Estedt

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Estedt
Hansestadt Gardelegen
Koordinaten: 52° 34′ 33″ N, 11° 21′ 31″ O
Höhe: 44 m ü. NHN
Fläche: 14,85 km²
Einwohner: 353 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 24 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2011
Postleitzahl: 39638
Vorwahl: 03907
Estedt (Sachsen-Anhalt)

Lage von Estedt in Sachsen-Anhalt

Kirche in Estedt
Lage der Ortschaft Estedt in Gardelegen

Estedt ist ein Ortsteil der gleichnamigen Ortschaft der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Geschichte

Holländerwindmühle Estedt

Estedt wird urkundlich erstmals im Jahre 1121 als Eslestede erwähnt, als der Bischof von Halberstadt Reinhard von Blankenburg, den Ort an das Kloster Schöningen übereignete.[2]

Im Jahre 1273 waren die Markgrafen Otto V. und Albrecht in campo apud villam Estede (im Feld beim Dorfe Estedt), als der Verkauf der Vogtei in Quedlinburg beurkundet wurde.[3]

Im Jahre 1345 wird berichtet, dass Markgraf Ludwig den Gardelegener Bürgern Walter Niendorf und Barthold von Berge (Berghe) Gericht und Patronat in villa Estede verleiht, welches sie schon vom Herzog Otto von Braunschweig als Pfandbesitz hatten.[4]

Südwestlich vom Dorf liegen die Ruinen vom Rösikenturm, einer alten Warte.[5]

Im Süden des Dorfes steht eine Windmühle, die heute als Wohnhaus genutzt wird.

In der Nähe des Ortes kam es im April 1945 durch SS-Männer zu Massenerschießungen von 122 (nach anderen Angaben 108) KZ-Häftlingen eines Todesmarsches, der im Zusammenhang mit dem Massaker von Gardelegen steht. Räumungstransporte per Bahn hatten die Häftlinge zuvor aus mehreren Außenlagern des KZ Mittelbau-Dora und aus dem KZ Hannover-Stöcken nach Mieste verschleppt. Eine Gedenkstätte bei einem Sammelgrab auf dem Ortsfriedhof erinnert an sie.

Eingemeindungen

Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Estedt aus dem Landkreis Gardelegen in den kleineren Kreis Gardelegen umgegliedert. Am 1. Juli 1994 kam Estedt zum Altmarkkreis Salzwedel.[6] Am 1. Januar 2011 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde zusammen mit 17 weiteren Gemeinden per Gesetz in die Hansestadt Gardelegen eingemeindet.[7][8]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1734 284
1774 276
1789 280
1798 259
1801 263
1818 282
Jahr Einwohner
1840 331
1864 424
1871 424
1885 453
1895 465
1905 467
Jahr Einwohner
1925 427
1939 390
1946 709
1964 475
1971 454
1981 398
Jahr Einwohner
1993 395
2006 398
2009 389
2012 [0]379[9]
2016 358
2021 [0]353[1]

Quelle bis 2006:[10]

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Estedt gehörte früher zur Pfarrei Estedt.[11] Heute gehört die Kirchengemeinde zum Pfarrbereich Estedt[12] des Kirchenkreises Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Bis 1998 hatte die Kirchengemeinde zum Kirchenkreis Gardelegen gehört.[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die evangelische Dorfkirche Estedt ist ein um 1200 entstandener spätromanischer Feldsteinsaal mit eingezogenem quadratischen Chor und Westquerturm.[10]

Weblinks

Commons: Estedt – Sammlung von Bildern

Literatur

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 649–653, doi:10.35998/9783830522355.
  • J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 404 (Textarchiv – Internet Archive).

Einzelnachweise

  1. a b Elke Weisbach: Es sind mehr gekommen, um zu bleiben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 19. Januar 2022, DNB 1047268027, S. 15.
  2. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 427–428 (Digitalisat).
  3. Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 4. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 261, Nr. 1043 (uni-potsdam.de).
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 99 (Digitalisat).
  5. Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege). 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 206.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 358.
  7. Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Altmarkkreis Salzwedel (GemNeuglG SAW). 8. Juli 2010, abgerufen am 22. August 2021.
  8. Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2011. StBA
  9. Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
  10. a b c Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 649–653, doi:10.35998/9783830522355.
  11. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 61 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  12. Pfarrbereich Estedt. Abgerufen am 15. April 2018.