Deutschsprachige Literatur

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Der Begriff deutschsprachige Literatur beziehungsweise deutsche Literatur bezeichnet die literarischen Werke in deutscher Sprache aus dem deutschen Sprachraum der Vergangenheit und Gegenwart.[1] Sie beginnt mit den althochdeutschen Merseburger Zaubersprüchen Mitte des 8. Jahrhunderts. Zur deutschsprachigen Literatur werden im weitesten Sinne die Gesamtheit aller Texte in deutscher Sprache gezählt. Nach einem engen Literaturbegriff werden deutschsprachige Texte, welche den Großgattungen Dramatik, Epik und Lyrik angehören sowie sprachlich ausgewählte Selbstzeugnisse, darunter Autobiografien, Memoiren, Tagebücher, Briefe, als auch Essays, literarische Reisebücher, Werke der Philosophie wie Geschichtsschreibung und Reden mit stilistischer Brilianz, der deutschsprachigen Literatur zugerechnet.

Schematische Übersicht

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Frühes Mittelalter (etwa 750–1100)

Althochdeutsche Dichtung als Randeintrag in einem lateinischen Kodex: Das Stabreimgedicht vom Weltende Muspilli aus dem 9. Jahrhundert

Deutschsprachige Literatur im frühen Mittelalter setzt etwa um 750 ein, mit den ältesten erhaltenen althochdeutschen Schriftzeugnissen. Dabei handelt es sich zunächst nicht um Literatur im eigentlichen Sinn, also Dichtung, sondern um althochdeutsche Glossare zu lateinischen Schriften und Übersetzungsarbeiten aus dem Lateinischen in die Volkssprache, die als Missionierungs­hilfe und als Verständnishilfe für lateinische Texte in Klöstern entstanden. Zu den ältesten erhaltenen althochdeutschen Glossaren zählt der Codex Abrogans, der als die älteste zusammenhängende Überlieferung in deutscher Sprache gilt.[2]

Frühe literarische Zeugnisse in deutscher Sprache finden sich in der Klosterliteratur: Bibeldichtung und Heiligenlieder. Wichtige Beispiele sind die zwei großen Bibelepen des 9. Jahrhunderts, das altsächsische Heliand und das südrheinfränkische Evangelienbuch des Otfrid von Weißenburg. Die älteste religiöse Dichtung in deutscher Sprache ist das Wessobrunner Gebet, das die Erschaffung der Welt beschreibt. Vom Ende der Welt handelt das nur fragmentarisch überlieferte Gedicht Muspilli aus dem 9. Jahrhundert.[3]

Neben religiöser Literatur findet man vereinzelt auch weltliche Dichtung in althochdeutscher Sprache, die traditionell mündlich weitergegeben wurde. Von Einhard, dem Biografen Karls des Großen, weiß man, dass an Karls Hof Lieder gesammelt wurden, die die Heldentaten früherer Könige besungen haben, diese sind jedoch nicht überliefert. Das einzige überlieferte Zeugnis germanischer Heldendichtung in althochdeutscher Sprache ist das Hildebrandslied, das sich auf den Außenseiten einer theologischen Handschrift aus dem Kloster Fulda aus dem 9. Jahrhundert findet.[4]

Andere überlieferte, nicht-religiöse Texte sind nur fragmentarisch erhalten, so Zauber- und Segenssprüche, eigentlich Teil einer heidnischen Glaubenspraxis, viele davon sind jedoch bereits christlich geprägt. Bedeutend sind die Merseburger Zaubersprüche, welche um 950 in ostfränkischer Sprache im Domstift Merseburg schriftlich fixiert wurden.[5]

Um 900 bricht die Überlieferung literarischer Zeugnisse in der deutschen Volkssprache ab. Aus den Jahren zwischen 900 und 1050 sind lediglich religiöse Gebrauchsliteratur und Übersetzungen für z. B. den Schulgebrauch überliefert. Bemerkenswert ist hier nur das Übersetzungswerk Notkers des Deutschen (um 950–1022), der in St. Gallen philosophische Texte der Antike auf hohem sprachlichen Niveau ins Althochdeutsche übertrug. Mit Notker hat das Althochdeutsche den Status einer vollwertigen Literatursprache erreicht.[6][7]

Erst um 1050 setzt die Produktion literarischer Werke wieder neu ein, unter anderem mit neuen literarischen Gattungen und in der frühen mittelhochdeutschen Sprache. Im 11. Jahrhundert entstanden vor allem religiös belehrende[8] und ermahnende Texte. Die Textsorten waren heilsgeschichtliche Darstellungen, zum Beispiel das Ezzolied (um 1065), Legenden­dichtung wie das Annolied (um 1077), alt- und neutestamentliche Bibelepik (z. B. Genesis, Exodus, Leben Jesu), dogmatische Darlegungen, eschatologische Dichtungen und Mariendichtung.[9]

Hohes Mittelalter (etwa 1100–1250)

Um die Mitte des 12. Jahrhunderts wurde die Literatur vielfältiger: Man griff Themen auf, die zuvor der Schrift für unwürdig befunden wurden. Außerdem gab es mehr unterschiedliche Formen, wie höfische Lyrik, unterhaltende Erzählungen. Geistliche Dichter interessierten sich neu für einzelne Personen und ihre Lebensgeschichte, dies führte zu Legendendichtungen wie Albers Tundalus und Veldekes Servatius.

Damals erhielt auch die eine mehr weltliche (nichtkirchliche) Dichtung Auftrieb, nämlich die Geschichtsepik. Sie kam erstmals zu Rang und Namen als Dichtkunst. Das bedeutendste Werk, die Kaiserchronik mit rund 17.000 Versen, erzählt episodenhaft die Geschichte des römischen Kaisertums von der Gründung Roms bis zu Konrad III. Das Rolandslied des Pfaffen Konrad schildert den Kampf Karls des Großen und seiner Paladine gegen die Sarazenen in Spanien sowie den Tod Rolands nach einem Verrat. Mit dem Rolandslied und dem Alexander des Pfaffen Lamprecht machte sich auch erstmals der Einfluss französischer Stoffe und Gestaltungsweisen bemerkbar, der die deutschsprachige Literatur für die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte prägen sollte.

Wolfram von Eschenbach; Autorenbild in der Manessischen Liederhandschrift

In den Jahrzehnten nach 1150 brach eine „Blütezeit“ der deutschsprachigen Literatur an. An einzelnen Höfen des Feudaladels verbreitete sich eine kultivierte literarische Praxis nach romanischsprachigem Vorbild: die so genannte Höfische Literatur. In der Lyrik entwickelte sich der Minnesang (hohe Minne) und die Sangspruch­dichtung, mit ihren wichtigsten Vertretern Heinrich von Morungen, Reinmar der Alte und Walther von der Vogelweide. Für die höfische Epik galt schon den Zeitgenossen als Gründungsakt der Eneasroman des Heinrich von Veldeke, der vom Niederrhein an den Landgrafenhof in Thüringen kam und sein Werk dort gegen 1185 fertigstellte. Danach entstanden nach französischsprachigen Vorlagen (Chrétien de Troyes) zahlreiche höfische Epen in mittelhochdeutscher Sprache. Die bekanntesten sind hier Erec und Iwein (Hartmann von Aue), Tristan und Isold (Gottfried von Straßburg), Parzival (Wolfram von Eschenbach). Abseits von dieser „modernen“ Erzählkultur bleibt das anonym überlieferte Heldenepos Nibelungenlied.

Spätes Mittelalter (etwa 1250–1500)

Als revolutionär erwies sich am Ausgang des Mittelalters der Buchdruck mit beweglichen Lettern. Schließlich konnte Pergament als Beschreibstoff durch billiges Papier ersetzt werden. Am Übergang zur Neuzeit steht Johannes von Tepls Der Ackermann aus Böhmen.

Frühe Neuzeit (Humanismus und Reformation) (etwa 1450–1600)

Aus Italien kommend verbreitete sich der Humanismus, die Geisteshaltung der Renaissance, in Deutschland. Man wandte sich antikem Gedankengut zu und schrieb deshalb oft auf Latein, auch wenn vor allem ein deutsches Publikum angesprochen werden sollte. Eine Trennung nach Sprachen ist deshalb wenig sinnvoll.[10]

Frühe Literaten wie Niklas von Wyle oder Heinrich Steinhöwel haben sich besonders mit der Übersetzung neuer lateinischer Texte des italienischen Humanismus ins Deutsche beschäftigt und eine Reform der deutschen Schriftsprache angestrebt. Bekannte Vertreter der nächsten Generation waren Conrad Celtis, der in Basel tätige Erasmus von Rotterdam und Johannes Reuchlin, allerdings schrieben sie ihre Werke meist lateinisch und hatten außerhalb der Gelehrtenwelt und gesellschaftlichen Eliten zunächst wenig Einfluss. Anders Ulrich von Hutten (1488–1523) mit seinen rebellischen Gedichten oder Sebastian Brant (1458–1521), der sein erfolgreiches Narrenschiff auf Deutsch verfasste.

Hans Sachs

Die folgenreichste Bewegung war die von Martin Luther (1483–1546) eingeleitete Reformation. Luther verstand es, seine Ideen auch in lesbarem Deutsch zu verbreiten. Das herausragendste Ereignis auf dem deutschen Buchmarkt des 16. Jahrhunderts war sicher das Erscheinen seiner Bibelübersetzung in den Jahren 1522 und 1534. Sie trug wesentlich zur Verbreitung des heutigen Deutsch bei.

Neben Humanismus und Reformation verdienen auch der Meistersang, die Schwank­dichtung und das Fastnachtsspiel zumindest eine Erwähnung, insbesondere deren bekannteste Vertreter, der Nürnberger Hans Sachs (1494–1576) und Jörg Wickram (um 1505 – vor 1562). Ein weiterer bemerkenswerter Autor des 16. Jahrhunderts ist der Straßburger Johann Fischart (1546–1590), sein bekanntestes Werk ist die Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung.

Ein häufiges Genre der Zeit war das Volksbuch. Es entstand anonym und war, weil es beliebte Themen aufgriff, weit verbreitet. Beispiele sind die Historia von D. Johann Fausten und die Geschichten um Till Eulenspiegel.

Barock (etwa 1600–1720)

Im Barock vollzog sich eine stärkere Hinwendung der Literatur zur deutschen Sprache. Politisch war die Epoche von der konfessionellen Spaltung und dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) geprägt. Die Spannweite der Barockliteratur ist sehr weit: von höfischer Dichtung zu volksnahen Romanen, von der Nachahmung antiker Vorbilder zur persönlichen Erlebnislyrik, von Lebensbejahung zum Vanitas-Motiv. Eine Gelegenheitsdichtung entsteht.

Andreas Gryphius

In der Barockzeit wurden zahlreiche Dichter- und Sprachgesellschaften gegründet, die bekannteste davon war die Fruchtbringende Gesellschaft. Von Martin Opitz (1597–1639) wurde in seinem Buch von der Deutschen Poeterey (1624) der Alexandriner für die deutschsprachige Lyrik empfohlen und blieb lange Zeit das wichtigste Versmaß. Mit einiger Verspätung gelangten der Petrarkismus und die Schäferidylle in die deutsche Literatur, genannt seien hier der Opitz-Schüler Paul Fleming (1609–1640) und Simon Dach (1605–1659). Bedeutendste Vertreter der Schäferpoesie waren die Dichter des Nürnberger Pegnesischen Blumenordens Georg Philipp Harsdörffer, Johann Klaj und Sigmund von Birken.

Wichtige lyrische Formen der Epoche sind das Sonett, die Ode und das Epigramm, die Lyrik kann man grob in religiöse, meist evangelische, und weltliche einteilen. Religiöse Lyrik schrieben Friedrich Spee von Langenfeld (1591–1635), die Kirchenlieder­dichter Paul Gerhardt (1607–1676), Johann Rist (1607–1667), Angelus Silesius (1624–1677) und der Mystiker Jakob Böhme (1575–1624). Unter den weltlicher orientierten Dichtern sind besonders die Sonette von Andreas Gryphius (1616–1664) zu nennen sowie Christian Hofmann von Hofmannswaldau (1617–1679).

Das Drama der Barockzeit zeigt sich vielfältig: Es gab einerseits das Jesuitentheater, das vor allem im südlichen, katholischen Raum in lateinischer Sprache aufgeführt wurde. Da die Zuschauer die Sprache nicht verstanden, setzte man umso mehr auf visuelle Effekte. Ähnlich verhielt es sich mit den anfangs ausländischen Wanderbühnen. Für ein anderes Publikum waren die Barockoper und das höfische Drama gedacht. Die Barockoper wurde als Gesamtkunstwerk hoch geschätzt. Im höfischen Drama gilt das Prinzip der Ständeklausel, Autoren sind etwa Daniel Casper von Lohenstein (1635–1683) (z. B. Cleopatra, Sophonisbe) und Gryphius mit drei Komödien und fünf Tragödien (z. B. Catharina von Georgien, Leo Armenius, Carolus Stuardus).

Barockromane sind der Schäferroman, der Staatsroman, der höfisch galante Roman und am einflussreichsten: der aus dem Spanischen stammende Pikaro- oder Schelmenroman. Insbesondere ragt hier Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (um 1625–1676) mit seinem Simplicissimus und weiteren Simplicianischen Schriften hervor. Simplicissimus’ Abenteuer während des Dreißigjährigen Krieges sind der bedeutendste außerspanische Schelmenroman. Als wichtigster Vertreter des Staatsromans gilt der Birken-Schüler Anton Ulrich von Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel.

Aufklärung (etwa 1720–1780)

Bereits im Jahr 1687 hielt Christian Thomasius, der „Vater der deutschen Aufklärung[11] seine Vorlesungen in Deutsch statt Latein. Bekannte Philosophen dieser Zeit, der Frühaufklärung, waren Christian Wolff und Gottfried Wilhelm Leibniz. Der wichtigste literarische Autor der Frühaufklärung war sicher Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769) mit seinen Fabeln. Die bedeutendste Figur im literarischen Leben aber war Johann Christoph Gottsched (1700–1766). Wegweisend waren seine theoretischen Schriften, vor allem der Versuch einer critischen Dichtkunst (1730), sein literarisches Werk ist dagegen zweitrangig. In der Dichtkunst, einer normativen Poetik, orientierte er sich am klassischen französischen Drama und behielt die Ständeklausel bei, also die Regel, in der Tragödie nur Schicksale adliger Personen darzustellen und das Bürgertum nur in der Komödie zu thematisieren. Dagegen polemisierten die Schweizer Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger, die das rationale Moment überbewertet sahen.

Gotthold Ephraim Lessing

Autoren der Frühaufklärung lassen sich auch dem Spätbarock zurechnen, ein Beispiel dafür, wie fragwürdig Epocheneinteilungen sein können. Der bedeutendste Lyriker war Johann Christian Günther (1695–1723), ebenso wie Barthold Heinrich Brockes (1680–1747), kann er beiden Epochen zugeschrieben werden.

Neben der Aufklärung bildeten sich auch Strömungen, die das Gefühl in den Vordergrund stellten. Dazu zählt die Rokoko-Dichtung Friedrich Hagedorns, von Ewald Christian von Kleist, Salomon Gessner und anderen.

Vorbild einer ganzen Generation wurde Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) mit seinem Epos Der Messias (1748–1773), das ganz in Empfindungen und Seelenzuständen schwelgt. Klopstock wird der Empfindsamkeit zugerechnet.

Im Bereich der Prosa war Christoph Martin Wieland (1733–1813) wegweisend. Er gestaltete den frühen Bildungsroman Geschichte des Agathon (1766/67) und vermischte Rokoko-Elemente mit aufklärerischen Gedanken.

Die deutsche Spätaufklärung ist undenkbar ohne Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781). Sein Wirken umfasst wichtige theoretische Werke (Laokoon 1766), Literaturkritik (mit Friedrich Nicolai und Moses Mendelssohn) und eine Reihe von bedeutenden Dramen. Am stärksten von aufklärerischem Geist durchdrungen ist Nathan der Weise (1779), in dem exemplarisch gezeigt werden soll, dass der Wert eines Menschen nicht unbedingt an Religionszugehörigkeit oder Nationalität gebunden ist.

Sturm und Drang (etwa 1767–1786)

Friedrich Schiller

Die jugendliche Reaktion auf die Aufklärung, die als einengend und gefühlskalt empfunden wurde, war die kurze Periode des „Sturm und Drang“. Die meist jungen Männer, die gegen jede Form von Tyrannei waren, wollten auch in künstlerischen Dingen keine Bevormundung. Ein „Genie“, so die Idee, muss sich nicht an Regeln halten. Sie schrieben über die Probleme, die sie beschäftigten, und gaben dem Hier-und-Jetzt den Vorzug vor der Antike.

Johann Wolfgang von Goethe zeigte in dem Briefroman Die Leiden des jungen Werthers einen Mann, der an seinem Gefühlsüberschwang und einer unglücklichen Liebe stirbt. In Friedrich Schillers (1759–1805) Drama Die Räuber rebelliert ein junger Mann gegen seinen Vater und die Obrigkeit. Die Dramen von Jakob Lenz (1751–92) thematisieren die bedrückende Situation junger Intellektueller, wie etwa in dem Hofmeister. Neben den Dramen war auch die Lyrik wichtig, in ihr konnten sich Emotion und Pathos ausdrücken.

Der „Sturm und Drang“ dauerte aber nicht lange, die meisten Protagonisten entwickelten sich weiter. Schiller und Goethe begründeten die deutsche Klassik, Lenz hingegen legte mit seinen Werken – zu denen das zeitgenössische Publikum oft keinen Zugang finden konnte – den Grundstein für realistische und moderne Formen der Literatur und übte damit einen entscheidenden Einfluss auf spätere Künstler wie Georg Büchner, Gerhart Hauptmann oder Bertolt Brecht aus.

Weimarer Klassik (etwa 1772–1805)

Wieland um 1805

Der Beginn der Weimarer Klassik wird oft mit dem Eintreffen Christoph Martin Wielands 1772 in Weimar angesetzt, des Ersten aus dem namengebenden „Weimarer Viergestirn“: Wieland – HerderGoetheSchiller. Oft wird sie enger gefasst und nur auf ‚Goethe und Schiller‘ bezogen und dann entsprechend später datiert. Ihr Ende mit Schillers Tod (1805) ist auch nur ein Anhaltsdatum. Alle Vier orientierten sich entgegen bzw. nach einer Sturm-und-Drang-Phase an humanistischen Idealen, teilweise unter klassizistischer Verwendung antiker Themen und Muster. „Klassik“ selbst ist eine positiv wertende Bezeichnung für diese Epoche.

Goethe 1787 in Italien

Goethes Drama Iphigenie auf Tauris thematisiert die Überwindung von Vorurteilen und ist darin ein Beispiel für das humanistische Ideal der Klassik. Das Schaffen Goethes ist sehr weitgespannt, seine spätere Phase († 1832) wird im engeren Sinne nicht mehr der „Klassik“ zugerechnet.

Friedrich Schiller schrieb in dieser Zeit zahlreiche seiner Balladen (Die Bürgschaft), theoretische Werke (Über naive und sentimentalische Dichtung) und eine Reihe von historischen Dramen (Wallenstein, Wilhelm Tell). Auch in seiner Lyrik griff er philosophische Fragestellungen auf (etwa im Spaziergang).

Andere Autoren, die manchmal auch zur Klassik gezählt werden, gelten als Vorläufer wie zum Beispiel Karl Philipp Moritz (1757–1793) oder Richtung Romantik weisend Friedrich Hölderlin (1770–1843). Moritz’ autobiografisch gefärbter Roman Anton Reiser gilt als der erste psychologische Roman in deutscher Sprache, Hölderlins hymnische Lyrik stellt einen Höhepunkt in dieser Gattung dar.

Nicht im engeren Sinn zur Klassik gehören Jean Paul (1763–1825), der vor allem satirische Romane schrieb, und Heinrich von Kleist (1777–1811), dessen Thema häufig das Individuum ist, das sich an gesellschaftlichen Zwängen abmüht oder an ihnen zerbricht, zum Beispiel in der Novelle Michael Kohlhaas.

Romantik (etwa 1799–1835)

Die Epoche der Romantik wird meist in Frühromantik, Hochromantik, Spätromantik und Nachromantik unterteilt; im Einzelnen ist es jedoch nicht ganz einfach, zeitliche und personelle Abgrenzungen vorzunehmen.

E.T.A. Hoffmann – Selbstporträt

Die Frühromantik kann aus literaturtheoretischer Perspektive als die spannendste Phase bezeichnet werden. Die miteinander befreundeten, in Jena arbeitenden Autoren, wie die Brüder August Wilhelm (1767–1845) und Friedrich Schlegel (1772–1829), Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773–1798), Ludwig Tieck (1773–1853) und Friedrich von Hardenberg (1772–1801), der unter dem Pseudonym Novalis arbeitete, brachen mit vielen Konventionen: Beispielsweise mischten sie in ihre Romane Gedichte und Balladen, kleine Märchen etc.; dabei bezogen sie sich oft auf Goethes Werke (Werther, Wilhelm Meisters Lehrjahre). Dem entspricht Friedrich Schlegels Konzept einer „progressiven Universalpoesie“, die nicht nur unterschiedlichste Gattungen und Wissensgebiete miteinander verbindet, sondern auch über sich selbst nachdenkt und ihre eigene Kritik enthält. Als wichtigstes Gestaltungsmittel dieser „Reflexionspoesie“ erscheint die Ironie, die zum Ausdruck bringt, dass der ideale Zustand, den Kunst nach „klassischer“ Theorie in den Blick bringen soll, menschlicher Vorstellung entzogen ist, und dass den Bildern, mittels derer die Künstler diesen Zustand darzustellen suchen, nicht zu trauen ist. Andererseits können wir uns der vielfältigen Bedeutungen und Bedeutungsbrechungen literarischer Werke nie sicher sein und tun deshalb möglicherweise gut daran, uns auf das Wagnis der Lüge, das die Kunst eingeht, einzulassen. Das literarische Fragment ist ein weiteres, von den Romantikern geschätztes Darstellungsmittel, in dem die Kunst ihr eigenes „Versagen“ reflektiert und sich von dem „klassischen“ Konzept des harmonisch in sich abgeschlossenen Werks, in dem sich der ideale Zustand „spiegelt“, abgrenzt.

Als Vertreter der Hochromantik oder Heidelberger Romantik gelten Achim von Arnim (1781–1831) und Clemens Brentano (1778–1842). Sie gaben unter dem Titel Des Knaben Wunderhorn eine Sammlung deutscher Volkslieder heraus. Und es war deren Ehefrau und Schwester Bettina von Arnim (1785–1859), die mit ihrem Band Goethes Briefwechsel mit einem Kinde – erschienen 1835 – nicht zuletzt zur Popularität Goethes in Deutschland beitrug, aber auch die sozialen und politischen Missstände in Deutschland immer wieder in ihrem Werk thematisiert hat (Armenbuch, Dies Buch gehört dem König, besonders dessen Anhang, sowie die Polenbroschüre).

Auch die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm zählen mit ihrer Sammlung von Volksmärchen zu dieser Epoche. Ebenso kann man auch den mittleren Tieck dieser Epoche zuordnen.

Der wohl bekannteste Spätromantiker dürfte E. T. A. Hoffmann (1776–1822) sein, der mit Erzählungen wie Lebensbeschreibungen des Katers Murr und dem Sandmann die romantische Ironie psychologisch wendet und so eine moderne, nicht mehr idealistisch begründete Poetik vorbereitete. Zur Spätromantik zählt darüber hinaus der Dichter Joseph von Eichendorff (1788–1857).

Heinrich Heine (1797–1856) nimmt zur Romantik und zu ihren Motiven eine oft ironische Haltung ein und müsste wohl am ehesten zum Frührealismus gerechnet werden.

Biedermeier (etwa 1830–1850) und Vormärz (etwa 1840–1850)

Die literarischen Strömungen zwischen der „Kunstperiode“ von Klassik und Romantik einerseits und dem bürgerlichen Realismus andererseits lassen sich nicht unter einen einzigen Epochenbegriff subsumieren. Man bedient sich der historischen oder kunstgeschichtlichen Begriffe des Biedermeier und Vormärz.

Andere Autoren werden, wenn nicht zum Realismus, so zum Biedermeier gerechnet. Vor allem als Lyriker bekannt sind: Nikolaus Lenau (1802–1850), Eduard Mörike (1804–1875), Friedrich Rückert (1788–1866), August von Platen (1796–1835) und Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848). In der Prosa sind von ihr Die Judenbuche sowie Adalbert Stifter (1805–1868) und Jeremias Gotthelf (1797–1854) zu erwähnen.

Dramatiker, die mehr oder minder zum Biedermeier gehören, sind Franz Grillparzer (1791–1872), Johann Nepomuk Nestroy (1801–1862) und Ferdinand Raimund (1790–1836). Grillparzer schrieb Tragödien im Geist der Weimarer Klassik, Nestroy und Raimund vertraten das Wiener Volksstück.

Autoren, die zum Vormärz gerechnet werden, engagierten sich politisch und brachten das politische Gedicht zu einer Blüte. Viele von ihnen waren in der lockeren Gruppierung Junges Deutschland, so etwa Georg Herwegh (1817–1875), Heinrich Laube (1806–1884), Karl Gutzkow (1811–1878) und Ferdinand Freiligrath (1810–1876). Von ähnlichem Geist waren auch Heinrich Heine (Die Harzreise, Deutschland. Ein Wintermärchen), Ludwig Börne (1786–1837) und der jung verstorbene Georg Büchner (1813–1837) (Woyzeck).

Poetischer Realismus (1848–1890)

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Theodor Fontane

Im poetischen oder bürgerlichen Realismus mieden die Autoren die großen gesellschaftspolitischen Probleme und wandten sich der engeren, lokalen Heimat mit ihrer Landschaft und ihren Menschen zu. Im Zentrum aller Romane, Dramen und Gedichte steht der Einzelmensch, das Individuum. Das stilistische Merkmal vieler Werke des poetischen Realismus ist der Humor, der die Distanz zu dem eigentlich Unerträglichen und Empörenden der Wirklichkeit schafft. Er richtet hierbei eine Anklage gegen einzelne Fehler und Schwächen im Gesellschaftsgefüge, wendet sich aber nicht gegen das System als Ganzes.

Die bevorzugte Gattungsform war anfangs die Novelle. Spätere Beispiele dafür sind etwa Das Amulett (geschrieben 1872) des Schweizers Conrad Ferdinand Meyer (1825–1898) und Der Schimmelreiter (geschrieben 1886–1888) von Theodor Storm (1817–1888). Im Drama bleibt lediglich Friedrich Hebbel (1813–1863) (etwa mit Maria Magdalena) in Erinnerung. Später trat neben die Novelle noch der Roman. Hier sind unter anderem Gustav Freytag (1816–1895) und Wilhelm Raabe (1831–1910) zu nennen.

Die beiden Größen des bürgerlichen Realismus sind der Schweizer Gottfried Keller (1819–1890), der unter anderem mit Theodor Storm in regem Briefkontakt stand, und Theodor Fontane (1819–1898). Keller schrieb den Bildungsroman Der grüne Heinrich sowie die Novellenzyklen Züricher Novellen und Die Leute von Seldwyla, wozu Romeo und Julia auf dem Dorfe gehört. Fontane, der als Journalist begonnen hatte, schrieb Romane wie Frau Jenny Treibel oder Effi Briest. Er weitete seine Sicht von einer zentralen Figur immer weiter zum Gesellschaftsroman aus.

In Österreich finden sich dörfliche Motive bei Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916), Ludwig Anzengruber (1839–1889) und, schon nach Ausklingen der Epoche, Peter Rosegger (1843–1918).

Naturalismus (1880–1900)

Gerhart Hauptmann

Der Naturalismus war eine neue Kunst- und Literaturrichtung, die die Verhältnisse in allen gesellschaftlichen Bereichen schonungslos aufdecken wollte. Was den Realisten der Jahrhundertmitte als Thema noch verpönt gewesen war, wurde zum Hauptgegenstand dieser literarischen Richtung. Ohne Rücksicht auf traditionelle Grenzen des so genannten guten Geschmacks und auf bürgerliche Kunstauffassungen sollten Wirklichkeitsausschnitte möglichst in einer Deckungsgleichheit zwischen Realität und Abbild wiedergegeben werden. Eine wesentliche stilistische Neuerung war es hierbei, dass Umgangssprache, Jargon und Dialekt Einzug hielten. Der individuelle Held, der sich frei entscheiden kann, steht nicht länger im Mittelpunkt der Erzählungen und Dramen, sondern der durch ein Kollektiv oder durch Herkunft, Milieu und Zeitumstände bestimmte Mensch.

Anders als in der russischen oder französischen Literatur gibt es im deutschen Sprachraum keine bedeutenden naturalistischen Romane. Arno Holz (1863–1929) schuf gemeinsam mit Johannes Schlaf (1862–1941) Lyrik und Kurzprosa (Papa Hamlet). Bekannt ist Holz’ Gleichung „Kunst = Natur - x“, wobei x nach Möglichkeit gegen Null streben, die Kunst also nichts weiter als Abbildung der Wirklichkeit sein sollte. Bedeutender ist der Beitrag von Gerhart Hauptmann (1862–1946), der mit Dramen wie den Webern internationale Anerkennung fand. Am Rande des Naturalismus ist Frank Wedekind (1864–1918) zu sehen. Sein Drama Frühlings Erwachen weist mit seiner pubertär-erotischen Thematik bereits in Richtung des Fin de Siècle.

Von der Jahrhundertwende bis 1933

Mit Naturalismus und Symbolismus beginnt das, was man oft als die Klassische Moderne bezeichnet. Die Literatur von 1890 bis zum Ersten Weltkrieg ist geprägt von zahlreichen sich teils widersprechenden wie ergänzenden Strömungen. Die meisten Autoren lassen sich in mindestens eine dieser Stilrichtungen einordnen.

Fin de Siècle

Ausgehend von der französischen Literatur, besonders der Lyrik der Symbolisten Charles Baudelaire, Stéphane Mallarmé und Arthur Rimbaud wie ihrer Rezeption im Westen und Norden Europas, verbreitete sich um die Jahrhundertwende auch in Deutschland eine Literatur, die sich vom Objektivitätsanspruch des Naturalismus verabschiedete.

Impressionismus

In der deutschen Literatur gilt der Impressionsimus häufig nur als ein Stil, andererseits auch als Tendenz um die Jahrhundertwende.[12] Als wichtigster Dichter gilt Detlev von Liliencron (1844–1909), ein weiterer Dichter war Max Dauthendey (1867–1918). Peter Altenberg schrieb prosaischen Skizzen, deren erzählte Zeit Begegnungen von wenigen Minuten umfasst. Als bedeutendster Erzähler gilt Eduard von Keyserling (1855–1918) mit seinem Roman Wellen. Die impressionistische Lyrik zeichnet sich durch eine Serialität von Sinneseindrücken aus. Ebenfalls in seiner Kurzprosa ist der Schweizer Robert Walser ein Impressionist. Sein Hauptwerk, der 1908 veröffentlichte Roman Der Gehülfe, besticht in der Relativierung des auktorialen Erzählers durch eine modernistische Erzählhaltung. Gleichfalls kommt der klassische Bildungsroman mit seinem dritten Roman Jakob von Gunten an die Grenze der Parodie und zeigt die Grenze der Gattung zu Beginn der Moderne.

Symbolismus

Die wichtigsten Vertreter des deutschen Symbolismus sind der Dichter Stefan George (1868–1933), der österreichische Dichter, Dramatiker, Essayist wie Erzähler Hugo von Hofmannsthal (1874–1929) und der Dichter wie Essayist und Erzähler Rainer Maria Rilke (1875–1926). Gemein ist den Symbolisten die Abkehr von einer mimetischen Darstellung der Wirklichkeit sowie die Enthebung der Kunst aus dem Reich der Notwendigkeiten als absolute Dichtung. Der klangliche Ausdruck ist von hervorragender Bedeutung. Zentren der deutschen Literatur waren Wien und München, entsprechend wird auch oft von „Wiener Moderne“ mit dem Jung-Wien gesprochen. In München wirkten die Kosmiker und der George-Kreis.

Stefan George, der ausgehend von der Romantik, besonders an der Dichtung Joseph von Eichendorffs sowie der impressionistischen Lyrik Detlev von Liliencrons anknüpft, verfasste in seinem frühen Gedichtband Die Fibel (1901) eine lied- wie stimmungshafte Lyrik, die jedoch in ihrer Naturbegegnung jegliche Romantik entsagt. Deutlich wird dies im Gedicht Die Najade, welche anders als die romantische Loreley oder Melusine dem Geliebten nicht Schönheit um den Preis des Todes schenkt, sondern den Knaben sich nach ihrem ersten Auftauchen nicht mehr zeigt. Schönheit, gestaltet in aus Sprache geformten Kunsträumen, wird in den frühen Gedichten, so in Ich wandelte auf öden düstren bahnen zum höchsten Ideal. Eine Entfremdung vom Lebendigen zeichnet diese frühen Gedichte aus, die George schließlich in seinem bahnbrechenden Band Das Jahr der Seele, veröffentlicht 1897, steigerte, sofern angesichts der geformten Landschaft nicht mehr eine Begegnung des Individuums mit der Natur stattfindet, sondern angesichts seiner Isolation die Aufgabe autonome Kunstgebilde zu schaffen sich dem Dichter stellt. Im Gegensatz zu seinem Frühwerk diente sein mittleres Schaffenswerk der geistigen Führung seines Kreises und ist an die Mitglieder des Kreises adressiert. In seinem Werk Der siebente Ring von 1907 versuchte er eine Transformation der ästhetischen Vorhaben in eine Anleitung zur Lebensführung. Der 1914 erschienene Band Der Stern des Bundes übte ungeachtet der enthaltenen Chiffren, die nur Eingeweihten bekannt waren, einen großen Einfluss auf die Jugendbewegung aus. Die Vorstellung des Geheimen Deutschlands erfuhr hier ihren dichterischen Ausdruck.

Der österreichische Dichter Rainer Maria Rilke stand zu Beginn seiner Dichtung im Bann der epigonalen Lyrik des 19. Jahrhunderts. Die Wegwarten. Lieder dem Volke geschenkt (1896), eine Zeitschrift mit 21 Gedichten, war an das gemeine Volk gerichtet, darin Rilke eine authentische Volksdichtung gegen die Kunstdichtung behauptete. Im Gegensatz zu seinen ersten Gedichten gebraucht Rilke das Vergleichspartikel wie bereits spärlich und bemüht sich um eine Verdichtung seiner Gedichte. In den drei folgenden Werken arbeitete Rilke weiter an seine Dichterpersönlichkeit; seine Gedichte sind teils Stilübungen, die jedoch den Adressaten nicht mehr in einem Wunschpublikum projizieren, sondern in einem transzendenten Gegenüber finden. Nicht zuletzt die Begegnung mit Frauen wie Lou Salome und später zahlreichen weiblichen Mäzenen sollten für Rilkes Schaffen und seine Entwicklung bedeutsam werden. Das Stundenbuch bedeutete zwar im Gegensatz zu Georges Das Jahr der Seelen keine Erneuerung der deutschen Dichtung, doch ihr künstlerischer Rang als musikalische Dichtung, mit der Farbigkeit und dem Stimmungsreichtum des Jugendstils sowie der religiösen Thematik begründeten den Ruhm des Dichters Rilke. In seinem 1902 erschienenen Buch der Bilder, griff der Dichter erneut die Themen Kunst, Metaphysik und Religion auf und wob sie mit seinem dichterischer Selbstentwurf zu einer teils neuromantischen Rückschau, die nicht selten nietzscheanisch geprägt ist wie im Herbsttag, die Dinglyrik seines mittleren Schaffens vorausgreift wie in Pont du Carrousel oder gar in Karl der Zwölfte von Schweden reitet in der Ukraine die Geschichtsdichtung und das Erzählgedicht der Moderne andeutet sowie Gedichte die an seinem ersten reifen Werk, dem Stundenbuch mahnen. Im Gegensatz zu George vertrat Rilke keine absolute Kunst, sondern in Abend in Skåne und Fortschritt die Möglichkeit einer Überwindung von Subjekt und Außenwelt. In seinem folgenden Werk Neue Gedichte (1907) zeigte sich die vorherige Hinwendung zur Außenwelt rückblickend als Übergang zu seiner mittleren Schaffenszeit. Die Dinggedichte, darin er eine Korrespondenz von Außenwelt und Subjekt durch eine bis dahin ungekannten Objektivierung der Sprache bei Aufrechterhaltung des Klanges schuf und die Entäußerung des Dichters voraussetzte, lösten den Anspruch einer wesentlichen Anschauung der Dinge ein. Mit seinem Roman Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910) registrierte er die Veränderungen in der großstädtischen Umgebung.

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Hugo von Hofmannsthal im Alter von 19 Jahren

In Wien begann Hugo von Hofmannsthal unter seinem Pseudonym Loris als Schüler bereits Gedichte zu verfassen. In Wien erregten die Gedichte wegen der Meisterschaft traditioneller Formen, zumeist Ghasele und Sonette, die Leben und Dichtung angesichts der beginnenden Moderne in Einklang zu bringen versuchten, die Aufmerksamkeit der Zeitgenossen. Der Lyriker Hofmannsthal galt als frühvollendet.[13][14] Im Gegensatz zu George vertrat Hofmannsthal nicht eine Poetik der L’art pour l’art, sondern sah seine Lyrik stets angebunden an das Leben.[15] Seine frühen Gedichten, die 1911 in der Sammlung Die Gedichte und Kleinen Dramen herausgegeben wurden, sind zumeist traditionell gehalten, vermitteln jedoch noch einmal vor dem Durchbruch der Moderne die Möglichkeit einer Versöhnung von Subjekt und Umwelt. Hofmannsthal begann gleichfalls früh mit dem Verfassen von Dramen, besonders mti seinem Stück Der Thor und der Tod (UA 1898) transportierte er in lyrischen Stimmungen den zeittypischen wie individuellen Konflikt zwischen Lebensfülle und lähmender Todesdrohung. Hofmansthals wandt sich in seinem mittleren Werk stärker dem Theater zu und die lyrische Produktion, der er seinen Ruhm verdankte, rückte weiter in den Hintergrund. Mit weiteren Dramen, unteranderem dem Jedermann (UA 1911), gehört Hofmannsthal neben Frank Wedekind und Arthur Schnitzler zu den bedeutendsten Dramatiker des Fin de Siècle. Seine Erzählungen zählen zu den wichtigsten Prosawerken des Symbolismus, besonders Das Märchen der 672. Nacht, Die Frau ohne Schatten und die Reitergeschichte. Der Chandos-Brief ist wegen der darin ausformulierten Sprachskepsis ein Hauptdokument der literarischen Moderne. Weitere Autoren des Symbolismus waren der Dramatiker Karl Gustav Vollmoeller und Leopold von Andrian mit seiner Erzählung Der Garten der Erkenntnis.

Der Symbolismus war mit dem Ausbrechen des Ersten Weltkrieges und später aufgrund des Untergangs der Monarchien wie der Unfähigkeit des Großbürgertums abseits des ins Gleichgewicht bringen adeliger wie großbürgerlicher Interessen die Politik im Land nunmehr eigenständig zu bestimmen, vollständig überholt. Hofmannsthal, der sich immer stärker dem Theater widmete und als Opernlibrettist erfolgreich wurde, griff mit Leitartikel und Essays in die Öffentlichkeit ein. Nach dem Weltkrieg wurde er mit seiner Schrift Das Schrifttum als geistiger Raum der Nation ein wichtiger Ideengeber der Konservativen Revolution. Die Arbeit am Romanfragment Andreas oder Die Vereinigten wie dem Trauerspiel Der Turm beanspruchten Hofmannsthals Arbeitskraft. Dagegen führte der George-Kreis bis 1933 seine Tätigkeit fort. Der letzte Gedichtband Georges, Das neue Reich, darin die romantische Liedtradition wie bereits in Der siebente Ring ihren letzten Höhepunkt in der deutschen Literatur findet, zeigt die Schwierigkeit der Spätdichtung Georges, die sich zwischen Verhärtung (Die Becher und Der Letzte der Getreuen), Wiedergeburt des Mythos (Der Gehenkte), Rückfall im Ästhetizismus (Das Wort) und Trost im romantischen Lied (Das Lied) bewegt. Rilke schließt 1922 seine bereits vor zehn Jahren begonnenen Duineser Elegien ab, womit er seine Schaffenskrise hinter sich lässt. Seine Spätlyrik vermittelt die existenziellen Begegnung der Transzendenz im Raum der Sprache. In seinem letzten Werk, die Sonette an Orpheus, veröffentlicht im selben Jahr seiner Elegien, rang Rilke seinem klanglichen Ausdrucksvermögen die höchste Steigerung ab.

Dekadenzliteratur

Die Dekadenzliteratur lässt sich schwerlich vom Symbolismus trennen, sofern Künstlichkeit, Zerfall, Traum und Tod gleichfalls symbolistische Themen gewesen sind. Entscheidende ideelle Impulse gaben der Strömung neben Friedrich Nietzsche – der die Dekadenz zum Vorwurf erhob und seine Philosophie als Reaktion darauf verstand – vor allem die pessimistischen Philosophen Arthur Schopenhauer, Giacomo Leopardi und Philipp Mainländer. Schriftstellerische Vorbilder waren französische Erzähler, darunter die Realisten Gustave Flaubert und Guy de Maupassant sowie der Ästhetizist Paul Bourget, für die provokativen Autorenrolle vor allem Oscar Wilde. Weitere Anreger für die Prosa der Dekadenzliteratur waren die dänischen Impressionisten Jens Peter Jacobsen und Herman Bang. Im Gegensatz zu den französischen Dekadenzliteraten wie Joris-Karl Huysmans in seinem Roman Gegen den Strich, welcher tatsächlich die Degeneration aufgrund einer inneren Verödung vorführt, waren die bedeutendsten deutschsprachigen Vertreter Skeptiker, Ironiker und Tragiker der Dekadenz.

Arthur Schnitzler (1862–1931) wirkte als Dramatiker um die Jahrhundertwende mit psychologisch starken Dramen. Seine Themen sind das Unbewusste, die Erotik und das Scheitern der bürgerlichen Sexualmoral, welche er bereits in seinem ersten bekannten Stück Anatol, erschienen 1902, als gesellschaftskritische Anklage gegen die Oberflächlichkeit und Bigotterie seiner Zeit führt. In seinem Durchbruch Liebelei (UA 1895) zeigt er das Scheitern der Liebesvorstellungen seiner Epoche. Das Süße Mädel als ein Frauentypus des Fin de Siècle tritt in seinem folgenschwersten Stück Reigen im sechsten und siebten Dialog auf. Schnitzler der damit zeitlich nach Anatol und vor Professor Bernhardi eines seiner wichtigsten Stücke verfasst hatte, brachte die Neurosen seiner Zeit mustergültig zum Ausdruck und schuf ein Epochen- und Seelenbild, wie es zugeschnitten auf dem Antisemitismus ihm später mit Professor Bernhardi gelang. Das Stück war ein Skandal und zog ein Gerichtsprozess nach sich, während Professor Bernhardi bis zum Ende der Habsburgermonarchie verboten wurde. Als Erzähler war Schnitzer weniger ein Zeitgenosse, als Avantgardist, sofern er 1901 den Inneren Monolog mit Leutnant Gustl in die deutsche Literatur einführte. Das Innenleben der Figur wie die gesellschaftlichen Ansprüche und Vorstellungen treten hier in einem Konflikt, das ein Gesambild der österreichischen Gesellschaft in der Monarchie entstehen lässt. 1924 veröffentlichte er mit Fräulein Else ein Hauptwerk des Ästhetizismus. Als dritte bedeutende Novelle seines Schaffens erschien 1925 die Traumnovelle, die wegen ihrer Themenvariation und aleotorischen Spiel von Sprache das Resümee einer Epoche ist.

Ein weiterer bedeutender Dramatiker der Dekadenzliteratur war Frank Wedekind (1864–1918) mit seinen Stücken Frühlings Erwachen (UA 1906) und Erdgeist (UA 1898). Als Gelegenheitsdichter läutete er die Modernisierung der Balladendichtung ein und antizipierte die Brechtsche Balladendichtung, besonders mit seinem Gedicht Der Tantenmörder, darin er den Bänkelsang für die Hochliteratur fruchtbar machte.

Thomas Manns (1875–1955) erster Roman Die Buddenbrooks von 1901 enthält bereits im Untertitel Verfall einer Familie das Hauptthema der Dekadenz. In seiner ersten gelungenen Novelle Der kleine Herr Friedemann von 1897 zeigt sich Manns kritische Distanz zum Ästhetizismus, sofern eine Kunstwelt nicht dauerhaft gegen die Lebenswirklichkeit aufrechterhalten werden kann. Seine Novelle Gladius Dei von 1902 ist eine Parodie auf die Kunstfassade Münchens, womit sich eine ironische Distanz zum Jugendstil zeigt. In seiner ersten bedeutenden Novelle Tonio Kröger aus dem Jahre 1903, darin er den romantischen Gegensatz zwischen Künstlertum und Bürgerlichkeit stofflich wiederaufgreift, um Tragik und Ironie am Beispiel des künstlerischen Werdegangs zwischen Anpassung und Selbstbehauptung, grundiert durch den schopernhauerschen Konflikt von Geist und Wille aufzuzeigen, macht die ideele Distanz zur Dekadenz deutlich. In Tristan, veröffentlicht 1903, griff er erneut den Gegensatz auf, um in Detlev Spinell eine Karikatur des ästhetizistischen Künstlers vorzuführen. Mit Der Tod in Venedig erschien 1911 seine dritte beachtliche Novelle und ein Hauptwerk der deutschsprachigen Dekadenzliteratur. Ähnlich wie Tonio Kröger ein autobiographischer Text, der Manns Lebensabschnitt reflektiert, ist in seiner vorletzten Meisternovelle Verfall und Schönheit überall sichtbar; in der einst prächtigen Renaissance- und Lagunenstadt Venedig, in der versiegenden geistigen Kraft Aschenbachs, in der Liebe des Totkranken zum Knaben Tadzio. Nach seiner genannten Novelle führt Thomas Mann sein Werk mit artifiziellen Großromanen fort. Dennoch lässt sich seine wichtige Novelle Mario und der Zauberer aus dem Jahre 1930 noch der Dekadenzliteratur zuordnen,[16] auch griff er im Roman Doktor Faustus abschließend zahlreiche Motive der Dekadenzliteratur auf.

Ein weiterer Vertreter der Dekadenzliteratur war in seinem Frühwerk Heinrich Mann (1871–1950), der mit seinem heute kaum beachteten Frühwerk ein Hauptvertreter der vitalistischen wie ästhetizistischen Dekadenzdichtung um 1900 gewesen ist. In seiner Romantrilogie Die Göttinnen oder Die drei Romane der Herzogin von Assy übertrifft sich die Hauptfigur Violante in ihren Leidenschaften; zuerst politisch in einem Umsturz, darauf in der Kunst und schließlich in der Lust. Ihr Ziel – die Mutterschaft – verfehlt sie. Im Gegensatz zu den Werken seines jüngeren Bruders ist nicht Nietzsches Tragizismus ideeles Vorbild, sondern die Vorstellung des Übermenschen und das Verlangen nach dem dionysischen Rausch. Das Werk ist in seiner Kritik am Bürger, die Wahl exotischer Schauplätze wie Italien, dem Renaissancismus mit seinem Kult des großen Individuums und der Hinwendung zur Kunst bis zu einer lebensfeindlichen Künstlichkeit beispielhaft für den Ästhetizismus. Sein literarisches Hauptwerk, die beiden Satiren auf das wilhelminische Deutschland, der 1906 veröffentlichte Professor Unrat und besonders Der Untertan von 1918 gehören nicht mehr der Dekadenzliteratur an und orientieren sich in ihrer Gesellschaftskritik und zahlreichen Erzählverfahren am Naturalismus. Gerade sein Frühwerk sollte einen Einfluss auf die darauffolgende Generation, die Expressionisten ausüben.

Neuromantik

Die Neuromantik teilt mit dem Symbolismus die Inszenierung einer Gegenwelt, doch werden diese nicht in zumeist unbelebten Kunsträumen gesucht, sondern in der Natur. Oftmals mystifiziert sie natürliche periphere Landschaften wie Heiden, Sümpfe, Strände oder Wipfel in wunderbare Welten. Dichter wie Agnes Miegel, Börries Freiherr von Münchhausen, Ina Seidel, Ricarda Huch und Gertrud Kolmar führten die Transformation der Moderne nicht selten in Mystifizierungen fort.

Hermann Hesse (1877–1962) gilt in seinem Frühwerk als ihr wichtigster Erzähler, obgleich er stilistisch sich am Realismus Gottfried Kellers und in der Entwicklung seiner Figuren unteranderem an der Analytische Psychologie Carl Gustav Jungs orientierte. Dennoch ist seine Rebellion gegen das Bürgerliche, als ein Aufrechterhalten desselben durch die Individuation, geprägt von Motiven der Romantik, so die Sehnsucht nach Grenzenlosigkeit, die Zivilisationskritik oder die Polarität seiner Helden. In seiner Prosa, besonders in der Novelle Unterm Rad und im Roman Der Steppenwolf ist die Darstellung des Gegensatzes von Natur und Technik genauso augenfällig wie die Kritik an eine rigide Umgebung und der Sehnsucht des Einzelnen nach Bindung. Seine Gedichte gehören zumeist zur traditionellen Erlebnislyrik, darin er sich romantischer Motive wie die der Wanderschaft und abgelegene Orte bedient, sowie durch die Anreden an die Natur ähnlich wie die Romantiker Ausdrucksräume für die seelischen Vorgänge des Lesers schafft, die er durch Weisheitssprüche reflektiert. Beides führt zur ungeheuerlichen Popularität des Lyrikers Hesse und machen ihn zum wohl meistgelesenen Dichter der Neuromantik.

Die Historikerin Ricarda Huch (1864–1947) gilt als die wichtigste Figur der Neuromantik,[17] sofern ihr breites Schaffen einflussreiche literaturwissenschaftlichen Arbeiten zur Romantik, historische Monographien, Novellen und Gedichte umfasst. Ihre traditionell gehaltene Lyrik ist geprägt vom Ideal der Schönheit, einen subjektiven Ausdruck und Übergewicht des Prosaischen. In ihren historischen Novellen folgte sie ihrem Vorbild Conrad Ferdinand Meyer. Bedeutung als Erzählerin erlangte sie mit ihrer dreibändigen Darstellung Der große Krieg in Deutschland, darin sie erstmals gegen eine Geschichte der Großen auch die Verheerungen in der Bevölkerung während des Dreißigjährigen Krieges zeigte. Hans Carossa (1878–1956) verband ähnlich Huch Klassizismus und Romantik, wogegen seine visuelle Ornamentik bereits Einflüsse des Jugendstils und Symbolismus zeigen. Christian Morgenstern ist in seinem von ihm hochgeschätzten Frühwerk stark von der Lebensphilosophie geprägt, doch gehört er mit seinem bedeutenden Schaffen, darunter die Galgenlieder am populärsten wurden, nicht der Neuromantik an, sondern zeigt sich vielmehr als Vorreiter des Dadaismus und abstrakten Expressionismus.

Börries Freiherr von Münchhausen (1874–1945) brachte die Ballade in der Tradition des Realismus – die als letzter Höhepunkt der Balladendichtung vor dem Erzählgedicht Brechts gilt – mit zahlreichen Essays gegen die Literatur der Moderne in Stellung. Der Göttinger Musenalmanach wurde zum Hauptmedium seines antinaturalistischen Programms und Publikationsorgan zahlreicher neuromantischer Gedichte, unteranderem von Agnes Miegel (1874–1964) und Ina Seidel (1885–1974). Die Landschaft als geschichtlich gezeichneter Raum sollte hierbei die Wesenhaftigkeit des Volkes transportieren. Von Münchhausens Lieddichtung, die auf die Jugendbewegung große Wirkung ausübte, hat den Volkston der Romantik und formal die Ballade des Realismus zum Vorbild. In seinen suggestiven Gedichten gibt er die Affirmation mit der Aristokratie auf und evoziert das Lied nicht durch Reime und Strophenform, sondern Satzbau, Wiederholungen und eine sensualistische Bildhaftigkeit. Im Gegensatz zu Seidel, deren liedhaften Schauergedichte sich am Volkslied orientierten, erreichte Miegel die Evokation des Unheimlichen aus einer Formfreiheit, die bisweilen ohne Metrum und feste Strophenform auskommt. Miegel gilt als die bedeutendste Balladendichterin der Neuromantik. Gemeinsam ist den konservativen Balladendichtern, dass sie in der Frühphase ihres Schaffens ihre vorzüglichsten Gedichte verfassten und später nicht mehr daran anzuknüpfen vermochten.

Als bedeutendste Lyrikerin der Neuromantik gilt Gertrud Kolmar (1894–1943), deren Lyrik sich durch eine kräftige, teils visionäre Bildsprache auszeichnet.

Zur neuromantischen Dichtung gehören weiterhin Werke, deren Autoren wegen ihres Hauptwerks oder ihrer Schaffenszeit nicht der Neuromantik zugeordneten werden können, so die populäre Erzählung Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke[18] von Rainer Maria Rilke oder Hanneles Himmelfahrt (UA 1893) von Gerhart Hauptmann.

Die Neuromantik sollte prägend für die phantastische Dichtung während des Dritten Reiches sein, teilweise bekannten sich Dichter wie Miegel und besonders von Münchhausen zum neuen Regime. Andere wie Kolmar wurden wegen ihrer Herkunft Opfer, oder standen wie Huch und Hesse dem Regime kritisch bis feindlich gegenüber.

Jugendstil

Gleich wie die vorgenannten Strömungen gehört der Jugendstil zur Literatur der Jahrhundertwende um 1900. Kennzeichnend für den Jugendstil ist die Anhäufung von Emotionen. Im Gegensatz zum Symbolismus wird die Sprache jedoch nicht durch zahlreiche Metapherebenen zur klanglichen Kühnheit verdichtet, sondern impressionistisch durch die Anrufung von zahlreichen Sinneswahrnehmungen erweitert. Die Dichter des Jugendstils orientierten sich ideell weniger an die Romantik, als an die sinnliche Lyrik Goethes. Wichtige Dichter waren Richard Dehmel und der jüngere Alfred Mombert. Besonders Dehmel erreichte eine unvergleichbare Popularität und galt bis zum Ersten Weltkrieg gar als der bedeutendste Dichter seiner Zeit. Ungeachtet seines früh verblassten Ruhms ist er neben dem ästhetizistischen George und Mombart der wichtigste Anreger für die expressionistische Lyrik. Die Lyrik des Jugendstils kann somit als Transformationsphase zum Expressionismus gedeutet werden.

Heimatkunst

Die Heimatkunst war eine literarische Strömung im deutschsprachigen Raum von etwa 1890 bis 1910. Sie entstand in unmittelbarem Anschluss an den Naturalismus. Der Hauptpropagandist der neuen Bewegung wurde der Schriftsteller und Literaturhistoriker Adolf Bartels, der 1898 in einem Artikel in der Zeitschrift Der Kunstwart erstmals den Begriff „Heimatkunst“ verwendete. Gemeinsam mit Friedrich Lienhard verbreitete er die neuen Anschauungen in der kurzlebigen, in Berlin erscheinenden Zeitschrift Heimat.[19] Wilhelm Stapel, der später Redakteuer des Magazins Deutsches Volkstum wurde und 1912 in der Kunstwartdebatte einen antisemitischen Standpunkt einnahm, plädierte gegen die Großstadtliteratur der 20er Jahre, inderm er die vom George-Kreis gleichfalls vertretene Differenz zwischen Dichter und Literat gegen die Modernisten führte.

Die neue Bewegung sollte vom Sujet der Großstadt weg und in Richtung Heimat und Volkstum gehen. Mit der weiten Auffassung von „Heimat“ ist nicht nur ländliches, sondern auch städtisches Leben gemeint, da auch die Stadt Heimat sein kann. Wie der Naturalismus, von dem sie einige Techniken übernahm, sollte sie neben der Liebe zur Heimat auch Kritik an ihr üben, was ihr nicht durchgehend gelang. In neueren Untersuchungen wurde festgestellt, dass die Heimatkunstbewegung manche Grundgedanken der späteren Ökologiebewegung vorwegnahm. Bekanntester Autor in Deutschland war Hermann Löns mit seinen in der Heide spielenden Romanen, besonders mit dem Historienroman Der Wehrwolf, welcher von Überfällen auf Höfe und den Verteidigungsmaßnahmen der Heidebauern im Dreißigjährigen Krieg handelt. Der Erzähler Gustav Frenssen erreichte mit seinen Romanen, darunter Jörn Uhl, gleichfalls hohe Verkaufszahlen. Marian Szyrocki wies daraufhin, dass die Autoren der Heimatkunst im Gegensatz zu denen der Dorfgeschichte des 19. Jahrhunderts und ihrer Nachfolger wie Peter Rosegger, die Sentimentalität in Aggression umwanden.[20]

Ideologisch waren die meisten Vertreter der Heimatkunst rabiate Antisemiten und als Akteure der völkischen Bewegung oftmals Unterstützer und später Mitglieder der NSDAP. Mit ihrer stilistisch am Realismus eines Gustav Freytags oder frühen Wilhelm Raabes orientierten Poetik und antimodernistische Grundhaltung erreichten sie zum Teil große Verkaufserfolge. Zumeist werden die Texte der Heimatkunst als literarisch wertlos betrachtet und dienen nur noch einer sozialliterarischen und mentalitätshistorischen Untersuchung. Literaturhistorisch bedeutsam sind allein die feuilletonistischen Debatten, so im Düsseldorfer Denkmalstreit, darin sie gegen Heine-Denkmäler und damit die Aufnahme eines Juden in die deutsche Literatur opponierten, in der Kunstwart-Debatte,[21] wo sie als Antisemiten die Literatur der Moderne zum Ausdruck jüdischer Fremdheit stilisierten und bekämpften sowie die Berlin-Provinz Kontroverse, darin sie sich als schärfste Gegner der Modernisten zeigten. Die Heimatliteratur antizipierte die nationalsozialistische Blut-und-Boden-Literatur.[22]

Expressionismus (etwa 1910–1920) und Avantgarde

Else Lasker-Schüler

Der Expressionismus gilt als die letzte große Literaturströmung Deutschlands. Die Avantgarde hat einen Innovationanspruch an die Kunst und erkennt das Reflexionsbedürfniss moderner Dichtung an. Daraus erklärt sich das Experimentieren mit neuen Formen wie die zahlreichen poetologischen Pamphlete. Ihre Antibürgerlichkeit ist zu einer Rebellion gestiegen. Zentren des Expressionismus waren Berlin und Prag.

Die Dichterin Else Lasker-Schüler legte bereits mit ihren zweiten Gedichtband Der siebente Tag 1905 eine Lyrik vor, die im Gegensatz zur vitalistischen Vorgängergeneration nicht mehr im Inhalt eine Radikalität einforderte, sondern diese auch formal einlöste. Bereits in ihrem vier Jahre zuvor erschienenen Band Styx zeigen sich die Charakteristika expressionistischer Lyrik; stilistisch der starke Gebrauch von gewagten Personifikationen und synästhetische Komposita, die Anhäufung sich widersprechender Metapher sowie die Überreizung des symbolistischen Wohlklangs ins Groteske. Ihre Lyrik kann als Beginn des Expressionismus gelten.

Als Initialzündung der expressionistischen Lyrik wird in der Literaturgeschichte oftmals Jakob van Hoddis’ Gedicht Weltende von 1911 angeführt, dessen wenige Zeilen „schienen uns in andere Menschen zu verwandeln“, wie Johannes R. Becher formulierte. Die bedeutendste expressionistische Lyrikanthologie Menschheitsdämmerung wurde von ihrem Herausgeber Kurt Pinthus 1919 mit dem Gedicht eingeleitet. Van Hoddis, der mit Alfred Lichtenstein und Ludwig Rubiner dem surrealistischen Expressionismus zugeordnet wird,[23] vereinigte in seinem nicht grundlos Furore machenden Gedicht das apokalyptische Thema mit dem Absurden und erfüllte somit zwei ästhetische Leitvorstellungen des Expressionismus.

Gottfried Benn, der gerade die Ausbildung zum Mediziner beendet hatte, erregte 1912 Aufsehen mit dem schmalen Band Morgue, darin er Themen in Prosaversen zur Sprache brachte, die bislang kaum dargestellt wurden (beispielsweise Leichenbeschauhaus, Geburt im Kreißsaal und Prostitution). In seinem Erstling erfüllte Benn erstmals die Ästhetik des Hässlichen in einer Drastik, die jeden ästhetizistischen Genuss widersprach. Die Objektivierung des Subjekts als Ausdruck radikaler Ich-Dekonstruktion, wrid zumeist lappidar, gar zynisch von der lyrischen Stimme kommentiert. Der Band erregte teils Empörung, aber auch zustimmende Aufnahme in den expressionistischen Zeitschriften.

Georg Trakl

In Österreich dichtete Georg Trakl eine Lyrik zwischen Symbolismus und Expressionismus, die Traumbilder und Verfall zusammensetzt. Seine Gedichte erschienen zuerst in Zeitschriften, ehe 1913 sein erster Band Gedichte veröffentlicht wurde. 1915 erschien nach seinem Tod Sebastian im Traum.

Georg Heym

Georg Heym hingegen, der ähnlich Trakl aus dem Symbolismus heraus seinen Stil entwickelte, knüpfte Wahn, Dämonie und Schrecken in seinen Gedichten zu einem nicht selten ekstatischen Gesang der Unruhe. Heyms Lyrik zeichnet sich formal durch die Einhaltung strenger Formkunst, nicht selten Sonette bei gleichzeitiger Destruktion der Form aus. Seine Gedichte erschienen in Anthologien, unteranderem in Kurt Hillers Der Kondor sowie in der Zeitschrift Der Sturm. 1912 wurden ausgewählte Gedichte postum im Band Umbra vitae veröffentlicht. Seine Großstadtlyrik prägte nachhaltig das Bild vom Frühexpressionismus als Revolte gegen ihre Zeit.

Ernst Stadler war gleichfalls stark am Symbolismus orientiert und kann mit seinem 1905 veröffentlichten Band Präludium als Spätsymbolist gelten, ehe 1914 sein Band Der Aufbruch erschien. Franz Werfel verband in seiner Lyrik das Erlösungsthema mit dem humanistischen Anliegen der Verbrüderung. Seine rhythmische Lyrik ist formal am stärksten vom Symbolismus entfernt, sofern er Aneinanderreihungen gegenüber Metaphern bevorzugt und die Langzeile gegenüber dem Reim. Albert Ehrenstein brachte den Expressionismus am Eingängigsten zum Ausdruck. Aus dem Sturmkreis ging der abstrakte Expressionismus hervor, dessen Vertreter durch die unmittelbare Arbeit am Material Sprache, durch Änderungen der Syntax und besonders deren Verknappungen einen neuen Ausdruck suchten.

Aus dem surrealistischen Expressionismus, jedoch auch wie dieser durch den Rückgriff auf den Bänkelsang und dem Kabarett, entwickelte sich der Dadaismus, der das bildungsbürgerliche Publikum mit Nonsensliteratur brüskierte. Einflüsse kommen auch vom Surrealismus und Futurismus. Seine bedeutendsten Vertreter waren die Dichter Hugo Ball, Kurt Schwitters und Hans Arp.

In der Prosa waren es Autoren wie Carl Einstein, der in seinem Werk Bebuquin von 1912 die Reflexion in ein Vexierspiel steigerte und weitere in Berlin ansässige Dichter wie Alfred Döblin mit seiner Ermordung einer Butterblume und Gottfried Benn mit Gehirne sowie Georg Heym mit Der Dieb und Gustav Sack mit Im Heu. In Österreich gehörte Robert Musil mit seinen Erzählungen Drei Frauen zu den bedeutenden expressionistischen Erzählern. In seinem Frühwerk, unteranderem in der Erzählung Die Verwandlung ist Franz Kafka gleichfalls zu den Expressionisten zu zählen.[24] Später nahm er surrealistische Elemente in seinem Werk auf.

Der Erste Weltkrieg war eine Zäsur. Einerseits wurden zahlreiche Dichter, die sich als Soldaten gemeldet oder eingezogen wurden, getötet. Andererseits führte nicht selten die Auseinandersetzung mit dem Krieg zu einenm Höhepunkt im Schaffen der Dichter, beispielsweise verfasste Trakl Grodek und August Stramm aus Wortfetzen zusammengesetzte Gedicht Patrouille erschien 1915. Stramms Einfluss auf die Prosa der Expressionisten ist kaum zu unterschätzen. Ernst Toller verfasste nach Kriegsende 1919 sein Drama Die Wandlung und zwei Jahre später sein Hauptwerk Masse Mensch. Bertolt Brecht 1923 aufgeführtes Stück Baal und Trommeln in der Nacht können dem Expressionismus zugeordnet werden. In der Prosa modernisierte Döblin durch seinen Wallenstein die Gattung des historischen Romans grundlegend. Der Tod zahlreicher Expressionisten und das Aufkommen der nationalsozialistischen Herrschaft führte jedoch zu einem Vergessen der Expressionisten, nicht zuletzt weil zahlreiche Vertreter wie Alfred Döblin, Hans Henny Jahnn und Robert Musil ins Exil gehen mussten oder wegen ihrer Zugehörigkeit zur Avantgarde – selbst bei Annäherung zum Regime wie im Falle Gottfried Benns – ausgesondert wurden. Dennoch war der Epxressionismus nicht mit dem Esten Weltkrieg untergegangen, sondern wurde in der Dichtung und Prosa teils fortgeführt, so weisen einige Gedichte Bertolt Brechts in seiner von 1916 bis 1926 entstandenen Hauspostille auf die Epoche hin.

Neue Sachlichkeit und Literatur der Weimarer Republik

Bertolt Brecht (1954)

Nach dem Expressionismus setzte vermehrt eine nüchtern-realistische Haltung ein, die zusammenfassend als Neue Sachlichkeit bekannt wurde. Aktualität, Realismus und Unparteilichkeit waren die Hauptforderungen an die neusachliche Literatur.[25] Die als Gebrauchslyrik genannte Dichtung der Neuen Sachlichkeit wurde überaus populär und wand sich durch das Wiederaufgreifen traditioneller Formen wie die des Sonnetts,[26] den Gebrauch gängiger Metrik, so des fünhebigen Jambus, sowie durch die Aufnahme von Bänkelsang, Couplets und Chansons aus dem Kabarett von den expressionistischen Sprachexperimenten ab. Die Dichter waren nicht selten auch Journalisten wie Erich Kästner[27] (1899–1974) und Kurt Tucholsky (1890–1935) oder mussten sich als Kabarettisten ihren Lebensunterhalt verdienen wie Joachim Ringelnatz[28] (1883–1934), weshab es ihnen stets auf Verständlichkeit und Popularität ihrer Gedichte ankommen musste. Das Sujet Großstadt wird von Tucholsky und Kästner mit Einsamkeit, fehlende Kommunikation und unhintergehbaren Abläufen in Verbindung gebracht, andererseits rückten die Dichter der neuen Sachlichkeit den Alltag in ihrer Beobachtung. Paarbeziehungen wurden zugleich sentimental wie rational betrachtet, woraus sich bisweilen ein zynischer Ton ergab, während sie sich in ihrer politischen Lyrik bissig zeigten, wobei Kästner pessimistisch und Tucholsky kämpferisch war. Die Dichtung des Humoristen Ringelnatz ist kaum politisch und orientiert sich am Sprachspiel der Dadaisten. Kästner gelang mit seinen Gedichtbänden Herz auf Taille ́(1928) sowie Lärm im Spiegel (1929) einen für die Lyrik seltenen kommerziellen Erfolg. Auch Mascha Kaléko (1907–1975) konnte mit ihrem Gedichtband Das Lyrische Stenogrammheft ein großen Erfolg erreichen. Ihre Gedichte inszenieren ein Bild von Weiblichkeit in der Massengesellschaft und machten die soziologische Beobachtung lyrikfähig. Der Österreicher Theodor Kramer (1897–1958), der sich die Lieddichtung Brechts zum Vorbild nahm, verfasste ein umfangreiches Werk an Gebrauchslyrik, das sich durch eine humanistische Skepsis wie Nachsicht auszeichnet.

Die bedeutende Dichtung dieser Zeit findet sich jedoch außerhalb der Gebrauchslyrik der Neuen Sachlichkeit. 1922 gipfelte Rainer Maria Rilkes Sprachkunst in den Duineser Elegien. Gottfried Benn, einer der wenigen Dichtern mit expressionistischer Vergangenheit, setzte seine Montagelyrik fort. Brechts Hauspostille erschien 1927 und revolutionierte die Balladendichtung. Seine Geschichtsdichtung wie die Songs und Choräle stellen neben Rilkes Vollendung der Elegie und Benns Dichtung, den bedeutendsten Beitrag eines deutschen Dichters in den 1920er Jahren zur Literatur der Moderne dar.

Ödön von Horváth (1919)

Im Bereich der Dramatik sind hier Ödön von Horváth, Bertolt Brecht und der Regisseur Erwin Piscator zu nennen. Brechts Episches Theater und Horváths Volksstück gelten als größter Beitrag der Literatur der Neuen Sachlichkeit zur Klassischen Moderne. Das Anti-Volksstück Geschichten aus dem Wiener Wald (UA 1931) wie Kasimir und Karoline (UA 1932) erheben Angehörige des Kleinbürgertums zu bühnentaugliche Figuren eines Theaterstücks. In ihrer überheblichen wie misslungenen Sprachführung offenbaren die Figuren den gesellschaftlichen Zerfall wie die eigenen Verstrickungen. Weitere Dramatiker waren Carl Zuckmayer und Marieluise Fleißer.

Die Epik der Neuen Sachlichkeit setzte sich intensiv mit der sozialen Umgebung auseinander, weshalb Milieustudien, Gesellschaftskritik und politische Analysen überwiegen. Hans Fallada wandte sich von seinem expressionistischen Jugendwerk bereits 1931 mit seinem Roman über die Landvolkbewegung Bauern, Bonzen und Bomben der jüngsten Gegenwart zu. Erich Kästner veröffentlichte im selben Jahr seinen Roman Fabian. Die Geschichte eines Moralisten, einen Zeitroman über das Berlin vor 1933. 1930 war der Roman Erfolg von Lion Feuchtwanger erschienen, dessen Autor 1925 mit Jud Süß den Antisemitismus der Weimarer Republik auf der Folie des historischen Romans als Folge des Neides und der Missgunst der Bevölkerung kenntlich machte. Joseph Roths frühe Romane wie Das Spinnennetz und Hotel Savoy gehören ebenfalls der Neuen Sachlichkeit an. In seinem Debüt wie in zahlreichen folgenden Werken rückte er die Nachkriegszeit in den Mittelpunkt seiner zumeist schmalen Romane. Wenngleich Anna Seghers frühe Erzählungen in ihrer klaren Darstellung der Neuen Sachlichkeit zugerechnet werden können, deutet ihre kühne Metaphorik auf die Spätphase des Expressionismus hin, den Magischen Realismus. Mit seinem Roman Der Streit um den Sergeanten Grischa zeigte Arnold Zweig, dessen Schaffen von der Dekadenzliteratur, über Expressionismus bis in den sozialistischen Realismus reichte, die Unentrinnbarkeit des Individuums aus dem Kriegsgeschehen. Ein großer Bucherfolg wurde Erich Maria Remarques 1929 erschienener Roman Im Westen nichts Neues. Daneben brachte die Neuen Sachlichkeit mindestens drei Genres hervor, den Angestelltenroman, den Hotelroman und Arbeitslosenroman. Ersteres wurde beispielhaft von Irmgard Keun mit Das kunstseidene Mädchen (1932) veröffentlicht. Zweiteres unteranderem von Vicki Baum mit Menschen im Hotel (1929) und Letzteres von Fallada mit Kleiner Mann – was nun? (1932).

Joseph Roth (1926)

Es zeigt sich eine Aktualisierung in der Themenwahl und damit letztlich eine Abkehr von Hybridität und Totalität wie sie den klassischen Roman der Moderne auszeichnet. Als bedeutendster Beitrag der Epik der Neuen Sachlichkeit kann noch vor den Zeitroman der Kinder- und Jugendroman betrachtet werden. Erich Kästners Emil und die Detektive, erschienen 1929, bevorzugte nicht nur das Sujet Großstadt gegenüber Abenteuerwelten, sondern billigte erstmals Kindern eine Autonomie zu, die in früheren Werken der Kinderliteratur nicht vorkam und wurde somit zum Vorläufer zahlreicher Kinder- und Jugendbücher. Er erwarb sich unteranderem mit dem ersten modernen Roman der Kinderbuchliteratur den Rang des bedeutendsten Kinderbuchautor im 20. Jahrhundert.[29]

In der Zwischenkriegszeit entstanden zahlreiche erzählerische Hauptwerke der Klassischen Moderne, darunter 1924 der Zauberberg von Thomas Mann, 1925 Der Prozess von Franz Kafka, 1929 Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin, 1930 Robert Musils erster Band des Mann ohne Eigenschaften und 1932 Radetzkymarsch von Joseph Roth. Gemein ist allen genannten Werken, dass sie nicht der neuen Sachlichkeit zugeschlagen werden können. Abgesehen von Berlin Alexanderplatz weisen sie durch den Zeitraum ihrer Handlung, so bei Mann und Roth bis in das Jahr 1914, also auf die Jahre bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges, nicht auf ihre Gegenwart hin. Der Prozess wurde dagegen als Vorausdeutung des Totalitarismus gelesen. Gemein ist der Mehrheit der genannten Romane, sei es durch den Verweis auf den ersten Weltkrieg oder die Nachkriegszeit, dass die Gefährdung der Republiken vor dem Aufkommen der Diktaturen spürbar geworden ist, das heißt die Folgen der Urkatastrophe noch nicht ausgestanden waren.

Nationalsozialismus und Exilliteratur

Am 30. Januar 1933 wurde den Nationalsozialisten die Macht über das Deutsche Reich übergeben. Noch im selben Jahr fanden im Reich öffentliche Bücherverbrennungen statt. Unabhängige Literatur und Literaturkritik war nicht mehr möglich. Für die deutsche Republik Österreich traf dies erst mit dem Anschluss 1938 zu, auch hier wurden Bücher verbrannt. Vom Regime wurde Blut-und-Boden-Dichtung gefördert, daneben bestand auch mehr oder weniger ideologiefreie Unterhaltungsliteratur.

Exilliteratur

Die NS-Herrschaft bedeutete das Ende der Klassischen Moderne in Deutschland. Insgesamt 1500 namentlich bekannte Autoren gingen, oft über verschlungene Stationen, ins Exil. Bekannten Regimegegnern und Juden hatte in Deutschland die Verfolgung und Ermordung gedroht, wenn sie nicht ins Exil gingen. Im Rahmen der Judenverfolgung wurde die Dichter Gertrud Kolmar und Jakob van Hoddis ermordet, der Romancier Ernst Weiß und der Kulturphilosoph Egon Friedell versuchten der drohenden Verhaftung und späteren Ermordung durch Selbstmord vorzukommen. Ebenfalls Jochen Klepper, der die Verfolgung seiner jüdischen Frau fürchtete. Theodor Kramer überlebte 1938 einen Selbstmordversuch. Selbst wem die Flucht gelang, suizidierte sich wie Ernst Toller und Stefan Zweig im Exil. Der bedeutendste Dramatiker neben Brecht und Schöpfer des neuen Volksstück Ödön von Horváth verunglückte in Paris tödlich. In vielen Staaten der Welt bildeten sich Zentren deutscher Exilliteratur, darunter auch in der deutschsprachigen Schweiz, die besonders für Theaterautoren wichtig war. Angesichts der Masse an Schriftstellern, beinahe jeder von Rang ging ins Exil, kann man kaum von einer thematisch oder stilistisch einheitlichen Exilliteratur sprechen. Autoren, die auch im Exil produktiv blieben, waren unter anderem Thomas und Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Anna Seghers, Franz Werfel und Hermann Broch. Andere, wie Alfred Döblin, Joseph Roth und Robert Musil fanden sich nicht zuletzt wegen ihrer finanziell äußerst angespannten Situation im Exil nur schwer oder gar nicht zurecht, wenngleich sie ihr Werk fortsetzten; Roth mit Erzählungen, besonders der bedeutenden Novelle Die Legende vom heiligen Trinker wie seinem Roman Kapuzinergruft (1938), Robert Musil weiter an seinem Mann ohne Eigenschaften und Döblin veröffentlichte von 1937 bis 1943 sein Erzählwerk November 1918. Eine deutsche Revolution. 1935 erschien Heinrich Manns Spätwerk Die Jugend des Königs Henri Quatre und 1943 schloss Thomas Mann Joseph und seine Brüder ab. Auch Stefan Zweigs Hauptwerk die Schachnovelle, welche postum veröffentlicht wurde, gehört zur deutschen Exilliteratur. Anna Seghers verfasste jedoch mit Das siebte Kreuz (1943) einen populären wie bedeutenden Roman der deutschen Literatur und gemeinsam mit Transit ein weiteres Hauptwerk der Exilliteratur. 1939 wurden Brechts nächstes dichterische Hauptwerk, der Gedichtband Svendborger Gedichte, veröffentlicht. Darin setzte er die Gattung Erzählgedicht fort und erneuerte den Volkston für die deutsche Literatur. Nach dem Krieg blieben zahlreiche Autoren zum Teil im Ausland, einige kehrten zurück. Nachdem Elias Canetti infolge des österreichischen Anschlusses von Wien nach London ausgewandert war, bekam er den Literaturnobelpreis als britischer Staatsbürger. Auffällig ist, dass viele nicht mehr an ihre Leistungen in der Zwischenkriegszeit und im Exil anschließen konnten.

Innere Emigration

Erich Kästner (um 1930)

Wenige kritische Schriftsteller blieben im Land, obwohl sie in Opposition zum Nationalsozialismus standen, sie werden zur so genannten Inneren Emigration gerechnet. Einige unter ihnen betätigten sich für die Unterhaltungsindustrie wie der Moralist Erich Kästner oder konnten im Land verbleiben und arbeiteten im Verborgenen wie der durch eine Ehe mit einer deutschen Nichtjüdin geschützte Romanist Victor Klemperer an seinem LTI. Sich gleichfalls zur inneren Immigration zählend, obgleich sie indifferent gegenüber dem neuen Regime standen, waren die Mehrheit der in Deutschland verbliebenen Autoren aufgrund der Vertreibung und Verfolgung kritischer Stimmen keiner grundsätzlichen Verfolgung mehr ausgesetzt. Wer sich wie der Nationalkonservative Ernst Wiechert gegen das Regime kritisch äußerte, wurde hingegen inhaftiert. Das Regime versuchte Gerhart Hauptmann, einer der repräsentativen Dichterfiguren im Reich, für sich zu gewinnen. Anhänger der Konservativen Revolution, so Ernst Jünger, den die Nationalsozialisten wegen seines soldatischen Nationalismus umwarben, pochte auf seine Indifferenz, während der nationalkonservative Georgekreis an der Frage zu ihrem Verhalten gegenüber dem Dritten Reich zerbrach. Weitere Nationalkonservative Schriftsteller wie Frank Thiess empfahlen sich diskret den neuen Machthabern an oder riefen wie der ehemalige Expressionist Gottfried Benn gar Mai 1933 zur Mitarbeit am neuen Staat auf. Eine hohe Anpassungsfähigkeit wurde von Schriftstellern verlangt, sofern sie ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf ihrer Bücher bestreiten mussten. Auffallend ist die Hinwendung zur Phantastik oder Geschichte der im weitesten Sinne Inneren Emigration während des Dritten Reiches, zumeist handelt es sich bei den Erzeugnissen um parabelhafte Erzählungen, die nicht selten in fernen Zeiten beziehungsweise Räumen spielen wie Auf den Marmorklippen von Ernst Jünger, Schwarze Weiden von Horst Lange, Der Baron Bagge von Alexander Lernet-Holenia, Das einfache Leben von Ernst Wiechert oder Die drei Falken von Werner Bergengrün. Nicht zuletzt junge Autoren wie Heimito von Doderer versuchten durch eine Parteimitgliedschaft ihre Position zu verbessern und wollten die Zeichen der Zeit für ihre Karriere nutzen. Andere wie Günter Eich nahmen ihre Chance zur Durchsetzung auf dem Literaturmarkt wahr. Vertreter des Magischen Realismus wie Wilhelm Lehmann, Peter Huchel und Georg Britting belegen die Kontinuität deutscher Lyrik in Deutschland. Gemeinsam mit den phantastischen Erzählungen dokumentiert die Lyrik den Versuch, widersprüchliche Poetiken der Moderne in einem neuen Verhältnis zu setzen. Die komische Lyrik fand nach den Dichtern der Neuen Sachlichkeit in Eugen Roth einen weiteren Vertreter.

Blut-und-Boden- sowie Völkische Literatur und Parteiliteratur

Österreichische Schriftsteller wie Mirko Jelusich und der Dichter Josef Weinheber waren als Unterstützer des Regimes zu Anerkennung und Preise gekommen. Zahlreiche Unterstützer des NS-Regimes wie Wilhelm Schäfer, Agnes Miegel, Emil Strauß und Rudolf G. Binding sowie die „zweitrangige[n] und parteifromme[n]“ Börries Freiherr von Münchhausen, Hans Grimm, Erwin Guido Kolbenheyer, Werner Beumelburg, Hans Friedrich Blunck und Hanns Johst[30] erlangten als Mitglieder der Preußische Akademie der Künste Sektion Literatur in der nunmehr parteipolitisch ideologisierten Literaturlandschaft Anerkennung. Zahlreiche Parteischriftsteller, völkische Autoren wie Kolbenheyer und Blut- und Boden Literaten wie der ehemalige Expressionist Hans Johst kamen ungeachtet ihrer literarischen Mittelmäßigkeit aus ideologischen Gründen zu Positionen in Institutionen und wurden als neue Autoren einer neuen Zeit hofiert. Der Schweizer Heinrich Anacker und Gerhard Schumann waren die bekanntesten Parteidichter.[31] Die affirmative Literatur des dritten Reiches ist ohne Wert, nicht zuletzt weil die Schaffenskraft seiner Autoren entweder bereits vor ihrer Hinwendung zum Nationalsozialismus versiegt war, so bei von Münchhausen, Kolbenheyer und Johst oder über Schülerdichtung nie hinausgekam, wie bei Baumann und von Schirach. Die Parteidichtung war gegen jede Literarizität gerichtet und ein Werkzeug der Ideologie. Einzig im Falle Weinhebers führte die politische Indienstnahme seiner Dichtung zum Abfall eines Werkes.

Literatur nach 1945

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sprach man von einem literarischen Nullpunkt. Die „Trümmerliteratur“ beschrieb eine zusammengebrochene Welt, bald besann man sich aber darauf, versäumte Entwicklungen der Weltliteratur nachzuholen, erst jetzt, über zwanzig Jahre nach seinem Tode, wurde Franz Kafka entdeckt. In Westdeutschland formierte sich die Gruppe 47, deren lose assoziierten Mitglieder tonangebend in der Nachkriegsliteratur waren. Die Wiener Gruppe praktizierte innovative Formen der Lyrik.

Mit dem Entstehen neuer deutscher Staaten entstanden unterschiedliche Bedingungen für die Literatur. Im Folgenden werden die deutsche Literatur der BRD, der DDR, Österreichs und der Schweiz getrennt dargestellt, die Unterschiede sollten aber nicht überbewertet werden: Immerhin handelt es sich um eine gemeinsame Sprache und, mit Ausnahme der DDR, um einen gemeinsamen Markt.

Bundesrepublik Deutschland

Unmittelbar nach 1945 wurden der Schrecken des Krieges und die Situation der Heimgekehrten von einer jungen Autorengeneration dargestellt. Eine eigenständige Fortführung der Moderne zeigte sich bei den wichtigsten Autoren der Kurzgeschichte, einer Gattung aus der US-Amerikanischen Literatur. Heinrich Böll wurde zu ihrem wichtigsten Repräsentanten in Deutschland. Gleich Ernest Hemingway bevorzugte er eine realistische Erzählweise unter Aussparung schmückender Worte und in knappen Sätzen. Weitere wichtige Autoren der Gattung waren Wolfgang Borchert und Wolfdietrich Schnurre. Bedeutendster Dichter der Trümmerliteratur ist Günter Eich, der in seinen zumeist kurzen Gedichten die Zerstörung mit kargen Aufzählungen kenntlich machte. Marie-Luise Kaschnitz zeigte in ihrer Lyrik gleichfalls die Brüchigkeit und den ungewissen Zeithorizont nach Kriegsende durch den Gebrauch isoliert wirkender Worte in formal an die Tradition orientierten Gedichten. Auffällig ist ein starker Rückgang des Reims. Das Drama Draußen vor der Tür von Bochert gehört ebenfalls zu den exemplarischen Werken der Zeit.

1948 erschienen Gottfried Benns Statische Gedichte. Der wegen seiner Unterstützung des neuen Regimes besonders von den heimgekehrten Exilanten isolierte Dichter kehrte zurück. Die Gedichte umfassen neben der Montagelyrik, poetische Porträts und reformulieren die Spruchdichtung nunmehr negativ als Einsicht in die Unerfüllbarkeit. In ihrer Hybridität und Heterogenität, einer stets vom Dichter vertretenen Einsicht in die Unerlösbarkeit des Subjekts wie die Hinwendung zur Gestalt, sind sie eine Kritik wie Widerspiegeln der Moderne. Die Gleichzeitigkeit von Stabilität und Umbruch zeichnen auch die nachfolgenden Werke des Lyrikers aus. Das Spätwerk Benns wird zur Klassischen Moderne und nicht zur Nachkriegsliteratur gezählt.

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Günter Grass (2006)

Nach dem Einsetzen des deutschen Wirtschaftswunders, konzentrierte man sich auf die Gegenwart. Die Veranstaltungen der Gruppe 47 gewährten jungen Schriftstellern ein Podium, um sich auf dem Literaturmarkt etablieren zu können. Neben Böll, Eich und Schnurre nahmen auch später bekannte Autoren wie Hans Magnus Enzensberger, Martin Walser, Ilse Aichinger und Siegfried Lenz oder Günter Grass an den Treffen teil. 1952 bis 1956 erschien Werner Riegels und Peter Rühmkorfs Zeitschrift Zwischen den Kriegen, und der dort debütierende Rühmkorf wurde zu einem einprägsamen lyrischen Autor für zwei Generationen. Enzensberger zeitkritischer Lyrikband Verteidigung der Wölfe aus dem Jahre 1957 polemisierte mit politischer Lyrik gegen die Gesellschaft.

1959 erschien der bedeutendste Roman eines deutschen Erzählers der Nachkriegszeit, die Blechtrommel des späteren Nobelpreisträgers Günter Grass. Der Roman spielt mit zahlreichen Erzählverfahren der Moderne wie des magischen Realismus sowie der Tradition, besonders mit dem barocken Schelmenroman. Oberflächlich eine Rekonstruktion der Biographie des Helden im Stil pittoresker Romane wird die NS-Vergangenheit dekonstruiert. Der Roman gilt nicht nur als Durchbruch des Autors, sondern verschaffte der deutschen Literatur nach 1945 auch außerhalb des Landes Gehör und bedeutete für die junge Literatur der Republik ein Gleichziehen mit der internationalen Literatur.

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Paul Celan im Alter von 18 Jahren

Der Dichter Paul Celan verfasste hermetische Gedichte, die teils aus schwer deutbaren Chiffren bestehen und anfangs die Zeitgenossen irritierten. Seine Todesfuge gilt als eindringlichste lyrische Begegnung mit dem Holocaust. 1952 erschien sein Hauptwerk Mohn und Gedächtnis, darin er in zahlreichen Liebesgedichten und Psalmen einen klaren Sprachklang, schwer zu deutende Bilder das Schweigen und Verstummen der Sprache ineinander setzt. Es folgte 1959 der Gedichtband Sprachgitter. Celan gilt als einer der bedeutendsten deutschen Lyriker nach 1945.

Ein Echo auf die Literatur der Moderne sind Uwe Johnsons Hauptwerk Jahrestage, das Schaffen des experimentierfreudigen Erzählers Arno Schmidt und die Zeitromane von Wolfgang Koeppen. Hans Erich Nossack und Ernst Kreuder führten die Phantastik fort. Ebenfalls zur Spätmoderne gehören die Dichter der Konkreten Poesie Eugen Gomringer und Helmut Heißenbüttel, deren Experimente auf den Dadaismus, den abstrakten Expressionismus wie Surrealismus zurückgehen. In den 60er Jahren wurden Impulse aus Frankreich von einigen deutschen Autoren aufgenommen. Ror Wolf war vom Nouveau roman geprägt. Wolfgang Hildesheimer schrieb absurde Dramen zu einer Zeit, als die Theaterlandschaft noch immer von Bertolt Brecht geprägt war. Sein Roman Marbot. Eine Biographie, aber auch seine Kurzgeschichten Lieblose Legenden weisen auf die Postmoderne voraus.

Ab 1962 bildete sich um die Zeitschrift pardon die Neue Frankfurter Schule mit v. a. F. W. Bernstein, Robert Gernhardt und F. K. Waechter heraus, die nicht nur als Lyriker stilistische Innovatoren wurden. Bekanntester Romancier der NFS ist Eckhard Henscheid. Gernhardt gilt nicht zuletzt mit seiner Spätlyrik als wichtiger Vertreter der komischen Lyrik nach 1945.

Mit dem Vietnamkrieg und der 68er-Bewegung besann man sich auf das politische Gedicht (Hans Magnus Enzensberger, Erich Fried) und das politische Drama (Peter Weiss, Rolf Hochhuth, Heinar Kipphardt). Herausragender deutschsprachiger Pop- und Underground-Lyriker der 1960er und 70er Jahre war Rolf Dieter Brinkmann. Eine dem entgegengesetzte Tendenz war die „Neue Subjektivität“, die Beschäftigung mit privaten Themen, welche besonders in Lyrikern wie Erich Fried, der mit seinen Liebesgedichten breite Leserschichten erreichte, Nicolas Born, Wolf Wondratschek, Ulla Hahn, Jürgen Theobaldy zahlreiche Vertreter fand. Der zu Beginn seines Schaffens experimentelle Peter Handke gehört mit Erzählungen aus seinem mittleren Schaffen, darunter Die Angst des Tormanns beim Elfmeter, ebenfalls zur Strömung, sowie die Erzähler Gabriele Wohmann, Peter Schneider und Martin Walser mit seinem wichtigsten Werk Ein fliehendes Pferd. In den 1980er Jahren wurde Botho Strauß mit seinen Dramen, die gegen das politische Dokumentartheater gerichtet waren, auf zahlreichen deutschen Bühnen gespielt.

Deutsche Demokratische Republik

Die DDR definierte sich selber als „Literaturgesellschaft“ (der Begriff stammt von Johannes R. Becher),[32] sie kämpfte gegen die vermeintliche „Poesiefeindlichkeit“ des Westens und gegen die Ghettoisierung einer Hochkultur. Eine Demokratisierung sollte auf Ebene der Produktion, der Distribution und der Rezeption durchgeführt werden. Allerdings wurde durch die Zensur der Begriff der Demokratisierung ad absurdum geführt, da der Staat versuchte, die Literatur zu instrumentalisieren und für seine Zwecke, d. h., für die des Realsozialismus, zu verwenden. Die Literatur der DDR ist noch weiter als die Literatur des Westens vom Rang der Klassischen Moderne entfernt. Ausnahmen stellen einerseits die zurückgekehrten Exilanten Brecht und Seghers dar, die als Vertreter der Moderne ihr Schaffen nach 1945 in der DDR fortsetzten. In seinem Zyklus Buckower Elegien formulierte Brecht in 21 Gedichten die Spannung zwischen Utopie und alltäglicher Realität. Die Naturlyrik, welche die Gegenwart des Menschen miteinschließt wie die mahnenden politischen Gedichte erfüllen den Anspruch auf eine Erhaltung des Subjekts nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges. Seghers, deren Hauptwerke in der Weimarer Zeit und im Exil entstanden, verfasste weiterhin zahlreiche Erzählungen, wenngleich nur wenige an ihren Erzählungen der Weimarer Republik heranreichten. Andererseits stellte die Lyrik Johannes Bobrowskis sowie die Naturlyrik der 1963 ausgewanderten Dichterin Sarah Kirsch einen ebenfalls bedeutenden Beitrag zur deutschen Literatur nach 1945 dar.

Die bekanntesten Dramatiker Heiner Müller und Peter Hacks, der nicht nur mit seinem Stück Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe (UA 1976) einen nahezu beispiellosen Bühnenerfolg erreicht hatte, sind im 21. Jahrhundert auf den Theaterbühnen weitgehend vergessen. Ein weiterer Dramtiker ist Volker Braun. Ihnen erging es ähnlich wie den westdeutschen Dramatikern ihrer Zeit, deren Werke nur noch einen dokumentarischen Charakter besitzen.

Von den systemnahen Autoren sind vor allem der Parteidichter Kurt Barthel, der Dichter wie Literaturfunktionär Stephan Hermlin, welcher auch als Förderer junger Lyriker hervortrat und der Erzähler Hermann Kant zu erwähnen. Jüngere Autoren wie die später ausgewanderten Dichter Günther Kunert, Thomas Brasch, Reiner Kunze und der Liedermacher Wolf Biermann prägten die Dichtung der DDR in den 70er Jahren. Populär wurden mit traditionellen Gedichten Eva Strittmatter und Heinz Kahlau. Feministische Literatur wurde von Christa Wolf und Irmtraud Morgner verfasst. Erzähler wie Christoph Hein oder auch Wolf boten Lesern aus dem Westen die Möglichkeit DDR-Literatur zu konsumieren, ohne sich die widrigen Verhältnisse einzeln vor Augen führen zu müssen. Als Vertreter der Jugendbuchliteratur wurde Ulrich Plenzdorf mit seinem Roman Die neuen Leiden des jungen W. bekannt. Gleichfalls zu den bekannten Autoren von Kinder- und Jugendliteratur gehörte Franz Fühmann, besonders mit seinen Nacherzählungen antiker Sagen. Wolfgang Hilbig schloss an die existenzielle Literatur an. Gleichfalls etablierte sich seit den 1980er Jahren eine Untergroundliteratur, die als Szeneliteratur kaum Widerhall fand. Als bedeutendstes Erzählwerk eines DDR-Autors gilt der 1969 veröffentlichte Roman Jakob der Lügner von Jurek Becker.

Unterhaltungsschriftsteller wie Stefan Heym, Bruno Apitz mit seinem Hauptwerk Nackt unter Wölfen, Erwin Strittmatter mit Ole Bienkopp und Dieter Noll mit Die Abenteuer des Werner Holt erreichten hohe Auflagen.

Österreich

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1902 Theodor Mommsen (DE)
1908 Rudolf Eucken (DE)
1910 Paul Heyse (DE)
1912 Gerhart Hauptmann (DE)
1919 Carl Spitteler (CH)
1929 Thomas Mann (DE)
1946 Hermann Hesse (CH/DE)
1966 Nelly Sachs (DE/SE)
1972 Heinrich Böll (DE)
1981 Elias Canetti (UK/CH)
1999 Günter Grass (DE)
2004 Elfriede Jelinek (AT)
2009 Herta Müller (RO/DE)
2019 Peter Handke (AT)

Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühten sich insbesondere die Wiener Gruppe um Gerhard Rühm und H. C. Artmann sowie Autoren wie Albert Paris Gütersloh und Heimito von Doderer um Anknüpfungspunkte an die durch den Austrofaschismus und die Zeit des Nationalsozialismus verschüttete moderne Tradition.

Die Affinität zum Sprachspiel ist eine Konstante in der Literatur Österreichs, zu den bekannteren Vertretern gehören Ernst Jandl und Franzobel. Wichtige Lyrikerinnen waren Friederike Mayröcker und Christine Lavant.

Erich Fried emigrierte nach Großbritannien.

Eine Blüte erlebte die Literatur in Österreich in den 1960er und 70er Jahren, als mit Autoren wie Peter Handke, Ingeborg Bachmann und Thomas Bernhard die deutsche Literaturlandschaft nachhaltig verändert wurde. In dieser Tradition arbeiten auch bedeutende zeitgenössische Autoren wie beispielsweise Ruth Aspöck, Sabine Gruber, Norbert Gstrein, Elfriede Jelinek, Christoph Ransmayr, Werner Schwab, O. P. Zier, Robert Menasse, Eva Menasse, Arno Geiger, Robert Seethaler und Paulus Hochgatterer.

Schweiz

Anders als in Deutschland oder Österreich gab es mit 1945 keinen grundlegenden Einschnitt in der deutschen Literatur der Schweiz. Die wichtigsten Deutschschweizer Autoren sind Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch. Beide schrieben Romane und Dramen, Frisch eher intellektuell, Dürrenmatt eher pointiert-grotesk. Dürrenmatt schuf mit seinen Dramen Besuch der alten Dame (UA 1956) und Die Physiker (UA 1962) die nachhaltigsten Theaterwerke deutscher Sprache nach 1945. Frisch ist vor allem als Erzähler von Bedeutung. Sein Romanschaffen, darunter der modernistische Roman Stiller wie sein bekanntestes Werk Homo Faber, übte einen starken Einfluss auf die nachfolgende Literatur aus.

Weitere bekannte Schweizer Autoren, die oft im Schatten der beiden großen standen, sind etwa Peter Bichsel, Thomas Hürlimann, Hugo Loetscher, Adolf Muschg oder Urs Widmer. Die wichtigste literarische Vereinigung der Schweiz war die Gruppe Olten, sie bestand von 1971 bis 2002.

Deutschsprachige Auslandsliteraturen

In vielen Ländern mit deutschen Minderheiten sind eigene deutschsprachige Literaturen entstanden, die mehr oder weniger mit der deutschen Literatur des Binnensprachraums in Verbindung stehen, teilweise aber auch isoliert sind. Solche deutschsprachigen Auslandsliteraturen haben sich in Nordamerika (Deutschamerikanische und Deutschkanadische Literatur) entwickelt, des Weiteren in mehreren Staaten Südamerikas (Deutschbrasilianische, Deutschargentinische und Deutschchilenische Literatur). In Afrika gibt es durch die deutsche Kolonialvergangenheit und die Einwanderung deutscher Siedler im 19. und frühen 20. Jahrhundert deutschsprachige Literaturen in Namibia und Südafrika. In Europa bestehen deutschsprachige Minderheitenliteraturen unter anderem in Italien (Südtirol), Frankreich (Elsass), Belgien (Eupen-Malmedy), Dänemark (Nordschleswig), Polen (Westliches Oberschlesien), Russland (Wolgadeutsche, Russlanddeutsche) und Rumänien (Rumäniendeutsche Literatur) sowie im Baltikum die Deutschbaltische Literatur. Kennzeichen auslandsdeutscher Literatur, vor allem in Übersee, ist die Publikation literarischer Texte in Kalendern und Jahrbüchern. Eine wichtige Rolle bei der Verbreitung dieser Literaturen spielt auch die vor Ort erscheinende auslandsdeutsche Presse.

Rumäniendeutsche Literatur

Der meistgelesene zeitgenössische rumäniendeutsche Autor, der in Rumänien wirkt, ist Eginald Schlattner. Mittlerweile in Deutschland schreibt die Banater Autorin Herta Müller. Vorher wirkte Adolf Meschendörfer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Kronstadt.

Obwohl die meisten deutschsprachigen Menschen aus Rumänien ausgewandert sind, hat sich im Banat eine neue Literaturgruppe Die Stafette zusammengefunden, aus der neue deutschsprachige Autoren, die die Rumäniendeutsche Literatur weiterführen, hervorgehen könnten.

Deutschsprachige Literatur der Gegenwart

In den 1990er Jahren erlebte die deutschsprachige Literatur einen vorübergehenden Boom an Debütantinnen und Jungautoren. Diese Erscheinungen waren zum Teil vom Buchmarkt gesteuert, der seit 1945 enorm angewachsen ist und spätestens seit 1990 so groß ist, dass jede Literatur ohne Medienecho oder Bewerbung nur schwer über die Wahrnehmungsschwelle kommt.

Unter den Sammelbegriff Popliteratur wurde in den 1990er Jahren eine Reihe jüngerer Autoren gefasst, die sich sprachlich und ästhetisch an der Popkultur in Musik und Werbung orientierten, am bekanntesten und folgenreichsten u. a. Benjamin von Stuckrad-Barre, Alexa Hennig von Lange oder Christian Kracht (Faserland). Auch die Autoren Thomas Meinecke, Andreas Neumeister und Rainald Goetz werden mit der Popliteratur assoziiert. Insbesondere Christian Kracht wird von der Literaturwissenschaft allerdings zunehmend in einem postmodernen Sinne verstanden und gelesen.[33]

Als postmoderne deutschsprachige Roman-Autoren seien Hans Wollschläger und Walter Moers sowie die Österreicher Oswald Wiener, Christoph Ransmayr und Marlene Streeruwitz genannt. Aus England meldete sich W. G. Sebald zu Wort mit Aufsehen erregenden Polemiken zur deutschen Nachkriegsliteratur und die Genre­grenzen von Roman, Biografie und Reiseliteratur ignorierenden oder bewusst überschreitenden Texten.

Zudem haben seit den 1990er Jahren im deutschsprachigen Raum multikulturelle Literaturen wieder an Bedeutung gewonnen; z. B. hat sich eine deutsch-türkische Literatur etabliert, deren Wurzeln in der sogenannten Interkulturelle – oder Migrationsliteratur der 1960er Jahre liegen. Als türkischstämmige Schriftsteller gehören Feridun Zaimoglu und Osman Engin heute zu den prominenten Gegenwartsautoren deutscher Sprache. Auch Vertreter anderer multikultureller Literaturen, wie Wladimir Kaminer oder Rafik Schami, sind in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur bekannte Autoren.

Einer der wichtigsten Lyriker seit Ende der 1980er Jahre ist neben Marcel Beyer, Durs Grünbein und Uwe Kolbe vor allem Thomas Kling (1957–2005), der mit seiner oft phonetisch orientierten Schreibweise für belebende Akzente in der deutschsprachigen Poesie gesorgt hat. Zu den bekanntesten Stimmen der deutschsprachigen Lyrik des 21. Jahrhunderts gehören u. a. Monika Rinck, Steffen Popp, Jan Wagner, Ann Cotten und Safiye Can.

Herausragende zeitgenössische Romanautoren sind unter anderem Thomas Brussig, Dietmar Dath, Arno Geiger, Thomas Glavinic, Maxim Biller, Daniel Kehlmann, Wolfgang Herrndorf, Felicitas Hoppe, Sibylle Lewitscharoff, Robert Menasse und seine Halbschwester Eva Menasse, Martin Mosebach, Hanns-Josef Ortheil, Marion Poschmann, Ulrich Peltzer, Ralf Rothmann, Eugen Ruge, Robert Seethaler, Bernhard Schlink, Ingo Schulze, Uwe Tellkamp, Uwe Timm, Birgit Vanderbeke und Juli Zeh, zu den bekanntesten Dramatikern gehören Albert Ostermaier, Moritz Rinke oder Roland Schimmelpfennig.

Der aktuellen deutschsprachigen Literatur wird oft politische Indifferenz vorgeworfen sowie ein Kreisen um autobiografische Themen aus der Kindheit. Ein Kontrapunkt ist hier die Verleihung des Literaturnobelpreises 2004 an Elfriede Jelinek, die politisch und feministisch engagierte Literatur schreibt. Der mit dem Deutschen Buchpreis 2014 ausgezeichnete Roman Kruso von Lutz Seiler wird zwar als Beispiel für den Blick vom historischen Geschehen weg auf die Intimität der Protagonisten gedeutet. Diese „Verweigerung eindeutiger Gesten“ in Literatur und Politik sei jedoch eine Provokation: „Poesie ist Widerstand“, sagt einer der Romanhelden. „Bekennt man sich im ehemaligen Westen zu einem offensiven Realismus, halten die Ost-Schriftsteller an dem Versteckspiel fest, das einmal überlebensnotwendig war.“[34]

Feministisches Engagement ist auch der Kern der literarischen Werke von Marlene Streeruwitz.

Zur deutschsprachigen Literatur gehören auch Übersetzungen aus allen Weltsprachen, welche in den deutschsprachigen Ländern erscheinen; in der Belletristik machen sie zum Beispiel die Hälfte aller Neuerscheinungen aus.[35]

Deutschsprachige Genreliteratur der Gegenwart

Unter den sich auf ein Genre festlegenden und auch in Serie schreibenden Autoren sind für den deutschsprachigen Raum nennenswert:

Siehe auch

Portal: Deutsche Literatur – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Deutsche Literatur

Literatur

Einbändige Literaturgeschichten

  • Wolfgang Beutin u. a.: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart 1979, ISBN 3-476-02247-1. (7., erweiterte Auflage 2008)
  • Peter J. Brenner: Neue deutsche Literaturgeschichte: Vom „Ackermann“ zu Günter Grass. Niemeyer, Tübingen 1996, ISBN 3-484-10736-7. (2., aktualisierte Auflage 2004)
  • Gerhard Fricke u. a.: Geschichte der deutschen Literatur. 20. Auflage. Schöningh, Paderborn 1988.
  • Claus Gigl: Deutsche Literaturgeschichte: Abitur-Wissen. Stark, Freising 1999.
  • Hilmar Grundmann: Deutsche Literaturgeschichte für Lehrer. (= Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik. 394). Heinz, Stuttgart 2001.
  • Heinrich Haerkötter: Deutsche Literaturgeschichte. 62., aktualisierte Auflage. Winkler, Darmstadt 2002.
  • Fritz Martini: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 19., neu bearbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 1991, ISBN 3-520-19619-0 (Lizenzausgabe KOMET-Verlag, Köln 2003, ISBN 3-89836-381-3), Standardwerk
  • Albert Meier, Olaf Koch: Neuere deutsche Literaturgeschichte online (Barock > Moderne). Entwicklungsgeschichte der Neueren deutschen Literatur vom 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert als Abfolge von Stil-Epochen. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 2021. (academia.edu)
  • Friedrich Neumann: Geschichte der altdeutschen Literatur 800–1600. Berlin 1966.
  • Helmut Nürnberger: Geschichte der deutschen Literatur. 25., völlig neu bearbeitete Auflage. Bayerischer Schulbuch-Verlag, München 2006.
  • Hans Gerd Rötzer: Geschichte der deutschen Literatur. Epochen, Autoren, Werke. 2., veränderte und erweiterte Auflage. Buchner, Bamberg 2000.
  • Kurt Rothmann: Kleine Geschichte der deutschen Literatur. 17. Auflage. Reclam, Stuttgart 2001.
  • Viktor Žmegač (Hrsg.): Kleine Geschichte der deutschen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Marix, Wiesbaden 2004, ISBN 3-937715-24-X.

Mehrbändige Literaturgeschichten

Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Begründet [1949][36] von Helmut de Boor und Richard Newald. Beck, München 1971 ff. (12 Bände geplant, erschienene Bände und Teilbände teilweise in neuerer Bearbeitung)

  • Band 1: Die deutsche Literatur von Karl dem Großen bis zum Beginn der höfischen Dichtung: 770–1170. Bearbeitet von Herbert Kolb. 9. Auflage. Beck, München 1979, ISBN 3-406-06088-9.
  • Band 2: Die höfische Literatur: Vorbereitung, Blüte, Ausklang; 1170–1250. Bearbeitet von Ursula Hennig. 11. Auflage. Beck, München 1991, ISBN 3-406-35132-8.
  • Band 3: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter.
    • Teil 1: Zerfall und Neubeginn: 1250–1350. Neubearbeitet von Johannes Janota. 5., neubearbeitete Auflage. Beck, München 1997, ISBN 3-406-40378-6.
    • Teil 2: Reimpaargedichte, Drama, Prosa. Bearbeitet von Ingeborg Glier. Beck, München 1987, ISBN 3-406-00713-9.
  • Band 4: Die deutsche Literatur vom späten Mittelalter bis zum Barock.
    • Teil 1: Das ausgehende Mittelalter, Humanismus und Renaissance: 1370–1520. Neubearbeitet von Hedwig Heger. 2. Auflage. Beck, München 1994, ISBN 3-406-37898-6.
    • Teil 2: Das Zeitalter der Reformation: 1520–1570. Bearbeitet von Hans Rupprich. Beck, München 1973, ISBN 3-406-00717-1.
  • Band 5: Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock: Vom Späthumanismus zur Frühaufklärung 1570–1740. Bearbeitet von Volker Meid. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58757-3.
  • Band 6: Von Klopstock bis zu Goethes Tod.
    • Teil 1: Aufklärung, Sturm und Drang, frühe Klassik: 1740–1789. Bearbeitet von Sven Aage Jørgensen; Klaus Bohnen; Per Øhrgaard. Beck, München 1990, ISBN 3-406-34573-5. (Sonderausgabe 1999. Früher unter dem Titel: Richard Newald: Ende der Aufklärung und Vorbereitung der Klassik. Später auch unter dem Titel: Sven Aage Jørgensen: Aufklärung, Sturm und Drang, Frühe Klassik.)
  • Band 7: Die deutsche Literatur zwischen Französischer Revolution und Restauration.
    • Teil 1: Das Zeitalter der Französischen Revolution: 1789–1806. Bearbeitet von Gerhard Schulz. 2., neubearbeitete Auflage. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46700-8.
    • Teil 2: Das Zeitalter der Napoleonischen Kriege und der Restauration: 1806–1830. Bearbeitet von Gerhard Schulz. Beck, München 1989, ISBN 3-406-09399-X.
  • Band 9: Geschichte der deutschsprachigen Literatur.
    • Teil 1: 1870–1900: Von der Reichsgründung bis zur Jahrhundertwende. Bearbeitet von Peter Sprengel. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44104-1.
    • Teil 2: 1900–1918: Von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Bearbeitet von Peter Sprengel. Beck, München 2004, ISBN 3-406-52178-9.
  • Band 10: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1918 bis 1933. Bearbeitet von Helmuth Kiesel. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-70799-5.
  • Band 12: Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis zur Gegenwart. Bearbeitet von Wilfried Barner. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54220-4.
  • Band 18:Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1830–1870. Bearbeitet von Peter Sprengel. Beck, München 2020, ISBN 978-3-406-00729-3.

Literaturgeschichten mit Primärtexten

  • Die deutsche Literatur. Ein Abriss in Text und Darstellung. Reclam, Stuttgart 2000, ISBN 3-15-030022-3, (Insgesamt 17, auch einzeln erhältliche Bände zu verschiedenen Epochen).

Digitale Sammlungen

Nachschlagewerke

  • Gunter E. Grimm, Frank Rainer Max (Hrsg.): Leben und Werk deutschsprachiger Autoren vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Stuttgart, Reclam 1993, ISBN 3-15-010388-6.
    (Auch in Einzelausgaben zu verschiedenen Epochen erhältlich.)
  • Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. 2 Teilbde., Saur Verlag: München (65. Jahrgang) 2006/07, ISBN 3-598-23591-7. Mit biographischen Daten, Adresse, Mitgliedschaften und literarischen Preise von 12.011 lebenden Verfasserinnen und Verfassern schöngeistiger Literatur in deutscher Sprache sowie 165.000 Veröffentlichungen.
  • Horst Dieter Schlosser: dtv-Atlas Deutsche Literatur. Illustriert von Uwe Goede. dtv 3219, München 2002, ISBN 3-423-03219-7.
  • Wulf Segebrecht: Was sollen Germanisten lesen? Ein Vorschlag. 3., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Schmidt, Berlin 2006, ISBN 3-503-09806-2.
  • Stephan Müller (Hrsg.): Die Autoren der deutschsprachigen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart: Verfasser-Datenbank. De Gruyter, Berlin 2012 ff., ISBN 978-3-11-026788-4.

Weblinks

Wikisource: Deutsche Texte – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Annette Zwahr, Armin Mueller-Stahl: Brockhaus-Enzyklopädie. In: Brockhaus Enzyklopädie. NE GmbH | Brockhaus, abgerufen am 25. Januar 2022.
  2. Herbert Walz: Die deutsche Literatur im Mittelalter. Kindler, München 1976, ISBN 3-463-00654-5, S. 17.
  3. Dorothea Klein: Mittelalter. 2. Auflage. Metzler, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-476-02596-8, S. 140.
  4. Dorothea Klein: Mittelalter. 2. Auflage. Metzler, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-476-02596-8, S. 141.
  5. Dorothea Klein: Mittelalter. 2. Auflage. Metzler, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-476-02596-8, S. 142.
  6. Herbert Walz: Die deutsche Literatur im Mittelalter. Kindler, München 1976, ISBN 3-463-00654-5, S. 32–33.
  7. Dorothea Klein: Mittelalter. 2. Auflage. Metzler, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-476-02596-8, S. 142–143.
  8. Vgl. etwa Bernhard Sowinski: Lehrhafte Dichtung des Mittelalters. Stuttgart 1971. Werner Richter: Lehrhafte Dichtung. In: RL. Band 2, 1965, S. 31–37.
  9. Dorothea Klein: Mittelalter. 2. Auflage. Metzler, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-476-02596-8, S. 143–153.
  10. Hans Rupprich, Neubearbeitet von Hedwig Heger: Geschichte der deutschen Literatur. Bd. 4/1: Das ausgehende Mittelalter, Humanismus und Renaissance 1370-1520. 2. Auflage. München 1994; Thomas Cramer: Geschichte der deutschen Literatur im späten Mittelalter. 3., aktual. Auflage. München 2000; Heinz Otto Burger: Renaissance, Humanismus, Reformation. Deutsche Literatur im europäischen Kontext. Bad Homburg v.d.H. 1969.
  11. Markus Meumann schreibt 2008 „Der in der neueren Thomasius-Literatur nahezu omnipräsente Beiname 'Vater der deutschen Aufklärung' findet sich laut der Zusammenstellung bei Max Fleischmann (Hrsg.): Christian Thomasius. Leben und Lebenswerk. Halle 1931, S. 225–248, erstmals 1928 bei Ferdinand Josef Schneider. Die Verküpfung von Thomasius' Namen mit dem Beginn der Aufklärung geht jedoch schon auf das späte 18. Jahrhundert zurück; seit ca. 1860/70 ist dann eine merkliche Konjunktur dieser Sichtweise zu beobachten, die sich im 20. Jahrhundert unter immer positveren Vorzeichen fortsetzt.“ So Meumann, Markus: Diskursive Formationen zwischen Esoterik, Pietismus und Aufklärung: Halle um 1700. In: Monika Neugebauer-Wölk (Hrsg.): Aufklärung und Esoterik. Rezeption - Integration - Konfrontation. (= Hallesche Beiträge zur Europäischen Aufklärung). Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2008, S. 78. Anm. 4.
  12. Hermann Wiegmann: Die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, ISBN 3-8260-2972-0, S, S. 38.
  13. Jörg Schuster: Zur Einführung. In: Mathias Mayer und Julian Werlitz (Hrsg.): Hofmannsthal-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2016, S. 130.
  14. Peter Sprengel: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900–1918. Von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. In: Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Band 12, München 2004, ISBN 3-406-52178-9, S. 592.
  15. Mario Zanucchi: Transfer und Modifikation. Die französischen Symbolisten in der deutschsprachigen Lyrik der Moderne (1890–1923). De Gruyter, Berlin/Boston 2016, S. 393.
  16. Hermann Kurzke: Bruder Hitler. Thomas Mann und das Dritte Reich. In: Schopenhauer Jahrbuch, Bd. 71, S. 128.
  17. Barbara Becker-Cantarino: Schrifstellerin der Romantik. Epoche, Werke, Wirkung. Beck, München 2000, S. 265.
  18. Bruno Markwardt: Das Zwanzigste Jahrhundert (= Geschichte der deutschen Poetik. Bd. 5). Berlin 1967, S. 256.
  19. Adolf Bartels: Heimatkunst. In: Heimat. Blätter für Litteratur und Volkstum, Jg. 1, Januar 1900, S. 10–19.
  20. Marian Szyrocki: Geschichte der deutschsprachigen Literatur vom Ausgang des 19. Jahrhunderts bis 1945. Państwowe Wydawnictwo Naukowe, Warschau 1984, S. 150.
  21. Thomas Gräfe: Deutsch-jüdischer Parnaß (Artikel von Moritz Goldstein, 1912). In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart. Bd. 7 (= Literatur, Film, Theater und Kunst). De Gruyter, Berlin 2014, S. 69.
  22. Ernst Waldinger: Von der Heimatkunst zur Blut-und Bodendichtung. In: German Quarterly, Bd. 13 (1940), S. 83–87.
  23. Walter Herbert Sokel: Der literarische Expressionismus. Der Expressionismus in der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. Langen, München 1970, S. 42.
  24. Franz Kempf: Kafka und der Expressionismus. Die Verwandlung. In: Seminar. Bd. 26, Nr. 4, 1990, S. 327–328.
  25. Bengt Algot Sørensen: Geschichte der deutschen Literatur 2. Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. 2002, S. 220.
  26. Barbara Baumann und Birgitta Oberle: Deutsche Literatur in Epochen. 1985, S. 205.
  27. Gerhard Fischer: Ich-Performanz und Selbst-Spiegelung im Werk Ericht Kästners (1929/35, 1940, 1948). In: Volker Ladenthin (Hrsg.): Erich Kästner Jahrbuch. Bd. 4, Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, S. 27.
  28. Arnd Rühle: Ringelnatz. In: Kindler Literaturlexikon. Bd. 9, 2010, S. 657.
  29. Stefan Neuhaus: Märchen. 2. Auflage. Francke Verlag, Utb-Reihe, Tübingen 2017, S. 305.
  30. Gordon A. Craig: Deutsche Geschichte 1866–1945. Vom Norddeutschen Bund bis zum Ende des Dritten Reiches. Beck, München 1980 zuletzt 1999, ISBN 3-406-42106-7, S. 707.
  31. Peter J. Brenner: Neue deutsche Literaturgeschichte. Vom Ackermann zu Günter Grass. Gruyter, Berlin 2011, S. 262.
  32. Heltmut Peitsch: Literaturverhältnisse. In: Michael Opitz und Michael Hofmann (Hrsg.): Metzler Lexikon DDR-Literatur. Autoren - Institutionen -Debatten. J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar S. 202.
  33. H. Drügh (2007) „… und ich war glücklich darüber, endlich seriously abzunehmen“: Christian Krachts Roman 1979 als Ende der Popliteratur? Wirkendes Wort Deutsche Sprache und Literatur in Forschung und Lehre: 1.
  34. Lutz Seiler. Kruso. Zusammenfassung der Rezensionen von NZZ und taz. perlentaucher.de - Das Kulturmagazin, abgerufen am 14. November 2014.
  35. Nach Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke, VdÜ
  36. Helmut de Boor, Richard Newald (Hrsg.): Geschichte der Deutschen Literatur. 3 Bände (1: Die deutsche Literatur von Karl dem Großen bis zum Beginn der höfischen Dichtung (770–1170), 2: Die höfische Literatur. Vorbereitung, Blüte, Ausklang (1170–1250), 3: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter (1250–1370), Teil 1: Zerfall und Neubeginn). München 1949–1964.