Benutzer:Justizia 2018/Artikelentwurf
Turkisierung bezeichnet den Vorgang der Durchdringung einer zuvor nicht-türkischen Bevölkerungoder eines zuvor nicht-türkischen Lebensraumsdurch die türkische Kulturund Sprache. Dieser Vorgang kann durch Migrationder türkischen Bevölkerung erfolgen oder auch durch Gesetze, welche die türkische Kultur gegenüber der nicht-türkischen bevorzugen oder die Assimilierung der nicht-türkischen Bevölkerung zum Ziel haben.[1]
Seit 1965 gibt es für die Türkei keine offizielle Erfassungen zur ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung der Türkei mehr, somit kennt man die aktuelle ethnische Zusammensetzung der Türkei nicht. Im Osmanischen Reich lebten auf dem heutigen Staatsgebiet der Türkei eine Vielzahl von verschiedenen Ethnien wie Armenier, Griechen, Kurden, Juden. Doch Türken kamen in verschiedene einflussreiche Ämter und entschieden sich dazu, die nicht-türkische Bevölkerung zu türkisieren. Von der Endzeit des Osmanischen Reichesbis zum Jahre 2018 gab es mehrere und von regierenden türkischen Politikern vorangetriebene Phasen der Türkisierung nicht-türkischer Bevölkerung, die innerhalb sowie nach Gründung der Türkischen Republik auch außerhalb des jeweiligen Staatsgebiets implementiert wurden.
Türkisierungsphasen
Im Osmanischen Reich
Nach Latif Tas soll nach der Einführung der ersten Osmanischen Verfassung1876 eine Islamisierungs- und Osmanisierungskampagneerfolgt sein, welche an die nicht-muslimische Bevölkerung des Balkans und Anatoliens gerichtet war. Ziel dieser Kampagne sei die Türkisierung der im Balkan und Anatolien lebenden Bevölkerung gewesen.[3]Die 1. Osmanische Verfassung wurde nach 2 Jahren von Sultan Abdülhamid II.wieder ausgesetzt und das Parlament aufgelöst.[4][5]Abdülhamid II veranlasste die Massaker an den Armeniern 1894–1896. Die Angaben zu den Opfern bewegen sich zwischen 100.000 und 300.000.[6]Nach der von den Jungtürken betriebenen Einführung der 2. Osmanischen Verfassungsperiode bekamen die Jungtürken mehr Einfluss. Während der Endzeit des Osmanischen Reiches gewannen die Jungtürken an Einfluss. Die Jungtürken hatten das Ziel, einen Staat mit einer homogenen türkischen Bevölkerung mit türkischer Religion, Sprache und Kultur zu erschaffen und die nicht-türkische Bevölkerung des Osmanischen Reiches zu türkisieren.[3]Bei den Wahlen 1908 gewannen die Jungtürken deutlich.[7]1909 wurde ein Gesetz erlassen, welches die Gründung einer Partei verbot, welche den Anspruch hatte, eine Ethnie zu vertreten oder den Namen einer Ethnieim Namen hatte. Grund für dieses Gesetz war laut Doğu Ergil die Unterstützung von Unabhängigkeitsbewegungen durch Russlandfür die Slawenund durch Briten und Franzosen für die Griechen, Armenier und Araber.[8]Nach der von den Jungtürken mit Gewalt beeinflussten Parlamentswahlen von 1912 mussten sie aufgrund des Drucks der Opposition und albanischer Offiziere für sechs Monate in die Opposition.[9]Am 23. Januar 1913 putschten sich die Jungtürken an die Macht.[10]1914 wurde das Direktorium für die Ansiedlung von Stämmen und Flüchtlingen erschaffen, welches für die Überwachung der Deportationen[11]sowie auch die Ansiedlung der muslimischen Flüchtlinge aus dem Balkan und dem Kaukasus zuständig war.[12]Ab 1914 begann eine neue Phase der Türkisierung, so waren von nun an nur noch türkische Muslime als Bevölkerung für die Türkei angesehen. Nichttürkische Muslime (wie die Kurden) wurden in Gebiete deportiert, in welchen zuvor die Christen gewohnt haben, damit sie sich dort assimilierten.[13]So wurde 1915 ein Deportationsgesetzeingeführt, mit welchem Armenier, aber auch andere nicht-türkische Bevölkerungsgruppen deportiert wurden. Das Gesetz galt vom 1. Juni 1915 bis zum 8. Februar 1916. Die Folgen der Deportationen waren unter anderem der Völkermord an den Armeniernsowie die Umsiedlung von 700.000 Kurden in den Westen Anatoliens.[14]Des Weiteren wurden Gesetze zur Enteignung der Deportierten erlassen.[15]
Laut Jakob Künzler, dem Leiter des Missionsspitals in Urfa (heute Sanliurfa), wurden von den Jungtürken im Winter 1916 etwa 300.000 Kurden von Erzurum, Djabachdur, Mus, Bitlisund Palu erst nach Urfaund dann im Sommer 1917 weiter nach Konya deportiert. Das Ziel war es, die Kurden aus ihrem Heimatland zu deportieren und in mehrere kleinere Gruppen innerhalb der türkischen Bevölkerung aufzuteilen, damit sie im Türkentum aufgingen.[16][17]
Während des Befreiungskrieges
Zwischen November 1922 und März 1923 wurden 110 Griechische und 21 Armenische Handelsunternehmen unter anderem auch durch den Rückkauf der Konzessionen nationalisiert.[18]
Am 30. Januar 1923 wurde die Konvention bezüglich des Bevölkerungsaustauschs zwischen Griechenland und der Türkeivereinbart[19][20], der etwa 1,2 Millionen in Anatolien lebende Griechen und 400.000 in Griechenland lebende Muslime betraf. Laut diesem Dokument sollten ab dem 1. Mai 1923 orthodoxe Griechen, welche in türkischem Territorium lebten, nach Griechenland auswandern und Muslime, welche in Griechenland lebten, sollten in die Türkei auswandern. Die Griechen in Istanbul und die Muslime in Westthrakienwaren vom Bevölkerungsaustauch ausgenommen.[20]
Am 20. Mai 1923 wurde vom Bildungsministerium beschlossen, dass an Minderheitenschulen die Fächer Geographie, Geschichte und Türkisch von ethnischen Türken zu unterrichten sind.[21]
Während der Republik
Am 29. Oktober 1923 wurde die Republik Türkeigegründet und Mustafa Kemal Atatürkwurde ihr erster Präsident. Bis in die 1920er Jahre waren weite Teile der Bevölkerung nicht als türkischsprachig registriert, und das Ziel der türkischen Politik in den 1920er Jahren war die Erschaffung einer Türkischen Nation, mit Türkisch sprechenden muslimischen Bürgern als ihrer Bevölkerung.[22]Da auf dem Staatsgebiet der Republik auch nach der Vertreibung und Ermordung der Mehrheit der christlichen Minderheiten eine Vielzahl an Nicht-Türken lebten, brauchte es weiterhin eine Türkisierungspolitik, um dieses Ziel zu erreichen.
Während der Regierung Atatürks
Für Atatürk war die Türkisierung der nichttürkischen Bevölkerung ein wichtiger Teil seiner Politik, und während seiner Amtszeit als Präsident wurden verschiedene Gesetze eingeführt oder Bürgerinitiativen unterstützt, welche eine Türkisierung der Bevölkerung zum Ziel hatten. Laut den Artikeln 35–47 betreffend dem Schutz der Minderheiten im Vertrag von Lausannevon 1923 war die nicht-muslimische Bevölkerung eine anerkannte Minderheit gegenüber den türkischen Bürgern.[23][24]Aber es wurde von den anerkannten Minderheiten bald erwartet, dass sie die ihnen im Vertrag von Lausanne zugestandenen Rechte nicht in Anspruch nahmen.[25]Die jüdische Gemeinde gab am 15. September 1925 bekannt, dass sie die ihnen im Artikel 42 zugestandenen Rechte ablehnte.[26]
Zwischen 1923 und 1938 wurde Land an etwa 217.000 Familien von muslimischen Einwanderern[27]und Flüchtlingen aus dem Balkan[28](Muhacire) verteilt. Die Muhacire sollen vor allem das Land der im ersten Weltkrieg vertriebenen Christen bekommen haben[27], und wurden ihren Sprachkenntnissen entsprechend angesiedelt.[29]
1924 wurde eine Beamtenverordnung in Kraft gesetzt, mit der nur Türken Beamte werden konnten. In entsprechenden Stellenausschreibungen wurde teilweise ausdrücklich gefordert, dass man Türke sei. Diese Verordnung blieb bis 1965 in Kraft. Des Weiteren war Nichtmuslimen die Tätigkeit an Gerichten, Ministerien, Kommunen sowie militärischen Schulen und Akademien verboten. Im Jahre 1925 wurden in Artvin auf Beschluss der Regionalversammlung viele Orte mit georgischen Namen auf türkische Namen unbenannt.[30]1926 wurde Türkisch als Handels- und Firmensprache eingeführt. Die Buchhaltung sowie auch sämtliche Firmenkorrespondenz musste auf Türkisch erfolgen, ansonsten konnten Sanktionen ausgesprochen werden. Das führte zu einer Entlassungswelle von nichttürkischen Führungspersonal.[31]
Durch das erste Besiedelungsgesetz von 1926 wurde bestimmt, welche Bevölkerung aus dem Balkan, der Sowjetunion und Griechenland Anrecht hatte, in der Türkei angesiedelt zu werden. Dem Gesetz zufolge war die nicht-türkische Bevölkerung nicht berechtigt, in der Türkei angesiedelt zu werden.[32]Am 23. Mai 1927 wurde ein Gesetz verabschiedet, mit dem jeder osmanische Bürger, der während des Unabhängigkeitskrieges ausserhalb des Landes gewesen und bis zur Gesetzesannahme nicht wieder in die Türkei zurückgekehrt war, ausgebürgert werden konnte. Zahlreichen Nichtmuslimen wurde mit diesem Gesetz die Staatsbürgerschaft aberkannt.[33]Mit dem Staatsbürgerschaftsgesetz vom 23. Mai 1928 wurde geregelt, dass jeder Bürger, der ohne vorherige Genehmigung des türkischen Ministerrates eine zweite Staatsbürgerschaft angenommen hatte oder im Dienste eines anderen Landes stand, ausgebürgert werden konnte.[33]
1928 wurde von der Nationalen Türkischen Studentenvereinigung die Kampagne Vatandas Türkce Konus (Bürger sprich türkisch) ins Leben gerufen. Es wurden Plakateaufgehängt, Inserate in Magazinen aufgegeben und öffentliche Reden gehalten, in denen die Bürger aufgefordert wurden, Türkisch zu sprechen.[34]In der Folge kam es zu Angriffen auf Bürger, die in der Öffentlichkeit eine andere Sprache als Türkisch sprachen.[35]1930 wurde das Veröffentlichen von Publikationen in anderen Sprachen als Türkisch verboten.[36]
1928 wurde das türkische Alphabet eingeführt.[37][38]Das 1932 gegründete Institut für die türkische Sprache (Türk Dil Kurumu)verbannte, so gut es konnte, nichttürkische Wörter aus dem türkischen Vokabular.[39]In den 1930er Jahren wurde die Sonnensprachtheorie, nach der die türkische Sprache die Ursprache ist und alle Sprachen von der türkischen Sprachen abstammen, in den Lehrplan aufgenommen.[39][40]
In das zweite Besiedelungsgesetz von 1934wurde das erste Besiedelungsgesetz von 1926 eingebunden und das Land in drei Regionen aufgeteilt. Es gab strategisch wichtige Regionen, in denen die türkische Bevölkerung angesiedelt werden sollte.[41]Dann gab es Regionen, in welche Bevölkerung angesiedelt werden sollte, die der türkischen Kultur angeglichen werden sollte. Damit waren die muslimischen Einwanderer aus dem Balkan, der Sowjetunion, Griechenland sowie Kurden, die in der dritten Region hier lebte, gemeint.[32]Und dann gab es Regionen, die entvölkert werden sollten; das waren vor alle die Regionen im Südosten des Landes, in denen mehrheitlich Kurden wohnten. Im Gesetzestext von 1934 gab es keine spezifischen geographischen Namen. Es wurde dem Innenministerium überlassen, die Regionen zu bestimmen.[42]Im Jahre 1939 wurden für die Regionen, in welchen Türken angesiedelt werden sollen, geographischen Namen bekannt gegeben.[41]Gebiete um strategisch wichtige Strassen und Bahngleise, Gebiete in der Nähe von Staatsgrenzen und weitere Gebiete in den Provinzen Maraş, Göksun, Pinarbaşı, Erzincan, Erciş, Tatvan, Elazığ, Gümüşhane, und Ağrıwurden als Gebiete erklärt, in denen keine nichttürkische Bevölkerung angesiedelt werden konnte.[43]
1934 wurde auch das Familiennamensgesetzeingeführt. Vor 1934 war es für die türkische Bevölkerung nicht Usus, einen Familiennamen zu führen. Städter und die Christen führten zum Teil schon Familiennamen, aber die große Mehrheit nicht. Mit dem Familiennamengesetz wurden alle Bürger der Türkei aufgefordert, innert 2 Jahren einen ein türkisches Wort darstellenden oder aus einem türkischen Wort hergeleiteten Familiennamen zu wählen. Namensendungen wie armenisch -yan, slawisch -viç oder griechisch -pulos waren verboten.[35]Die anerkannten nicht-muslimischen Minderheiten Juden, Griechen und Armenier mussten keine neue Namen annehmen, wenn sie nicht wollten.
Laut der Türkischen Postvom 23. 6. 1936 wurde am 11. Juni 1932 wurde ein Gesetz erlassen, mit dem eine türkisierung der Wirtschaft erreicht werden sollte und das Nichttürken die Ausübung einer Vielzahl von Berufen verbot. Mit diesem Gesetz wurde Ausländern unter anderem folgende Tätigkeiten verboten: Börsenmakler, Musiker; Fotograf; Barbier (Männerfriseur); Setzer; die Herstellung von Kleidung, der Verkauf von Waren, die dem staatlichen Monopol unterliegen; Übersetzer oder Führer für Reisende; Beschäftigung im Bereich der Bau-, Eisen- oder Holzindustrie; dauernde oder vorübergehende Beschäftigung bei öffentlichen Verkehrsmitteln sowie im Bereich der Wasserversorgung, Beleuchtung, Heizung und des Nachrichtenverkehrs (Post- und Fernmeldewesens); Lade- und Löscharbeiten an Land (bezieht sich auf Schiffe); Chauffeur; allgemeine Hilfsarbeiten; Arbeiten als Wächter, Pförtner oder oberster Zimmerkellner bei jeder Art von Unternehmen, Handelshaus, Geschäftshaus, Hotel oder Firma.[44][45]
1938 wurde Türkisch zur einzigen Amtssprache erklärt. Des weiteren wurde die Schulunterricht obligatorisch und er musste in türkischer Sprache erfolgen [46]
Während der Regierung von İsmet İnönü
Ab 1941 war es verboten, den muslimischen Gebetsruf auf Arabischzu rufen. Er musste auf Türkisch gerufen werden. Bei Zuwiderhandlungen konnte eine Haftstrafe von drei Monaten ausgesprochen werden.[47]
Am 11. November 1942 wurden das Varlık Vergisigenannte Gesetz über Vermögensabgabe ausgerufen, mit dem vor allem die nicht-muslimische Bevölkerung besteuert werden sollte. Wer nicht innert 2 Wochen in der Lage war, seine Steuerschuld zu bezahlen, büsste mit Haftstrafen und Zinszuschlägen. Ab dem 20. Januar 1943 wurden grosse Vermögenswerte beschlagnahmt und ihre vorherigen Besitzer zu Zwangsarbeit in Steinbrüchen oder beim Strassenbau verurteilt. Ministerpräsident Sükrü Saraçogluerklärte, dass die Steuer vor allem diejenigen treffen solle, welche dank der Gastfreundschaft der Türkei reich geworden seien. Inönümeinte zum Gesetz, wenn man die auf dem türkischen Markt dominanten Ausländer beseitige, übergebe man den Markt den Türken.[48]Im März 1944 wurde das Gesetz über Vermögensabgabe vom Parlament wieder abgeschafft. Mit dem Gesetz konnten 315 Millionen Lira eingenommen werden.[49]
Während der Regierung von Adnan Menderes
Nach dem am 6. September 1955 im Geburtshausvon Atatürkin Salonikieine Bombe explodiert ist,[50]kam es am 6. und 7. September 1955 zum sogenannten Pogrom von Istanbul, bei dem Kirchen, christliche Schulen sowie 4000 in der Mehrheit von Griechen, aber auch von Armeniern und Juden geführte Geschäfte in Istanbul, aber auch in anderen Städten geplündert oder zerstört wurden.[51]Darauf gaben viele Griechen die Hoffnung auf, dass sie jemals ein sicheres Leben in der Türkei führen könnten und verliessen das Land.[52]
1957 wurde vom Innenministerium eine Kommission eingerichtet, welche bis 1978 16.000 Namen von Bergen und Flüssen und 12.000 Ortsnamen auf türkische oder türkisch klingende Namen umbenannte.[30]Laut Aslan Senem sollten bis 1980 63 % der Ortsnamen im Südosten und Osten der Türkei geändert worden sein. Weitere Namensänderungen folgten nach dem Militärputsch 1980.[53]
Nach dem Militärputsch 1980
Artikel 26 der türkischen Verfassung von 1982 verbot den Gebrauch der kurdischen Sprache in der Öffentlichkeit.[46]Mit dem Gesetz Nr. 2932 vom 19. Oktober 1983 über Veröffentlichungen in anderen Sprachen als dem Türkischen wurde es verboten, andere Sprachen als Türkisch bei öffentlichen Veranstaltungen zu sprechen. Bei Verstoss gegen das Gesetz konnten Haftstrafen von 6 Monate bis zu 3 Jahren und Bussen von bis zu 100.000 TL ausgesprochen werden.[54]Das Gesetz verbot auch mediale Veröffentlichungen auf Kurdisch.[36]Unterrichtet werden durfte an den Schulen nur noch in den offiziellen Amtssprachen der von der Türkei anerkannten Staaten.[55]1983 trat das neue Parteiengesetz in Kraft, welches bei Parteiveranstaltungen neben der türkischen Sprache nur noch erlaubt, anerkannte Amtssprachen anderer Länder zu benutzen. Damit war Kurmandschibei Parteiveranstaltungen verboten.[56][57]Mit dem Antiterrorgesetz Nr. 3713 vom Jahre 1991 wurde das Sprachverbotgesetz aufgehoben.[54]Damit waren kurdische mediale Veröffentlichungen wieder erlaubt.[36]
In der Regierungen von Süleyman Demirelund Tansu Çillerwurden zwischen 1993 und 1998 wurden etwa drei Millionen Personen, die meisten davon Kurden, in den Westen der Türkei umgesiedelt. Des Weiteren sollen zwischen 3000 und 4000 Ortschaften zerstört worden sein.[14]
Türkisierung ausserhalb des türkischen Staatgebietes
Zypern
Während der Britischen Kolonialzeit
Die liberale Bildungspolitik der Briten erlaubte es, dass die muslimischen Zypriotennach dem türkischen Lehrplan unterrichtet wurden. Nach der Gründung der Republik im Jahre 1923 wurde der Unterricht von türkischen Werten hervorgehoben, und so entwickelte sich unter der muslimischen Zyprioten ein türkischer Nationalismus.[58]Die Mehrheit der muslimischen Zyprioten war gegenüber den kemalistischen Reformen skeptisch eingestellt. Im Jahre 1930 wurde das türkische Alphabet an den Schulen eingeführt, und seit 1932 wurde das türkische Alphabet in amtlichen Dokumenten genutzt. Seit 1934 soll es sich auch im privaten Gebrauch durchgesetzt haben.[58]All dies geschah innerhalb der britischen Kolonie Zypern.
Nach dem Zypernkrieg 1974
Nach der Eroberung griechischer Ortschaften in Nordzypern1974 wurden diese auf türkische Namen umbenannt.[59]
Für die Diaspora mit türkischem Pass
Im Jahre 2010 wurde ein Ministerium für Auslandtürken und verwandte Volksgruppen gegründet. Es setzt sich für Türken in der Diaspora, aber auch für Turkvölker vom Balkan über den Nahen Osten bis zum Kaukasusein.[60]Die Türkei stellt und bezahlt Türkischlehrer, welche an staatlichen Schulen Türkischunterricht erteilen, in verschiedenen Ländern wie der Schweiz und Deutschland. Der Lehrplan für diesen Unterricht wird von der Türkei ausgearbeitet.[61][62]Es wird von der Türkei nur Türkischunterricht angeboten und kein Sprachunterricht in den Sprachen der Minderheiten, welche in der Türkei leben.
Siehe auch
Literatur
Berna Pekesen: Nationalismus, Türkisierung und das Ende der jüdischen Gemeinden in Thrakien, R. Oldenbourg Verlag, München, 978-3-486-70715-1
Türkisierung des Lehrplans in der Türkei
Am 20. Mai 1923 wurde vom Bildungsministerium beschlossen, dass an Minderheitenschulen die Fächer Geographie, Geschichte und Türkisch von ethnischen Türken zu unterrichten sind.[21]
Am 2 März wurden die Vermögen der religiösen Stiftungen verstaatlicht, welche eine Schulhoheit ausübten. Ein Monat später wurden allen Minderheiten türkische lehrpläne verordnet die von einem türkischen Schuldirektor überwacht werden solten
Cemal Pascha, Nusret Bey und Cerkez Hasan untersuchen armenischeWaisenkinder des Völkermords an den Armeniern. Die türkischen Waisenhäuser behielten armenische Kinder, um sie zu türkisieren.
Turkisierung bezeichnet den Vorgang der Durchdringung einer zuvor nicht-türkischen Bevölkerung oder eines zuvor nicht-türkischen Lebensraums durch die türkische Kultur und Sprache. Dieser Vorgang kann durch Migration der türkischen Bevölkerung erfolgen oder auch durch Gesetze, welche die türkische Kultur gegenüber der nicht-türkischen bevorzugen oder die Assimilierung der nicht-türkischen Bevölkerung zum Ziel haben.
Seit 1965 gibt es für die Türkei keine offizielle Erfassungen zur ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung der Türkei mehr, somit kennt man die aktuelle ethnische Zusammensetzung der Türkei nicht. Im Osmanischen Reich lebten auf dem heutigen Staatsgebiet der Türkei eine Vielzahl von verschiedenen Ethnien wie Armenier, Griechen, Kurden, Juden. Doch Türken kamen in verschiedene einflussreiche Ämter und entschieden sich dazu, die nicht-türkische Bevölkerung zu türkisieren. Von der Endzeit des Osmanischen Reiches bis zum Jahre 2018 gab es mehrere und von regierenden türkischen Politikern vorangetriebene Phasen der Türkisierung nicht-türkischer Bevölkerung, die innerhalb sowie nach Gründung der Türkischen Republik auch außerhalb des jeweiligen Staatsgebiets implementiert wurden.
Inhaltsverzeichnis
- 1Türkisierungsphasen
- 2Türkisierung ausserhalb des türkischen Staatgebietes
- 3Siehe auch
- 4Literatur
- 5Einzelnachweise
Türkisierungsphasen
Im Osmanischen Reich
Während der Endzeit des Osmanischen Reiches, erst unter Sultan Abdülhamid II. danach auf Initiative der Jungtürken, begann eine Staatliche Türkisierungspolitik. Die Jungtürken hatten das Ziel, einen Staat mit einer homogenen türkischen Bevölkerung mit türkischer Religion, Sprache und Kultur zu erschaffen und die nicht-türkische Bevölkerung des Osmanischen Reiches zu türkisieren. Tausende wegen des Völkermordes verwaiste Jungen werden in die türkische Armeezwangsrekrutiert; hier bei einer Inspektion durch Kazim Karabekir, der während des Türkisch-Armenischen Krieges von 1920 gegen die Demokratische Republik Armenien kämpfte
Laut Latif Tas soll nach der Einführung der ersten Osmanischen Verfassung 1876 und der Inthronisierung von Abdülhamid II. eine Islamisierungs- und Osmanisierungskampagne erfolgt sein, welche an die nicht-muslimische Bevölkerung des Balkans und Anatoliens gerichtet war. Ziel dieser Kampagne sei die Türkisierung der im Balkan und Anatolien lebenden Bevölkerung gewesen. Die 1. Osmanische Verfassung wurde nach 2 Jahren von Sultan Abdülhamid II. wieder ausgesetzt und das Parlament aufgelöst. Abdülhamid II. veranlasste die Massaker an den Armeniern 1894–1896. Die Angaben zu den Opfern bewegen sich zwischen 100.000 und 300.000. Nach der von den Jungtürken betriebenen Einführung der 2. Osmanischen Verfassungsperiode im Jahre 1908 und die ein Jahr darauf folgende Absetzung von Abdülhamid II und der Einsetzung als Sultan von Mehmet V., bekamen die Jungtürken deutlich mehr Einfluss und sie konnten ihre Türkisierungspolitik mit mehr Erfolg umsetzen. Bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus im Osmanischen Reich 1908 gewannen die Jungtürken deutlich.1909 wurde ein Gesetz erlassen, welches die Gründung von Parteien verbot, welche den Anspruch hatten, eine Ethnie zu vertreten oder den Namen einer Ethnie im Namen führten. Grund für dieses Gesetz war laut Doğu Ergil die Unterstützung von Unabhängigkeitsbewegungen durch Russland für die Slawen und durch Grossbritannien und Frankreich für die Griechen, Armenier und Araber. Nach den von den Jungtürken mit Gewalt beeinflussten, und deshalb auch als Prügelwahl bekannten Wahlen zum Abgeordnetenhaus im Osmanischen Reich 1912 mussten sie aufgrund des Drucks der Opposition und albanischer Offiziere für sechs Monate in die Opposition. Aber schon einige Monate später, am 23. Januar 1913 putschten sich die Jungtürken zurück an die Macht.1914 wurde das Direktorium für die Ansiedlung von Stämmen und Flüchtlingen erschaffen, welches für die Überwachung der Deportationen sowie auch die Ansiedlung der muslimischen Flüchtlinge aus dem Balkan und dem Kaukasus zuständig war. Ab 1914 begann eine neue Phase der Türkisierung, so waren von nun an nur noch türkische Muslime als Bevölkerung für die Türkei angesehen. Nichttürkische Muslime (wie die Kurden) wurden in Gebiete deportiert, in welchen zuvor die Christen gewohnt haben, damit sie sich dort zu assimilieren. Und 1915 wurde ein Deportationsgesetz eingeführt, mit welchem Armenier, aber auch andere nicht-türkische Bevölkerungsgruppen deportiert wurden. Das Gesetz galt vom 1. Juni 1915 bis zum 8. Februar 1916. Die Folgen der Deportationen waren unter anderem der Völkermord an den Armeniern sowie die Umsiedlung von 700.000 Kurden in den Westen Anatoliens. Des Weiteren wurden Gesetze zur Enteignung der Deportierten erlassen.
Laut Jakob Künzler, dem Leiter des Missionsspitals in Urfa (heute Sanliurfa), wurden von den Jungtürken im Winter 1916 etwa 300.000 Kurden von Erzurum, Djabachdur, Mus, Bitlis und Palu erst nach Urfa und dann im Sommer 1917 weiter nach Konya deportiert. Das Ziel war es, die Kurden aus ihrem Heimatland zu deportieren und in mehrere kleinere Gruppen innerhalb der türkischen Bevölkerung aufzuteilen, damit sie im Türkentum aufgingen.
Während des Befreiungskrieges
Zwischen November 1922 und März 1923 wurden 110 Griechische und 21 Armenische Handelsunternehmen unter anderem auch durch den Rückkauf der Konzessionen nationalisiert.
Am 30. Januar 1923 wurde die Konvention bezüglich des Bevölkerungsaustauschs zwischen Griechenland und der Türkei vereinbart, der etwa 1,2 Millionen in Anatolien lebende Griechen und 400.000 in Griechenland lebende Muslime betraf. Laut diesem Dokument sollten ab dem 1. Mai 1923 orthodoxe Griechen, welche in türkischem Territorium lebten, nach Griechenland auswandern und Muslime, welche in Griechenland lebten, sollten in die Türkei auswandern. Die Griechen in Istanbul und die Muslime in Westthrakien waren vom Bevölkerungsaustauch ausgenommen.
Am 20. Mai 1923 wurde vom Bildungsministerium beschlossen, dass an Minderheitenschulen die Fächer Geographie, Geschichte und Türkisch von ethnischen Türken zu unterrichten sind.
Während der Republik
Am 29. Oktober 1923 wurde die Republik Türkei gegründet und Mustafa Kemal Atatürk wurde ihr erster Präsident. Bis in die 1920er Jahre waren weite Teile der Bevölkerung nicht als türkischsprachig registriert, und das Ziel der türkischen Politik in den 1920er Jahren war die Erschaffung einer Türkischen Nation, mit Türkisch sprechenden muslimischen Bürgern als ihrer Bevölkerung. Da auf dem Staatsgebiet der Republik auch nach der Vertreibung und Ermordung der Mehrheit der christlichen Minderheiten eine Vielzahl an Nicht-Türken lebten, brauchte es weiterhin eine Türkisierungspolitik, um dieses Ziel zu erreichen.
Während der Regierung Atatürks[Bearbeiten
Für Atatürk war die Türkisierung der nichttürkischen Bevölkerung ein wichtiger Teil seiner Politik, und während seiner Amtszeit als Präsident wurden verschiedene Gesetze eingeführt oder Bürgerinitiativen unterstützt, welche eine Türkisierung der Bevölkerung zum Ziel hatten. Laut den Artikeln 35–47 betreffend dem Schutz der Minderheiten im Vertrag von Lausanne von 1923 war die nicht-muslimische Bevölkerung eine anerkannte Minderheit gegenüber den türkischen Bürgern. Aber es wurde von den anerkannten Minderheiten bald erwartet, dass sie die ihnen im Vertrag von Lausanne zugestandenen Rechte nicht in Anspruch nahmen. Die jüdische Gemeinde gab am 15. September 1925 bekannt, dass sie die ihnen im Artikel 42 zugestandenen Rechte ablehnte.
Zwischen 1923 und 1938 wurde Land an etwa 217.000 Familien von muslimischen Einwanderern und Flüchtlingen aus dem Balkan (Muhacire) verteilt. Die Muhacire sollen vor allem das Land der im ersten Weltkrieg vertriebenen Christen bekommen haben, und wurden ihren Sprachkenntnissen entsprechend angesiedelt.
1924 wurde eine Beamtenverordnung in Kraft gesetzt, mit der nur Türken Beamte werden konnten. In entsprechenden Stellenausschreibungen wurde teilweise ausdrücklich gefordert, dass man Türke sei. Diese Verordnung blieb bis 1965 in Kraft. Des Weiteren war Nichtmuslimen die Tätigkeit an Gerichten, Ministerien, Kommunen sowie militärischen Schulen und Akademien verboten. Im Jahre 1925 wurden in Artvin auf Beschluss der Regionalversammlung viele Orte mit georgischen Namen auf türkische Namen unbenannt.1926 wurde Türkisch als Handels- und Firmensprache eingeführt. Die Buchhaltung sowie auch sämtliche Firmenkorrespondenz musste auf Türkisch erfolgen, ansonsten konnten Sanktionen ausgesprochen werden. Das führte zu einer Entlassungswelle von nichttürkischem Führungspersonal.
Durch das erste Besiedelungsgesetz von 1926 wurde bestimmt, welche Bevölkerung aus dem Balkan, der Sowjetunion und Griechenland Anrecht hatte, in der Türkei angesiedelt zu werden. Dem Gesetz zufolge war die nicht-türkische Bevölkerung nicht berechtigt, in der Türkei angesiedelt zu werden. Am 23. Mai 1927 wurde ein Gesetz verabschiedet, mit dem jeder osmanische Bürger, der während des Unabhängigkeitskrieges ausserhalb des Landes gewesen und bis zur Gesetzesannahme nicht wieder in die Türkei zurückgekehrt war, ausgebürgert werden konnte. Zahlreichen Nichtmuslimen wurde mit diesem Gesetz die Staatsbürgerschaft aberkannt.Mit dem Staatsbürgerschaftsgesetz vom 23. Mai 1928 wurde geregelt, dass jeder Bürger, der ohne vorherige Genehmigung des türkischen Ministerrates eine zweite Staatsbürgerschaft angenommen hatte oder im Dienste eines anderen Landes stand, ausgebürgert werden konnte.
1928 wurde von der Nationalen Türkischen Studentenvereinigung die Kampagne Vatandas Türkce Konus (Bürger sprich türkisch) ins Leben gerufen. Es wurden Plakate aufgehängt, Inserate in Magazinen aufgegeben und öffentliche Reden gehalten, in denen die Bürger aufgefordert wurden, Türkisch zu sprechen. In der Folge kam es zu Angriffen auf Bürger, die in der Öffentlichkeit eine andere Sprache als Türkisch sprachen.1930 wurde das Veröffentlichen von Publikationen in anderen Sprachen als Türkisch verboten.
1928 wurde das türkische Alphabet eingeführt. Das 1932 gegründete Institut für die türkische Sprache (Türk Dil Kurumu) verbannte, so gut es konnte, nichttürkische Wörter aus dem türkischen Vokabular. In den 1930er Jahren wurde die Sonnensprachtheorie, nach der die türkische Sprache die Ursprache ist und alle Sprachen von der türkischen Sprachen abstammen, in den Lehrplan aufgenommen.
In das zweite Besiedelungsgesetz von 1934 wurde das erste Besiedelungsgesetz von 1926 eingebunden und das Land in drei Regionen aufgeteilt. Es gab strategisch wichtige Regionen, in denen die türkische Bevölkerung angesiedelt werden sollte. Dann gab es Regionen, in welche Bevölkerung angesiedelt werden sollte, die der türkischen Kultur angeglichen werden sollte. Damit waren die muslimischen Einwanderer aus dem Balkan, der Sowjetunion, Griechenland sowie Kurden, die in der dritten Region hier lebte, gemeint. Und dann gab es Regionen, die entvölkert werden sollten; das waren vor alle die Regionen im Südosten des Landes, in denen mehrheitlich Kurden wohnten. Im Gesetzestext von 1934 gab es keine spezifischen geographischen Namen. Es wurde dem Innenministerium überlassen, die Regionen zu bestimmen. Im Jahre 1939 wurden für die Regionen, in welchen Türken angesiedelt werden sollen, geographischen Namen bekannt gegeben. Gebiete um strategisch wichtige Strassen und Bahngleise, Gebiete in der Nähe von Staatsgrenzen und weitere Gebiete in den Provinzen Maraş, Göksun, Pinarbaşı, Erzincan, Erciş, Tatvan, Elazığ, Gümüşhane, und Ağrı wurden als Gebiete erklärt, in denen keine nichttürkische Bevölkerung angesiedelt werden konnte.
1934 wurde auch das Familiennamensgesetz eingeführt. Vor 1934 war es für die türkische Bevölkerung nicht Usus, einen Familiennamen zu führen. Städter und die Christen führten zum Teil schon Familiennamen, aber die große Mehrheit nicht. Mit dem Familiennamengesetz wurden alle Bürger der Türkei aufgefordert, innert 2 Jahren einen ein türkisches Wort darstellenden oder aus einem türkischen Wort hergeleiteten Familiennamen zu wählen. Nichttürkische Namensendungen wie -yan, -viç, -pulos, -of, -ef, -ic, -is, -idis, -zade, -bin waren verboten. Die anerkannten nicht-muslimischen Minderheiten Juden, Griechen und Armenier mussten keine neue Namen annehmen, wenn sie nicht wollten.
Laut der Türkischen Post vom 23. 6. 1936 wurde am 11. Juni 1932 wurde ein Gesetz erlassen, mit dem eine türkisierung der Wirtschaft erreicht werden sollte und das Nichttürken die Ausübung einer Vielzahl von Berufen verbot. Mit diesem Gesetz wurde Ausländern unter anderem folgende Tätigkeiten verboten: Börsenmakler, Musiker; Fotograf; Barbier (Männerfriseur); Setzer; die Herstellung von Kleidung, der Verkauf von Waren, die dem staatlichen Monopol unterliegen; Übersetzer oder Führer für Reisende; Beschäftigung im Bereich der Bau-, Eisen- oder Holzindustrie; dauernde oder vorübergehende Beschäftigung bei öffentlichen Verkehrsmitteln sowie im Bereich der Wasserversorgung, Beleuchtung, Heizung und des Nachrichtenverkehrs (Post- und Fernmeldewesens); Lade- und Löscharbeiten an Land (bezieht sich auf Schiffe); Chauffeur; allgemeine Hilfsarbeiten; Arbeiten als Wächter, Pförtner oder oberster Zimmerkellner bei jeder Art von Unternehmen, Handelshaus, Geschäftshaus, Hotel oder Firma.
1938 wurde Türkisch zur einzigen Amtssprache erklärt. Des weiteren wurde die Schulunterricht obligatorisch und er musste in türkischer Sprache erfolgen
Während der Regierung von İsmet İnönü
Ab 1941 war es verboten, den muslimischen Gebetsruf auf Arabisch zu rufen. Er musste auf Türkisch gerufen werden. Bei Zuwiderhandlungen konnte eine Haftstrafe von drei Monaten ausgesprochen werden.
Im Zuge der Türkisierung der Wirtschaft wurden im April 1942 alle jüdischen Angestellten der amtlichen Nachrichtenagentur entlassen und am 11. November 1942 das Varlık Vergisi genannte Gesetz über Vermögensabgabe ausgerufen, mit dem vor allem die nicht-muslimische Bevölkerung besteuert werden sollte. Die Steuer betraf vor allem Griechen, Armenier und Juden sowie zum Islam konvertierte Juden (Dönme) in Istanbul. Wer nicht innert 2 Wochen in der Lage war, seine Steuerschuld zu bezahlen, büsste mit Haftstrafen und Zinszuschlägen. Ab dem 20. Januar 1943 wurden grosse Vermögenswerte beschlagnahmt und ihre vorherigen Besitzer zu Zwangsarbeit in Steinbrüchen oder beim Strassenbau verurteilt. Ministerpräsident Sükrü Saraçoglu erklärte, dass die Steuer vor allem diejenigen treffen solle, welche dank der Gastfreundschaft der Türkei reich geworden seien. Inönü meinte zum Gesetz, wenn man die auf dem türkischen Markt dominanten Ausländer beseitige, übergebe man den Markt den Türken. Im März 1944 wurde das Gesetz über Vermögensabgabe vom Parlament wieder abgeschafft. Mit dem Gesetz konnten 315 Millionen Lira eingenommen werden.
Während der Regierung von Adnan Menderes
Nach dem am 6. September 1955 im Geburtshaus von Atatürk in Saloniki eine Bombe explodiert ist, kam es am 6. und 7. September 1955 zum sogenannten Pogrom von Istanbul, bei dem Kirchen, christliche Schulen sowie 4000 in der Mehrheit von Griechen, aber auch von Armeniern und Juden geführte Geschäfte in Istanbul, aber auch in anderen Städten geplündert oder zerstört wurden. Darauf gaben viele Griechen die Hoffnung auf, dass sie jemals ein sicheres Leben in der Türkei führen könnten und verliessen das Land.
1957 wurde vom Innenministerium eine Kommission eingerichtet, welche bis 1978 16.000 Namen von Bergen und Flüssen und 12.000 Ortsnamen auf türkische oder türkisch klingende Namen umbenannte. Laut Aslan Senem sollten bis 1980 63 % der Ortsnamen im Südosten und Osten der Türkei geändert worden sein. Weitere Namensänderungen folgten nach dem Militärputsch 1980.
Nach dem Militärputsch 1980
Artikel 26 der türkischen Verfassung von 1982 verbot den Gebrauch der kurdischen Sprache in der Öffentlichkeit. Mit dem Gesetz Nr. 2932 vom 19. Oktober 1983 über Veröffentlichungen in anderen Sprachen als dem Türkischen wurde es verboten, andere Sprachen als Türkisch bei öffentlichen Veranstaltungen zu sprechen. Bei Verstoss gegen das Gesetz konnten Haftstrafen von 6 Monate bis zu 3 Jahren und Bussen von bis zu 100.000 TL ausgesprochen werden. Das Gesetz verbot auch mediale Veröffentlichungen auf Kurdisch. Unterrichtet werden durfte an den Schulen nur noch in den offiziellen Amtssprachen der von der Türkei anerkannten Staaten. 1983 trat das neue Parteiengesetz in Kraft, welches bei Parteiveranstaltungen neben der türkischen Sprache nur noch erlaubt, anerkannte Amtssprachen anderer Länder zu benutzen. Damit war Kurmandschi bei Parteiveranstaltungen verboten. Mit dem Antiterrorgesetz Nr. 3713 vom Jahre 1991 wurde das Sprachverbotgesetz aufgehoben. Damit waren kurdische mediale Veröffentlichungen wieder erlaubt.
In der Regierungen von Süleyman Demirel und Tansu Çiller wurden zwischen 1993 und 1998 wurden etwa drei Millionen Personen, die meisten davon Kurden, in den Westen der Türkei umgesiedelt. Des Weiteren sollen zwischen 3000 und 4000 Ortschaften zerstört worden sein.
Türkisierung ausserhalb des türkischen Staatgebietes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zypern
Während der Britischen Kolonialzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die liberale Bildungspolitik der Briten erlaubte es, dass die muslimischen Zyprioten nach dem türkischen Lehrplan unterrichtet wurden. Nach der Gründung der Republik im Jahre 1923 wurde der Unterricht von türkischen Werten hervorgehoben, und so entwickelte sich unter der muslimischen Zyprioten ein türkischer Nationalismus. Die Mehrheit der muslimischen Zyprioten war gegenüber den kemalistischen Reformen skeptisch eingestellt. Im Jahre 1930 wurde das türkische Alphabet an den Schulen eingeführt, und seit 1932 wurde das türkische Alphabet in amtlichen Dokumenten genutzt. Seit 1934 soll es sich auch im privaten Gebrauch durchgesetzt haben. All dies geschah innerhalb der britischen Kolonie Zypern.
Nach dem Zypernkrieg 1974[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach der Eroberung griechischer Ortschaften in Nordzypern 1974 wurden diese auf türkische Namen umbenannt. Vor der Eroberung gab es Ortschaften mit nur türkischen Namen, dann solche die je einem türkischen und einem griechischen Namen, und weitere Ortschaften welche nur einen griechischen Namen hatten. Jene die nur einen türkischen Namen hatten, wurden nicht umbenannt. Von jenen mit je einem griechischen und einem türkischen Namen, wurde von nun an nur noch der türkische Name genutzt, und den Orten die nur einen Griechischen Namen hatten, wurden neue türkische Namen gegeben.
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Berna Pekesen: Nationalismus, Türkisierung und das Ende der jüdischen Gemeinden in Thrakien, R. Oldenbourg Verlag, München, 978-3-486-70715-1
Einzelnachweise
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