Boulay-Moselle
Boulay-Moselle | ||
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Wappen von Boulay-Moselle | ||
Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Moselle (57) | |
Arrondissement | Forbach-Boulay-Moselle | |
Kanton | Boulay-Moselle | |
Gemeindeverband | Houve-Pays Boulageois | |
Koordinaten | 49° 11′ N, 6° 30′ O | |
Höhe | 202–365 m | |
Fläche | 19,55 km² | |
Einwohner | 5.580 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 285 Einw./km² | |
Postleitzahl | 57220 | |
INSEE-Code | 57097 | |
Rathaus (Hôtel de ville) |
Boulay-Moselle (kurz Boulay, deutsch Bolchen) ist eine französische Gemeinde mit 5580 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Moselle in der Region Grand Est (bis 2015 Lothringen). Bis zum 31. Dezember 2014 war sie der Hauptort des Arrondissements Boulay-Moselle (Unterpräfektur) sowie des Kantons Boulay-Moselle. Seit 2015 liegt sie im Arrondissement Forbach-Boulay-Moselle, Die Einwohner Boulays nennen sich auf Französisch Boulageois. Ihre Spitznamen sind Rachborn oder Ratschborn, was Brunnen der Geschwätzigkeit bedeutet.[1] auch „Bolcher Saaslecker“.
Geographie
Die Kleinstadt Boulay liegt östlich des Niedtales, etwa auf halbem Weg zwischen Metz und Saarlouis. Seit 1973 gehört der drei Kilometer südöstlich des Kernortes gelegene Ortsteil Halling-lès-Boulay (deutsch Hallingen) zu Boulay-Moselle.
Geschichte
Der Ort wurde im Jahre 1184 erstmals als Bollei, dann 1293 als Bolke, 1487 als Bolchen und 1576 als Bolichen erwähnt.[2] 1321 erhielt Bolchen Stadtrechte; seit 1614 war er Sitz einer Grafschaft und fiel 1766 an Frankreich. Das Schloss – errichtet anstelle einer mittelalterlichen Burg – ist in der Französischen Revolution untergegangen. Im Jahr 1861 hatte Bolchen 2968 Einwohner.[3]
Wie die anderen Gemeinden des Départements Moselle wurde Boulay 1871 gemäß dem Vorfrieden von Versailles (Art. 1) an das Deutsche Kaiserreich abgetreten und erhielt als Bestandteil des Reichslands Elsaß-Lothringen den amtlichen Namen Bolchen. Um 1900 hatte Bolchen eine evangelische Kirche, eine katholische Kirche, eine Synagoge, eine Oberförsterei und war Sitz eines Amtsgerichts.
Nach dem Ersten Weltkrieg kam Bolchen aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags an Frankreich, gelangte aber während des Zweiten Weltkriegs unter deutsche Besatzung. Während der Kämpfe gegen Kriegsende im November 1944 wurde der Ort weitgehend zerstört.
Demographie
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1861 | 2968 | [3] |
1871 | 2499 | in 484 Häusern, darunter 71 Protestanten und 191 Juden[4] |
1872 | 2592 | am 1. Dezember, in 484 Häusern;[5] nach anderen Angaben 2870 Einwohner[6] |
1880 | 2668 | am 1. Dezember, auf einer Fläche von 1712 ha, in 457 Häusern, davon 2330 Katholiken, 155 Evangelische und 182 Juden[7] |
1890 | 2281 | [3] |
1905 | 2202 | meist katholische Einwohner[8][3] |
1910 | 2218 | am 1. Dezember[9][10][3] |
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2007 | 2019 |
Einwohner | 2985 | 3314 | 3830 | 4336 | 4422 | 4374 | 4711 | 5580 |
Sehenswürdigkeiten
In der Kirche Saint-Étienne (ehemalige Stiftskirche aus dem 18. Jahrhundert) befindet sich eine berühmte Orgel aus der nahen Zisterzienserabtei Villers-Bettnach, die 1729 von Joseph Le Picard gebaut wurde.
Die jüdische Gemeinde Boulay-Moselle errichtete im Jahr 1952 eine neue Synagoge an Stelle eines zerstörten neoromanischen Vorgängerbaus von 1854. Im Ort besteht ebenfalls ein jüdischer Friedhof.
Die Banlieue Saint-Jean, ein ehemaliges Wohngebiet für Militärs, ist international als „Geisterstadt Boulay“ bekannt. Die Geheimniskrämerei der Behörden und der Polizei machen den Platz zu einem Wallfahrtsort für „Geisterjäger“.
Spezialitäten
- Makronen von Boulay
Städtepartnerschaft
Am 4. Juni 2006 konnte Boulay eine 40-jährige aktive Partnerschaft mit der oberschwäbischen Stadt Mengen feiern.
Persönlichkeiten
- Kaspar von Niedbruck (1525–1557), Diplomat im Dienst von Ferdinand I. und Maximilian II. sowie reformatorisch gesinnter Humanist
- Charles von Villers (1765–1815), Offizier und Philosoph
- Julius Joseph Neumann (1836–1895), Priester und Abgeordneter des Deutschen Reichstags
- Alexis Weber (1862–1942), Bankier, Politiker, Mitglied des Landtags des Reichslandes Elsaß-Lothringen
- Robert Schuman (1886–1963), Politiker, lebte 1910 in Boulay
- Bernard Aubertin (* 1952), Orgelbauer
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
- Friedrich Toepfer: Beilagen. VIII. Die Herren von Bolchen. In: ders. (Bearb.): Urkundenbuch für die Geschichte des graeflichen und freiherrlichen Hauses der Voegte von Hunolstein, Bd. II. Jacob Zeiser, Nürnberg 1867, S. 464–467 (Google-Books)
- C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 71.
- Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 118.
- Eugen H. Th. Huhn: Deutsch-Lothringen. Landes-, Volks- und Ortskunde, Stuttgart 1875, S. 348–349 (Google Books).
- Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band III, Friedrich Bull, Straßburg 1886, S. 45–46 (books.google.de).
- Bolchen, Landkreis Bolchen, Elsaß-Lothringen, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Bolchen)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Passé-Présent : La Moselle dévoilée N°5 (Janvier-Février 2012)
- ↑ Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band III, Friedrich Bull, Straßburg 1886, S. 45–46, insbesondere S. 45.
- ↑ a b c d e Michael Rademacher: Landkreis Bolchn, Elsaß-Lothringen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
- ↑ Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 118.
- ↑ C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 71 und S. 78.
- ↑ Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 7 (online)
- ↑ Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 97, Ziffer 1104.
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 19, Leipzig/Wien 1909, S. 453 (Zeno.org)
- ↑ Bolchen, Landkreis Bolchen, Elsaß-Lothringen, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Bolchen)
- ↑ Kreis Bolchen, Elsass-Lothringen - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)