Rud. Ley Maschinenfabrik

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Rud. Ley Maschinenfabrik AG
Rechtsform Aktiengesellschaft[1]
Gründung 1856[2]
Auflösung 1947
Auflösungsgrund Enteignung und Demontage nach dem Zweiten Weltkrieg
Sitz Arnstadt, Deutschland
Leitung
Mitarbeiterzahl
  • 75 (1895)
  • 750 (Ende 1925)
Branche Maschinenbau, Kraftfahrzeughersteller

Die Rud. Ley Maschinenfabrik AG war ein Maschinen-, Automobil- und Nutzfahrzeughersteller in Arnstadt. Bereits 1856 wurde die auf Elektrotechnik spezialisierte Firma[1] als Handwerksbetrieb zur Herstellung von Näh- und Schuhmaschinen gegründet und später vom Gesellen Rudolf Ley gekauft. 1901 wurde die Firma von dessen Söhnen Alfred, Hugo, Robert und Hermann übernommen. Ab 1905 wurden dort leichte Motorwagen unter den Markennamen Loreley gebaut, die Alfred Ley konstruierte. Mit Umwandlung der Rechtsform in eine Aktiengesellschaft 1909 schied Hermann Ley aus dem Unternehmen aus. Hugo und Robert Ley wechselten in den Aufsichtsrat, Alfred Ley wurde alleiniger Vorstand.

Geschichte

1856–1901

Nachdem Rudolf Ley 1857 den Nähmaschinenfabrikanten Eduard Schmidt in Arnstadt getroffen hatte, trat er in seine Fabrik als Werkführer ein.[2]

Am 1. Januar 1868 erwarb Ley auf eigene Rechnung das Nähmaschinengeschäft und führte die Firma unter dem Namen „Rudolph Ley, vormals Eduard Schmidt“ weiter.[2] Als Gründungsjahr gab Ley 1856 an, das Jahr der Gewerbeanmeldung der Vorgängerfirma Eduard Schmidt.[2]

In den Jahren 1879 bis 1885 konstruierte Ley Nähmaschinen mit verstellbaren Gestellen, die patentiert wurden, und anschließend erfand er 1885 die Schuhpflockmaschine, die ihm zum Weltruf verhalf.[2]

Ab 1886 bot das Unternehmen neben den Nähmaschinen auch Handwerkermaschinen aller Art an.[2]

Im Jahr 1896 errichtete Ley das Elektrizitätswerk und erweiterte die schon vorhandenen Gebäude.[2]

Als seine letzte Erfindung verbesserte Ley die Konstruktion der Schuhpflockmaschine: Mit der Leistung, täglich 1500 Paar Schuhe zu nageln lag sie über allen bis zu dieser Zeit weltweit existierenden Systemen.[2]

1901–1914

Datei:Loreley-auto.jpg
Loreley 6/10 PS (1907)

Als Rudolf Ley 1901 im Alter von 62 Jahren starb, übernahmen seine vier Söhne Alfred, Hugo, Robert und Hermann das Unternehmen und ließen bereits im August 1902 eine neue Dampfmaschine mit 350 „Pferdekräften“ anliefern, da die vorhandene Dampfkraft zur Stromerzeugung nicht mehr ausreichte.[2]

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 entstanden konventionelle Tourenwagen mit zwei oder vier Sitzen und Vier- oder Sechszylindermotoren.

Der erste Loreley war ein 6/10-PS-Fahrzeug mit Vierzylinder-Reihenmotor, der mit einem Hubraum von 1500 cm³ 10 PS (7,4 kW) leistete und eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h[1] ermöglichte. Der zum günstigen Preis (Zweisitzer für 3800 Mark, Viersitzer für 4900 Mark) angebotene Wagen wurde zum Verkaufserfolg.[1] Nachdem Alfred Ley auch im Ausland damit Erfolge bei seinem großen internationalen Kundenstamm erzielte, aufgebaut aus dem weltweiten Geschäft mit Schuhmaschinen, Elektromotoren und Dynamos, baute Ley das Modellangebot aus.[1] Weitere technische Finessen wie ein mit dem Getriebe direkt verblockter Motor kamen hinzu.[1] Bereits 1908 wurde eine 2,6-Liter-Sechszylinder-Variante mit 25 PS angeboten.[1]

Um das Kapital für Expansionspläne zu beschaffen, ließ Alfred Ley die Maschinenfabrik 1909 in eine AG umwandeln.[1] Es folgten umfassende Erweiterungsbauten und es wurden höhere Produktionszahlen erreicht.[1]

Hermann Ley verließ das Unternehmen, Hugo und Robert wechselten in den Aufsichtsrat, und Alfred Ley wurde zum alleinigen Vorstand berufen.[1] Um 1910 war das Unternehmen mit 1200 Beschäftigten größter Arbeitgeber der Stadt.[1]

Nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem Ersten Weltkrieg erschienen die Vorkriegsmodelle zunächst in unwesentlich veränderter Form jetzt unter dem Markennamen Ley. Mit dem neuen Modell T6 wurden die ersten Stromlinienfahrzeuge nach einem Patent von Paul Jaray erprobt.

Datei:Rud. Ley Maschinenfabrik AG 1000 Mk 1922.jpg
Aktie über 1000 Mark der Rud. Ley Maschinenfabrik AG vom Dezember 1922

Ende 1925 geriet der 750-Mitarbeiter-Betrieb in solche wirtschaftliche Schwierigkeiten, dass ein Vergleich zur Abwendung eines Konkurses beantragt werden musste. 1928 wurde der Bau von Personenwagen eingestellt, 1933 wurden mit Aufbrauch der vorhandenen Teile auch die letzten LKW ausgeliefert.

1935 wurde das Gelände mit den Baulichkeiten der Automobilfabrik verkauft, um alle Verbindlichkeiten zu erfüllen. Die Maschinen der Automobilfabrik wurden ins Stammwerk verlagert. Die Abteilung Automobilbau stellte weiterhin Ersatzteile her und war Zulieferer für andere Automobilfabriken. Der Schuhmaschinenbau und die Abteilung Elektrotechnik liefen bis 1945 unverändert weiter.

1947 wurde das Unternehmen nach Enteignung und zweimaliger Demontage aus dem Handelsregister gelöscht. Das Schuhmaschinensortiment wurde ab 1947 im Nachfolge-VEB unter den Markennamen SCHUMA und TEXTIMA weiterproduziert.

Modelle

Loreley

Modell Bauzeitraum Zylinder Hubraum Leistung Radstand
6/10 PS 1905–1907 4 Reihe 1500 cm³ 10 PS (7,4 kW) 1800–2400 mm
J 10/25 PS 1908–1914 6 Reihe 2599 cm³ 25 PS (18 kW) 3000 mm
A 5/12 PS 1909–1911 4 Reihe 1132 cm³ 12 PS (8,8 kW) 2100 mm
L4A 6/18 PS 1911–1914 4 Reihe 1545 cm³ 18 PS (13,2 kW) 2785 mm
6A 6/18 PS 1911–1914 6 Reihe 1550 cm³ 18 PS (13,2 kW) 2785 mm
H4A 8/21 PS 1912–1914 4 Reihe 2068 cm³ 21 PS (15,4 kW) 2930 mm
K6 10/28 PS 1912–1914 6 Reihe 2599 cm³ 28 PS (20,6 kW) 3250 mm

Ley

Modell Bauzeitraum Zylinder Hubraum Leistung Radstand
U12 12/32 PS 1918–???? 4 Reihe 3091 cm³ 32 PS (23,5 kW) 3175 mm
T6 6/16 PS 1920–1922 4 Reihe 1540 cm³ 16 PS (11,8 kW) 2670 mm
U12 12/32 PS 1921–1923 4 Reihe 3091 cm³ 32 PS (23,5 kW) 3175 mm
T6E 6/20 PS 1922–1925 4 Reihe 1540 cm³ 20 PS (14,7 kW) 2670 mm
U12B 12/36 PS 1923–1924 4 Reihe 3091 cm³ 36 PS (26,5 kW) 3175 mm
M8 8/36 PS 1924–1927 4 Reihe 2010 cm³ 36 PS (26,5 kW) 2959 mm
U12C 12/45 PS 1924–1927 4 Reihe 3091 cm³ 45 PS (33 kW) 3175 mm
N8 8/38 PS 1928 6 Reihe 1991 cm³ 38 PS (28 kW) 2870 mm
V12 12/50 PS 1928 6 Reihe 3180 cm³ 50 PS (37 kW) 3200 mm

Literatur

  • Halwart Schrader: Deutsche Autos 1885–1920. 1. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02211-7, S. 228–232.
  • Werner Oswald: Deutsche Autos 1920–1945. 10. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-87943-519-7, S. 184–185.
  • Andrea Kirchschlager, Ulrich Lappe, Peter Unger (Hrsg.): Chronik von Arnstadt. Kirchschlager, Arnstadt 2003, ISBN 3-934277-07-1, S. 332–334.

Weblinks

Commons: Loreley/Ley – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o Peter Münder: Vergessene Automarken: Loreley – leichter Vierzylinder aus Thüringen. Loreley-Automodelle wurden ab 1906 in Arnstadt hergestellt. Der auf Elektrotechnik und Nähmaschinen spezialisierte Hersteller Ley bot im Vierzylinder-Mittelklassesegment auch Sechszylinder-Motoren an. Neue Zürcher Zeitung, 24. Mai 2022, abgerufen am 29. Mai 2022.
  2. a b c d e f g h i Klaus Reinhold: Chronik Arnstadt. 704-2004. 1300 Jahre Arnstadt. Teil 3 (Fortsetzung). 2. Erweiterte und verbesserte Auflage. Band III. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, 7. Oktober 2015, S. 1064 ff. (d-nb.info [PDF; abgerufen am 29. Mai 2022]).