Waizendorf (Leutershausen)

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Waizendorf
Koordinaten: 49° 17′ 31″ N, 10° 22′ 2″ O
Höhe: 439 m ü. NHN
Einwohner: 20 (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 91578
Vorwahl: 09823
Waizendorf
Dorfbrunnen in Waizendorf

Waizendorf (umgangssprachlich: Watsndorf[2]) ist ein Gemeindeteil der Stadt Leutershausen im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).

Geografie

Beim Weiler entspringt ein namenloser Bach, der ein rechter Zufluss des Steinbachs ist, der wiederum ein linker Zufluss des Erlbacher Mühlbachs ist. Im Südosten liegt das Birkenfeld, 0,75 km nordöstlich erhebt sich der Riedenberg (484 m ü. NHN), 1,5 km westlich erhebt sich der Steinberg (500 m ü. NHN).

Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Erlbach zur Kreisstraße AN 4 (1,4 km südöstlich) bzw. zu einer Gemeindeverbindungsstraße (0,3 km nordwestlich), die nach Steinbächlein (0,8 km nördlich) bzw. nach Steinberg (1,2 km südwestlich) führt.[3]

Ortsnamendeutung

Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist Wazo, wohl der Personenname des Gründers der Siedlung.[2]

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Weiler 1296 als „Wazendorf“.[2] Um 1400 gehörte Waizendorf dem Hause Seckendorff zu Jochsberg.[4] Nach einem brandenburg-ansbachischen Amtsbericht von 1608 bildeten Waizendorf und Steinbächlein eine Realgemeinde von sieben Mannschaften (= Untertanfamilien), die gült-, steuer- und lehenbar dem brandenburg-ansbachischen Kastenamt Colmberg und vogtbar dem brandenburgischen Stadtvogteiamt Leutershausen waren.[5]

Im Dreißigjährigen Krieg heißt es in einem Hofverzeichnis von 1641: „Vier Höfe, steht alles öd, die Erben sind außer Land.“[6] 1681 unterstehen die vier Höfe dem Gericht Brunst des Stadtvogtamtes Leutershausen.[7]

Im Grenzvertrag von 1710 bezüglich der Fraisch zwischen dem Haus Hohenlohe-Schillingsfürst und Brandenburg-Ansbach wurde Waizendorf dem Markgrafen zugesprochen.[8] 1732 bestand der Weiler aus vier Untertanen des brandenburg-ansbachischen Amtes Brunst des Stadtvogteiamtes Leutershausen, war nach Weißenkirchberg gepfarrt und gab den Zehnt zu zwei Dritteln ins markgräfliche Kastenamt Colmberg und zu einem Drittel dem Deutschen Orden in Eschenbach, der vor der Reformation das Patronatsrecht Weißenkirchbergs besessen hatte. Zusammen mit Steinbächlein besaß man ein Hirtenhaus.[9] Am Ende des Alten Reiches bestand der Weiler aus den vier Höfen, dem Hirtenhaus und einem Brechhaus.[10][11][12] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justizamt Leutershausen und Kammeramt Colmberg.[13]

Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Waizendorf dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Jochsberg zugewiesen. Es gehörte der 1810 gegründeten Ruralgemeinde Erlbach an.[14]

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Erlbach und damit auch Waizendorf zum 1. Januar 1972 in die Stadt Leutershausen eingemeindet.[15]

Einwohnerentwicklung

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 30 30 42 28 31 19 28 23 22 13 20
Häuser[16] 7 5 4 4 4 4 4 4
Quelle [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [1]

Religion

Seit der Reformation ist der Ort protestantisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Wenzeslaus (Weißenkirchberg) gepfarrt, die Einwohner römisch-katholischer Konfession nach Kreuzerhöhung (Schillingsfürst).

Literatur

Weblinks

Commons: Waizendorf (Leutershausen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 329 (Digitalisat).
  2. a b c E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 191.
  3. Waizendorf im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  4. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 1, S. 635.
  5. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 717.
  6. H. Schreiber: Leutershausen, S. 235.
  7. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 723.
  8. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 1, S. 626.
  9. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 1, S. 76.
    H. Schreiber: Leutershausen, S. 360 f.
  10. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 922.
  11. Johann Bernhard Fischer: Wazendorf. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, S. 107 (Digitalisat).
  12. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 6, Sp. 114.
  13. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 987.
  14. Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3863: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Leutershausen 1810. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 964.
  15. H. Schreiber: Leutershausen, S. 363.
  16. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  17. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 99 (Digitalisat).
  18. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 189 (Digitalisat).
  19. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 988, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  20. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1153–1154, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1088 (Digitalisat).
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1152 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1189 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1025 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 754 (Digitalisat).
  26. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 170 (Digitalisat).