „Tempel betreten“, „Punkt der Göttin“[9] u. a. m. In die koordinierten Abfolgen der Yoni-Massage fließen Erkenntnisse u. a. aus dem Tantra, aus der Chakrenlehre, aus dem Yoga, aus dem Taoismus und aus körpertherapeutischen Methoden ebenso ein wie die der Bioenergetik von Alexander Lowen (Bioenergetische Analyse) und der biodynamischen Massage nach Gerda Boyesen. Beziehungen zum Themenkomplex „Sexualmagie“ werden von einer Minderheit gesehen.
Auf spiritueller Ebene handelt sich um ein Ritual (Massageritual, Mithuna-Ritual[10] oder Setting), bei dem ein „Gebender“ bei einer „Empfangenden“ durch seine Hände den ganzen Menschen berührt. „Körper“ und „Seele“ bleiben eine Einheit. Dies erfordert die Entwicklung entsprechender Einstellungen und Vorstellungen, Techniken mit geeigneten Anleitungen, Achtsamkeit (Sanskrit पाऴि pāḷi Pali, Sanskrit सती satī Tugend, Sanskrit स्मृति smṛti) und Aufmerksamkeit (Sanskrit अवधान avadhāna).
Ursprünge
Daoistische Sexualpraktiken
Die Yoni-Massage findet ihren Ursprung hauptsächlich im chinesischen Daoismus (Daoistische Sexualpraktiken).[11] Im China zur Zeit der Zhou-Dynastie (1040–256 v. Chr.) konsolidierten sich kosmologischen Vorstellungen von Himmel und Erde, die Fünf Wandlungsphasen, die Lehre vom Qi (Energie), Yin und Yang und das Yijing (I Ging), aber auch die Tradition der Kultivierung von Körper und Geist mittels Atemkontrolle und anderen Techniken wie Taijiquan und Qigong, Meditation, Visualisation und Imagination, u. a. m.
Nach Auffassung der Kultur des Alten China und des Daoismus durchdringt und begleitet das Qi alles, was existiert und geschieht. Als „Substanz“, aus der das ganze Universum sowohl in physischer als auch geistiger Hinsicht besteht, wird es vorgestellt als vitale Energie, Lebenskraft oder ein alles durchdringender kosmischer Geist, ist dabei aber weder physischer noch geistiger Natur. Darin zeigt es eine hohe Ähnlichkeit zu dem Begriff des Pranas. In einer sich ständig verändernden Wirklichkeit stellt das Qi die einzig konstante Größe dar. Nach daoistischer Vorstellung entstand die Welt aus dem ursprünglichen Qi (Yuanqi), in dem Yin und Yang noch vermischt waren. Ein wichtiger Aspekt der daoistischen Liebeskunst ist für den Mann die Trennung von Orgasmus und Ejakulation, die ihm verschiedene Übungen ermöglichen sollen. Die taoistische Sexuallehre stellt die Sexualenergie in den Dienst der geistigen Entwicklung und der Transformierung in spirituelle Energie.
Im Zusammenhang mit der Yoni-Massage bedeutet das vereinfacht, dass im Daoismus der Gebende der „Yang-Partner“[12] und die Empfangende die „Yin-Partnerin“[13] ist.
Hinduistische Vorstellungen
Tantra ist ein esoterisches Prinzip, das sowohl in den Hindu-Religionen als auch im Buddhismus einen wichtigen Platz einnimmt. Es wird angenommen, dass sich der Tantrismus in den frühen nachchristlichen Jahrhunderten konsolidierte und sich bis zum Ende der Gupta-Zeit allmählich zu einem tatsächlichen Pantheon entwickelte. Er hat auch die hinduistischen, buddhistischen, jainistischen und sikhistischen Religionssysteme tiefgreifend beeinflusst. Bedeutsam ist die Verehrung der weiblichen Gottheit Shakti. In spirituellen Strömungen innerhalb der hinduistischen Religionen und Kulte wird ihre religiöse Praxis als Shaktismus (Sanskrit शाक्त IAST Śākta „zu Shakti gehörig“) bezeichnet. Shakti (Sanskrit शक्ति IAST Śakti „Kraft“, „Energie“) kann, gemäß ihrer Bedeutung im Sanskrit, als weibliche Urkraft des Universums angesehen werden. Dabei ist die Stellung der Göttinnen innerhalb der einzelnen Kulte different. So kann sie einen zentralen philosophischen Begriff darstellen oder als das „Höchste Eine“ gedacht werden, sie kann das Attribut eines männlichen Allgottes sein oder eine autonome, gütige und/oder grausame Muttergöttin. In jedem hinduistischen Kult aber gibt es weibliche Gottheiten, die mit unterschiedlichen Namen versehen für unterschiedliche spirituelle Funktionen stehen. Die Abgrenzung zu diesen unterschiedlichen Kulten liegt darin, dass im Shaktismus eine oder mehrere Göttinnen, die als Energien aufgefasst werden, das Heilsgeschehen und die Prozesse der Welt unmittelbar bedingen und in einem Kult verehrt werden.
So wird etwa im Mithuna-Ritual[14] die sexuelle Vereinigung in einem rituellen Kontext, also als spirituelle oder sakrale Sexualität, abgebildet. Im hinduistischen Tantra ist eine wichtige Grundannahme, dass das gesamte Universum auf zwei unauflöslich miteinander verwobenen Kräften basiert, die sich wechselseitig durchdringen. Sie werden als männlich-weibliche Polarität symbolisiert und mit den Gottheiten Shiva (männlich) und Shakti (weiblich) identifiziert. Im Seienden manifestieren sich solche Gegensatzpaaren wie männlich und weiblich, negativ und positiv, rein und unrein, hart und weich, statisch und dynamisch, feucht und trocken, kalt und heiß und so weiter. Diese Polaritäten und die Dynamik des Dualismus werden ursächlich für alles Werden und Vergehen angesehen und sind deshalb die Ursache des Leidens.
Das Mithuna-Ritual wurde in Indien in den tantrischen Schulen der Kaulas, eine shivaitische Schule des hinduistischen Tantra, und auch im Shaktas, eine Richtung des hinduistischen Tantras, die die Shakti in den Vordergrund stellt und verehrt, praktiziert. Die verehrenden Rituale wurden häufig in der Gruppe zelebriert.
Die Zielsetzungen des Mithunas kreisen um die Themenkomplexe der (Wieder-)Vereinigung von gegensätzlichen Prinzipien, etwa der von Mann und Frau. Durch deren (sexuelle) Vereinigung würde sich ein Zustand überirdischer Harmonie einstellen, in welchem alle – vermeintlichen oder tatsächlichen – Gegensätze aufgehoben seien.
Linkshändisches Tantra und Kundalini
Viele Elemente und Begriffe, wie sie dann in den (neotantrischen) Konzepten zur „Körperarbeit“ weiterentwickelt wurden, stammten letztlich aus den indischen Tantras. Beide Richtungen, das Daoistische wie auch das Tantrische, heben jedoch den Zusammenhang zwischen der Spiritualität und der Sexualität hervor.[9] Im Unterschied zwischen dem ‚roten Tantra‘, wo der Sexualakt körperlich vollzogen wird, findet er im ‚weißen Tantra‘ nur symbolisiert und auf einer geistig-feinstofflichen Ebene statt.
Um das 5. Jahrhundert n. Chr. tritt im indischen Geisteslebens das Tantra als Strömung vermehrt in den Vordergrund, auch dieses nutzt yogische Techniken und beeinflusst u. a. nachhaltig das Hatha-Yoga. Anders als in vielen Upanishaden wurde die Welt nicht nur als Übel, sarvam dukham (Sanskrit सर्व sarva ganz, all, universell, jeder; allerlei; दुःख duḥkha schwer zu ertragen), oder wie in vielen Epen als Stätte der Pflicht, als Licht des Gesetzes oder Dharmaloka (Sanskrit धर्मालोक dharmāloka) angesehen, sondern vielmehr als Stätte des Genusses, bhogaloka (Sanskrit भोग bhoga „Genießen, Essen, Speisen, (sinnlicher) Genuss“; लोक loka „freier Platz, das Freie; Raum, Platz, Stelle“).[15]
Im Mittelpunkt des klassischen Tantras steht die Idee, dass die Wirklichkeit energetischer Natur sei und Mikrokosmos und Makrokosmos verwoben sind. Diese Wirklichkeit ist unauflöslich von zwei miteinander verwobenen Kräften durchdrungen. Sie werden als männlich-weibliche Polarität aufgefasst oder symbolisiert und ähnlich mit den Hindugottheiten Shiva (männlich) und Shakti (weiblich) identifiziert. Shiva symbolisiert die elementaren Bestandteile und die geordnete Struktur, während die weibliche Shakti als die dynamische Kraft betrachtet wird, die sie zum Leben erweckt und mit kosmischer Energie füllt. Die in jedem Menschen wirksame Shakti-Kraft wird in Gestalt einer am Beckenboden eingerollten Schlange (Kundalini) symbolisiert. Dort befindet sich das Wurzelchakra (Muladhara), das erste von sieben Chakren, die im Körper aufsteigend bis zum Scheitelchakra (Sahasrara) lokalisiert werden und neben einem mittleren Hauptkanal (Sushumna) durch eine Vielzahl von Energieleitbahnen (Nadis, Sanskrit, नाडि, nāḍi „Kanal, Röhre“) im feinstofflichen Bereich verbunden sind.[16] Hierzu wurden verschiedene Techniken beschrieben, u. a. das Vajroli Mudra (Sanskrit वज्रोली मुद्रा vajrolī mudrā „Übung zur Sublimierung der Energien“) und das Mula Bandha (Sanskrit मूलबन्ध mūla-bandha „Kontraktion (Bandha) im Bereich der Wurzel (Mula)“).
Dabei besteht der physische Körper als ein grobstofflicher Körper. Er setzt sich aus fünf Elementen zusammen und ist den Prozessen wie Geburt, Wachstum, Veränderung und Tod unterworfen. Der feinstoffliche Körper enthält drei Koshas[17] (Sanskrit कोश kośa oder Sanskrit कोष koṣa Fass, Eimer; Kiste, Gefäß, Kasten, Truhe; Wagenkasten; Degenscheide; Behälter, Verschluss, Gehäuse; Vorratskammer, Schatzkammer; Schatz) oder Hüllen:
- die Pranamaya-Kosha entspricht der „Astralebene“, hier existieren die Prana-Energieströme, die Nadis, und hier ist eine der Hauptaktivitäten der Chakras,
- die Manomaya-Kosha entspricht dem Intellekt oder Geist,
- die Vijnanamaya-Kosha enthält die höheren Denkorgane Buddhi und Ahamkara.
Die Kundalini-Energie wird u. a. durch verschiedene Meditations- und Atemtechniken und entlang der Sushumna emporgeleitet. Je nachdem, durch welchen der Kanäle die Kundalini (Sanskrit कुण्डलिनी kuṇḍalinī, Sanskrit कुण्डली शक्ति kuṇḍalī śakti „die Aufgerollte; die schlafende Schlangenkraft; die durch Ringe (Kundala) Charakterisierte“) aufsteigt, kann sie unterschiedliche Phänomene hervorbringen. Das Chakrensystem kann als eine Verbindung zwischen dem physischen Körper und den feinstofflichen Körpern sowie zwischen dem physischen Körper und der universellen Lebensenergie, dem Prana, verstanden werden. Im Samkhya wird sie auch Urmaterie Prakriti (Sanskrit प्रकृति) genannt und besteht aus drei Urkräften, den Gunas (Sanskrit गुण).[18] Aus diesem Urstoff werden in einem Prozess fortschreitender Vergröberung sowohl der grobstoffliche materielle Körper als auch der feinstoffliche Körper Sūkṣmaśarīra (Sanskrit सूक्ष्मशरीर).[19]
Dabei ist es unerheblich, ob das Vorstellungskonzept von Chakren und Nadis sich ausschließlich esoterisch aus dem kohärenten System der Tantras erschließt oder ob es tatsächlich einen gemäß dem empirisch-naturwissenschaftlichen Denken verpflichteten Nachweis geben kann oder wird, in dem Sinne, dass sie physisch auffindbar sind. Entscheidend ist, dass Chakren und Nadis in der meditativen Praxis oder im Heilritual über die Vorstellung erfahrbar und wirksam werden können.[20][21]
Aus der Tantra-Tradition stammt der Gedanke, dass die sexuelle Energie die Grundform der Lebensenergie (Pranayama) ist und das Zulassen der eigenen Gefühlswelt die spirituelle Entwicklung voranbringt.
Zu den stärksten Energien des Menschen zählt die Sexualenergie. Sie steht aus empirisch-naturwissenschaftlicher Vorstellung mit dem menschlichen Belohnungssystem[22][23] in Beziehung. Auch im tantrischen Weg wird die Sexualenergie zur Bewusstseinserweiterung verwendet. Tantriker wollen mit sexuellen Ritualen die universelle kosmische Energie erwecken und einen bewussteren Kontakt zur eigenen Göttlichkeit herstellen.
Die neotantrischen Konzepte zur Körperarbeit arbeiten mit dem hinduistischen Begriff des Prana (Sanskrit प्राण, prāṇa, Lebensatem, Lebenshauch; Leben, Lebenskraft oder Lebensenergie)[24] und mit Techniken und Annahmen aus dem Kundalini-Yoga.
Die Verehrung und die Huldigung der weiblichen Göttin sind für fast alle tantrischen Schulen und Richtungen zentral und es gab sie bereits in altvedischer Zeit. Tantra ist ein Weg der Achtsamkeit. In der indischen Tradition wird zwischen zwei tantrischen Pfaden unterschieden. Der ausschließlich auf Meditation, Energiearbeit und spiritueller Verehrung beruhende Pfad wird als der rechte Pfad oder als rechtshändiges Tantra bezeichnet. Der Pfad, der zusätzlich Sinnlichkeit, Sexualität und Leidenschaft einschließt, wird als der linke Pfad oder als linkshändiges Tantra benannt. Es gibt also
- den Dakṣiṇācāra (Sanskrit दक्षिणाचार dakṣiṇācāra) oder Weg der rechten Hand, eine Richtung des hinduistischen Tantra mit läuternden Ritualen und dabei strenger Disziplin, der die absolute Hingabe an die göttliche Mutter (Shakti, Devi) in ihren mannigfachen Formen fordert, und
- den Vāmācāra (Sanskrit वामाचार vāmācāra), also den ungeläuterten und fraglich gefahrvollen Weg der linken Hand, der die sexuelle Praxis und das leidenschaftliche Handeln integriert.[25]
Im linkshändigen Tantra, dem Vāmācāra, werden die fünf vedischen Reinigungsartikel bewusst umgekehrt, in der Verehrung der fünf M´s, den pañca-makāra:
- Madya (Wein)
- Mithuna (ritualisierter Geschlechtsakt)
- Māmsa (Fleisch)
- Matsya [oder Mīna] (Fisch)
- Mudrā (getrocknete Körner)
Im Mithuna des linkshändigen Tantras unterziehen sich die Partner einem rituellen Bad. Der Yogin (Sanskrit योगिन् yogin Maskulinum Nominativ Singular
) darf in der Yogini (Sanskrit योगिनी yoginī) nicht eine Person des weiblichen Geschlechts sehen, sondern die Göttin Shakti, so wie er sich selbst als Shiva erfahren soll.[10] Die Verehrung der weiblichen Göttin (Matrilatrie[26]), symbolisiert als Shakti, ist für viele tantrische Schulen zentral.[27]
Insbesondere der neotantrische Ansatz vertieft das Gegensatzpaar zwischen ‚Shakti‘ als dem urweiblichen dynamischen Prinzip und ‚Shiva‘ als dem urmännlichen statischen Prinzip. Für den Tantriker ist die sexuelle Vereinigung heilig, in ihr wiederholt sich der Schöpfungsakt, sie ist eine Begegnung von ‚Shakti‘ und ‚Shiva‘.
Tibetisches Tantra und Buddhismus
Nach Loden Sherab Dagyab Kyabgön Rinpoche geht die Entwicklung des tibetischen Tantra in seinem spirituellen Bereich schon auf eine vor-buddhistischer Zeit zurück. Durch Buddha selbst, so in der buddhistischen Überlieferung wurden Techniken des Geistestrainings weiter entwickelt. So verbanden sich tantrische Vorstellungen mit den Lehren des Mahayana-Buddhismus. Die Schriften des tibetischen Buddhismus umfassten auch sexuelle Darstellungen und hoben die männlich-weiblichen Polaritäten hervor. Obgleich sich unterschiedliche Deutungen der sexuellen Bildwelten herausformten, war ihnen gemeinsam, dass die Vereinigung von Frau und Mann als Symbol einer Einheitserfahrung gesehen wurde. In verschiedenen Schulen wurden die Texte, Bilder und Vorstellungen sowohl symbolisch verstanden als auch praktisch umgesetzt. Mehrheitlich steht Tantra für einen spirituellen Weg, in den die tantrischen Übungen verinnerlicht wurden und in der Imagination, in die Vorstellungen gebracht wurden.[28]
Im tibetischen Tantrismus wird, aus anthropologischer Sicht, versucht, die im Wesen des Menschen innewohnende Erleuchtung freizulegen, um dabei in einem einzigen Leben Erleuchtung erlangen zu können. Grundlage ist die Vorstellung, dass die ‚Energien‘ unheilsamer Zustände, etwa von Aggression, Habgier, Neid für den tantrischen Weg nutzbar gemacht werden kann um sie dadurch in ‚heilsame Energien‘ zu verwandeln (siehe auch Mahamudra-Tantra-Massagen, zu Mahānirvānatantra (
)).
Satipatthana Sutta und Mahāsatipatthāna Sutta
Das Satipatthana Sutta (Sanskrit स्मृत्युपस्थान smṛtyupasthāna sūtra „Der Diskurs über die Etablierung der Achtsamkeit“) und das Mahāsatipaṭṭhāna Sutta („Der grosse Diskurs über die Etablierung der Achtsamkeit“) werden dem Majjhima Nikaya zugeschrieben und gelten als bedeutende Diskurse im Pali-Kanon des Theravada. Beide Diskurse stellen Mittel zum Üben der Achtsamkeit (Satipatthana) in einer Vielzahl von Kontexten anheim.[29]
Neotantrische Ansätze und spirituelle Körperarbeit
Der indische Philosoph Bhagwan Shree Rajneesh (genannt „Osho“)[30][31] propagierte mit dem Begriff Neo-Tantra eine Verbindung zwischen Spiritualität und Sexualität als eine zeitgemäße Form von Tantra. Diese Lehre besagt, dass mittels Meditation die „sexuelle Energie“ des Beckenbereiches geweckt und zu einem „kosmischen Bewusstsein“ transformiert werden könne. Das ursprüngliche Tantra steht als Oberbegriff für eine große Anzahl von bewusstseinserweiternden bzw. den Bewusstseinszustand verändernden Techniken und Übungen. Die Vorstellungen traten zunächst in Indien etwa ab dem 5. Jahrhundert auf und wurden sukzessive in verschiedene Richtungen (etwa den buddhistischen und hinduistischen Tantras) weiter entwickelt.[32]
Einen wichtigen Beitrag leistete der Theologe und Sexualforscher Joseph Kramer in Oakland zusammen mit der promovierten Sexarbeiterin und Künstlerin Annie Sprinkle (eigentlich Ellen Steinberg). Beide entwickelten eine Form spiritueller, erotischer Körperarbeit, die auf tantrisch-daoistischen Grundlagen beruht und in erster Linie Atem- und Massagearbeit zum Schwerpunkt hat. Zuerst 1982 das Lingam Massage Ritual für Männer und später in enger Zusammenarbeit mit Annie Sprinkle das Yoni Massage Ritual für Frauen. Wichtiger Bestandteil dieser Massagearbeit war die Yoni-Massage.[33][34] Im Jahre 1984 begründete Kramer in Oakland, (Kalifornien), die „Body Electric School“ für Massage und im Jahre 1993 das „EroSpirit Research Institute“. Annie Sprinkle gilt als die prominenteste „Sexpositiv-Feministin“ innerhalb der Frauenbewegung, sie entwickelte dort mit Kramer das Konzept der weiblichen Genitalmassage. Darin flossen außerdem auch Einflüsse aus Bioenergetik und Sexualtherapie ein.
Ferner war K. Ruby[35] aus San Francisco als eine Teilnehmerin der ersten „Cosmic Orgasm Awareness“ von Annie Sprinkle und Joseph Kramer für die weitere Ausgestaltung der Massage wichtig. Sie lernte dort, im Norden Kaliforniens, die Yoni-Massage kennen und entwickelte sie zusammen mit Chester Mainard weiter.[36]
In der Bundesrepublik Deutschland gehörte Andreas Rothe (genannt „Andro“) zu den Initiatoren und Gründern der ältesten (1977) Tantra-Schule, dem „Diamond Lotus Tantra“ in Berlin. Rothe ist ein vehementer Vertreter des „roten Tantras“.[37]
Die Yoni-Massage (bzw. auch Lingam-Massage) ist dabei eingebettet in ein umfassenderes Konzept der neotantrischen Massagetechniken. Tantrische Massagetechniken beziehen den gesamten Körper ein. Der „Energiefluss“ soll dabei angeregt, die Sinneswahrnehmung geöffnet und der gesamte Körper des Menschen im Laufe der Anwendungen eine Veränderung erfahren. Ziel der Massage ist, beruhend auf einem zum Teil „multi-explikativen“ und somit sehr weit definierten theoretischen Unterbau, eine spirituelle Erfahrung zu ermöglichen, die zudem auch „Heilung“ verspräche. Die einzelnen Massagetechniken bedienen sich im Speziellen auch bestimmter Hilfsmittel wie Körperöle, Federn, Tierfelle, Seidentücher, Massagehandschuhe, feucht-heiße Waschlappen, Klangschalen und Musik, Räucherstäbchen etc. Die damit ausgelösten sensorischen Reize bzw. Informationen werden vom vestibulären, optischen, akustischen, kinästhetischen und taktilen System aufgenommen und im Zentralnervensystem verarbeitet und u. a. in adäquate muskuläre Reaktionen und kognitive Vorstellungen umgesetzt. Sie beinhalten gewissermaßen auch die Prinzipien der sensorischen Stimulation, die entweder unimodal (Stimulation von nur einer Sinnesebene) oder multimodal (Stimulation von mehr als einer Sinnesebene) sein kann.[38]
Kritische Betrachtungen
Nach Poller (2013)[32] ist das Kernthema, welches alle diese Körperarbeiten leitet, die befreite, vermehrte, verbesserte und spiritualisierte Sexualität. Die Spiritualisierung beschränkt sich allerdings zumeist auf eklektizistische Zusammenfügungen indischer Spiritualität, so wurden erotische Rituale entwickelt, in denen die Männer als Shiva und die Frauen als Shakti bezeichnet werden, die Hintergründe der alten Quellen und damit Grundlagen, die sich mit Shiva-Tantra und Shakti-Tantra befassten, werden dabei oft nur oberflächlich betrachtet.
Maaz (2005) nähert sich aus der psychotherapeutischen Perspektive der „Psychodynamik sexuellen Verhaltens“ an, indem er schreibt:
„(...) Es geht um Aktivität und Passivität, um Beherrschen und Unterwerfen, um Kontrollieren und Loslassen, um Geben und Nehmen, um Machen und Lassen, um Eindringen und Empfangen. Auf beiden Seiten liegt Lust: es machen und gemacht bekommen, berühren und berührt werden, zurückhalten und loslassen. (...)“
und weiter schreibt er, im Rückgriff auf Reich (1927),[40] dass die lustvolle körperliche Reaktion durch befreiende physiologische Funktionen ermöglicht wird. Dabei würden die möglichen Disharmonien im physiologischen Ablauf bedingt durch individuelle Unterschiede der Partner, etwa in Rhythmen, Bedürfnislage, Behinderungen und Stress durch die liebende Beziehung zum Verstehen, Tolerieren und Ausgleichen kompensiert oder aufgehoben werden.[41] „Senden“ und „Empfangen“ betrifft nach Maaz (2012)[42] beide Geschlechter und sei nicht identisch mit einer aktiven oder passiven Rolle bei den sexuellen Aktivitäten.[43]
Grundlagen
Grundsätzlich kann eine Yoni-Massage nur dann gelingen, wenn sich die Empfangende ganz auf das Annehmen einlässt. Ebenso ist das Mitteilen, ein non-verbales oder verbales Feedback, der Körperempfindungen und Emotionen (Gemütsbewegungen) von der Empfangenden zum Gebenden und vice versa außerordentlich wichtig. Damit werden die empathischen Fähigkeiten der Beteiligten geschult.[44] Nach Cremer (2018)[45] kann die Yoni-Massage in dreifacher Weise ausgerichtet sein:
- „Forschen“
- „Heilen“
- „Lust und Ekstase“.
Sie sind als Schwerpunkte zu verstehen, die in einer Massage auch nacheinander auftauchen und sich miteinander abwechseln können. Dabei dient das „Forschen“ der Erkundung des weiblichen, erotischen Potenzials, wobei damit sowohl das körperliche als auch die emotionale und psychische Kapazität Lust zu empfinden gemeint ist. Unter „Heilen“ wird von Cremer der Moment verstanden, in denen sich in einem Prozess eine „Verletzung oder Wunde“ schließen kann, gemäß dem tantrischen Grundprinzip der Anziehung oder Attraktion von Gegensätzen, die zu einer Einheit verschmelzen können. Denn während der Yoni-Massage kann es durch die bewusste Berührung und der besonderen Form der Wahrnehmung, insbesondere bei der Empfangenden aber auch beim Gebenden, auch zu unangenehmen Körperwahrnehmungen, -sensationen kommen. Sie werden im tantrischen Setting als blockierte Energien verstanden. Damit nun eine Heilung einsetzen könne, sei es wichtig, dass die Verletzung oder letztlich energetische Blockade spürbar wird, um sie neue positive Erfahrungen einmünden zu lassen. Dabei wird dieser Heilungsprozess in möglichst kleinen Schritten vorgestellt. „Lust und Ekstase“ steht nach Cremer in enger Verbindung zu der inneren Haltung bei der Massage, dabei steht für die Empfangende primär im Vordergrund dem Genuss zu folgen, statt „Lust und Ekstase“ anzuzielen.
Nach Riedl (2006)[46] nimmt hierbei die „Atmung“ bzw. verschiedene Atemtechniken während der Yoni-Massage eine herausragende Bedeutung ein.
Sexuelle Energie
Grundlegend ist die Vorstellung im Neotantra, dass sich ‚sexuelle Energie‘[47][48] nicht als eine sexuelle Lust (Libido) und den sich daraus ableitenden körperlichem Begehren definiert oder damit gleichgesetzt wird, vielmehr wird sie umfassender als eine ‚Lebensenergie‘ verstanden. Damit ist sie eine Metapher und soll analog zur (physikalischen) Energie die Verhältnisse beschreibbar machen.[49] [50] Die ‚Lebens- oder sexuelle Energie‘ sei eine ‚Kraft‘, die den Menschen durchströmt, also eine Lebenskraft oder eine spirituelle Kraft. Menschen können durch sexuelle Aktivitäten in ihren Körpern eine Menge an Lebensenergie aktivieren.[51][52]
Absichtslosigkeit
Absichtslosigkeit bedeutet, dass alle offenen oder heimlichen Handlungsziele losgelassen werden und man miteinander erlebt, was wirklich ist, was wirkt und was geschehen möchte, anstatt einer Vorstellung oder einem Handlungsziel anzuhaften.[53] Absichtslosigkeit ist nicht gleichzusetzen mit Formen der Inaktivität oder mit dem Versuch eine Einstellung des ‚Gar-nichts-Wollens‘ zu erzeugen, um eine innere Abwesenheit von den Objekten oder eine Gleichgültigkeit zu generieren.[54]
Das Beachten der Atmung kann hierbei das Prinzip der ‚Absichtslosigkeit‘ verdeutlichen. Der Fokus jeder Atemtechnik ist die Passivierung des Atmungsablaufes, dann geschieht die Atmung einfach von selbst, mit einer achtsamen ‚absichtsloser Absicht‘. Je unabsichtigter geatmet wird, umso geringer wird die Gefahr, durch zu bewusste Anstrengung wieder in einen Zustand erhöhter Aktivität zu gelangen. Die kontemplative Wahrnehmung des Atmens schaft eine absichtslose sinnliche Begegnung mit dem körperlichen Befinden, ohne Vorstellungen, Gedanken zu sexuellen Befriedigungsabsichten, Deutungen, Symbolisierungen, Lernmotivation, Handlungsapellen und Sinnsuche. Die Produkte des Verstandestätigkeit, die Vorstellungen etc. sollten der Gebende und die Empfangende ‚wie Wolken am Himmel weiterziehen lassen‘.
Absichtslosigkeit ist auch deshalb wichtig, damit die Yoni-Massage eben nicht als Mittel zu einem bestimmten Zweck wird. So könnte ein Mittel zum Zweck, beispielsweise die Vorstellung oder das Handlungsziel sein, die empfangende Frau „sexuell glücklich zu machen“, das wäre nunmehr aber nicht mehr absichtslos, obgleich dies aber durchaus eine Konsequenz aus einer Massage sein kann. Absichtslosigkeit ist eine Haltung die Gebender und Empfangende sukzessive kultivieren und entwickeln können.
Aus den gegenteiligen Begriffen und Vorstellungen, den Antonymen wird die ‚Absichtslosigkeit‘ abgrenzbar. Als eine ‚positive‘ Antonymie der Absichtslosigkeit stehen Zielorientiertheit, Zentrierung, Zuverlässigkeit. Eine Absicht richtet sich immer auf die Vorstellung eines Ergebnisses. Eine absichtsvolle Handlung geschieht in die Erwartung eines Ergebnisses. Als negative Antonymie von Absichtslosigkeit würden Laster, negative Begierde, Verurteilung, Beurteilung, Borniertheit stehen.
Nach Cremer[55] stellt die Yoni-Massage innerhalb des verabredeten Rahmens, als Ritual, eine Möglichkeit für den Gebenden und der Empfangenden dar, ein tantrisches Setting zu erleben, das sich aus dem Moment heraus ergibt und keiner Absicht folgt. Das sei auch wichtig, damit die Yoni-Massage eben nicht als Mittel zum Zweck, etwa zum Aufbau von stärkerer Intimität oder zur sexuellen Befriedigung der Empfangende dient. Nach Riedl (2006)[56] sollte der Gebende eine beistehende und begleitende Haltung einnehmen. Er ist dazu da, die Absicht der Frau, der Empfangenden („Shakti“) zu unterstützen und ihr zu dienen.
Da eine Yoni-Massage für den Gebenden ebenfalls eine sehr sinnliche Erfahrung ist, kann sich beim Gebenden (Shiva) eine penile Erektion (seines Lingam) einstellen.[57] Nach Cremer sind Erektionen beim Gebenden physiologische Erfahrungen und seien kein Anzeichen für die qualitative Bewertbarkeit der Yoni-Massage. Für die Frau habe eine Erektion ebenfalls keine qualitative Bedeutung.
Achtsamkeit
Eine achtsame Haltung[58][59] zeichnet sich durch Neugier, Offenheit und Aufgeschlossenheit für innere und äußere Wahrnehmungen (‚Aufmerksam sein‘) aus, die willentlich auf das Hier und Jetzt (‚im Moment sein‘) gerichtet ist.[60] Man nimmt in dieser Haltung die Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse und Körperempfindungen, ob angenehme oder unangenehme, bewusst wahr, ohne sie dabei zu bewerten (‚nicht Urteilen‘), das heißt, man nimmt eine Beobachterperspektive („innerer Beobachter“) ein. Die Haltung des inneren Beobachters ist also nicht wertend, sondern akzeptierend. Alle Ereignisse und Reaktionen im Bewusstsein werden eingestanden und in ihrem aktuellen Bewusstseinszustand anerkannt, die Bewusstseinsinhalte werden nicht bewertet und ihnen mit offener und annehmender Präsenz begegnet. Alle Gedanken und Empfindungen, unangenehme und angenehme, werden möglichst umfassend wahrgenommen. Das Wahrgenommene wird einfach akzeptierst und man vermeidet, sich davon beeinflussen zu lassen (‚bewusst Handeln‘) (siehe auch Vipassana und Sakshi Bhava).
Jede Yoni-Massage stellt eine einmalige und individuelle Situation dar. Achtsamkeit während der Massage bedeutet für den Gebenden eine achtsame Haltung einzunehmen. Vergangenes im Ritual ist vorbei, die Zukunft hat noch nicht stattgefunden, sie entfaltet sich unaufhörlich. Achtsamkeit heißt den gegenwärtigen Augenblick wahrzunehmen. Jeder einzelne Moment setzt sich aus einer Reihe von Sequenzen zusammen, in denen eine Vielzahl von Aktionen und Reaktionen ablaufen. Unser Bewusstsein reagiert oft unbewusst auf einen Auslöser, der den Gebenden bzw. Empfangenden dann zu Gedanken, Urteilen, rein zufälligen gedanklichen Verknüpfungen aus der Erinnerung, Phantasien und damit aus der Gegenwärtigkeit führt.[61] Indem die Beteiligten sich neu fokussieren, sich auf die Atmung konzentrieren, auf das Gefühl in den Händen, in der Yoni, hören, riechen usw., gelangt die Achtsamkeit wieder in das Hier und Jetzt. Nach Cremer sollte man sich bewusst auf die gegenwärtige Situation fokussieren, dabei das Wahrgenommene weder bewerten noch kategorisieren, sondern vielmehr akzeptieren und beobachten. Das bedeutet auch, den wahrgenommenen Ereignissen nicht anzuhaften (vgl. Upadana), an ihnen hängen zu bleiben, sondern sie weiter zu schicken. Nach Anand (1995)[62] sollte der Gebende darauf achten, sich nicht ins Geben zu verlieren, das heißt seine eigenen Körperempfindungen nicht zu vergessen, das könne ermatten. Der Gebende sollte ebenfalls sein bewusstes Atmen intensivieren und bequem sitzen, damit der ‚Energiefluss‘ nicht blockiert würde.
Atmung und Pranayama
Es gibt verschiedene Techniken und Übungssysteme, welche helfen sollen, die Kundalini-Energie zu erwecken und ihr Aufsteigen durch die Chakren zu ermöglichen. Der zentrale Shushumna-Kanal ist von zwei wichtigen Nadis, Ida und Pingala, umgeben, wobei diese jeweils links und rechts vom Shushumna-Nadi liegen und weiblichen und männlichen Qualitäten entsprechen. Ida und Pingala winden sich vom Wurzelchakra aufsteigend um den Shushumna-Nadi, an ihren vier Kreuzungspunkten befinden sich die mittleren vier Chakren. Im Tantra wird das als Erlangen oder Vereinigung von Atman, dem kosmischen Bewusstsein (Shiva), mit der göttlichen Energie (Shakti) angesehen. Hier setzt Pranayama[65][66] an, es ist die Kunst und Beherrschung des Atems oder die Kontrolle der Bewegung des Pranas durch Atemtechniken. Alle Atemtechniken weisen die vier Phasen der Atmung auf. Dabei wirkt die Ausatemphase entspannend, während bei der Einatmung hingegen neue Energie aufgenommen wird. Pranayama besteht aus Einatmen, Puraka (Sanskrit पूरक pūraka), Anhalten, Kumbhaka (Sanskrit कुम्भक kumbhaka) und Ausatmen, Rechaka (Sanskrit रेचक recaka). An den Atemübungen des Kundalini-Yogas ist es wichtig, abgesehen davon, ob man langsam und tief oder schnell und kräftig atmet, dass man den Atem für eine gewisse Zeit bewusst anhält.
Im empirisch-naturwissenschaftlichen Denken aktiviert das (tiefe) Einatmen den Sympathikus, während das (tiefe) Ausatmen den Parasympathikus anregt.[67][68][69] Zwei wesentliche Formen der Atmung[70] sind zu unterscheiden:
- die Primäratmung oder Bauchatmung (Abdominalatmung), auch Zwerchfellatmung (Diaphragmalatmung) genannt, und
- die Sekundäratmung oder Brustatmung (Interkostalatmung) durch die Zwischenrippenmuskeln.
Ritualraum
Ein Ritualraum wird vorbereitet und damit abgegrenzt. Allgemein ist für Rituale ihre Abgrenzung von der „Gewohnheit“, der routinisierten Alltagshandlung, charakteristisch. Ein Ritus ist die Gesamtheit der etablierten Bräuche und Zeremonien eines spirituellen Kultes. Er verläuft nach vorgegebenen Regeln, meist formelle und oft feierlich Handlung mit hohem Symbolgehalt, sie werden häufig von bestimmten Wortformeln und festgelegten Gesten begleitet. Es bedeutet auch auf einer ganz abstrakten Ebene, dass es um die Wiederholung eines gleichbleibenden Vorgehens geht, das man regelmäßig ausführt und eine bestimmte Reihenfolge beibehält. Inwieweit dies auf die Ausführung der Tantramassage als solches zutrifft bleibt offen, bezüglich des Arrangements aber findet die Massage in einem gefügten Ritualraum statt.
Ein Tantraritual findet in einem „tantrischen Tempel“ statt. Wenn man einen „heiligen Raum“ öffnet, dann lässt man bewusst den Alltag, die Alltagsroutine hinter sich und bereitet sich darauf vor, mit dem Göttlichen, dem Spirituellen in Verbindung zu treten.[71] Die Rollen im Ritual sind aufgeteilt in:
- die Frau empfängt,
- der Mann gibt.
Die Partnerin wurde zum Ritual eingeladen, beide Empfangende und Gebender haben sich Tücher (Lunghis oder Hamam-Tücher) vor dem Ritual angelegt.
Eröffnung des Rituals
Vor der Yoni- bzw. Tantramassage wird ein Begrüßungs- und Verehrungsritual zelebriert, in ihm soll sich die Verehrung allgemeiner Weiblichkeit an der empfangenden Frau und in ihrer gesamten Schönheit und Würde durch den Gebenden ausdrücken. Zu Begrüßung und dem Ritualbeginn stellen sich die Partner gegenüber und nehmen etwa mit den Händen die Namastè-Haltung ein. Der Gebende begrüßt seine Partnerin, die Empfangende, mit Worten, die den Dank darüber Ausdruck geben, dass die Empfangende die Einladung angenommen hat und sie sich vertrauensvoll der Yoni-Massage hingeben möchte. Anschließend hat die Empfangende die Gelegenheit, in ihren eigenen Worten eine Antwort des Dankes mitzuteilen. Die Dankesworte können mit einer Verbeugung voreinander in der Namasté-Haltung beendet werden und eröffnen damit das Tantramassage-Ritual.
Auch eine „innere Zentrierung“ ist möglich, etwa dadurch, dass beide Partner die Augen schließen und sich auf ihr Atmen (Prana) konzentrieren. Sie atmen achtsam ein und aus. Alle Gedanken, die auftauchen, werden ziehen gelassen („Sie werden nicht festgehalten, sondern kommen und gehen wie Wolken am Himmel. Sie kommen. Sie gehen.“) und nicht bewertet. So bereitet man das Ritual vor.
Entkleidung der Partnerin
Beide schließen ihre Augen und beobachten intensiv eine Weile ihren Atmen und ihre Atembewegung. Ferner können die Partner ihre Aufmerksamkeit auf und in ihren Körper hin ausrichten und alle Anspannungen loslassen. Die eigentliche körperliche Berührung kann etwa damit beginnen, dass der Gebende die Empfangende bittet, ihre Augen zu schließen, und er mit beiden Händen beginnt, ihren Körper zu berühren, so dass seine Hände auf den Kopf der Empfangenden gelegt werden und langsam und achtsam von dort über ihren ganzen Körper hinweggleiten. Der Gebende bleibt mit seiner ganzen Aufmerksamkeit bei seiner Partnerin. Hierbei ist bei beiden auf die Atmung (Pranayama) zu achten; beide sollen tief und entspannt atmen.
Nun kann der Lunghi der Empfangenden aktiv vom Gebenden abgenommen werden und zuletzt den Lunghi des Gebenden. Hierbei kann der Vorgang des Ablegens der Lunghi kreativ und verspielt genutzt werden, um mit dem Tuch auf der Haut sinnliche Sensationen zu erzeugen. Nachdem die Tücher abgelegt worden sind, kann der Gebende die Empfangende sanft umarmen.
Weitere sinnliche Berührungen
Die Tantramassage im Allgemeinen bzw. die Yoni-Massage im Speziellen ist Ergebnis einer sinnlichen Ganzkörpermassage.[72] Das Besondere ist, dass sie den Empfangenden als Ganzes annimmt und alle Körperteile in die Massage einbezieht. Dadurch wird das Ergebnis einer tantrischen Massage vom Empfangenden als zutiefst entspannend, inspirierend und harmonisierend wahrgenommen, eine tiefe Entspannung stellt sich, eine tranceartige Erfahrung. Geleitet wird die Massage von Absichtslosigkeit, Atmung, Langsamkeit, Präsenz bzw. Achtsamkeit ohne eine zielgerichtete Perfektion anzustreben.
Methode und Techniken
Yoni-Massage als Teil der Tantra-Ganzkörpermassage
In der Tantra-Massage (neotantrischen Massage) werden die Körper zelebriert. Gebende als auch Empfangende können die eigene Sinnlichkeit würdevoll und respektvoll miteinander erleben. Die Tantra-Massage bezieht den gesamten Körper ein („vom Kopf bis zu den Zehenspitzen“). Jede Zone wird mit einbezogen.
Eine Yoni-Massage als Teil der Tantra-Massage beginnt mit einer Ganzkörpermassage. Der Ablauf variiert, je nach Fähigkeiten und Gewohnheiten des Masseurs bzw. der Masseurin und nach den Vorlieben der empfangenden Frau. Die Ganzkörpermassage beginnt üblicherweise in Bauchlage mit einer Rückenmassage, bei der auch die Beine und der Po massiert werden. Dann dreht die Empfängerin sich in Rücklage und die Vorderseite erhält eine sanfte zärtliche Massage, bei der auch über Arme und Beine besonderen Streichungen erfolgen. Dann wird dem Bauch und den Brüsten besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Als Techniken wird eine kleinere Anzahl von Grundgriffen angewandt, die jeweils wiederholt und der Körperregion entsprechend variiert werden. Manchmal werden nur die Fingerkuppen beider Hände gleichzeitig auf verschiedene Körperstellen gelegt, auch auf die Stirn, um den Energiefluss in bestimmten Chakren zu erhöhen und die Chakren zu harmonisieren.
Bei den Massagetechniken werden vier Hauptarten unterschieden:
- gleitende Griffe
- mitteltiefe Griffe
- tiefe Griffe und
- Klopfmassage.[73]
Schließlich wendet sich der Gebende dem weiblichen Intimbereich zu. Die Berührungen erfolgen je nach Ausbildung und Vorlieben in vielen verschiedenen Varianten, von denen hier in der fotografischen Darstellung an einem Vulva-Modell nur eine Auswahl gezeigt wird.[74][75] Anders als bei dem Silikon-Modell ist die Vulva zu Beginn meistens noch geschlossen und wird nur von außen berührt. Bei sexueller Erregung, die durch das warme Öl begünstigt wird, öffnet sie sich langsam.
Die äußeren Schamlippen sind anfangs noch geschlossen
Auflegen der warmen Hand auf die gesamte geschlossene Vulva
Streichen über die Schwellkörperschenkel der Klitoris
Sanfte Dammmassage
Hygiene und Lokalität
Die (Gesamt-)Körperreinigung vor den einzelnen Settings ist von großem Wert, also Körperpflege und Körperhygiene, vor allem auch die Mund- und Zahnpflege[78] sowie der Intimbereiche (Yoni, Lingam, Anus bzw. Perineum). Wichtig ist auch die Nagel- und Handpflege um Verletzungen, etwa durch scharfe Fingernägel (Nagelfeile), zu vermeiden. Denn Fingernägel können bei unzureichender Pflege oder bei entsprechender kosmetischer Gestaltung durchaus zu Verletzungen an der Vulva, Scheideneingang oder der Vagina führen. Auf die allgemeine Hand- und Fingerhygiene (ggf. Händedesinfektion) sollte geachtet werden.
Eine Tantramassage wird üblicherweise auf dem Boden und auf einer dünneren Matratze, Matte etc. durchgeführt. Ferner sind Meditationskissen, ein großes Handtuch und Massageöl nötig. Sowohl der Gebende als auch die Empfangende sind unbekleidet.
Der Raum ist warm, ebenso die Unterlage. Meist wird Räucherwerk hinzugezogen, ebenso werden die Lichtverhältnisse der Situation angepasst. Ziel ist es, dass beide Handelnden sich entspannen können. Die Zeremonie beginnt mit einer Begrüßung der Empfangenden und mit dem Dank dafür, dass sie sich vertrauensvoll der Yoni-Massage hingeben möchte.[79][80] Zum Beginn des Rituals wird der Ort, der für das Tantra-Ritual ausgewählt wurde, vorbereitet, sodann wird der Körper der Frau, der Empfangenden, mit einer sanften tantrischen Ganzkörpermassage gewissermaßen zur Ruhe gebracht, erweckt und angeregt. Hierbei ist die Aufmerksamkeit auf die Pranayama-Atmung zu richten. Sinnliche Hautempfindungen werden gezielt durch Berührung auch gegebenenfalls mit Hilfsmitteln wie heiße Handtücher, Fächer, Federn, Felle und Öle verstärkt. Hierdurch soll der Zustand einer Tiefenentspannung, einem tiefen Ankommen in sich selbst ermöglicht werden. Nachdem sich die Empfangende durch entspannende Massagetechniken in gelöster Ruhe befindet, erfolgt zumeist in Rückenlage die eigentliche Yoni-Massage. Die Yoni-Massage beginnt also nach der tantrischen Einstimmung mit einer Massage des ganzen Körpers.
Der weitere klassische Ablauf der Yoni-Massage beinhaltet um die zwanzig verschiedene beschriebene Massagehandgriffe, die am und im weiblichen Genital zur Anwendung kommen können. Durch das achtsame Berührtwerden kann sich die Empfängerin selbst wahrnehmen, sie kommt in Kontakt mit ihrem „Schoßraum“. Für den Gebenden wird eine veränderte Einstellung gefordert, in der einschlägigen Literatur spricht man von der „Yoni als einen Tempel“, das heißt der Gebende sollte die innere Haltung einnehmen, als betrete er einen sakralen Ort.[81]
Mit körperwarmem Öl wird zunächst – hier ein beispielhaftes Vorgehen – die Leistenregion, sodann die Innenseiten der Oberschenkel und darauf folgend der Venushügel mit sanftem Druck massiert. Der Gebende variiert beim Massieren das Tempo, den Druck und den Rhythmus.[82] Auf ein weiteres sanftes paralleles Hinaufgleiten der Fingerkuppen entlang der äußeren Venuslippen, Labia majora, folgt ein behutsames Ausstreichen dieser Bewegung bis zum Bereich der Klitorisvorhaut, Praeputium clitoridis, hinauf, gleichmäßig und mit großer Ruhe. Dieser Bewegungsablauf wiederholt sich bis in die Zone der inneren Venuslippen, Labia minora, hinein. Durch den sanften aber steten Ablauf der Massagebewegungen schafft man eine große Freisetzung sexueller Energien. Mit den Fingern beider Hände werden die äußeren Venuslippen sanft auseinandergezogen, nunmehr kann oben die Klitorisperle mit ihrer meist zeltartigen Kapuze wie auch die gesamte Yoni aufmerksam und absichtslos betrachtet werden. So wird sanft das Gewebe geweckt, damit steigt die Durchblutung an und auch die sexuelle Erregung nimmt zu.[83]
Beziehung
Prinzipiell ist die Yoni-Massage eine manuelle Handlung, sie ist grundlegend definiert als sexueller Kontakt (Zwischenmenschliche Kommunikation) zwischen den Körpern bzw. Geschlechtsorganen eines Menschen und der Hand oder den Händen eines anderen. Im weitesten Sinne stellen dabei die eingenommenen Körperhaltungen, die Asanas und die Bewegungsabfolgen, die Karanas der yoginschen Praxis dar. Intentional steht für den Gebenden nicht die sexuelle Erregung der Empfangenden im Vordergrund, die, wenngleich sie sich entwickelt, aber auch willkommen geheißen wird. Basal beschreibt sie als Begriff eine sexuelle Interaktion, d. h. sexuelle Handlungen bzw. Aktivitäten, die zwei oder mehrere Personen miteinander vornehmen. Nonverbale Informationen sind dabei wichtig und können auf vielfältige Weise kodiert sein. Zu den am häufigsten bemerkten Ausdrucksmöglichkeiten[84] gehören die Gesichtsausdrücke, Gesten, Körperhaltung und -bewegung, Tonfall (liebevoll, entspannt usw.), Berührung und Haptik, Geruch (Schweiß, Pheromone usw.), Anhaftungen an Körper (Schminke, Schmutz usw.), Blickkontakt, interpersonelle Distanz, Impression-Management (durch Kleidung, Frisur usw.)[85] u. a.[86][87]
Bei den Handelnden spielt die (meditative) Visualisierung (bildliche Vorstellung) der Chakren (Sanskrit चक्र IAST cakra [ʧʌkɽʌ], wörtlich: ‚Rad‘, ‚Diskus‘, ‚Kreis‘, Plural Chakren) eine wichtige Rolle, sie wurden im tantrischen Hinduismus, im tantrisch-buddhistischen Vajrayana, im Yoga sowie in einigen esoterischen Lehren als subtile Energiezentren zwischen dem physischen Körper und dem feinstofflichen Körper (vgl. Astralleib) des Menschen vorgestellt. Diese seien durch Energiekanäle verbunden. In weiteren zeitgenössischen Körpertherapiekonzepten spielt die Chakrenlehre eine nicht unwichtige Rolle in bestimmten Yogarichtungen zur Erweckung der Kundalini-Energie, im Neotantra und auch in alternativen Heilmethoden wie Reiki.
Bei der Yoni-Massage sind die Rollen des Gebenden und Empfangenden eindeutig verteilt. Der Gebende schenkt der Empfangenden die gesamte Aufmerksamkeit und seine Berührungen. Die Empfangende kann sich so einzig und allein ihren Empfindungen widmen, dem, was sie in ihrem Körper spürt bzw. auftaucht. Dabei kann bzw. soll der Gebende seine eigene Lust wahrnehmen und empfinden. Es ist eine durchaus wichtige Voraussetzung für eine gelungene Yoni-Massage. Denn verschließt sich der Gebende vor seinen eigen (sexuellen) Energien und blockiert seine Empfindungen, kann er auch keine lustvollen Berührungen geben. Denn bei einer Tantra-Massage befindet sich sowohl der Gebende als auch die Nehmende in einem Energiekreislauf. Es ist wichtig, dass beide Lust empfinden können. Wichtig dabei ist nur, dass der Gebende seine eigenen sexuellen Bedürfnisse nicht an die Empfangende anhaftet. Die Kunst dabei ist, in der Lust zu sein, ohne den anderen als „Objekt der eigenen Begierde“ zu sehen, vielmehr ist es lustvolles Ritual der Verehrung und Würdigung der Yoni. Die Einbeziehung der sexuellen Energien und der sexuellen Erregung in die Yoni-Massage bedeutet deshalb keinen intentionalen sexuellen Austausch, sondern heißt, dieser Anteil der Körperlichkeit wird gleichwertig, ergebnisoffen und absichtslos wie die Übrigen wertgeschätzt.
Der Gebende beendet die Yoni-Massage nicht abrupt. Non-verbal bzw. verbal, im Austausch von Gebenden/Empfangender, wird die Yoni erst dann verlassen, wenn die Empfangende sich dazu bereit fühlt. Man kann dabei etwa die ganze Yoni für einen gewissen Zeitraum schützend mit einer Handinnenfläche bedecken. Während die andere Hand über das Gesicht der Frau streichelt. Nach Beendigung der Yoni-Massage sollte die Empfangende noch einige Minuten ruhen und dem Geschehenen nachspüren. Dann folgt das Abschiedsritual; man sitzt sich wieder gegenüber, hält beide Hände gefaltet (Namaste Sanskrit नमस्ते namaste) als Ausdruck der Achtung und des Respekts voreinander und kann noch einmal die Begegnung nachspüren. Das bedeutet eine bewusste Konzentration und „schwebende Fokussierung“ auf die Empfindungen im Körper, die sich nach den ausgeführten Massageübungen einstellen. Das Nachspüren erweitert das Körperbewusstsein. Indem die Empfangende in sich hineinfühlt, stellen sich sukzessive ein vermehrtes Empfinden und ein Gefühl (Introspektion) für den eigenen Körper ein. Darüber hinaus ermöglicht das Nachspüren einen gewissen Rückblick (Retrospektion) auf die Wirkung der einzelnen Massageabschnitte und Massageübungen.
Ziele
Das Ziel einer Yoni-Massage ist es u. a., bestehende Blockaden des Energieflusses (Prana) lösen, indem die Frauen wieder erkennen und aussprechen, was ihnen bei der sexuellen Begegnung und in ihren Beziehungen wohltut. Oder auch zu erkennen, was sie in zwischenmenschlichen Beziehungen nicht mehr spüren oder erfahren möchten. Eine tiefe bewusst geleitete Atmung[88] wird zur Erweiterung des sexuellen und spirituellen Erlebens angeregt und die entsprechenden Körperempfindungen, so wie sie sich zeigen, werden angenommen und bewusst nachverfolgt. Die Sexualenergie wird während der Yoni-Massage angeregt und gewissermaßen erhitzt, so dass sie am Ende der Massage die Wirbelsäule an den entsprechenden Kanälen und Bahnen hochsteigen kann, dadurch wird diese Energie im ganzen Körper verteilt. Dieser Prozess wird immer wieder durch gezieltes Atmen unterstützt.
Wenn die sexuelle Energie steigt, kann man vorsichtig in die Scheidenöffnung, Vestibulum vaginae, vordringen (sie sollte zu diesem Zeitpunkt gut geöffnet sein), um anschließend die Seiten der Vaginalöffnung, Introitus vaginae zu massieren. Die Klitoris lässt sich weiterhin mit der Fingerspitze, etwa des Daumens, massieren. Das vorsichtige Eindringen in den vaginalen Bereich darf nur nach Zustimmung erfolgen – gleiches gilt für den Anus, nachdem der Bereich des Dammes, Perineum (Muladhara, Wurzelchakra), zärtlich und gleichmäßig mit sanftem Druck massiert wurde.[89] Durch eine zunächst vorsichtige digitale Stimulation der Vagina im Bereich des periurethralen Gewebes (engl. urethral sponge)[90] („um die weibliche Harnröhre“), das sich mehr oder weniger deutlich als eine schwammartige bzw. raue, geriffelte, walnussartige Struktur ertasten lässt, können sich eine weibliche Ejakulation und ein intensives Orgasmuserlebnis einstellen.[91][92]
Zwischendurch streichelt der Gebende immer wieder den ganzen Körper der Empfangenden, der damit energetisch mit einbezogen wird, etwa die Arme, die Beine, die Brust mit den Brustwarzen und den Bauch (durch lange gleitende Griffe). Bei der Yoni-Massage sollen die Chakren oder Energiezentren durch die bei dieser Massage langen Streichungen über den gesamten Körper miteinander verbunden und harmonisiert werden.
Wirkung
Eine Yoni-Massage sollte grundsätzlich ergebnisoffen und absichtslos sein, der Fokus richtet sich dabei auf die eigene Sinnlichkeit bzw. das gemeinsame sinnliche Erleben. Die Empfängerin wird zu jeder Zeit mit dem größten Respekt und Achtung behandelt. Die Tantramassage kann sehr heilsame Aspekte haben. Durch ihre Ganzheitlichkeit erfährt man tiefe Entspannung und die Verbindung vom eigenen Herzen zur eigenen Sexualität, im Gegensatz zum getrennten Erleben von herzlichen und sexuellen Gefühlen, werden in einer tantrischen Massage für einen Moment in Verbindung und in Einklang gebracht.
Die Tantramassage darf auch sinnlich und überaus genussvoll sein.
Der Empfänger übernimmt die eigene Verantwortung für sein Erleben in der Massage. Eine der wichtigsten Wirkungen ist eine tiefe Entspannung (siehe auch Entspannungstechnik). Durch das Vertrauen zum Gebenden kann es zu einem weiblichen Orgasmus ebenso wie zu einer weiblichen Ejakulation kommen;[93][94][95][96] dies steht aber keineswegs im Vordergrund.
In neo-tantrischen und auch tantrischen Ritualen im Allgemeinen, und bei der Yoni-Massage im Besonderen, geht es um die Integration von menschlicher Sexualität und Spiritualität, das heißt, es ist ein spiritueller Weg mit körperlichen Komponenten. Es geht also um Mukti (Sanskrit मुक्ति mukti) beziehungsweise um Befreiung, Erlösung und Freiheit. Die Beteiligten sollen sich der eigenen Wirklichkeit gewahr werden. Es geht auch um Bhukti (Sanskrit भुक्ति bhukti – das Essen, das Genießen, der Genuss). Problematisch kann in diesem Zusammenhang das Anhaften, Upadana (Sanskrit उपादान upadana), sein, hat doch das menschliche Bewusstsein die Tendenz, sich an angenehmen Erfahrungen und Personen, die damit verbunden waren, anzuhaften. Hieraus kann Leid entstehen. Um dieses unnötige Leiden zu vermeiden, werden auf dem tantrischen Weg auch Bewußtseinskontrolle und Nichtanhaften (Upadana) entwickelt, so dass das sinnliche Vergnügen nicht zu einer Quelle des Leids, sondern zu einer Möglichkeit der intensiven spirituellen Erfahrung werden kann.
Indikation
Allgemein kann eine schwache Beckenbodenmuskulatur[97][98] (Beckenbodentraining, siehe auch Vaginalkugeln) durch regelmäßige Yoni-Massagen gestärkt werden, ebenso die allgemeine sexuelle Stimulationsfähigkeit (sexueller Reaktionszyklus).[99][100]
Kontraindikationen
Verletzungen oder abheilende Wunden stellen eine Kontraindikation dar. Akute und chronische Infektionen, etwa der Vagina, der Vulva und der Gebärmutter, sind ebenso zu berücksichtigen wie psychische Erkrankungen. Wobei letztere möglicherweise nach entsprechender Beratung in einem entsprechenden Setting durchaus kurativ zugänglich sein können.
Während des Settings werden zur Lubrikation an den äußerlich zugängigen weiblichen Genitalien und für den restlichen Körper Massageöle und Gleitmittel eingesetzt. Allergische Dispositionen sowohl bei der Empfangenden als auch beim Gebenden sind zu berücksichtigen. Da die Öle und Gleitmittel auch in die Scheide gelangen, sollten sie frei von schädigenden Bestandteilen sein. So sollten insbesondere Lubrikantien ausgeschlossen werden, die hormonell wirksame Chemikalien (endokrine Disruptoren) enthalten, also Substanzen, die im Körper wie natürliche Hormone wirken.
Körpertechniken
Auf den französischen Soziologen Mauss geht der Begriff der „Körpertechniken“ zurück. Er sah darin die Weise, in der sich die Menschen in der einen wie in der anderen Gesellschaft traditionsgemäß ihres Körpers bedienen.[101] Therapeutische Körpertechniken spielen in der Behandlung von Sexualstörungen eine wichtige Rolle.[102]
Siehe auch
Literatur
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- Margot Anand: Tantra – Weg der Ekstase. Die Sexualität des neuen Menschen. Sannyas-Verlag, Meinhard-Schwebda 1982.
- Margot Anand: Magie des Tantra. Goldmann, München 1995.
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- The Best of Vulva Massage. (2002) von Joseph Kramer, Mitwirkende: Kenneth Ray Stubbs, Annie Sprinkle, Jack Painter
- Der weibliche Orgasmus. (2018) von Nhanga Ch. Grunow, Ulrike Zimmermann, Melanie Fritz, Mitwirkende: Mareen Scholl
- Der Tantramassagefilm. (2014) von Michaela Riedl, Ditmar Zulic, Frank Fleuchaus, Bernd Eidenmüller
- Pelvic Floor Part 1 - The Pelvic Diaphragm - 3D Anatomy Tutorial. Anatomy Zone, 2. Februar 2013 youtube.com
- Pelvic Floor Part 2 - Perineal Membrane and Deep Perineal Pouch - 3D Anatomy Tutorial. Anatomy Zone 10. Februar 2013 youtube.com
- James Pickering: Perineal Pouches Part 1 + 2; Pelvic Diaphragm. Anatomy Education Podcast, 31. August 2011 youtube.com youtube.com; youtube.com
- Levator Ani Muscle - Origin, Insertion & Function Human Anatomy, Kenhub, 19. Januar 2015 youtube.com
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Weblinks
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- Focus Online Tantra-Massage. focus.de
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- Yella Cremer: G-Punkt-Massage Kurzanleitung – mit 23 Massagetechniken in Bild und Text. 2017. lovebase.com (PDF)
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- Helmut Poller: Tantra, Neo-Tantra und die Synthese. (PDF) helmutpoller.eu, Wien 2013, S. 1–10.
- Der Kaula-Weg zur vollständigen Befreiung, 2014. Kalitantra.de
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Die Verbwurzel von „tantra“ ist tan („ausdehnen“, „ausbreiten“, „ausdehnen“, „vermehren“), gefolgt von tra, normalerweiser einem instrumentalen Suffix. So erschließt sich die Bedeutung tantra als „ein Instrument (tra) zur Ausdehnung (tan)“, gemeinhin als Gewebe, Kontinuum, Zusammenhang, Grundlage; Lehrwerk, Lehre wiedergegeben.
- ↑ Silvio Wirth: Was ist Tantra? (tantra-tradition.de, abgerufen am 29. September 2018)
- ↑ Martin Grunwald: Haptik: Der handgreiflich-körperliche Zugang des Menschen zur Welt und zu sich selbst. In: Thomas H. Schmitz (Hrsg.): Werkzeug-Denkzeug. Transcript Verlag, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-8376-2107-5, Volltext. (PDF; 930 kB) haptiklabor.medizin.uni-leipzig.de
- ↑ S. Müller, M. Grunwald: Haptische Wahrnehmungsleistungen Effekte bei erfahrenen und unerfahrenen Physiotherapeuten. In: Manuelle Medizin. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2013, S. 1–6; doi:10.1007/s00337-013-1068-y; Volltext. (PDF; 597 kB) haptiklabor.medizin.uni-leipzig.de
- ↑ Michaela Riedl, Klaus-Jürgen Becker: Lingam-Massage: Entdecke die Quellen der männlichen Liebeslust. 11. Auflage. Hans-Nietsch-Verlag, Freiburg im Breisgau 2008, ISBN 978-3-939570-37-0.
- ↑ Berufsverband der Yoga Vidya Lehrer/innen e. V. (BYV): Yogalehrer/innen Handbuch. 18. Auflage, Horn-Bad Meinberg 2018, S. 252.
- ↑ Margot Anand: Tantra oder die Kunst der sexuellen Ekstase. Wilhelm Goldmann, München 1995, ISBN 3-442-13847-7, S. 35.
- ↑ Yella Cremer: Yoni-Massage Kurzanleitung – 23 Massage-Techniken für die Tantramassage und mehr Genuss beim Sex – Praktische Schnellübersicht und Spickzettel für die Frau. LoveBase Media, 2015.
- ↑ a b Michaela Riedl: Yoni Massage. Entdecke die Quellen weiblicher Liebeslust – sinnlich-energetisch-spirituell. Nietsch, Freiburg im Breisgau 2006, ISBN 3-934647-05-7.
- ↑ a b Georg Feuerstein: Die Yoga Tradition. Geschichte, Literatur, Philosophie & Praxis. Yoga-Verlag, Wiggensbach 2009, ISBN 978-3-935001-06-9, S. 568.
- ↑ siehe auch Jing bzw. Yin und Yang
- ↑ Yang: hell, hart, heiß, männlich, aktiv, Bewegung (vergleiche Pingala)
- ↑ Yin: dunkel, weich, kalt, weiblich, passiv, Ruhe (vergleiche Ida)
- ↑ Gavin Frost, Yvonne Frost: Tantric Yoga: The Royal Path to Raising Kundalini Power. Motilal Banarsidass Publications, 1996, ISBN 81-208-1231-X, S. 125–126 (Eingeschränkte Buchvorschau Auf: books.google.de).
- ↑ Christian Fuchs: Die Geschichte des Yoga. In: Der Weg des Yoga. Handbuch für Übende und Lehrende. Via Nova, Petersberg 2013, ISBN 978-3-928632-02-7, S. 10.
- ↑ Silvio Wirth: Tantra-Yoga-Feinkörperlehre. (Auf: tantra-tradition.de, abgerufen am 1. Dezember 2018).
- ↑ siehe Hinduismus; zuerst in den Taittiriya Upanishad (etwa vor 550 v. Chr.) (Sanskrit तैत्तिरियोपनिष्हद् taittirīyopaniṣhad f.) erwähnt, sie gehört zu den ältesten Upanishaden
- ↑ Kurt Galling (Hrsg.): Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Band 5: P–Se. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Mohr, Tübingen 1961, S. 1366/ Auch: (= Digitale Bibliothek. Band 12). Ungekürzte elektronische Ausgabe der 3. Auflage. Directmedia, Berlin 2006, ISBN 3-89853-412-X.
- ↑ Lambert Schmithausen: Avidyā. In: Joachim Ritter, Karlfried Gründer (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 1: A–C. Völlig neubearbeitete Ausgabe des „Wörterbuchs der philosophischen Begriffe“ von Rudolf Eisler. Schwabe & Co., Basel u. a. 1971, ISBN 3-7965-0115-X, S. 736.
- ↑ Kundalini und das feinstoffliche System des Körpers. Textauszug aus Karin Brucker: Die Urkraft Kundalini: Phänomene erkennen, Symptome deuten, Transformation meistern. O. W. Barth, München 2011, ISBN 978-3-426-41037-0; Volltext. (PDF; 1,2 MB) ciando.com; abgerufen am 13. Oktober 2018.
- ↑ Anand Kaur Seitz: Kundalini Yoga. Harmonie für Körper und Seele durch die Chakra-Energien. Nikol, Hamburg 2018, ISBN 978-3-86820-437-7, S. 18.
- ↑ T. H. C. Krüger: Hormonelle und zentrale Regulation von sexueller Lust und Bindung. In: Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Band 8, Sonderheft 2, 2011, S. 25–29; Volltext. (PDF; 1,3 MB) kup.at
- ↑ Der Nucleus accumbens nimmt wichtige Funktion im Mesolimbischen System, dem Belohnungssystem des Gehirns, ein. Das mesolimbische System ist dabei stark in emotionale Lernprozesse eingebunden. Im Nucleus accumbens befinden sich Dopaminrezeptoren, deren Stimulation durch die Area tegmentalis ventralis für die Erwartung eines Glücksgefühls verantwortlich gemacht wird. Verkürzt: die Amygdala fungiert als ‚Bewachungssystem‘, der Hippocampus verarbeitet sensorische Einflüsse und überführt Inhalte des Kurzzeitgedächtnisses ins Langzeitgedächtnis, die Corpora mamillaria koordinieren die Gedächtnisvorgänge
- ↑ Vergleiche andere Konzepte, z. B. das Qi im Daoismus, das Pneuma (Atemseele) im antiken Griechenland, die jüdische Ruach, den christlichen Heiligen Geist, das Orenda der Irokesen oder auch die vis vitalis im Vitalismus und das Orgon des Wilhelm Reichs.
- ↑ Silvio Wirth: Richtungen des Tantra. (Volltext Auf: tantra-tradition.de).
- ↑ Narinder Sharma: Tantra Yoga Nada And Kriya Yoga Swami Shivananda. 3. Auflage. The Divine Life Society, 1986, ISBN 81-7052-042-8, S. 63.(Textarchiv – Internet Archive)
- ↑ Georg Feuerstein: Die Yoga Tradition. Geschichte, Literatur, Philosophie & Praxis. Yoga-Verlag, Wiggensbach 2009, ISBN 978-3-935001-06-9, S. 532.
- ↑ Dagyab Kyabgön Rinpoche: Tantra. Volltext. In: info-buddhismus.de
- ↑ Bhikkhu Anālayo: Die vier Satipatthānas in Studium und Praxis. BGM, 2015 Volltext. (PDF) buddhismuskunde.uni-hamburg.de
- ↑ Rajneesh Chandra Mohan Jain: Tantrische Liebeskunst. 2. Auflage. Sannyas-Verlag, Meinhard-Schwebda 1982, ISBN 3-922458-02-5.
- ↑ Chandra Mohan Jain: Die Tantrische Vision. 2. Auflage, Osho-Verlag, Köln 1993, ISBN 3-925205-65-9.
- ↑ a b Helmut Poller: Tantra, Neo-Tantra und die Synthese. Wien 2013, S. 1–10; Volltext. (PDF) docplayer.org; abgerufen am 24. Juli 2021.
- ↑ Michaela Riedl: Yoni Massage. Entdecke die Quellen weiblicher Liebeslust – sinnlich-energetisch-spirituell. Nietsch, Freiburg im Breisgau 2006, ISBN 3-934647-05-7, S. 186.
- ↑ Deborah Sundahl: Female Ejaculation and the G-spot. Hunter House, 2003, ISBN 0-89793-380-X, S. 170.
- ↑ K. Ruby: Sexological Bodywork. (Volltext Auf: sexologicalbodywork.com).
- ↑ Michaela Riedl: Yoni Massage. Entdecke die Quellen weiblicher Liebeslust – sinnlich-energetisch-spirituell. Nietsch, Freiburg im Breisgau 2006, ISBN 3-934647-05-7, S. 187–188.
- ↑ Im „roten Tantra“ übt der Adept diverse Energiepraktiken, um eine sinnliche, sexuelle und spirituelle Erfahrung zu sammeln und um seine Liebesfähigkeit zu verbessern. Im „schwarzen Tantra“ werden Mantras rezitiert, Yantras als Amulette getragen und bestimmte Rituale ausgeführt, um letztlich egoistische Ziele zu verwirklichen. Im „weißen Tantra“ übt der Adept, um sein Energielevel zu erhöhen und um zu einem Instrument der göttlichen Kraft zu werden, um seine Liebesfähigkeit zu entwickeln und zu verbessern und um schließlich zur Einheit zu gelangen. In der indischen Tradition wird zwischen den Methodiken der einzelnen tantrischen Pfade unterschieden. Der ausschließlich auf Meditation, Energiearbeit und spiritueller Verehrung beruhende Pfad wird als der rechte Pfad oder als rechtshändiges Tantra bezeichnet. Der Pfad, der zusätzlich Sinnlichkeit, Sexualität und Leidenschaft einschließt, wird der linke Pfad oder linkshändiges Tantra genannt.
- ↑ Thomas Gisler-Hofmann: Plastizität und Training der sensomotorischen Systeme. Lernen durch Wiederholung ohne Wiederholung. In: Schweizerische Zeitschrift für «Sportmedizin und Sporttraumatologie». Band 56, Nr. 4, S. 137–149, 2008; Volltext. (PDF; 522 kB) sgsm.ch
- ↑ Chakrensystem in Sahaja Yoga.
- ↑ Wilhelm Reich: Die Entdeckung des Orgons I. Die Funktion des Orgasmus. 1927, Neuaflage: Kiepenheuer & Witsch, Köln 1987, ISBN 978-3-462-01825-7.
- ↑ Hans-Joachim Maaz: Der Lilith Komplex. Die dunklen Seiten der Mütterlichkeit. 3. Auflage, dtv, München 2006, ISBN 978-3-423-34201-8, S. 31–35, hier S. 31; 32.
- ↑ Hans-Joachim Maaz: Die narzisstische Gesellschaft. Ein Psychogramm. Beck, München 2012/ DTV, München 2014, ISBN 978-3-423-34821-8, S. 163–167, hier S. 164.
- ↑ Hans-Joachim Maaz: Die neue Lustschule. Sexualität und Beziehungskultur. 2. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2014, ISBN 978-3-423-34709-9, S. 19–81.
- ↑ Yella Cremer: Yoni-Massage: Lust, Heilung und Intimität. Arkana, München 2018, ISBN 978-3-442-34243-3, S. 124.
- ↑ Yella Cremer: Yoni-Massage: Lust, Heilung und Intimität. Arkana, München 2018, ISBN 978-3-442-34243-3, S. 48.
- ↑ Michaela Riedl: Yoni Massage. Entdecke die Quellen weiblicher Liebeslust – sinnlich-energetisch-spirituell. Nietsch, Freiburg im Breisgau 2006, ISBN 3-934647-05-7, S. 110.
- ↑ Gustl Marlock: Handbuch der Körperpsychotherapie: mit 3 Tabellen. Schattauer Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-7945-2473-0, S. 138–141.
- ↑ Stefan Rademacher: Das Wissenschaftsbild in der Esoterik-Kultur. Inauguraldissertation der Universität Bern, Bern 2010, S. 189–196; Volltext. (PDF; 2,9 MB) relwi.unibe.ch
- ↑ siehe hierzu auch:
„Sexualität kann begriffen werden als allgemeine Lebensenergie, die sich des Körpers bedient, aus vielfältigen Quellen gespeist wird, ganz unterschiedliche Ausdrucksformen kennt und in verschiedenster Hinsicht sinnvoll ist.“
– Uwe Sielert: Sexualpädagogische Materialien für die Jugendarbeit in Freizeit und Schule. Beltz, Weinheim 1993, ISBN 3-407-55761-2, S. 41–43. - ↑ Der Begriff „psychische Energie“ ist mit dem Energiebegriff der Thermodynamik nicht identisch, sie ist kein konkreter Fall der physikalischen Energie, vergleichbar der elektrischer Energie oder der Bewegungsenergie. Die Begrifflichkeit beschreibt vielmehr metaphorisch einige wichtige Funktionsaspekte in analoger Weise (vgl. auch die Libido der Psychoanalyse). Auch lässt sich physikalische Energie nicht in ‚psychische Energie‘ verwandeln und umgekehrt. Die psychische Energie und damit auch die ‚sexuelle Energie‘ werden durch die Funktionen der Psyche wie der Motivation, der Kognition und der Emotion beschreibbar. Dem Belohnungssystem im Gehirn liegen komplexe Mechanismen auf unterschiedlichen Ebenen mit differenten Arealen und Nervenbahnen zugrunde. Ein Verlangen und die Aussicht auf Belohnung oder Befriedigung motivieren Menschen zum Handeln. Ein wichtiger Neurotransmitter des Belohnungssystems ist das Dopamin. Deshalb heißt das Belohnungssystem auch ‚mesokortikolimbisches dopaminerges Belohnungssystem‘. Vereinfacht ist das Belohnungssystem in seiner Funktionsweise einem Schaltkreis ähnlich. Ein Reiz von außen gelangt zum limbischen System. Dieser Reiz kann alles sein, wonach der Mensch normalerweise Verlangen verspürt. Das limbische System generiert daraufhin einen Drang, welchen die Großhirnrinde dann als Verlangen darstellt. Die Großhirnrinde integriert das Bedürfnis und drängt dazu, dieses Verlangen zu befriedigen. Wird dem Verlangen nachgegeben, so wird der ventrale Teil des Mittelhirns bedeutsam. Die Zellen im dort gelegenen ventralen Tegmentum stimulieren zusammen mit dem Neurotransmitter Dopamin den Nucleus accumbens. Dort sitzt das eigentliche menschliche Belohnungssystem.
- ↑ Michaela Riedl: Yoni Massage. Entdecke die Quellen weiblicher Liebeslust – sinnlich-energetisch-spirituell. Nietsch, Freiburg im Breisgau 2006, ISBN 3-934647-05-7, S. 83 f.
- ↑ Annette Müller: Die sexuelle Sozialisation in der weiblichen Adoleszenz. Waxmann, Münster 2006, ISBN 978-3-8309-6692-0, S. 27–28.
- ↑ vergleiche auch Upadana
- ↑ Michaela Wiese, Klaus G. Weber: Dynamische und energetische Techniken in Physiotherapie und manueller Medizin. Thieme, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-8304-9137-8,: 10.
- ↑ Yella Cremer: Yoni-Massage: Lust, Heilung und Intimität. Arkana, München 2018, ISBN 978-3-442-34243-3, S. 58.
- ↑ Michaela Riedl: Yoni Massage. Entdecke die Quellen weiblicher Liebeslust – sinnlich-energetisch-spirituell. Nietsch, Freiburg im Breisgau 2006, ISBN 3-934647-05-7, S. 137.
- ↑ Yella Cremer: Yoni-Massage: Lust, Heilung und Intimität. Arkana, München 2018, ISBN 978-3-442-34243-3, S. 237.
- ↑ Es gibt zahlreiche Definitionen (zitiert aus Yi-Yuan Tang: Die Wissenschaft der Achtsamkeit. Wie Meditation die Biologie von Körper und Geist verändert. Junfermann, Paderborn 2019, ISBN 978-3-95571-782-7, S. 16) So definierte Jon Kabat-Zinn (1990) Achtsamkeit als nichturteilende Aufmerksamkeit, die auf den gegenwärtigen Moment gerichtet sei. Eine weitere Definition lautet: Wenn wir achtsam sind, dann sind wir offen für Überraschungen, auf den gegenwärtigen Moment hin orientiert, empfänglich für den Kontext und, vor allem anderen, befreit von der Tyrannei alter Geisteshaltungen. so Ellen Jane Langer (2014).
- ↑ vergleiche focusing-orientierte Psychotherapie siehe hierzu Werner A. Disler: Ich, Selbst und meine inneren Objekte. Band 2: Intersubjektivität - Persönlichkeitsspezifische Therapieformen Lehrbuch der analytisch-selbstpsychologischen Imaginationstherapie. 1. Auflage, Pro Business, Berlin 2017, ISBN 978-3-86460-639-7, S. 96.
- ↑ Christian Gottwald: Bewusstseinsprozesse und Körper in der Psychotherapie – neurobiologische Aspekte. In: Psychologische Medizin. 26. Jahrgang 2015, Nummer 1, S. 15–35; Volltext. (PDF; 1,1 MB) hakomi.de
- ↑ Han Shan: Achtsamkeit. Die höchste Form des Selbstmanagements. Trinity, Berlin/ München 2012, ISBN 978-3-941837-75-1, S. 31–32; 52; 31; 54.
- ↑ Margot Anand: Tantra oder die Kunst der sexuellen Ekstase. Goldmann, München 1995, ISBN 3-442-13847-7, S. 121.
- ↑ Ann Swanson: Yoga verstehen. Die Anatomie der Yoga-Haltungen. Penguin Random House, London 2019, ISBN 978-3-8310-3798-8, S. 184.
- ↑ Corinna von Au: Eigenschaften und Kompetenzen von Führungspersönlichkeiten: Achtsamkeit, Selbstreflexion, Soft Skills und Kompetenzsysteme (= Leadership und Angewandte Psychologie). Springer-Verlag, Heidelberg / Berlin / New York 2016, ISBN 978-3-658-13031-2, S. 4 (eingeschränkte Buchvorschau Auf: books.google.de).
- ↑ Uwe Bräutigam: Kurze Geschichte des Prâ~âyâma. In: Viveka, Nr. 35, S. 6–15; Volltext. (PDF; 1,7 MB) viveka.de
- ↑ Manuel Hirning: Pranayama Workshop. Mödling, Oktober 2016 (tantra-yoga-berlin.de) (PDF)
- ↑ Johannes Quistorp: Der Atemprozeß als Teil des vegetativen Nervensystems – Atmen und Singen im Modus des Parasympathikus. 2014; Volltext. (PDF; 111 kB) entfaltungderstimme.de
- ↑ Sarah Radelfinger, Eva Kaul: Atem im Wandel: die Ondulierende. S. 10–12; Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: ibp-institut.ch) (PDF) (
- ↑ Gerd Schnack: Die Vagus-Meditation – Eine Chance gegen Stress und Burnout im Klinikalltag. In: Klinikarzt. Band 45, Nr. 01, 2016, S. 6–8.
- ↑ Barbara Carrellas: Urban Tantra: Sacred Sex for the 21st Century. Volltext. sexologicalbodywork.com / Volltext. sexologicalbodywork.com
- ↑ Gerald A. Klingbeil: Ritus/ Ritual erstellt: Mai 2010, (Volltext Auf: bibelwissenschaft.de/ Volltext Auf: bibelwissenschaft.de):
- ↑ Jaiya Hanauer, Jon Hanauer: Fass mich an! Erotische Massagen von Kopf bis Fuß für sie und ihn. Goldmann, München 2010, ISBN 978-3-442-17121-7, S. 49–98
- ↑ Lucinda Lidell, Sara Thomas, Carola Beresford Cooke, Anthony Porter: Massage. Anleitung zu östlichen und westlichen Techniken. Mosaik Verlag, München 1988, ISBN 3-576-02462-X, S. 30–35.
- ↑ Dirk Liesenfeld, Pierre Roshan: Yoni- und Lingam-Massage - Die intime Berührung. (DVD + Audio-CD) Alive, Deutschland 2007.
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- ↑ Margot Anand: Tantra oder die Kunst der sexuellen Ekstase. Goldmann, München 1995, ISBN 3-442-13847-7, S. 114.
- ↑ Verehrungsritual „Tantra-Massage für die Shakti“ Volltext. (PDF; 697 kB) bewusster-lieben.de
- ↑ Ralf Lieder: Bewusstes Lieben-Ritual 05: Tantrische Massage für die Frau. Volltext. himmlisch-lieben.de
- ↑ Klaus Röber: Yoni Massage Ritual. Tantra – ein Weg zum persönlichen Wachstum? Human Power Success Academy, Dezember 2002; Volltext. (PDF; 2,3 MB) tantra-massage-friedrichshafen.com; abgerufen am 30. September 2018
- ↑ Kenneth Ray Stubbs, Louise-Andrée Saulnier: Erotische Massage: mit dem Zauber des Tantra. Goldmann, München 2014, ISBN 978-3-442-17622-9, S. 15.
- ↑ Claire C. Yang, Christopher J. Cold, Ugur Yilmaz, Kenneth R. Maravilla: Sexually responsive vascular tissue of the vulva. In: BJU International, Band 97, 2005, S. 766–772; doi:10.1111/j.1464-410X.2005.05961.x.
- ↑ N. M. Henley: Body Politics: Power, sex, and nonverbal communication. Prentice Hall, Englewood Cliffs, NJ 1977.
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- ↑ Yella Cremer: G-Punkt-Massage Kurzanleitung - mit 23 Massagetechniken in Bild und Text. 2017; Volltext. (PDF) lovebase.com
- ↑ Yella Cremer beschreibt verschiedene Griffe und Techniken mit Umschreibungen, wie: 1. Aufwärmen der Vulva; 2. Lippengruß; 3. Lippenbekenntnisse; 4. My lips are sealed; 5. Lippentanz; 6. Kussmund; 7. Feuermachen; 8. Torwächter; 9. Schmetterlingsflügel; 10. Venus delight; 11. Perlengruß; 12. Haubentaucher; 13. Klitoris-Meditation; 14. Pussy Petting; 15. Bauchgefühl; 16. Türklingel; 17. Die Landkarte; 18. Rock around the clock; 19. G(öttinnen)-Punkt; 20. Himmel und Erde; 21. Nachthimmel; 22. Versteckspiel; 23. Auf Wiedersehen; Yonimassage - Kurzanleitung. images-na.ssl-images-amazon.com
- ↑ Einatmung steht für die energetische Aufladung und Kontraktion, vergleiche hierzu das physiologische Konzept des Sympathikus; Ausatmung steht für energetische Entladung und Entspannung, vergleiche Parasympathikus.
- ↑ Die Yoni-Massage; Volltext. whitelotuseast.com; abgerufen am 30. September 2018
- ↑ Die Gräfenberg-Zone ist Teil eines die weibliche Urethra umgebenden Schwellkörpersystems, dem Corpus cavernosum urethrae, zu dem als intravaginale Fortsetzung die Halban’schen Faszie, die Gräfenberg-Zone und die Anterior Fornix Erogenous Zone, kurz AFE-Zone, als zusätzliche Schwellkörpergewebe gerechnet werden.
- ↑ Neurophysiologische Steuerung der Kohabitation bei der Frau. Unter Verwendung von Abbildungsteilen in Dee Silverthorn: Human Physiology: an integrated approach. 4th edition. Pearson / Benjamin, San Francisco 2007, ISBN 978-0-321-39624-2.
- ↑ Jan C. Behrends: Physiologie, 93 Tabellen. (= Duale Reihe.). Thieme, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-13-138411-9; Abbildung: Koordination der Sexualreflexe bei der Frau. physiologie.cc; abgerufen am 21. Juni 2021.
- ↑ H. Ümit Sayin: Doors of Female Orgasmic Consciousness: New Theories on the Peak Experience and Mechanisms of Female Orgasm and Expanded Sexual Response. In: NeuroQuantology, November 2012, Band 10, Nr. 4, S. 692–714, doi:10.14704/nq.2012.10.4.627, siehe S. 697; Volltext. researchgate.net
- ↑ Robert King, Jay Belsky, Kenneth Mah, Yitzchak Binik: Are There Different Types of Female Orgasm? In: Archives of Sexual Behavior. doi:10.1007/s10508-010-9639-7; Volltext. (PDF; 298 kB) psychologytoday.com
- ↑ Kenneth Mah, Yitzchak M. Binik: The nature of human orgasm: A critical review of major trends. In: Clinical Psychology Review, 2001, Band 21, Nr. 6, S. 823–856; Volltext. (PDF) semanticscholar.org
- ↑ Deborah Sundahl: Weibliche Ejakulation & der G-Punkt. Nietsch, Freiburg 2006, ISBN 3-934647-95-2, S. 80 f.
- ↑ The female pelvic organs: the muscles of the pelvic floor, the inner walls of the pelvic cavity. Anatomie 3D Lyon, 20. Oktober 2018; youtube.com
- ↑ Giorgio Cremonini, Ruby Martinello: Pelvic Floor Pathology. Department of Obstetrics and Gynaecology. University Hospital of Ferrara, Italy. Head of Department: Prof Pantaleo Greco; Volltext. (PDF) unife.it
- ↑ Vincenzo Puppo, Giulia Puppo: Anatomy of Sex: Revision of the New Anatomical Terms Used for the Clitoris and the Female Orgasm by Sexologists. In: Clinical Anatomy, Band 28, 2015, S. 293–304, siehe S. 300; Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Volltext.) (PDF) viveve.com.sg (
- ↑ Dargestellt ist das venöse Netzwerksystem, das die Klitorisstrukturen umgibt. Der Harnröhrenschwamm (englisch urethral sponge), die tiefen Klitorisstrukturen und die G-Zone sind miteinander verbunden. Die Paraurethraldrüsen, „Skene-Drüsen“, sind ein Teil dieses urethral sponge. Die Glans clitoridis wird vom Nervus pudendus, genauer dem Ast Nervus dorsalis clitoridis, innerviert, während die meisten anderen Strukturen und der G-Spot von den Nervi splanchnici pelvici und einige Teile davon zum Teil vom Nervus pudendus innerviert werden. www.the-clitoris.com, last access; Dezember 2011. pelvici552@1461099190604/The-venous-network-system-surrounding-the-clitoral-structures-is-depicted-Urethral.png (researchgate.net)
- ↑ Marcel Mauss: Soziologie und Anthropologie 2: Gabentausch, Soziologie und Psychologie, Todesvorstellungen, Körpertechniken, Begriff der Person. Fischer, Frankfurt am Main 1997, S. 199.
- ↑ Uwe Britten: Interview mit Ann-Marlene Henning, Psychologin und Sexualtherapeutin in Hamburg: „Normal – was heißt das schon beim Sex?“. In: Deutsches Ärzteblatt, PP 17, Januar 2018, S. 22; aerzteblatt.de