Gifting

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Gifting
Gemeinde Wilhelmsthal
Koordinaten: 50° 19′ 30″ N, 11° 21′ 12″ O
Höhe: 395 m ü. NHN
Einwohner: 207 (2015)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Eingemeindet nach: Steinberg
Postleitzahl: 96352
Vorwahl: 09260
Wohnstallhaus
St. Josef
Ehemaliges Kurhaus

Gifting ist ein Gemeindeteil der oberfränkischen Gemeinde Wilhelmsthal im Landkreis Kronach in Bayern.

Geographie

Das Kirchdorf befindet sich im Frankenwald im schmalen Tal der Teuschnitz, einem Wildbach. Die stark lineare Struktur besteht aus einer Straße und einem Bach. Am südlichen Ortsrand von Gifting mündet die Teuschnitz in die Kremnitz. Als Besonderheit und ortstypisches, historisches Erschließungselement hat Gifting noch eine Furt. Diese ist unmittelbar nach der Ortseinfahrt von Steinberg/Wilhelmsthal neben einem Fußgängersteg vorhanden und noch benutzbar.[1] Früher war die Talzone mit größeren Wiesenflächen und Überschwemmungsbereichen zwischen der Ortsstraße und der Teuschnitz noch nicht bebaut.[1]

Die Kreisstraße KC 3 führt nach Posseck, das 1,2 km nordwestlich liegt, bzw. an der Felsmühle vorbei zur Staatsstraße 2200 bei Fehnenschneidmühle, 3 km südlich. Die Ortsdurchfahrt wird von einer fast noch durchgängig bestehenden Lindenallee begleitet.[1] Eine Gemeindeverbindungsstraße führt entlang der Kremnitz nach Geschwend, das 1,5 km nordöstlich liegt.[2]

Geschichte

Gifting wurde wohl im 12. Jahrhundert während der Erschließung des Nortwalds durch das Kloster Langheim als Straßen- und Bachdorf angelegt. Bis 1388 war der Ort im Besitz der Abtei.[3] Danach wurde er Eigentum des Hochstifts Bamberg.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bildete Gifting mit Fels-, Kugel- und Sattelmühle eine Realgemeinde bestehend aus 19 Anwesen (1 Ganzhof, 10 Güter, 4 Sölden, 1 Mahlmühle, 3 Schneidmühlen). Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Kronach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Vogteiamt Kronach inne, die Grundherrschaft über alle Anwesen das Kastenamt Kronach. Neben den Anwesen gab es noch ein Gemeindehirtenhaus.[4]

Infolge der Säkularisation kam der Ort 1803 zu Bayern. Mit dem Gemeindeedikt wurde Gifting dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Posseck zugewiesen. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurde die Ruralgemeinde Gifting gebildet, zu der Felsmühle, Kugelmühle und Sattelmühle gehörten. Sie unterstand in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Teuschnitz und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Rothenkirchen. 1837 wurde Gifting dem Landgericht Kronach und dem Rentamt Kronach (1919 in Finanzamt Kronach umbenannt) zugeordnet. Ab 1862 gehörte Gifting zum Bezirksamt Kronach (ab 1939 Landkreis Kronach). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Kronach (1879 in das Amtsgericht Kronach umgewandelt).[5] Die Gemeinde hatte ursprünglich eine Fläche von 4,617 km²,[6] die sich auf 3,915 km² verringerte.[7]

Gifting war nicht landwirtschaftlich, sondern eher forstwirtschaftlich und durch das Mühlenwesen geprägt. Anfang des 20. Jahrhunderts war es ein Luftkurort. Am Ortsrand entstand ein Kurhaus mit Wohnungen für die Kurgäste. Das Gebäude wird heute als Wohn- und Geschäftshaus genutzt.[1] Einen weit über den Ortsteil selbst hinausgreifenden Einzugsbereich hat der 1957 gegründete Sportverein Gifting, der eine große Sportanlage besitzt.[1]

Am 1. Januar 1977 wurde die Gemeinde Gifting im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Steinberg eingemeindet, die ihrerseits am 1. Mai 1978 nach Wilhelmsthal eingegliedert wurde.[8] Die Gemeinde Wilhelmsthal unterhält den Friedhof.

Im Jahr 2020 wurde ein rund drei Kilometer langer Geh- und Radweg für rund 1,74 Millionen Euro zwischen Gifting und der Staatsstraße zwischen Wilhelmsthal und Steinberg entlang der Kremnitz errichtet.[9]

Baudenkmäler

  • Am Mittelberg 1: Wohnstallhaus
  • Lindenstraße 1: Kreuzigungsgruppe
  • fünf Bildstöcke

Das folgende Haus mit seiner früheren Hausnummer stand in den 1960er Jahren unter Denkmalschutz. Es wird in der Denkmalschutzliste nicht mehr geführt, da es entweder abgerissen oder stark verändert wurde.

  • Haus Nr. 40: Zweigeschossiger Walmdachbau des zweiten Viertels des 19. Jahrhunderts, Erdgeschoss aus Sandsteinquadern mit genuteten Ecklisenen, Obergeschoss verschiefert mit dekorativer Bemalung.[10]

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Gifting

Jahr Einwohner Häuser[11] Quelle
1840 154 [12]
1852 173 [12]
1855 175 [12]
1861 155 [13]
1867 165 [12]
1871 167 24 [14]
1875 152 [12]
1880 153 [12]
1885 154 26 [6]
1890 137 [12]
1895 134 [12]
1900 152 28 [15]
Jahr Einwohner Häuser[11] Quelle
1905 165 [12]
1910 176 [12]
1919 165 [12]
1925 173 31 [16]
1933 168 [12]
1939 210 [12]
1946 261 [12]
1950 259 34 [17]
1952 250 [12]
1961 260 42 [7]
1970 262 [18]

Kirchdorf Gifting

Jahr 001818 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002015
Einwohner 123 141 156* 137 141 158 248 239 255 244 207
Häuser[11] 16 23 25 28 31 39 64
Quelle [5] [13] [14] [6] [15] [16] [17] [7] [18] [19] [1]
* inklusive Kugelmühle

Zwischen 2005 und 2015 hatte das Dorf einen Bevölkerungsverlust von 21 Personen. Dies entspricht einem Rückgang von ca. 9,2 %.[1]

Religion

Der Ort war bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts rein katholisch und nach St. Johannes der Evangelist im Nachbarort Posseck gepfarrt.[4] Ab Herbst 1963 wurde die zur Pfarrei Posseck gehörende Filialkirche St. Josef errichtet. Die Weihe folgte am 30. Mai 1965 durch den Bamberger Domkapitular Martin Wiesend. Eine Außenrenovierung ließ die Gemeinde 2006 und eine Innenrenovierung 2014 durchführen. Die Innenausstattung mit dem Kreuzweg aus dem Jahr 1977, dem großen Altarbild aus dem Jahr 1979 und dem Altarraumfenster aus dem Jahr 1982 wurde von Horst Böhm gestaltet.[20]

Literatur

Weblinks

Commons: Gifting – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Gemeindeentwicklungskonzept Wilhelmsthal, 19. Oktober 2017, S. 84–94.
  2. Gifting im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  3. Haus der Bayerischen Geschichte: Gemeinde Wilhelmsthal Amtliche Wappenbeschreibung
  4. a b H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 473. Hier werden unter Einberechnung des Gemeindehirtenhauses 20 Anwesen als Gesamtzahl angegeben.
  5. a b H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 582.
  6. a b c K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1004 (Digitalisat).
  7. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 689 (Digitalisat).
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 690.
  9. landkreis-kronach.de: Hohe Förderung für Radweg bei Gifting, Meldung vom 10. November 2020
  10. T. Breuer: Landkreis Kronach, S. 48. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen. Ursprüngliche Hausnummerierung.
  11. a b c Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  12. a b c d e f g h i j k l m n o Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 147, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  13. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 887, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  14. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1059, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  15. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1054 (Digitalisat).
  16. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1088 (Digitalisat).
  17. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 937 (Digitalisat).
  18. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 158 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 313 (Digitalisat).
  20. Heike Schülein: Gifting feiert den Ort Gottes. 31. Mai 2015