Hottendorf

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Hottendorf
Hansestadt Gardelegen
Koordinaten: 52° 31′ 52″ N, 11° 32′ 1″ O
Höhe: 73 m ü. NHN
Fläche: 14,66 km²
Einwohner: 229 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 16 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2011
Postleitzahl: 39638
Vorwahl: 039086

Lage von Hottendorf in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Hottendorf (Oktober 2018)
Datei:Hottendorf in Gardelegen.svg
Lage der Ortschaft Hottendorf in Gardelegen

Hottendorf ist ein Ortsteil der gleichnamigen Ortschaft der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Geografie

Hottendorf, ein Straßendorf mit Kirche,[2] liegt neun Kilometer östlich von Gardelegen in der Altmark am Laugebach und an der B 188, unmittelbar an der Colbitz-Letzlinger Heide.[3]

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung von Hottendorf stammt aus dem Jahre 1340 als Hoddendorp, als Otto, Erzbischof zu Magdeburg, das Dorf dem Kloster Neuendorf schenkte.[4] Im Jahre 1457 wurde ein wüstes Dorf hoddendorpe genannt. Weitere Nennungen sind 1573 Hoddendorff, 1686 Holdendorff und Hoddendorff.[2] Wilhelm Zahn schreibt 1909: „Das alte Dorf besaß auch eine Kirche, deren Trümmer sich erhalten haben.“[5]

Im Jahr 1750 wird die wüste Feldmark sechs französischen und zwei württembergischen reformierten Familien überlassen, die ein Kolonistendorf gründeten. Im Jahre 1804 wird es bereits Hottendorf genannt, Bratring[6] schreibt: eigentlich Hugonottendorf. Zahn meint dazu: „Da der Name des alten Dorfes, nach dem sich eine reiche in Gardelegen und Stendal im Mittelalter ansässige Familie genannt hatte, in Vergessenheit geraten war, glaubte man den Namen nun auf die reformierten Kolonisten zurückzuführen müssen.“[5]

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges im April 1945 wurden zehn unbekannte polnische und französische KZ-Häftlinge auf dem Ortsfriedhof begraben, die bei einem Todesmarsch aus dem Außenlager Langenstein-Zwieberge des KZ Buchenwald von SS-Mannschaften ermordet wurden.

Ein örtliches Unternehmen wollte im Jahre 2018 eine Windkraftanlage für eine autarke Energieversorgung seines Kiessandtagebaus errichten. Aufgrund gesetzlicher Regelungen wurde dazu im Dezember 2018 eine Bürgerumfrage durchgeführt, in der sich die Mehrheit der teilnehmenden wahlberechtigten Bürger gegen die Anlage entschied.[7] Ein weiterer Antrag wurde Ende 2021 eingereicht.[8]

Eingemeindungen

Seit dem 30. September 1928 gehört die ehemalige Exklave Luthäne zu Hottendorf, die vorher zum Gutsbezirk Lindstedt gehörte.[9]

Am 1. Juli 1994 wurde Hottendorf aus dem Landkreis Gardelegen in den Altmarkkreis Salzwedel umgegliedert.[10] Am 1. Januar 2011 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde mit dem zugehörigen Wohnplatz Luthäne zusammen mit 17 weiteren Gemeinden per Landesgesetz in die Hansestadt Gardelegen eingemeindet.[11][12] Später wurde ein Ortschaftsrat mit drei Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.[13]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1772 067
1790 097
1798 101
1801 097
1818 085
1840 148
Jahr Einwohner
1864 208
1871 235
1885 258
1892 [00]258[14]
1895 255
1900 [00]234[14]
Jahr Einwohner
1905 256
1910 [00]256[14]
1925 289
1939 317
1946 511
1964 370
Jahr Einwohner
1971 357
1981 313
1993 303
2006 288
2009 267
2012 [00]248[15]
Jahr Einwohner
2016 241
2021 [0]229[1]

Quelle bis 2006, wenn nicht angegeben:[2]

Religion

Die heutige evangelische Kirchengemeinde gehörte ursprünglich zur kombinierten Pfarrei Hottendorf, die zur Pfarrei Trüstedt gehörte.[16] Im Jahre 2000 kam die Gemeinde zum neu gebildeten Kirchspiel Kloster Neuendorf,[2] das heute betreut wird vom Pfarrbereich Kloster Neuendorf im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[17]

Im Jahre 1750 war mit der Kolonie eine reformierte Kirchengemeinde entstanden. Ab 1708 wurde sie als Filia der Mutterkirche Trüstedt zugeordnet.[18] Die Predigerstelle in Trüstedt war 1702 französisch-reformiert, später deutsch-reformiert, ab 1827 uniert.[19] Historische Überlieferungen in Kirchenbüchern für Hottendorf selbst entstanden erst 1891, davor sind Angaben in den Büchern von Trüstedt zu finden.[20]

Politik

Ortsbürgermeister

Ortsbürgermeister für die Ortschaft Hottendorf ist Fred Odewald.[13]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die evangelische Dorfkirche in Hottendorf ist ein neugotischer Backsteinbau aus den Jahren 1886/87.[21]
  • Der Friedhof des Dorfes befindet sich am westlichen Ortsausgang.
  • Auf dem Friedhof befinden sich zwei Blöcke mit Gräbern von 10 ermordeten unbekannten polnischen und französische Häftlingen aus einem Konzentrationslager.[22]

Wirtschaft

Im Ort gibt es eine Milchviehanlage, einen Landwirtschaftsbetrieb und in der Nähe ein Beton- und Kieswerk.

Südlich von Hottendorf liegt der „Munitionslager- und Zerlegebetrieb Hottendorf“ (auch MLZB Hottendorf), der eine Außenstelle des Kampfmittelbeseitigungsdienstes von Sachsen-Anhalt ist. Dort wurden mit modernen Anlagen Tausende von Tonnen an Kampfmitteln vernichtet.[23][24][25]

Weblinks

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Elke Weisbach: Es sind mehr gekommen, um zu bleiben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 19. Januar 2022, DNB 1047268027, S. 15.
  2. a b c d Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 999–1001, doi:10.35998/9783830522355.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 389 (Digitalisat).
  5. a b Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 88–89 (uni-jena.de).
  6. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 277 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00305~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. Cornelia Ahlfeld: Abgelehnt. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Gardelegen. 18. Februar 2020 (volksstimme.de [abgerufen am 5. März 2022]).
  8. Elke Weisbach: Bleibt es im Gardelegener Ortsteil Hottendorf beim Nein? In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Gardelegen. 29. Dezember 2021 (volksstimme.de [abgerufen am 5. März 2022]).
  9. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 200 f.
  10. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 358.
  11. Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Altmarkkreis Salzwedel (GemNeuglG SAW) vom 8. Juli 2010. 8. Juli 2010, GVBl. LSA 2010, 410, § 3, § 4 (sachsen-anhalt.de [abgerufen am 28. Februar 2022]).
  12. Gemeindeverzeichnis-Informationssystem GV-ISys auf destatis.de. Gebietsänderungen (Namen-, Grenz- und Schlüsseländerungen). Abgerufen am 10. September 2017.
  13. a b Hansestadt Gardelegen: Ortschaftsrat der Ortschaft Hottendorf. In: kitu-genossenschaft.de. Abgerufen am 5. März 2022.
  14. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege). 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 202.
  15. Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
  16. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 63 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  17. Pfarrbereich Kloster Neuendorf. Abgerufen am 12. Mai 2018.
  18. Lieselott Enders: Die Altmark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit (Ende des 15. bis Anfang des 19. Jahrhunderts). In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 56. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-1504-3, S. 1199, doi:10.35998/9783830529965 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  19. Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e. V. (Hrsg.): Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen (= Series Pastorum. Band 10). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02142-0, S. 672.
  20. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 7 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 196.
  22. Hottendorf, Stadt Gardelegen. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallendenkmäler, 2015, abgerufen am 5. März 2022.
  23. Altmark-Zeitung, Ausgabe 10. Oktober 2010: Jubiläum bei den „Gefahrenabwehrern“ (Memento vom 16. Juni 2018 im Internet Archive)
  24. Polizei Sachsen-Anhalt: Kampfmittelbeseitigungsdienst Sachsen-Anhalt (online-PDF 3,6 MB) (Memento vom 16. Juni 2018 im Internet Archive)
  25. Mitteldeutsche Zeitung, Ausgabe 18. September 2008: Kriegsfolgen 5.500.000 Kilo Sprengstoff warten auf Entsorgung – Quelle: https://www.mz-web.de/7943914 ©2018 (Memento vom 16. Juni 2018 im Internet Archive)