Automobiles Unic
Automobiles Unic[1] (Société Anonyme des Automobiles Unic) war ein französischer Automobilhersteller. Er ging im Jahre 1905 aus der von Georges Richard gegründeten Automobilfirma "Soc. des Anciens Établissements Georges Richard" hervor. Die Ursprünge reichen bis 1893 zurück, als die Brüder Georges und Max Richard die Fahrradfabrik Société des Cycles Georges Richard gründeten. Unic war unter anderem als Nutzfahrzeughersteller bekannt.
Unternehmensgeschichte
Am Anfang wurden neben herkömmlichen Automobilen auch Taxis und leichte Kleintransporter (Camionnettes) produziert. Während des Ersten Weltkriegs wurde Unic bekannt, indem auch Taxis dieser Marke neben anderen während der Ersten Schlacht an der Marne Soldaten an die Front brachten.
Im Jahr 1918 wurden vier verschiedene Modelle gefertigt. Das Fürstentum Monaco bestellte eine größere Anzahl an Taxis mit dem Fahrgestell 16/20-PS. Weitere 417 Unic 16/20-PS wurden als Taxis nach London verkauft.
Ab den 1920er Jahren folgten Lastkraftwagen mit drei Tonnen Nutzlast und später auch bis zu elf Tonnen Nutzlast.
So wurde 1922 der 3-Tonner Lkw M5C eingeführt. Im gleichen Jahr stirbt der Firmengründer, Georges Richard, in Folge eines Autounfalls in Rouen. Sein Mitarbeiter Georges Dubois übernimmt die Führung des Unternehmens.
Im Jahr 1930 stieg die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen deutlich an. Unic präsentiert auf der französischen Automesse den ersten großen in Frankreich hergestellten Dieselmotor. Es handelt dabei um einen Mercedes OM5-Motor mit 6 Zylindern und einer Leistung von 90 PS, der im eigenen Werk in Puteaux als Lizenzprodukt gefertigt wurde. Ab 1932 werden offiziell eigene Lkw mit Dieselmotoren nach Mercedes-Benz-Bauart angeboten.
Das LKW-Modell CD3 wird ab 1931 angeboten. Es ist ein Dreiachser mit einem Mercedes 6-Zylinder-Dieselmotor mit 8,6 Litern Hubraum. Bis 1933 wurde die Modellpalette der Nutzfahrzeuge kontinuierlich ausgebaut und in diesem Jahr wurde Unic zum ersten französischen Hersteller der eine vollständige Produktreihe von 3 bis 15 Tonnern anbieten konnte.
Im Jahre 1934 übernahm Unic die Patente von Adolphe Kégresse auf das gleichnamige Kettenlaufwerk vom Pariser Kraftfahrzeughersteller Citroën, der in Konkurs geraten und vom Reifenhersteller Michelin übernommen worden war. Ein für Citroen entwickeltes Fahrzeug die Halbkette P107, als Nachfolger der P17, ging noch als Citroen P107 bei Unic in die Produktion. In den folgenden Jahren wurden etwa 3.300 dieser Halbkettenfahrzeuge gebaut, die teilweise auch als Artillerie-Traktoren dienten.
Die Modelle U4D und U6C (Lastkraftwagen) werden ab 1935 gefertigt und als "S"-Serie wird eine Fahrzeugreihe von Pickups eingeführt. Diese werden bis 1939 weiter gefertigt. Diese Fahrzeuge, die als Lieferwagen zum Einsatz kommen, sind zwar keine Fahrzeuge für den privaten Markt, doch auch diese passen letztlich nicht mehr in die Strategie von Unic.
Die Erfahrungen mit den Dieselmotoren von Mercedes ermöglichen es dem Unternehmen 1937 einen eigenen Motor, einen 6-Zylinder mit 10,3 ltr Hubraum, zu produzieren.
Die Vermarktung erfolgt ab 1938. Da sich das Nutzfahrzeug sehr gut entwickelt hatte, wurde das Pkw-Segment endgültig aufgegeben und mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs im Herbst 1939 wurde die Produktion von Pkw gänzlich eingestellt. Stattdessen wurden die schon in den späten 1930er Jahren für die Französische Armee angelaufene Produktion von Militärfahrzeugen wie die Halbkettenfahrzeuge Unic P107 (seit 1937) sowie Unic TU1 (seit 1939) für die deutsche Wehrmacht fortgeführt.
Während der deutschen Besatzungszeit ist die Versorgung mit Rohstoffen schwierig und alle französischen Automobilhersteller leiden unter der Situation. In dieser Situation entschied sich die Vichy-Regierung zur Rettung der Hersteller, durch die Gründung der "Groupement Français de l'Automobile - GFA". In dieser sind Unic, Camions Bernard, Delahaye, Laffly und Simca zur GFA (Générale Français Automobile) zusammengefasst. Es entstehen enge Verbindungen zwischen Simca, Delahaye und Unic. Doch Simca und Unic verlassen die Gruppe 1951 wieder.
Im Jahre 1945 bot Unic die neue Baureihe ZU mit einem Kurzhauber-Fahrerhaus an.
Ab 1952 arbeitete Unic mit Simca zusammen, die 1954 den Lkw-Sektor von Ford-Frankreich übernahmen. Unic produzierte ab 1955 für Simca den von Ford übernommenen Lkw Simca Cargo. Vier Jahre später, 1956, übernahm Unic den Konkurrenten Saurer France, der in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten steckte. Nachdem Chrysler Europe 1958 Simca und Unic übernahm, wurde Unic eine Abteilung von Simca. Der Cargo wurde ab 1960 als Unic Cargo vermarktet.
Ein bereits 1958 abgeschlossener Kooperationsvertrag mit Willème wurde nach einem Jahr wieder aufgelöst.
Im Jahre 1966 wurde der Lkw-Sektor von Simca durch Fiat übernommen. Von diesem Zeitpunkt an wurden die Fiat- und OM-Lastwagen in Frankreich durch die Unic-Organisation verkauft. 1969 erschien mit dem V 85 S ein für diese Zeit sehr starker Dieselmotor mit 14,9 Litern Hubraum und einer Leistung von 340 PS. Das kippbare Frontlenker-Fahrerhaus wurde 1970 durch das ebenfalls kippbare Fiat-Fahrerhaus ersetzt. In den dreiachsigen Fahrzeugen wurden die Aussenplanetenachsen von Fiat/OM verbaut. Im Jahre 1973 wurde die Produktion nach 68 Jahren aus Puteaux und Suresnes in enger Zusammenarbeit mit Fiat nach Trappes verlegt. In Trappes wurden im modernsten Lkw-Werk von Europa noch bis 1976 Unic-Modelle hergestellt. Nach diesem Zeitpunkt wurden nur noch Mittelklasse-Lkw für den Iveco-Verbund hergestellt.
Im Jahre 1975 bündelte Fiat seine Nutzfahrzeugaktivitäten unter Einbeziehung seiner Tochterfirmen OM, Lancia und der nun mehrheitlich übernommenen Magirus-Deutz zur Iveco-Gruppe. Dadurch wurde auch die Lkw-Marke Unic Teil von Iveco. Durch einen konzernweiten Austausch von Modellen wurden infolgedessen auch ursprünglich von Fiat, OM oder Magirus-Deutz entwickelte Lkw-Modelle in Frankreich als Unic verkauft.
In den 1980er Jahren produzierten Fiat und Unic ein 75 PS starkes Allradantriebs-Modell, das überwiegend bei Militär, Feuerwehr und Katastrophenschutz Verwendung fand. Die Produktion bei Unic in Frankreich wurde 1987 eingestellt, auch verschwand der Markenname Unic auf den Lkw und diese hießen von nun an nur noch Iveco.
In Ziefen in der Schweiz befindet sich ein kleines Museum, in dem Fahrzeuge und Motoren von Unic ausgestellt sind.[2]
Literatur
- Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8.
- George Nicholas Georgano (Hrsg.): The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile. Band 3: P–Z. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1 (englisch).
Weblinks
- Geschichte von Unic (französisch)
- Bilder, Zeitungsartikel und Datenblätter (PDF) aller Fahrzeuge auf der Webseite des Unic-Museum
Einzelnachweise
- ↑ George Nicholas Georgano (Hrsg.): The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile. Band 3: P–Z. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1 (englisch).
- ↑ Unic-Museum in Ziefen bei Basel