Lahm (Wilhelmsthal)

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Lahm
Gemeinde Wilhelmsthal
Koordinaten: 50° 20′ 12″ N, 11° 23′ 19″ O
Höhe: 580 m ü. NHN
Einwohner: 256 (2015)[1]
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 96352
Vorwahl: 09260
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Lahm von Osten
St. Aegidius

Lahm ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Wilhelmsthal im oberfränkischen Landkreis Kronach in Bayern.

Geographie

Das Pfarrdorf liegt im Naturpark Frankenwald auf einem Höhenrücken. Es entwickelte sich als ein historisches Angerdorf in Sattellage mit Waldhufenflur. Der große Dorfanger bildet zusammen mit Kirche, Pfarrhaus und dem großen, früheren Schulhaus in unmittelbarer Nähe das Zentrum. Die Anwesen, Dreiseitanlagen und Hakenhöfe, sind rund um die Dorfmitte angeordnet. Von ihnen ausgehend verlaufen Flurstreifen (sogenannte Hufen) parallel bis zur Gemarkungsgrenze.[1] Die Staatsstraße 2200 führt nach Hesselbach (1,8 km südlich) bzw. nach Effelter (2,9 km nordöstlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt zur Untergrümpelmühle (1,3 km südöstlich).[2]

Geschichte

Im Jahr 1187 übergab der Bamberger Bischof Otto II. dem Kloster Langheim ein Stück Land im Nortwald, der mittelalterlichen Bezeichnung für die Waldgebirge in Nordostbayern. Die Abtei trieb die Erschließung der damals noch von dichtem Wald bedeckten und weitgehend unbesiedelten Region im Norden des Bistums Bamberg voran. Es entstanden nicht in den feuchten von Auwäldern verwachsenen Tälern, sondern zunächst auf den bewaldeten Hochflächen in Rodungsinseln die ersten Siedlungen. In die Zeit zwischen 1187 und 1210 fällt wohl auch die Gründung von Lahm. Die Pfarrkirche wurde schon 1323/28 als „ecclesia parrochialis“ bezeugt.[3]

Im Jahr 1575 bestand Lahm aus 13 Gütern, 1676 hatte der Ort 36 Haushaltungen. Schulunterricht wurde 1644 gehalten und ein Schulhaus ließ die Kirchenverwaltung erst 1684 errichten. Seit 1726 feiert die Kirchengemeinde jährlich das Skapulierfest.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bildete Lahm mit der Kremnitzschneidmühle, Obergrümpelmühle und Untergrümpelmühle eine Realgemeinde bestehend aus 35 Anwesen. Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Kronach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Vogteiamt Kronach inne. Grundherren waren das Kastenamt Kronach (3 Güter, 18 halbe Güter, 3 Tropfsölden, 4 Tropfhäuser, 2 Mahlmühlen, 1 Schneidmühle), die Pfarrei Lahm (2 Söldengüter) und das Gotteshaus Lahm (2 halbe Güter). Neben den Anwesen bestanden noch die Pfarrkirche, der Pfarrhof, das Schulhaus, ein Gemeindehirtenhaus, eine Gemeindeschmiede und ein halbes Gut, das zu der Zeit unbewohnt war.[4]

Im Jahr 1801 gab es unverändert die Pfarrkirche, den Pfarrhof, das Schulhaus, das Gemeindehirtenhaus und die Gemeindeschmiede mit einem Haus, zusätzlich 33 weitere Häuser, 32 Stadel, zwei Mahlmühlen mit Haus und Stadel an der Grümpel und einer Schneidmühle an der Kremnitz. Der Dorfzehnt gehörte zu 23 der Hofkammer des Hochstifts Bamberg und zu 13 dem Pfarrer.[3] Lahm, das zum Hochstift gehörte ging durch den Reichsdeputationshauptschluss im Jahr 1803 zusammen mit den restlichen Gebieten des Hochstifts in den Besitz des Kurfürstentums Bayern über.

Mit dem Gemeindeedikt wurde 1808 der Steuerdistrikt Lahm gebildet, zu dem Geschwend, Grümpel, Hesselbach, Kremnitzschneidmühle, Neuenbach, Obergrümpelmühle, Untergrümpelmühle und Wilhelmsthal gehörten. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Lahm, zu der Kremnitzschneidmühle, Obergrümpelmühle und Untergrümpelmühle gehörten. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Teuschnitz zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Rothenkirchen (1919 in Finanzamt Rothenkirchen umbenannt). 1837 wurde Lahm dem Landgericht Nordhalben überwiesen. Von 1862 bis 1880 und von 1888 bis 1931 gehörte Lahm zum Bezirksamt Teuschnitz, von 1880 bis 1888 und ab 1931 zum Bezirksamt Kronach (ab 1939 Landkreis Kronach). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Nordhalben (1879 in das Amtsgericht Nordhalben umgewandelt), seit 1929 ist das Amtsgericht Kronach zuständig. Die Finanzverwaltung übernahm 1929 das Finanzamt Kronach.[5] Die Gemeinde hatte eine Fläche von 5,956 km².[6]

Am 1. Mai 1978 wurde die Gemeinde Lahm im Zuge der Gebietsreform in Bayern in die Gemeinde Wilhelmsthal eingegliedert.[7]

Baudenkmäler

  • Katholische Pfarrkirche St. Ägidius. Die Kirche befindet sich am höchsten Punkt des Dorfes. Um die Kirche herum gruppieren sich Pfarrhaus, ehemaliges Schulhaus und die Pfarrhofstelle sowie der Friedhof. Das Gotteshaus wurde in den Jahren 1722 bis 1726 neu errichtet und erst 1770 durch Weihbischof Josef Heinrich geweiht. Die einschiffige Barockkirche ist ein Saalbau mit Sandsteingliederungen und Walmdach. Sie hat einen eingezogenen, runden Chor und einen Chorseitenturm. Der dreigeschossige, 30 Meter hohe Turm besteht aus Sandsteinquadern und hat einen Spitzhelm. Das Hofportal aus Sandstein von 1741 stammt von Johann Jakob Michael Küchel.[8]
  • Pfarrhaus
  • Drei Bildstöcke

Die folgenden Häuser mit ihren ursprünglichen Hausnummern standen in den 1960er Jahren unter Denkmalschutz. Sie werden in der Denkmalschutzliste nicht mehr geführt, da sie sind entweder abgerissen oder stark verändert wurden.

  • Haus Nr. 2: Eingeschossiger Wohnstallbau mit Satteldach, 18. Jahrhundert, Wohnteil verschieferter Blockbau, auf der Hofseite profilierte Balkenköpfe, profiliertes Hauptgesims unter dem Giebel.[9]
  • Haus Nr. 3: Eingeschossiger Wohnstallbau mit Satteldach, 18. Jahrhundert, Wohnteil verschieferter Blockbau, auf der Hofseite profilierte Balkenköpfe, profiliertes Hauptgesims unter dem Giebel. Stallteil massiv erneuert.[9]
  • Haus Nr. 18: Zugehörig zweigeschossiges, verschiefertes Nebengebäude, 18./19. Jahrhundert, mit Walmdach.[9]
  • Haus Nr. 21: Zweigeschossiger Wohnstallbau, wohl erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, mit Frackdach; bis auf dem massiven Stallteil verschiefert.[9]
  • Haus Nr. 29: Eingeschossiger Wohnstallbau mit Satteldach, 17./18. Jahrhundert, verschieferter Blockbau mit profilierten Gesims unter dem Giebel, nur ein kleiner Teil des Stalles massiv erneuert.[9]
  • Haus Nr. 31: Zweigeschossiger Wohnstallbau mit Halbwalmdach, der Sturz sowohl der Wohnungstür als auch der Stalltür bezeichnet JM 1835, Flügel der Wohnungstür mit Blumekörebn geschnitzt. Stall aus Sandsteinquadern, das übrige verschiefert.[9]

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Lahm

Jahr Einwohner Häuser[10] Quelle
1840 300 [11]
1852 308 [11]
1855 312 [11]
1861 308 [12]
1867 299 [11]
1871 321 43 [13]
1875 309 [11]
1880 307 [14]
1885 305 47 [15]
1890 282 [11]
1895 268 [11]
1900 246 47 [16]
Jahr Einwohner Häuser[10] Quelle
1905 255 [11]
1910 259 [11]
1919 274 [11]
1925 273 48 [17]
1933 270 [14]
1939 253 [14]
1946 284 [14]
1950 289 52 [18]
1952 304 [14]
1961 311 55 [6]
1970 287 [19]

Pfarrdorf Lahm

Jahr 001818 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002015
Einwohner 126 287 298 282 232 258 277 302 277 292 256
Häuser[10] 38 43 44 46 50 53 67
Quelle [5] [12] [13] [15] [16] [17] [18] [6] [19] [20] [1]

Religion

Der Ort war bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts rein katholisch.[17] Seit 1726 ist eine Skapulierbruderschaft in Lahm belegt.[21] Eine katholische Bekenntnisschule gab es seit dem 19. Jahrhundert. Die Katholiken sind nach St. Ägidius gepfarrt. Die Protestanten sind nach Christuskirche (Kronach) gepfarrt.[6]

Literatur

Weblinks

Commons: Lahm (Wilhelmsthal) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Gemeindeentwicklungskonzept Wilhelmsthal, 19. Oktober 2017, S. 109–120.
  2. Lahm im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  3. a b pfarrei-lahm.de: Ortsgeschichte Lahm. (Memento des Originals vom 21. Januar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pfarrei-lahm.de
  4. H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 487f. Hier werden abweichend unter Einberechnung der kirchlichen und kommunalen Gebäuden 39 Anwesen als Gesamtzahl angegeben.
  5. a b H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 589.
  6. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 690 (Digitalisat).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 690 f.
  8. pfarrei-lahm.de: Kirchengeschichte St. Ägidius Lahm. (Memento des Originals vom 21. Januar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pfarrei-lahm.de
  9. a b c d e f T. Breuer: Landkreis Kronach, S. 175f. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen. Ursprüngliche Hausnummerierung.
  10. a b c Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  11. a b c d e f g h i j Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 157, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  12. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 954, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  13. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1127, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  14. a b c d e Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 148, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  15. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1013 (Digitalisat).
  16. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1127 (Digitalisat).
  17. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1165 (Digitalisat).
  18. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 939 (Digitalisat).
  19. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 159 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 313 (Digitalisat).
  21. pfarrei-lahm.de: Geschichte der Skapulierbruderschaft