Fuldamobil

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Fuldamobil
Datei:Fulda Mobil Logo.svg

Inhaber Elektromaschinenbau Fulda GmbH
Einführungsjahr 9. März 1950
Produkte Automobile
Märkte weltweit

Fuldamobil war eine deutsche Automarke. Hersteller war die Elektromaschinenbau Fulda GmbH (Inhaber: Karl Schmitt). Als Erfinder und Konstrukteur kann der Journalist Norbert Stevenson gelten.

Beschreibung

Bei den Fahrzeugen handelte es sich um – nach späterer Definition – Kleinstwagen mit anfangs drei, später vier Rädern. Im Laufe der Produktionszeit kamen verschiedene Ottomotoren zum Einsatz, die zwischen 6,5 und 10,2 PS leisteten. Anfangs bestand die Karosserie aus Sperrholz mit einem Überzug aus Kunstleder. Ab 1952 wurde eine eckige, mit Aluminium verkleidete Karosserie verwendet; daraus resultierte der Spitzname „Silberfloh“.[1] Ein Jahr später gab es eine stark abgerundete Verkleidung, die im Volksmund spöttisch als „Cellokasten“ bezeichnet wurde. Ab 1957 verwendete der Hersteller Kunststoff statt Aluminium. Das Fuldamobil war eines der ersten Autos mit einem negativen Lenkrollradius.

Von 1951 bis 1969 wurden insgesamt etwa 2900 Fahrzeuge gebaut. Eine andere Quelle nennt für die Anfangszeit die jährlichen Zulassungszahlen in Deutschland. 1951 waren es 63 Fahrzeuge und in den drei Folgejahren 104, 197 und 327. Die Zahlen des in Lizenz in Wilhelmshaven produzierten Fuldamobil NWF 200 sind nicht enthalten.[2]

Modellübersicht

Modell Bauzeitraum Kurzbeschreibung Exemplare Foto
Prototyp 1950 schräge Front, ohne Knick in Frontscheibe übergehend, Motor von Zündapp mit 198 cm³, Stahlblechkarosserie, dreirädrig 1
N 1951 schräge Front, ohne Knick in Frontscheibe übergehend, Motor von Baker & Pölling mit 248 cm³, Stahlblechkarosserie, dreirädrig 74
N-1 1951–1952 Karosserie mit gewöhnlicher Front, Motor von Baker & Pölling mit 248 cm³, anfangs Stahlblechkarosserie, zum Schluss Aluminiumblechkarosserie, Spitzname Silberfloh, dreirädrig etwa 320
N-2 1952–1955 Karosserie mit gewöhnlicher Front, Motor von Fichtel & Sachs mit 359 cm³, Aluminiumblechkarosserie, Spitzname Silberfloh, dreirädrig 380
S-1 1954 Karosserie mit gewöhnlicher Front, Motor von ILO mit 197 cm³, runde Karosserie mit Heckklappe, dreirädrig 3
Fuldamobil S-1, 140907-Fulda-Mobil-03.jpg
S-2 1954–1955 Karosserie mit gewöhnlicher Front, Motor von Fichtel & Sachs mit 359 cm³, runde Karosserie mit Heckklappe, dreirädrig etwa 430
S-3 1956 Karosserie mit gewöhnlicher Front, Motor von Fichtel & Sachs mit 191 cm³, runde Karosserie mit Heckklappe, dreirädrig 2
S-4 1955–1956 Karosserie mit gewöhnlicher Front, Motor von Fichtel & Sachs mit 191 cm³, runde Karosserie mit Heckklappe, vierrädrig, auf Wunsch dreirädrig, bis auf die Karosserie baugleich mit dem S-5 etwa 168
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S-5 1955–1956 Karosserie mit gewöhnlicher Front, Motor von Fichtel & Sachs mit 191 cm³, runde Karosserie, Roadster, vierrädrig, auf Wunsch dreirädrig, bis auf die Karosserie baugleich mit dem S-4
S-6 1956–1957 Karosserie mit gewöhnlicher Front, Motor von Fichtel & Sachs mit 191 cm³, runde Karosserie mit Panoramaheckscheibe, vierrädrig, auf Wunsch dreirädrig etwa 123
S-7 1957–1965 Karosserie mit gewöhnlicher Front, Motor von Fichtel & Sachs mit 191 cm³, runde Karosserie aus Kunststoff mit Panoramaheckscheibe, vierrädrig, auf Wunsch dreirädrig etwa 440
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1965–1969 Karosserie mit gewöhnlicher Front, Motor von Heinkel mit 198 cm³, runde Karosserie aus Kunststoff mit Panoramaheckscheibe, vierrädrig, auf Wunsch dreirädrig, Kühlergrillattrappe etwa 260

Lizenzfertigungen

Das Fuldamobil wurde auch von anderen Herstellern in Lizenz gefertigt, teilweise auch im Ausland. Die Firma Nordwestdeutscher Fahrzeugbau (NWF) baute das Fuldamobil von 1954 bis 1955 in einer Stückzahl von 701 Fahrzeugen in Lohne (Oldenburg).[3] Zwischen 1955 und 1957 wurde in den Niederlanden der Bambino hergestellt. Fram-King aus Schweden produzierte 411 Exemplare zwischen 1956 und 1962. Im Vereinigten Königreich wurde es von Nobel zwischen 1959 und 1961 produziert. In Griechenland gab es den Alta und den Attica. Weiterhin fanden Lizenzbauten in Argentinien als Bambi, in Chile als Nobel Chile, evtl. in Rhodesien als Fuldamobil RSR und evtl. in Indien als Hans Vahaar statt.

Literatur

  • Manfred Schermer: Das dritte Rad. Parzeller Verlag, Fulda 1998, ISBN 3-7900-0300-X.
  • Michael Mott: Eine Neuauflage nur Utopie? Von 1950 bis 1968 wurde das „Fuldamobil“ weltweit erfolgreich verkauft. Rolls-Royce fertigt in Lizenz. In: Fuldaer Zeitung, 9. April 1992, S. 11 (Serie: DENK-mal!).
  • Hanns Peter Rosellen: Deutsche Kleinwagen. Weltbild Verlag, Augsburg 1991, ISBN 3-89350-040-5.

Weblinks

Commons: Fuldamobil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Susanne Bohl: Das Fuldamobil – das rasende Ei. In: Susanne Bohl und andere (Hrsg.): Fulda. 50 Schätze und Besonderheiten. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2016, ISBN 978-3-7319-0425-0, S. 163–164, hier S. 163.
  2. Hans Christoph von Seherr-Thoss: Die deutsche Automobilindustrie. Eine Dokumentation von 1886 bis heute. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1974, ISBN 3-421-02284-4, S. 492.
  3. Ford Oldtimer und Motorsport Club Cologne e.V. im ADAC: Ford's Karosserieschneider (Teil 10). Nordwestdeutscher Fahrzeugbau (NWF)