Spicheren
Spicheren | ||
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Wappen von Spicheren | ||
Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Moselle (57) | |
Arrondissement | Forbach-Boulay-Moselle | |
Kanton | Stiring-Wendel | |
Gemeindeverband | Forbach Porte de France | |
Koordinaten | 49° 12′ N, 6° 58′ O | |
Höhe | 220–357 m | |
Fläche | 8,11 km² | |
Einwohner | 3.232 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 399 Einw./km² | |
Postleitzahl | 57350 | |
INSEE-Code | 57659 | |
Website | www.spicheren.fr | |
Südwestansicht des Dorfs (vom Pfaffenwald aus gesehen) Südwestansicht des Dorfs (vom Pfaffenwald aus gesehen) |
Spicheren (deutsch Spichern, früher auch Speichern) ist eine französische Gemeinde mit 3232 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Moselle in der Region Grand Est (bis 2015 Lothringen). Sie befindet sich direkt an der deutsch-französischen Grenze. Der Ort wurde in Deutschland und Frankreich bekannt, weil Spichern Schauplatz der Schlacht bei Spichern des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71 war.
Geographie
Spicheren ist eine Ortschaft im historischen Lothringen, dem heutigen Département Moselle, direkt an der französisch-deutschen Grenze und liegt etwa fünf Kilometer östlich von Forbach am Wimmersbach. Der deutsch-französische Grenzübergang Goldene Bremm (frz. Brème d’or) liegt auf der Gemarkung von Spicheren.
Kultur und Sprache
Amtssprache ist Französisch. Als Umgangssprache ist Deutsch besonders in seiner Ausprägung als Lothringer Platt unter der älteren Bevölkerung noch sehr verbreitet. Bedingt durch die Nähe zum Ballungsraum Saarbrücken und die besondere Wohnqualität besitzen 30 % der Einwohner Spicherns die deutsche Staatsbürgerschaft. Im Rahmen eines grenzüberschreitenden Projekts werden die Kinder in der Vor- und Grundschule seit 2005 zweisprachig – deutsch und französisch – unterrichtet.
Geschichte
Der Name des 1259 erstmals erwähnten Dorfs leitet sich vom lateinischen Wort spicarium für ‚Getreidespeicher‘ ab. Die Ortschaft gehörte 1376 Arnold von Pittingen als Lehensträger der Herrschaft Forbach und dann zu Lothringen.[1]
Durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 kam die Region an Deutschland zurück, und das Dorf wurde dem Kreis Forbach im neu gebildeten Department Mosel, Bezirk Lothringen, im Reichsland Elsaß-Lothringen zugeordnet. Die Dorfbewohner betrieben Getreide- und Obstbau sowie Viehzucht.[1] Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Region aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919 an Frankreich abgetreten werden. Das Departement Mosel blieb in seinen geographischen Ausmaßen erhalten, wurde jedoch in Département Moselle umbenannt. Im Zweiten Weltkrieg war die Region von der deutschen Wehrmacht besetzt.
Deutsch-Französischer Krieg
Am Nachmittag des 6. August 1870 begann neben weiteren verlustreichen Gemetzeln der Sturm preußischer Truppen gegen den Roten Berg, einer steilen Erhebung östlich von Spichern, den die Franzosen zunächst hartnäckig verteidigten. Schließlich mussten sie zurückweichen und ermöglichten somit den weiteren Vorstoß der Preußen, was letztlich zur französischen Kapitulation mit beitrug.
Nach der Eingliederung Elsaß-Lothringens im Jahr 1871 errichteten die Preußen fünf Denkmäler auf den sogenannten Spicherer Höhen. Am Nordausgang von Spicheren befindet sich die Deutsch-französische Kriegsgräberstätte „Giffertwald“.[2][3][4] Im Jahr 1934, nachdem die Region seit 1919 wieder zu Frankreich gehört hatte, wurde das 15 Meter hohe Kreuz zu Ehren der am 6. August 1870 gefallenen französischen Soldaten errichtet.
Zweiter Weltkrieg
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges spielten die Spicherer Höhen eine bemerkenswerte Rolle für die deutsche Verteidigung, weil dort deutsche Truppen nach dem Rückzug französischer Truppen an die Maginot-Linie auf seit 1919 französischem Staatsgebiet stationiert waren. Die Nähe zu den saarländischen Industrieanlagen und zur grenznahen Großstadt Saarbrücken gebot aus Sicht des NS-Regimes die Einnahme des Giffertwaldes nahe Spicherns.
Im Dezember 1939 wurden auf den Spicherer Höhen erste provisorische Unterstände errichtet. Am 24. Dezember 1939 besuchte Adolf Hitler die Stellungen auf den Spicherer Höhen. Begleitet wurde er von Erwin von Witzleben, dem Oberbefehlshaber der 1. Armee. Aus Anlass der ersten Kriegsweihnacht läuteten die Glocken der Kirche St Laurent von Spichern.[5] Einer der Unterstände wurde in der Folge als „Adolf-Hitler-Stellung“ bezeichnet. Von Januar bis Juni 1940 wurde die Spichern-Stellung als Teil des Westwalls erbaut.[6] Die Bunker der Spichern-Stellung wurden nicht geschleift.[7]
Am 21. Februar 1945 nahmen US-amerikanische Truppen der 70th Infantry Division (Trailblazers) das Dorf ein. Auf der Spicherer Höhe befindet sich die Deutsche Kriegsgräberstätte Spicherer Höhen mit im Frontbereich gefallenen deutschen Soldaten des Zweiten Weltkriegs. Ein am 8. Mai 1997 von den Veteranen der Trailblazers der Gemeinde Spicheren gestifteter Panzer M24 Chaffee mahnt zur Erinnerung an die Schrecken des Krieges.[8]
Demographie
Anzahl Einwohner seit Ende des Zweiten WeLtkriegs | ||||||||
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Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2007 | 2017 |
Einwohner | 2202 | 2355 | 2414 | 2593 | 3008 | 3287 | 3249 | 3224 |
Kirche
Die Kirche St-Laurent wurde 1830 erbaut.
Wappen
Zwei Ähren auf dem Wappen der Gemeinde sollen daran erinnern, dass der Ort urkundlich erstmals als „Getreidespeicher“ genannt wurde. Das Schwert, das diese zwei Ähren trennt, erinnert an den Französisch-Deutschen Krieg (Juli 1870 bis Februar 1871).
Kreuzheck
Ein hufeisenförmiges Tal namens Kreuzheck, das sehr viele fruchtbare Böden einschließt und von einem Kalksteinfelsvorsprung in 157 Meter Höhe überragt wird, ist ein ehemaliger Kalksteinbruch.
Bereits 1862 wurde in der Spicherer Flur Kreutzeck Kalkstein abgebaut und ein Kalkofen betrieben, der Glasöfen in Schœneck belieferte. Im Jahre 1909 übernahm die Luxemburger Firma ARBED den Steinbruch, der nun auf neun Hektar ausgeweitete Abbaubereich erstreckte sich auf die Gemeindegebiete von Spicheren, Etzling und Alsting. ARBED installierte auch eine fünf Kilometer lange Drahtseilbahn und transportierte damit täglich bis zu 500 Tonnen Gestein über die Saar nach Bübingen in Deutschland. Bis zu 150 Arbeiter aus den umliegenden Dörfern und italienische Gastarbeiter arbeiteten hier bis 1944.
Besonders günstige klimatische Verhältnisse haben in der langgestreckten Grube eine artenreiche Flora und Fauna gefördert. Heute sind die Gleise von Moosen und Farnen bedeckt. Es finden hier sich mehrere Orchideenarten sowie weitere Pflanzen, die das Gebiet Kreuzheck als ein Naturreservat qualifizieren.
Im Jahr 1926 wurden im Steinbruch die versteinerten Überreste eines urzeitlichen Nashorns entdeckt, des Weiteren Pflanzenreste, die auf ein prähistorisches Jagdlager schließen lassen.
Verkehr
Spicheren liegt an der Europastraße 50, die auf deutscher Seite die Bundesautobahn 6, auf französischer Seite die Autoroute 320 ist. In Spicheren beginnt auch die Nationalstraße N3 nach Paris. Der deutsch-französische Grenzübergang heißt Goldene Bremm (frz. La Brême d’or).
Literatur
- Spichern, Kreis Forbach, Elsaß-Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Spichern (meyersgaz.org).
- Eugen H. Th. Huhn: Deutsch-Lothringen. Landes-, Volks- und Ortskunde, Stuttgart 1875, S. 380 (books.google.de).
- C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 73 (books.google.de).
- Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 131 (books.google.de).
- Albert Ruppersberg: Saarbrücker Kriegs-Chronik, Ereignisse in und bei Saarbrücken und St. Johann, sowie am Spicherer Berge 1870. 4. Auflage, Leipzig 1911.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Eugen H. Th. Huhn: Deutsch-Lothringen. Landes-, Volks- und Ortskunde, Stuttgart 1875, S. 380 (books.google.de).
- ↑ Onlineprojekt Gefallenendenkmäler: Spichern (Deutsche Kriegsgräberstätte 1870/71), Département Moselle, Frankreich, PLZ 57350, Deutsch-Französische Kriegsgräberstätte „Giffertwald“ des Krieges 1870/71 am Nordausgang von Spichern.
- ↑ Peter Steil: Sonderbeitrag: Der deutsch-französische Soldatenfriedhof Giffertwald Spichern (1870/71).
- ↑ Rolf Wittenbrock: Ehemaliges Schlachtfeld Spichern. memotransfont, abgerufen am 4. September 2013.
- ↑ Karl August Schleiden: Saarbrücken, so wie es war. Teil 2, Düsseldorf, 1980, S. 32.
- ↑ Gerhild Krebs: Die Befestigungsanlagen des Westwalls im Saarland. memotransfont, abgerufen am 3. September 2013.
- ↑ siehe zum Beispiel Arbeitsgemeinschaft Westwall
- ↑ siehe zum Beispiel Arbeitsgemeinschaft Westwall