Triumph (Nürnberg)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Triumph Werke Nürnberg AG

Emblem TWN.JPG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1896
Auflösung 1956
Auflösungsgrund Übernahme durch Max Grundig und Umwandlung in die Triumph-Adler AG
Sitz Nürnberg, Deutschland
Branche Kraftfahrzeughersteller, Büromaschinenhersteller
Datei:Triumph BDG 250 H, Bauzeit 1952-57 (2016-09-04 Sp r).JPG
Triumph BDG 250 H, Bauzeit 1952 bis 1957
Triumph Boss
Triumph Knirps

Die Triumph Werke Nürnberg AG war ein deutscher Motorrad- und Büromaschinenhersteller, der unter dem Namen New Triumph Co. Ltd, 1896 in Nürnberg, als Tochterunternehmen des Motorradherstellers Triumph Motorcycles Ltd aus Hinckley, Großbritannien gegründet wurde. Das Unternehmen war Teil der Nürnberger Motorradindustrie und stellte 1956 die Zweiradherstellung ein.

1956 wurde die Firma von Max Grundig übernommen und in die Triumph-Adler AG umgewandelt, die nur noch Büromaschinen herstellte.

Geschichte

Der Kaufmann Siegfried Bettmann, geboren 1863, wanderte 1884 nach England aus, wo er eine Fabrik für Fahrräder gründete, aus der später das Unternehmen Triumph Motorcycles werden sollte. In seiner Heimatstadt Nürnberg gründete Bettmann 1896 zusammen mit Investoren aus dem örtlichen Handel und der Industrie eine Tochtergesellschaft, die 1897 die Produktion von Fahrrädern aufnahm.

1903 begann die Herstellung von Motorrädern mit Einbaumotoren von Minerva, Fafnir und Peugeot, die 1907 wegen mangelnder Nachfrage im Deutschen Reich wieder eingestellt wurde.

Um die saisonalen Schwankungen der Verkaufszahlen bei den Fahrrädern nicht weiterhin durch Einstellen und Entlassen von Arbeitern ausgleichen zu müssen, übernahm man 1909 die Herstellungsrechte der Schreibmaschine „Norica“ der Schreibmaschinenwerke Kührt & Riegelmann GmbH. Dieser Geschäftszweig wurde schnell zu einem wichtigen Standbein für die Firma. Die Norica-Schreibmaschine wurde vom Konstrukteur Paul Grützmann verbessert und als Triumph auf den Markt gebracht. Es handelte sich um eine vierreihige Typenhebelschreibmaschine.[1]

Des Weiteren wurden unter anderem Bettgestelle und Matratzen hergestellt. 1911 erfolgte die Umfirmierung in Triumph Werke Nürnberg AG (T. W. N.), 1913 trennte man sich von der Mutterfirma in England.

1919 wurde die Motorradproduktion mit dem Modell Knirps wieder aufgenommen, dessen Zweitaktmotor von dem der englischen Triumph Junior abgeleitet war. Um die Modellreihe mit hubraumstärkeren Modellen zu erweitern, wurden von 1924 bis 1929 Viertaktmotoren von Triumph England zugeliefert. Ab dem Modelljahr 1930 wechselte man zu Viertaktmotoren von Motosacoche (M.A.G.), erst als Zukauf und später in Lizenzfertigung. Der Bau von Motorrädern mit Viertaktmotoren endete 1938. Wie viele andere Hersteller hatte Triumph als Einstiegsmodell ab 1931 Motorfahrräder mit Einbaumotoren von Fichtel & Sachs im Angebot. Die Weiterentwicklung der kostengünstigen Zweitaktmotoren Mitte der 1930er Jahre zielte vor allem auf geringeren Verbrauch und mehr Leistung. Maßgeblich für diese Entwicklung war Otto Reitz, der 1931 von NSU gekommen war. Er führte zuerst ab 1936 die Blockmodelle (B 200 und dann B 204, B254 und B 350) ein. Um die Patentgebühren für die Umkehrspülung von Adolf Schnürle zu umgehen, wurde durch die Entwicklung von Motoren mit Drehschieber-Einlasssteuerung und Doppelkolbenmotoren der Grundstein für die Nachkriegsfertigung gelegt.

„Klein-Triumph“-Schreibmaschine (1928–1934)

Von 1929 bis 1931 wurde für Exportmodelle die Marke Orial verwendet.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Produktion durch den Schell-Plan auf das Doppelkolbenmodell BD250 beschränkt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1948 mit dem Vorkriegsmodell B 125 die Produktion von motorisierten Zweirädern wieder aufgenommen. Eine neue Generation von Doppelkolbenmotoren mit Schlitzsteuerung und gemeinsamem U-Pleuel (die Vorkriegsmodelle hatten Drehschiebersteuerung und getrennte Pleuel) begründete den Erfolg der Nachkriegsmodelle BDG 125, BDG 250, der 200er „Cornet“ und der 350er „Boss“. Auch Motorroller („Contessa“, „Tessy“) und zwei Moped-Modelle („Fips“ bzw. „Knirps“) gehörten zum Programm. Für gewerbliche Zwecke bot Triumph mit den GEMO-Motoren Standmotoren mit 170, 200, 250 bzw. 450 cm³ an. Diese wurden in Rasenmähern u. ä. verbaut, unter anderem von Agria, Bungartz, Irus und Fahr. Anfang der 1950er Jahre wurde der Motor für den Geräteträger Alldog von Lanz geliefert.

Die Doppelkolbenmotoren zeichneten sich durch einen für Zweitakter außergewöhnlich kultivierten Lauf, einen besonders fülligen Drehmomentverlauf bei niedrigen Drehzahlen (Höchstdrehzahl teilweise unter 4000 min−1) und durch geringen Benzinverbrauch aus. Im Leerlauf klangen sie fast wie Viertakter. Die Hinterradkette lief gekapselt im Ölbad und war dadurch fast wartungsfrei. Schon bald nach Wiederaufnahme der Produktion wurde das Hinterrad mit einer Geradwegfederung versehen. Die Motorräder von Triumph Nürnberg galten deshalb als besonders komfortabel, robust und alltagstauglich. Die größeren Modelle (BDG 250 und Boss) waren serienmäßig mit hydraulischer Hinterradbremse ausgestattet, was den einfachen Anbau eines Seitenwagens ermöglichte. Die Modelle Cornet und Boss hatten eine besonders aufwendige Ansaug- und Auspuff-Geräuschdämpfung; die voluminösen Vorschalldämpfer in den Auspuffkrümmern (zeitgenössisch „Birne“ oder „Blase“ genannt) prägten das Bild dieser Maschinen und machten sie – zusammen mit den auch mechanisch leisen Zweitaktmotoren – zu den mit Abstand leisesten Motorrädern ihrer Zeit. Ab Juli 1955 gab es die Cornet als erstes deutsches Nachkriegsmotorrad auch mit elektrischem Anlasser (Startergenerator).

Max Grundig übernahm 1956 die Firma wegen ihrer Büromaschinenfertigung, schloss sie mit den noch im selben Jahr zugekauften Adlerwerken zur Triumph-Adler AG zusammen und produzierte seitdem unter der neuen Marke nur noch Büromaschinen. Die Produktion von Motorrädern in Nürnberg wurde noch im selben Jahr eingestellt.

Motorräder

Typ Baujahr Hubraum Motorart Leistung Höchstgeschwindigkeit
Knirps 1919–1923 276 cm³ Zweitakt 2,2 kW/ 3 PS 65 km/h
KK 1923–1926 298 cm³ Zweitakt 2,9 kW/ 4 PS 75 km/h
T 1924–1927 550 cm³ Viertakt (Coventry) 2,9 kW/ 4 PS 90 km/h
T II 1924–1927 499 cm³ Viertakt (Coventry) 11,8 kW/ 16 PS 90 km/h
S 1924–1926 499 cm³ Viertakt (Coventry) 2,5 kW/ 3,5 PS 130 km/h
K III (Knirps) 1926–1928 250 cm³ Zweitakt 4,4 kW/6 PS 80 km/h
K IV 1926–1928 250 cm³ Zweitakt 4,4 kW/ 6 PS 80 km/h
K V 1926–1928 250 cm³ Zweitakt 4,4 kW/ 6 PS 80 km/h
K 6 1928–1933 197 cm³ Zweitakt 4,4 kW/ 6 PS 70 km/h
K 7 1928–1933 197 cm³ Zweitakt 4,4 kW/ 6 PS 70 km/h
K 8 1928–1933 200 cm³ Zweitakt 4,0 kW/ 5,5 PS 70 km/h
K 9 1928–1933 200 cm³ Zweitakt 4,0 kW/ 5,5 PS 70 km/h
K 10 1928–1931 300 cm³ Zweitakt 5,9 kW/ 8 PS 90 km/h
K 11 1928–1931 300 cm³ Zweitakt 5,9 kW/ 8 PS 90 km/h
T III 1928–1930 493 cm³ Viertakt (Coventry) 11,8 kW/ 16 PS 90 km/h
T 4 1928–1930 493 cm³ Viertakt (Coventry) 11,8 kW/ 16 PS 90 km/h
SSK 1930–1933 346 cm³ Viertakt ([[Motosacoche<M.A.G.]]) 11,1 kW, 15 PS 115 km/h
T 350 1930–1931 350 cm³ Viertakt (M.A.G.- Lizenz) 7,4 kW/ 10 PS 80 km/h
T 500 1930–1931 496 cm³ Viertakt (M.A.G.) 9,6 kW/ 13 PS 90 km/h
BL 170 1930–1931 170 cm³ Zweitakt 3,7 kW/ 5 PS 70 km/h
RR 750 1930–1933 741 cm³ Viertakt (M.A.G.) 11,8 kW/ 16 PS 105 km/h
KV 200 1930–1934 200 cm³ Zweitakt 4,4 kW/ 6 PS 70 km/h
KV 250 1930–1934 250 cm³ Zweitakt 5,9 kW/ 8 PS 80 km/h
SK 250 1930–1934 250 cm³ Zweitakt 5,9 kW/ 8 PS 80 km/h
RL 30 1932–1935 198 cm³ Zweitakt 4,4 kW/ 6 PS 70 km/h
Noris 200 1932–1935 198 cm³ Zweitakt 4,4 kW/ 6 PS 70 km/h
TM 500 1932–1937 500 cm³ Viertakt (M.A.G.- Lizenz) 9,6 kW/ 13 PS 95 km/h
SST 500 1932–1933 500 cm³ Viertakt (M.A.G.) 14,8 kW/ 20 PS 120 km/h
STM 500 1932–1937 500 cm³ Viertakt (M.A.G.- Lizenz) 14,8 kW/ 20 PS 120 km/h
Kongress 1932–1937 346 cm³ Viertakt (M.A.G.- Lizenz) 6,6 kW/ 9 PS 90 km/h
SKL 200 1933–1934 197 cm³ Zweitakt 4,4 kW/ 6 PS 75 km/h
200 K 1934–1937 197 cm³ Zweitakt 4,4 kW/ 6 PS 70 km/h
TS 100 1934–1936 98 cm³ Zweitakt 2,2 kW, 3 PS 55 km/h
B 200 1936–1937 197 cm³ Zweitakt 5,1 kW, 7 PS 80 km/h
B 204 1936–1939 197 cm³ Zweitakt 5,1 kW, 7 PS 80 km/h
B 254 1936–1939 247 cm³ Zweitakt 6,3 kW, 8,5 PS 92 km/h
B 350 1936–1939 346 cm³ Zweitakt 8,9 kW, 12 PS 110 km/h
S 350 1937–1938 346 cm³ Zweitakt 8,9 kW, 12 PS 110 km/h
S 500 1937–1938 496 cm³ Viertakt (M.A.G.- Lizenz) 14,8 kW/ 20 PS 125 km/h
B 125 1939–1949 122 cm³ Zweitakt 3,1 kW/ 4,2 PS 75 km/h
BD 250 1939–1943 248 cm³ Zweitakt 8,9 kW/ 12 PS 110 km/h
BDG 250 1949–1957 248 cm³ Zweitakt 8,9 kW/ 12 PS 110 km/h
BDG 125 1950–1957 123 cm³ Zweitakt 4,6 kW/ 6,25 PS 90 km/h
Cornet 1953–1957 197 cm³ Zweitakt 7,4 kW/ 10 PS 102 km/h
Boss 1953–1957 344 cm³ Zweitakt 11,8 kW/ 16 PS 120 km/h
Knirps Moped 1953–1957 47 cm³ Zweitakt 1,0 kW/ 1,3 PS 45 km/h
Contessa 1955–1957 197 cm³ Zweitakt 7,4 kW/ 10 PS 95 km/h
Tessy 1956–1957 125 cm³ Zweitakt 5,5 kW/ 7,5 PS 80 km/h
Tessy Super 1956–1957 150 cm³ Zweitakt 6,2 kW/ 8,5 PS 80 km/h
Fips Standard 1955–1957 47 cm³ Zweitakt (Sachs-50 Motor) 0,7 kW/ 1 PS 45 km/h
Fips Export 1956–1957 47 cm³ Zweitakt (Sachs-50 Motor) 0,7 kW/ 1 PS 45 km/h
Sportfips 1956–1957 47 cm³ Zweitakt (Sachs-50 Motor) 0,7 kW/ 1 PS 45 km/h

Automobilproduktion

1933 stellte das Unternehmen auch Automobile her. Das einzige Modell war ein Dreirad. Damals waren solche Fahrzeuge steuerfrei. Für den Antrieb sorgte ein Motor mit 350 cm³ Hubraum, der das einzelne Hinterrad antrieb. Die Coupé-Karosserie bot Platz für zwei Personen. Die Anzahl der produzierten Exemplare blieb gering.

Literatur

  • Erwin Tragatsch: Alle Motorräder 1894 bis heute. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1976, ISBN 3-87943-410-7.
  • Tilman Werner: Von Ardie bis Zündapp. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-613-01287-1.
  • Stefan Knittel: Triumph Motorräder 1903-57 Schrader Verlag 1991, ISBN 3-922617-89-1
  • Matthias Murko: Motorrad Legenden. W. Tümmels, Nürnberg 1994, ISBN 3-921590-27-2.
  • Siegfried Rauch, Frank Rönicke: Männer und Motorräder. Motor-Buch-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-02947-7
  • Thomas Reinwald: Motorräder aus Nürnberg. Zweirad-Verlag, Erlangen 1994, ISBN 3-929136-03-1.
  • Thomas Reinwald: Nürnberger Motorradindustrie. Podszun, Brilon 2002, ISBN 3-86133-299-X.
  • Thomas Reinwald: Triumph Motorräder. Johann Kleine Vennekate, Lemgo 2004, ISBN 3-935517-14-9.
  • Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8 (für die Automobilproduktion).
  • Nick Georgano: The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile, Volume 3 P–Z. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1 (englisch) (für die Automobilproduktion)

Weblinks

Commons: Triumph – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ernst Martin: Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte. Eigenverlag, 1949, S. 246 f.