Limmersdorf
Limmersdorf Markt Thurnau Koordinaten: 50° 0′ 32″ N, 11° 24′ 24″ O
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Höhe: | 400 m ü. NHN |
Einwohner: | 397 (25. Mai 1987)[1] |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 95349 |
Vorwahl: | 09228 |
Limmersdorf (umgangssprachlich: Limmeʳschdoʳf[2]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Thurnau im Landkreis Kulmbach (Oberfranken, Bayern).
Geographie
Das Pfarrdorf liegt in einer flachhügeligen Landschaft, die hauptsächlich aus Acker- und Grünland besteht. Durch den Ort fließt der Breitenwieser Graben, ein rechter Zufluss des Aubaches. Im Osten befindet sich der Limmersdorfer Forst. Die Kreisstraße KU 17 führt nach Thurnau zur Staatsstraße 2189 (1,5 km nördlich) bzw. nach Felkendorf (1,3 km südlich). Die Kreisstraße KU 19 führt zur Kreisstraße KU 7 (0,6 km südwestlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Forstleithen (0,7 km östlich) und zur KU 7 bei der Anschlussstelle 22 der A 70 (1,1 km nordwestlich).[3]
Ein alter Hohlweg von der Albhochfläche Kleetz über die Einöde Kröglitzen führt nach Limmersdorf ins Juratal.
Geschichte
Der Ort wurde 1255 als „Lymarsdorf“ erstmals urkundlich erwähnt. 1307 wurde der Ort „Liemersdorf“ genannt. Das Bestimmungswort ist der Personenname Limar. Mit dem Personennamen wurde wahrscheinlich der Gründer der Siedlung angegeben.[4]
Im 14. und 15. Jahrhundert war Limmersdorf eine Niederlassung des Johanniterordens. 1510 bis 1542 ließ Eberhard I. Förtsch von Thurnau die heutige spätgotische Kirche auf den Resten der Vorgängerbauten erbauen. Im frühen 16. Jahrhundert wurde die Kirche evangelisch-lutherisch. Das Adelsgeschlecht Giech behielt die Patronatschaft für die Kirche bis 1848.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Limmersdorf aus 55 Anwesen. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das Giech’sche Amt Thurnau aus. Grundherren waren
- das Amt Thurnau (39 Anwesen: 6 Höfe, 3 Halbhöfe, 2 Halbgüter, 2 Viertelgüter, 1 Gütlein, 5 Sölden, 3 Halbsölden, 8 Häuser, 2 Häuser jeweils mit Hofrait, 5 Häuslein, 1 Hofstatt, 1 Hofstättlein),
- die Hospitalverwaltung Thurnau (1 Hof),
- die Pfarrei Thurnau (1 unbebaute Sölde),
- die Pfarrei Limmersdorf (11 Anwesen: 1 Schmiedehaus mit Hofrait, 2 Güter, 1 Söldengut, 4 Halbsölden, 1 Drittelsölde, 1 Haus, 1 Tropfhaus)
- das St. Katharinen-Spital Bamberg (3 Güter, davon 1 unbebaut).
Die Steuer und Vogtei stand dem Amt Thurnau zu mit Ausnahme der Anwesen des Bamberger Spitals: Hier oblag die Steuerhoheit dem bambergischen Amt Weismain. Neben den Anwesen gab es noch 1 Kirche, 1 Pfarrhaus, 1 Schulhaus und 1 Gemeindeschmiede.[5]
Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Patrimonialgericht Thurnau. Mit dem Gemeindeedikt wurde 1811 der Steuerdistrikt Limmersdorf gebildet, zu dem Berndorf, Felkendorf, Hohezorn, Kleetzhöfe, Leesau, Menchau, Poppenleithen, Quartier, Ruh und Wiesenmühle gehörten. 1812 kamen zum Steuerdistrikt Buchhaus, Forstleithen, Kröglitzen und Neuwirthshaus hinzu. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurde die Ruralgemeinde Limmersdorf gebildet, zu der Hörlinsreuth gehörte. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Hollfeld zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Kulmbach. 1822 wurde Limmersdorf dem Herrschaftsgericht Thurnau (ab 1852 Landgericht Thurnau) und dem Rentamt Thurnau (1919 in Finanzamt Thurnau umbenannt) überwiesen. 1856 wurden Buchhaus, Forstleithen und Straßenwirtshaus eingemeindet. Ab 1862 gehörte Limmersdorf zum Bezirksamt Kulmbach (1939 in Landkreis Kulmbach umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Thurnau (1879 in das Amtsgericht Thurnau umgewandelt), von 1929 bis 1972 war das Amtsgericht Bayreuth zuständig, seitdem ist es das Amtsgericht Kulmbach. 1930 wurde die Finanzverwaltung vom Finanzamt Bayreuth übernommen, seit 1973 ist das Finanzamt Kulmbach zuständig.[6] Die Gemeinde hatte 1925 eine Gebietsfläche von 5,688 km²[7], die sich durch die Eingemeindung von Kröglitzen im Jahr 1930 auf 5,733 km² vergrößerte.[8]
Am 14. April 1945 stürzte ein deutsches Militärflugzeug (Messerschmitt Bf 109) nahe dem Ort ab. Der Überlieferung nach soll der Pilot das bereits brennende Flugzeug noch über dem Ort hochgezogen haben, um die Bewohner zu schützen. Von diesem Ereignis zeugt ein Denkmal mit einem Wrackteil.
Am 1. April 1971 wurde die Gemeinde Felkendorf im Zuge der Gebietsreform in Limmersdorf eingegliedert.[9] Am 1. Mai 1978 erfolgte die Eingemeindung von Limmersdorf in den Markt Thurnau.[10]
Baudenkmäler
- Evangelisch-lutherische Pfarrkirche Sankt Johannes
- Oberes Dorf 2: Evangelisch-lutherisches Pfarrhaus
- Unteres Dorf 12: Wohnstallhaus
- Unteres Dorf 13: Türrahmen
- Zum Forst 7: Wohnhaus
- Kriegerdenkmal
- zwei Martern
- mehrere Grenzsteine
- Tanzlinde
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Limmersdorf
Jahr | 1818 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | 1919 | 1925 | 1933 | 1939 | 1946 | 1950 | 1952 | 1961 | 1970 |
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Einwohner | 332 | 410 | 495 | 465 | 518 | 499 | 491 | 468 | 519 | 532 | 463 | 415 | 409 | 414 | 444 | 427 | 413 | 421 | 425 | 593 | 609 | 546 | 460 | 427 |
Häuser[11] | 66 | 76 | 76 | 82 | 85 | 88 | 97 | |||||||||||||||||
Quelle | [6] | [12] | [12] | [12] | [13] | [12] | [14] | [12] | [12] | [15] | [12] | [12] | [16] | [12] | [12] | [12] | [7] | [12] | [12] | [12] | [8] | [12] | [17] | [18] |
Ort Limmersdorf
Jahr | 1809 | 1818 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 |
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Einwohner | 330 | 292 | 418 | 396 | 421 | 329 | 351 | 500 | 373 | 358 | 397 |
Häuser[11] | 61 | 61 | 65 | 70 | 71 | 80 | 117 | ||||
Quelle | [19] | [6] | [13] | [14] | [15] | [16] | [7] | [8] | [17] | [18] | [1] |
Lindenkirchweih
Limmersdorf ist bekannt für die etwa 350-jährige Linde und die seit 1729 nachgewiesene Lindenkirchweih. Tatsächlich ist dieses Fest wohl bedeutend älter. Dieses Brauchtum wird – einzigartig in Deutschland – jährlich gepflegt.[20] Gepflanzt wurde die heutige Tanzlinde möglicherweise bereits am Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648. Es gibt in Legenden Hinweise darauf, dass es damals schon eine Lindenkirchweih gab. Die Linde ist bei einem Stammumfang von fünf Metern circa 16 Meter hoch. Die Tanzfläche befindet sich auf etwa vier Meter Höhe. Als Besonderheit gibt es auch eine zur Kerwa betriebene Sandkegelbahn.
Im Frühjahr 2014 beschloss der bayerische Ministerrat, die Lindenkirchweih zur Eintragung in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes vorzuschlagen.[21] Im Dezember 2014 wurde die Bewerbung von der Kultusministerkonferenz angenommen und bestätigt. Die Lindenkirchweih ist eine von 27 Kulturformen im deutschen Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes.[22][23]
Bilder
Literatur
- Rüdiger Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 38). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2012, ISBN 978-3-7696-6554-3.
- Johann Kaspar Bundschuh: Limmersdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 565 (Digitalisat).
- August Gebeßler: Stadt und Landkreis Kulmbach (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 3). Deutscher Kunstverlag, München 1958, DNB 451450973, S. 68–70.
- Erich Freiherr von Guttenberg: Land- und Stadtkreis Kulmbach (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Oberfranken. Band 1). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1952, DNB 451738918, S. 97–98.
- Georg Paul Hönn: Limmersdorf. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 449 (Digitalisat).
- Thomas Münch: Der Markt Thurnau mit seinen Ortsteilen. Geiger, Horb am Neckar 1993, ISBN 3-89264-785-2
Weblinks
- Limmersdorf auf der Website thurnau.de
- Limmersdorf in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 11. September 2021.
- Limmersdorf in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 11. August 2020.
- Limmersdorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 11. August 2020
- Website der Kirche von Limmersdorf
Einzelnachweise
- ↑ a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 316 (Digitalisat).
- ↑ E. F. v. Guttenberg: Land- und Stadtkreis Kulmbach, S. 200.
- ↑ Limmersdorf im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- ↑ E. F. v. Guttenberg: Land- und Stadtkreis Kulmbach, S. 97f.
- ↑ R. Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis, S. 615f. Dort sind fälschlicherweise 51 Anwesen angegeben.
- ↑ a b c R. Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis, S. 762.
- ↑ a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1105 (Digitalisat).
- ↑ a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 951 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 503 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 693.
- ↑ a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 150, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 900, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1074, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1022 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1070 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 699 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 161 (Digitalisat).
- ↑ R. Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis, S. 728.
- ↑ Rainer Graefe: Bauten aus lebenden Bäumen : geleitete Tanz- und Gerichtslinden. Geymüller, Verlag für Architektur, Aachen [u. a.] 2014, ISBN 978-3-943164-08-4, S. 88 f.
- ↑ Lindenkirchweih: Tanzlinde soll Weltkulturerbe werden (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive). BR.de, 1. April 2014.
- ↑ unesco.de
- ↑ Website der Lindenkerwa