Château-Voué

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Château-Voué
Wappen von Château-Voué
Château-Voué (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Moselle (57)
Arrondissement Sarrebourg-Château-Salins
Kanton Le Saulnois
Gemeindeverband Saulnois
Koordinaten 48° 51′ N, 6° 37′ OKoordinaten: 48° 51′ N, 6° 37′ O
Höhe 214–334 m
Fläche 7,47 km²
Einwohner 96 (1. Januar 2019)
Bevölkerungsdichte 13 Einw./km²
Postleitzahl 57170
INSEE-Code

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Dorfkirche St. Martin

Château-Voué (deutsch Dürkastel) ist eine französische Gemeinde mit 96 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Moselle in der Region Grand Est (bis 2015 Lothringen). Sie gehört zum Kommunalverband Saulnois.

Geographie

Château-Voué auf einer Karte Lothringens aus dem Jahr 1700

Die Gemeinde liegt in Lothringen auf einer mittleren Höhe von 250 Metern im Saulnois (Salzgau), 87 Kilometer nordwestlich von Straßburg, 44 Kilometer südöstlich von Metz und 36 Kilometer nordöstlich von Nancy,[1] zwischen den Nachbargemeinden Obreck im Westen, Sotzeling im Nordosten und Wuisse im Osten. Der Weiler Dédeling gehört zur Gemeinde, er liegt nordwestlich, die Ruine der Burg von Château-Voué liegt westlich und der Teich von Wuisse liegt südöstlich des Ortskerns. Die Gemeinde liegt im Regionalen Naturpark Lothringen.

Geschichte

Der Ortsname bezieht sich auf eine Burg, die zu den ältesten Burganlagen Lothringens zählt, 966 als villa Castellum dicta in comitatu Dextrich erstmals urkundlich erwähnt wird und in der Neuzeit durch Schloss Hunolstein ersetzt wurde.[2] In der Gründungsurkunde des Klosters Vergaville aus dem Jahr 966 wird die Schenkung von Ländereien und einer Kirche Saint-Martin in Castellum an das neugegründete Kloster erwähnt.[3] Die Schenkenden und zwei ihrer Familienmitglieder werden namentlich erwähnt: Hincmar, Sigeric, seine Frau Berthe und ihr Sohn Thierry. 1251 schenkte ein Pierre, Voué de Metz, dem Kloster weitere Ländereien in Castris (Château-Voué). Eine Vouerie oder Haute Vouerie entsprach in Lothringen einer Seigneurie.[4] In der Urkunde wird ebenfalls erwähnt, dass Château-Voué zur Grafschaft Destrich gehörte, die ihren Sitz in Destry (Destrich) hatte. Die Pfarrei von Château-Voué unterstand dem Erzpriester von Haboudange (Habudingen), der wiederum dem Bistum Metz unterstand.[5]

Ein neueres Ortsnamenbuch nennt zum Jahr 1264 die Namensform Chastelveit.[6] Der französische Zusatz -Voué lässt sich als Vogts- (französisch avoué, deutsch Vogt) erklären. Der deutsche Name lautet 1474 Dürrkastel.[7] Bereits 1406 erscheint in einer lateinischen Urkunde die Form Aridumcastrum. Aridus ist das lateinische Wort für „dürr“.[8] Welche Namensform in einer Urkunde von 1281 stand, die nicht im Original, sondern nur in französischen und deutschen Übersetzungen von 1616 vorliegt (die Übersetzungen haben Châteauvoué und Durnkasteln), ist unbekannt.[9]

Es wird angenommen, dass hier bereits in gallo-römischer Zeit (52 v. Chr. bis 486) ein Castellum bestanden habe.[10] Entsprechend ließe sich der deutsche Ortsname durch das gallische Wort Durn erklären.[11] Durnum bedeutete in gallischer Sprache „Schnabel“, „Vorsprung“, „extreme Position“ und wurde in Ortsnamen wie Durnovaria verwendet.[12]

In einer Urkunde von 1306 heißt der Ort Chastelz.[13] Im 14. Jahrhundert war die Seigneurie Château-Voué im Besitz der Familie Morsperch de Torcheville. 1325 wurde die Ortschaft als Chastel Le Wouweit in einer Urkunde bezüglich des Kriegs der vier Herren (1324–1326) erwähnt. Die Seigneurs Rodolphe und Renault von Château-Voué unterstützten die Stadt Metz in jenem Krieg. 1333 verzichteten Guillaume de Torcheville und der Bischof von Metz zugunsten des Herzogs von Lothringen auf ihre Rechte bezüglich Chaisteil vowey beziehungsweise Chastel Voiley (Château-Voué). Im weiteren Verlauf des 14. Jahrhunderts taucht die Familie Guermange als Seigneurs der Ortschaft auf. Die Guermanges waren Vasallen der Morsperch de Torcheville.[14]

Durch Heirat fiel ein Teil der Seigneurie der Morsperch de Torcheville 1404 an Jean de Pfaffenhofen, dem Spross einer elsässischen Adelsfamilie. Schon 1415 verkaufte Jean seinen Teil (fünf Achtel) der Burg an Henri Hase von Dievelich.[15] 1445 besaß Henri Hase von Dievelich drei Achtel der Burg. Er verstarb um 1460. Seine Tochter war vor ihm gestorben, sie war zweimal verheiratet gewesen, zunächst mit Damian von Helmstatt und dann mit Henri von Rathsamhausen und hatte fünf Kinder hinterlassen. Während die beiden Töchter abgefunden wurden, erhielten die drei Söhne 1461 je einen Anteil an der Burg.[16]

Während der Burgunderkriege (1474–1477) belagerten die Truppen von Karl dem Kühnen 1475 die Burg, und steckten sie in Brand.[17]

Die Familie von Helmstatt war ein Zweig der Göler von Ravensburg aus dem Kraichgau.[18] Sie hatte hier über sieben Generationen den Sitz einer Nebenlinie, die von den Bischöfen in Metz weitere Lehen unter anderem in Hingsingen und Sarralbe erhielt, Besitz und Rechte in Saarbrücken und in diversen Dörfern hatte. 1591 kam die Hälfte der Herrschaft Dürkastel an Johann Philipp von Helmstatt, dessen fünf Söhne den Besitz 1599 an Wilhelm von Hunolstein verkauften.[19] Die Vögte von Hunolstein hielten Dürkastel über insgesamt neun Generationen bis zur Französischen Revolution.[20]

Das Gehöft Bérange liegt südlich des Ortskerns. 1206 wurde es als Villa de Berange im Kopialbuch der Abtei von Salival, die heute auf dem Gemeindegebiet von Moyenvic liegt, erstmals urkundlich erwähnt.[5] Lepage nimmt an, dass es ein ehemals bedeutender Ort gewesen sein müsse.[21]

1793 erhielt Château-Voué als Chateau Voué im Zuge der Französischen Revolution den Status einer Gemeinde und 1801 unter dem heutigen Namen das Recht auf kommunale Selbstverwaltung. Es gehörte von 1801 bis 1871 zum früheren Département Meurthe.

Durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 kam die Region an Deutschland zurück, und das Dorf wurde dem Kreis Château-Salins im neu gebildeten Department Mosel, Bezirk Lothringen, im Reichsland Elsaß-Lothringen zugeordnet. Die Dorfbewohner betrieben Wein- und Getreidebau und verfügten über eine Mühle. Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Region aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919 an Frankreich abgetreten werden. Das Departement Mosel blieb erhalten, wurde jedoch in Département Moselle umbenannt

1981 wurde die Ortschaft Dédeling eingemeindet.[22] Dieser Ort wurde 995 als Dructelingas in comitatu Salninse, 1121 als ecclesia de Druthelinga und 1756 als Dedling urkundlich erwähnt.[23] Die Bewohner dieses Dorfs, auch Tietlingen genannt, das früher zum Bistum Metz gehörte, befassten sich im 19. Jahrhundert mit Wein-, Getreidebau und Schweinezucht.[24][25] Dédeling hatte als französischsprachige Ortschaft zu den 247 letzten Gemeinden gehört, deren Name im Ersten Weltkrieg am 2. September 1915 eingedeutscht wurde. Der Name wurde zu „Dedlingen“ geändert und war bis 1918 offizieller Ortsname.[26]

Demographie

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2019
Einwohner 126 121 107 93 76 98 113 96

Wappen

Das Wappen der Gemeinde ist golden und zeigt einen blauen Mantel des Schutzpatrons Martin von Tours. Ein heraldischer Mantel ist das Gegenteil einer heraldischen Spitze. In der Mitte ist ein roter Donjon dargestellt, zur Erinnerung an die Burg von Château-Voué, dadurch ist es ein redendes Wappen.[27]

Sehenswürdigkeiten

Das Gelände und die Ruine des ehemaligen Schlosses Hunolstein, das vermutlich 1670 zerstört wurde,[2] wurden 1991 in das Zusatzverzeichnis der Monuments historiques (historische Denkmale) eingetragen. Das Gelände befindet sich in Privatbesitz.[28]

Persönlichkeiten

Literatur

  • Dürkastel, Kreis Château-Salins, Elsass-Lothringen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Dürkastel (meyersgaz.org).
  • Dédeling, Kreis Château-Salins, Elsass-Lothringen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Dédeling (meyersgaz.org).
  • Eugen H. Th. Huhn: Deutsch-Lothringen. Landes-, Volks- und Ortskunde, Stuttgart 1875, S. 481 (books.google.de).
  • Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 171 (books.google.de).
  • Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band III, Friedrich Bull, Straßburg 1886, S. 104–105 (books.google.de).
  • Friedrich Toepfer: Beilagen III. Schloß und Herrschaft Dürrkastel oder Châteauvoué. In: ders. (Bearb.): Urkundenbuch für die Geschichte des graeflichen und freiherrlichen Hauses der Voegte von Hunolstein, Bd. III. Fr. Campe, Nürnberg 1872, S. 225–244 (Google-Books)
  • L. Jean: Les seigneurs de Chateauvoué 966-1793. Crépin-Leblond, Nancy 1897 (französisch, in Archive.org).

Weblinks

Commons: Château-Voué – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Château-Voué, Actuacity.com (französisch)
  2. a b Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band III, Friedrich Bull, Straßburg 1886, S. 104–105 (books.google.de).
  3. L. Jean S. 3
  4. L. Jean S. 5f
  5. a b Henri Lepage: Dictionnaire topographique du département de la Meurthe. In: Société d'archéologie lorraine et du Musée historique lorrain (Hrsg.): Dictionnaire topographique de la France. 6. Auflage. Band 14, Nr. 18. Imprimerie impériale, Paris 1862, S. 15+30+41+63 (französisch, in Google Books [abgerufen am 4. April 2010]).
  6. Henri Hiegel, Charles Hiegel: Dictionnaire étymologique des noms de lieux du département de la Moselle, Sarreguemines 1968
  7. L. Jean S. 23
  8. L. Jean S. 24
  9. L. Jean S. 24
  10. L. Jean S.1
  11. L. Jean S. 24
  12. Baron Dominique François Louis Roget de Belloguet, Louis-Ferdinand-Alfred Maury, Henri Gaidoz: Ethnogénie gauloise. Mémoires critiques sur l'origine et la parenté des Cimmériens, des Cimbres, des Ombres, des Belges, des Ligures, et des anciens Celtes. Band 1. B. Duprat, Paris 1864, S. 349 (französisch, in Google Books [abgerufen am 3. April 2010]).
  13. Hans Witte: Das deutsche Sprachgebiet Lothringens und seine Wandelungen von der Feststellung der Sprachgrenze bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts. In: Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, Band 8, Stuttgart 1894, S. 407–535, insbesondere S. 450 (books.google.de).
  14. L. Jean S. 8–13
  15. L. Jean S. 15–17
  16. L. Jean S. 19f
  17. L. Jean S. 201
  18. L. Jean S. 21
  19. L. Jean S. 50
  20. L. Jean S. 63–149
  21. Henri Lepage: Les Communes de la Meurthe, journal historique des villes, bourgs, villages, hameaux et censes de ce département, Bd. 1, Nancy 1853, S. 131f. Online (französisch)
  22. Des villages de Cassini aux communes d’aujourd’hui (französisch)
  23. Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band III, Friedrich Bull, Straßburg 1886, S. 87 (books.google.de).
  24. Eugen H. Th. Huhn: Deutsch-Lothringen. Landes-, Volks- und Ortskunde, Stuttgart 1875, S. 481 (books.google.de).
  25. Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 171 (books.google.de).
  26. Les 247 dernières communes à noms français, débaptisées seulement le 2 septembre 1915 (französisch)
  27. Union des Cercles Génealogiques Lorrains (französisch)
  28. Maison-forte, Château-Voué, Base Mérimée (französisch)