Diskussion:Historischer Materialismus/Archiv/1

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Artikel Marxismus

Mit dieser Theorie beschreibt Marx nach marxistisch-leninistischer Interpretation den Verlauf der Geschichte als eine determinierte Abfolge von grundlegenden Ereignissen die durch ökonomische Prinzipien bestimmt und vorangetrieben werden. Neomarxistische Strömungen hingegen interpretieren den historischen Materialismus, unter anderem mit Bezugnahme auf die asiatische Produktionsweise, als eine Theorie, die keinen Determinismus in der Entwicklung von Klassengesellschaften annimmt. Folgende historische Entwicklungsstufen von Klassengesellschaften machen Marx und Engels fest:

Marx und Engels nennen vier Epochen der ökonomischen Gesellschaftsformen, welche die europäischen Gesellschaften in einem materialistisch-dialektischen Prozess durchliefen:

Es werden ebenso Klassengesellschaften beschrieben, welche sich nicht in der europäischen Entwicklungsabfolge widerspiegeln, die bedeutendste davon ist die asiatische Produktionsweise.

Aufbauend auf ihren Geschichtsanalysen und Theorien fordern Marx und Engels eine revolutionäre Herrschaft der Arbeiterklasse aus der dann, der Theorie folgend, nach einer Übergangsperiode zwangsläufig die klassenlose Gesellschaft entstehen soll:

Anlehnend an Grundgedanken der Dialektik, verstehen Marx und Engels die Entwicklung der Gesellschaft als einen dialektischen Prozess der über mehrere Gesellschaftsformen verläuft: Eine klassenlose Gesellschaft (Urgesellschaft/Urkommunismus) wandelt sich in verschiedene Formen der Klassengesellschaft (z. B. Sklavenhaltergesellschaft, Feudalismus, Kapitalismus), um letztendlich auf einer höheren Stufe wieder in einer klassenlosen Gesellschaft aufzugehen (Vom Urkommunismus zum Kommunismus).

Eine der bedeutendsten Grundannahmen des Historischen Materialismus ist, dass „[die] Geschichte aller bisherigen Gesellschaft [...] die Geschichte von Klassenkämpfen [ist][1], die „mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete[n] oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen[1]. Begründet werden die gesellschaftlichen Umwälzungen mit ökonomischen Theorien. Nach marxistischer Auffassung stehen die Individuen innerhalb einer Gesellschaft in vielfältigen wirtschaftlichen, politischen und geistigen Macht- und Abhängigkeitsbeziehungen zueinander. Dabei dominieren die materiellen Produktionsbeziehungen die Produktionsweise, welche jeweils die grundsätzliche Art und Weise der Produktion und Aneignung materieller Güter beschreibt und alle anderen Beziehungen bestimmt. Der übergeordnete Begriff Produktionsweise umfasst die Einheit und die Gegensätze der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse, unter denen sich die Menschen durch Arbeit die Natur aneignen und durch die Gewinnung und Herstellung materieller Güter ihre Lebensgrundlagen sichern. Die Produktionsverhältnisse, unter denen die Produktivkräfte im gesellschaftlichen Reproduktionsprozess zusammenwirken, sind vornehmlich Beziehungen, die die Menschen untereinander eingehen:

In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen.- Karl Marx, Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, 8f. 1859.

Nach Maßgabe der historisch gegebenen, vorherrschenden Produktionsverhältnisse produzieren die Menschen durch die ihnen verfügbaren Produktivkräfte die gesellschaftlich notwendigen materiellen Güter. Je nach Gesellschaftsform führen die Produktionsverhältnisse, - soweit sie die individuelle Macht und den Besitzanspruch über die Produktionsmittel und die Verteilung der produzierten Güter betreffen - ,zu unterschiedlichen Eigentumsverhältnissen. Diese bestimmen oberflächlich besehen das individuelle Verhältnis des Menschen zu „seinen Dingen“. Der Mensch geht dabei scheinbar primär Sachbeziehungen ein, die erst in zweiter Linie die Verhältnisse aller anderen Menschen zu diesen „seinen Dingen“ betreffen und dadurch zu einem Rechtsverhältnis werden. Eine besondere Ausprägung erfahren diese Sachbeziehungen u. a. in warenproduzierenden Produktionsweisen durch den sich entwickelnden Warenfetischismus. Tatsächlich beruhen diese vermeintlich vorherrschenden Sachbeziehungen jedoch auf den ökonomischen Machtverhältnissen in der Gesellschaft, aus denen die politischen Machtverhältnisse hervorgehen, und den daraus entstandenen Konventionen [= Übereinkommen] der Menschen untereinander.

„Es entspricht übrigens dem bürgerlichen Horizont, wo das Geschäftemachen den ganzen Kopf einnimmt, nicht im Charakter der Produktionsweise die Grundlage der ihr entsprechenden Verkehrsweise zu sehen, sondern umgekehrt“ [2].

Die mit unterschiedlicher Macht versehenen Menschen einer Produktionsweise formieren sich jeweils in ihrer gesellschaftlichen Klasse.

Entstehung und Charakteristik der Klassengesellschaften

Basis und Überbau

In seiner Theorie von Basis und Überbau beschreibt Marx die Produktionsverhältnisse - die sich je nach Zeit, Ort und gesellschaftlicher Entwicklungsstufe, die insbesondere durch den Entwicklungsstand der Produktivkräfte bestimmt wird, unterscheiden - als ökonomische Grundlage für die Gesamtheit aller möglichen, dieser Grundlage entsprechenden Anschauungen und Institutionen (Staat, politische Parteien, religiöse Organisationen, u.a.), die die Kultur einer Entwicklungsstufe kennzeichnen [3], also den gesellschaftlichen Überbau, der den jeweiligen Produktionsverhältnissen entspricht. Die auf dem Entwicklungsstand der Produktivkräfte und den Produktionsverhältnissen beruhende ökonomische Basis kennzeichnen die Produktionsweise und der Überbau einer Gesellschaft kennzeichnet die Verkehrsweise.

gesellschaftlicher Überbau
(Verkehrsweise)
a) Staat
b) Organisationen
c) Kultur (Sitten)
d) Anschauungen


ökonomische Basis
(Produktionsweise)
a) Entwicklungsstand der Produktivkräfte
b) Produktionsverhältnisse


Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewusstseinsformen entsprechen.- Marx, Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, 8f. 1859.

Damit ist die jeweilige Gesellschaftsform direkt von den ökonomischen Verhältnissen abhängig und andersherum lässt sich aus der Gesellschaftsform auf die ökonomischen Verhältnisse schliessen. Dies ist insbesondere bei der Untersuchung historischer Gesellschaftsformen wichtig. [4] Diese Theorie soll auch für klassenlose Gesellschaften gelten.

Die gesellschaftlichen Entwicklungsstufen

Der Urkommunismus

Für Marx ist die ursprüngliche Gesellschaft der Urkommunismus, in dem fast „von der Hand in den Mund“ gelebt wurde und jedes Gesellschaftsmitglied weitestgehend gleichberechtigt an den Produktionsmitteln beteiligt ist bzw. sein kann. In der Antike nannte man diese Zeit das „goldene Zeitalter“ des Kronos. Hesiod schreibt darüber in seinem Gedicht „Vom Landbau“ [5]:

„Einst, - vor Jupiters“ [= Zeus’] „Zeit - ,unterwarf kein Bauer die Fluren,
ja, es galt als Verbrechen, die Feldmark durch Grenzen zu zeichnen und zu verteilen,
gemeinsam war alles;
trug doch die Erde freiwillig alles von selbst, es brauchte sie niemand zu drängen“

Und Platon schreibt in seinem Dialog „Der Staatsmann“ 271f.[6]:

„Was aber von der Menschen mühelosem Leben gerühmt wird, wird deswegen erzählt: Gott selbst hütete sie und stand ihnen vor, wie jetzt die Menschen als ein anderes göttliches Lebendiges andere, - geringere Gattungen des Lebenden als sie selbst - ,hüten. Unter seiner Hut gab es aber <noch> keine staatsbürgerlichen Verfassungen, noch auch häusliche, dass man Weiber und Kinder hatte ... Aber von Eichen und vielen anderen Gewächsen hatten sie reichlich Früchte, nicht durch Ackerbau gezogene, sondern welche ihnen die Erde von selbst gab. Auch weideten sie unbekleidet und ohne Lagerdecken größtenteils im Freien, denn die Witterung war für sie beschwerdelos eingerichtet, und ihr Lager war weich genug, weil reichliches Gras aus der Erde hervorwuchs“

Das entspricht bis in die Einzelheiten der Darstellung des Paradieses in der Bibel [7]. Rousseau nennt diesen Zustand des Menschen in seinem „Diskurs über die Ungleichheit“ den „abgesonderten Naturzustand“, wobei das „abgesondert“ hier nicht „vereinzelt lebend“ bedeutet, sondern „unter Naturrecht lebend“ [= jeder souverän].

Bei Platon wird am angegebenen Ort vorher bereits erwähnt, dass dieser Urzustand durch eine globale Katastrophe beendet wurde, die sich durch eine „Veränderung an der Sonne und den Gestirnen“ ausdrückte, also wohl eine Änderung der Erdachse beschreibt. Bei den Griechen wird dies in der Geschichte von der „Flut des Deukalion[8], die offenbar eine Eiszeit behandelt [9], dargestellt [10].

Die Kulturstufe der Wildheit

Der darauf folgende Zustand der menschlichen Gesellschaft wird dann bei Platon in „Der Staatsmann“ [11] als sehr beschwerlich beschrieben:

„Denn von der Sorgfalt des uns beherrschenden und hütenden Geistes verlassen, erfuhren die Menschen von den Tieren viel Leid, - da diese von irgendeiner früheren Natur ganz verwildert, sie selbst aber schwach und schutzlos geworden waren - ,und waren in der ersten Zeit völlig hilflos und kunstlos, weil ihnen die sich von selbst darbietende Nahrung ausgegangen <war> und sie noch nicht kundig waren, sich diese selbst zu verschaffen, weil sie vorher keine Art des Mangels dazu genötigt hatte.“

Friedrich Engels beschreibt diesen Zustand in seinem Werk „Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft[12] folgendermaßen:

„Wie die Menschen ursprünglich aus dem Tierreich, - im engeren Sinn - ,heraustreten, so treten sie in die Geschichte ein: noch halb Tier, roh, gegenüber den Kräften der Natur noch ohnmächtig, mit ihren eigenen <Kräften> noch unbekannt; daher arm wie die Tiere und kaum produktiver als sie. Es herrscht eine gewisse Gleichheit der Lebenslage und für die Familienhäupter [13] auch eine Art Gleichheit der gesellschaftlichen Stellung – zumindest <aber> eine Abwesenheit der Gesellschaftsklassen, die noch in den naturwüchsigen, ackerbautreibenden Gemeinwesen der späteren Kulturvölker fortdauert.“

Der bei Platon beschriebene Mangel an Nahrung führte offenbar zu der auch in der Bibel beschriebenen [14] Änderung der Essgewohnheiten von vegetarischer Kost zum Fleischverzehr der allerdings immer noch durch Früchte und Kräuter ergänzt wurde. Es kam zur Entwicklung der Jagd, aus der die erste privilegierte Klasse entstand, siehe Linguet [15]:

„Bei den Jägern musste sich das erste Anzeichen der Gesellschaft zeigen“,

Sie waren gewöhnt,

„... sich zu Banden“ [= Jagdgesellschaften] „zu vereinigen, um die Tiere, von denen sie sich nährten, leichter überlisten und niederschlagen zu können, und die Teilung der Beute zu vereinbaren

Erasmus von Rotterdam sagt dazu in seiner Schrift „Die Klage des Friedens“ [16]:

„Den übrigen Lebewesen verlieh die Natur eigene Waffen und Schutzvorrichtungen, mit denen sie sich verteidigen können, einzig den Menschen erzeugte sie wehrlos und schwach, nicht anders als durch Bündnis und gegenseitige Beziehungen geschützt. Der Mangel ließ <ihn> die Gemeinden erfinden und lehrte die Gemeinschaft untereinander, wodurch sie mit vereinten Kräften den Angriff von wilden Tieren und Räubern abwehrten“.

Friedrich Engels nimmt offenbar in „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“ darauf Bezug, wenn er schreibt [17]:

„Ein so waffenloses Tier wie der werdende Mensch mochte sich in geringer Anzahl auch in der Isolierung durchschlagen ... Zur Entwicklung aus der Tierheit hinaus, - zur Vollziehung des größten Fortschritts, den die Natur aufweist - ,gehörte ein weiteres Element: Die Ersetzung der dem einzelnen mangelnden Verteidigungsfähigkeit durch die vereinte Kraft und das Zusammenwirken der Horde“.

Auf dieser Kulturstufe galt immer noch das aus der Urgesellschaft übernommene und sich direkt aus dem ungeregelten Geschlechtsverkehr ergebende Mutterrecht [= Matriarchat], das heißt, die Abstammung wurde von der Mutter hergeleitet, weil der Vater immer ungewiss war. Da den Frauen die Erziehung der Kinder oblag, hatten sie bis dahin auch die führende Rolle in der Gesellschaft inne [18]. Das diesen Produktionsverhältnissen als Ausdruck des daraus entspringenden Überbaus entsprechende Rechtsprinzip war die „Nemesis“ [= „Zuteilungen“ des Schicksals bzw. des Rechts, in diesem Sinne „Vergeltungen“ [19]], bei den alten Griechen durch die drei Erinnyen, die Hüterinnen des Mutterrechts, des Gastrechts und der Eide, geschützt. Die „Zuteilungen“ gründen sich dabei noch nicht auf Verfassungen oder Gesetze, sondern auf die Anwendung in der Natur beobachteter Prinzipien (insbesondere der „Kausalität“, dem obersten Naturgesetz [20]) auf menschliche Verhaltensweisen.

Die erste, natürliche Arbeitsteilung war die von Mann und Frau, die sich unmittelbar aus ihrer unterschiedlichen körperlichen Beschaffenheit ergab.

I. Die Frauen der Horde beschäftigten sich mit:
  1. der Kinderaufzucht,
  2. der Zubereitung der Nahrung,
  3. der Herstellung der Kleidung und
  4. vielleicht auch schon mit ersten Formen der Heilung und Krankenpflege.
II. Die Männer der Horde teilten sich in mindestens zwei, wahrscheinlich aber drei Gruppen:
  • Zur Jagd wurden nur die am besten dazu geeigneten Männer der Horde genommen:
  1. die stärksten und ausdauerndsten Männer,
  2. die besten Schützen (allgemein gesehen, egal ob mit Pfeil und Bogen, Speer oder Steinen [21]),
  3. die besten Pirscher [= Anschleicher] (bezieht sich nicht nur auf das „handwerkliche Geschick“, sondern auch auf die Intelligenz),
was aufgrund der Wichtigkeit der Nahrungsbeschaffung für die ganze Horde zwangsläufig geschehen musste.
  • Der Rest der jungen männlichen Mitglieder der Horde befasste sich mit dem Sammeln von Wildfrüchten und Kräutern, während
  • die Alten und Gebrechlichen sehr wahrscheinlich schon bei den Frauen im Lager blieben.

Dies war die erste bewusst eingeführte Arbeitsteilung und durch sie wurde der Grundstein zur späteren Klassenteilung gelegt.

Die Jagdgesellschaften bestanden nun also aus den stärksten Männern und nutzten ihre Verfügungsgewalt über die Beute zur ersten Einschränkung der Stellung der Frauen in der Gesellschaft [22], vergleiche Friedrich Engels in „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“ [23]:

„In einem alten, 1846 von Marx und mir ausgearbeiteten Manuskript finde ich <folgende Stelle>: 'Die erste Teilung der Arbeit ist die von Mann und Frau zur Kindererzeugung'. Und heute kann ich hinzusetzen: ... die erste Klassenunterdrückung <fällt> mit der des weiblichen Geschlechts durch das männliche <zusammen>.“ [24]

Auch diese Entwicklung war jedoch zwangsläufig, denn die Jäger hatten natürlich aufgrund der schwereren Arbeit, - sie mussten weite Strecken zurücklegen und die Beute zum Lager schaffen - ,einen höheren Kalorienbedarf als die Sammler, - die nicht solche Gewichte über grosse Entfernungen transportieren mussten - ,und beide einen höheren als die Frauen, die in der Regel das Lager nicht verliessen.

Der letzte Akt der Nemesis als herrschendes Rechtsprinzip führte daher zur Entstehung einer gesellschaftlichen Hierarchie:

  1. Jäger
  2. Sammler
  3. Frauen

Damit war die Grundlage der Klassengesellschaften gelegt.

Die Kulturstufe der Barbarei/die Neolithische Revolution

Die Produktionsverhältnisse der „Jäger und Sammler“ änderten sich mit der Neolithischen Revolution grundlegend. Danach war der Mensch durch die Nutzung von Ackerbau und Viehzucht in der Lage, mehr zu produzieren als er verbraucht, also ein größeres Mehrprodukt zu erwirtschaften und so Vorräte anzulegen.

  • Auf dieser Entwicklungsstufe kam es zunächst zur Domestizierung von Vieh, dessen Besitz die Jäger von der Notwendigkeit entband, das Wild aufzuspüren. Marx schreibt dazu im „Kapital“ [25]:
„Neben bearbeitetem Stein, Holz, Knochen und Muscheln spielt im Anfang der Menschheitsgeschichte das gezähmte, also selbst schon durch Arbeit veränderte, gezüchtete Tier als Arbeitsmittel die Hauptrolle.“
Auf dieser Kulturstufe lebten nach Homer die Zyklopen, wie er in seiner „Odyssee“ berichtet, wo sie unter Familienrecht in Höhlen lebten und (wie Abel) Kleinviehhirten waren, aber keinen Ackerbau betrieben. Dort heißt es [26]:

„Und zum Land der gesetzlosen, wilden Zyklopen,
der Riesen, kamen wir jetzt, die im Vertraun auf die Götter
niemals pflanzen noch säen und niemals die Erde beackern.
Ohne Samen und Pflege entkeimen dem Boden alle Gewächse
Weizen und Gerste und edle Reben, die tragen Wein
in geschwollenen Trauben und Gottes Regen ernährt ihn.
Dort gibt’s weder Gesetz noch öffentliche Versammlung,
sondern sie wohnen alle auf den Gipfeln hoher Gebirge
in gehöhlten Felsen und jeder richtet nach Willkür
seine Weiber und Kinder und kümmert sich nicht um den andern“

Statt das Wild aufzuspüren mussten dann Weidegründe für das Vieh gesucht werden und es kam zur Bildung der Nomaden.

(Es ist denkbar, dass beide Entwicklungen auf die Frauen zurückgingen, zumindest läge die Idee dazu bei ihnen sehr nahe)

Zur Entstehung der Familien aus den Stämmen vergleiche auch die Note von Friedrich Engels zur 3.Auflage von „Das Kapital“ Band I [27]:

„Spätere sehr gründliche Studien der menschlichen Urzustände führten den Verfasser [28] zu dem Ergebnis, dass sich ursprünglich nicht die Familie zum Stamm herausgebildet <hat>, sondern umgekehrt, der Stamm die ursprüngliche, urwüchsige Form der auf Blutsverwandtschaft beruhenden menschlichen Vergesellschaftung“ [= Entwicklung der menschlichen Gesellschaft] „war, so dass sich die vielfach verschiedenen Formen der Familie erst später aus der beginnenden Auflösung der Stammesbindungen entwickelten“. [29]

Ökonomisch betrachtet handelte es sich um eine weitere Entwicklung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung [30] durch die Trennung und Umwandlung

  • der Jäger zu nomadisierenden Viehzüchtern und
  • der Sammler zu Bauern.

Nomaden und Bauern hatten sich damit verstärkt Besitz an gesellschaftlichen Produktionsmitteln verschafft und es war zur Herausbildung zweier, zunächst gleichberechtigter Klassen gekommen. Bei den sesshaften Bauern war dies mit der Neuerung des Hausbaus verbunden [31], bei den Nomaden mit der Einführung von Zelten aus Viehhäuten, nachdem beide zusammen vorher in Höhlen gehaust hatten. Vergleiche dazu Friedrich Engels im Band III des „Kapital“ [32]:

„Wir alle wissen, daß in den Anfängen der Gesellschaft die Produkte von den Produzenten selbst verbraucht werden und daß diese Produzenten in mehr oder minder kommunistisch organisierten Gemeinden naturwüchsig organisiert sind; daß der Austausch des Überschusses dieser Produkte mit Fremden, der die Verwandlung der Produkte in Waren einleitet, späteren Datums ist, zuerst nur zwischen einzelnen stammesfremden Gemeinden stattfindet, später aber auch innerhalb der Gemeinde zur Geltung kommt und wesentlich zu deren Auflösung in größere oder kleinere Familiengruppen beiträgt. Aber selbst nach dieser Auflösung bleiben die austauschenden Familienhäupter arbeitende Bauern, die fast ihren ganzen Bedarf mit Hilfe ihrer Familie auf dem eignen Hof produzieren und nur einen geringen Teil der benötigten Gegenstände gegen überschüssiges eignes Produkt von außen eintauschen. Die Familie treibt nicht bloß Ackerbau und Viehzucht, sie verarbeitet auch deren Produkte zu fertigen Verbrauchsartikeln, mahlt stellenweise noch selbst mit der Handmühle, bäckt Brot, spinnt, färbt, verwebt Flachs und Wolle, gerbt Leder, errichtet und repariert hölzerne Gebäude, stellt Werkzeuge und Geräte her, schreinert und schmiedet nicht selten; so daß die Familie oder Familiengruppe in der Hauptsache sich selbst genügt.“

Das diesen Produktionsverhältnissen entsprechende Rechtsprinzip war die „Dike“ [= Gerechtigkeit im Sinne von Rechtsprechung]. Es geht auf dieser Kulturstufe zunächst um die Rechtsprechung in Streitigkeiten, also um das, was man heute „bürgerliche Streitsachen“ und „Zivilprozesse“ nennt, nicht um Strafprozesse. Da Dike aber die allgemeine Rechtsprechung bedeutet, war sie auf der folgenden Kulturstufe auch für das Staatsrecht zuständig [33] und auf der letzten Kulturstufe dann auch für die Strafverfahren. Die Deutung der Dike als Rechtsprechung gründet sich auf die Bedeutung des griechischen Zeitwortes „deiknymi“, das nach J. Mansfeld „Die Offenbarung des Parmenides und die menschliche Welt“ die „überwiegende Bedeutung des Verkündens und des Offenbarens“ hat [34]. So sagt er denn auch [35]:

„Die Dike des Richters ist also die Feststellung des Rechtes derjenigen Personen, die vor Gericht erscheinen“.
Die Kulturstufe der (antiken) Zivilisation
Die Sklavenhaltergesellschaft

Im Anschluss an die Neolithische Revolution muss es zumindest regional zu einem Kampf der sesshaften Bauern mit nomadisierenden Kleinviehhirten um die Nutzung des Landes als Ackerland oder Weidegrund gekommen sein, die sich z.B. in der Bibel in der Geschichte von Kain und Abel niederschlug [36]. Da es sich um zwei Klassen handelte, war dies der erste überlieferte Klassenkampf [37]. Im Gefolge der Niederlage der Nomaden wurden dieselben von den Bauern zu Sklaven gemacht. Die Sklaverei entstand in der Tat aus der Verwendung von Kriegsgefangenen. Wahrscheinlich wurden ursprünglich die gefangenen Angehörigen der unterlegenen Partei zur Reparatur der Kriegsschäden verwendet, möglicherweise auch den Familien, die Gefallene zu beklagen hatten, zum Ersatz für die Toten als Sklaven überlassen. Es kam zur Bildung der Sklavenhaltergesellschaft, in der sich Sklavenhalter („Freie“) und Sklaven („Unfreie“) prinzipiell antagonistisch [= unversöhnlich] gegenüberstanden. Die Sklaverei änderte aber im Laufe der Entwicklung ihre Erscheinung später zu der bekannten Form. Bei Homer werden z.B. zu einer späteren als der oben vorausgesetzten Zeit kriegsgefangene Mädchen zu Nebenfrauen gemacht, während ältere Frauen zu Mägden werden. Engels schreibt dazu in „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“ [38]:

„Es ist das Bestehen der Sklaverei neben der Monogamie, - das Vorhandensein junger, schöner Sklavinnen, die dem Mann mit allem, was sie an sich haben, gehören - ,das der Monogamie von Anfang an ihren besonderen Charakter verleiht: Nur für die Frau Monogamie zu sein, aber nicht für den Mann.“


Die Entstehung der Stadt-Staaten

Mit der Entwicklung der Landwirtschaft konnte sich ein kleiner Teil der Gesellschaft von den unmittelbar Produzierenden lösen und sich anderen Dingen, wie der Ausübung der Herrschaft, widmen. Durch das produzierte landwirtschaftliche Mehrprodukt wurden weniger Arbeitskräfte in der Landwirtschaft gebraucht und standen für eine weitere Entwicklung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung, - wie der Ausübung der Künste oder des religiösen Kultes - ,zur Verfügung, außerdem kam es zur Herausbildung verschiedener Handwerke, deren Spezialisierung die Entwicklung der Produktivkräfte weiter vorantrieb. Die Folge war die Entstehung der Städte [39], gekennzeichnet

  • durch die Trennung von Landwirtschaft und Handwerk (Stadt und Land), wobei die Beschreibung, die Friedrich Engels im Band III des „Kapital“ von den mittelalterlichen Städten gibt, sicher auch schon in der Antike galt:
„Anfangs findet dieser“ [= der Austausch zwischen Bauernprodukten und denen der städtischen Handwerker] „direkt, ohne Vermittlung des Kaufmanns, an den Markttagen der Städte statt, wo der Bauer verkauft und seine Einkäufe macht. Auch hier sind nicht nur dem Bauern die Arbeitsbedingungen des Handwerkers bekannt, sondern auch dem Handwerker die des Bauern, denn er ist selbst noch ein Stück <weit> Bauer. Er hat nicht nur Küchen- und Obstgarten, sondern sehr oft auch ein Stückchen Feld, eine oder zwei Kühe, Schweine, Federvieh usw. Die Leute waren so im Mittelalter imstande, jeder dem anderen mit ziemlicher Genauigkeit die Produktionskosten an Rohstoff, Hilfsstoff, Arbeitszeit nachzurechnen - wenigstens was Artikel <des> allgemeinen täglichen Bedarfs betraf“ [40]

und

Sokrates: Wie <ist es> aber nun in der Stadt selbst? Wie sollen sie einander mitteilen, was jeder gefertigt hat, weshalb sie doch eigentlich die Gemeinschaft eingegangen sind und die Stadt gegründet haben?
Adeimantos: Offenbar durch Verkauf und Kauf, antwortete er.
Sokrates: Hieraus wird uns also ein Markt und Münze als bestimmtes Zeichen zum Zweck des Tausches entstehen.
Adeimantos: Allerdings
Sokrates: Wenn nun der Landmann, der etwas von seinen Erzeugnissen zum Markt bringt, oder auch ein anderer Arbeiter nicht zur selben Zeit wie die da ist, die seine Ware einzutauschen bedürfen, so wird er von seiner eigentlichen Arbeit feiernd auf dem Markte sitzen.
Adeimantos: Ganz und gar nicht, sagte er, sondern es finden sich schon welche, die sich, dies absehend, selbst zu diesem Dienst bestimmen, welches in gut eingerichteten Staaten fast immer die körperlich schwächsten sind, die nicht taugen, irgendein anderes Geschäft zu verrichten. Diese müssen das auf dem Markt abwarten und das eine von denen, die etwas verkaufen wollen, für Geld eintauschen, den anderen aber, die etwas zu kaufen nötig haben, wieder gegen Geld vertauschen.
Sokrates: Dieses Bedürfnis, sagte ich, erzeugt uns nun die Krämer in der Stadt, oder nennen wir nicht die, die wegen <des> Verkaufs und Kaufs auf dem Markt stehen, Krämer, die aber in die Städte umherreisen Handelsleute?
Adeimantos: Allerdings“

Aus dieser Darstellung bei Platon lässt sich also unter anderem ableiten, dass das Münzen eine der ersten Staatsfunktionen und Teil der Marktaufsicht war. Siehe Rosa Luxemburg, die in ihrer „Einführung in die Nationalökonomie[42] schreibt:

„Man nimmt an, dass das Geldmünzen erst im 10. oder 8. Jahrhundert v.Chr. aufgekommen ist, und zwar war dies zuerst von <den> Griechen eingeführt <worden>.“

Vorher war das Vieh „allgemeines Äquivalent“, wie ja das altrömische Wort „pecunia“ = Geld von „pecus“ = Vieh abgeleitet ist. Bei Homer wird Vieh mehrfach in Bezug auf den Gegenwert von Frauen und in Bezug auf den Wert der Rüstungen der Helden erwähnt, wobei er das Rüstzeug des Glaukos mit einem Preis von 100 Rindern bezeichnet, das des Diomedes aber mit einem von 9 Rindern. Vergleiche dazu Rosa Luxemburg am angegebenen Ort [43]:

„Aber Vieh sichert jedenfalls als Grundlage der Wirtschaft die Existenz der Gesellschaft: Es liefert Fleisch, Milch, Häute, Arbeitskraft ...“

Diesen Produktionsverhältnissen entsprach die Entwicklung der „Dikaiosyne“ [= des Staatsrechts] als Rechtsprinzip und Ausdruck des entsprechenden Überbaus. Dieser Ursprung des Staatsrechts lässt dabei unwillkürlich an Hegels Auffassung des Staates als

„Wirklichkeit der sittlichen Idee“

denken, die Engels in „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“ [44] unbegründet ablehnte. Hegel versteht hier unter „sittlich“ nicht etwa ein „anständiges Benehmen“, sondern die bestehenden Verhältnisse („Sitten“, nicht „Sitte“). Sein Satz hat jedoch eine doppelte Bedeutung, nämlich:

  • der Staat sei die „Verwirklichung der aus den Verhältnissen entstandenen Vorstellung“
  • bzw. er sei die „Verwirklichung der Idee zur Regelung oder Änderung dieser Verhältnisse“.

In beiden Fällen trifft seine Darstellung zu, ist also richtig. Ähnlich verhält es sich mit dem zweiten von Engels a.a.O. kritisierten Satz Hegels, der Staat sei

„das Bild- und die Wirklichkeit der Vernunft“.

Unter „Vernunft“ versteht Hegel hier offenbar die gewaltfreie, neutrale Regelung der Klassengegensätze, wie dies ja auch aus der Hymne des Orpheus „Der Dikaiosyne“, aus der Verfassung Solons [45], und auch aus Engels selbst a.a.O. hervorgeht, auch wenn er dem Staat nicht Gewaltfreiheit oder Neutralität zubilligt. Dieser Satz Hegels hat jedenfalls ebenfalls eine Doppelbedeutung, nämlich:

  • Der Staat sei „sowohl das Ideal als auch die Wirklichkeit der gewaltfreien, neutralen [= „vernünftigen“] Regelung der Klassengegensätze“,
  • bzw. der Staat sei „das Abbild der Vernunft {oder: der Idee bzw. Ideale} seines Gründers bzw. seiner Gründer und zeige, wie es mit dieser in der Realität bestellt sei“.

Auch hier treffen beide Deutungen zu, erweist sich der Satz Hegels also als richtig. Man kann sich natürlich Fragen, ob sich Hegel in den beiden Sätzen absichtlich so missverständlich ausgedrückt hat, etwa um Ärger aus dem Weg zu gehen.

Die Asiatische Produktionsweise

Eine besondere Art der in der Neolithischen Revolution entstandenen Bauerngesellschaften bildet die Asiatische Produktionsweise. Sie ist ebenso wie die Sklavenhaltergesellschaft durch das Bestehen eines Staates gekennzeichnet, der entweder wie die Sklavenhaltergesellschaft von einer feudalen Klasse (der „Aristokratie“) oder von einer Bürokratie geführt wird. Sie ist in jedem Fall für die Organisation der Gemeinschaftsaufgaben (Strassenbau, Bewässerung, Kalender usw.) verantwortlich und erhält dafür in Form von Steuern oder Abgaben einen Teil des landwirtschaftlichen Mehrprodukts. Zusätzlich war allerdings zur Durchführung der Gemeinschaftsaufgaben auch der zeitweilige Arbeitseinsatz der Bauern nötig. Anders als in den anderen Klassengesellschaften ist bei der asiatischen Produktionsweise nicht das „Eigentum“ die Grundlage der herrschenden Klasse, sondern die Arbeitsteilung und Separierung bzw. Spezialisierung von Hand- und Kopfarbeit (vergleiche die Politie des Aristoteles).

Die (antike) Demokratie

Die Demokratie erscheint in der Antike als das Gesellschaftssystem der Sklavenhalter schlechthin. Sowohl die ältere förderalistische griechische als auch die jüngere zentralstaatliche römische Sklavenhaltergesellschaft waren frühe Demokratien. Der Name stammt aus dem Griechischen und hat zwei mögliche Ableitungen:

„Demos“ = Volk oder (abgeleitet von „Demen“) = Gemeindebezirke und
„Kratis“ = Herrschaft,

also je nach Herleitung:

  • „Volksherrschaft“
  • oder: „Gemeindebezirksherrschaft“ = Förderalismus.

Sowohl in Griechenland als auch in Rom zeigte sich zugleich mit ihr auch ihre Ergänzung, die „Tyrannis“ oder mit dem modernen Begriff: die Diktatur. Die Griechen führen die Entstehung der Demokratie auf die Tatsache zurück, dass mit dem Ende des „Zeitalters der Heroen“ „in den Kriegen vor Theben und Troja“ (Hesiod) praktisch die gesamte griechische Oberschicht im Krieg, bei der Heimkehr oder nach der Rückkehr in der Heimat umgekommen war. Im Gefolge der in dieser Zeit stattfindenden „Strafsache Orestes“ wurde von Athene dann

  1. zunächst das Gesetz (griechisch: „Nomos“) als herrschendes Rechtsprinzip eingeführt, [46]
  2. die Demokratie eingeführt, [47]
  3. ein Gerichtshof geschaffen (mit Athene als vorsitzender Richterin und sechs athener Bürgern als Beisitzern), [48]
  4. Orestes schliesslich mit einer Stimme Mehrheit, - der von Athene - ,freigesprochen [49] und
  5. den Erinnyen eine neue Aufgabe und ein neuer Name zugewiesen [50]

Dies zeigt eine tiefgreifende Änderung am Überbau der griechischen Gesellschaft dieser Zeit an, die übrigens hier nicht direkt auf ökonomische Ursachen zurückging, sondern auf den Krieg, der seinerseits aber ökonomische Ursachen hatte, vergleiche Eberhard Zangger in: „Ein neuer Kampf um Troja“ [51]:

„Die Griechen hatten ihre Häuser und Kinder nicht verlassen, um in diesem blutigen, mühevollen Krieg nur um Helenas wegen zu kämpfen. In Wirklichkeit wollten sie bestimmen, wer die Welt regiert.“

Die Demokratie und das auf dieser beruhende Gesetz wird dabei

  • zum einen auf „göttliches“ Eingreifen zurückgeführt (Ankläger, Verteidiger und Vorsitzende Richterin sind „Götter“),
  • markiert aber zugleich auch die Abkehr von der unmittelbaren Herrschaft der „Götter“ (die Menschen bilden schon das Gericht und sollen ihre Geschicke künftig selbst entscheiden)
  • und die endgültige Abkehr vom Mutterrecht, was sich in der Zuweisung einer neuen - allerdings machtlosen - Rolle und des neuen Namens „Eumeniden“ für die im Verfahren unterlegenen Erinnyen zeigt, ebenso aber auch an der Tatsache, dass die drei vorhergehenden Rechtsprinzipien (Nemesis, Dike, Dikaiosyne) weiblich waren, das Gesetz aber (Nomos)im Griechischen männlich ist.

Zur Bedeutung des Gesetzes für die bürgerliche Gesellschaft siehe Alexandre Dumas, der aus einer Zeitung der bürgerlichen Revolution in Frankreich zitiert [52]:

„Man möge verkünden, daß nur noch das Gesetz souverän ist. Nur auf das Gesetz soll noch geschworen werden. Wer diesen Eid nicht wiederholt, ist kein Freund der Freiheit.“

Vergleiche auch den Ausspruch Ciceros [53]:

„Wir sind Sklaven des Gesetzes, damit wir frei sein können.“

Das Gesetz wird dabei wie die zehn Gebote der Bibel in der Antike als „Zuchtmeister“ zu einem gerechten („edlen“) Leben verstanden. Im Gesetz sollen sich die Notwendigkeit und die aufrechtesten Meinungen verbinden, was also seinen Gebrauch zu Zwecken der Ausgrenzung und Unterdrückung als Missbrauch kennzeichnet. Damit ist zugleich angedeutet, daß die Prinzipien des Rechts eigentlich für jeden klar denkenden Menschen leicht verständlich sind, solange das Gesetz nicht dazu missbraucht wird, politischen Zielen eine Pseudo-Legalität zu verschaffen.

Dieser im allgemeinen positiven Bewertung des „Nomos“ [= Gesetzes] steht aber ein Fragment von Pindar gegenüber, das sich unter den Bruchstücken, die keiner bestimmten Gattung zuzuordnen sind, befindet. In diesem Fragment „XXVIII“ heißt es:

„noch das Gewaltsamste macht er“ [= Nomos = das Gesetz] „zu Recht.“

Es handelt sich dabei freilich um einen dem gesetzlichen Prinzip selbst innewohnenden Mangel, nämlich die Möglichkeit, die von Menschen gemachten Gesetze nahezu beliebig zu ändern. Es zeigt sich also, dass das Gesetz nur soviel Wert ist, wie der Gesetzgeber (dessen Wert sich daher aus ihm erkennen lässt!) und am wenigsten taugt, je verkommener der Gesetzgeber ist. Dieser Mangel führt bei Aristophanes in der Komödie „Die Wolken“ dann zu den Göttern zurück, die vorher aufgegeben worden waren.

Diese Bedeutung des Gesetzes weist nun auf die antike Bourgeoisie (vor allem das Handelskapital) als neue herrschende Schicht in Griechenland nach dem Trojanischen Krieg hin. Sie hatte natürlich ein Interesse, ihre neu gewonnene Macht mit „göttlichen“ Weihen abzusegnen, die politischen Geschicke der Gesellschaft selbst zu regeln, vor allem aber das Mutterrecht abzuschaffen, denn sie bestand aus Männern und hatte ein Interesse an der Erbfolge männlicher Nachkommen und nicht der mütterlich-weiblichen Linie. Diese antike bürgerliche Revolution ist aber zugleich der Beginn des „dunklen Zeitalters“ in Griechenland, was verständlich wird, wenn man überlegt, dass die gesamte Organisation noch familiär aus Phratrien und Gentes bestand, die

„die unmittelbaren Bedürfnisse des täglichen Lebens und ihre gleichmäßige Befriedigung für alle” [54]

zum Inhalt hatten und zunächst noch auf gemeinsamem Landbesitz und gemeinsamen Produktionsplänen beruhten. Dadurch waren dem Austausch mit anderen Völkern natürlich enge Grenzen gesetzt, und selbst wenn das nicht, so bildet eine solche Organisation doch ein wirksames Hemmnis für Großtaten in der Art des Trojanischen Krieges. Die Griechen „verschwanden“ für einige Jahrhunderte „aus der Geschichte“.

Durch die oben angeführte Darstellung von Aischylos, die sich zeitlich eindeutig dem Ende des Trojanischen Krieges zuweisen lässt, sind die vorher entwickelten Rechtsprinzipien der Zeit davor, also vor rund 1200 v.Chr. zuzuweisen. Damit ist aber auch klar, dass die hier dargestellte Zuordnung nicht willkürlich ist, sondern tatsächlich in den zeitlichen Rahmen passt, den die Griechen dafür überliefern und in dem auch die dargestellten Gesellschaftsformen auftraten. Inwieweit mit der letztgenannten gesellschaftlichen Änderung der Herrschaftsverhältnisse auch eine Änderung des Statusses der Sklaven verbunden war, lässt sich derzeit nicht sagen, es muss sie aber auch nicht zwangsläufig gegeben haben.

Der Feudalismus

Hauptartikel Feudalismus

Die Feudalherrn

Der Feudalismus entstand aus dem Verfall des Römischen Reiches der Cäsaren, - das die eigenständige Entwicklung der unterworfenen Gebiete für Jahrhunderte verhindert hatte - ,ca.600 n.Chr.. Die Feudalordnung ging aus der Gentilordnung hervor, die ihre Grundlage in der patriarchalischen Familie hatte. Wie der Familienvater über seine Sippe, so herrschte der Grundherr uneingeschränkt über seine Untergebenen. Bereits vor dem Wegfall der Metropole Rom kam es daher zur regionalen Entwicklung kleiner Fürstentümer. Die Führung der staatlichen und kulturellen Entwicklung Germaniens lag bei den Franken. Bei ihnen hatte sich durch die Inbesitznahme von den Römern verlassenen kultivierten Landes ziemlich schnell ein kriegerischer Grossgrundbesitz gebildet. Ausserdem war aus dem Wahlherzogtum zum Zweck bestimmter Kriege zunächst ein Erzherzogtum und daraus schliesslich das Königtum entstanden. Dieses aufstrebende Königtum fand seine Unterstützung zunächst in der (katholischen) Kirche, deren Streben dahin ging, die weltliche Macht von sich abhängig zu machen.

Schon in ältesten Zeiten waren die Bauern zu Heeres- und Gerichtsfolge verpflichtet und konnten während dieser Zeit keine landwirtschaftlichen Arbeiten verrichten. Durch eine Reihe von Kriegen und Invasionen wurden die bis dahin weitgehend freien Bauern so ökonomisch ruiniert und in die Abhängigkeit eines Feudalherren gebracht. Der kleinbäuerliche Besitz wurde so dem entwickelteren Grossgrundbesitz einverleibt, der Bauer brauchte anfangs keinen Kriegsdienst mehr zu leisten, sondern wurde von seinem Grundherrn geschützt, der ihn auch an Gerichtsstelle vertrat. Die Folge war eine erneute gesellschaftliche Arbeitsteilung, das Waffenhandwerk wurde schliesslich der ausschliessliche Beruf von Adligen, die als Ritter ein erblicher gesellschaftlicher Stand wurden.

Der Grundherr war Besitzer des Grund und Bodens und gab den Bauern den Boden als Lehen. Der Bauer war hörig geworden und die Verfügungsgewalt des Grundherrn über die Waffen und das Recht sorgte dafür, dass er es blieb, um sich so das landwirtschaftliche Mehrprodukt und die Arbeit der Bauern anzueignen. Für die Bauern bedeutete dies

Der Feudalismus (von Feudum = Lehen) ist ein Wirtschaftssystem, das sich

  • auf Bauernhörigkeit,
  • Lehensbesitz und
  • Fronhofwirtschaft

gründet. Die Naturalwirtschaft des überwiegenden Teils der Bevölkerung ist dabei typisch für den Feudalismus. Der Feudalherr selbst erhielt das Land von seinem Herrn, in oberster Instanz zunächst dem König (später masste sich der Bischof von Rom dieses Recht an, siehe unten Die (katholische) Kirche), zum Lehen und schuldete ihm dafür Kriegsdienste (Lehenstreue).

Die Feudalherren entwickelten die gesellschaftliche Arbeitsteilung auf den Fronhöfen weiter, was zur Herausbildung einer Reihe neuer Handwerke führte:

„Diese herrschaftliche Arbeitsteilung innerhalb der Grossgrundherrschaft hat eine mächtige Rolle als zivilisatorisches Erziehungsmittel gespielt. Hier wurden zuerst handwerkliche Spezialitäten herausgebildet und hoch gesteigert. Kennt die Lex Salica (das alte Volksrecht der salischen Franken im 5. und 6. Jahrhundert von <den> Handwerkern nur erst Schmiede und Goldschmiede, so finden wir auf den grossen Fronhöfen zu Beginn der feudalen Periode schon Müller, Bäcker, Schneider, Schuster, Grob- und Waffenschmiede, Bierbrauer und Winzer, und im Frauenhause Textil- und Bekleidungsindustrie. In den kaiserlichen Staatsgütern war die Arbeit noch mehr spezialisiert. Es gab Eisen-, Gold- und Silberschmiede, Schuster, Schneider, Sattler, Schreiber [55], Drechsler, Zimmerleute, Schild- und Harnischmacher, Fischer, Vogelfänger, Bierbrauer und Branntweinbrenner oder Mostsieder, Bäcker und Netzmacher. Auf bedeutenden Fronhöfen bildeten die Handwerker unter ihren Beamten grosse Werkstätten, zuweilen geradezu Manufakturen, besonders in den Frauenhäusern“ [56].

Da die Grundherren meist durch Kriegsdienste und Fehden in Anspruch genommen waren, übertrugen sie die Bewirtschaftung vom Fronhof entfernterer Gebiete, die Überwachung der Bauern, die Verrechnung von deren Diensten und Abgaben usw. in den einzelnen Bezirken ihrer Herrschaft einzelnen Bauern, die die Bezeichnung „Major“ [= der Grössere] erhielten, aus der sich schliesslich der Begriff „Meier“ bildete. Ihr Wirtschaftsgebiet hiess „Meierei“. Die Meiereien waren dem Herrenhof unterstellt und erhielten von ihm ihre Weisungen. Ihre Erträge und die Abgaben der Bauern hatten sie an den Herrenhof abzuliefern. Sie stellen damit die Anfänge einer Verwaltung und einer Wirtschaftsleitung dar.

Die (katholische) Kirche

Die christliche Kirche hatte schon zu Lebzeiten der Apostel Entartungserscheinungen gezeigt, die sich z.B. an der Manipulation neutestamentlicher Schriften [57] zeigen. Otto von Corvin schreibt dazu in Deutschland vor der bürgerlichen Revolution unter den Bedingungen der Zensur (!) im „Pfaffenspiegel“ [58]:

„Am Anfang des dritten Jahrhunderts war es schon so weit gekommen, daß man die Gewalt der Bischöfe aus dem Priesterrechte des Alten Testamentes herleitete und alles, was Moses über Priesterverhältnisse festsetzte, ohne weiteres auf Bischöfe und Presbyteren anwendete. Bis dahin waren diese noch als das, was sie auch in der Tat waren, als Diener der Gemeinde betrachtet worden; aber ihr Stolz lehnte sich dagegen auf, und gegen Ende des dritten Jahrhunderts hatten sie schon geschickt den Glauben verbreitet, daß sie nicht von der Gemeinde, sondern von Gott selbst zu Lehrern und Aufsehern derselben eingesetzt wären; daß sie also nicht Diener der Gemeinde, sondern <Diener> Gottes wären, und daß daher sowohl das Lehramt wie auch der Dienst der neuen Religion nur von ihnen allein versehen werden könne, weshalb sie einen von der Gemeinde abgesonderten, vorzüglicheren Stand bilden müßten.“

Spätestens mit den „Pseudo-Isidorischen Dekretalien“ [59] trat die katholische Kirche dann die Nachfolge der Cäsaren an, siehe Thomas Hobbes in seinem „Leviathan“

„Das Papsttum ist nichts anderes als der Geist des toten Römischen Reiches, auf dessen Grab es gekrönt sitzt“ [60]

Diese Kirche entwickelte sich ebenso schon recht frühzeitig zum Feudalherrn. Otto von Corvin berichtet dazu in seinem „Pfaffenspiegel“ [61]:

„Schon Kaiser Konstantin bestimmte einen Teil der Staatseinkünfte zum Unterhalt der Geistlichen und begnadigte sie“ [gemeint ist: gab ihnen gnädig] „mit wichtigen Vorrechten. Das allereinträglichste war aber das Gesetz, durch welches er sie für berechtigt erklärte, Schenkungen anzunehmen, welche ihnen durch testamentarische Verfügungen gemacht wurden, was nach dem Gesetz des Kaisers Diokletian keinem <anderen> Verein gestattet war. Nun war der Habgier der Geistlichkeit ein weites Feld geöffnet. Die niedrigsten und verächtlichsten Mittel wurden angewandt, um die bereits in Aberglauben aller Art versunkenen Christen zu reichen Schenkungen zu zwingen, und bereits nach zehn Jahren wagte es niemand mehr zu sterben, ohne der Geistlichkeit ein Legat zu vermachen. Diese Geistlichkeit betrieb ihr Geschäft auf so schamlose Weise, daß sich nicht sehr lange darauf die Kaiser Gratian und Valentinian gezwungen sahen, der Erbschleicherei der Geistlichen durch Gesetz Einhalt zu gebieten.“

Dabei machte die Kirche ihre Ansprüche auf bestimmte Ländereien oft genug durch die Fälschung von Besitzurkunden geltend. Otto von Corvin dazu in der späteren Ausgabe seines Buches [62], die Klöster waren

„... eine ungeheure Macht, besonders durch ihren Reichtum, zu welchem sie durch die Schenkungen frommer Schwachköpfe und durch Betrügereien gelangten. Hatte eine Kirche oder ein Kloster Lust nach einem schönen Landstrich, so fand sich im Klosterarchiv bald eine vergilbte Pergamenturkunde, von diesem oder jenem Fürsten der Vorzeit ausgestellt, welcher den ersehnten Landstrich dem Kloster schenkte. Im Kloster St. Medardi zu Soissons befand sich eine förmliche Fabrik von falschen Dokumenten. Der Mönch Guernon beichtete auf dem Sterbelager, dass er ganz Frankreich durchzogen habe, um für Klöster und Kirchen falsche Dokumente zu machen. Da war es denn freilich kein Wunder, dass das Vermögen der Geistlichkeit in Frankreich zur Zeit der Revolution“ [= 1789] „auf 3 000 Millionen Franken veranschlagt werden konnte.“

Gregor VII. (1073 - 1083 Bischof von Rom) verkündete schliesslich in seinem „Dictatus Papae“ gar, dass

„allein der Papst in der Lage sei, Kaiserreiche und Königstümer, Herzogtümer und Grafschaften, wie die Besitztümer überhaupt aller Menschen zu bestätigen oder streitig zu machen, zu geben wie auch zu nehmen, und dies alles gemäß den Verdiensten eines jeden“ [63]

Dieser Gregor verkündete als erster das Dogma der ewigen Unfehlbarkeit der katholischen Kirche:

„Die Römische Kirche hat nie geirrt und kann bis zum Ende der Zeiten nie irren“

und unterhielt eine eigene Fälscherschule [64]. Er leitete auch die Zwangsromanisierung der Kirche ein, nach der jede Kirche mit dem römischen Muster konform gehen mußte [65]. Ausserdem verfluchte er den deutschen Kaiser Heinrich IV., verbot ihm, die Königreiche Italien und Deutschland zu regieren, entband jeden seiner Untertanen von seinem Eid und drohte jedem mit Exkommunikation [= Ausschluß aus der Kirche; entspricht heute dem Aberkennen der bürgerlichen Ehrenrechte], der Heinrich weiter als König dienen würde. Schließlich mußte Heinrich im Winter über die Alpen zu Gregor nach Canossa gehen und dort barfuß und barhäuptig im härenen Hemd mit einem Reisigbesen und einer Schere in der Hand (zum Zeichen seiner Bereitschaft, sich geißeln und scheren zu lassen) fastend drei Tage und drei Nächte den Bischof von Rom um Gnade bitten. Erst am vierten Tag ließ sich Gregor von seiner Gastgeberin erweichen. Dieser „Gang nach Canossa“ ist bis heute sprichwörtlich geblieben [66].

Das Mittelalter war auch die Hochzeit der Klöster. Otto von Corvin schreibt dazu in „Der illustrierte Pfaffenspiegel“ [67]:

„Klöster stiegen im Mittelalter wie Pilze aus der Erde hervor. Bis zur Reformation waren allein 14993 Bettelmönchsklöster errichtet worden! Durch die Reformation und die darauf folgenden Kriege gingen in Deutschland 800 Klöster zugrunde, allein in Sachsen 130; aber dessen ungeachtet fand Kaiser Joseph II. bei seinem Regierungsantritt noch 1565 Mönchs- und 604 Nonnenklöster in seinen Staaten. Zur Zeit Luthers belief sich die Zahl der Mönche auf 2 465 000 und das stehende Heer der Bettelmönche allein auf eine Million!“

Das war eine ungeheure „geistliche“ Armee, die durchaus auch zu weltlichen Zwecken eingesetzt wurde. So schreibt Otto von Corvin am angegebenen Ort auf Seite 36:

„Einen bedeutenden Anteil an den theologischen Streitigkeiten hatten die zahllosen Mönche, welche ihre Ansichten nicht allein mit geistlichen Waffen, sondern weit wirksamer mit höchst irdischen Knüppeln verfochten. Sie bildeten förmliche Freikorps, welche von den fanatischen Bischöfen benutzt wurden und oft die greulichsten Exzesse begingen. Ein römischer Feldherr, Vitalianus, mußte 314 in Konstantinopel einrücken, um die Stadt vor den wütenden Mönchen zu schützen. Die zweite Kirchenversammlung zu Ephesus 449 n.Chr. erhielt den Namen 'Mörderversammlung', weil hier die tollen Mönche mit dem Schwert in der Hand die Annahme der Glaubenssätze erzwangen, welche sie für gut hielten.“

Voltaire sagt daher zu Recht in Band 24 seiner „Collection complète“ auf Seite 296 f. über das Mönchsunwesen [68]:

„Überall sind es die Mönche, die die Menschen verdorben haben. Der weise und gelehrte Leibnitz hat es eindeutig nachgewiesen. Er hat gezeigt, daß das 10.Jahrhundert, das man das Jahrhundert der Rohheit nennt, viel weniger barbarisch war als das 13. Und die folgenden Jahrhunderte, in denen diese Massen von Bettlern entstanden, die das Gelübde ablegten, auf Kosten der Laien zu leben und diese zu bedrücken. Feinde des Menschengeschlechts, Feinde untereinander und gegen sich selber, verhindert, die Annehmlichkeiten der Gesellschaft kennenzulernen, mußten sie diese wohl hassen. Beredt preisen sie einander eine Härte, unter der jeder von ihnen seufzt und die jeder von ihnen fürchtet: Jeder Mönch schwingt die Kette, zu der er sich verurteilt hat, und schlägt damit seinen Mitbruder, wie er seinerseits damit geschlagen wird. In ihren Schlupfwinkeln unglücklich, wollen sie auch die anderen Menschen unglücklich machen. Ihre Klöster bergen Reue, Zwietracht und Haß.“

Die vielleicht einzige positive Rolle der Klöster bestand in ihrem fördernden Einfluss auf die Weiterentwicklung der Handwerke sowohl was die Kunstfertigkeit als auch was die technischen Hilfsmittel betrifft. Otto Rühle schreibt dazu [69]:

„Sie wirkten als Vermittler romanischer Kultur und Lehrmeister verfeinerter Technik und besseren Geschmacks.“

Dies zeigte sich insbesondere im Baugewerbe, das in den Kirchen- und Dombauten Kulturdenkmäler schuf, die wir heute noch bewundern, sowie im Kunsthandwerk, das mit der Ausgestaltung und Schmückung der Kirchen und Paläste beschäftigt war. Neben den Residenzen, Pfalzen und Fronhöfen waren auch die Klöster für Jahrhunderte Brennpunkte der landwirtschaftlichen und handwerklichen Produktion.

Kirche und Feudaladel hatten schon sehr früh in der Unterdrückung der Bauern und Handwerker zusammengearbeitet. Da die Kirche in einer Zeit, wo selbst Könige und Kaiser Analphabeten waren, die einzigen Schriftkundigen stellte, waren in allen Ämtern des Staates Geistliche beschäftigt und unentbehrlich. Neben den Grafen kontrollierten Bischöfe die Verwaltung und erstatteten der Krone (und dem Bischof von Rom) Bericht. Königliche Urkunden und Erlasse wurden von geistlichen Notaren ausgefertigt. Hohe kirchliche Würdenträger waren Berater der Krone. Diese Zusammenarbeit verhinderte aber nicht die Rivalität von Kirche und Krone im Kampf um die Weltherrschaft.Otto Rühle schreibt dazu in „Die Revolutionen Europas“ [70]:

„Die deutschen Könige fühlen sich ebensosehr als Erben Roms und seiner Weltgeltung, wie dies die Inhaber des päpstlichen Stuhles [71] tatsächlich waren und mit wachsendem Selbstbewusstsein zum Ausdruck brachten. Vom 8. Jahrhundert an hatte das Papsttum unbestritten die politische Vorhand, im 10. und 11. Jahrhundert feierte es so grosse Triumphe, dass es die Staatsmacht repräsentieren konnte. Das ganze Abendland war ihm untertan.“ (Siehe auch oben das Zitat von Gregor VII.)

Als Innozenz III. 1198 zum Bischof von Rom gewählt wurde, sagte der Kardinal-Erzdiakon bei seiner Krönung [72]:

„Nimm diese Tiara und wisse, daß Du Vater der Fürsten und Könige bist, Beherrscher der Welt, der irdische Stellvertreter unseres Erlösers Jesus Christus, dessen Ehre und Ruhm ewig währen wird.“

Er führte eine siebenjährige Auseinandersetzung mit dem König von England und verdammte die Magna Carta, - die die Rechte von Kirche und Volk garantierte und verlangte, daß der König wie alle freien Menschen dem Gesetz unterworfen sein und daß die Gesetze nicht geheim, sondern bekannt sein sollten - ,förmlich als „gegen das moralische Gesetz“ verstoßend. Beim Vierten Lateranischen Konzil 1215 ließ er ein Gesetz verabschieden, daß jeder Katholik bei seinem örtlichen Priester seine Sünden beichten und einmal pro Jahr kommunizieren mußte. Peter de Rosa schreibt dazu [73]:

„Auf diese Weise wurden die Laien zu Untertanen des Klerus, der Klerus zu Untertanen der Bischöfe und die Bischöfe zu Untertanen des Papstes gemacht.“

Und weiter heisst es [74]:

„Jeder Kleriker muß dem Papst gehorchen, selbst wenn er böses befiehlt, denn niemand kann über den Papst urteilen“.

Der nächste Bischof von Rom, der den Machtanspruch dieses Amtes ausbaute, war Gregor IX. (1227 - 1241). Er erklärte feierlich [75],

„der Papst sei Herr und Meister über das Universum, sowohl Dinge als auch Menschen“.

Auf ihn folgte Innozenz IV. (1243 - 1254). Er beschloß, daß der Name „Konstantinische Schenkung“ unzutreffend sei, da Konstantin den Päpsten keine weltliche Macht geschenkt habe, diese hätten vielmehr schon von Christus höchste weltliche Macht [76]. Er mußte wegen seines Streites mit Friedrich II. Rom verlassen und wäre gern nach England gegangen, doch der englische Hochadel meinte, das grüne, süßduftende England könne den Gestank des päpstlichen Hofes nicht ertragen [77]. So ging er denn nach Lyon ins Exil, von wo er nach dem Tod Friedrich II. zurückkehrte. Kardinal Hugo schrieb 1250 im Namen des Papstes einen Dankbrief an das Volk von Lyon, in dem es hieß [78]:

„Während Unserer Residenz in eurer Stadt haben wir euch sehr liebreich beigestanden. Bei unserer Ankunft fanden wir kaum drei oder vier käufliche Schwestern der Liebe, doch bei Unserem Abschied hinterlassen wir euch sozusagen ein einziges Bordell, das sich vom Westtor zum Osttor erstreckt.“

Und Bonifaz VIII. (1295 - 1303 Bischof von Rom), - der vormalige Kardinal Cajetan, den Dante „das schwarze Tier“ nennt - ,verfügte 1294 in einer Bulle [79]:

„Wir erklären, sagen, bestimmen und entscheiden hiermit, daß alle menschliche Kreatur dem Papste unterworfen sei, und daß man nicht selig werden könne, ohne dies zu glauben.“

Das war freilich nur eine logische Folge seiner Feststellung [80]:

„Es gibt nur eine heilige, katholische und apostolische Kirche; außerhalb von ihr gibt es keine Erlösung oder Vergebung der Sünden.“

Es ist also nur eine konsequente Fortsetzung des bisher Erwähnten, wenn der Bischof von Rom Alexander VI. 1483 in seiner Bulle über die Verteilung der Welt schreibt [81]:

„Gott hat die Sorge für alle Völker einem Manne übertragen, dem heiligen Petrus, welcher der Meister der menschlichen Rasse ist, so daß alle Menschen ihm zu gehorchen haben [82]. Er stellt die ganze Welt unter seine Rechtsprechung.“

Als der Bischof von Rom den Spaniern 1493 den größten Teil Südamerikas übergab, verlangte er von ihnen, den dortigen Ureinwohnern vor der Anwendung von Gewalt zuerst ein Dokument vorzulesen, das sie unter anderem aufforderte:

„... die Kirche als Eure Herrin und als Herrscherin der Welt und des Universums ... anzuerkennen“ [83].

Im siebzehnten Jahrhundert schrieb dann Kardinal Bellarmin in seinem Buch „De Romano Pontifice“ [84]:

„Der Papst ist der oberste Richter in der Entscheidung strittiger Glaubens und Moralfragen“,

was vorher der Kaiser war. So ist es denn zu verstehen, dass die Bischöfe von Rom seit dem Vatikanischen Konzil 1869 - 1870 „unfehlbar“ sind, wenn sie belehrend sprechen. Peter de Rosa bemerkt zu diesem Unfehlbarkeitswahn der Bischöfe von Rom jedenfalls völlig richtig [85]:

„Der größte Nachteil einer unfehlbaren Institution besteht darin, daß keine Behauptung zurückgenommen, keine Lehre geleugnet, keine moralische Entscheidung rückgängig gemacht werden kann, selbst wenn neue Erkenntnisse eine radikale Überarbeitung nahelegen.“

Und der französische Aufklärer Claude Adrien Helvétius (1715 -1771) schrieb:

„Der Papismus“ [gemeint ist: das dem „Papst“ anhängen, also der Katholizismus] „ist in den Augen eines vernünftigen Menschen pure Abgötterei. Die römische Kirche sieht darin ohne Zweifel nur eine menschliche Einrichtung, da sie ja von dieser Religion in skandalöser Weise Gebrauch macht, sie als Instrument ihrer Habsucht und Größe benutzt und sich ihrer bedient, um die verbrecherischen Pläne der Päpste zu fördern und deren Herrschsucht und Ehrgeiz zu bemänteln. Aber diese Anschuldigungen sind verleumderisch – sagen die Papisten“ [86].

Dieser Gedanke scheint auch C. W. Ceram gekommen zu sein, denn er schreibt in seinem Buch „Götter, Gräber und Gelehrte“ auf Seite 256 in einer Klammer:

„Die römischen Cäsaren krönten sich selber zum Gott und ließen sich in allen Provinzen Standbilder errichten. Und beanspruchten nicht auch die ersten abendländischen Diktatoren neuester Zeit den Sitz der Götter, indem sie vorgaben, die Unfehlbarkeit zu besitzen ...?“

Das Ziel der Kirche war zunächst die Errichtung einer unter „päpstlicher“ Gewalt stehenden Fürstenrepublik in Europa. Doch aus der strategischen Zielsetzung der Erringung der Weltherrschaft heraus kam es zu dem Plan der Unterwerfung des Morgenlandes durch die Kreuzzüge, um

  • den Islam zurückzudrängen,
  • die Konkurrenz der oströmischen Kirche zu schlagen oder zu schwächen,
  • die weltliche Feudalmacht zu schwächen und
  • die Überlegenheit der römischen Kirche gegenüber der weltlichen Macht dauerhaft zu sichern.

Der „Schutz der heiligen Stätten“ und der Pilger bildete nur den ideologischen Deckmantel der Kirche, siehe den im Geruch der „Heiligkeit“ stehenden Bernhard von Clairvaux [87] anlässlich einer Kreuzzugshetze [88]:

„Bist Du ein kluger Kaufmann, ein Mann des Erwerbs in dieser Welt? Einen großen Markt sage ich Dir voraus; sieh zu, daß er Dir nicht entgeht! Nimm das Kreuzeszeichen, und für alles, was Du reuigen Herzens beichtest, wirst Du auf einmal Ablaß erlangen. Die Ware ist billig, wenn man sie kauft, und wenn man fromm für sie bezahlt, ist sie ohne Zweifel das Reich Gottes wert.“

Er verspricht also den Kaufleuten gute Beute bei diesem Raubzug, und was die „fromme Bezahlung“ angeht, von der er oben redet, so sagt er an anderer Stelle [89]:

„Die wahren Krieger Christi ... fürchten weder die Sünde eines Mordes an den Feinden noch die Gefahr des eigenen Todes ... Es ist gut, wenn er einen Bösewicht tötet, das ist kein Mord, sage ich Euch ... Das Schwert der Christen soll über den Häuptern der Feinde geführt werden, um allen Hochmut zu zerbrechen, der sich gegen die Weisheit Gottes erhebt, die der christliche Glaube ist.“

Also kurz: Es ging darum, die Feinde der Kirche [„die Weisheit Gottes“ = die des „Papstes“ als „Stellvertreter Gottes auf Erden“, der „christliche Glaube“ = die „allein selig machende“ Kirche], den Islam und die oströmische kirche, die sich dem Diktat des Bischofs von Rom nicht beugen wollte, zu ermorden. Auf Bernhard von Clairvaux trifft in besonderer Weise zu, was Erasmus von Rotterdam in seiner Schrift „Die Klage des Friedens“ schrieb [90]:

„Wie verträgt sich die Mithra mit dem Helm? Wie der Hirtenstab mit dem Schwert? Wie die Evangelienbibel mit dem Schild? Wie verträgt es sich, das Volk mit dem Friedensgruß zu grüßen und die Welt zu den heftigsten Kämpfen aufzuhetzen? Mit der Rede den Frieden zu geben, mit der Tat den Krieg anzustiften? Du lobst mit <dem> gleichen Munde den Krieg, mit dem Du den Friedensstifter Christus predigst und verkündest mit der gleichen Trompete Gott und den Satan? Du wiegelst, - mit der Mönchskutte bekleidet - ,beim Gottesdienst das einfache Volk zum Morden auf, das aus Deinem Munde die Unterweisung des Evangeliums erwartete?“

Zu Hilfe kam dieser Expansionsabsicht der Kirche jedenfalls einerseits die grosse wirtschaftliche Not, die in Westeuropa, besonders in Frankreich, im 11.Jahrhundert herrschte, und der räuberische Geist der normannischen Feudalherren, die in Frankreich und Italien sesshaft geworden waren. Das Ergebnis der sieben Kreuzzüge von 1096 - 1291 n.Chr. war allerdings kläglich. Es bestand letztlich darin, dass die Feudalherren in Berührung mit einer höheren Kultur kamen, deren Annehmlichkeiten sie zuhause vermissten, und in der Öffnung der Märkte des Ostens, um diese geweckten Bedürfnisse zu befriedigen.

Die Bauern

Friedrich Engels schreibt dagegen zur Lage der Bauern [91]:

„Auf dem Bauer lastete der ganze Schichtenbau der Gesellschaft: Fürsten, Beamte, Adel, Pfaffen, Patrizier und Bürger. Ob er der Angehörige“ [hier nicht im heutigen Sinne von „Verwandter“, sondern im Sinne von „Untertan“] „eines Fürsten, eines Reichsfreiherrn, eines Bischofs, eines Klosters, einer Stadt war, er wurde überall wie eine Sache, wie ein Lasttier und schlimmer behandelt.
  • War er Leibeigener, so war er seinem Herrn auf Gnade und Ungnade zur Verfügung gestellt.
  • War er Höriger, so waren schon die gesetzlichen, vertragsmässigen Leistungen hinreichend, ihn zu erdrücken. Aber diese Leistungen wurden täglich vermehrt. Den grössten Teil seiner Zeit musste er auf den Gütern des Herrn arbeiten. Von dem, was er sich in den wenigen freien Stunden erwarb, mussten Zehnten, Zins, Gült, Bede, Reisegeld, Kriegssteuer, Landessteuer, Reichssteuer gezahlt werden. Er konnte nicht heiraten und nicht sterben, ohne dass dem Herrn gezahlt wurde. Er musste, - ausser den regelmässigen Frondiensten - ,für den gnäfdigen Herrn Streu sammeln, Erd- und Heidelbeeren sammeln, Schneckenhäuser sammeln, das Wild zur Jagd treiben, Holz hacken usw.
Fischerei und Jagd gehörten dem Herrn. Der Bauer musste ruhig zusehen, wie das Wild seine Ernte zerstörte. Die Gemeindeweiden und -waldungen waren fast überall durch die Herrn gewaltsam weggenommen worden. Und wie über das Eigentum, so waltete der Herr willkürlich über die Person des Bauern, über die seiner Frau und seiner Töchter. Er hatte das Recht der ersten Nacht. Er warf ihn“ [= den Bauer], „wenn es ihm beliebte, in den Turm, wo ihn die Folter erwartete. Er schlug ihn tot oder liess ihn köpfen. Von jenen erbaulichen Kapiteln der Carolina, die da von Ohrenabschneiden, Nasenabschneiden, Augenausstechen, Abhacken der Finger und Hände, Köpfen, Rädern, Verbrennen, Zwicken mit glühenden Zangen, Vierteilen usw. handeln, ist kein einziges, dass der gnädige Leib- und Schirmherr nicht nach Belieben gegen seine Bauern angewandt hätte. Wer sollte ihn“ [= den Bauer] „schützen? In den Gerichten sassen Barone, Pfaffen, Patrizier und Juristen. Alle offiziellen Stände des Reiches lebten ja von der Aussaugung des Bauern.“

Diese Klassenverhältnisse führten

  • einerseits zum Klassenkampf der Bauern gegen die Feudalherrn in den Bauernkriegen, wo die Bauern ihr Feudaljoch abschütteln wollten,
  • andererseits zur Reformation, die dem aufstrebenden Bürgertum eine ideologische Rechtfertigung verschaffte.

Nachdem die Bauern zunächst die Reformation als Hilfe für ihre Sache gesehen hatten, hetzte Luther schliesslich die Feudalherren auf sie, allein Thomas Müntzer unterstützte ihre Sache weiter und zahlte dafür 1525 mit dem Leben.

Das Bürgertum

Wie oben (Die Feudalherren) gezeigt, entwickelte der Feudalismus zunächst die Produktivkräfte, indem er die Handwerke weiter spezialisierte. Siehe dazu Frédéric Graf von Skarbeck, der drei Arten der Arbeitsteilung unterscheidet, wobei die Spezialisierung der zweiten Art entspricht [92]:

„Wir begegnen bei den Völkern, die eine gewisse Stufe der Zivilisation erreicht haben, drei Arten von Arbeitsteilung:
  • die erste, die wir die allgemeine nennen, führt die Scheidung der Produzenten in Landwirte, Gewerbetreibende und Kaufleute herbei, sie entspricht den drei Hauptzweigen der nationalen Arbeit;
  • die zweite, die man die besondere nennen könnte, ist die Teilung jedes Arbeitszweiges in Arten ...
  • die dritte Arbeitsteilung, die man als Teilung der Arbeitsverrichtung oder als Arbeitsteilung im eigentlichen Sinn bezeichnen sollte, ist schliesslich diejenige, die sich in den einzelnen Handwerken und Berufen herausbildet ... und in den meisten Manufakturen und Werkstätten Fuss fasst.“

Aus dieser Spezialisierung entstand wie schon in der Antike die Separierung der Landwirtschaft auf dem Lande und des Handwerkes in der Stadt, über deren Bedeutung Marx im „Kapital“ Band I sagt [93]:

„Die Grundlage aller entwickelten und durch Warentausch vermittelten Teilung der Arbeit ist die Scheidung von Stadt und Land. Man kann sagen, dass sich die ökonomische Geschichte der Gesellschaft in der Bewegung dieses Gegensatzes zusammenfasst ...“

Die Städte selbst aber entstanden aus den Marktflecken. Es war zunächst üblich, den Marktbereich mit Wachen zu umstellen, um die angehäuften Marktgüter zu schützen. Später ummauerte man die Marktflecken und noch später folgte meist ein breiter Wall. Die Sicherheit dieser Umfriedung lockte Handwerker, Händler und Geldwechsler an, sich in ihrem Schutze niederzulassen.

Die Märkte und Marktstädte waren ursprünglich königlicher Besitz oder sogar königliche Gründungen. Der König gab sie im Laufe der Zeit als Schenkung oder Lehen an Grosse seines Reiches weiter, deren Dienstleistung oder Treue er fester an sich binden wollte. Otto Rühle schreibt dazu [94]:

„Für diese neuen Stadtherren war der Marktverkehr eine wertvolle Einnahmequelle, er bot Gewinn aus Zoll und Steuern, Marktstand und Münze, Wache und Beigeleite, Marktpolizei, Marktfriede und Marktgericht. Darum liessen sich die Stadtherren die Förderung der Märkte und den Ausbau der Städte angelegen sein. Sie sorgten für Zufahrtswege, Sicherheit gegen Raubrittertum und Wegelagerei, Unterkunft und Schutz, gewährten für den Anfang Steuerfreiheit, versprachen den Bauern und Handwerkern, die dem Elend der Hörigkeit entflohen, nicht nur Aufnahme und Schutz, sondern auch Vergünstigungen und Freiheiten. 'Stadtluft macht frei', wurde seit Heinrich dem Löwen (um 1150) ein geflügeltes Wort.“

Der Stadtmensch war in der Tat ein freierer, selbständigerer Mensch als der Bauer, der das Feudalsystem auf dem Lande in seiner Person verkörperte. Auf dem Land hatte die Zeit für Jahrhunderte stillgestanden, in den Städten war dagegen der grosse Umbildungsprozess um so schneller vor sich gegangen und hatte den Stadtmenschen als Vollstrecker und Produkt dieser Änderung geformt. Er war nicht mehr wie der Bauer an den Boden gefesselt, sondern frei beweglich, damit aber auch auf sich selbst gestellt. Die Stadt bot ihm das Umfeld, das er zu seiner Entfaltung brauchte. Sein Beruf bzw. seine Erwerbsweise brachte es mit sich, dass er sich eine gewisse Bildung, Weltgewandtheit und eine schnelle Auffassungsgabe aneignete. Es kam zur Gründung von Schulen, in denen Lesen, Schreiben und Rechnen vermittelt wurde, und zur Entfaltung der Wissenschaften und Künste. Zu den alten Ständen der Feudalzeit kam ein neuer Stand mit der historischen Sendung der Entwicklung der Produktivkräfte hinzu: der Bürgerstand.

Durch die Entwicklung des Handels kam dem Geld eine immer grössere Bedeutung zu, es löste den Grund und Boden als Massstab der gesellschaftlichen Geltung ab. Kaiser und Könige mussten sich ihm beugen, ihre Gesetze den Bedürfnissen des Geldes und seiner Besitzer anpassen, kurz: der Besitz des Geldes verlieh ein neues Selbstbewusstsein, um nicht zu sagen Herrenbewusstsein, und politische Macht. Die gesellschaftliche Stellung der Geldbesitzer wuchs mit dem wirtschaftlichen Erfolg und verlangte nach freier Selbstbestimmung im Rahmen der Städte. Versagte die Feudalmacht den Bürgern die geforderten Zugeständnisse, so kam es zu Klassenkämpfen, die mit List und Gewalt ausgetragen wurden. In vielen Städten wurde die Burg des Stadtherrn (daher Bourgeois = Burgbewohner, im Sinne von: im Umfeld der Burg wohnend), die von den Bürgern als Zwingburg empfunden wurde, geschleift und musste ausserhalb der Städte verlegt werden. Königen und Kaisern wurde oft versagt, in der Stadt ihr Quartier zu nehmen. Die Städte schufen sich Söldnerheere, deren Kriegskunst der alten ritterlichen überlegen war, und schlugen sich oft genug mit den Feudalherren in offener Feldschlacht.

Meist brachten die Bürger aber die Zugeständnisse auf dem Wege an sich, der ihnen der geläufigste war: durch Kauf. An die Stelle der Rechte der Geburt traten bei ihnen die Rechte des Besitzes. Entsprechend dieser Logik erhielten die reichsten Bürger die höchsten Vollmachten und Würden der Stadt, siehe Otto Rühle [95]:

„Die 'Geschlechter' sassen bald im Rat der Städte, in Verwaltung und Gericht; sie stellten das Stadtoberhaupt, verfügten über den Stadtsäckel und übten die städtische Gewalt aus. Dankten sie ihrem Reichtum die neue Macht, so dankte ihnen die Macht mit neuem, grösserem Reichtum.“

Bereits in dieser frühen Zeit kam es innerhalb des Bürgertums zum Wechsel der Führung vom Gewerbe- zum Handelskapital. Diese Entwicklung war durchaus zwangsläufig:

  • Während das Gewerbekapital in erster Linie für die Befriedigung eines regionalen Marktes arbeitet (was im Feudalismus noch in stärkerem Masse als heute galt),
  • arbeitete das Kaufmannskapital von Anfang an überregional und konnte sein Geschäft daher viel früher und ungebremst vergrössern.
  • Während im Gewerbe wirtschaftlicher Erfolg in erheblichem Ausmass von der persönlichen Tüchtigkeit und Leistung abhängt,
  • hängt er beim Handelskapital allein von der Höhe des angelegten Kapitals ab.

Hinzu kam, dass die aus den Marktgilden hervorgegangene Kaufmannsgilde die einträglichsten Geschäfte monopolisierte und das Handwerk von den ergiebigeren Erwerbsquellen abschnitt. Politischer Ausdruck dieser Tatsache war die kommunale Herrschaft der Patriziergeschlechter. Otto Rühle schreibt dazu [96]:

„Die Handelsgilde wurde zur Trägerin einer Oligarchie:
  • in London lag die Stadtverwaltung in den Händen von zwölf grossen Handelsvereinigungen,
  • in Paris regierten die sieben führenden Kaufmannsgilden,
  • in Florenz war das aus den oberen Zünften hervorgegangene Bank- und Handelskapital allmächtig.“

Auch in Deutschland fand eine entsprechende Entwicklung statt,

  • siehe die Fugger in Augsburg und
  • die Hanse im Norddeutschen Raum.

Es handelt sich dabei um ein eigenes Entwicklungsstadium des Bürgertums, die Trennung von Gross- oder Fettbürgertum und Kleinbürgertum und die starre Regelung der Arbeitsteilung zwischen ihnen [97], siehe Marx im Band I des „Kapital“ [98]:

„Andererseits ... <der> Trieb früherer Gesellschaften, die Gewerbe erblich zu machen, sie in Kasten zu versteinern oder in Zünften zu verknöchern, falls bestimmte historische Bedingungen <eine> dem Kastenwesen <oder den Zünften> widersprechende Vielseitigkeit des Individuums erzeugen. Kasten und Zünfte entspringen aus dem selben Naturgesetz, welches die Aufgliederung von Pflanzen und Tieren in Arten und Unterarten regelt, nur dass auf einer gewissen Entwicklungsstufe die Erblichkeit der Kasten oder die Ausschliesslichkeit der Zünfte als gesellschaftliches Gesetz verkündet wird.“

Und an anderer Stelle sagt er über diesen Prozess, der zur Entwicklung der Kasten und Zünfte führt [99]:

„Dort, wo die physiologisache Teilung der Arbeit“ [= die Teilung der Arbeit unter verschiedenen Personen] „den Ausgangspunkt bildet, lösen sich die besonderen Glieder [100] eines unmittelbar zusammengehörigen Ganzen voneinander ab, zersetzen es [101], - zu welchem Zersetzungsprozess der Warenaustausch mit fremden Gemeinwesen den Hauptanstoss gibt - ,und verselbständigen sich bis zu dem Punkt, wo der Zusammenhang der verschiedenen Arbeiten durch den Austausch der Produkte als Waren vermittelt wird. Es ist auf der einen Seite Verunselbständigung der früher Selbständigen, auf der anderen [102] Verselbständigung der früher Unselbständigen.“

Das Grossbürgertum versippte und verschwägerte sich mit den Adelsfamilien oder erkaufte sich Titel, um die aus seiner niedrigen Herkunft und wohl auch den unsauberen Mitteln und Methoden seines Aufstiegs rührenden Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren und mit erborgter, erschlichener oder erkaufter „Nobilität“ darüber hinwegzutäuschen. Zwischen diesen beiden Schichten des Bürgertums kam es zu erbitterten Klassenkämpfen. Otto Rühle schreibt dazu [103]:

„Schon im 13. Jahrhundert gab es in den Städten Nordfrankreichs und der Niederlande zahlreiche Revolten der Webermeister, die sich bis zu Bürgerkriegen steigerten. Die Handwerker von Gent zogen aus und gründeten die freie Stadt Brabant. Florenz war zwei Jahrhunderte lang erfüllt von Kämpfen zwischen dem popolo grasso (Gross- oder Fettbürgertum) und popolo minuto (Handwerker- und Kleinbürgertum).“

Das Gewerbekapital wehrte sich durch den organisatorischen Zusammenschluss in Innungen und Zünften gegen die Beherrschung durch das Handelskapital. Sie dienten zunächst der Abwehr des Eindringens von Handels- oder Wucherkapital in die handwerkliche Produktion, siehe Marx im Band I des „Kapital“ [104]:

„Die Zunftgesetze verhinderten ... planmässig durch äusserste Beschränkung der Gesellenzahl, die ein einzelner Zunftmeister beschäftigen durfte, seine Verwandlung in einen Kapitalisten. Ebenso konnte er nur in dem ausschliesslichen Handwerk, in dem er selbst Meister war, Gesellen beschäftigen. Die Zunft wehrte eifersüchtig jeden Übergriff des Kaufmannskapitals, - der einzigen freien Form des Kapitals, die ihr gegenüber stand - ,ab. Der Kaufmann konnte alle Waren kaufen, nur nicht die <handwerkliche> Arbeitskraft [105] als Ware. Er war nur als Vertreiber der Handwerksprodukte geduldet. Riefen äussere Umstände eine fortschreitende Teilung der Arbeit hervor, so teilten sich bestehende Zünfte in Unterarten auf oder bildeten sich neue Zünfte neben den alten, jedoch ohne Zusammenfassung verschiedener Handwerke in einer Werkstatt.“

Das Handwerk suchte sich durch monopolartige Strukturen gegen das Handelskapital zu schützen, indem es

  1. den Zunftzwang einführte,
  2. die Zunftpolizei in Gewerbesachen ausübte,
  3. einen gemeinsamen Einkauf der Rohstoffe organisierte,
  4. eine strenge Auslese der Meister betrieb,
  5. einen gut ausgebildeten Nachwuchs schulte,
  6. den Arbeitsprozess regulierte und
  7. den Absatzmarkt monopolisierte.

Damit wurde die Leistungsfähigkeit des Handwerks gehoben und es blühte während der Hochzeit der Zünfte auf.

Der Kampf zwischen den Zünften und dem Handelskapital (zwischen Handwerkern und Patriziern) war allerdings andererseits nur ein Streit zwischen Räubern um die Beute. Während sich das Gewerbe gegen die Preispolitik und Übervorteilungsmethoden der Kaufleute wehrte, ging es selbst zu eben diesen Methoden über, sobald es sich seiner Überlegenheit gegenüber der Landbevölkerung sicher sein konnte, siehe dazu Marx im Band III des „Kapital“ [106]:

„Die hohe Profitrate des Mittelalters ist nicht nur der niedrigen Zusammensetzung des Kapitals geschuldet, in dem das variable, in Arbeitslohn angelegte Element vorherrscht, sie ist <auch> der am flachen Land verübten Prellerei, der Aneignung eines Teils der Rente des Grundeigentümers und des Einkommens seiner Untersassen geschuldet. Wenn im Mittelalter das Land überall da, wo der Feudalismus nicht wie in Italien durch ausnahmsweise städtische Entwicklung gebrochen ist, die Stadt politisch ausbeutet, so beutet die Stadt durch ihre Monopolpreise, ihr Steuersystem, ihr Zunftwesen, ihren direkten kaufmännischen Betrug und ihren Wucher das Land überall und ohne Ausnahme ökonomisch aus.“

Praktisch bedeutete dies, das Austauschverhältnis zwischen ländlichen und städtischen Produkten verschob sich zu ungunsten der ersteren und zu gunsten der letzteren, ganz abgesehen von der zusätzlichen Plünderung der Landbewohner durch Akzisen, Torabgaben und Preisaufschläge für Handwerksprodukte und so weiter.

Die (neuzeitliche) Zivilisation

Charakteristik der Klassengesellschaften

Der Weg vom klassenlosen Urkommunismus hin zu Klassengesellschaften war die Entwicklung von der Gleichheit zur Hierarchisierung der Gesellschaft. Nach Hegel wurde die klassenlose Gesellschaft durch die Klassengesellschaften negiert [in ihr Gegenteil verkehrt]. Der unversöhnliche Gegensatz zwischen grundlegenden Klassen [107] ist nun durch widerstreitende Interessen gekennzeichnet - die Privilegierten wollen den Zustand beibehalten, während die unterdrückte Klasse (oder die unterdrückten Klassen) eine grundlegende Änderung anstrebt (oder anstreben) - und für die Klassengesellschaft allgemein charakteristisch. Aufgrund dieser unterschiedlichen Interessen und Machtverhältnisse ist die Klassengesellschaft stets durch einen ständigen Klassenkampf geprägt. Ebenfalls typisch ist das Streben der Privilegierten - bedingt durch die Konkurrenz innerhalb ihrer Klasse - immer mehr Profit zu erwirtschaften, was zu einer immer stärkeren Ausbeutung der produzierenden Klasse und zu verstärktem Klassenkampf führt. Die privilegierte Gruppe wächst nach Marx mit den weiter entwickelten Produktivkräften und dem sich daraus ergebenden Mehrprodukt:

Ferner ist in jenen Anfängen die Proportion“ [= das Verhältnis] „der Gesellschaftsteile, die von fremder Arbeit leben, verschwindend klein gegen die Masse der unmittelbaren Produzenten. Mit dem Fortschritt der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit wächst diese Proportion absolut und relativ.- Karl Marx, Kapital I, MEW 23, 534f. 1867.

Mit der Weiterentwicklung der Gesellschaft zum Kapitalismus ging allerdings ein moralischer Verfall einher, dessen Grundlage Marx im ersten Band der „Theorien über den Mehrwert[108] darauf zurückführt, dass zunächst die gesellschaftlichen Verhältnisse den Tauschwert schaffen:

„Das Arbeitsergebnis ist in allen gesellschaftlichen Zuständen <ein> Gebrauchsgegenstand, aber nur eine bestimmte gesellschaftsgeschichtliche Entwicklungsstufe, welche die in der Produktion eines Gebrauchsgegenstandes verausgabte Arbeit als seine gegenständliche Eigenschaft, d.h. als seinen Tauschwert darstellt, verwandelt das Arbeitsergebnis in <eine> Ware.“

Die selben gesellschaftlichen Zustände machen aber aus den selben Gründen jeden Gebrauchswert zum Tauschwert [109]:

„Dinge, die an und für sich keine Waren sind, - z.B. Gewissen, Ehre, <Liebe, Wohlverhalten> - ,können ihren Besitzern für Geld verkäuflich sein und so durch ihren Preis die Warenform erhalten.“

Dies führt unweigerlich zu einem moralischen Verfall der Gesellschaft, wie ihn Marx und Engels im „Kommunistischen Manifest“ beschrieben:

„Die Bourgeoisie hat, wo sie zur Herrschaft gekommen <ist>, ... kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übriggelassen als das nackte Interesse, als die gefühllose „bare Zahlung“. Sie hat die heiligen Schauer der frommen Schwärmerei, der ritterlichen Begeisterung, der spießbürgerlichen Wehmut in dem eiskalten Wasser egoistischer Berechnung ertränkt. Sie hat die persönliche Würde in den Tauschwert aufgelöst und ... , mit einem Wort, an die Stelle der mit religiösen und politischen Illusionen verhüllten Ausbeutung die offene, unverschämte, direkte, dürre Ausbeutung gesetzt. Die Bourgeoisie hat dem Familienverhältnis seinen rührend-sentimentalen Schleier abgerissen und es auf ein reines Geldverhältnis zurückgeführt. ... alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sind endlich gezwungen, ihre Lebensstellung, ihre gegenseitigen Beziehungen mit nüchternen Augen anzusehen.“ [110]

Mit einem Wort: Sie hat die niedrigsten Instinkte [111] zur Leitlinie der Gesellschaft gemacht und an die Stelle der aus der Gleichheit entspringenden Solidarität [112] die Konkurrenz [113] als bestimmendes Prinzip der Gesellschaft gesetzt.

Wechsel zwischen den Klassengesellschaften

Marx beschreibt nun die Sklavenhaltergesellschaft, den Feudalismus und den Kapitalismus als Klassengesellschaften. Während sich die Produktivkräfte stetig entwickeln, drücken sich die Produktionsverhältnisse hauptsächlich durch die ihnen jeweils entsprechende Gesellschaftsform aus und sind daher in ihrem Wesensgehalt beharrend-stabil. Auch wenn die Produktionsverhältnisse zu Anfang einer neuen Gesellschaftsform die Entwicklung der Produktivkräfte fördern, werden sie mit der Zeit zu deren „Fesseln“. Der Widerspruch zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen führt dann zu einer „revolutionärenUmwälzung der Produktionsverhältnisse durch die produzierende Klasse. Dabei geschieht diese Umwälzung nie, bevor nicht alle möglichen Produktivkräfte innerhalb der alten Gesellschaft entwickelt sind.

Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schoss der alten Gesellschaft selbst ausgebrütet worden sind.- Marx, Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, 8f. 1859.

Durch diese grundlegende Änderung der ökonomischen Basis (der Produktionsweise) muss dann auch die Gesellschaftsform und damit die Verkehrsweise und der Überbau revolutionär an die veränderten Bedingungen angepasst werden:

Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um. (...)

Diese Revolution beschreibt Marx auch mit dem Hegel'schen dialektischen Dreischritt [= These, Antithese, Synthese], den er auf die konkrete Geschichte ummünzt: aus dem Klassenkampf zweier gegensätzlicher Klassen (These und Antithese) geht die produzierenden Klasse erfolgreiche hervor, dann verschmelzen [= Assimilation] die antagonistischen Klassen erst miteinander (Synthese), teilen sich danach wieder [= Separation] unter Schaffung neuer, angepasster Produktionsverhältnisse und treiben so die „objektive Wirklichkeit“ voran.

Theorie vom Übergang zur klassenlosen Gesellschaft

Durch den Prozess der zahlenmäßigen Verkleinerung der Klasse der Bourgeoisie als Folge der Konkurrenz, findet eine Konzentration von immer mehr Kapital in immer weniger „Händen“ statt, wobei sich gleichzeitig die Anzahl der Proletarier erhöht. Der dadurch verstärkte Klassenkampf zwischen Bürgertum und Proletariat müsse laut Marx zum Sturz der Bourgeoisie durch die Arbeiterklasse führen, siehe Engels im Vorwort zur vierten deutschen Ausgabe des „Kommunistischen Manifest“ von 1890 [114]:

Die Emanzipation der Arbeiter“ (muß) „das Werk der Arbeiterklasse selbst sein (...)

Und im „Kommunistischen Manifest“ selbst schreiben Marx und Engels im zweiten Kapitel [115]:

Indem sich das Proletariat
  • zunächst die politische Herrschaft erobern,
  • sich zur nationalen Klasse erheben,
  • sich selbst als Nation konstituieren muss,
ist es selbst noch national, wenn auch keineswegs im Sinne der Bourgeoisie:

Wenn den Menschen bewusst werde, dass die kapitalistische Produktionsweise nicht zwingend ist, werde damit der Weg für eine kommunistische, klassenlose Gesellschaft frei, in der sich die Produktionsmittel in Gemeinschaftsbesitz befänden:

Von dem Moment aber, wo die bürgerliche Produktionsweise und die ihr entsprechenden Produktions- und Distributionsverhältnisse“ [= Verteilungsverhältnisse] „als geschichtliche erkannt sind, hört der Wahn, sie als Naturgesetze der Produktion zu betrachten, auf, und eröffnet sich die Aussicht auf eine neue Gesellschaft, <eine> ökonomische Gesellschaftsform, wozu sie nur den Übergang bildet.- Karl Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 422. (in spitzen Klammern Einfügung)

Die Grundlagen für die neue Gesellschaft werden im Schoß der alten unbewusst von den Kapitalisten selbst entwickelt:

Als Fanatiker der Verwertung des Werts zwingt er“ [= der Kapitalist] „die Menschheit rücksichtslos ... zu einer Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte und zur Schaffung von materiellen Produktionsbedingungen, die allein die reale Grundlage einer höheren Gesellschaftsform bilden können, deren Grundprinzip die volle und freie Entwicklung jedes Individuums ist[116]

Die Expropriateure [= die „Enteigner“], die zuvor die Masse der Bevölkerung von den Produktionsmitteln enteignet hatten, werden nun selbst expropriiert [enteignet]. Nachdem einst die Klassengesellschaften den Urkommunismus als klassenlose Gesellschaft negiert haben, komme es jetzt im Sinne der Dialektik zur Negation der Negation, indem die letzte Klassengesellschaft, der Kapitalismus, durch die neue klassenlose Gesellschaft, den Kommunismus, negiert werde.

Aufgrund der großen Unterschiede zum Kapitalismus sollte als Übergangsgesellschaft zunächst der schon von Platon und griechischen Sophisten favorisierte Sozialismus als „erste Stufe des Kommunismus“ geschaffen werden. In dieser Zwischenstufe sollte das Privateigentum an Produktionsmitteln und damit die Ausbeutung bereits aufgehoben sein und das Proletariat seine revolutionäre Diktatur ausüben:

„Zwischen der kapitalistischen und der kommunistischen Gesellschaft liegt die Periode der revolutionären Umgestaltung der einen in die andere. Der entspricht auch eine politische Übergangsperiode, deren Staat nichts anderes sein kann als die revolutionäre Diktatur des Proletariats[117]

Als Wirtschaftsordnung schlugen Marx und Engels die - ebenfalls schon von Platon erwähnte - Planwirtschaft vor. Genaue Wirtschaftsstrukturen deutete Marx jedoch nur an. In der Planwirtschaft werden jegliche Betriebe vergesellschaftet und deren Produktion koordiniert. Die Entscheidungen über Produktion und Verteilung der Güter sollte nach Marx im Konsens aller Gesellschaftsteilnehmer gemeinsam gefällt werden:

Die Freiheit in diesem Gebiet“ [= dem Reich der Naturnotwendigkeiten] „kann nur darin bestehen, dass der vergesellschaftete“ [= in der Gesellschaft lebende] „Mensch, die assoziierten“ [= zusammengeschlossenen] „Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, <ihn> unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden ... Jenseits dessen beginnt die menschliche Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gilt, das wahre Reich der Freiheit, das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Grundlage aufblühen kann. Die Verkürzung des Arbeitstages ist die Grundbedingung <dafür>[118].

So könnte die verrichtete Arbeit effizient zur Verbesserung der Lebensumstände aller, anstatt zur Kapitalvermehrung genutzt werden. Diese Entwicklung soll letztendlich zum Kommunismus führen:

In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen - erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!- Karl Marx, Kritik des Gothaer Programms, MEW 19, 21.

siehe auch: Zusammenbruchstheorie, Diktatur des Proletariats

Neomarxistische Kritik an der marxistisch-leninistischen Auslegung

Marx ging anfangs von einer feststehenden Abfolge der Gesellschaftsformen aus, ist davon aber später, unter anderen mit seiner Theorie von der „asiatischen Produktionsweise“, selbst abgewichen. Mit diesem Begriff beschreibt er, dass es - beispielsweise in den asiatischen Wasserbaukulturen - verschiedene kulturelle Ausformungen von Produktionsweisen gibt, die nicht in die aus der europäischen Geschichte abgeleiteten Periodisierungen passen. Daher wird im Neomarxismus eine deterministische, oder gar teleologische Interpretation des historischen Materialismus abgelehnt. Es wird von Neomarxisten die „Kontingenz“, das heißt die Zufälligkeit oder Offenheit der Geschichte betont. Diesem Gedankengang folgend folge also nicht automatisch ein Stadium dem anderen, sondern die Übergänge seien das spezifische Ergebnis von jeweiligen Klassenkämpfen mit immer offenem Ausgang. Argumentiert wird dabei auch mit Zitaten: „Sozialismus oder Barbarei“ (nach einem Ausspruch Rosa Luxemburgs) oder, wie es im Kommunistischen Manifest heißt, „einen Kampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen[1]. So untersucht die Regulationstheorie auf dieser Grundlage die verschiedenen historischen und regionalen Ausprägungen der kapitalistischen Produktionsweise.

Quellen und Anmerkungen

  1. a b c Marx; Engels, Manifest der Kommunistischen Partei. I. Bourgeois und Proletarier. 1848.; als dialektischer Prozeß setzt sich die Geschichte aus einem steten Wechsel von Revolution [= Gesetz der Entstehung] und Evolution [= Gesetz der Erhaltung (von Darwin richtig dargestellt, aber falsch interpretiert)] zusammen
  2. Karl Marx „Das Kapital“ Band II, Seite 120.
  3. Daher bei Engels in „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“ (MEW 21) im Anschluss an Henry Morgan als Kulturstufen beschrieben, die als Teil des Überbaus jeweils bestimmte Produktionsverhältnisse repräsentieren, siehe die Darstellung oben unter Entstehung und Charakteristik der Klassengesellschaften
  4. Engels geht dabei im Anschluss an Morgan von der ökonomischen Grundlage aus. Dieses Verfahren ist zwar formal korrekt, bietet aber die Schwierigkeit, dann bei jeder Änderung der Produktivkräfte oder Produktionsverhältnisse untersuchen zu müssen, ob und welche Änderungen des Überbaus sich daraus ergeben, um die Entwicklungsstufen korrekt zu trennen. Einfacher scheint das Verfahren, anhand klarer Änderungen des Überbaus (insbesondere an den Rechtsprinzipien) die Entwicklungsstufen zu trennen und zu untersuchen, welche ökonomischen Verhältnisse ihnen entsprachen. Siehe dazu Kaufmann in einer Rezension zu Marx' „Kapital“ Band I, die im Vorwort zur 2.Auflage des „Kapital“ (in MEW 23 nicht enthalten) zitiert wird:
    „Sobald das Leben eine gegebene Entwicklungsperiode überlebt hat, aus einem gegebenen Stadium in ein anderes übertritt, beginnt es auch, durch andere Gesetze gelenkt zu werden“ (zitiert nach: Nikolai Bucharin „Das Elend der subjektiven Wertlehre“, Seite 49).
  5. Hesiod „Vom Landbau“ I,125 - 128, Text redigiert, Hervorhebung hinzugefügt.
  6. Platon Werke Band II.2 Berlin Akademie-Verlag 1986, Seite 203 (Text redigiert, in spitzen Klammern Einfügung)
  7. Siehe 1.Mose 2,8 - 15 und 2,25
  8. Die Griechen kennen vier Flutkatastrophen, von denen die des Deukalion die erste ist, die in der Atlantis unterging die letzte (dazwischen liegen die Flut des Dardanos und die des Ogyges), siehe Platon „Kritias“ 112a wörtlich übersetzt (in spitzen Klammern Einfügung):
    „ ... und bei der nach <der Flut> des Deukalion dritten erneuten Überflutung ...“
  9. Das „Hinter-Sich-Werfen“ der Steine scheint dabei die Endmoränen der Gletscher darzustellen, der ganze Zusammenhang bedeutet dann, dass sich die Menschen an der Eisgrenze ansiedelten.
  10. Vergleiche Vergil in der Ekloge VI,41 seiner „Hirtengedichte“:
    „Dann besingt er die Steine der Pyrrha, das Reich des Saturnus“ [= Kronos]
  11. In 274, a.a.O. Seite 206
  12. Friedrich Engels „Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft“ (MEW 20), Seite 166, Text redigiert und in spitzen Klammern Einfügungen.
  13. Nach dem übereinstimmenden Zeugnis antiker und neuzeitlicher Autoren gab es zu dieser Zeit allerdings noch keine Familien im heutigen Sinn, die Engels vorauszusetzen scheint.
  14. Vergleiche 1.Mose 2,16 mit 4,4
  15. Karl Marx „Theorien über den Mehrwert“ Band I (MEW 26.1), Seite 321, Hervorhebung hinzugefügt
  16. Erasmus von Rotterdam „Die Klage des Friedens“ Seite 50 - 51, Text redigiert und in spitzen Klammern Einfügung.
  17. MEW 21, Seite 41, Text redigiert
  18. Siehe 1.Mose 3,12 und 3,17
  19. Der Begriff hat damit inhaltlich eine gewisse Beziehung zum indischen „Karma“ = Gesetz der Kausalität in dem und den Leben
  20. Das Gesetz der Kausalität besagt, dass jede Ursache eine Wirkung hat und keine Wirkung ohne Ursache entsteht; darauf beruhen alle Naturgesetze
  21. Vergleiche dazu Karl Marx „DAs Kapital“ Band I (MEW 23), Seite 194 (Text redigiert, in spitzen Klammern Einfügung):
    „Wie die Erde seine“ [= des Urmenschen; bei Marx: des Arbeiters] „ursprüngliche Proviantkammer <ist>, ist sie sein ursprüngliches Vorratslager von Arbeitsmitteln. Sie liefert ihm z.B. den Stein, mit dem er wirft, reibt, drückt, schneidet usw. ... In den ältesten Menschenhöhlen finden wir Steinwerkzeuge und Steinwaffen.“
  22. Vergleiche 1.Mose 3,16 (Hervorhebung hinzugefügt):
    „... und nach Deinem Manne wird Dein Verlangen sein, er aber wird über Dich herrschen
  23. Friedrich Engels „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“ (MEW 21), Seite 68, Text redigiert und in spitzen Klammern Einfügung.
  24. Die von Engels in dem ausgelassenen Teil des Zitats genannte Einzelehe entsteht erst im Gefolge der hier begonnenen Entwicklung.
  25. Karl Marx „Das Kapital“ Band I (MEW 23), Seite 194, Text redigiert
  26. Homer „Odyssee“ IX,106 - 115, Text redigiert
  27. Karl Marx „Das Kapital“ Band I (MEW 23), Seite 372, Fußnote 50a (Text redigiert, in spitzen Klammern Einfügung)
  28. Gemeint ist Marx, nicht Engels.
  29. Es muss dazu allerdings bemerkt werden, dass natürlich beides stimmt: Die Stämme gingen aus Familien hervor und der Verfall der Stämme liess die Familien unberührt. Ansonsten liefe obige Darstellung darauf hinaus, die Frage, was erst da war, das Ei oder die Henne, dahingehend zu beantworten, dass erst die Legebatterie da war, aus der das Volk der Hühner hervorging.
  30. Nach der von Natur vorhandenen Arbeitsteilung von Mann und Frau und der folgenden ersten bewussten von Jägern, Sammlern und Frauen
  31. Siehe Homer in seiner XX.Hymne „An Hephaistos“: <iv class="center"> „Singet, hellstimmige Musen, von Hephaistos, berühmt für Erfindungen.
    Mit Athene mit strahlenden Augen lehrte er die Menschen überall auf der Erde glorreiche Gaben -
    Menschen, die zuvor wie wilde Tiere in den Bergen in Höhlen zu verweilen pflegten.
    Aber nun, da sie durch Hephaistos, den berühmten Arbeiter, Handwerke gelernt haben,
    führen sie in ihren eigenen Häusern das ganze Jahr über leicht ein friedliches Leben.
    Sei freundlich, Hephaistos, und gewähre mir Erfolg und Wohlstand!

Zitiert nach: http://sunsite.berkeley.edu/OMACL/Hesiod/hymns.html, eigene Übersetzung und Hervorhebung hinzugefügt

  • Karl Marx „Das Kapital“ Band III (MEW 25), Seite 906
  • Siehe Plutarch in seiner Schrift „Politische Ratschläge“ 32 (Text redigiert):
    „Freiheit besitzen die Staaten aber soviel, wie die herrschende Macht ihnen läßt, und ein Mehr ist vielleicht nicht einmal erwünscht“.
    Das Staatsrecht unterlag also der einschränkenden Beurteilung und damit der Dike
  • Nach: Parmenides „Über das Sein“ Griechisch/Deutsch, Seite 77
  • Am angegebenen Ort, Seite 76
  • In 1.Mose 4,1 - 16; der Ackerbauer Kain [= Besitz, Erwerb, Gewinn] erschlug den Kleinviehhirten Abel [= Hauch, Nichtigkeit] auf dem Feld
  • Es muss in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, dass die Glaubwürdigkeit des ersten Buches der Bibel als historische Quelle entgegen den Behauptungen der theologischen „Quellenscheidungstheorie“ von P.J. Wiseman („Die Entstehung der Genesis Das erste Buch der Bibel im Licht der archäologischen Forschung“, R.Brockhaus Verlag Wuppertal und Zürich, 5.Auflage 1989) nachgewiesen wurde. Danach handelte es sich ursprünglich um Keilschriftberichte auf Tontafeln und zwar inhaltlich um die Familiengeschichte der Leute, die die Tafeln unterschrieben. „Dies ist die Geschichte von ...“ (hebräisch: „Tholedoth“) ist jeweils das Ende des davorstehenden Berichts, nicht der Anfang des folgenden; es handelt sich um eine falsche Kapitelteilung in der Bibel. Die Überlieferung ist bis heute so genau, dass selbst in den Übersetzungen noch die Anzahl der Tafeln und ihre ursprüngliche Reihenfolge (eine Tafel wurde offenbar absichtlich umgestellt, um deutlich zu machen, welcher Abstammung Personen waren, die ursprünglich schon vor ihrem Stammbaum erwähnt wurden) ersichtlich ist
  • MEW 21, Seite 66, Text redigiert
  • Es sei darauf hingewiesen, dass auch in der Bibel nach 1.Mose 4,17 Kain die erste Stadt gründet, nachdem er Abel erschlagen hatte und dafür vertrieben wurde
  • Zitiert nach Karl Marx „Das Kapital“ Band III (MEW 25), Seite 907f., Text redigiert und in spitzen Klammern Einfügungen.
  • Zitiert nach: Platon Werke Band III, Akademie-Verlag Berlin 1987, Seite 95 (Text redigiert, in spitzen Klammern Einfügungen und Hervorhebung hinzugefügt)
  • Rosa Luxemburg „Gesammelte Werke“ V, Seite 723, Text redigiert und in spitzen Klammern Einfügungen
  • Rosa Luxemburg „Einführung in die Nationalökonomie“ in: „Gesammelte Werke“ V, Seite 711, Text redigiert
  • MEW 21, Seite 165
  • Solon war nach Theseus der zweite große griechische (athenische) Gesetzgeber, dessen Verfassung auf das Jahr 594 v.Chr. datiert wird. Es handelte sich um eine „Revolution von oben“. Solon war als Gesetzgeber berufen worden und hatte dieses Amt nur unter der Bedingung übernommen, dass sich die entgegengesetzten Parteien seinem Vorschlag unterwerfen würden und dass seine Verfassung für eine gewisse Zeit nicht verändert würde. Solons Verfassung lief darauf hinaus, den Adel, - der fast den gesamten Grundbesitz in seiner Hand hatte - ,zu spalten und ihn der Kontrolle des Volkes zu unterwerfen.
  • Aischylos im dritten Teil der „Orestie“ mit dem Titel „Die Eumeniden“ 490 - 516; 704 - 706
  • „Die Eumeniden“ 707f.
  • „Die Eumeniden“ 484f.; 681 - 684; 709 - 717.
  • „Die Eumeniden“ 752f.; 734 - 743.
  • „Die Eumeniden“ 894f.; 903 - 912/1044.
  • Eberhard Zangger „Ein neuer Kampf um Troja“, Seite 222, unter Berufung auf Diktys von Kreta „Ephemeris Belli Troiani“ 3,23
  • Zitiert nach: Alexandre Dumas „Die Gräfin von Charny“, Seite 368
  • Zitiert nach: Peter de Rosa: „Gottes erste Diener“, Seite 338
  • Rosa Luxemburg „Einführung in die Nationalökonomie“ („Gesammelte Werke“ V), Seite 656
  • Der Zusammenstellung der Berufe nach zu urteilen könnte es sich um einen Druckfehler handeln und „Schreiner“ gemeint sein
  • Oppenheimer (oder Oppenheim, der Name wird verschieden angegeben) „Grossgrundeigentum und die soziale Frage“ zitiert nach: Otto Rühle „Die Revolutionen Europas“ Band 1, Focus-Verlag Wiesbaden 1973, Seite 18f., Text redigiert und in spitzen Klammern Einfügung.
  • Zu sehen am sogenannten „2.Korintherbrief“, der eigentlich aus mindestens zwei Briefen besteht, die ziemlich ungeschickt zusammengefügt wurden (vergleiche dazu „Das Neue Testament übersetzt und kommentiert von Ulrich Wilkens“ Seite 617 - 618, der die Reihenfolge aber nicht richtig analysiert hat). Ob es sich dabei um einen Akt der Zensur oder der Scham handelte, läßt sich ebensowenig sagen, wie sich der Zeitpunkt der Bearbeitung bestimmen läßt. In diesem Zusammenhang ist vielleicht darauf hinzuweisen, daß sich die Kanonbildung des „Neuen Testaments“ nach W. Schneemelcher in: Hennecke - Schneemelcher „Neutestamentliche Apokryphen“ 4.Auflage Band 1 Seite 13
    „ ... im großen und ganzen bis 200 <n.Chr.> vollzogen hatte“ (die Einfügung in spitzen Klammern hinzugefügt).
    Während er aber auf Seite 12 schreibt:
    „Eine wirklich einheitliche Fassung des Kanons in der Gesamtkirche hat es in dieser Zeit“ [gemeint ist von ca. 200 - 220 n.Chr.] „noch nicht gegeben, sie ist vielmehr erst im 4.Jh. versucht und <noch> später durchgeführt worden“ (Hervorhebung und in spitzen Klammern Einfügung hinzugefügt).
    Und am Ende von Seite 13 sagt er dann über die Personen, die den neutestamentlichen Kanon formten:
    „Gewiß ist der Kanon ein Werk der Kirche, und die Autorität der Theologen und Bischöfe bei der Bildung des NT darf nicht unterschätzt werden.“
    Damit wissen wir also zumindest, wem die Fälschungen anzulasten sind.
  • Otto von Corvin „Pfaffenspiegel“ Seite 28, Text redigiert, in spitzen Klammern Einfügung und Hervorhebung hinzugefügt
  • Von einem päpstlichen Fälscher und Betrüger zusammengestellte Urkunden, unter denen sich auch die „Konstantinische Schenkung“ befindet, in der der erste christliche Kaiser Konstantin der Große dem Apostel Petrus das gesamte abendländische Reich und dessen Hauptstadt Rom vermacht. Die Fälschung wurde 1440 durch den päpstlichen Berater Lorenzo Valla bewiesen, sein Buch erschien jedoch erst 1517 (zu dieser Darstellung siehe Peter de Rosa „Gottes erste Diener“, Seite 52 - 54)
  • Zitiert nach Peter de Rosa a.a.O. Seite 85
  • Otto von Corvin „Pfaffenspiegel“, Seite 32, Text redigiert und in spitzen Klammern Einfügung
  • Otto von Corvin „Der Illustrierte Pfaffenspiegel“, Seite 175, Text redigiert
  • Zitiert nach Karlheinz Deschner „Abermals krähte der Hahn“, Seite 240, Text redigiert und Hervorhebung hinzugefügt.
  • Nach de Rosa a.a.O. Seite 74
  • de Rosa, Seite 82 - 83
  • Vergleiche de Rosa, Seite 78 - 81
  • Otto von Corvin „Der illustrierte Pfaffenspiegel“, Seite 174, Text redigiert
  • Zitiert nach: Karlheinz Deschner: „Das Christentum im Urteil seiner Gegner“ Seite 93, Text redigiert und Hervorhebung hinzugefügt
  • Otto Rühle „Die Revolutionen Europas“ Band I, Seite 19
  • Otto Rühle „Die Revolutionen Europas“ Band 1, Seite 40, Text redigiert
  • Gemeint ist das Möbelstück, nicht die Exkremente
  • Zitiert nach Peter de Rosa „Gottes erste Diener“, Seite 85, Text redigiert
  • A.a.O., Seite 92, Text redigiert
  • A.a.O., Seite 92, Text redigiert
  • A.a.O., Seite 93, Text redigiert
  • A.a.O. Seite 93
  • de Rosa a.a.O. Seite 147 ohne Quellenangabe
  • A.a.O. Seite 148, Text redigiert
  • Zitiert nach Otto von Corvin „Pfaffenspiegel“, Seite 174, Text redigiert
  • Zitiert nach Peter de Rosa „Gottes erste Diener“, Seite 98, Text redigiert
  • Zitiert nach: René Guénon „Der König der Welt“ Seite 127 - 128
  • Er bezieht sich wahrscheinlich, wie die Begründung des „Papsttums“ überhaupt, auf das „Evangelium Matthäus“ 16,18; der griechische Text gibt diese Deutung allerdings nicht her. Wörtlich:
    „Du bist Petrus und auf diese die Petra“ [= Felsenstadt] „werde ich bauen meine Gemeinde...“
    Es ist also im griechischen Text nicht Petrus, auf den die Gemeinde gebaut wird, wobei eine Herrschaft über die menschliche Rasse nicht einmal aus den schlechten Übersetzungen ableitbar ist. Ein solcher Betrug konnte nur in einer Zeit erfolgreich sein, wo die Liturgie lateinisch war und die Laien noch nicht im Besitz privater Bibeln waren.
  • Zitiert nach James Wilson „Und die Erde wird weinen“ Seite 73, Text redigiert
  • Nach de Rosa a.a.O., Seite 66
  • Peter de Rosa „Gottes erste Diener“ Seite 29, Text redigiert
  • Zitiert nach: Karlheinz Deschner „Das Christentum im Urteil seiner Gegner“, Seite 118 - 119
  • Bekannt wurde er auch durch seinen Kampf gegen den Dialektiker Peter Abälard, der selbst heute noch von den Veteidigern „des wahren Glaubens“ verunglimpft wird. Angesichts solcher Verdienste kann es nicht verwundern, dass Bernhard bereits einundzwanzig Jahre nach seinem Tod (1174) heilig gesprochen und 1830 von „Papst“ Pius VIII. in den Kreis der Kirchenlehrer aufgenommen wurde. Wer sich über die vorgeblichen „Wunder“ dieses angeblichen „Heiligen“ informieren und einmal recht von Herzen lachen will, der lese in der Sammlung „Mystische Texte aus dem Mittelalter“ auf Seite 24 nach, was ein gewisser Eberhard, Kaplan des Bischofs Hermann von Konstanz, dazu zusammenlog, ohne damit allerdings Glaubhaftigkeit zu erreichen.
  • Zitiert nach „Die Eroberungszüge des Deutschherrenordens gegen die Völker des Ostens“ in: „Reihe zur deutschen Geschichte 1“, Seite 12, Text redigiert
  • Zitiert nach: am angegebenen Ort Seite 13, Text redigiert
  • Erasmus von Rotterdam „Die Klage des Friedens“, Seite 74; Text redigiert und spitzen Klammern Einfügung
  • Zitiert nach Otto Rühle „Die Revolutionen Europas“ Band 1, Seite 15 - 17 (die Zitate sind dort grundsätzlich nicht direkt auf Quellen zurückgeführt, jedoch stammt das Zitat von Engels wohl aus „Der deutsche Bauernkrieg“), Text redigiert
  • Zitiert nach Karl Marx „Das Kapital“ Band I, Seite 371f. Fussnote 50, Text redigiert
  • Karl Marx „Das Kapital“ Band I, Seite 373, Text redigiert
  • In „Die Revolutionen Europas“ Band I, Seite 24
  • Otto Rühle „Die Revolutionen Europas“ Band I, Seite 29, Text redigiert.
  • Otto Rühle „Die Revolutionen Europas“ Band I, Seite 30, Text redigiert.
  • Vergleiche dazu in der Antike die genau an diesem Punkt entstehende asiatische Produktionsweise.
  • Karl Marx „Das Kapital“ Band I (MEW 23), Seite 359 f., Text redigiert und in spitzen Klammern Einfügung und Hervorhebung hinzugefügt.
  • A.a.O. Seite 373, Text redigiert
  • Bei Marx: „Organe“
  • Bei Marx: „zersetzen sich“, dem Zusammenhang nach ist es aber das Ganze, das zersetzt wird
  • Bei Marx: „in dem einen Fall“ und: „in dem anderen“, es sind aber nur die zwei Seiten eines einzigen Falles
  • Otto Rühle, a.a.O. Seite 30
  • Karl Marx „Das Kapital“ Band I (MEW 23), Seite 379 f., Text redigiert und in spitzen Klammern Einfügung.
  • Bei Marx: die Arbeit, die ist jedoch in den Waren vergegenständlicht, daher geändert.
  • Karl Marx „Das Kapital“ Band III (MEW 25), Seite 809, Text redigiert, in spitzen Klammern Einfügung und Hervorhebung hinzugefügt
  • Es muß sich dabei nicht immer um zwei Klassen handeln. In der zentralstaatlichen Sklavenhalterrepublik Rom waren es Gladiatoren und Sklaven gegen die Sklavenhalter. Im Feudalismus waren die Bauern noch eine eigene Klasse und standen daher objektiv auf der Seite der Bourgeoisie gegen den Feudaladel; siehe auch in den Bauernkriegen Handwerker und Bauern gegen den Adel; ähnlich später in Rußland Arbeiter und Bauern aber gegen die Bourgeoisie. Kurz: Alle bekannten Revolutionen beruhten auf Bündnissen, in denen zwei unterdrückte Klassen gegen eine unterdrückende Klasse kämpften.
  • Karl Marx „Theorien über den Mehrwert“ Band I (MEW 26.1) Seite 76, Text redigiert und in spitzen Klammern Einfügung
  • a.a.O. Seite 117, Text redigiert und in spitzen Klammern Einfügung
  • Marx; Engels, Manifest der Kommunistischen Partei. I. Bourgeois und Proletarier. 1848 (Text redigiert, in spitzen Klammern Einfügung)
  • Das Strafrecht der BRD definiert das Profitstreben (allerdings nur in kriminellem Zusammenhang) als „niederen Beweggrund“
  • Vergleiche den Slogan der französischen bürgerlichen Revolution: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“
  • Ausgedrückt in dem Satz: „Fressen oder gefressen werden“, das Gesetz des Dschungels, ein Raubtiergesetz.
  • Zitiert nach: Ausgewählte Schriften (AS) I, Seite 31
  • Am angegebenen Ort Seite 56 (Text redigiert)
  • Karl Marx „Das Kapital“ Band I (MEW 23), Seite 618 (Text redigiert)
  • Karl Marx „Kritik des Gothaer Programms“ hier zitiert nach Lenin: „Staat und Revolution“ (LW 25), Seite 473
  • Zitiert nach: Karl Marx „Das Kapital“ Band III (MEW 25), Seite 828 (Text redigiert und in spitzen Klammern Einfügungen)
  • Dies und jenes

    Hallo, ich habe einen Hinweis zu Stalin eingefügt. Ich fände es gut, die Artikel aufeinander abzustimmen, hinsichtlich der Urheber und hinsichtlich der Einheit mit dem Diamat. besten Gruß lars 10:00, 15. Aug 2004 (CEST)

    • der hinweis auf stalin ist schon ok aber nicht ganz am anfang. das waere so wie wenn man einen artikel ueber das christentum mit der bemerkung beginngt dass es im mitelalter hexenverbrennungen und religionskriege gegeben hat. jede idee kann missbraucht werden und so ist es auch mit dem marxismus. ich werde den absatz daher an das ende verschieben und etwas neutraler formulieren..lg Mond 14:25, 15. Aug 2004 (CEST)
    Hallo, das ist genau das Problem, das ich ausräumen wollte. Histomat und Diamat sind nicht von Stalin verfälscht - sie sind von ihm (und Lenin). Das ist mir im Artikel oben zu wenig angedeutet, die Systematisierung in der Folge des Marxismus... Das ist das Wiki-Problem - überall steht was zu Marx, aber alles nur irgendwie und zufällig. Ließe sich da nicht grundsätzlicher eine Struktur finden? besten Gruß lars 17:46, 16. Aug 2004 (CEST)
    ich denke stalin war kein grosser theoretiker. ideologien wuerden generell gedreht wie sie von ihm gebraucht wurden. macht erhaltung war das einzige woran ihm gelgen ist. konsistente philosophien waren da im besten falle nur hinderlich. denke wenn du dennoch einen artikel machen willst der sich mit den werken stalins auseinandersetzt dann kannst ja einen anlegen und an den entsprechenden stellen verweise machen. die wiki artikel zu einem thema sollten aber vorallem einen allgemeinen eintstieg in ein thema bieten... Mond 19:05, 16. Aug 2004 (CEST)

    darum geht´s mir überhaupt nicht. Ich möchte eine bessere Darstellung von Marx und Engels und sie nicht unter Diamat und Histomat fassen. lars 09:46, 17. Aug 2004 (CEST)

    ich habe deine aenderungen im ersten absatz wieder rueckgaengig gemacht. es ist fuer einen unbedarften leser verwirrend wenn behauptet wird historischer materialismus sei im wesentlichen eine schoepfung von lenin und stalin. stalin verwendet den ausdruck kein einziges mal auch wenn er sich inhaltlich auf die ideen von marx bezieht. historischer materialismus ist in erster line eine schoepfung von marx und engels. viele historiker greifen die methode zur geschichtsanalyse auf ohne selbst kommunistInnen zu sein. kaum jemand bezieht sich dabei auf stalin. historischer und dialektischer materialismus ist der rote faden der sich durch das werk von marx zieht... es existiert ein hinweis auf stalin. das muesste reichen.


    OK, sei Dir gegönnt... Bitte gib mir trotzdem eine Lit.-Stelle, von M/ E wo die beiden Begriffe auftauchen - und dass Stalin sie NICHT benutzt soll doch wohl ´n Witz sein? lars 07:52, 18. Aug 2004 (CEST)

    zitat: Ich weiß sehr gut, daß der Inhalt dieses Büchleins einen großen Teil des britischen Publikums vor den Kopf stoßen wird. Aber hätten wir Kontinentalen die geringste Rücksicht genommen auf die Vorurteile der britischen "Respektabilität", d.h. des britischen Philisteriums, so wären wir noch schlimmer dran als ohnehin der Fall ist. Diese Schrift vertritt das, was wir den "historischen Materialismus" nennen, und das Wort Materialismus ist für die Ohren der ungeheuren Mehrzahl britischer Leser ein schriller Mißton. "Agnostizismus" ginge noch an, aber Materialismus - rein unmöglich. Und doch ist die Urheimat alles modernen Materialismus, vom siebzehnten Jahrhundert an, nirgendswo anders als in - England. ME22/287 friedrich engels. "Einleitung zur englischen Ausgabe (1892) der Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft"
    ansonsten haben ME das wort auch nicht direkt gebraucht. aber wohl die methode erfunden und tausendfach angewendet.. beginned mit den arbeiten ueber feuerbach:
    zitat 1. Geschichte. Wir müssen bei den voraussetzungslosen Deutschen damit anfangen, daß wir die erste Voraussetzung aller menschlichen Existenz, also auch aller Geschichte konstatieren, nämlich die Voraussetzung, daß die Menschen imstande sein müssen zu leben, um "Geschichte machen" zu können. Zum Leben aber gehört vor Allem Essen und Trinken, Wohnung, Kleidung und noch einiges Andere. Die erste geschichtliche Tat ist also die Erzeugung der Mittel zur Befriedigung dieser Bedürfnisse, die Produktion des materiellen Lebens selbst, und zwar ist dies eine geschichtliche Tat, eine Grundbedingung aller Geschichte, die noch heute, wie vor Jahrtausenden, täglich und stündlich erfüllt werden muß, um die Menschen nur am Leben zu erhalten. Selbst wenn die Sinnlichkeit, wie heim heiligen Bruno, auf einen Stock, auf das Minimum reduziert ist, setzt sie die Tätigkeit der Produktion dieses Stockes voraus. Das Erste also bei aller geschichtlichen Auffassung ist, daß man diese Grundtatsache in ihrer ganzen Bedeutung und ihrer ganzen Ausdehnung beobachtet und zu ihrem Rechte kommen läßt. Dies haben die Deutschen bekanntlich nie getan, daher nie eine irdische Basis für die Geschichte und folglich nie einen Historiker gehabt. Die Franzosen und Engländer, wenn sie auch den Zusammenhang dieser Tatsache mit der sogenannten Geschichte nur höchst einseitig auffaßten, namentlich solange sie in der politischen Ideologie befangen waren, so haben sie doch immerhin die ersten Versuche gemacht, der Geschichtschreibung eine materialistische Basis zu geben, indem sie zuerst Geschichten der bürgerlichen Gesellschaft, des Handels und der Industrie schrieben. ME03/28 karl marx: I Feuerbach - Gegensatz von materialistischer und idealistischer Anschauung

    Besten Dank, mir kam es schon auf den Begriff an, inhaltlich ist es nun mal eine spätere "Lehre". lars 20:59, 18. Aug 2004 (CEST)

    ich hab jetzt das beispiel "irak-krieg" im lezten absatz wieder verlaengert. denke generell dem eher theoretischen text wuerden einige praktische beispiele mehr noch gut tun. fuer jemand ohne marxisitsiche vorbildung ist aus all dem was dort steht vermutlich noch immer schwer zu verstehen was denn jetzt mit "historischer materialismus" gemeint ist. und ein wikipedia eintrag sollte doch im wesentliche "fuer sich" stehen... lg Mond 12:40, 26. Jan 2005 (CET)

    Diesem Artikel ist mit dem beispiel nicht wirklich gedient. Der Historische Materialismus ist zuerstmal eine Philosophie (oder, um bei Marx zu bleiben, die Methode der Kritik der politischen Ökonomie). Nun ist es zweiwellos so, daß die Geschichte der linken Bewegungen, insbesondere des staatlichen Marxismus (Stalinismus) einige üble Verballhornungen des Begriffs Historischer Materialismus zu bieten hat. Plump ökonomistische Geschichtsdeutungen wie das zitierte Irak-Beispiel gehören auf diesen Level und man könnte es vielleicht in einem Abschnitt "Wie der Historische Materialismus zum Histomat verkam" anbringen. --adornix 00:17, 27. Jan 2005 (CET)
    das beispiel wie es in der verkuerzten form hier steht ist allerdingsu z nicht besonders nuetzlich. es suggeriert der irak krieg sei einer der wenigen faelle die sich noch finden lassen um die aktualitaet des historischen materialismus zeigen. tatsaechlich ist fast alles was sich heute tut gepraegt von der neoliberalen marktwirtschaftlichen (und daher oekonomischen) ordnung der welt. es liessen sich millionen von beispielen aufzaehlen. ich werde das irak beispiel wieder reintun. wenn jemand ein besseres findet gerne. wichtiges kritikerum fuer das beispiel ist dass es allgemein bekannt und leicht verstaendlich ist. (das kann dann natuerlich immer leicht als "plump" gedeutet werden). lg Mond 13:17, 27. Jan 2005 (CET)
    Das Beispiel finde auch ich recht ungenügend für eine Erläuterung, besser wäre eine kompakte und anschauliche Darstellung von Geschichtsbetrachtung nach dem Histomat - z.B. aus alten Schulbüchern, wie Adornix bereits angedeutet hat. Plump ist das Beispiel mit dem Irak-Krieg vor allen Dingen deshalb, weil es die Mehrschichtigkeit des Problemes nicht betrachtet. --Samweis 18:02, 27. Jan 2005 (CET)
    wie auch immer. ich werd das beispiel vorerst nicht wieder reinstellen. erwarte mir aber von euch die so schnell mit loeschen sind dass ihr eurem versprechen nachkommt und ein gutes beispiel liefert. im uebrigen waere es ohnehin am besten den ganzen artikel mal zu ueberarbeiten. gut gelungen ist der nicht. wer nicht vorher weiss was historischer materialismus ist der lernt es durch diesen artikel wohl kaum.... lg Mond 22:51, 27. Jan 2005 (CET)
    Als Beispiel könnte man den amerikanischen Bürgerkrieg nehmen, Marx hat über ihn sehr viel geschrieben, vor allem über eine ökonomische Begründung. Der agrarbasierte Süden (mit Sklaverei) greift den industriellen Norden an, um seine bisherige Produktionsweise zu verteidigen. Hier traten zwei verschiedene Produktionsweise gegeneinander an, die fortschrittlichere gewann den Krieg. --Thomas Bohn | talk 23:26, 27. Jan 2005 (CET)
    ich wuerde ein aktuelles beispiel aus der juengeren geschichte bevorzugen. das kennen die leute noch "live" aus den medien. ausserdem zeigt ein aktuelles beispiel dass dieses werkzeug noch immer auf alles anwendbar ist was heute geschieht... eigentlich sollte ja der geschichtliche abschnitt im text verdeutlichen was die analyse dazu sagen kann. doch das geht leider nicht wirklich gut daraus hervor. der teil ist jedenfalls dringend ueberarbeitungsbeduerftig...
    Das Beispiel mit dem Irakkrieg ist meiner Meinung nach völlig fehl am Platze! Der Zusammenhang des Histomat und des Irakkrieg bleibt völlig unbegründet und nebulös! Vielleicht hat der Verfasser den historischen Materialismus mit materialistischer Hegemonie-Betrachtung verwechselt (vgl. Joachim Hirsch 2005: Materialistische Staatstheorie. VSA-Verlag Hamburg, Seite 195 u.a.)? Solange nicht eine hinreichende Begründung für diesen Verweis angeboten wird, sollte dieser Teil der Kritik gelöscht werden (was ich ich auch tun werde) und bitte diejenige/denjenigen, der sich daran stört und ihn anschließend wieder einfügen möchte, dies auch zu begründen!--Progressiv 09:03, 27. Jul. 2007 (CEST)

    Hallo, habe einen Literaturhinweis auf Labriola eingefügt. Labriola gilt u. a. für Franz Mehring als bester Kenner des Historischen Materialismus. Seine Schrift "Über den historischen Materialismus" ist bis heute eine der wichtigsten Einführungen, die auch innerhalb der marxistischen Diskussion große Wirkung entfaltet hat. --RichardHeigl 18:16, 4. Jul. 2008 (CEST)

    Überprodukt

    "Mit dem technologischen Fortschritt schaffen es die Menschen irgendwann, mehr zu produzieren, als sie zum unmittelbaren Überleben benötigen. Das zum eigenen Überleben Nicht-Benötigte ermöglicht das erste Mal den Tausch."

    Das zum eigenen Überleben Nicht-Benötigte ermöglicht zuerst die Reduzierung der benötigten Arbeit. Das ist das Hauptereignis der Entwicklung der Produktivtät. Der Tausch taucht auch dadurch auf, jedoch ist dies eine Nebenwirkung. --84.178.249.61 09:48, 6. Aug. 2005 (CEST)

    Unpassenden Satz gelöscht

    Hallo, ich habe den Satz "Notgeile Russenschlampen wollen es wissen!" gelöscht, da er offensichtlich nicht dorthin gehört... Gruß, Sarah --80.64.180.85 14:03, 14. Jan. 2006 (CET)

    Die Konzeption überzeugt noch nicht

    Liebe Freundiennen und Freunde,

    der Einstieg in den Artikel HM müsste grundlegend neu gemacht werden. Richtig ist, dass es sich um eine Systematisierung am Ende des 19. Jahrhunderts handelt. Da gab es aber zwei Strömungen. Die über Kautsky, Plechanow etc., die ein ökonomistisches Weltbild produzierte, dann aber auch Leute wie Antonio Labriola oder Leo Kofler. Aus dieser Fixierung ergibt sich eine wesentliche inhaltliche Fehleinschätzung.

    Der HM vertritt zumindest, wenn er sich auf den ganzen Marx bezieht, keinen Determinismus: Eine Beschreibung als "determinierte Entwicklung der menschlichen Gesellschaft auf der Grundlage bestimmter ökonomischer Zusammenhänge" wäre von Marx und Engels sofort widersprochen worden. Ist auch so geschehen durch Engels am Ende des 19. Jahrhunderts. Kern des HM ist Marxens Versuch, Idealismus und Materialismus zu kombinieren. Die Verbindung der Dialektik Hegels mit dem Materialismus Feuerbachs. Da gehts eigentlich los: mit den Feuerbachthesen. Das marxistische Geschichtsbild steht damit auch nicht "im Gegensatz zum Idealismus Hegels, der Geist und Ideen als Ursprung der geschichtlichen Veränderungen sieht", sondern übernimmt wesentliche Elemente. Triebkräfte, "die den unterschiedlichen Entwicklungsstufen der Gesellschaft inne wohnen" gibt es für Marx schlicht nicht. Auch nicht für den späten Marx, der das Kapital geschrieben hat.

    Subjekt der Geschichte ist, darum geht es ihm ja, immer der Mensch selbst, der für Marx nicht auf einen homo oeconomicus reduziert wird. Der Mensch macht seine eigene Geschichte, unter vorgefundenen Verhältnissen. Deswegen ist der Ansatzpunkt im zweiten Absatz völlig richtig: "Eine Kernaussage des Historischen Materialismus ist, dass der Mensch, indem er mit seiner Umgebung durch seine Arbeit in Kontakt tritt, sich als gesellschaftliches Wesen konstituiert und mit anderen Menschen bestimmte Beziehungen gesellschaftlicher Natur unterhält. Diese Beziehungen ihrerseits haben einen Einfluss auf ihn als Menschen." Das ist genau der historisch-materialistische Punkt. Von hier wäre auszugehen. Er steht aber in einem völlig Widerspruch zum Absatz darüber.

    Deswegen ein Lösungsvorschlag: Wie wäre es, den Begriff historisch und sozial entwickeln? Was findet sich bei Marx (ausgehend von den Feuerbachthesen), was sagt einer wie Kautsky (warum), dann die Positionen von Labriola etc. Die geschichtlichen Phasen nehmen viel zu viel Raum ein - meiner Meinung nach. Wichtiger fände ich z. B. die Bedeutung der Theorie für die Ideologietheorie herauszustreichen.

    Zur Literatur: Die angegebene Literatur führt nur Anti-Marxisten oder Marxisten-Leninisten auf, die HM tatsächlich nur undialektisch und reduktionistisch verstanden. Jede Menge Literaturhinweise findet man auf www.kritische-geschichte.de bei den Literaturlisten. Herzliche Grüße, --RichardHeigl 11:38, 27. Jun 2006 (CEST)

    --Marx und Engels sahen die Historie materialistisch, schufen dafür aber nicht ein eigenes System, den sogenannten Histomat. Der wurde erst durch Lenin entwickelt und dann von Stalin zu einem dogmatischen Kanon umgewandelt. Wie M. und E. eine materialistische Historie sahen, hierzu einige wenige dsbzgl Kernaussagen: "die materialistische Anschauung der Geschiochte gehrt von dem Satz aus, daß die Produktion und nächst der Produktion der Austausch ihrer Produkte, die Grundlage aller Gesellschaftsordnung ist...." "...Hiernach sind die letzten Ursachen aller gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Umwälzungen zu suchen nicht in den Köpfen der Menschen,.... sondern in Veränderung von Produktion und Austauschweise, sie sind nicht zu suchen in der Philosophie, sondern in der Ökonomie der betreffenden Epoche."(entnommen aus "Der Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft", Engels. --HorstTitus 16:24, 16. Nov. 2006 (CET)

    Zitat

    Da der Staat entstanden ist aus dem Bedürfnis, Klassengegensätze im Zaum zu halten, da er aber gleichzeitig mitten im Konflikt dieser Klassen entstanden ist, so ist er in der Regel Staat der mächtigsten, ökonomisch herrschenden Klasse, die vermittelst seiner auch politisch herrschende |167| Klasse wird und so neue Mittel erwirbt zur Niederhaltung und Ausbeutung der unterdrückten Klasse. So war der antike Staat vor allem Staat der Sklavenbesitzer zur Niederhaltung der Sklaven, wie der Feudalstaat Organ des Adels zur Niederhaltung der leibeignen und hörigen Bauern und der moderne Repräsentativstaat Werkzeug der Ausbeutung der Lohnarbeit durch das Kapital.

    Friedrich Engels - "Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" IX - Barbarei und Zivilisation http://www.mlwerke.de/me/me21/me21_152.htm --Tets 01:21, 11. Jan. 2007 (CET)

    Die Reihenfolge der Phasen

    Die Reihenfolge der Phasen stimmt so nicht. Richtig ist es folgendermaßen:

    ...

    Kapitalistische Gesellschaftsordnung

    Diktatur des Proletariats

    Erste Phase des Kommunismus (auch als Sozialismus bezeichnet)

    Höchste Phase des Kommunismus (Vollständiger Kommunismus)


    Man stellt in diesem Artikel fälschlicherweise die Diktatur des Proletariats mit dem Sozialismus gleich, was aber vollkommen falsch ist. Die Diktatur des Proletariats ist laut Marx der Übergang vom Kapitalismus zur ersten Phase des Kommunismus - für uns bekannt als Sozialismus. In der D.P. werden die Klassengegensätze durch die Enteignung der Bourgeoisie, durch die Sozialisierung der Produktionsmittel und durch die Befähigung der Proletarier für Verwaltungsaufgaben, usw. beseitigt. Die Diktatur des Proletariats - die ihre Aufgabe der Beseitigung der Klassenantagonismen erfüllt hat - geht anschließend im Sozialismus auf. Im Sozialismus - der keine eigenständige Gesellschaftsformation ist - existieren demnach also bereits keine Klassengegensätze mehr, aber er ist nocht klassenbehaftet. Es existiert noch das Klassendenken und daher dient der Staat samt bürgerlichem Recht als Regulator bei der Verteilung von Produkten und Arbeit. Das bürgerliche Recht wird lediglich in Bezug auf die Produktionsmittel abgeschafft. Im Laufe der Zeit stirbt der Staat samt seinem Rechtssystem ab, weil man den Regulator nicht mehr benötigt. Es findet eine vollständige Automatisierung der Produktion, im Gefolge einer rapiden Weiterentwicklung der Produktionsmittel, statt, sodass die Arbeitszeiten massiv verkürzt werden können, während trotzdem jeder Mensch ausreichend versorgt werden kann.

    Sehr richtig ! Auch die Diktatur des Proletariats sollte mit hinein genommen werden. --edgar8 22:48, 22. Jun. 2010 (CEST)

    Revert wegen POV

    Die Streichung von Popper aus der Literaturliste oder Sätze wie "Der Historische Materialismus ist wie vieles, was auf Marx und Engels zurückgeht, vorwiegend aus politischen, moralischen oder anderen eher unsachlichen Gründen in schärfste Kritik und Polemik verwickelt, wobei sich die wenigsten die Mühe gegeben haben, die Quelle und Argumente wissenschaftlich (anhand Textbelegen und empirischer Forschung) zu untersuchen." sind nicht mit dem NPOV vereinbar. Deshalb zurückgesetzt auf letzte Version von Benutzer:Progressiv. --Livani 09:18, 10. Aug. 2007 (CEST)

    Ich habe einmal alles wieder revertet. ich werde jetzt ein paar Änderungen vornehmen, speziell von dir zurecht beanstandetes. Man müsste eine Quelle für solche hier oben zitierten Globalaussagen nennen. Bitte weiteres zuerst diskutieren --Tets 14:03, 10. Aug. 2007 (CEST)

    Dies geht auf eine bewusste Ausklammerung weiterer Faktoren des menschlichen Zusammenlebens, insbesondere psychologischer, zurück. Diese wurden als "Nebenwidersprüche" eingeordnet und nicht weiter behandelt.

    Ich habe diese Anmerkung entfernt, da ich sie so formuliert als unrichtig empfinde.
    „Die ökonomische Lage ist die Basis, aber die verschiedenen Momente des Überbaus – politische Formen des Klassenkampfs und seine Resultate – Verfassungen, nach gewonnener Schlacht durch die siegende Klasse festgestellt usw. – Rechtsformen, und nun gar die Reflexe aller dieser wirklichen Kämpfe im Gehirn der Beteiligten, politische, juristische, philosophische Theorien, religiöse Anschauungen und deren Weiterentwicklung zu Dogmensystemen, üben auch ihre Einwirkung auf den Verlauf der geschichtlichen Kämpfe aus und bestimmten in vielen Fällen vorwiegend deren Form.
    Es ist eine Wechselwirkung aller dieser Momente, worin schließlich durch alle die unendlichen Menge von Zufälligkeiten (d. h. von Dingen und Ereignissen, deren innerer Zusammenhang untereinander so entfernt oder so unnachweisbar ist, dass wir ihn als nicht vorhanden betrachten, vernachlässigen können) als Notwendiges die ökonomische Bewegung sich durchsetzt.“
    „Wir machen unsere Geschichte selbst, aber erstens unter sehr bestimmten Voraussetzungen und Bedingungen. (...) Zweitens aber macht sich die Geschichte so, dass das Endresultat stets aus den Konflikten vieler Einzelwissen hervorgeht, wovon jeder wieder durch eine Menge besonderer Lebensbedingungen zu dem gemacht wird, was er ist; es sind also unzählige einander durchkreuzende Kräfte, eine unendliche Gruppe von Kräfteparallelogrammen, daraus eine Resultante – das geschichtliche Ergebnis – hervorgeht, die selbst wieder als das Produkt einer, als Ganzes bewusstlos und willenlos wirkenden Macht angesehen werden kann.“
    Engels: Brief an Joseph Bloch --Tets 14:22, 10. Aug. 2007 (CEST)
    Die einzelne psychologische Verfassung ist nur in den seltenen Fällen relevant, wenn sie das Handeln einer einflussreichen Person zu einen ganz bestimmten Moment in einer ganz bestimmten Weise beeinflusst, ansonsten sind diese psychologischen Aspekte in meinen Augen „unzählige einander durchkreuzende Kräfte, eine unendliche Gruppe von Kräfteparallelogrammen“. „Es ist eine Wechselwirkung aller dieser Momente, worin schließlich durch alle die unendlichen Menge von Zufälligkeiten (d. h. von Dingen und Ereignissen, deren innerer Zusammenhang untereinander so entfernt oder so unnachweisbar ist, dass wir ihn als nicht vorhanden betrachten, vernachlässigen können) als Notwendiges die ökonomische Bewegung sich durchsetzt.“ Wenn man thematisieren will, welchen Einfluss die Lebensweise auf den Menschen hat kann man einfach vom Bewusstsein sprechen (und das ist ja zentral). --Tets 14:22, 10. Aug. 2007 (CEST)

    Neutralität

    Der Abschnitt Kritik dient der Darstellung der Kritik und nicht der Affirmation. Ein (!) Satz Kritik zu einer Theorie, die selbst unter Marxisten bestenfalls umstritten ist, ist doch allzu dünn. Habe deshalb die Neutralitätswarnung gesetzt. --Livani 13:06, 12. Aug. 2007 (CEST)

    --- Wenn man die Kritik von Marxisten und Quasi-Marxisten oder Soziologen unter "Affirmation" setzt, fällt mir freilich zu "Kritik" wenig Brauchbares ein. Da sich zum Beispiel Popper hierüber überwiegend in einem Werk geäußert hat, das er selbst im Vorwort als "unwissenschaftlich" bezeichnet, fällt diese Quelle der Weisheit und Erleuchtung auch so ziemlich aus. -- --Meffo 20:58, 13. Aug. 2007 (CEST)

    wie wäre es denn, einfach die Lehrmeinung der Historiker zum HM hier einzubinden? Wenn der HM von niemandem "wissenschaftlich" kritisiert wird, muss er ja gleichsam das Fundament eines jedweden Geschichtsstudiums bilden. --Livani 21:15, 13. Aug. 2007 (CEST)
    Das Problem der Kritiker ist, dass sie schon kritisieren, bevor überhaupt klar ist, was das ist, was sie da kritisieren wollen.

    Man kann Max Weber, Talcott Parsons oder Luhmann als immanente Kritik ansehen. Da sie sich mit dem HistoMat aber oft explizit nur in Fußnoten abgeben oder klischeehaft (Mehr wäre wohl für einen Uniprof zu despektierlich, man weiß nie so recht, wo wirklich die theoretischen Differenzen liegen, oder wo insgeheim Ideen geklaut worden sind. Nach so vielen Jahren und Literatur ist das wie bei Hegel im Grunde niemand mehr so richtig bewusst!).

    Mit Popper ist das spezielle Problem, dass er sich mit einer Sache, die er für unwissenschaftlich hält, schwerlich wissenschaftlich auseinandersetzen kann. Das wäre, wie wenn man von einem Astronom verlangen würde, sich mit Astrologie auseinanderzusetzen. Mit seiner Historizismuskritik hat er nach seiner Auffassung eigentlich strikt bewiesen, dass gesamtgesellschaftliche Bewegungsgesetze aufzustellen unwissenschaftlich sei. Wer also an Popper glaubt, schreibt unter "Kritik": UNWISSENSCHAFTLICH oder PSEUDOWISSENSCHAFT, und der Fall ist damit für ihn erledigt. Sollen andere Menschen sehen, wie sie mit ihrer Zukunft oder der ihrer Gesellschaft klarkommen! (Zudem ist Popper von Hause aus Psychologe, kein Soziologe, was oft übersehen wird.) --- --Meffo 22:41, 13. Aug. 2007 (CEST)

    Kann man also formulieren, dass sich die heutige Geschichtswissenschaft allenfalls am Rande mit dem HM befasst und dass historistische bzw. teleologische Geschichtsauffassungen von der Mehrheit der Historiker abgelehnt werden? --Livani 09:27, 14. Aug. 2007 (CEST)
    Die Geschichtsauffassung von Marx ist in meinen Augen nicht teleologisch begründet. --Tets 16:42, 29. Aug. 2007 (CEST)

    Kritik scheint doch - zumindest in einem Lexikon - immer von einem Standort außerhalb der Immanenz einer Theorie geäußert werden zu sollen. Auch auf die Gefahr hin, sich dem Phantom 'common sense' zu verpflichten. Nicht etwas als Wahrheit voraussetzen und dann Kritik daran messen! So kann man auch Gott beweisen. (Davon singt Kants Kritik am ontologischen Gottesbeweis ein Liedchen). Keine Hypstasierungen! Mit Diskursivität hat so etwas nichts mehr zu tun. Zizek beispielsweise bekennt sich folgerichtig ganz offen als Gläubiger... --Kueste 15:38, 15. Mär. 2008 (CET)

    Hat das noch niemand kritisiert?

    In der Einleitung zum Artikel heisst es:

    "Eine Kernaussage des Historischen Materialismus ist, dass der Mensch, indem er mit seine Umwelt durch seine Arbeit verändert, sich als ... gesellschaftliches Wesen selbst produziert..."

    Mit anderen Worten: erst durch seine Arbeit wird der Mensch gesellschaftliches Wesen. Übertragen auf die Tierwelt würde das bedeuten, erst durch das gemeinsame Grasen werden Rinder zu Herdentieren. Das würde mir denn doch etwas abwegig oder genauer: eine Verwechselung von Ursache und Wirkung zu sein scheinen. Was Marx doch wohl meinte, ist, dass der Mensch von Natur ein gesellschaftliches Wesen ist (so auch bei Platon, der Mensch als Herdentier), aber durch die Arbeit dieses sein gesellschaftliches Sein beeinflusst, nämlich in beide Richtungen: die Gesellschaft und sich selbst durch Arbeit verändert.--Peter Nowak 20:33, 28. Aug. 2007 (CEST)

    Hallo, ich denke beide Auffassungen treffen den entscheidenden Punkt nicht. Ein Wesen oder mehrere Wesen der selben Gattung etablieren nicht automatisch durch Arbeit ein gesellschaftliches Zusammenleben, eben sowenig liegt es einfach in einem Wesen oder mehreren Wesen der selben Gattung, ein gesellschaftliches Dasein zu führen, dass durch Arbeit vermittelt wird (Arbeit immer im weitesten Sinne). Beides sind idealistische Schlüsse. Vielmehr muss die Produktion und Reproduktion des Lebens, die Verhältnisse der Produktion und die Wirkung mit den Produktivkräften betrachtet werden, um die historische Entwicklung von Sein und Bewusstsein zu betrachten. Man müsste jetzt fragen, was versteht man unter Mensch. Und da gibt es glaub ich Übereinkunft, dass er nach Marx zumindest auch ein gesellschaftliches Wesen ist. Auf alle Fälle müsste man noch fragen, wie wurde der Mensch denn ein Mensch. Oder ist er als Gattungswesen Mensch einfach auf die Welt gefallen? Hier ist der Anteil der Arbeit bei der Menschwerdung des Affen zu betrachten. Leider habe ich die ganzen Zitatstellen nicht im Kopf, hoffe ich habe mich halbwegs verständlich ausgedrückt. --Tets 16:38, 29. Aug. 2007 (CEST)
    Hallo Tets, der Punkt ist doch aber, dass der Mensch sich überhaupt nicht "durch Arbeit" selbst als gesellschaftliches Wesen produziert, sondern vielmehr von der Natur als gesellschaftliches Wesen geschaffen wurde (eben als Herdentier). Das ist gewissermassen eine Frage der Biologie, nicht der Soziologie. Abgesehen davon entsteht doch auch die Frage, ob der Mensch in seinen geschichtlichen Anfängen schon "gemeinschaftlich gearbeitet" hat, was doch zumindest ziemlich merkwürdig wäre. Vermutlich wird er in Herden gewohnt haben, aber erstmal jedes Individuum der Herde seine Lebensmittel (nach den antiken Zeugnissen zunächst Eicheln usw.) selbst gesammelt haben. Schliesslich gab es zu der Zeit nichtmal die dauernde Gemeinschaft von Familien, denn es galt noch ungeregelter Geschlechtsverkehr mit daraus folgendem Mutterrecht (die Abstammung wurde von mütterlicher Seite gerechnet, weil der Vater immer ungewiss war). Folglich kann es nur so sein, dass der Mensch im Laufe seiner Entwicklung sich selbst und die Herde, der er angehörte, verändert hat und dass dabei auf einer gewissen Entwicklungsstufe die Arbeit eine entscheidende Rolle spielte.--Peter Nowak 20:25, 29. Aug. 2007 (CEST)
    Der von der Natur als gesellschaftliches Wesen geschaffene Mensch - ich denke das kann man schon so sagen, aber ich denke in den marxschen Theorie liegt genügend Theorie, um auch diese Fragestellung genauer zu beleuchten. Ich denke es könnte zu mißverständnissen führen wenn man schreibt, der Mensch sei von Natur aus ein gesellschaftliches Wesen. Was war der Mensch bevor er Mensch wurde? Und wenn er Affe war, was war der Affe bevor er Affe wurde? Und wenn der Affe Herdentier war, was war das Herdentier bevor es Herdentier wurde? usw... Und wenn wir weit zurückgehen (man könnte theoretisch immer weiter zurückgehen) werden wir irgendwann feststellen, in dieser Entwicklungslinie hat sich ein qualitativer Sprung vollzogen, wir Menschen waren in unserer Entwicklung nicht immer gesellschaftliche Wesen. Wir können natürlich argumentieren, wir nennen Mensch nur ein bestimmtes, gewordenes Wesen. Nach heutigem Wissenstand haben wir etliche Entwicklungsstufen vollzogen, bis wir ein menschenähnliches Lebewesen wurden. Wie und durch was entwickelt sich das Gattungswesen einer Gruppe von Wesen? Und spezieller: Wie werden mehrere Wesen der selben Gattung zu einem gesellschaftlichen Wesen? Hier ist es in meinen Augen nicht richtig, etwas als natürlich zu setzen, sondern es darf vielmehr nur als theoretische Voraussetzung gelten (der Mensch als gesellschaftliches Wesen). Es muss immer geklärt werden wenn man einen bestimmten Seinszustand betrachtet, wie sich bei einem Wesen mit bestimmten gegenständlichen Kräften, Möglichkeiten und Zwängen bei der Produktion und Reproduktion seines Lebens sein Sein und Bewusstsein ergibt, und wie dieses widerrum die Produktion und Reproduktion des Lebens bestimmt, uswusf...
    "Sprache entsteht, wie das Bewußtsein, erst aus dem Bedürfnis, der Notdurft des Verkehrs mit anderen Menschen." - Die deutsche Ideologie. Marx/Engels, MEW 3, S. 30, 1845/46
    Der Affe hat bei der Aneignung seiner Umwelt vermittels Stoffwechsel (Arbeit), bei seinem Kampf um Produktion und Reproduktion seines Lebens das gegebene Bedürfnis oder die gebende Not, sowie die gegebene Fähigkeit und Möglichkeit, sich mit Artgenossen produktiv zusammenzuschließen. Vielleicht hat er auch schon zuvor in der Herde gelebt und nur sein Zusammenleben verändert. Einerlei. Wir können spätestens hier in meinen Augen beginnen, wie oben skizziert die Produktion des Lebens zu untersuchen, da das Tier oder Wesen, getrieben durch sein Sein, zum Bewußtsein dringt. Grüße --Tets 02:27, 30. Aug. 2007 (CEST)
    Hallo Tets, Du fragst, was der Mensch war, bevor er Mensch wurde und beziehst Dich dabei auf Darwin um schliesslich von einem qualitativen Sprung hin zum Menschen zu sprechen. Diese Sicht ist aber falsch. Darwin hat durch Mutation und Selektion nicht die Entstehung der Arten beschrieben, sondern ihre Erhaltung. Ihre Entstehung beruht in jedem Fall auf einem qualitativen Sprung, auf einer Revolution. Nicht Evolution ist das Gesetz der Entstehung, sondern Revolution (siehe den Urknall). Das ist aber hier eigentlich gar nicht zu betrachten nötig, denn das beanstandete Zitat geht ja vom Menschen aus, der sich durch Arbeit zum gesellschaftlichen Wesen entwickelt, setzt also den Menschen als Mensch voraus. Die Frage ist, wodurch entsteht überhaupt unter den paradiesischen Voraussetzungen, die die alten Quellen als Lebensumstände des Menschen beschreiben, der Zwang zur Arbeit, das heisst zu einer Tätigkeit, die über die unmittelbare (!) Befriedigung eines Bedürfnisses hinaus geht. Darauf gibt Platon die Antwort: durch eine Katastrophe globalen Ausmasses, die die Umweltbedingungen änderte ("Veränderungen an der Sonne und den Sternen", das Klima änderte sich, die Nahrung änderte sich, die Natur der Tiere usw.) und den Menschen zwang, seinen Lebensunterhalt mühselig zu erringen, eben zu arbeiten und sich zu Gesellschaften zusammenzuschliessen, weil der einzelne Mensch gegenüber den Tieren schutzlos war (so sagt das Engels z.B.). Das ist offenbar der Punkt, an dem das Zitat ansetzt, die Gesellschaft der Jäger und Sammler, aber es ist nach dem übereinstimmenden Zeugnis der alten Quellen nicht der Beginn des Menschen. Ich grüsse Dich auch--Peter Nowak 06:15, 30. Aug. 2007 (CEST)
    Ich muss noch was ergänzen: Natürlich sieht Marx den Ursprung des Menschen in Übereinstimmung mit den alten Quellen, denn sein (wohl in Anlehnung an Hesiod entwickelter) "Urkommunismus" beschreibt die Zeit und den Zustand des Menschen, die bei den alten Griechen als das "goldene Zeitalter" des Kronos (bei den Römern Saturnus) und in der Bibel als "Paradies" bezeichnet wird, wobei die Beschreibung der Zeitumstände bei allen sonstigen Unterschieden der Darstellung übereinstimmt.
    Engels scheint dagegen einen etwas abweichenden Standpunkt eingenommen zu haben, denn wenn er im "Ursprung der Familie" davon spricht, wie der Mensch "aus seinem tierhaften Zustand hervorgegangen ist" und in die Geschichte (!) eintritt, dann sieht er offenbar die Vorzeit, die Marx als "Urkommunismus"kennzeichnete, als "tierhaften Zustand" des Menschen an, gleichzeitig aber die entsprechenden Überlieferungen als "Mythologie". Deshalb spricht er davon, dass der Mensch so "in die Geschichte eintritt", wobei er die Kulturstufe der Jäger und Sammler als erste "menschliche" Entwicklungsstufe beschreibt (vorher war der Mensch nach ihm Tier). Das könnte man schon so darstellen, denn das lässt sich mit Textstellen belegen. Vergleiche zum ganzen mal in meiner Baustelle die ersten zwei Entwicklungsstufen des Menschen: http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Historischer_Materialismus/Artikel_Marxismus
    --Peter Nowak 08:46, 30. Aug. 2007 (CEST)

    Abschnitt Individuum und Gesellschaft

    Hallo, mir gefällt der Abschnitt ehrlich gesagt noch nicht so gut. Erstens werden unnötiger Weise viele (gegenwärtige) wissenschaftliche Begriffe genutzt, die das Allgemeinverständnis schmälern. Die letzten zwei Abschnitt stellen eine Sichtweise oder Interpretation unkritisch als richtige Interpretation dar. Den methodolgischen Individualismus gegen den Holismus auszuspielen kann nicht Aufgabe des Artikels sein, besonders wenn Holismus früher vor allem die bedeutung hatte, dass das Ganze mehr als die Summe seiner Teile ist, also eben nicht wie beim meth. Individ. alles aus den handeln der einzelnen Akteure erklärt werden kann. Was ja genau marxens position ist, bzw. wie im Artikel steht: „Der Ansatz des Historischen Materialismus lässt sich also keinesfalls auf eine Seite der im Ansatz verfehlten Alternative: Individualismus oder Kollektivismus festnageln.“ (Anm.: Diese Formulierung ist für ein Lexikon nicht gerade unproblematisch)

    Insgesamt ist der Abschnitt mehr eine weitgehende Interpretation von Marx (natürlich basierend auf der wiedergabe relevanter Quellen), als eine Darstellung seiner Gedanken. Vielleicht könnte man ja Teile davon in einen neuen Abschnitt Rezeption einbauen? --Tets 16:35, 30. Aug. 2007 (CEST)

    Kürzung

    Dieser Artikel ist meines Erachtens zu weitschweifig, und sollte ein wenig gekürzt werden. Insbesondere gegen Ende kommt er ganz unenzyklopädisch ins Schwafeln und Erörtern, wird teilweise essayistisch und offenbart allzu deutlich seine Herkunft aus einer studentischen Seminararbeit. Ein wenig Gesundschrumpfen würde dem Artikel gut bekommen, denn eine Enzyklopädie ist eben ein anderes Genre als eine universitäre Arbeit.

    Ich denke da insbesondere an die Abschnitte "Prophezeiung und Voraussage", "In der Gesellschaft produzierende Individuen", "Einheit von Theorie und Praxis". Das kann man eigentlich alles streichen, es führt viel zu weit ab! Ich weiß ja, wie schwer es ist, sich von einmal Geschriebenem zu trennen (und erkenne den guten Willen und die dankenswerten Bemühungen des entsprechenden Autors/der Autorin auch ausdrücklich an), aber ich denke, der Artikel würde dadurch konziser und besser werden. Nachdem man einmal gekürzt hat, kann man - eventuell - wichtige Einzelpassagen und Zitate ja immer noch an andere Stellen einbauen, wenn es nötig erscheint.

    "Kritik und Gegenkritik" würde ich erstmal drinlassen, obwohl auch dieser Abschnitt sehr unenzyklopädisch ist - aber im Prinzip durchaus wichtig und erhaltenswert. Man könnte diesen Abschnitt aber auf jeden Fall, wie oben von Test vorgeschlagen, in einen Abschnitt "Rezeption" umbenennen. inspektor godot 14:04, 25. Apr. 2008 (CEST)

    germanische Gesellschaft

    Der Begriff germanische Gesellschaft ist recht fragwürdiger Natur, marxistisch ist er jedenfalls nicht. Da taucht an dessen Stelle der Begriff Gentilgesellschaft auf. M.E. sollte der Begriff g.G. durch Gentilgesellschaft ersetzt werden. --Bagerloan 10:57, 7. Mär. 2009 (CET) (Peter H.)

    1.5 Sozialismus und 1.6 Kommunismus fehlt als Gesellschaftsformation

    und zwar im Inhaltsverzeichnis und im Inhalt selbst. Die Gesellschaftsform des Kapitalismus ist nach Marx nicht das Ende oder der Gipfelpunkt der gesellschaftlichen Entwicklung der Menschheit. Nach dem Kapitalismus folgt nach Marx der Sozialismus (mit Vergesellschaftiung vom gesellschaftlichen Produktionsmitteln) und dann 1.6 der Kommunismus, wo zusätzlich zur Abschaffung des KAPITALS auch noch das Geld abgeschafft wird ... und der Staat als Herrschaftsinstrument langsam abstirbt etc. etc. Wie kann das nur passieren, dass man das wegläßt? DAS ist nicht der historische Materialismus. --edgar8 22:37, 22. Jun. 2010 (CEST)

    Entstellung und Zensur des Historischen Materialismus hier im Artikel

    Als unterschiedliche Gesellschaftsformationen sind aufgeführt

       * 1.1 Stammesgesellschaft
             o 1.1.1 Asiatische Produktionsweise
             o 1.1.2 Germanische Gesellschaft
       * 1.2 Sklavenhaltergesellschaft
       * 1.3 Antike Städtegesellschaft
       * 1.4 Feudale Gesellschaft
       * 1.5 Kapitalistische Gesellschaft
    

    und wegzensiert sind:

       * 1.6 Sozialistsische Gesellschaft 
       * 1.7 Kommunistische Gesellschaft
    

    Wollen die Zensoren/Moderatoren bei Wipikpedia auf diese "geköpfte" Version bestehen oder darf ich oder sonst jemand die fehlenden Gesellschaftsformationen ergänzen? Ich habe keine Lust auf einen Schreib-/Löschkrieg, wenn dies "von Oben" gedeckt wird oder genutzt wird um mich zu löschen. --10:43, 20. Jul. 2011 (CEST)

    Sry edgar, aber deine Verschwörungstheorien sind doch etwas komisch, nicht? Glaubst du es gibt hier eine Gruppe geheimer Strippenzieher, irgendwo da Oben? Das ist alles andere als marxistisch, nach dem Muster des Priesterbetrugs oder der Geheimgesellschaften zu argumentieren. Das steht schon im Artikel, und wenn auch recht am Anfang, so doch etwas versteckt. könnte man sicher besser hervorheben, da hast du Recht. Prinzipiell ist es aber schwer möglich, Gesellschaftformen zu analysieren, die noch nicht existieren. Man kann einige Grundsätze ableiten aus der Analyse der gegenwärtigen Verhältnisse. Die teleologisch angehauchte Stufenentwicklung wie sie gerne im ML verbreitet wird, ist jedenfalls nicht DER historische Materialismus, sondern nur eine Form oder eine Interpretation davon. --Tets 20:46, 4. Aug. 2011 (CEST)

    Hallo. Ich mische mich mal ungefragt ein. Verstehe ich den Konflikt, den ich im Artikel nicht als Editwar sehe, richtig? Sozialismus und Kommunismus sollen gestrichen bleiben, weil sie angeblich teleologisch seien und nicht Marx Historischem Materialismus zugeordnet werden könnten? Diese Begründung ist doch falsch. Es ist ja richtig, dass Marx den Sozialismus (ausser einem kleinen "Vorboten") nicht analysieren konnte, aber natürlich bleibt der Historische Materialismus bei Marx doch nicht abrupt beim Kapitalismus stehen. Marx ging es gerade um Veränderung der kapitalistischen Verhältnisse und er engagierte sich für die Arbeiterbewegung. Und Marx hat doch gerade geschrieben, dass der Kapitalismus tendenziell an "seinen" Widersprüchen zugrunde gehe und so entweder zum Sozialismus oder zum Untergang führe. Da braucht man gar keinen Determinismus, also eine feste Gesetzmäßigkeit. Man sieht doch schon an der Realität, wir sind im Kapitalismus stehen geblieben oder wurden dahin zurückgeschleudert. Nach Marx hat sich aber an der Stossrichtung der gesellschaflichen Entwicklung nichts verändert. Was soll denn statt Sozialismus (und vielleicht mal Kommunismus) kommen? Marx Historischer Materialismus war eine Methode, nicht nur um Geschichte zu analysieren, sondern darauf aufbauend auch um einen Ausblick in die Zukunft zu geben. Natürlich kann man Marx für doof halten, wenn er damals meinte, dass sich der Sozialismus durchsetzen werden müße und könne. Aber ihn nun für doof zu halten, weil er eine Theorie für die Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse entwickelte, auf die die ganze marxsche Theorie abzielt, ist etwas merkwürdig. Nochmal: Diese Begründung ist falsch.--Gonzo Greyskull 21:29, 4. Aug. 2011 (CEST)
    naja, das steht eh schon großteils im Artikel, absterben des Staats inklusive. Nur halt etwas versteckt.

    "Die kapitalistische Produktionsweise weise die Tendenz auf, ihre eigene Grundlage aufzuheben:

    • Erste Phase des Kommunismus, Sozialismus. Anfangsstadium der „klassenlosen Gesellschaft“
    • Höhere Phase des Kommunismus, entwickelte klassenlose Gesellschaft, in welcher der Staat und alle Unterdrückungsgewalt abgestorben ist und in der das Prinzip gilt: „jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“[4]

    Im Kommunismus ebenso wie in der Urgesellschaft ist die Entfremdung des Menschen vom Produkt seiner Arbeit sowie von sich selbst noch nicht bzw. nicht mehr vorhanden, während sie in den Klassengesellschaften die Verhältnisse entscheidend mitbestimmt."

    Im ML, besonders den plumpen Formen, gibt es halt ein Etappenmodell: Urkommunismus, Sklaverei, Feudalismus, Kapitalismus, Sozialismus, Kommunismus. Selbst die asiatische Produktionsweise wurde gestrichen weil sie nicht ins Konzept passte (weil die Gesellschaftsformen notwendig in dieser Reihe wie sie Stalin sah, durchlaufen werden müssen). --Tets 22:25, 4. Aug. 2011 (CEST)

    Deine Meinung zum ML ist mir bekannt. Aber nach Marx theoretischem Modell "soll" nunmal auf den Kapitalismus der Sozialismus folgen. Das hat mit ML nichts zu tun. Freundlicher Gruß.--Gonzo Greyskull 22:30, 4. Aug. 2011 (CEST)
    Du hast das oben eh recht gut beschrieben. Und das steht ja eh auch so im Artikel. Wenn auch nicht sehr präsent. Auch wenn Marx und Engels, wie du wohl weisst, keine so eindeutige Terminologie hatten. Das Problem ist, dass die vulgäre Etappentheorie idealistisch ist. Sie ersetzt das, was bei Hegel der absolute Geist ist, durch den Kommunismus. Da wird die historisch-materialistische wissenschaftliche Geschichtsanalyse die Marx und Engels entwickelten und anwendeten einfach durch ein spekulatives geschichtsphilosophisches Konstrukt ersetzt. Warum der Sozialismus möglich und nötig ist, das wird aus der Analyse der kapitalistischen Gesellschaftsformation gewonnen, nicht aus einem allgemeinen Geschichtsgesetz. Sie ist zweitens Ökonomistisch. Sie hat überhaupt keinen vernünftigen Begriff von Klassenkampf. Klassenkampf ist da nur ein notwendiges Produkt, Begleitmusik der Entwicklung der Produktionsweisen, die wieder bestimmt sind durch die Entwicklung der Produktivkräfte. Der Klassenkampf ist durch die idealistisch konstruierten Produktionsweisen determiniert. Geschichte ist dort keine Geschichte von Klassenkämpfen, sondern von zwingend aufeinander folgenden Produktionsweisen. Aber wie gesagt, da geht es nicht nur um das was nach dem Kapitalismus passieren könnte (Sozialismus oder Barbarei), sondern auch was vor dem passiert ist. Z.B. Stichwort asiatische Produktionsweise. Die Etappentheorie ist nicht nur idealistisch, ökonomistisch, sondern auch in gewisser Weise undialektisch. zumindest könnte man das so argumentieren. Denn nicht jede Gesellschaft muss diese Phasen in jener Reihenfolge durchlaufen. Das welthistorische Auftreten der kapitalistischen Produktionsweise in Europa hat die Situation auf der ganzen Welt verändert. Dies wurde auch eindrücklich dadurch deutlich, dass die meisten Revolutionen nicht im Zentrum des Kapitals, sondern an seinen Rändern passierten. Es bedurfte also keineswegs der entwickelten Widersprüche des Kapitalismus in einer Gesellschaft, um eine sozialistische Revolution anzugehen, sondern überzeugte Berufsrevolutionäre, die einen aktiven Klassenkampf führten. Wenngleich ohne den weltgeschichtlichen Entwicklungsstand der Produktivkräfte, wie er in anderen Ländern durch die kap. Produktionsweise erreicht wurde, eine zentrale Voraussetzung für das gelingen einer solchen Revolution fehlen würde. Aber wie schreibt Marx schon sinngemäß: Eine Gesellschaft muss nicht die Eisenbahn mit allen Strapazen neu erfinden, sie muss sie nur einführen. Grüsse. --Tets 23:43, 4. Aug. 2011 (CEST)

    Definition des historischen Materialismus

    Die Definition des historischen Materialismus ist in vielen Falsch bis Unvollständig dargestellt. Wer den historischen Materialismus nur auf eine Gesellschaftslehre reduziert hat entweder diese Wissenschaft nicht begriffen oder wird aus heutigen ideologischen herrschenden Gründen falsch dargestellt. Kurz gefasst, der historische Materialismus ist dialektischer Materialismus auf die Gesellschaft angewand. D.h. das der hist. Materialismus das Besondere ist und der dial. Materialismus das Allgemeine. Grundsätzlich ist die materielle Tätigkeit der bestimmende Faktor zur geistigen Tàtigkeit. Das gesellschaftliche Sein bestimmt das gesell. Bewusstsein. Ohne der Bewegung des Menschen bewegt sich nichts. Entscheidende Frage hierbei ist, ob der Mensch die gesell. Gesetze erkennt und im Zusammenschluss sie für sich ausnutzt oder sie aus der Natur oder von Gott aus erklärt. Damit wirken sie Spontan. Ergebnis ist: Wer die Produktionsmittel besitzt der bestimmt letztendlich die Politik, das Rechtswesen, die Medien, das Soziale und all die anderen Seiten einer Gesellschaft, die auf einer bestimmten ökonomischen Entwicklungsstufe basiert. (Diskussion) 21:48, 6. Dez. 2014 (CET))

    Siegfried Landshut

    Inwieweit ist eine über sechzig Jahre alte Veröffentlichung von Siegfried Landshut für dieses Lemma relevant? Die Gegenwart, über die er spricht, ist die Ära Adenauer, nicht die Ära Merkel, deshalb ist m.E. auch der Tempuswechsel ins Präsens unangemessen. Offenkundig gibt es niemanden Seriöses, der diese Position noch heute vertreten würde. Als Beleg für die Umstrittenheit der Annahme, dass der wissenschaftlich unfehlbare Histomat Fehlprognosen lieferte, taugt sie jedenfalls nicht. --Φ (Diskussion) 21:42, 21. Nov. 2018 (CET)

    Man müsste wohl einen Abschnitt anlegen, der die historische Diskussion zu diesem Thema näher beleuchtet. Louis Wu (Diskussion) 09:05, 22. Nov. 2018 (CET)
    Den gibt es doch schon: Prophezeiung und Voraussagen. --Φ (Diskussion) 09:29, 22. Nov. 2018 (CET)
    Und hierin ist Landshut doch gut geparkt. Louis Wu (Diskussion) 09:53, 22. Nov. 2018 (CET)
    Ja ok, dann bau ich noch den einen oder anderen Antikommunisten aus den 1970ern mit ein. Als Darstellung des aktuellen Kenntnisstandes ist Landshut aber ungeeignet. --Φ (Diskussion) 11:52, 22. Nov. 2018 (CET)
    1. mach das, 2. stimmt, er ist eben eine historische Stimme. Aktuelles müsste auch noch ergänzt werden. Louis Wu (Diskussion) 12:00, 22. Nov. 2018 (CET)

    Hehe, weil "seit 60 Jahren abgelaufen" hat vermutlich auch gerade das Hamburger Institut für Sozialforschung einen Preis auf den Namen des "nicht mehr seriös vertretbaren" gestiftet, http://www.taz.de/!5536704/. "Firere" man also Albert Einstein aus dem Artikel Relativitätstheorie, sobald es jetzt jüngere Vertreter des Fachs zu "hirern" gibt.

    Erstmal zu klären auf welche genauen "Prophezeiungen" und "Prognosen" von wem wann geäußerte sich dieser Artikel "Historischer Materialism" überhaupt bezieht, wäre vielleicht kein schlechter Anfang. Kautsky zählte ja bereits etliche Marx- und Englesprognosen auf die seines Erachtens mehr oder weniger eingetroffen waren.

    Die Emanationen der ewigen Pattex-Kaiserin und des Boccia-Spielers aus Rhöndorf haben Marx und Engels vermutlich ebensowenig exakt vorausgesehen wie Arnd Hoffmann im Jahr 2002 schon viel von all den Energiewenden, Finanzkrisen, Farbenrevolutionen, Anti-Terror-kriegen, zwanzigzehn-Agenden oder Hartzgesetzen vorausahnen konnte. Insofern läßt sich vielleicht soviel belegen, daß in der frühen Ära Gas-Gerd tatsächlich mal alle Prophezeiungen des historischen Materialismus mal "falsifiziert" waren, Rosenkohl (Diskussion) 16:23, 22. Nov. 2018 (CET)

    Bleib bitte sachlich. Welche missglückten Prophezeiungen das sind, steht ja da. Belegen lässt sich dazu noch, dass die Profitrate nicht so gesetzmäßig gefallen ist, wie Marx sich das ausgedacht hatte. Sicher ließ sich alles, was du schreibst, nicht vorhersehen, aber wenn sich eine Doktrin prognostische Kompetenzen anmaßt, dann muss sie sich daran messen lassen, ob ihre Prognosen eingetreten sind oder nicht. In diesem Falle ausweislich aktueller Fachliteratur ja eher nicht. Oder gibt es wissenschaftliche Quellen nach 1956, nach denen die von Marx ausgedachten Entwicklungsgesetze bestätigt worden wären? MfG --Φ (Diskussion) 18:59, 22. Nov. 2018 (CET)
    Schau doch mal in die Debattenbeiträge der entsprechenden Wissenschaftler, bspw. im Rahmen der Historical Materialism. Oder Krise und Kapitalismus bei Marx, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1975. Das bis hier gelieferte ist doch eher flach und wird der Debatte nicht gerecht. Louis Wu (Diskussion) 20:23, 22. Nov. 2018 (CET)
    Ich meine, dass die Histomat-Prophezeiungen falsifiziert sind, und habe das mit Fachliteratur belegt. Wenn du anderer Ansicht bist, ist es an dir, dafür Belege aus der dir zugänglichen Fachliteratur zu liefern. Dass die Frage, wie Rosenkohl in die Einleitung geschrieben hat, heute noch umstritten wäre, geht aus dem derzeitigen Artikeltext nicht hervor. --Φ (Diskussion) 20:33, 22. Nov. 2018 (CET)
    Die Probleme fangen ja schon mal da an, dass du selbst Marx und den HM in eins setzt. Methodisch und so stark einschränkt. Und dann müsste man erstmal schauen, worauf genau hier eigentlich Bezug genommen wird? Marx selbst? Wenn ja, welches Buch genau? Kapital? Das Manifest? Usw. usf. Louis Wu (Diskussion) 20:42, 22. Nov. 2018 (CET)
    Die Quellen sind doch angegeben. Willst du jetzt Marx und den Histomat auseinanderdividieren? Hat er mal mit diesem Denkinstrument gedacht, mal ins Blaue spekuliert, oder was deutest du da an? --Φ (Diskussion) 21:25, 22. Nov. 2018 (CET)
    Marx hat den Historischen Materialismus nicht erfunden, das ist ein Werk der Nachfolger(innen), die Weltanschauung, die sich auf ihn beruht, ihn interpretiert, mißbraucht usf usw., diese "Gesetze" hervorgebracht hat. Selbstverständlich gehören Marx und der HM auseinanderdividiert - was ja nicht bedeutet, dass es bei Marx nicht entsprechende Gedanken gibt, die dem HM als Grundlage dienen. Aber bei Marx gibt keine ausfomulierten Gedankengebäude und Gesetze, die denen des HM entsprechend. Louis Wu (Diskussion) 22:17, 22. Nov. 2018 (CET)
    Lies einfach mal die Lemmadefinition, dann siehst du, dass man Max und den Histomat nicht auseinanderdividieren kann. --Φ (Diskussion) 22:30, 22. Nov. 2018 (CET)
    Allen Ernstes verweist du auf die Einleitung? Louis Wu (Diskussion) 08:21, 23. Nov. 2018 (CET)

    "Histomat" neben "Diamat" m.W. Lehren des Marxismus-Leninismus, bis 1990 Schul- und Universitätsstoff im Ostblock. Daß viele "gelernte DDR-Bürger" gegen diesen Stoff eine körperliche Aversion oder Groll hegen nehme ich an und mag berechtigt sein. Was nicht darüber hinwegtäuschen darf, daß insbesondere in den osteuropäischen Staaten auch eine intensive akademische Diskussion im Spannungsfeld zwischen parteioffizieller Dogmatik und dissidenten Auffassungen geführt worden ist, die nach 1990 in der Vergessenheit versunken ist, worüber ich selbst auch nicht viel weiß.

    "Historischer Materialismus" bezeichnet dagegen m.W. in etwa die Gesamtheit der geschichtstheoretischen Auffassungen von Marx und Engels z.B. im Kommunistischen Manifest, also nicht mehr etwa die, übrigens von Landshut herausgegeben, philosophischen Frühschriften von Marx, aber auch noch nicht die werttheoretischen Überlegungen des Kapital oder auch nicht etwa Engels' Dialektik der Natur. Ein Unterschied ist, daß es im Kapital um den Warenfetisch geht, und im Historischen Materialismus um Ideologie. Angemerkt sei, daß wenn liberale Ökonomen wie Hans-Werner Sinn die werttheoretische Grundlage nicht checken, gleichwohl die daraus von Marx abgeleiteten makroökonomischen Aussagen wie den tendentiellen Fall der Profitrate selbstverständlich anerkennen, vergl. http://www.hanswernersinn.de/de/WP_23052017, Rosenkohl (Diskussion) 00:02, 23. Nov. 2018 (CET)

    Es sind halt Prophezeiungen die sich von selbst unwahr machen. Man unterschlägt die ganzen Gegenmaßnahmen, und erklärt dann Marx für widerlegt. --Uranus95 (Diskussion) 12:46, 23. Nov. 2018 (CET)

    Und die Gegenmaßnahmen konnte Marx nicht vorhersehen? Verzeihung, aber da tust du seiner Dialektik aber Unrecht: Marx dachte immer in Gegenmaßnahmen, nur den Sozialstaat, die Mittelstandsgesellschaft und die Lernfähigkeit des Kapitalusmus hat er nicht vorhergesehen. Das kann man doch im Artikel so sagen, oder?
    Marx hat kaum etwas geschrieben, wo die Theorie des historischen Materialismus nicht ein Rolle spielte. Schreibt Engels an Bloch, siehe MEW Bd. 37, S. 464.
    In diesem Sinne --Φ (Diskussion) 14:45, 23. Nov. 2018 (CET)
    Du hängst der einschlägigen Wissenschaft und den Dikussionen bestimmt 20 Jahre hinter her. Insofern brauchen wir auch nicht weiter diskutieren, bringt nichts. Im Grunde hilft nur noch ein kompletter Neubau des Artikels. Louis Wu (Diskussion) 15:38, 23. Nov. 2018 (CET)

    Da jetzt eine ganze Woche lang keine aktuelle wissenschaftliche Position genannt wurde, die die Prognosen des Histonat als erfüllt ansieht, nehm ich die entsprechenden Angaben jetzt wieder aus dem Artikel. Umstritten ist etwas nur, wenn in der Gegenwart bei denkbaren Positionen von enzyklopädisch relevanten Stimmen vertreten werden. Das scheint mir hier nicht der Fall zu sein. MfG --Φ (Diskussion) 10:24, 28. Nov. 2018 (CET)

    Das ist ja eine kurze "ganze Woche" vom 23. bis 28., seitdem Hans-Werner Sinns Position genannt wurde. Schön auf diese Weise zu erfahren, einer zeitlichen vertraglichen "Lieferfrist" zugestimmt habe.

    • Inwiefern genau also ist der neue Namenspatron des Preises des Instituts für Sozialforschung altbacken? Es ist ja nicht so, daß Landshuts These nie wieder zitiert wurde, etwa vom Politologen Wilhelm Hennis.
    • Was genau ist wissenschaftliche Quelle außerhalb von alten Ostblock-Lehplänen für den Wortkoffer "Histonat" als Bezeichnung für historischen Materialismus?

    Wir könne ja mal weiter Quellen "sammeln". Andrew Kliman: Tendency of the Rate of Profit to fall. Long-term Dynamics, in: Routledge Handbook of Marxian Economics, 2017, S. 225-233, hier S. 225, [1]:

    „Karl Marx accepted these ["Adam Smith, David Ricardo and other classical political economists"] economists' claim that the rate of profit tends to fall over time, but not the theories that they had put forward to account for the fall. He held that their attempts to explain it were "contradictory" and that the fall in the rate of profit had remained an unsolved "mystery" until he offered his own "law of the tendential fall in the rate of profit"[...]. Thus, although he was not the first to argue that the rate of profit tends to fall, Marx did take credit for being the first to offer a "law", or explanatory theoretical principle, that successfully accounts for the falling tendency. He repeatedly stressed that it is "the most important law" of political economy, the solution of the central puzzle around which "the whole of political economy since Adama Smith revolves" [...]. Nevertheless, the law has always been and remains extremly controversial, even among those who identify themselves as Marxists. The same is true of the empirical claim that the rate of profit tends to fall.“

    „Karl Marx akzeptierte die Behauptung dieser ["Adam Smith, David Ricardo und andere klassische Nationalökonomen"] Ökonomen, daß die Profitrate dazu tendiere mit der Zeit abzufallen, jedoch nicht die von ihnen vorgebrachten Theorien um dem Abfallen Rechnung zu tragen. Marx meinte, daß ihre Erklärungsversuche "widersprüchlich" seien und daß das Abfallen bei der Profitrate ein ungelöstes "Mysterium" geblieben sei, bis er sein eigenes "Gesetz des tendentiellen Falls der Profitrate" vorschlug.[...] Obwohl Marx nicht der erste war der behauptete, daß die Profitrate dazu tendiert zu fallen, beanspruchte er somit der erste zu sein, der ein "Gesetz" oder erklärendes theoretisches Prinzip vorschlug, das erfolgreich der fallenden Tendenz Rechnung trage. Er betonte wiederholt, daß es "das wichtigste Gesetz" der politischen Ökonomie sei, die Lösung des zentralen Rätsels um das "die gesammte politische Ökonomie seit Adam Smitz kreist" [...]. Gleichwohl ist und bleibt das Gesetz extrem umstritten, sogar unter jenen die sich selbst als Marxisten verstehen. Das selbe gilt für die empirische Behauptung, daß die Profitrate dazu tendiert zu fallen.“

    Laut Kliman sind somit zweierlei Dinge umstritten:

    • daß es einen tendentiellen Fall der Profitrate in der empirischen Wirklichkeit überhaupt gibt
    • die Erklärung von Karl Marx dafür, daß ein solcher Fall der Profirate stattfindet,

    Rosenkohl (Diskussion) 01:21, 29. Nov. 2018 (CET)

    Kategorie:Marxismus-Leninismus

    Daß Historischer Materialismus als eine Theorie der menschlichen Geschichte nicht rückwirkend von der Stalinistischen vulgo Marxistisch-Leninistischen Lesart monopolisierbar sei wurde z.B. schon im Diskussionsarchiv Diskussion:Historischer_Materialismus/Archiv/1#Entstellung_und_Zensur_des_Historischen_Materialismus_hier_im_Artikel nachlesbar erörtert. Drehen wir uns im Kreis? Rosenkohl (Diskussion) 16:24, 29. Nov. 2018 (CET)