Petr Bystron
Petr Bystron (* 30. November 1972[1] als Petr Bystroň in Olmütz, Tschechoslowakei) ist ein deutsch-tschechischer Politiker (AfD) und Politologe. Er war Vorsitzender des AfD-Landesverbandes Bayern. Seit 2017 ist er Mitglied des Deutschen Bundestags.
Von März bis September 2017 wurde er vom Bayerischen Verfassungsschutz gerichtlich bestätigt beobachtet, weil er „Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen aufzeige“.[2][3] Grund für die Einstellung der Beobachtung war die Wahl Bystrons als Abgeordneter in den Bundestag. Für Abgeordnete gelten nach einer Grundsatzentscheidung des Bundesverfassungsgerichtes andere „Voraussetzungen und Grenzen“.[4]
Leben
Herkunft und Familie
Bystron kam in Olmütz zur Welt und wuchs in Český Těšín in der Tschechoslowakei auf. Im Alter von 14 Jahren gründete er einen verbotenen Pfadfinderverein und wurde mit 15 Jahren beim Vertrieb verbotener Lieder von der tschechoslowakischen Staatssicherheit verhaftet. Er flüchtete im Jahr 1988 mit seinen Eltern in die Bundesrepublik Deutschland, wo er wegen der Verfolgung in der ČSSR politisches Asyl erhielt.[5] Bystron ist mit einer ehemaligen Diplomatin verheiratet und hat zwei Kinder.[6]
Studium und Beruf
Bystron studierte politische Wissenschaft mit Schwerpunkt Ökonomie und internationale Beziehungen an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) sowie an der Hochschule für Politik in München.[7][8] Nach Abschluss des Studiums und der Verleihung des Grades Dipl. sc. pol. Univ. wurde er zur Promotion im Bereich Jüngere Geschichte an der LMU zugelassen.[9] Nach seinem Studium war er Vorsitzender des Fördervereins der Hochschule für Politik München. Nach Protesten wegen seines AfD-Engagements legte Bystron dieses Amt nieder.[10]
Im Jahr 2014 brachte er an der Universität Genf einen Sammelband zum 25. Jahrestag des Mauerfalls mit Beiträgen des ehemaligen tschechischen Präsidenten Václav Klaus sowie des ehemaligen polnischen Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträgers Lech Wałęsa heraus.[11] Im Jahr 2018 hielt er Gastvorträge zur Europäischen Union an der Philosophischen Fakultät der Moskauer GAUGN Universität ab.[12]
Er gründete im Jahr 1994 bereits während seines Studiums eine international tätige Kommunikationsagentur und verkaufte diese an eine Aktiengesellschaft. Danach war er nach eigenen Angaben als Berater für Unternehmen und Parteien tätig und arbeitete an Konzepten zu deren Kommunikation und „strategischen Markenführung“.[13] Laut Handelsregister änderte die von Bystron 1999 gegründete Werbeagentur Bystron GmbH 2004 ihren Namen in Lendvay GmbH und verlegte sich auf „Herstellung, Reparatur und Vertrieb von Lederschuhen“. Er selbst ist geschäftsführender Alleingesellschafter.[1]
Politik
Bystron war von 2006 bis 2013 Mitglied in der FDP.[14] Der AfD trat er im Frühjahr 2013 bei. Bei der Bundestagswahl 2013 trat er auf Listenplatz 17 der AfD an. Bystron war Vorstand im Landesfachausschuss „Europa und Außenpolitik“. Er kandidierte für die AfD bei der Wahl 2014 für das Europäische Parlament. Nachdem André Wächter die Partei verlassen hatte und zu Bernd Luckes ALFA gewechselt war, wurde Bystron im Oktober 2015 zu seinem Nachfolger als Landesvorsitzender der bayerischen AfD gewählt.[15] Anfang April 2017 wurde Bystron auf dem Landesparteitag in Greding auf den vierten Listenplatz für die Bundestagswahl 2017 gewählt. Bei der Wahl zum Spitzenkandidaten der bayerischen AfD war er vorher gegen Martin Hebner in einer Kampfwahl unterlegen.[16]
Im Bundestag ist Bystron Obmann (und ordentliches Mitglied) im Auswärtigen Ausschuss. Er arbeitet im Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Darüber hinaus gehört er als stellvertretendes Mitglied dem Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union an.[17]
Bystron gehört nach Recherchen von Zeit Online zu jenen 18 Bundestagsabgeordneten der AfD, die mutmaßlich rechtsextreme Mitarbeiter für ihre Mandatsaufgaben und parlamentarische Arbeit beschäftigen. So war ein ehemaliger Mitarbeiter von Bystron diesen Recherchen zufolge Autor beim Kopp Verlag,[18] dessen öffentliche Unterlagen seit mehreren Jahren regelmäßig vom Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg geprüft werden,[19][20] und schrieb auch für die Zeitschrift Sezession von Götz Kubitschek, der als ideologischer Kopf der Neuen Rechten in Deutschland gilt. Eric Weber, ein weiterer Mitarbeiter von Bystron und Basler Lokalpolitiker, darf laut Gerichtsurteil Nazi genannt werden.[21] Weber war zuvor Autor des NPD-Parteiblatts Deutsche Stimme und Mitarbeiter eines Landtagsabgeordneten der NPD Sachsen.[18][22] 1987 war Weber beispielsweise durch einen Antrag aufgefallen, der Volks-Aktion gegen zu viele Ausländer und Asylanten den Keller des Basler Rathauses zur Feier des Geburtstags Adolf Hitlers zu überlassen.[23] Zu seinem Büroleiter hat Bystron Falk Janke gemacht,[24] einen ehemaligen Brandenburger Landesvorsitzenden der Schill-Partei, der 2005 seine eigene Wählergruppe „Die Rechte – Mut zur Wahrheit“ (nicht zu verwechseln mit der Partei Die Rechte) gegründet hatte,[25] für die er ab 2008 auch im Kreistag des Landkreises Märkisch-Oberland saß. 2011 bildete er mit zwei für die rechtsextreme DVU gewählten Kreistagsmitgliedern, darunter der langjährige Landtagsabgeordnete Michael Claus, eine Fraktion.[26][27] Als er sich nach der Wahl 2014 der AfD-Fraktion anschließen wollte, zerbrach diese wegen Jankes Vergangenheit.[28] Bundesweit wurde Janke durch die heute-show bekannt, als er deren Kameramann erläuterte: „Die Nazis waren für mich extrem Linke“.[29]
Unter Bezug auf eine Äußerung des AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland, der 2017 gesagt hatte, man werde die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Aydan Özoğuz „dann auch, Gott sei Dank, in Anatolien entsorgen können“, meinte Bystron Ende 2017 in einer Rede, sein „Freund Dr. Gauland“ habe „100-prozentig Recht – solche Menschen müssen wir selbstverständlich entsorgen“.[30]
Wie Frontal21 im Dezember 2020 berichtete, hatte die Generalstaatsanwaltschaft München im Juli 2020 bundesweit Wohnungen durchsuchen lassen. Dabei fanden die Ermittler Waffen bei mutmaßlichen Tätern aus „dem rechtsextremen Spektrum“. Auslöser der Ermittlungen war ein Amtshilfeersuchen der kroatischen Behörden. Im März 2018 war den Behörden eine Lieferung mit illegalen Waffen für Empfänger in Deutschland bekannt geworden. Bei Razzien stießen die Ermittler auf zahlreiche automatische Gewehre, Kurzwaffen und Kalaschnikows, Munition, Handgranaten und einen Raketenwerfer. Belastet wurde der Deutsche R., außer durch die Waffenfunde selbst, durch ein Geständnis eines Mittelsmannes. Demnach habe R. erklärt, die Waffen „seien für die AfD, eine rechte Partei“ bestimmt.[31] Am 4. Februar 2021 berichteten die taz und Der Spiegel darüber, dass es auch Ermittlungen gegen eine Mitarbeiterin Bystrons gebe.[32] Dagmar S. soll den Hauptbeschuldigten R. mit einem anderen potenziellen Waffenkäufer aus Bayern vernetzt haben und auch selbst an den Anfragen für Waffenlieferungen beteiligt gewesen sein. Auch soll die Frau gemäß Der Spiegel eine Kriegswaffe in ihrer Privatwohnung aufbewahrt haben.[33] Bereits im Jahr 2017 war die spätere Mitarbeiterin Bystrons Gegenstand von medialer Berichterstattung wegen ihrer Kontakte zur NPD und anderen Rechtsextremisten geworden. Gemäß den Recherchen des Münchner Merkur hatte Bystron beteuert, dass "diese Frau" für ihn nicht arbeite, wohingegen AfD-Funktionäre versicherten, sie fungiere als seine "unbezahlte Privatsekretärin".[34]
Im September 2018 wurde Bystron mit dem Abgeordneten der polnischen PiS-Partei, Dominik Tarczyński, von der Trump-nahen „Phyllis Schlafly Stiftung“ mit dem Eagle Award ausgezeichnet. Zu den Gästen zählten auch der Ex-Trump-Wirtschaftsberater Stephen Moore, der Kongressabgeordnete Steve King sowie der mutmaßliche Antisemit und YouTuber Stefan Molyneux.[35]
Im Oktober 2018 gratulierte Bystron dem rechtsextremen brasilianischen Politiker Jair Bolsonaro zum Wahlsieg. Bystron schrieb, er freue sich auf die „Zusammenarbeit“, und stellte fest: „Die konservative Revolution hat damit auch Südamerika erreicht.“[36]
Bystron kandidierte zur Bundestagswahl 2021 als Direktkandidat im Bundestagswahlkreis München-Nord und zog über seinen Landeslistenplatz 4 in Bayern erneut in den Bundestag ein.[37][38] Dort ist er voraussichtlich bis 2025 stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und Obmann im Auswärtigen Ausschuss.
Publizistische Tätigkeit
Bystron schrieb in der Vergangenheit für die neurechte Wochenzeitung Junge Freiheit sowie für die teilweise dem gleichen Spektrum zugerechnete Zeitschrift eigentümlich frei. Bei der Huffington Post unterhält er einen Blog zu politischen und wirtschaftlichen Themen. Ferner veröffentlichte er Beiträge in der Schweizer Weltwoche[39] und im österreichischen Wirtschaftsmagazin Format.[40] Er schreibt zudem Kommentare für die tschechische Tageszeitung Mladá fronta Dnes sowie für das Nachrichtenmagazin Reflex.
Bystron tritt bei weiteren ausländischen Medien als Gesprächspartner auf, Interviews mit ihm erscheinen regelmäßig im Tschechischen Rundfunk, in der tschechischen Tageszeitung Blesk, in den Parlamentní listy, der slowakischen Wirtschaftszeitung Hospodárske noviny[41] sowie im slowakischen Fernsehen. Bei RT tritt er als „Deutschlandexperte“ auf.[42]
Politische Positionen
Laut Bystron gehört der Islam nicht zu Deutschland. Die Mitgliedschaft Deutschlands in der EU darf ihm zufolge nicht zum Ende des deutschen Nationalstaats führen.[43] Er verteidigte Frauke Petrys Aussage, ein Grenzpolizist müsse den illegalen Grenzübertritt verhindern, notfalls auch von der Schusswaffe Gebrauch machen. So stehe es im Gesetz. Bystron erklärte, er halte die Wiedergabe der Aussage von Petry durch die Medien für eine typische Verdrehung. „Komplett entstellt“[44] habe die Zeitung Petrys Aussage, denn niemand könne doch glauben, dass die Mutter von vier Kindern sich für den Schusswaffengebrauch ausspreche.
Bystron vertritt eine rigide Abschiebepolitik mit „Rückführungen“ statt „aussichtsloser Integrationsbemühungen“.[45] Tschechien warnte er bezüglich der Fluchtbewegung nach Europa davor, „Terroristen“ ins Land zu lassen. An der Regierung würde das „Blut tschechischer Opfer“ haften, sollte sie einer europäischen Verteilung der Flüchtlinge zustimmen.[46]
Kontroversen
Kommerzielle Interessen von Sozialorganisationen
Nachdem die Organisatoren des 100. Deutschen Katholikentages 2016 in Leipzig keine Vertreter der AfD zu Podiumsdiskussionen eingeladen hatten, warf Bystron den Kirchen vor, „unter dem Deckmantel der Nächstenliebe“ ein „Milliardengeschäft“ zu betreiben. Er behauptete, die kirchlichen Sozialorganisationen Caritas und Diakonie seien „Branchenführer“ bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Die Verbände hätten daher aus kommerziellen Gründen ein Interesse an einer Aufrechterhaltung des Zuzugs von Flüchtlingen nach Deutschland.[47] Rückendeckung für seine Aussagen erhielt er vom AfD-Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen.[48] Matthias Kopp von der Deutschen Bischofskonferenz sagte, bei Bystrons Kritik handele es sich um „mit keinem einzigen Faktum belegtes Gequatsche. … Wer so entgleist, schlägt allein 200.000 ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe der Kirchen Tätigen ins Gesicht“.[49]
Kontakte zur „Identitären Bewegung“
Laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunkes (BR) wollte Bystron Ende Juni 2016 mit zwei Rechtsextremisten der „Identitären Bewegung“ (bzw. früher Die Rechte) und des Bündnisses Deutscher Patrioten eine öffentliche Veranstaltung der Antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München im Eine-Welt-Haus besuchen. Sie seien jedoch mit Verweis auf das Hausrecht vom Veranstalter abgewiesen worden.[50] Bystron widersprach der Berichterstattung des BR, er habe mit den beiden Personen den Vortrag gemeinsam besuchen wollen. Er habe sie dort zufällig getroffen und habe sie vorher nicht näher gekannt. Der BR veröffentlichte daraufhin Fotografien, die Bystron mit den beiden Rechtsextremisten sowohl vor der Veranstaltung als auch im Biergarten zeigten.[51]
„Systemling“-Vorwürfe gegen Lahm und Hoeneß
Den Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus instrumentalisierte Bystron für einen Angriff auf Philipp Lahm und Uli Hoeneß, die zuvor die AfD kritisiert hatten. Er warf beiden vor, „Systemlinge“ und für den Anschlag verantwortlich zu sein, während AfD-Mitglieder „die einzigen [seien], die sich gegen diesen Terror wenden, die dagegen kämpfen, die […] mit [ihren] Köpfen und [ihren] Leben dafür [einstünden]“. Tatsächlich handelte es sich nach den Ermittlungsergebnissen der Polizei um keinen islamistischen Terrorakt, sondern um eine versuchte Manipulation der BVB-Aktienkurse.[52]
Werbung mit Ude-Buch
Im Bundestagswahlkampf 2017 ließ Bystron Wahlplakate mit dem Slogan „Ich mache die Politik, von der Ude nur schreibt!“ und einer Abbildung des neuesten Buchs von Christian Ude kleben. Der Jurist Ude, 21 Jahre lang Oberbürgermeister von München, kommentierte dies mit dem aus dem Urheberrecht stammenden Begriff „schmarotzende Werbung“ und erinnerte an seine Worte im Buch, die AfD sei „nicht die Alternative, sondern eine Gefahr. Nämlich die Gefahr, dass die schlimmsten Fehler und Entgleisungen Europas im 20. Jahrhundert noch einmal wiederholt werden, mit allen verheerenden Folgen für die Menschen dieses Kontinents, und diesmal ohne die Ausrede, das habe man nicht kommen gesehen“.[53][54]
Sexismus-Vorwürfe
Im Rahmen des AfD-Bundesparteitags 2017 in Hannover kam es nach Medienberichten zu einem Eklat, als die AfD-Bundestagsabgeordnete Corinna Miazga Bystron sexistische Kommentare ihr gegenüber vorwarf. In ihrer Bewerbungsrede zur Wahl der drei stellvertretenden Bundessprecher der Partei erklärte Miazga: „Den zweiten Grund warum ich hier bin, habe ich meinem Parteikollegen Petr Bystron zu verdanken, der mich im Wahlkampf darauf aufmerksam machte, dass Frauen wie ich eigentlich besser an einer Stange tanzen sollten.“[55] Sowohl Miazga als auch der ebenfalls kandidierende Bystron unterlagen bei der anschließenden Abstimmung gegen Kay Gottschalk.[56][57]
Foto bei der Wahl zur Bundeskanzlerin am 14. März 2018
Bei der Wahl zur Bundeskanzlerin, bei der Angela Merkel am 14. März mit 364 Stimmen zur Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland gewählt wurde, lud Bystron auf seinen Twitter- und Facebook-Seiten Fotos seiner Wahlkarte und des Stimmzettels hoch. Unmittelbar nach der Vereidigung Merkels verhängte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble gem. § 37 S. 1 i. V. m. § 4 und § 49 der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages ein Ordnungsgeld in Höhe von 1000 Euro gegen Bystron wegen einer schwerwiegenden Verletzung der Ordnung des Deutschen Bundestages.[58][59][60]
Schießübungen in Südafrika
2018 unternahm Bystron auf Staatskosten eine Dienstreise nach Südafrika, bei der er ein Schießtraining mit der umstrittenen Organisation Suidlanders absolvierte, die einer rechtsextremistischen und rassistischen Ideologie anhängt und sich mit paramilitärischer Ausbildung auf einen ihrer Ansicht nach „unvermeidbaren Rassenkrieg in Südafrika“ vorbereitet. Deutschen Medien gegenüber äußerte Bystron, er habe „null Berührungsängste mit den Suidlanders und diese als Organisation von überwiegend weißen Farmern empfunden, welche Angst um ihr Leben haben und sich organisieren um zu überleben, sollte es zum schlimmsten Fall kommen“.[61][62][63]
Einladung von Störern in den Deutschen Bundestag
Bystron hat im Rahmen der Abstimmung über das dritte Bevölkerungsschutzgesetz am 18. November 2020 mehreren Störern aus der rechten Verschwörungstheoretiker-Szene Zugang ins Reichstagsgebäude verschafft. Diese bedrängten, beschimpften und verfolgten Bundestagsabgeordnete zum Teil bis in deren Abgeordnetenbüros. Der Bundestagspräsident kündigte strafrechtliche Konsequenzen an.[64][65][66] Am 24. November 2020 beschloss der Fraktionsvorstand der AfD, Bystron und den Abgeordneten Udo Hemmelgarn, der ebenfalls Störern den Zutritt zum Reichstag ermöglicht hatte, mit einem Redeverbot für Bundestagsreden bis Ende Februar zu sanktionieren. Zudem teilte die Fraktionsführung innerhalb einer Pressemitteilung mit, dass bei „weiterem fraktionsschädigendem Verhalten Abwahlanträge bezüglich der Mitgliedschaft in den Bundestagsausschüssen“ gestellt würden.[67]
Förderung durch dubiosen Politikberater
Einer im Juni 2021 veröffentlichten jahrelangen Recherche des NDR und der Wochenzeitung Die Zeit zufolge wurde Bystron durch einen als "dubios" bezeichneten „Politikberater“ gefördert. Gemäß dieser Berichterstattung "schmiedet [dieser] Intrigen, spendiert Luxusreisen, verteilt schmutziges Geld." Bystron selbst soll demnach auf Online-Portalen, die "als Werbefläche für jene Politiker" betrieben werden, entsprechende Förderung erfahren haben. Bystron soll zum Beispiel in einem Artikel unter anderem einen Landesvorsitzenden und parteiinternen Konkurrenten angeschwärzt und sich dafür hinter dem Pseudonym "Felix Lautenschläger" versteckt haben. Der Politikberater soll gemäß der Recherchen über diese Nachrichtenportale einigen Politikern, die ihm nahestehen, unbemerkt Geld zukommen haben lassen. Für diese Geldtransfers soll dieser eine ausgeklügelte Methode entwickelt haben, die Geldtransfers "über ein kompliziertes Geflecht aus mehr als fünfundzwanzig Verlagen und Investmentfirmen" durchführt.[68]
Beobachtung durch den Verfassungsschutz
Von März bis September 2017 stand Bystron unter Beobachtung des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz. Laut Innenminister Joachim Herrmann zeigt Bystron eine ausgeprägte Nähe zur rechtsextremen Identitären Bewegung. In einem Artikel auf dem islamfeindlichen Blog PI-News hatte Bystron geschrieben, die AfD müsse ein „Schutzschild für diese Organisation“ sein.[2][69] Bystron erhob gegen die Beobachtung Klage. Die Beobachtung basiere laut Bystron auf wenigen Zitaten, in denen er vielmehr die außerparlamentarische Arbeit vieler Bürgerbewegungen, einschließlich der Identitären Bewegung, als richtig bewertet, um Themen in die Parlamente zu bringen.[70] Das Münchner Verwaltungsgericht entschied zunächst, dass Bystron auch weiterhin beobachtet werden dürfte, da er tatsächliche Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen aufzeige. Allerdings dürfe der Freistaat Bayern nicht öffentlich namentlich auf ihn hinweisen.[3] Für seine Äußerungen zur Identitären Bewegung wurde Bystron vom Bundesvorstand der AfD abgemahnt, mit Verweis auf einen Unvereinbarkeitsbeschluss des AfD-Bundesvorstandes, der eine Unterstützung verfassungsfeindlicher Organisationen durch AfD-Mitglieder verbiete.[71]
Im November 2017 wurde bekannt, dass der bayerische Verfassungsschutz die Beobachtung Bystrons bereits Ende September eingestellt hatte. Grund sei Bystrons Wahl in den Bundestag, da für eine Beobachtung von Abgeordneten deutlich höhere Hürden gelten würden.[4]
Das Bundesamt für Verfassungsschutz nennt Bystron mehrfach namentlich in seinem Gutachten, welches die Einstufung der AfD als Prüffall begründet, unter anderem wegen dessen Nähe zur Identitären Bewegung.[72]
Weblinks
- Internetauftritt von Petr Bystron
- Petr Bystron auf abgeordnetenwatch.de
- Biographie beim Deutschen Bundestag
Einzelnachweise
- ↑ a b Handelsregisterblatt HRB 125426, Amtsgericht München
- ↑ a b Regina Kirschner und Jürgen P. Lang: Verfassungsschutz beobachtet Petr Bystron. In: BR24. Abgerufen am 19. April 2017.
- ↑ a b Thies Marsen: Verfassungsschutz und AfD: Petr Bystron darf weiter beobachtet werden. In: Bayerischer Rundfunk. 28. Juli 2017, abgerufen am 18. August 2019.
- ↑ a b Johann Osel: Verfassungsschutz beobachtet AfD-Politiker Bystron nicht mehr. 17. November 2017, abgerufen am 26. November 2017.
- ↑ Landeschef der Bayern-AfD ist anerkannter Asylbewerber. In: Focus Online. 22. Februar 2016, abgerufen am 13. Juli 2021.
- ↑ Petr Bystron: Petr Bystron: Meine Schwerpunkte. Archiviert vom Original am 5. März 2017; abgerufen am 12. April 2017.
- ↑ FOCUS Online: Peter Bystron: Landeschef der Bayern-AfD ist anerkannter Asylbewerber. In: FOCUS Online. Abgerufen am 29. Mai 2016.
- ↑ Deutscher Bundestag - Petr Bystron. Abgerufen am 22. Januar 2019.
- ↑ Deutscher Bundestag - Petr Bystron. Abgerufen am 13. Juli 2021.
- ↑ Christian Deutschländer: AfD-Chef legt Amt nieder. In: Münchner Merkur. 11. März 2016, abgerufen am 29. Mai 2016.
- ↑ 25 Years after The Wall - HOW DID THE FALL OF THE BERLIN WALL CHANGE OUR LIFES? Abgerufen am 13. Juli 2021.
- ↑ Deutscher Politiker: Von den "Werten von 1968" ist in Europa nichts mehr übrig. In: Komsomolskaya Prawda. 26. April 2019, abgerufen am 13. Juli 2021.
- ↑ Petr Bystron. In: www.huffingtonpost.de. Archiviert vom Original am 3. Juli 2017; abgerufen am 30. Mai 2016.
- ↑ Peter Issig: Der AfD-Chef Bayerns ist anerkannter Asylbewerber. In: Die Welt. 20. Februar 2016, abgerufen am 21. August 2016.
- ↑ Christoph Dorner: Landesverband: Wie Petr Bystron die AfD in Bayern weiter nach rechts gerückt hat. In: sueddeutsche.de. 29. Januar 2016, abgerufen am 29. Mai 2016.
- ↑ Johann Osel: AfD wählt Bystron auf Listenplatz vier. In: sueddeutsche.de. 1. April 2017, abgerufen am 9. April 2017.
- ↑ Deutscher Bundestag - Abgeordnete. Abgerufen am 19. April 2020.
- ↑ a b Kai Biermann, Astrid Geisler, Johannes Radke, Tilman Steffen: AfD-Abgeordnete beschäftigen Rechtsextreme und Verfassungsfeinde. In: Zeit online. 21. März 2018.
- ↑ Verfassungsschutz prüft Rottenburger Verlag – Rechts oder rechtens (Memento vom 17. Dezember 2015 im Webarchiv archive.today) In: swr.de. 30. Oktober 2015, abgerufen am 17. Dezember 2015.
- ↑ Umstrittene Bücher in Bayerns Bibliotheken und Schulen. In: Bayerische Staatszeitung. 22. September 2017.
- ↑ Renato Beck: Gerichtsurteil: Eric Weber darf Nazi genannt werden. In: Tageswoche. 3. November 2016, abgerufen am 22. März 2018.
- ↑ Thomas Larian, Robert Andreasch: Die „treue Seele“ der NPD und der „Nazi“ aus Basel arbeiten nun für die AfD. In: Aida-Archiv. 8. März 2018, abgerufen am 20. März 2018.
- ↑ Devoir de vacances. In: Domaine public, H. 872, 6. August 1987.
- ↑ Tina Kaiser: AfD fühlt sich im Bundestag wie in der „Käfighaltung“. In: Die Welt. 21. Oktober 2017.
- ↑ Alexander Häusler: Rechtspopulismus als „Bürgerbewegung“: Kampagnen gegen Islam und Moscheebau und kommunale Gegenstrategien. Springer-Verlag, 2008 ISBN 978-3-531-91119-9, S. 98 (eingeschränkte Vorschau)
- ↑ Intrigantenstadl mit Rechtsaußen-Problem. In: RBB. 19. Oktober 2014.
- ↑ 19. Sitzung. In: Kreistag Märkisch-Oderland. 4. Mai 2011.
- ↑ Kreisvorsitzender verlässt AfD im Streit. In: Märkische Oderzeitung. 17. April 2015.
- ↑ Marie Zahout: „Die Rechte“-Politiker Janke: „Die Nazis waren für mich Extrem-Linke“. (Memento vom 25. März 2018 im Internet Archive) In: Huffington Post. 20. Mai 2015.
- ↑ Scheidender AfD-Landeschef hält Rede im Gauland-Jargon www.faz.net, 27. November 2017
- ↑ Waffen vom Balkan: Wie Rechtsradikale aufrüsten. Abgerufen am 5. Februar 2021.
- ↑ Sebastian Erb: Staatsanwaltschaft ermittelt: Eine Waffenspur zur AfD. In: Die Tageszeitung: taz. 4. Februar 2021, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 5. Februar 2021]).
- ↑ DER SPIEGEL: Mögliche Kontakte zu Waffenhändler-Ring: Ermittlungen gegen Mitarbeiterin von AfD-Bundestagsabgeordnetem. Abgerufen am 5. Februar 2021.
- ↑ Die dubiosen Kontakte von AfD-Landeschef Petr Bystron. 5. Mai 2017, abgerufen am 26. Juni 2021.
- ↑ Kira Ayyadi: Petr Bystron (AfD) und Stephen Bannon: Sie planen eine internationale, rechtsextreme Allianz. Belltower.News, 25. September 2018
- ↑ Matthias Quent: Deutschland rechts außen. Wie die Rechten nach der Macht greifen und wie wir sie stoppen können. Piper Taschenbuch, München 2021, S. 52
- ↑ AfD-Parteitag in Greding:Schwarz-Rot-Gold - "bunt genug". In: sueddeutsche.de. 30. Mai 2021, abgerufen am 10. Juni 2021.
- ↑ Gewählte 'B' - Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 28. September 2021.
- ↑ Die Ruhe vor dem Sturm. In: Die Weltwoche, Ausgabe 37/2013. Abgerufen am 26. Juli 2016.
- ↑ Hans-Werner Sinn: „Der Grexit ist die beste Lösung für alle“. In: trend.at. 29. April 2015, abgerufen am 26. Juli 2016.
- ↑ Články s tagom | HNonline.sk – Správy z politiky, ekonomiky a financií. In: hnonline.sk. Abgerufen am 26. Juli 2016.
- ↑ Wie Petr Bystron die AfD in Bayern weiter nach rechts gerückt hat, Süddeutsche Zeitung vom 29. Januar 2016
- ↑ Das bayerische AfD-Phantom. In: www.bayerische-staatszeitung.de. Abgerufen am 29. Mai 2016.
- ↑ Peter Issig: Der AfD-Chef Bayerns ist anerkannter Asylbewerber. In: Welt Online. 20. Februar 2016 (welt.de [abgerufen am 29. Mai 2016]).
- ↑ Petr Bystron: Ohne Merkels Willkommens-Wahn hätte es das Blutbad von Würzburg nicht gegeben. Abgerufen am 24. Juli 2016.
- ↑ Matthias Kamann: Der Traum der AfD von der Visegrad-Connection. In: welt.de. 21. August 2016, abgerufen am 4. September 2016.
- ↑ AfD attackiert Kirche. In: Radio Eins. 26. Mai 2016, archiviert vom Original am 29. Mai 2016; abgerufen am 29. Mai 2016.
- ↑ Weiterhin Empörung über AfD-Kritik an Flüchtlingshilfe der Kirchen. In: Rhein-Neckar-Zeitung. 27. Mai 2016, abgerufen am 29. Mai 2016.
- ↑ Zoff um Katholikentag: AfD wirft Kirchen Geschäft mit der Flüchtlingskrise vor. In: Spiegel Online. 26. Mai 2016, abgerufen am 29. Mai 2016.
- ↑ In rechter Gesellschaft. In: https://www.ovb-online.de/. 2. Juli 2016 (ovb-online.de [abgerufen am 24. November 2018]).
- ↑ Jürgen P. Lang, Thies Marsen: Bystron bestreitet Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten (Memento vom 30. Dezember 2016 im Internet Archive) In: Bayerischer Rundfunk. 2. Juli 2016.
- ↑ AfD-Politiker geht auf „Systemlinge“ Lahm und Hoeneß los, Die Welt 14. April 2017
- ↑ Hannes Hintermeier: Im Münchner Plakatsumpf. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. August 2017
- ↑ Dominik Hutter: Wie ein AfD-Politiker Christian Ude für seinen Wahlkampf vereinnahmt. In: Süddeutsche Zeitung, 23. August 2017
- ↑ Sexismus-Eklat auf offener Bühne. In: Berliner Zeitung. 2. Dezember 2017.
- ↑ „Besser an einer Stange tanzen“: Sexismus-Eklat auf AfD-Parteitag. In: Stern. 3. Dezember 2017.
- ↑ Sexismusvorwürfe auf offener Bühne beim AfD-Parteitag. In: Die Welt. 3. Dezember 2017.
- ↑ Tausend Euro Ordnungsgeld: AfD-Abgeordneter twittert Bild von seinem Wahlzettel In: Die Welt. 14. März 2018.
- ↑ Schäuble verhängt 1000 Euro Ordnungsgeld. In: Spiegel.de. 14. März 2018, abgerufen am 15. März 2018.
- ↑ AfD-Abgeordneter Petr Bystron twittert Wahlzettel – und muss 1000 Euro Bußgeld zahlen. In: Handelsblatt. 14. März 2018, abgerufen am 15. März 2018.
- ↑ AfD-Obmann soll sich in Südafrika mit Rassisten getroffen haben, Die WELT, 18. Dezember 2018
- ↑ Schießtraining mit Rassisten, tagesschau.de, 18. Dezember 2018
- ↑ Der Abgeordnete Petr Bystron und seine Freunde, Report Mainz, 18. Dezember 2018
- ↑ Gauland räumt "unzivilisiertes Verhalten" im Bundestag ein. 20. November 2020, abgerufen am 20. November 2020.
- ↑ Störaktion im Bundestag: AfD bedauert Verhalten. Abgerufen am 20. November 2020.
- ↑ tagesschau.de: Störer im Bundestag: Abgeordnete rügen AfD. Abgerufen am 20. November 2020.
- ↑ AfD-Fraktionsvorstand erteilt Abgeordneten vorläufig Redeverbot. 24. November 2020, abgerufen am 24. November 2020.
- ↑ Christian Fuchs, Sebastian Pittelkow, Katja Riedel, Hannes Vogel: AfD • Das Beste aus Z+: Die Suche nach dem rechten Phantom. In: Die Zeit. 23. Juni 2021, abgerufen am 25. Juni 2021.
- ↑ SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Verfassungsschutz beobachtet AfD-Landeschef. In: SPIEGEL ONLINE. Abgerufen am 19. April 2017.
- ↑ Johann Osel: Bayerns AfD-Chef Bystron klagt gegen den Freistaat. In: sueddeutsche.de. 2. Mai 2017, abgerufen am 9. Mai 2017.
- ↑ FAZ.NET: AfD-Vorstand mahnt bayerischen Landes-Chef ab. In: FAZ.net. 9. Mai 2017, abgerufen am 9. Mai 2017.
- ↑ netzpolitik.org: Verfassungsschutz-Gutachten zur AfD. 28. Januar 2019, abgerufen am 6. November 2019.
Personendaten | |
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NAME | Bystron, Petr |
ALTERNATIVNAMEN | Bystroň, Petr |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (AfD) tschechischer Herkunft |
GEBURTSDATUM | 30. November 1972 |
GEBURTSORT | Olmütz, Tschechoslowakei |