Roxförde

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Roxförde
Hansestadt Gardelegen
Koordinaten: 52° 26′ 7″ N, 11° 24′ 21″ O
Höhe: 67 m ü. NHN
Fläche: 15,61 km²
Einwohner: 203 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 13 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 39638
Vorwahl: 039056
Roxförde (Sachsen-Anhalt)

Lage von Roxförde in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Roxförde
Lage der Ortschaft Roxförde in Gardelegen

Roxförde ist ein Ortsteil der gleichnamigen Ortschaft der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Geografie

Roxförde, ein Dorf mit Kirche, liegt etwa zwölf Kilometer östlich von Calvörde in der Colbitz-Letzlinger Heide an der Wanneweh sowie rund zehn Kilometer südlich der Gardelegener Altstadt in der Altmark.[2]

Geschichte

Roxförde war ursprünglich ein Rundplatzdorf.[3] Erstmals erwähnt wurde das Dorf im Jahre 1400 als Rockesvorde.[4] Die früher angenommene Ersterwähnung usque in paludem, que dicitur Rokesford aus dem Jahre 786 hat sich inzwischen als Fälschung herausgestellt.[3][5]

Im Jahr 1986 fand die 1200-Jahr-Feier Roxfördes statt. Die ursprünglich im Jahre 2011 geplante 1225-Jahr-Feier wurde abgesagt, nachdem die Urkundenfälschung im Ortschaftsrat besprochen worden war.[6]

Eingemeindungen

Am 1. Januar 1974 wurde die Gemeinde Roxförde aus dem Kreis Gardelegen nach Wannefeld eingemeindet. Ab dem 1. Juli 1989 war Roxförde durch die Ausgliederung aus Wannefeld wieder selbständig.[7] Durch einen Gebietsänderungsvertrag hat der Gemeinderat der Gemeinde Roxförde am 12. Mai 2009 beschlossen, dass die Gemeinde Roxförde in die Hansestadt Gardelegen eingemeindet wird. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[8][9]

Nach Eingemeindung der bisher selbständigen Gemeinde Roxförde wurde Roxförde Ortsteil der Hansestadt Gardelegen. Für die eingemeindete Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. der Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die eingemeindete Gemeinde Roxförde und künftige Ortsteil Roxförde wurde zur Ortschaft der aufnehmenden Hansestadt Gardelegen. In der eingemeindeten Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Roxförde wurde ein Ortschaftsrat mit acht Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1734 093
1772 051
1790 125
1798 138
1801 124
1818 124
Jahr Einwohner
1840 264
1864 320
1871 318
1885 294
1892 [00]297[10]
1895 296
Jahr Einwohner
1900 [00]323[10]
1905 326
1910 [00]344[10]
1925 346
1939 320
1946 485
Jahr Einwohner
1964 303
1971 275
1993 253
2006 222
2012 [00]222[11]
2016 213
Jahr Einwohner
2017 213
2021 [0]203[1]

Quelle bis 2006, wenn nicht angegeben:[3]

Religionen

Die evangelischen Christen aus Roxförde gehörten früher zur Pfarrei Roxförde.[12] Die Pfarrstelle war seit 1964 unbesetzt und wurde 1999 aufgehoben.[3] Heute gehört die Gemeinde zum Pfarrbereich Letzlingen im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[13]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher stammen aus dem Jahre 1603.[14]

Politik

Bürgermeister

Ulf Müller ist Ortsbürgermeister der Ortschaft Roxförde.

Wappen

Blasonierung: In Gold ein schwarzer springender Eber mit roter Bewehrung vor einer grünen bewurzelten Eiche mit schwarzen Eicheln.

Im Jahre 1986 wurde anlässlich der 1200-Jahr-Feier von der Gemeinde ein Wappenbild entworfen, das jedoch in Schildform, Wappengrafik und Tingierung überarbeitet werden musste. Da sich dieses Wappenbild bereits etabliert hatte, beschloss der Gemeinderat, dass die Symbole in heraldisch korrekter Art ins neue Wappen aufgenommen werden. Eiche und Eber wurden von der Gemeinde gewählt, weil sie bis heute charakteristisch für Fauna und Flora der Region sind. Das Wappen wurde 1996 vom Magdeburger Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch gestaltet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Sehenswert ist die Backsteinkirche des Dorfes mit der älteste Glocke Sachsen-Anhalts. Sie trägt die Jahreszahl 1505. Thomas Hartwig[15] schreibt dazu: Franz Peter Schilling, Glockengießermeister aus Apolda, charakterisierte die Glocke als bedeutend, da deutsche Inschriften auf vorreformatorischen Glocken nicht häufig sind. Die formvollendeten gotischen Minuskeln können nur aus den Modellen des niederländischen Glockengießers Gerhard van Wou stammen, so Schilling in seiner Dokumentation.[15] 1848 wurde die alte Kirche durch einen Brand zerstört. Ihr Turm wurde im Jahr 2008 saniert.

Gedenkstätte

Neben dem Ortsfriedhof am südöstlichen Ortsausgang wurde eine Gedenkanlage eingerichtet für die in einem Massengrab beigesetzten 23 KZ-Häftlinge, die im April 1945 bei einem Todesmarsch aus dem KZ Langenstein-Zwieberge, einem Außenlager des KZ Buchenwald, von einer Wehrmachtsstreife erschossen wurden.

Öffentliches Leben

Roxförde verfügt über eine Freiwillige Feuerwehr, die seit Jahren mit drei Mannschaften (Männer, Frauen und Jugend) erfolgreich und regelmäßig an Feuerwehrwettkämpfen teilnimmt.

Ein alljährliches Spektakel stellt auch das am ersten Wochenende im neuen Jahr stattfindende Wurstsingen dar.

Persönlichkeiten

Der spätere Inspekteur der Marine, Ansgar Bethge, wurde in Roxförde geboren.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Elke Weisbach: Es sind mehr gekommen, um zu bleiben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 19. Januar 2022, DNB 1047268027, S. 15.
  2. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  3. a b c d Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1833–1835, doi:10.35998/9783830522355.
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 409 (Digitalisat).
  5. Arend Mindermann: Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden. Von den Anfängen bis 1300. Hrsg.: Landschaftsverband der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden. Band 1. Stade 2001, S. 1.
  6. Stefan Schmidt: Feier-Aus wegen Schummel-Bischof. Roxförde bläst 1225-Jahr-Festivität für das nächste Jahr ab, weil der Ort wohl erst 600 Jahre alt ist. In: Altmark Zeitung. 8. Juli 2010 (archiviert auf archive.org (Memento vom 1. November 2018 im Internet Archive)).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360–362.
  8. Gebietsänderungsvertrag. Eingemeindung der Gemeinde Roxförde in die Hansestadt Gardelegen. In: Altmarkkreis Salzwedel (Hrsg.): Amtsblatt für den Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr. 10. Salzwedel 21. Oktober 2009, S. 280–282 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; abgerufen am 20. April 2019]). (543 kB)
  9. StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010
  10. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege). 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 205–206.
  11. Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
  12. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 63 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  13. Pfarrbereich Letzlingen. Abgerufen am 1. November 2018.
  14. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 7 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  15. a b Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 401 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).